122 KM täglich (61+61 KM) fürn Praktikum??!

Begonnen von CubanNecktie, 20:05:25 Do. 31.Januar 2008

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CubanNecktie

Hallo, bin seit einigen Monaten in einer Integrationsmaßnahme drin, davon eben so 66% der Zeit für Praktikas vorgesehen. Eine Praktikumserfahrung (Firma) hab ich schon hintermir / verlassen, weil eben dieser keinen dauerhaften übernimmt.

.. bin so naiv und hoffe auf ne Firma die mich nimmt.

Und suche seit Anfang Januar weiter, hatte aber bis jetzt 15 Absagen kassiert (aus unterschiedlichsten Gründen oder kassiere Stillschweigen trotz Anrufe/Mails).

 ... genieße seit 3 Wochen mehr oder weniger Einzelunterricht, denn ich bin fast der Einzige aus meiner Maßnhame ohne gegenwärtigen Praktikumsbetrieb, Eine andere Teilnehmerin ist krank u.ä. ..... Und habe auch heute Firmen antelefoniert / gemailt ...

So, und Das dumme an der Sache kommt jetzt ... heute kam die Dozentin an .. und strahlte förmlich .. sie meinte ich könne schon am Montag anfangen. Der die Firma / Klinik ASKLEPIOS hätte Interesse an meiner Person für den kaufmännischen/IT- Bereich. Und meinte auch Zitat "Die suchen ständig welche" und ich hätte auch eine Chance auf einen dauerhaften Arbeitsplatz.

Na ja, ich weiß nicht ob ich richtig reagiere ... ich war absolut nicht angetan von dem Vorschlag ... ey .... sind 61 KM hin und 61 KM zurückzufahren. Also ca. 120 KM am Tag, das mit meinem fast 20 Jahre alten Opel  :cheer:

Gut, ich hab es so arrangiert, das ich morgen mindestens ein Vorstellungsgespräche in einer benachbarten Großstadt ... zum Glück nur 20 KM entfernt habe ....

Lieber geh ich in einer anderen Klinik Akten sortieren / archivieren, als dass ich jeden Tag über 120 KM Auto fahre  :(

Oder was meint Ihr ... hätte ich diesen Vorschlag annehmen sollen? Oder nicht? Immerhin ist dieser Vorschlag ja nicht vom Tisch ... ich hoffe nur, ich komme um ihn herum ohne größere Probleme .....

ps. was haltet Ihr von der Firma ASKLEPIOS? Sie ist ja bundesweit vertreten?

pss. mich hat eben nur die Hohe Kilometerzahl ageschreckt .. ich meine als HIV Empfänger kann ich mir kein anderes Auto mehr leisten.
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UnchainedRage

ob du annehmen hättest sollen oder nicht kann man dir keiner beantworten. kann sein dass die wirklich suchen, warscheinlicher ist aber dass sie sich mit praktikanten durchwurschteln.

ich würde an deiner stelle die karre als kaputt melden. wenn sich was gutes für dich ergibt hast du ein auto, aber für nen praktikumspkatz so viel rumfahrerei fänd ich auch nicht in ordnung.

Ocean

Zitat122 KM täglich (61+61 KM) fürn Praktikum??!

...würde ich zumindest nicht machen. Habe selbst ein altes Auto und bin froh, wenn es die täglichen 40 km noch einige Zeit überlebt.

Bei 120 km täglich ergibt das im Monat ca. 2.500 km. Bei einem Verbrauch von 8 Litern/100 km bedeutet das im Monat Spritkosten von 270 Euro!

Darin sind noch nicht Reifenabnutzung u.ä. enthalten...

Wilddieb Stuelpner

Was man von kostenlosen bzw. gering entlohnte Firmanpraktikas zu halten hat, ist in der Regel von Unternehmern organisierte Schwarzarbeit und in dieser schwarzgefärbten, kriminellen CDU-Wirtschaft der Normalzustand. Es wird notwendig solche "Beschäftigungen" zum Straftatbestand von Wirtschaftskriminalität zu erklären und zu bewerten. Es ist Ausbeutung in Reinstkultur. Ich erinnere an diesen Monitorbeitrag:

ARD/WDR, Sendung "Monitor" Nr. 520 vom 01.07.2004: Neue Schattenwirtschaft: Biete Praktikum, zahle nichts

Den Artikel kann man als PDF-Datei öffnen und ist auch bereits in diesem Forum über die Suchfunktion in der Normaldarstellung auffind- und lesbar.

Solche Jobs sollte man wegen dem wirtschaftskriminellem Charakter rundweg ablehnen. Nach dem Rotationsprinzip werden Praktikanten immer gegen neue ersetzt und Firmen verdienen sich in der Langzeitwirkung bei ohne oder nur mit geringer Lohnzahlung mit dem Absatz vollwertiger Produkte und Leistungen, die die Praktikanten herstellen, eine goldene Nase. Pure Bereicherungssucht der Unternehmer verbunden mit Steuer- und Sozialbeitragshinterziehung! Sie sparen sich Tariflöhne und den Kündigungsschutz, da Du sofort entlassen werden kannst.

Einer Sperrzeit solltest Du nicht ausgeliefert sein, da Du wirtschaftskriminelle Straftaten nicht durch eigene Arbeitsleistungen unterstützen mußt.

Es besteht zumeist kein schriftliches, arbeitsvertragliches Praktikantenverhältnis, der Sozialversicherungsschutz hinsichtlich Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherungsschutz fehlt auch wenn ein Vertrag erstellt werden sollte völlig, weil der Unternehmer sich die Abführung dieser Beiträge an die Versicherungsträger schenkt. Laß einmal einen Arbeits- oder Arbeitswegeunfall passieren, dann bist Du völlig der Gelackmeierte und bekommst kein Krankengeld und später bei verbleibenden Dauerschäden keine Erwerbsminderungsrente.

Wer solche Firmenpraktikas ausübt, der mindert seine Altersrente selbst, weil dem trotz erbrachter Arbeit die Rentenversicherungszeiten und -beiträge fehlen werden.

Der Staat wird auch geschädigt, da Du trotz Arbeit hilfebedürftig bleibst und auf ergänzendes Alg II angewiesen bist, um zu überleben. Da gleichzeitig auch keine Versicherungsbeiträge an die Arbeitslosenversicherung fließen, wirst Du Deine Anwartschaft von 52 Kalenderwochen in einer Grundrahmenfrist von 2 Jahren für eine Neubeantragung von Alg I nach Ablauf des Firmenpraktikums nicht erreichen und wieder auf Alg II zurückfallen.

Da kannst Du besser während dieser Zeit in Alg II verharren und bist über die ARGE kranken-, pflege-, renten- und unfallversichert.

Ansonsten verweise ich noch auf folgende Artikel:

Wikipedia: Genaeration Praktikum

Arte: Generation Praktikum

Rechts oberhalb der Überschrift gibt es auf Folgeseiten weiterführende Links.

Vom Arbeitsweg her stellt sich die Zumutbarkeitsfrage:

Zulässig ist ein Arbeitsweg von max. 2,5 Std. bei einem 8-Std.-Arbeitstag und wohl 2 Std. bei einem 6-Std.-Arbeitstag. Für den Wert des 6-Std.-Arbeitstags möchte ich mich bei einer Antwort auf die Schnelle nicht verbürgen.

Ich bezweifle, daß man Praktikas als arbeitsvertragliche Tätigkeit definieren kann und damit diese Regel vom zumutbaren Arbeitsweg greifen kann. Was keine Arbeit darstellt, ruft auch keinen Arbeitsweg hervor, den man amtlich erzwingen kann.

Ocean

Ein Praktikum kann natürlich auch eine gute Erfahrung sein, wenn man nicht ausgebeutet wird.

Schlimm und übel wirds natürlich dann, wenn einem bei guter Leistung große Hoffnungen auf eine eventuelle Festanstellung gemacht werden...

flipper

awas! schlimm wirds erst wenn der ausgebeute das auch noch glaubt.
"Voting did not bring us further, so we're done voting" (The "Caprica Six" Cylon Model, BSG)

CubanNecktie

ZitatBei 120 km täglich ergibt das im Monat ca. 2.500 km. Bei einem Verbrauch von 8 Litern/100 km bedeutet das im Monat Spritkosten von 270 Euro!

Nun ja, bei 20 Cent je Kilometer bekomme ich dann 500 €, aber trotzdem ... das deckt nie alle Kosten .. und vor allem wenn mein Auto schlapp macht stehe ich ohne da und ein anderes ist zu leisten voll unmöglich.  X(

Die war gestern übelst sauer am Telefon und wollte das ich dieses Praktikum wenigsten als NOTNAGEL 'zum überbrücken' nehme!!!! Bis ich was in meiner Nähe gefunden habe. Aber Fuck, hab eben kein Glück bis jetzt ... viele Firmen nehmen keine Praktikanten / oder sind mit P. voll besetzt oder es bleiben irgendwelcher Packer/Lagerjobs oder Archiv...

Nun gut, werd das letztere nehmen und wenns mir nicht schmeckt (es schmeckt mir schon jetzt) gibts andere Lösungn!
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Wilddieb Stuelpner

Firmenpraktikas sind, egal ob zu Hungerverdiensten oder umsonst für den Unternehmer beschäftigt, dessen Wunsch- und Idealvorstellung wie künftig die Arbeitswelt ohne jegliche AN-Rechte am liebsten aussehen soll:
  • gewerkschaftliche Interessenvertretung für Praktikanten braucht man nicht.
  • Es gibt keinen Kündigungsschutz, da man jeden jederzeit nach Nase einstellen oder fristlos nach Lust, Liebe und Laune, Willkür und schlechter Urinprobe des Unternehmers beliebig oft und straffrei feuern kann.
  • Lohn und Überstundenbezahlung gibt es nicht, bestenfalls einen feuchtwarmen Händedruck, wenns hochkommt, eher und im öfter ist ein oder mehrere Arschtritte des Unternehmers zu erwarten.
  • Unternehmerische Fürsorgepflichten wie regelmäßige, leistungsgerechte Bezahlung für erbrachte Arbeitsleistung des Beschäftigten, Überstundenbezahlung, Bezahlung der Erschwerniszuschläge, Urlaub als Ausgleichsmittel gegen ständige Arbeitsbelastungen, Krankengeld im Erleidensfall von Krankheiten, Arbeits- bzw. Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten, die vorgeschriebenen betrieblichen Leistungen im Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz, eine seriöses Arbeitszeit- und Pausenregime nach dem AZ-Gesetz bleiben eine Utopie.
  • Die Notwendigkeit und unternehmerische Pflicht zur Zahlung von Unternehmens-, Gewebe-, Lohn- und Einkommenssteuern und Sozialversicherungsbeiträgen an KV, PV, RV, AV und UV entfällt völlig. Der Staat und nicht der profitgeile Unternehmer hat für den aktuellen und künftigen Lebensunterhalt der beschäftigten und entlassenen Praktikanten aufzukommen. Der Unternehmer stellt nur die Forderung an den Staat rotationsmäßig immer wieder für ausreichend leistungsfähigem Nachschub an frischen Arbeitskräften zu sorgen. Der Staat, zweckentfremdet als willfährer, leuteschindender Drückerboss geworden, übernimmt solche Aufgaben wie einst die SS für die Fabriken im Nazireich der IG Farben im Generalgouvernement. Der Unternehmer fühlt sich an keinerlei Verflpflichtungen gegenüber der Gesellschaft, Staat, Belegschaft und der Bevölkerung gebunden. Er lebt wie eine fette, vollgefressene Made parasitär wie als größter anzunehmender Sozialschmarotzer (GASS) im Speck.
Das geht nur, weil dem Kapital dienende Politiker und Beamte in Parlamenten und Behörden, Gerichten etc. als Diener, Lakaien und Büttel sitzen hat, die die Anwendung von Rechts- und Strafmitteln gegen rechtsmißbrauchende Unternehmer schon heute vereiteln, bei Kontrollen alle Augen einschl. der Hühneraugen schließen, Gesetzeslücken groß wie Scheunentore offen stehen läßt und den Weg zur völlig rechtsfreien , kosten- und aufwandsfreien Arbeitswelt schon heute langfristig über prekäre Trainings- und Beschäftigungsmaßnahmen, 1-Euro-Jobs, Mini- und Midijobs, Kombilöhne, Leih- und Zeitarbeit und eben über Firmenpraktikas mit Hartz IV-Schmiermitteln ebnen.

Trainings- und Beschäftigungsmaßnahmen, 1-Euro-Jobs, Mini- und Midijobs, Kombilöhne, Leih- und Zeitarbeit und Firmenpraktikas sind für den aktuellen Moment und erst recht mit Blick auf die Altersabsicherung keine akzeptable, lebensexistenzerhaltende und -sichernde Arbeitsförderungsmaßnahme. Es sind alles Mittel zur Ausbeutung der Menschen, weil der mit diesen Beschäftigungen und "Arbeiten" erlangte Verdienst, sofern es ihn geben sollte, nicht der erbrachten Arbeitsleistung gleichwertig gegenübersteht. Der Unternehmer bzw. Beschäftigungsträger eignet sich widerrechtlich den vom Beschäftigten durch Arbeit geschaffenen Mehrwert rechtdwidrig an - also Ausbeutung.

Es gibt weder arbeits- noch sozialrechtlich eine exakte, einordnungsfähige Begriffsdefinition vom Praktikum, die man vor Gericht abklären kann. Praktikum ist rechtlich weder Fisch noch Fleisch und der Praktikant sitzt rechtlich zwischen Baum und Borke. Auch deshalb sollte man einem Praktikum am besten aus dem Wege gehen oder besser es aktiv bekämpfen.

Jeder Praktikant kann sich deshalb dagegen organisieren und unter die Obhut von fair work e.V. begeben.

Fair work hat eine Definition für den rechtswidrigen Begriff Praktikum vom BAG sich zu eigen gemacht:

ZitatDefinition "Praktikant"

"Praktikant" ist, wer sich für eine vorübergehende Dauer zwecks Erwerb praktischer Kenntnisse und Erfahrungen einer bestimmten betrieblichen Tätigkeit und Ausbildung, die keine systematische Berufsausbildung darstellt, im Rahmen einer Gesamtausbildung unterzieht, weil er diese für die Zulassung zum Studium oder Beruf, zu einer Prüfung oder anderen Zwecken benötigt."

(Definition ,,Praktikant" durch das Bundesarbeitsgericht in seiner Entscheidung vom 13.03.03 – 6 AZR 564/01)
Man sollte alles ächten und strafrechtlich verfolgen, was bis jetzt unsere von Unternehmern geschützte Politiker- und Beamtenbrut auch im Rahmen von Hartz IV dem Volk zumutet und aufzuzwingen versucht:

Trainings- und Beschäftigungsmaßnahmen, 1-Euro-Jobs, Mini- und Midijobs, Kombilöhne, Leih- und Zeitarbeit und Firmenpraktikas.

Eine Alternative anstelle vom Praktikum ist aus großbürgerlicher Sicht, nicht aber aus Sicht an-orientierter Arbeitsrechtler, das Probearbeitsverhältnis. Es ist arbeitsrechtlich erheblich sauberer und die richtige Vorstufe für eine nachfolgende Festanstellung. Probearbeitsverhältnisse dienen der Arbeits- und Leistungsanpassung an das später in Vollzeitjob geforderte Leistungspensum. Probearbeitsverhältnisse wirken wie eine Einarbeitungszeit mit sich steigernden, angepassten Einarbeitungsnormen bei sicherer und regelmäßiger Arbeitsvergütung und sozialem Versicherungsschutz.

Ein Firmenpraktika vor dem Probearbeitsverhältnis zu platzieren ist Unfug und überflüssig, da eine Einarbeitung der Einarbeitung Nonsens ist. Jeder sollte ein Firmenpraktika grundsätzlich ablehnen und auf ein Probearbeitsvertrag pochen.

Wilddieb Stuelpner

ZitatOriginal von flipper
awas! schlimm wirds erst wenn der ausgebeute das auch noch glaubt.

... und sich wider besseres Wissens und Lebenserfahrung auf das Kuckucksei Praktikum immer wieder einläßt.

CubanNecktie

Okay, vielen Dank für die Tipps ... ich habe übrigens eine Flucht nach vorne gemacht und mich um eine REGULÄRE STELLE bei dieser Klinik beworben, im kaufmännischen Bereich.

Werd euch auf dem laufenden halten.

Und ja, ich bin bei der Integrationsmaßnahme bei der ... nennt sich ziemilch herabwürdigend "... mit multiplen Vermittkungshemnissen".
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