Zahl der Asylbewerber in Mittelsachsen sinkt

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 21:02:53 Fr. 29.Februar 2008

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Wilddieb Stuelpner

Freie Presse, Lokalteil Freiberg, vom 15.02.2008

Zahl der Asylbewerber in Mittelsachsen sinkt - Seit Jahren rückläufige Zuwandererzahlen in Landkreisen - Teilweise kritikwürdige Lebensbedingungen in Wohnheimen

Von Astrid Ring

Freiberg. In Mittelsachsen ersuchen immer weniger ausländische Staatsangehörige um Asyl. Wurden dem Landkreis Freiberg im Jahr 2004 insgesamt 80 Asylbewerber zugewiesen, waren es voriges Jahr noch 36. Im Landkreis Mittweida reduzierte sich die Zahl im gleichen Zeitraum von 64 auf 21. Die meisten sind in den Heimen in Freiberg, Helbigsdorf, Mobendorf und Frankenau untergebracht.

Derzeit leben im Landkreis Freiberg 189 Asylbewerber, 144 davon sind im Besitz einer so genannten Duldung. Bei diesen Frauen und Männern wurde der Asylantrag abgelehnt. "Allerdings werden sie aus unterschiedlichen Gründen nicht abgeschoben", erläuterte Annett Schrenk vom Landratsamt Freiberg. Dazu zählten neben Bürgerkrieg im Heimatland oder ähnlichen Gründen auch Passlosigkeit. "Die betreffenden Personen werden immer wieder zur Vorlage von Dokumenten zur Identifizierung aufgefordert. Sollten sie dem nicht nachkommen, können ihnen Sachleistungen entzogen werden", hieß es dazu aus dem Freiberger Landratsamt.

Gerade dieses Kürzen und gänzliche Einstellen von Leistungen und Taschengeld kritisiert Cornelia Ernst, innen- und migrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im sächsischen Landtag, heftig. Die Abgeordnete schaute sich in Asylbewerberheimen die Bedingungen der dort lebenden Menschen an. "Bewerber, die bei der Beschaffung ihrer Pässe nicht behilflich sind, erhalten beispielsweise im Landkreis Freiberg oft kein Taschengeld - und das über Jahre", hat Ernst festgestellt. Zudem herrsche nach ihren Worten in der Freiberger Behörde "ein rigider Umgangston mit den Asylbewerbern".

Dies wiederum wollte Johannes Kretzer (Die Linke), Ausländerbeauftragter im Landkreis Freiberg, so nicht bestätigen. "Solch ein Urteil kann nicht pauschal gefällt werden, dafür müssen konkrete Fälle benannt werden", fordert er.

Als unmöglich schätzte Cornelia Ernst die Situation der Bewohner im Wohnheim Helbigsdorf ein. "Die Menschen dort leben viel zu beengt. Außerdem zweifele ich an, dass der Brandschutz gewährleistet ist", so ihr Urteil. Dies sei im Freiberger Heim nicht so gravierend. Dort gibt es jedoch offensichtlich Probleme mit sanitären Anlagen. In beiden Heimen fehle ein Ansprechpartner rund um die Uhr. "Das ist problematisch, wenn so viele Nationalitäten unter einem Dach wohnen und Streitigkeiten nicht ausbleiben", fügte die Freiberger Die Linke-Landtagsabgeordnete Elke Altmann an.

Im Asylbewerberheim in Freiberg sind gegenwärtig von 160 Plätzen 120 belegt, im Heim in Helbigsdorf wohnen 29 Erwachsene und Kinder, dort gibt es 49 Plätze. "Von den 21 Asylbewerberfamilien im Landkreis Freiberg haben 12 eine Wohnung, die anderen sind in Heimen untergebracht", erläuterte Annett Schrenk. Im Raum Mittweida erhielten 23 der Antragsteller auf Asyl eine Wohnung. Im Heim Mobendorf leben 126 Ausländer, im Heim in Frankenau 58. Insgesamt stehen 377 Plätze zur Verfügung.

Wilddieb Stuelpner

Freie Presse, Ausgabe Freiberg, vom 21. Februar 2008

Bedingungen der Asylbewerber sind Thema - Linke werten Tour durch Heime in Sachsen aus - Beengte Verhältnisse in Helbigsdorf kritisiert

Von Astrid Ring

Dresden/Mulda/Helbigsdorf. Auf die beengten Verhältnisse für die im Helbigsdorfer Asylbewerberheim wohnenden Ausländer haben Vertreter der Landtagsfraktion Die Linke bei ihrem Besuch in sächsischen Heimen aufmerksam gemacht. Cornelia Ernst, innen- und migrationspolitische Sprecherin der Fraktion, hatte sich dabei in Helbigsdorf umgeschaut. "An dem Besuch haben auch Vertreter des Landkreises Freiberg teilgenommen, mit ihnen wurde darüber gesprochen", erläuterte gestern Johanna Stoll vom Vorstand des sächsischen Flüchtlingsrates, die ebenfalls an der Tour teilnahm. Gegenwärtig werde die Rundreise ausgewertet. Gravierende Probleme und notwendige Veränderungen würden laut Stoll auch auf Landesebene im Innenministerium angesprochen. "Dabei geht es unter anderem darum, dass vor allem Familien verstärkt in Wohnungen untergebracht werden sollen", nannte sie einen wichtigen Fakt. Obwohl die Zahl der Asylbewerber generell rückläufig ist, gibt es auch Fälle, in denen wegen laufender Verfahren oder schwieriger Bedingungen in den Heimatländern ein Abschiebestopp besteht. Seien diese Zuwanderer über Jahre in Heimen untergebracht, "verlieren sie die Möglichkeit zur Integration Sozialisierung", erläuterte Johannes Kretzer, Ausländerbeauftragter Landkreises. Kritisiert wurde während des Besuchs im Heim Helbigsdorf auch das eingeschränkte Auszahlen oder Streichen des Taschengeldes bei Asylbewerbern, die nicht bei der Beschaffung ihres Passes oder anderer Dokumente behilflich seien. "Das ist menschenunwürdig", sagte Johanna Stoll. Versorgt werden die Asylbewerber in Helbigsdorf über Sachleistungen. Sie können in einem Geschäft im Ort bargeldlos einkaufen. Von den 51 Plätzen im Asylbewerberheim Helbigsdorf sind gegenwärtig 28 Plätze belegt.

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