Summer of Discontent

Begonnen von Kuddel, 22:05:10 Mi. 22.Juni 2022

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Kuddel

Der letzte große Bahnstreik in UK liegt über 30 Jahre zurück.
Doch oft wird die momentane Streikwelle mit dem Winter of Discontent 1978/79 verglichen.

Auch wenn ich die Einschätzung von Wikipedia nicht teile, findet man da stichwortartig ein paar Fakten über die Ausmaße der Streikwelle. https://de.wikipedia.org/wiki/Winter_of_Discontent

Ich möchte dabei darauf hinweisen, wie vergleichbar unwichtig Wahlen und die ganzen beknackten Parteien sind. Egal was die Leute gewählt haben, sie haben die Schnauze voll. Das Lahmlegen der wirtschaftlichen Abläufe erzeugt viel mehr Druck, als jede Großdemo. Das müssen wir erstmal begreifen, egal wie sehr Politik und Medien das herunterspielen mögen.

Wir haben neben UK auch noch die Streikbewegug in Belgien. In Deutschland ist es an den Kliniken, den Flughäfen und den Häfen unruhig. Weltweit wird es unruhiger.

Der Scheißkapitalismus und seine Krisen machen die Menschen fertig. Natürlich beendet eine Streikwelle noch nicht dieses Wirtschaftssystem, doch sie vermittelt ein Gefühl, wieviel Macht ein gemeinsames Handeln bedeutet. Wir haben noch viel zu lernen.

Zum Glück ist erstmal Schluß mit dieser verdammten Friedhofsruhe.


Kuddel

Angesichts der Horrormeldungen über Krisen, Kriege und Katastrophen, geht die Streikwelle in der öffentlichen Wahrnehmung unter.

So eine Welle von Arbeitsniederlegungen hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.
Die Streikwelle schwappt über Europa und auch auf den anderen Kontinenten kommt es zu heftigen Arbeitskämpfen.
Die Rolle der Gewerkschaften, die Zunahme wechelseitiger Bezugnahme und Solidariät, sollte diskutiert werden.

Kuddel

ZitatTausende von British Telecom-Beschäftigten werden nach der ersten landesweiten Streikabstimmung seit 35 Jahren in den Streik treten.
https://www.theguardian.com/business/2022/jun/30/bt-staff-vote-for-first-national-strike-in-35-years

Kuddel

ZitatAustralien, New South Wales und Canberra: Zehntausende Krankenhausbeschäftigte und Lehrkräfte im Ausstand. Bummelstreiks von Lokführern
https://www.jungewelt.de/artikel/429554.arbeitsk%C3%A4mpfe-streiks-im-herzland.html

ManOfConstantSorrow

Kanada:

ZitatEin Sommer der Arbeitskämpfe wird erwartet, da die Inflation ansteigt und die Tarifverträge auslaufen

Gewerkschaften und Experten sagen, dass sich die Beschäftigten nicht mit den üblichen Erhöhungen aus der Zeit vor der Pandemie zufrieden geben werden
https://www.cbc.ca/news/business/labour-strikes-summer-unrest-negotiations-1.6505522
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Die Streikwelle ist nicht nur ein britisches Phänomen.
Selbst in der befriedeten Bundesrepublik rumpelt es, die Ausbeutungsmaschinerie läuft nicht mehr wie geschmiert.

Die Kämpfe in den Krankenhäusern sind ohne Beispiel. So etwas hat es in der BRD noch nie gegeben. Solche Hafenarbeiterstreiks hat es seit 40 Jahren nicht mehr gegeben. Die Unruhe in Ostdeutschen Betrieben ist enorm. Es ist auch bei den Automobilzulieferern unruhig.

Der Mainstream hat seit Jahrzehnten behauptet, es gäbe keine Arbeiterklasse mehr. Klassenkampf sei ein Konzept von vorgestern. Und die radikale Linke ging stets davon aus, daß Arbeiter in Deutschland niemals kämpfen würden.

Wir haben einerseits Medien, die stramm auf Seiten der Wirtschaft stehen und wir haben Gewerkschaften, die die Aufrechterhaltung des Sozialen Friedens für ihr oberstes Ziel halten. Die Linkspartei interessiert sich nicht für Betriebsarbeit und die sonstigen linken Splitterparteien, Grüppchen und Strömungen haben keinerlei Relevanz für Malocher.

Der soziale Druck, der immer schwerer werdende Alltag, kommt bei den Menschen an, ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Sie können selbst 1 und 1 zusammenzählen und sehen, daß niemand sich für sie einsetzt. Sie können es nur selber tun. Egal wen man gewählt hat, es ging weiter bergab.

In Groß Britannien sind die Gewerkschaften auch nicht so toll. Die Streikbewegung kommt nicht von den Gewerkschaften, sondern durch Druck von unten. In den deutschen Häfen ist auch Verdi nicht die treibende Kraft, sondern es sind die Hafenarbeiter selbst.

Die Faschos können im Moment nicht punkten. Sie haben keine Antwort auf die Krise und die verschärfte Ausbeutung.

Ich frage mich, wie Debatten jetzt laufen. Kann man von ihnen lernen? Kann man sie unterstützen? Sich einmischen? Wie und wo finden sie statt? Am Arbeitsplatz und in der Kneipe? Bei WhatsApp und facebbook?

Kuddel

ZitatStreikwelle im UK-Transport
Stillstand im größten Containerhafen?

Britische Hafenarbeiter wollen im Kampf um höhere Löhne den größten Containerhafen des Landes lahmlegen. Tausende streikende Lokführer haben erneut den Schienenverkehr aus dem Takt gebracht.


Bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Unite the Union sprach sich eine überwältigende Mehrheit von 92 Prozent der Hafenarbeiter für einen Streik in Felixstowe aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 81 Prozent, die Gewerkschaftsmitglieder sind für alle Aspekte des Hafenbetriebs zuständig. Unite ist die zweitgrößte Einzelgewerkschaft des Landes.

Große Probleme für die Lieferketten

Ein Streik würde Felixstowe zum Stillstand bringen und große logistische Probleme für den in den Hafen einlaufenden See- und Straßengüterverkehr verursachen, betont die Gewerkschaft. Die gesamte britische Lieferkette werde erheblich gestört, denn Felixstowe sei für 48 Prozent des britischen Containerhandels verantwortlich. Streiktermine sind noch nicht bekannt gegeben, noch könne das Unternehmen ein realistisches Angebot vorlegen.

Aktionäre profitieren vor Arbeitnehmern


Großbritannien erlebt gerade die höchste Inflation seit 40 Jahren. Die Felixstowe Dock and Railway Company hatte eine Lohnerhöhung von fünf Prozent angeboten. Bei einer Inflationsrate von derzeit 11,9 Prozent sei dies eine effektive Lohnkürzung, kritisiert Unite. Generalsekretärin Sharon Graham sagte, das Unternehmen sei sehr wohlhabend und könne sich eine Lohnerhöhung leisten. ,,Stattdessen hat es sich entschieden, den Aktionären
Bonanza-Ausschüttungen in Höhe von 100 Millionen Pfund (etwa 118 Millionen Euro) zukommen zu lassen." Im vergangenen Jahr habe die Lohnerhöhung mit 1,4 Prozent unter der Inflationsrate gelegen.

Sitz auf den Cayman-Inseln

Die Dividenden des Unternehmens werden laut Gewerkschaft über eine komplizierte Unternehmensstruktur ausgeschüttet, flössen aber in erster Linie an die oberste Holdinggesellschaft des Unternehmens, CK Hutchison Holdings Ltd. Diese sei auf den Cayman-Inseln registriert und an der Börse in Hongkong notiert.

Nächste Bahnstreiks angekündigt


Nachdem rund 40.000 streikende Beschäftigte von Bahnunternehmen am vergangenen Mittwoch für große Störungen im Betrieb gesorgt hatten, hat die National Union of Rail, Maritime and Transport Workers (RMT) die nächsten Aktionen für den 18. und 20. August vorgesehen. Die Lokführergewerkschaft Aslef kündigte den nächsten 24-Stunden-Streik für den 13. August an. Die britische Regierung hat sich auf die Seite der Arbeitgeber gestellt.
https://www.eurotransport.de/artikel/streikwelle-in-uk-stillstand-im-groessten-containerhafen-11211837.html?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter

Kuddel

Nicht schlecht. Streikende und Unterstützer besetzen Büro von Transport for London.

https://twitter.com/GuySmallman/status/1554786133942435841

ManOfConstantSorrow

ZitatStreik bei Royal Mail - Mobilisierung unserer Abteilungen in ganz Großbritannien



Wir sind zum Kampf bereit", lautet die unmittelbare Reaktion von CWU-Vertretern aus allen Teilen des Vereinigten Königreichs, während sich die Gewerkschaft auf den größten Streik des Sommers vorbereitet...


Rund 115.000 Postbeschäftigte sind für vier Tage - Freitag, den 26. und Mittwoch, den 31. August, sowie Donnerstag, den 8. und Freitag, den 9. September - zum Streik aufgerufen, der die größte Aktion des heißen Streiksommers 2022 sein wird.(...)
https://www.cwu.org/news/royal-mail-strike-mobilising-our-divisions-across-the-uk/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

ZitatGrangemouth-Raffinerie-Zufahrt durch wilden Streik blockiert(...)

Rund 250 Wartungsarbeiter blockierten vorübergehend eine Zufahrtsstraße vor der Petroineos-eigenen Anlage in Grangemouth.
https://www.dailyrecord.co.uk/news/politics/grangemouth-refinery-entrance-blocked-wildcat-27702717
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Hier ein kleiner Englischkurs in schönster britischer Aussprache:

https://twitter.com/BernieSanders/status/1559966934740918272




Kuddel

Englisch für Fortgeschrittene.
Hier gibt es kein Oxford English, sondern schottischen working class Dialekt:

https://twitter.com/eiecampaign/status/1563898625289326595

Kuddel

Streikversammlung in der Kathedrale von Manchester



Viele paßten nicht mehr rein und versammelten sich auf dem Platz davor.


Kuddel


Kuddel



counselor

ZitatNach Zusammenbruch des Pfunds: Großbritannien steht vor sozialer Explosion

Der beispiellose Wertverfall des britischen Pfunds wird die brutale Sparoffensive gegen die Arbeiterklasse beschleunigen und den Weg für einen massiven Ausbruch des Klassenkampfes ebnen. Arbeiter müssen daher dringend eine Strategie entwickeln, um die Truss-Regierung und ihre faktischen Verbündeten von der Labour Party zu besiegen.

Quelle: https://www.wsws.org/de/articles/2022/09/30/vdzg-s30.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Die seit Wochen andauernde massivste Streikbewegung in Europa wird von den deutschen Medien konsequent totgeschweigen.

BGS

Zitat von: Kuddel am 15:53:01 Do. 13.Oktober 2022Die seit Wochen andauernde massivste Streikbewegung in Europa wird von den deutschen Medien konsequent totgeschweigen.

Das spricht Bände.
MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

counselor

ZitatKrise in Großbritannien - Premierministerin Liz Truss tritt zurück

Premierministerin Liz Truss tritt nach dem Regierungschaos der letzten Tage zurück. Sie hatte erst Anfang September das Amt von Boris Johnson übernommen.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/liz-truss-ruecktritt-grossbritannien-100.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Mich beeindrucken die Reden von dem Bahngewerkschafter Mick Lynch.
Diese ist adressiert an die Labour Party, also die Sozialdemokraten und zwar an jeden Einzelnen von ihnen.

https://twitter.com/SaulStaniforth/status/1592066050786484226

"...stehst du 2022 und 2023 auf der Seite der Seite der Arbeiter? Die Geschichte wird über dich urteilen! Wo warst du während der Welle der Auseinandersetzungen? Wo warst du, als die Gewerkschaftsbewegung wieder auferstanden ist und ihre Identität gefunden hat? Warst du mit uns oder warst du gegen uns? Oder hast du versucht, auf der Seitenlinie zu bleiben, um auf eigene Vorteile zu lauern? In diesen Kämpfen ist niemand neutral!"

ManOfConstantSorrow

ZitatArbeitskampf
»Verarmung nicht hinnehmen«

Hunderttausende Beschäftigte unterschiedlicher Branchen legen in Großbritannien Arbeit nieder. Militär soll Streikende ersetzen
https://www.jungewelt.de/artikel/439946.arbeitskampf-verarmung-nicht-hinnehmen.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

BGS

Hoffentlich führen die britischen Streiks bald dazu, dass alle Welt streikt. Der weiteren Verarmung muss Einhalt geboten werden!

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

ManOfConstantSorrow

Wir sollten nicht in blinde Begeisterung geraten.
Sicherlich, eine solche Streikwelle ist beeindruckend. Die Reden des Bahngewerkschafters Mick Lynch haben Pfeffer und reißen mit.

Aber gewinnt jetzt die Arbeiterklasse gegen das Pack der Reichschweine, die die Regierung stellen?

Die letzte Welle an Klassenkämpfen liegt Jahrzehnte zuruck und es gehört nicht zu den Lebenserfahrungen der einfachen Leute kollektiv zu kämpfen. Die großen Kämpfe der 80er Jahre wurden verloren. Die Gewerkschaften verloren ihre Zähne und die Klasse ihr politisches Bewußtsein. Man bildete sich bei der Schundpresse und den Asozialen Medien. Wachsender Rassismus und Brexit waren bei den Unterschichten zuhaus.

Richtig, jetzt begann das Faß überzulaufen. Enough is enough. Massenstreiks. Brodelnde politische Versammlungen.

Es ist ja nicht Mick Lynch, der allein an der Spitze der Kämpfe steht. Die sozialdemokratische Labourparty gibt ein trauriges Bild ab. Sie würde am liebsten abtauchen. Hat keinen Kampfgeist und keinen Plan. Würde gern gewählt werden, ohne sich mit den Mächtigen anzulegen. Hoffnungsloser Fall.

Der Arbeiterbewegung fehlt nicht nur eine Kampfestradition, es fehlen taugliche linke Parteien, Gruppen und Basisstrukturen, die einen Kampf befeuern und bei einem Versagen der Gewerkschaften, selbst eine tragende Rolle im Arbeitskampf übernehmen.

Wir hören in Deutschland wenig von den Entwicklungen in UK. Es gibt bereits die ersten Hinweise darauf, daß Gewerkschaften Einknicken und einen Rückzieher als Option haben. Eine wache, kämpferische Basis wäre ein gutes Gegenmittel.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

counselor

ZitatGRÖSSTE STREIKWELLE DIESES JAHRHUNDERT - Arbeiterklasse in Großbritannien meldet sich zu Weihnachten mit einer breiten Streikwelle zu Wort!

Aktuell wird die reaktionäre Regierung von Premierminister Rishi Sunak in England von einer Streikwelle heimgesucht, die von den Gewerkschaften auch über Weihnachten und Neujahr an verschiedenen strategischen Punkten des öffentlichen Lebens fortgeführt wird. Mehr als eine Million Werktätige sind im Lauf des Dezember vermutlich im Streik.

Quelle: https://www.rf-news.de/2022/kw51/arbeiterklasse-in-grossbritannien-meldet-sich-zu-weihnachten-mit-einer-breiten-streikwelle-zu-wort
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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