Union Busting bei Borbet

Begonnen von counselor, 13:18:21 Do. 18.Juni 2020

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counselor

ZitatGELUNGENE AUSWERTUNGSVERANSTALTUNG - Borbet-Solingen: ,,Wir tragen die Fackel weiter!"

Als ,,wichtiges bundesweites Signal für selbstständige Initiativen der Arbeiterklasse" würdigte das Eingangsreferat der MLPD Bergisch Land den seit 224 Tagen andauernden Kampf der Borbet-Kollegen mit ihren Frauen um ihre Arbeitsplätze. Höchste Zeit, diesen Kampf gemeinsam auszuwerten.

Quelle: https://www.rf-news.de/2023/kw32/borbet-solingen-wir-tragen-die-fackel-weiter-1
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

Sorry, ich könnte kotzen.. Von Sozialismus-Kultur können die vom
Jobverlust bedrohten Mitarbeiter_innen allein nicht leben..

Wo ist das Problem, dem Boss die Werkzeuge aus der Hand zu reißen ?

Mein Eindruck zum rf-Artikel:
So, zu zwecken der Selbstdarstellung eines Clubs, fahrt ihr
Organisatoren das Ding gegen die Wand..
Da mus mehr her als offenes Mikro etc.. FAU schon wieder weg ?
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Mein Eindruck:
Der Arbeitskampf Borbet Solingen ist ein wichtiger Kampf. Die Arbeiter:innen haben eine besondere Kampfkraft, weil sie sich eine große Selbständigkeit erhalten haben und versuchen Außenstehende Unterstützer mit einzubeziehen. Die MLPD hat diesen Kampf schon lange für sich entdeckt und unterstützt ihn. In wie weit es selbstlose Unterstützung ist und wie weit die Partei sich damit schmücken will, kann ich nicht beurteilen.

Man kann seine Hoffnungen in die FAU stecken, doch sie ist klein und hat nur in wenigen Städten brauchbare gewerkschaftliche Strukturen. Die FAU ist nicht rausgedrängt worden (ich gehe davon aus, daß es auch nicht passiert wäre), sondern sie ist da nicht aufgetaucht.

Ja, ich kenne Beispiele, in denen die MLPD Veranstaltungen und Kämpfe an die Wand gefahren hat, weil sie es mit Selbstdarstellung und Selbstbeweihräucherung übertrieben hat. Bei dem Borbet-Kampf hatte ich diesen Eindruck nicht, auch wenn ich das aus der Ferne schwer beurteilen kann.

Gegen Sozialismuskultur habe ich nicht automatisch was, kommt drauf an, was damit gemeint ist. Ein offenes Micro find ich super und ich wünschte, Gewerkschaften würden so ein demokratisches Mittel für eine Selbstvertändlichkeit halten und stets anbieten.

Dem Boß seine Werkzeuge zu entreißen, davon träume ich auch. So einfach ist das aber nicht. Nehmen wir mal an, die Arbeiter:innen würden die Produktionsanlagen besetzen. Nehmen wir mal an, es würden nicht die Hundertschaften anrücken, um die Arbeiter da wieder wegzuknüppeln. Vielleicht können sie eine Weile weiterproduzieren. Aber an wenn verkauft man den Kram? Keine Firma würde etwas kaufen ohne Rechnung und Steuernummer. Und die Autoindustrie würde aus politischen Gründen da nicht kaufen, selbst bei gutem Preis, guter Qualität und sauberer Rechnungen.

Und wenn das Material für die Arbeit ausgeht, wie soll es bezahlt werden, wenn es in die zig- bzw. hundertausende oder Millionen geht? Sollen sie zusammenschmeißen? Bei der FAU um Unterstützung bitten?

Die Liste besetzter und selbstverwalteter Betriebe in Europa ist nicht lang. Mir fallen aktuell nur Viome (Griechenland) und GKN (Italien) ein. Man sollte sich mit ihren Erfahrungen beschäftigen.



Das ist schon meine Wellenlänge: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/autoachsen-zu-photovoltaik



https://de.labournet.tv/lasst-uns-aufstehen-das-fabrikkollektiv-gkn



https://gewerkschaftliche-linke-berlin.de/verkehrswende-von-unten-automobilzulieferer-gkn-in-florenz-ein-beispiel-das-schule-machen-sollte/




Onkel Tom

Nun ja, meine Vorstellungen sind leicht daher geschreibselt..

Ich erinnere mich da an diese Fahradfabrik, wo via FAU eine Genossenschaft
gegründet wurde, um die Geschäftsmodalitäten dem Bonzen zu entreißen.
Anbei wurden noch vorhandene Produktionsmittel verbraucht und eine
Auflage von 2000 Strike-Bike - Fahrräder wurde geboren.

Das gleiche könnte bei Borbek organisiert werden..

Mit einer "Sonderauflage" von "Strike-Weels" von der Höhe, die das
Vorratslager plündert, wäre ein Hit und denke auch Öffentlichkeitswirksam.

Gut, ich kann das auch nicht richtig einschätzen, was vor Ort los ist.
Glotze auch Regionalnachrichten "Aktuell-Bergisch Land" aber von da her
gibbet null Info. Nix von einer Streikversammlung oder sonst was..

Die mlpd kommt ja jetzt mit ihren Eigenheiten, die Projekte vor die Wand
fahren lassen, wenn denn alle anderen Unterstützer_innen bereits abgezogen
sind und die Borbeck-Mitarbeiter_innen nur noch mlpd-Angehörige als
Unterstützer-innen zählen können.

Wenn dem so sei, lacht sich Bonze darüber nur kaputt, weil gibt ihn noch
die Zeit, die er braucht, seine Schäfchien (bereits gemachte Profite) ins
Trockene zu bringen, damit das mit dem Konkurs für ihn kein Schaden
einbringt.. Ich könnte explodieren..

Scheiße das ich aus gesundheitlichen Gründen da nicht runter düsen
kann.. Könnt mich in den Arsch beißen  >:(

Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Borbet produziert Leichtmetallfelgen: https://www.gummibereifung.de/borbet-schliesst-werk-in-solingen

"muss Kosten optimieren" heißt: 600 Leute entlassen.

Insgesamt sollte von 6 Standorten mit insgesamt 4000 Beschäftigten das Werk Solingen dichtgemacht werden. Das beste Druckmittel wäre, die Kollegen der anderen 5 in den Kampf einzubeziehen.

Ein paar Eindrücke von innen: https://perspektive-online.net/2023/01/nach-standortschliessung-600-arbeitsplaetze-vernichtet-interview-mit-einem-arbeiter-von-borbet-solingen/

Onkel Tom

Naja, kann den so ein Betriebsratsvorsitzender noch für die Arbeiter-innen
da sein ?. Ich glaube nicht und meine hier nicht Akar Nurettin, sondern
den, der ihm übergeordnet ist.

Sorry, mache hier mal kurze Pause, geht mir zu sehr an die Nieren..

Sone Sonderauflage von Felgen, könnten bereits vorhandene Druckgussformen
benutzt werden, nur das Logo in der Felgenmitte ist ein anderes..
Käme doch cool, z.B ein Anarchostern oder die wilde Katze in der Mitte
zu sichten und die Mitarbeiter haben zumindest etwas Brödchien statt
gar keins mehr..

Hoffentlich entpuppt sich die Unterstützung der verbliebenen nicht als
Firmen-Beerdigungs-Totur. Und ja, so bissel Unterstützung aus anderen
Borbek-Werken könnte dem auch gut tun.. Ne Gedenkminute im Hochbetrieb
einlegen, hat auch Wirkung nöööch ? Kostet dem Bonze Gewinnausfall  :D
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Das was du dir wünscht, ist sympathisch, doch zu kurz gedacht.

Nun, Sportfelgen mit einem Anarcho-A an Sportwagen und SUVs, ich weiß nicht, ob es dafür einen Markt gibt oder wie weit das erstrebenswert sein soll...

Klar, ne Gedenkminute im Hochbetrieb, das gehört zum Repertoire inoffizieller Arbeitskämpfe, aber damit entreißt man dem Boß noch nicht die Produktionsmittel.

Ich kann nur empfehlen, die Links zu GKN (#32) mal anzuklicken und das Beispiel zu studieren. Die kämpferischen Arbeiter dort kommen aus einer anderen Tradition, die wir hier nicht haben. GKN war früher ein Teil von Fiat und dort wurden ganz andere Erfahrungen gemacht, von den wir nur träumen können. Es gab wahrlich kämpferische Streiks, man demonstriete durch die Werkshallen und beförderte Vorarbeiter und Meister unter Fußtritten an die Demospitze, man organisierte in der Fabrik Hausbesetzungen und kämpfte nicht nur für andere Aurbeitsbedingen, sondern auch für andere Bedingungen außerhalb der Fabrik, d.h. man kämpfte für niedrigere Mieten und Lebensmittelpreise.

In den 70ern gab es auch mit Entstehen der Roten Brigaden Arbeiter, die mit der Waffe gegen Ausbeutung kämpften.

All das schwingt mit in den Köpfen der Arbeiter, die heute ein Werk besetzt haben. Sieh dir das halbstündige Video von Labournet.tv einmal an. Sie machen sich nun auch Gedanken, wie sie Investoren finden. Dieser Kampf ist vielschichtig und schwierig. Ich bin neugierig, wie er sich weiterentwickelt...


counselor

ZitatSOLINGEN - Borbet verliert die ersten fünf Prozesse vor dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf!

Am 23. Dezember 2023 feierten die Borbet-Kollegen mit ihren Familien und Freunden, darunter SOLINGEN AKTIV und MLPD Bergisch Land, ihr einjähriges Jubiläum im Arbeitskampf gegen die Werksschließung in Solingen mit Reden, Musik und Tanz sowie heißen Getränken und selbstgebackenen Leckereien am Werkstor!

Quelle: https://www.rf-news.de/2024/kw02/borbet-solingen-prozesse-verloren
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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