Unruhe im Einzelhandel in der Schweiz

Begonnen von admin, 11:43:36 Sa. 08.Juni 2013

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admin

Aus einer Mail aus der Schweiz:

ZitatIn der Deutschschweiz geschehen zur Zeit tatsächlich erstaunliche Dinge:
Scheinbar über Nacht treten VerkäuferInnen in den unbefristeten Streik und
fordern höhere Löhne, mehr Personal und mehr Respekt. Unterstützt von der
Gewerkschaft Unia besetzen sie ihren Arbeitsplatz, einen Tankstellenshop der
Lebensmittelkette SPAR, und lassen sich weder von einer Übermacht an
Streikbrechern, noch von der Polizei einschüchtern. Auf den ersten Blick
also ein Bilderbuchstreik, doch der Eindruck könnte täuschen...

Eine Gewerkschaft, die am Anfang siegesgewiss Vollgas gibt, und ein
Unternehmer, der auf stur schaltet. Das erinnert an den Neupack-Streik, auch
wenn man sich vor voreiligen Parallelen hüten sollte, um nicht
Besonderheiten zu übersehen, die von Bedeutung sein könnten. Der aktuelle
Streik bei SPAR hat eine Vorgeschichte: Vor vier Jahren gab es einen
ähnlichen Streik, ebenfalls bei SPAR, damals im Tankstellenshop in Heimberg
(Berner Oberland), der nach nur zwei Tagen erfolgreich zu Ende ging. Doch
diesmal hält der Streik an, es sieht nicht nach einer raschen
Verhandlungslösung aus.

Damals war der Unternehmer wegen fehlender Bewilligungen für Sonntags- und
Nachtarbeit von Anfang an in der Defensive. Diesmal hat er die Justiz auf
seiner Seite: Das Bezirksgericht Baden hat den Streik für illegal erklärt
und die sofortige Aufhebung der Blockade verfügt. Der richterlichen
Anordnung widersetzen sich die Streikenden mit Unterstützung der Unia, die
mit ihren Fahrzeugen sämtliche Eingänge blockiert. Auf eine gewaltsame
Räumung durch die Polizei hat der Staat bisher verzichtet und sich auf die
Einleitung von Strafverfahren beschränkt. Da die Medien landesweit über den
Streik berichten, steht für alle Beteiligten viel auf dem Spiel.

Unser „Netzwerk Arbeitskämpfe“ unterstützt die Streikenden mit einem
Flugblatt, das seit gestern vor SPAR-Filialen verteilt wird.
Wie lange der Streik noch andauert, hängt wohl hauptsächlich davon ab, wie
lange die Unia standfest bleiben wird. Die Unternehmerseite verlangt die
Beendigung des Streiks als Vorbedingung für Verhandlungen. Ein Forderung,
welche sowohl von den Streikenden als auch von der Unia abgelehnt wird.
Dabei ist anzumerken, dass die Führung des Kampfes vermutlich vollumfänglich
bei der Unia liegt. Dies nicht zuletzt, weil der Streik ohne ihre
logistische Unterstützung nicht möglich wäre. Dennoch ist zur Zeit völlig
offen, welche Dynamik sich entwickeln könnte, falls der Arbeitskampf noch
einige Tage oder länger weitergeht.


Links zu verschiedenen Medienberichten:

-
www.blick.ch/news/wirtschaft/streikende-wehren-zweiten-uebernahmeversuch-ab-
id2329929.html
-
www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/die-streikenden-in-baden-muessten-den-spar-laden-wieder-freigeben
-
www.solothurnerzeitung.ch/wirtschaft/denn-der-streik-schlaeft-nicht-12669788
5
-       www.workzeitung.ch/tiki-read_article.php?articleId=1919&topic=1

Zum Streik bei SPAR vor vier Jahren:

-
www.unia.ch/news_aktionen.9.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=4302&tx_ttnews[backPid]=281&cHash=93c5061652ee4f1638d663ed5b204bb5
-
http://tt.bernerzeitung.ch/region/thun/Streik-bei-Spar-beendet/story/2572567
1
-       www.workzeitung.ch/tiki-read_article.php?articleId=943

xyu

ZitatDie streikenden Angestellten des Spar-Tankstellenshops in Baden-Dättwil haben ihre Blockade am Mittwochnachmittag aufgehoben. Dies sagten die Verantwortlichen vor Ort, gegenüber Radio SRF. «Der Laden geht wieder auf, die Blockade ist zu Ende», erklärt Snezana Maksimovic, die stellvertretende Shop-Leiterin. Auch die Gewerkschaft Unia will in Baden-Dättwil nicht weiterstreiken. Der Protest soll nun aber in St. Gallen, am Hauptsitz von Spar weitergehen. «Wenn die Spar-Verantwortlichen nicht zu uns kommen, gehen wir halt zu ihnen», so Maksimovic.

Die Streikenden haben sich damit an die vom Badener Gerichtspräsidium verfügte Frist gehalten. Dieses hatte am Mittwochvormittag mitgeteilt, dass die Polizei die Blockade räumen werde, wenn sie um 16 Uhr nicht zu Ende sei. «Wir haben die Blockade beendet, damit die Polizei nicht eingreifen muss. Sie hat ja mit dieser Sache nichts zu tun», informierte Kurt Emmenegger, Regionalleiter der Unia Aargau.
Emmenegger im Interview mit SRF, mit Brille und grauem Hemd. Bild in Lightbox öffnen.

Bildlegende: Der Aargauer Unia-Regionalleiter Kurt Emmenegger will weiterkämpfen für die Sparmitarbeiter von Baden-Dättwil. SRF
Elf Tage Streik

Elf Tage lang hatten die Streikenden den Spar-Tankstellenshop blockiert, zusammen mit der Gewerkschaft Unia. In dieser Zeit hatte Spar versucht, mit anderen Mitarbeitern in den Laden zu gelangen und den Shop wieder zu betreiben. Die Streikenden verhinderten dies.

Am 12. Juni hatten Gespräche zwischen Unia und Spar stattgefunden, ohne Erfolg. «Wir haben dort aber mehrere Differenzen beilegen können, nur haben wir das nicht schwarz auf weiss», erklärt Emmenegger. Nun gelte es, diese Forderungen in einem Vertrag festzusetzen. Dafür kämpfen die Mitarbeiter und die Gewerkschaft nun in St. Gallen. Schliesslich haben die Mitarbeiter allesamt die Kündigung bekommen. Das wolle man nun rückgängig machen, meint der Unia-Regionalleiter.
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Spar-Streik in Baden-Dättwil zu Ende

1:39 min

Die Streikenden und die Unia würden weiterkämpfen, auch wenn man bis jetzt eigentlich nichts erreicht habe. Hinzu kommt, dass gegen mehrere involvierte Personen Strafanzeigen eingereicht worden sind. Hat die Unia in diesem Fall zu hoch gepockert? «Nein, aber damit muss man rechnen in so einem Streik, je nach dem wie die Gegenseite reagiert. In diesem Fall ist der Staatsapparat eingeschaltet worden. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend.»

Am Freitag teilte die Unia mit, dass sie das kantonale Schiedsgericht eingeschaltet habe, welches Spar zu EInigungsverhandlungen zwingen könne. Zudem bereite man Klagen gegen Spar vor. Unter anderem wegen angeblich missbräuchlichen Kündigungen.
Quelle: http://www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/streik-bei-spar-in-baden-daettwil-zu-ende

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