Ob Lidl, Schlecker oder Aldi...

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 18:19:44 Do. 17.November 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

ManOfConstantSorrow

Arbeitsleben

Alle unter Kontrolle



»Sie kriegen hier "ne Menge Geld – mehr als in der Dritten Welt.«

Ob Lidl, Schlecker oder Aldi - bei den Discountern regieren die Patriarchen. Und die Mitarbeiter dürfen nur eines: Funktionieren

Eine verbotene Tür gibt es in fast jeder Schlecker-Filiale. Meist ist sie so grau wie die Wand daneben. Fremde dürfen die Tür nicht öffnen und hindurchgehen – wer es trotzdem wagt, betritt die geheime Welt hinter der Billigpreisfassade.
   
Es ist Nachmittag. Das kleine Fenster lässt wenig Licht in den Lagerraum. Mannshoch stapeln sich gefaltete Pappkartons neben Getränkekisten mit leeren Fanta-Flaschen. An der Wand hängt ein Farbfoto von Firmenchef Anton Schlecker und seiner Frau Christa, die Angestellten sollen wohl nicht vergessen, wer ihr Gehalt zahlt. Damit sie sich auch daran erinnern, wofür sie bezahlt werden, liegt das blaue Pflichtenheft Arbeitsanweisungen auf dem Tisch, eine Art Klassenbuch für Erwachsene. Der Bezirksleiter trägt hier nach jedem Kontrollbesuch penibel seine Rügen ein: Fußboden schlecht gewischt, zu viel Ware im Lager, falsches Plakat im Fenster. Nächstes Mal besser machen! Hinterher gibt's eine Schulnote: »sehr gut«, »gut«, »nicht gut« oder »schlecht«. Bei zu vielen schlechten Noten droht eine Abmahnung, bei zu vielen Abmahnungen die Kündigung. Das nennt man straffe Führung.

Verkäuferin Regina Klöttke* (20 Stunden pro Woche, knapp über 1000 Euro brutto im Monat) sitzt in der Ecke des Lagers auf einem blauen Plastikstuhl. Heute früh wurde sie überfallen, und immer noch klingt sie aufgeregt. »Ich habe morgens den Laden aufgesperrt und wollte kurz ins Lager. Da war auf einmal ein Mann, und als der mich gesehen hat, ist er auf mich los und hat mich ins Regal gestoßen«, sagt die 44-Jährige. »Alles ist umgefallen, und dann ist er weggerannt.« Da lag sie nun allein zwischen Katzenstreu und Persil-Kartons, der rechte Arm schmerzte vom Aufprall. Als sie sich aufgerappelt hatte, rief sie die Polizei und ihren Vorgesetzten an, den Bezirksleiter. Sie wäre so gern nach Hause gegangen, »aber der hat gesagt, dass ich mir dann selber eine Vertretung suchen müsste«. Von jetzt auf gleich? Das nennt man wohl Eigenverantwortung.

Die Filiale liegt im Wohngebiet einer deutschen Großstadt. Sie ist das einzige Geschäft weit und breit, und Regina Klöttke ist meistens die einzige Mitarbeiterin im Laden. Angeblich wird jeden Tag eine Schlecker-Filiale überfallen, weil Angestellte oft allein dort stehen, die meisten sind Frauen. Zwar gibt es inzwischen überall ein Telefon, manchmal sogar Videokameras und eine Notrufleitung zum privaten Sicherheitsdienst. Aber der kommt ja auch nur, nachdem etwas passiert ist.

Klöttke suchte erst gar nicht nach einer Vertretung. Sie blieb. Die Angst blieb bei ihr.

Vielleicht, überlegt sie nun kurz, war es sogar gut so. Als sie vor gut einem Jahr schon einmal überfallen wurde, ließ sie sich krankschreiben. »Damals habe ich in den Lauf einer Pistole geblickt und musste eine Zeit lang in psychologische Behandlung.« Nach einigen Tagen habe Schlecker ihr einen Zettel geschickt, eine Auflistung ihrer Fehlzeiten in der Vergangenheit. Erst war Klöttke verschüchtert, dann wütend: »Die meinten wohl, ich wäre der Arbeit nicht gewachsen und soll freiwillig gehen!«

Aber wohin? Klöttke hat Schuhverkäuferin gelernt und arbeitet jetzt halbtags bei Schlecker. Ihr Mann weiß heute schon, dass er Ende Januar seinen befristeten Job verlieren wird. Soll sie da kündigen und sich etwas anderes suchen? In der Stadt ist jeder Zehnte arbeitslos. »Es ist alles eine Frage der Alternativen«, sagt Klöttke. »Habe ich eine?«

Die deutschen Billighändler sind bekannt für ihr Patriarchat, das freilich ein hartes ist. Die Vorreiter sind die Brüder Karl und Theo Albrecht. Als Gründer von Aldi haben sie es an die Spitze der Rangliste der reichsten Deutschen gebracht. Anton Schlecker und Dieter Schwarz von Lidl führen mit ihren Imperien die nächste Generation an. Während die Albrechts, beide mittlerweile über 80 Jahre alt, das Tagesgeschäft ihren sechs Geschäftsführern überlassen, halten Schlecker und Schwarz den Geist des Discounters persönlich am Leben: Billige Waren für den Kunden, harte Zeiten für das Personal.

Den Eigentümern der großen Billigheimer sitzen weder auf Rendite fixierte Finanzinvestoren noch gierige Aktionäre im Nacken. Während sie ihre Mitarbeiter streng kontrollieren, entziehen sie durch geschickte Firmenkonstruktionen ihre Unternehmen der öffentlichen Kontrolle. Nichts bringt sie schneller in Rage als der Versuch, ihnen in ihre Geschäftspraxis hineinzureden. Schreckensberichte aus dem Einkaufsparadies füllen Hunderte von Gerichtsakten, Zeitungsartikeln und Internet-Foren. Manche führen ihr Personal nach dem Motto: »Kontrolle ist gut, Druck ist besser.«

•In einigen Filialen von Lidl kontrolliert bereits der Kassencomputer die Kassiererinnen. Pro Minute müssen sie mindestens 40 Artikel über den Scanner ziehen; Neulinge haben vier Monate Zeit, um die hohe Schlagzahl zu erreichen. Erzeugt wird eine Atmosphäre der Angst: Eine Verkäuferin aus Bremen berichtet, aus Furcht vor Kündigung mit hohem Fieber so lange im Laden gestanden zu haben, bis sie zusammenbrach. Lidl will sich zu einzelnen Vorwürfen nicht äußern.

•Bei Schlecker tönen und flackern Werbeclips per Endlosschleife über die Fernseher in den Filialen: Mundwasser, Filtertüten, Volksmusik, kaufen, kaufen, kaufen, den ganzen Tag lang, alle halbe Stunde von vorn. Leiser stellen oder abschalten ist verboten. Die Kunden bekommen das nur fünf Minuten lang mit, die Angestellten werden zwei Wochen lang dauerberieselt – dann gibt es ein neues Programm. Einige schaffen es, das Gedudel auszublenden, andere träumen davon.

•Der US-Handelsgigant Wal-Mart wollte seinen hiesigen Angestellten sogar ins Liebesleben hineinregieren und verbot ihnen Anfang des Jahres »private Beziehungen/Liebesbeziehungen« untereinander. Am Montag erklärte das Landesarbeitsgericht Düsseldorf diesen Teil der »Unternehmensethik«-Richtlinie für rechtswidrig. Wal-Mart betonte, man habe nur Abhängigkeitsverhältnisse verhindern wollen.

•Wehe, die Arbeitnehmer wollen sich organisieren. Im vergangenen Jahr versuchten Mitarbeiter einiger Münchner Filialen von Aldi Süd erstmals in der Firmengeschichte, einen Betriebsrat zu gründen. Der Plan scheiterte in letzter Minute. Zwar erschienen 50 von 54 Mitarbeitern wie geplant zur Betriebsversammlung, »aber vorher mussten alle zum Einzelgespräch beim Chef antanzen«, berichtet eine Betroffene. Plötzlich stimmten nur noch drei für die Ernennung eines Wahlvorstandes. Aldi Süd möchte sich zu einzelnen Vorwürfen nicht äußern. Die rund 1500 Filialen von Aldi Süd bleiben eine betriebsratsfreie Zone.

•Widerstand gegen organisierte Arbeitnehmer ist kein Einzelfall im Handel: Der Geschäftsleiter eines Obi-Baumarktes im bayerischen Stephanskirchen soll seine Mitarbeiter zusammengetrommelt und vor die Wahl gestellt haben: Raus aus der Gewerkschaft – oder raus aus dem Job! Ein an ver.di adressiertes Blanko-Austrittsformular (»Widerruf meiner Mitgliedschaft«, datiert auf den 6. Mai 2005) liegt der ZEIT vor. Obi weist den Vorwurf zurück.

•Unbezahlte Mehrarbeit ist quer durch die Branche verbreitet. Die Gewerkschaft ver.di schätzt, dass im Handel etwa jede dritte Überstunde weder finanziell noch durch Freizeit ausgeglichen werde. »Bezahlt wird oft nur bis zum Ladenschluss«, bestätigt die Verkäuferin eines Discounters aus Frankfurt. »Die Kasse rechne ich dann in meiner Freizeit ab, und manchmal muss ja auch noch geputzt werden.« Auf diese Weise arbeitet sie rund eineinhalb Wochen im Jahr zusätzlich. Im Gegenzug spendiert der Chef ihr kostenlose Plastiktüten. »Die dürfen wir mitnehmen, normalerweise kostet eine fünf Cent«, sagt sie. Bei Tüten aus Papier hört die Großzügigkeit allerdings auf – zu wertvoll.

Zärtlich war man nie zueinander, wo Arbeit mit den Händen erledigt wird: auf dem Bau, bei Wachdiensten, Kurieren – und auch nicht hinter den Fassaden des Einzelhandels, mit dem wir fast alle täglich zu tun haben. Jetzt aber, in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, können die Arbeitgeber eine besondere Macht ausspielen. Regina Klöttke von Schlecker kann das bezeugen: Trotz der miserablen Arbeitsbedingungen stapeln sich die Bewerbungen, wenn für eine der Filialen in ihrer Stadt eine Stelle ausgeschrieben wird.

Gerade bei einfachen Jobs der Dienstleistungsgesellschaft ist das Drohpotenzial enorm: Neun von zehn Arbeitslosen haben keine oder nur eine geringe berufliche Qualifikation. »Der Ton ist schärfer geworden«, sagt der Münchner Anwalt Rüdiger Helm, der hauptsächlich Arbeitnehmer vertritt. »Früher wurde vor allem um Geld gestritten, heute geht es fast nur noch um die nackte Existenz.«

Hinzu kommt, dass der Einzelhandel auf besondere Art unter der anhaltenden deutschen Konjunkturflaute leidet: Drei Jahre in Folge sind die Umsätze geschrumpft, 2005 läuft bislang ebenfalls schlecht. Heute arbeiten rund 122000 Menschen weniger im deutschen Einzelhandel als noch im Jahr 2001. Für Lebensmittel sei Deutschland das »billigste Land in Europa«, berichtet der Frankfurter Ableger des amerikanischen Handelsforschungsinstituts AC Nielsen. Zunächst hatten die Discounter jahrelang davon profitiert und sich geschätzte 40 Prozent des Umsatzes erobert – ein international besonders hoher Wert. Jetzt aber beginnen sie, sich gegenseitig zu kannibalisieren. Der Umsatz von Branchenprimus Aldi geht angeblich zurück, genaue Zahlen sind geheim. Und doch errichten die Discounter neue Ladenflächen und stellen dort Kühltruhen, Grabbeltische und Dosenregale auf, die irgendwie bewirtschaftet werden müssen. Zusammen bedeutet das: Mehr Arbeit, weniger Arbeitskräfte.

Das harte Kosten- und Kontrollregime folgt einer branchenspezifischen Logik. Der Handel kann seine Läden nicht in Billiglohnländer verlagern, wenn er hier die Kaufkraft abschöpfen will. Er kann bloß versuchen, hier mehr rauszuholen.

Laut Tarif liegen die Löhne zwischen 6,50 Euro und 13 Euro die Stunde, abhängig von Ausbildung und Betriebszugehörigkeit. Eine Verkäuferin mit Halbtagsstelle kommt so auf 500 bis über 1000 Euro brutto im Monat. Dafür arbeitet sie mal Montag früh von acht bis zwölf Uhr, mal Samstag von nachmittags bis Ladenschluss. Einsatzpläne werden meist eine Woche vorher erstellt und oft noch von Tag zu Tag geändert. Die Löhne sind zuletzt kaum gestiegen. »Das Versprechen der Discounter lautet: ›Mehr Ware für weniger Geld‹. Aber wer ganz unten ist in der Lohnhierarchie, kann noch so schnell laufen, er wird nie ein respektables Einkommen erreichen«, sagt David Bosshart, Chef des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI), eines auf Handel spezialisierten Think Tanks aus Zürich. »Im Gegenteil. Er braucht die tiefen Preise, weil sein Lohn sinkt.«

So ging der massive Personalabbau der vergangenen Jahre vollständig zulasten der Vollzeitstellen – die Zahl der Teilzeitjobs steigt demgegenüber kontinuierlich. Am frühen Nachmittag ist wenig los, erst in den letzten Stunden vor Ladenschluss erledigen die Kunden ihre Einkäufe für den Feierabend. Die Hans-Böckler-Stiftung sieht in dieser Form von Flexibilität ein Phänomen, das »immer weniger Raum lässt für stabile Beschäftigungsverhältnisse, existenzsichernde Einkommen und planbare Arbeitszeiten«. Der Discounter Aldi Süd, der in diesen Wochen seine ersten Filialen in der Schweiz eröffnet, bietet dort ausschließlich Teilzeitstellen an und gibt sich immun gegen jede Kritik. »Wir zwingen keinen, die Verträge zu unterschreiben«, lautet die Losung.

Die Geschichte ihres Rauswurfs beginnt an einem Freitagabend im späten September, ein paar Minuten vor Ladenschluss. Ingrid Hollberg* (23 Stunden pro Woche, rund 1000 Euro brutto im Monat) räumte noch ein paar Kartons ins Regal. Kunden schoben Einkaufswagen an ihr vorbei zur Kasse, zahlten und verschwanden durch die Tür nach draußen, wo es schon dunkel war. Draußen, das ist Calw, eine Kleinstadt im nördlichen Schwarzwald. Und drinnen, das ist Lidl, eine Welt für sich.

Die 32-Jährige arbeitet seit vielen Jahren für Lidl. Sie kennt diese Filiale, die in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes ist im Reich des Discounters. Keiner der grauen Zweckbauten mit dünnen Wänden, wie sie Lidl hierzulande tausendfach an die Ausfallstraßen gestellt hat. Der dreigeschossige Bau aus rotbraunem Sandstein war früher der Bahnhof von Calw. Romantik aus dem Industriezeitalter.

Der Geschäftsleiter sei in die Filiale gekommen, erzählt Hollberg, das ist ein ziemlich seltener Besuch. »Er hat uns zusammengerufen und gesagt, wir sollen nach Hause gehen, der Laden wird ab morgen nicht mehr öffnen.« Dann rückten Maler an, »die haben die Fenster weiß angestrichen«, sagt sie. Seitdem kann von draußen niemand mehr sehen, wie es drinnen aussieht.

Warum? »Wir sind hier alle in der Gewerkschaft«, sagt Ingrid Hollberg. Außerdem gibt es in Calw einen Betriebsrat, so etwas haben nur acht der 2800 Lidl-Filialen. Hollberg packte ihre Sachen, genau wie ihre Kolleginnen, die bis eben noch kassierten, putzten und Regale auffüllten. Sie gingen – aber nur bis vor die Tür. »Wir dachten, wir könnten noch was verhindern«, sagt Hollberg. Auf dem kleinen Parkplatz vor der Filiale warteten sie, bis herbstliche Kälte den Hang heruntergekrochen kam. Immer seltener fuhren Autos die Straße entlang, doch irgendwann nach Mitternacht bog ein Wagen aufs Gelände. Wieder der Geschäftsleiter, mit einem Mann vom Schlüsseldienst. Man habe noch reden wollen, fragen wollen, warum, sagt Hollberg, die Filiale sei doch mit immer mehr Umsatz und immer mehr Kunden wirtschaftlich erfolgreich gewesen. »Aber die haben einfach die Schlösser ausgetauscht.« Lidl kassierte wegen der rüpelhaften Aktion eine einstweilige Verfügung vom Arbeitsgericht Pforzheim, und höhere Richter in Stuttgart haben bestätigt, dass die Art der Schließung rechtswidrig war – aber geschlossen blieb der Laden trotzdem.

Es ging noch weiter.

Am Tag nach der Aussperrung trafen sich ein paar hundert Leute zur Solidaritätsparty für die Mitarbeiter: Kollegen aus anderen Filialen mit ihren Familien, Freunde, langjährige Kunden, empörte Gewerkschafter. Es war so voll auf dem Parkplatz, dass die stillen Beobachter eine Zeit lang niemandem auffielen. Fünf Männer und eine Frau hatten sich unter die Leute gemischt und registrierten aufmerksam, wer mit wem sprach. »Ich habe die wiedererkannt«, sagt Hollberg, »die waren zuletzt immer wieder bei uns in der Filiale aufgetaucht.« Als der Betriebsrat die Unbekannten zur Rede stellen wollte, liefen sie zu ihren Autos und gaben Gas. Die ersten beiden Wagen waren schon weg, doch der letzte, ein roter VW Passat, »nahm dabei einen Kunden auf die Haube«, berichtet ein Augenzeuge. Er blieb stehen, man konnte das Nummernschild lesen: HN für Heilbronn. Im Landkreis Heilbronn, rund 85 Kilometer entfernt von Calw, liegt Neckarsulm. Dort hat Lidl sein Hauptquartier. Die Konzernlenker wollen über den Vorfall nicht reden.

Filiale geschlossen, entgegen richterlicher Anordnung. Detektive geschickt, um die eigenen Leute zu beobachten. Alles bloß, um die Interessenvertretung der Arbeitnehmer loszuwerden, wie Angestellte und Gewerkschafter vermuten? Lidl will das nicht kommentieren, aber auch andere Filialen mit Betriebsrat berichten über Repressalien.

Am täglichen Kampf Kapital gegen Arbeit verdient Rechtsanwalt Dirk Schreiner gut. Und zwar nur auf Arbeitgeberseite – eine »große Einzelhandelsgesellschaft« gehört zu seinen Mandanten. Gern erklärt der Jurist aus dem sauerländischen Attendorn seinen Kunden, wie sie ihre ökonomischen Problemfälle entsorgen. So knacken Sie den Kündigungsschutz von Betriebsräten, Schwerbehinderten und älteren Arbeitnehmern heißt eines seiner »Praxisseminare«. Die Teilnahme kostet 695 Euro, steuerlich absetzbar. Inzwischen beschäftigt Schreiner mehr als ein halbes Dutzend Referenten, so schnell klettert die Nachfrage. »Mitte der Neunziger haben wir gerade mal 20 bis 30 Seminare im Jahr veranstaltet«, sagt er, »heute sind es mehr als 400.« Zu den Rennern gehört In Zukunft ohne Betriebsrat – Wege zur Vermeidung, Auflösung und Neuwahl. Das laufe derzeit am besten, sagt Rechtsanwalt Schreiner.

Er meint natürlich nur die legalen Taktiken. Grundsätzlich ist es strafbar, die Bildung von Betriebsräten zu hintertreiben. Denn die setzen Rechte durch, von denen die meisten Mitarbeiter nicht einmal wissen. Ein Betriebsrat kann...

...verhindern, dass Ältere, Behinderte oder Ausländer in der Firma diskriminiert werden.

...dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen nicht die Gesundheit ruinieren.

...Arbeitszeiten mitgestalten und sicherstellen, dass Überstunden richtig erfasst werden.

...bei Versetzungen und Kündigungen mitreden, damit Betroffene nicht gedrängt werden, schlechte Aufhebungsverträge zu unterzeichnen.

   
   
Betriebsräte gelten als Sand im Getriebe der Effizienzmaschinen. Im Einzelhandel geht die Aussage um, dass eine widerspenstige Interessenvertretung in einer Filiale so viel kosten kann wie ein Prozent des Umsatzes.

Der wachsende Widerstand gegen Betriebsräte fordert ver.di heraus. Gegen Schlecker haben die Gewerkschafter schon Mitte der neunziger Jahre gekämpft und sind dem Drogeristen seither in inniger Feindschaft verbunden. Obwohl man damals das Recht auf Betriebsräte durchsetzte, haben bis heute bloß ein Drittel der Mitarbeiter eine Interessenvertretung. Und obwohl Schlecker Tariflöhne akzeptierte, sieht ver.di immer wieder Grund zum Widerstand, etwa weil erfahrene Mitarbeiter wie Neulinge eingestuft würden. Bei Neueröffnung oder Umzug einer Filiale sind Bezirksleiter gehalten, Personal »nur noch im ersten Berufsjahr einzustellen«.

Im Frühjahr hat die Gewerkschaft nun eine große »Allianz gegen Discounter« ausgerufen und sammelt seither belastendes Material: Beschwerden von Verkäuferinnen, Abmahnungen, interne Papiere der Unternehmen. Mit dem Schwarzbuch Lidl hat man vor einem Jahr begonnen: Der mehr als hundert Seiten starke Pranger war ein Prototyp für die moderne Gewerkschaftsarbeit. Und gegen Schlecker soll nun ein anklagender Film produziert werden.

Ver.di-Mann Orhan Akman organisiert den Widerstand in München. Der 30-Jährige trägt an diesem Abend dunkelbraune Nadelstreifen, am Revers der rote ver.di-Anstecker. Ihm gegenüber im Gewerkschaftshaus zwei Dutzend Männer und Frauen, von ver.di, von Betriebsräten, von Attac, von der Kirche. Ihre Mission: Lidl in die Knie zwingen. Einer schlägt vor, demnächst alte innerdeutsche Grenzschilder überzupinseln und vor Lidl-Parkplätzen aufzustellen: »Achtung, Sie verlassen jetzt den demokratischen Sektor«. Das wäre gut fürs Fernsehen.

Sonst schweigt Lidl, jetzt reagiert man. Kürzlich hat der Discounter im Münchner Stadtteil Berg am Laim sogar Flugblätter verteilt, auf denen stand, dass das Betriebsklima gut sei und ver.di lüge. Ein Zeichen für die Initiative, dass sie ernst genommen wird. Am 30. November wird in der Münchner Dreifaltigkeitskirche in Sachen Lidl gebetet. »Um Vergebung für seine Sünden zu bitten spielt ja eine wichtige Rolle im Christentum«, sagt Jörg Maier von der Betriebsseelsorge München. »Die Lidl-Geschäftsführer sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.« Wahrscheinlich werden sie nicht kommen.

Wer die Höhle des Löwen betreten will, muss erst mal eingelassen werden. An die großen Discounter gehen Briefe mit der Bitte um ein Gespräch über Arbeitsbedingungen.

•Aldi Nord antwortet gar nicht.

•Aldi Süd schickt ein Fax – mit einer allgemeinen Stellungnahme. Die Arbeit im Einzelhandel erfordere oft eine hohe Einsatzbereitschaft, dennoch distanziere man sich »ausdrücklich von den in der Öffentlichkeit kritisierten Arbeitsbedingungen bei anderen Unternehmen, da sie nicht den Wertvorstellungen unseres Hauses entsprechen«. Aldi lasse sich als Arbeitgeber von »Fairness und Respekt« gegenüber seinen Beschäftigten leiten und betreibe »eine eigene Tarifpolitik – unabhängig von den Gewerkschaften und zum Vorteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«.

•Auch Dieter Schwarz von Lidl ist nicht persönlich zu sprechen. Für ihn ruft Gertrud Bott an, verantwortlich für »Kommunikation und Umwelt« und hocherfreut, dass sich die Presse für die Sicht Lidls interessiert. Man möge die Fragen bitte schicken. Na klar. Ein paar Tage später die Reaktion: »Zu den von Ihnen aufgeführten Fragen möchten wir keine detaillierten Antworten geben.« Man sehe sich einer »einseitigen Kampagne« ausgesetzt, »obwohl in anderen, ähnlich strukturierten Unternehmen ebenso wenige bzw. keine Betriebsratsgremien vorhanden sind«. »Sachargumente, Dementis und Entgegnungen finden in der auf Emotionen basierenden ver.di-Kampagne leider kein Gehör.« Jedem von einer Filialschließung betroffenen Mitarbeiter werde ein neuer Arbeitsplatz angeboten, »was in unserer Zeit der Stellenstreichungen als außergewöhnlich bezeichnet werden kann«.

•Reden möchte nur einer: Anton Schlecker, der normalerweise nie über Arbeitsbedingungen und Betriebsräte diskutiert. Jetzt macht er eine Ausnahme.

Im Schleckerland, 89579 Ehingen. Ein kleines Gewerbegebiet am Rande der Schwäbischen Alb. Rechts die Donau, links die Schmiech und in der Mitte das Reich des Drogeriefürsten. »Willkommen im Schleckerland« prangt es weiß-blau auf dem Mast an der Einfahrt. Firmenchef Anton Schlecker hat hier nicht nur 1200 Parkplätze errichtet, sondern auch einen Möbelmarkt, einen Baumarkt und eine Tankstelle. Überall steht Schleckerland, auch auf Einkaufswagen und Mülleimern. Nur der Spielzeugmarkt heißt anders, Kinderland nämlich, im angeschlossenen Restaurant kostet die Kohlroulade mit Kartoffelpüree nur 2,95 Euro.

Am Rand des Parkplatzes erhebt sich hinter penibel gepflegten Blumenbeeten das Verwaltungsgebäude. Acht Etagen mit blaugrün verspiegelter Fassade. In der Empfangshalle fällt der Blick auf eine schwarze Heuschrecke, gebastelt aus den Resten eines Fahrrads. Sie hängt an der Wand, steht aber für nichts. Schlecker hat sie einem befreundeten Künstler zu einer Zeit abgekauft, als Heuschrecken noch Insekten waren.

Sieben Etagen höher hat der Patriarch seinen persönlichen Konferenzraum eingerichtet. Dicker hellgrüner Teppichboden dämpft jedes Geräusch, Wände und Decke sind mit dunkelbraunem Holz vertäfelt, die Vorhänge zugezogen. Blickdicht, auch nach draußen. Schlecker ist 60 Jahre alt, er wirkt jünger. Ein kleiner Mann, sehr schlank, sehr schwarz gekleidet und mit sehr kurzen, rotblonden Haaren. Er redet mit leicht schwäbelndem Tonfall, die Stimme ist sanft, der Händedruck hart.

Das also ist der geheimnisvolle Drogeriekönig, der es vom Sohn eines Metzgers zum Unternehmer mit schätzungsweise 900 Millionen Euro Vermögen brachte. Der Lidl-Chef Dieter Schwarz seinen Duzfreund nennt und ihm einst mit 150 Millionen Mark die Expansion finanzierte. Der wegen seiner Personalpolitik die Prädikate »harter Hund« (Handelsblatt) und »nicht zimperlich« (Wirtschaftswoche) erhalten hat und als »einer der übelsten Arbeitgeber des Landes« (Welt am Sonntag) gilt.

Schlecker, der Bösewicht? »Ich komme mit jedem gut aus und spiele diese Rolle nicht. Wenn Medien diesen Vorwurf tausendmal wiederholen, dann muss ich damit leben«, sagt Schlecker entspannt. »Und ich kann damit auch leben.« Er kennt die Vorwürfe, aber sie rühren ihn nicht. Dass er die eigenen Mitarbeiter überwachen lässt oder sie durch die dünne Personaldecke zur Selbstausbeutung treibt. Stimmt es, dass Kranke schon mal einen Brief mit ihren Fehlzeiten nach Hause bekommen oder dass Bezirksleiter bei ihren Kontrollbesuchen so lange in der Filiale stöbern, bis sie einen Grund für eine Abmahnung finden? Schlecker sagt, er könne nicht garantieren, dass nicht einer seiner 500 Bezirksleiter über die Stränge schlage, aber keinesfalls gäbe es entsprechende Anweisungen von oben. Doch auch die Regionalmanager stehen natürlich unter enormem Leistungsdruck.

Schleckers Vertrauen in die eigenen Leute hat Grenzen. »Man muss mit Nachdruck schauen, dass die Spielregeln eingehalten werden. Sonst erreicht man gar nichts«, sagt er. Zu den Spielregeln gehört, Inventurdifferenzen zu vermeiden. Soll heißen: Nicht nur Kunden klauen – sondern auch Mitarbeiter. Ein bis zwei Prozent des Umsatzes gehen durch Diebstahl verloren, das wären knapp 100 Millionen Euro im Jahr.

Was er von Betriebsräten halte? »Das geht schon in die Kosten«, sagt er. »Die Zeit, die sie auf Fortbildungen verbringen, auf Schulungen und bei all dem, was die Gewerkschaft so anbietet. Außerdem muss man alles in Gremien verhandeln, längere Öffnungszeiten zum Beispiel. Oft habe ich gedacht, das kann doch gar nicht wahr sein.« Auch wenn er es nicht ausspricht, lässt er deutlich spüren, dass er jede Form von Nebenregierung ablehnt. »Meine Kontakte zu ver.di sind keiner persönlichen Art«, sagt er. »Wir müssen mit der Gewerkschaft leben.«


»Sie kriegen hier "ne Menge Geld – mehr als in der Dritten Welt.«

Mit dem leben müssen, was man nicht ändern kann – Anton Schlecker ist in den vergangenen 30 Jahren zu der Erkenntnis gelangt, dass jeder sich in seine Rolle fügen sollte: Manche räumen Regale ein, manche sind Chef. Er ist Chef. Und er will keine Hilfe von Leuten, die er nicht um Rat gefragt hat. Dazu gehören Gewerkschaften und Betriebsräte, aber auch Verbandsfunktionäre und Politiker. Schlecker ist kein politischer Mensch und stolz darauf, Standort-Bashing betreibt er nicht. »Die Diskussion um den Kündigungsschutz ist überzogen. Entscheidend ist lediglich, dass für alle die gleichen Spielregeln gelten«, sagt er. »Nur Verbände und manche Mittelständler leben davon, die Debatte immer wieder anzutreiben.« Damit soll man ihn in Ruhe lassen.

Schlecker fürchtet, dass sein Lebenswerk eines Tages wieder verschwinden könnte – aus seiner Sicht wohl nicht zuletzt durch Gewerkschaften und Betriebsräte. In die Zukunft können sein Unternehmen nur wenige führen: Seine Frau und seine beiden Kinder arbeiten in der Leitung, dazu ein enger Stab von Vertrauten. Schlecker kramt einen Zettel von 1973 hervor, er zeigt die Rangliste der damals größten Handelsunternehmen in Deutschland. Die meisten Namen sind mit blauem Filzstift übermalt. »Sehen Sie hier, die durchgestrichenen Firmen gibt es heute alle nicht mehr. Sie kennen doch den Spruch: Willst du den sicheren Ruin eines Unternehmens, gib ihm 30 Jahre Erfolg«, sagt er. »Lachen Sie nicht, das ist so. Ich habe auch immer gedacht, das geschieht mir nicht. Aber letztes Jahr haben wir unsere Kosten durchgecheckt – und da ist noch immer massiv zu tun.«

* Namen sind auf Wunsch der Betroffenen geändert

DIE ZEIT 17.11.2005
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Carsten König

ZitatBetriebsräte gelten als Sand im Getriebe der Effizienzmaschinen.

Thats it!

ManOfConstantSorrow

»Auch Aldi und Schlecker im Visier«



Einzelhandelsriese Lidl steht exemplarisch für Sozialdumping. Ein Gespräch mit Agnes Schreieder

Worauf gründet die europaweite »Erfolgsstory« des Systems Lidl?


Lidl wächst mit dem Prinzip: »Immer billig« auf Kosten von vielen. Die Geschäftsstrategie der Schwarz-Unternehmensgruppe zeichnet sich durch enormen Preisdruck aus: auf Produzenten, Lieferanten, vor allem aber auf das Personal. Die Rechte der Beschäftigten werden systematisch verletzt, die Strukturen des mittelständischen Einzelhandels mit der betriebenen Dumpingkonkurrenz ruiniert und Zehntausende Arbeitsplätze vernichtet.
Ist das ein europaweit flächendecken des Phänomen?

In sämtlichen Ländern, in denen Lidl agiert, sind die Filialen chronisch unterbesetzt; die große Mehrheit der Beschäftigten ist lediglich mit Teilzeitverträgen ausgestattet. Dadurch entsteht ein gewaltiger Arbeitsdruck, massenweise unbezahlte oder unzureichend vergütete Überstunden sind die Folge. Daneben bestehen erhebliche Leistungsanforderungen, die erwiesenermaßen krank machen. Wer die Vorgaben nicht erfüllt, wird massiv unter Druck oder direkt vor die Tür gesetzt.
Gibt es auch Ausnahmen von der Regel?

Es gibt leider sogar einige Staaten, in denen die Mißstände noch gravierender sind als hierzulande – insbesondere in Ost- und Südosteuropa. Positive Abweichungen von der Norm lassen sich dagegen vor allem in nord europäischen Staaten und in Frankreich erkennen. Dort haben Beschäftigte gemeinsam mit den Gewerkschaften arbeits- und tarifrechtliche Verbesserungen durchsetzen können.
Wovon hängen derlei Erfolge ab?

Es hat sich gezeigt, daß überall dort, wo sich Beschäftigte – manchmal auch nur von einzelnen Filialen – zur Wehr gesetzt haben, am Ende auch Zugeständnisse der Geschäftsführung erstritten werden konnten.
Ver.dis »Schwarz-Buch Lidl« hat in Deutschland einiges Aufsehen erregt. Hat es den Beschäftigten auch Abhilfe verschafft?
Seit dessen Erscheinen vor eineinhalb Jahren sind tatsächlich Verbesserungen festzustellen. Das betrifft die Erfassung und Bezahlung von Überstunden, aber auch die Umgangsformen der Geschäftsleitungen mit dem Personal. Das zeigt: Lidl unter Be obachtung verhält sich anders und besser als unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Aber das genügt natürlich bei weitem nicht. Vor allem in punkto Informationsfreiheit, freie ungehinderte gewerkschaftliche Organisation und Wahl von Betriebsräten lassen grundlegende Veränderungen weiter auf sich warten: Nur in vier deutschen Lidl-Filialen sind funktionierende Betriebsräte installiert. Das ist der nach wie vor größte Skandal.
Gab es in dieser Frage schon einmal Gespräche zwischen ver.di und der Lidl-Chefetage?

Weder Konzernchef Dieter Schwarz noch der zweite Mann im Konzern, Klaus Gehrig, haben auf unsere Aufforderung, Verhandlungen über die Bildung von Betriebsräten aufzunehmen, in irgendeiner Weise reagiert. Das betrifft auch unsere aktuelle Forderung, soziale Grundrechte der Beschäftigten zuzusichern. Statt dessen versucht Lidl derzeit, sein angeschlagenes Image mit durchsichtigen PR-Strategien wie dem Angebot von wenigen Bio- und »TransFair«-Produkten aufzumöbeln. Daß nun bei einem Bruchteil des Sortiments Umwelt- und Sozialstandards in der Produktion beachtet werden, taugt längst nicht als Entschuldigung dafür, europaweit die sozialen Rechte Zehntausender Mitarbeiter mit Füßen zu treten.
Sehen Sie nicht die Gefahr, daß andere ähnlich rabiat verfahrende Handelsriesen im Windschatten Ihrer Anti-Lidl-Kampagne ungebührend aufgewertet werden?

Ohne Frage besteht bei den Arbeits- und Lohnbedingungen auch anderer Discounter und Handelsunternehmen zum Teil großer Verbesserungsbedarf. Unsere Kampagne war entsprechend von Beginn an so angelegt, Lidl quasi exemplarisch für eine ganze Branche an den Pranger zu stellen. So hat ver.di beispielsweise auch Aldi oder die Drogeriekette Schlecker im Visier. Ander erseits hat sich der Schwarz-Konzern seine hervorgehobene Stellung aber auch »verdient«. In Sachen gewerkschafts- und betriebsratsfeindlicher Unternehmenspolitik ist Lidl einfach die »Nummer eins« in Deutschland.

Interview: Ralf Wurzbacher
JungeWelt[/SIZE],
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

"Time Control" heisst das Computerprogramm, mit dem laut Eigenwerbung der Täter/Hersteller 1500 Unternehmen weltweit die totale Kontrolle über ihre Beschäftigten ausüben. Eben auch bei Aldi Suisse, mit dem Ergebnis: "Die Personalkosten bei der Migros betragen fast 22, bei Coop 17 Prozent des Umsatzes. Bei Aldi sind es Schätzungen zufolge 3 Prozent"

http://www.woz.ch/artikel/2007/nr33/wirtschaft/15279.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

unkraut

Folgendes hat sich Freitag in meiner Verwandschaft ereignet :
Der Betroffene  arbeitet schon Jahre bei einem großen Discounter .
Den Namen nenne ich verständlicherweise nicht .

Der Bezirksleiter kommt unangemeldet zur Kontolle .
Im Normalfall allein , diesmal mit Verstärkung .
Kassen und Bestandskontrolle ect .
Es fehlen Zigaretten .

Die Zigarettenschachteln der Angestellten liegen immer offen im Pausenraum .
Seine Schachtel ( keine Disc. eigene Marke ) wird kontolliert und es finden sich darin ... Zigaretten einer /der Disc. Marke .

Er wird des Diebstahls und der Unterschlagung bezichtigt und vor die Wahl gestellt :
Anzeige mit allen Konsequenzen oder sofortige Selbstkündigung mit sofortiger Wirkung  .

Aus Unerfahrenheit , geschockt und unter massiver Bedrohung hat er unterschrieben .
Die Sache war so wie es scheint vorbereitet  .  

Er hat keine Gewerkschaft oder Rechtsschutz .

Wie soll er sich nun verhalten ? Was wären die nächsten Schritte ?
IMHO : Gedächtnisprotokoll , Rat vom Fachanwalt , beim AA melden .

Ich muß dazu sagen , er hat auch nicht die Nerven und das Zeug dazu
jetzt da richtig was durchzuziehen .

Vieleicht habt Ihr noch Ratschläge oder Tips ?

Grüße

 Ps . Muß heuet abend los und kann erst Freitag wieder reinlesen .
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Eivisskat

Da kann Mensch übel werden, bei so einer hinterhältigen & kriminellen Bande!
Ich würde einen RIESENSKANDAL machen: 1. Presse, 2. Gewerkschaft, 3. Einzelhandelsvereinigung, 4. AA, 5. mir einen Anwalt nehmen (auf Schadensersatz), 6. Die Linke Partei und was mir alles noch so einfallen würde...
Warscheinlich braucht er dabei Hilfe, vielleicht eine ELO-Beratung bei euch?, natürlich sofort beim AA als a-los melden, Unterstützung suchen/finden.

Tut mir sooo Leid...
LG

 :tischkante>

unkraut

Ich würde die Sache durchziehen bis zum geht nicht mehr .

Aber wie schon geschrieben er ist  nicht der Typ .
Er ist völlig am Boden , muß sich erst mal sammeln .
 Von uns bekommt er jedenfalls erst mal alle mögliche Unterstützung .

Hat sich den Hintern aufgerissen , gratis Überstunden usw. und nun der Tritt . Und dann noch auf diese Weise .
Aber so bitter es klingt :
Er hat was gelernt . Den Arschtritt bekommst Du immer . Traue niemendem , keinem Kollegen oder Chef  , nur Dir selbst .
 ... das Leben ist hart . Und es gibt oft eins in die Fresse  .

Grüße
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Eivisskat

ZitatOriginal von unkraut

 Von uns bekommt er jedenfalls erst mal alle mögliche Unterstützung .

Grüße

Das ist das Wichtigste, bestimmt könnt ihr da was aufziehen um ihn moralisch zu stärken und gleichzeitig die Schweinerei publik zu machen  :aggressiv>

Regionale TV-Sender z.B. mögen solche geschichten...

Kuddel

ZitatOriginal von unkraut

Der Bezirksleiter kommt unangemeldet zur Kontolle .
Im Normalfall allein , diesmal mit Verstärkung .
Kassen und Bestandskontrolle ect .
Es fehlen Zigaretten .

Die Zigarettenschachteln der Angestellten liegen immer offen im Pausenraum .
Seine Schachtel ( keine Disc. eigene Marke ) wird kontolliert und es finden sich darin ... Zigaretten einer /der Disc. Marke .

Er wird des Diebstahls und der Unterschlagung bezichtigt und vor die Wahl gestellt :
Anzeige mit allen Konsequenzen oder sofortige Selbstkündigung mit sofortiger Wirkung  .

Aus Unerfahrenheit , geschockt und unter massiver Bedrohung hat er unterschrieben .
Die Sache war so wie es scheint vorbereitet  .  
 

Ja, es ist kein Einzelfall.
Es gibt scheinbar Anweisungen oder zumindest "Vorschläge" der Konzernleitung an Filialleiter sich von Mitarbeitern zu trennen, die entweder zu selbstbewußt oder zu lange im Betrieb sind (und somit automatisch bessere Arbeitsbedingungen und mehr Rechte erhalten). Dafür wird bei verschieden Discountern (Ich weiß von Lidl und Schlecker) mit fast identischen Mitteln gearbeitet. Es wird Mitarbeitern Fehlverhalten unterstellt, meist Diebstahl (Es gab Fälle, in denen konnte nachgewiesen werden, daß das "Diebesgut" von Vorgesetzten in den Spind oder die Handtasche gelegt worden ist), manchmal auch fehlende Reinlichkeit (ungenüpgend Staubgewischt oder gefeudelt). Dann wird die beschuldigte Person in die Mangel genommen, meist von dem Filialleiter unterstützt von einem weiteren Vorgesetzten. Oftmals liegen schon vorbereitete "Geständnisse" vor. Manchmal fährt man nach einem solchen "Verhör" gemeinsam zu einem Notar und dort liegt dann schon ein solches "Geständnis" zur Unterschrift vor. Die Beschuldigten beschreiben jeweils ihre Verfassung so, sie "hätten selbst ihr eigenes Todesurteil unterschrieben".

Es gab eine längere Radiosendung darüber. Ich glaube, im Schwarzbuch Lidl befindet sich eine ganze Liste belegter Fälle. In der Radiosendung wurde auch berichtet über eine junge alleinerziehende Mutter, die sich hat nichts zu Schulden kommen lassen, doch sie unterschrieb unter Druck beim Notar und nun muß sie an den Konzern 5000€ "Schadenserstz" zahlen. Sie ist ihren Job los, bezieht Hartz IV, und die Vertreterin von Verdi sagte, es gäbe keine Möglichkeit gegen die beim Notar hinterlassene Verpflichtung juristisch anzugehen.

Es ist organisiertes Verbrechen im Wortsinne und im großen Stil. Nur wird diese Erkenntnis Deinem Verwandten wenig weiterhelfen.

Krokos

Lidl hat übrigens durch den Einkaufsboykott der sich durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen ergegeben hat mehr Umsatzeinbussen als wenn er den theoretischen -1%Umsatz durch einen Betriebsrat hingenommen hätte.

Edit, diese eine Karikatur mit der Frau die 3 Paletten auf ihren Rücken tragen muss trifft es sehr gut.
Der fette Manager sagt: "Sie kriegen hier ne Menge Geld, mehr als in der 3.Welt"
Genau das ist der Punkt was momentan los ist.
Es wird sich an Negativbeispielen orientiert, nicht an Positivbeispielen wie in Frankreich oder den skandinavischen Ländern.

Die Globalisierung führt zu einem Wettbewerb nach unten !

Regenwurm

Schwarzbuch Markenfirmen - Die Machenschaften der Weltkonzerne   Info

Adidas, Aldi, Bayer, McDonald's, Nike, Siemens... unsere beliebtesten Marken gründen ihre Profite auf Ausbeutung, Kinderarbeit, Krieg und Umweltzerstörung.
Das neue Schwarzbuch Markenfirmen deckt die skrupellosen Machenschaften der großen Konzerne auf – und zeigt zugleich, welche Macht jeder einzelne von uns hat, korrupte Regierungen und Multis zu einer menschenfreundlicheren Politik zu zwingen.


Noch mehr Infos, auch zum weitersagen...
"No Logo" ist der Titel eines Buches der kanadischen Journalistin Naomi Klein, in dem die Globalisierung von Marken und die Entwicklung von klassischen, produzierenden Herstellerfirmen hin zu Lifestyle-Vermarktungsunternehmen, also reinen Logofirmen, analysiert wird. Das im Jahr 2000 zunächst auf Englisch erschienene Buch gilt als eines der einflussreichsten Sachbücher der letzten Jahre und wird deshalb auch als ,,Bibel der Globalisierungskritiker" bezeichnet.
"No Logo" ist Name und Programm
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

gha

Dann gehen wir doch einfach zu... zu.... zu.....
ja, ganz einfach: Zum "Tante Emma"-Laden um die Ecke. Gibt es nicht mehr? Doch? zu dumm: Ist oft ziemlich teuer, das geht mit meinem Geld nicht. Und nun?  ?(

Strombolli

Zunächst mal: Die Negativmotivation, also das Androhen von Strafen bei Nichterfüllung bestimmter Vorgaben, halte ich für das völlig falsche Mittel, Mitarbeiter dazu zu bekommen, besser zu arbeiten.
Die Positivmotivation, also mehr Geld oder was auch immer, wenn die Arbeit besonders gur gemacht wird, halte ich für sinnvoller.
Leider gibt es aber auch Angestellte, die sich sagen: Hauptsache mein "Grundgeld" stimmt, was soll ich mir Tabellen die, wenn ich mehr Umsatz bringe mir auch exponential mehr Geld bringen?" Doch, solche Leute gibt es.
Genauso wie Unternehmer, die mich in meinem "Wellnessjob" für 2 Einsätze an einem Tag buchen, aber nur einen bezahlen!

Letztlich hilft nur eines: Enteignung! Sicher, ein radikaler Schritt, aber rein ökologisch betrachtet, ist das gegenwärtige Wirtschaftssystem so zerstörerisch, dass wir es uns nicht mehr leisten können!

Was passiert eigentlich mit der nichtverkauften Joghurt, Milch usw. aus den vollen Supermarktregalen? Den Anteil der kurz vor dem Verfallsdatum stark preisgesenkt verkauft wird, schätze ich auf 2%!

Wird tatsächlich alles andere wirklich verkauft oder wird weggeschmissen, gar aufbereitet wiederverwertet? Fleischskandale lassen grüssen!

Mein Ansatz ist die Überproduktion im Kapitalismus! Würde man dieses
rausgeschmissene Geld, was ja nur durch findige Finanzkonstruktionen und -kalkulationen für den Groß-Unternehmer verkraftbar bleibt, den Armen dieser Welt zum treuhandüblichen 1€ überlassen oder gar schenken, wären die Versorgungspobleme dieser Welt gelöst und keiner würde wegen steigendem Bedarf in China (das ich nicht einen langanhaltenden Lachkrampf kriege!) steigenede Preise in Europa haben.

Allein der Transportschwachsinn "Just-In-Time", Tiertransporte (aber regionale neuerbaute Schlachthöfe schließen!), das deutsche Kleinbauernsterben (heute vertreiben sie Türen und Fenster, toll!) ist alles eine Folge eines Wirtschaftssystems das vor lauter Selbstverliebtheit und Profitgier, die ökologischen Verwerfungen, die es verursacht völlig aus den Augen verloren hat, weil dort ja nur Dollar und Euro-Pupillen sitzen.

Enteignen! Regionale Selbstverwaltung! Abschaffung von Börsen!
Neubewertung menschlicher Arbeit! Reduzierung aller Waren auf das wirklich Nötige! und dann natürlich:
Verteilung an alle Menschen! Solange noch ein Mensch auf der Welt um Medikamente oder Lebensmittel betteln muß, haben Reiche keinerlei Existenzberechtigung![/COLOR]
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

schleckermaus

:aggressiv>Hallo liebe Schlecker-Geplagten,

ich suche Leidensgenossen, die ähnliches erlebt haben wie ich.

Also, ich habe nämlich bei Schlecker gearbeitet und bin auf eine pikante art und weise "gegangen worden". Kündigungsgrund war, dass bei mir 900 Euro bei der Geldentsorgung (so wird der Vorgang der Geldeinzahlung genannt) weggekommen sein sollen. So steht es auf meiner Kündigung. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, wie das Geld verschwunden sein soll. Das habe ich der Bezirksleiterin auch erklärt, aber bin bei ihr auf taube ohren gestoßen. Die hat mich so dermaßen fertig gemacht, dass ich mich am liebsten weggebeamt hätte. Es fing so an, dass sie eines abends nach ladenschluss zu mir sagte, Fr. ... es fehlen 900 Euro! und ich sagte Waas? Wieso das denn? Am Samstag darauf kam sie wieder und pochte erneut auf mir herum, "ES FEHLEN ABER 900 EURO!!!!". Ich sagte, dass ich wirklich nicht weiß, was mit dem Geld ist. "Sie gehen heute  nicht eher hier raus, bevor ich nicht weiß, was mit dem geld ist und bevor ich es nicht wiederhabe.(...) ich habe zeit, morgen ist sonntag, es gibt keine filiale, die mich heute noch braucht." Dann  rief sie meine kollegin an und am darauffolgenden montag wurden sie und ich beordert, in der filiale zu erscheinen. Am Montag gab es dann wieder ein langes hin und her, und die bezirksleiterin und meine kollegin lachten mich sogar aus, und man wollte mich anzeigen, um von der postbank das band der überwachungskamera zu bekommen, um nachzuschauen, ob ich auf den display des Terminals geachtet habe, ich sagte, dass ich immer auf das display achte und mir eine unstimmigkeit sofort aufgefallen wäre. Später zückte die bez.leiterin den kündigungsvordruck und ich setzte meine unterschrift darunter weil ich so  unter druck gestanden habe.
Jetzt habe ich die firma verklagt und in kürze ein gerichtsverfahren. Was mir merkwürdig vorkommt, ist dass ich bis jetzt keine anzeige  bekommen habe und auch keine zahlungsaufforderung, so dass ich nicht weiß, wo ich das geld hinüberweisen sollte.

Wer hat ähnliches erlebt und möchte sich mit mir darüber austauschen?

über eure mitteilungen freue ich mich.

Krokos

sowas Ähnliches habe ich hier nur irgendwo mal über Tengelmann gelesen. Da hatten sie einen Auszubildenden auch unterstellt zigtausend Euro geklaut zu haben und ihn so einen Wisch unterschreiben lassen, nachdem sie in ihn unter Gehirnwäsche kleingebügelt haben.

Allerdings nicht um ihn loszuwerden, sondern ihn ein lebenslang unter Kontrolle zu behalten.


Aber das ist schon heftig was du da erlebt hast, ich frage mich immer wie weit Menschen verkommen können solche Aktionen durchzuführen...ich werde es nie verstehen

gha

ZitatOriginal von schleckermaus
 ich setzte meine unterschrift darunter weil ich so  unter druck gestanden habe.
Und hier denke ich, was sicher in jüngeren Jahren perfekt angewendet werden kann: Und was ist, wenn Du denen ruhig sagst: Na bitte, gerne, liefert einen Beweis...

ZitatOriginal von schleckermaus
Jetzt habe ich die firma verklagt und in kürze ein gerichtsverfahren. Was mir merkwürdig vorkommt, ist dass ich bis jetzt keine anzeige  bekommen habe und auch keine zahlungsaufforderung, so dass ich nicht weiß, wo ich das geld hinüberweisen sollte.
Das dürfte mit das alte und übliche Prozerede sein.

ZitatOriginal von schleckermaus
Wer hat ähnliches erlebt und möchte sich mit mir darüber austauschen?
Ich schon, aber in anderen Läden. Zwar durchaus softer, aber auch nicht nur light.
Leider gibt es ja bei nicht nur Lid keine Betriebsräte - die Kündigungsmodalitäten sind/wären da ja nicht ganz so einfach.

Kater

ZitatOriginal von schleckermaus
:aggressiv>Hallo liebe Schlecker-Geplagten,

ich suche Leidensgenossen, die ähnliches erlebt haben wie ich.

Also, ich habe nämlich bei Schlecker gearbeitet und bin auf eine pikante art und weise "gegangen worden". Kündigungsgrund war, dass bei mir 900 Euro bei der Geldentsorgung (so wird der Vorgang der Geldeinzahlung genannt) weggekommen sein sollen. So steht es auf meiner Kündigung. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, wie das Geld verschwunden sein soll. (...)

Wer hat ähnliches erlebt und möchte sich mit mir darüber austauschen?

über eure mitteilungen freue ich mich.

@schleckermaus

Gute Nachrichten  =)

ZitatKlageverzicht ohne Gegenleistung ist unwirksam

Erfurt (AFP) - Arbeitgeber können entlassenen Mitarbeitern nicht einen spontanen Klageverzicht aufdrängen. Ein solcher Verzicht auf einem Arbeitgeberformular und ohne Gegenleistung ist unwirksam, wie das Bundesarbeitsgericht in Erfurt entschied. Damit ließ es die Kündigungsschutzklage einer Kassiererin der Drogeriemarktkette Schlecker nicht nur zu, sondern gab der Arbeitnehmerin zugleich auch ihren Arbeitsplatz zurück.

Nach den Feststellungen des Unternehmens waren im April 2004 die Einnahmen von zwei Tagen aus dem Tresor des Drogeriemarkts verschwunden. Ein Gespräch mit den während dieser Zeit dort arbeitenden drei Kassiererinnen konnte die Sache nicht klären. Daraufhin kündigte Schlecker kurzerhand allen dreien und ließ sie noch eine vorgefertigte Erklärung unterschreiben, wonach sie die Kündigung akzeptieren und auf eine Klage verzichten.

Die Kassiererin zog dennoch vor Gericht und bestritt, für das Verschwinden der Gelder verantwortlich zu sein. Das BAG gab ihr doppelt Recht: Ein solches Vorgehen benachteilige die Arbeitnehmerinnen einseitig; sie verstoße daher gegen Treu und Glauben, der Klageverzicht sei unwirksam. Auch die Kündigung selbst sei unwirksam, urteilte das BAG weiter. Angesichts der Zahl von drei möglichen Täterinnen reiche der Tatverdacht nicht aus.

http://de.news.yahoo.com/afp/20070906/tde-d-justiz-arbeit-a4484c6_2.html

gha

ZitatOriginal von Kater
ZitatKlageverzicht ohne Gegenleistung ist unwirksam

Erfurt (AFP) - [...]Angesichts der Zahl von drei möglichen Täterinnen reiche der Tatverdacht nicht aus.

http://de.news.yahoo.com/afp/20070906/tde-d-justiz-arbeit-a4484c6_2.html

Hm, verstehe ich das richtig, daß die Lage bei "nur" 2 oder 1 Kassiererin wieder anders wäre?  ?(
Und was, soll ja wirklich vorkommen/vorgekommen sein, daß man dann mal eben "verschwundene" Gegenstände (zB Geld) in den Taschen der Angestellten wiederfindet - reicht da ein Beweis, daß notwendige Fingerabdrücke nicht gefunden werden (können)?



Zu Schlecker, Lidl&Co allgemein - ich las ja nicht nur hier im Forum über das Thema und sehe in den Läden vor Ort jene, die irre schnell sind und wohl unter mächtigem Druck stehen, aber auch jene, die normal schnell sind, freundlich dabei usw., zu denen ich dann gehe um nicht zum maschinellen Kunden zu werden...
Frage: Gibt es dort also derart gravierende Unterschiede in den Verträgen?

Sydney

Oh, ein sehr schönes Thema.

Eine Bekannte war ehemals auch bei Schlecker und berichtet genau solche Dinge. Schärfste Überwachung und härteste Methoden.

Ich hab mich 2005 breitschlagen lassen eine Ausbildung bei PLUS anzufangen. Ich bin seeeehr froh gewesen, nach einer Woche krank zu werden - und zwar wirklich und für 3 Wochen. Dann kam die Kündigung. Abgesehen davon wars mir egal, weil die Diagnose sowieso lautete, dass ich den Job nicht weitermachen kann. Doch es war mir nicht nur egal, sondern ich war froh, weil das da genausowenig zum aushalten war wie die Beschreibungen der anderen Discounter. Im Übrigen zahl ich noch heute an meiner Lohnrückzahlung für die drei kranken Wochen!  :(

Scheinen sich ja alle nicht wirklich zu unterscheiden. Von ALDI wars mir neu, aber sehr gut zu wissen.

schleckermaus

ist das nicht typisch?

was hatte ich am freitag im briefkasten? die zahlungsaufforderung, dass ich innerhalb 8 Tagen 50,00 € überweisen soll und sonst "der Gesamtbetrag (also 900,00 €)  ?(sofort fällig und ein gerichtl. mahnverfahren" gegen mich eingeleitet wird!!!

am donnerstag hatte ich die stellungnahme der fa. schlecker im briefkasten, ein mehrseitiger roman mitsamt beweisen, dass nur ich für das verschwinden des geldes zuständig bin und dass die klage abzuweisen sei. Ich könnte hier immer weiter schreiben, aber das würde wohl den speicher zum zerplatzen bringen. Ja, nun habe ich überlegt, die klage zurückzuziehen weil ich

a) keine beweise und
b) keine zeugen habe

und den ausgang des prozesses als ungewiss betrachte.
ABER: WIE ZUM TEUFEL SOLL MAN BEWEISEN WAS MAN DEFINITIV NICHT HAT (sprich die 900,00 €)?

Ich komme mir voll blöd vor, weil ich nun auch noch Zahlemann und Söhne spiele und brav den dauerauftrag bei der bank gemacht hab mit dem gewissen das ich da wahrscheinlich für jemanden anderen zahle. ICH WEISS NICHT MEHR WEITER!!! es ist zum kotzen, gibt es denn keinen weg aus dem teufelskreis? keine arbeit, kein geld, ohne geld kein leben, dank schlecker.

Ratrace

Ich bin zwar kein Jurist, aber ich denke nicht, daß Du Deine Unschuld, sondern Schlecker Deine Schuld beweisen muß.

Auf gar keinen Fall würde ich die 50 Euro zahlen, weil das einem Schuldeingeständnis gleichkommt.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Krokos

ZitatOriginal von schleckermaus
ist das nicht typisch?

was hatte ich am freitag im briefkasten? die zahlungsaufforderung, dass ich innerhalb 8 Tagen 50,00 € überweisen soll und sonst "der Gesamtbetrag (also 900,00 €)  ?(sofort fällig und ein gerichtl. mahnverfahren" gegen mich eingeleitet wird!!!

am donnerstag hatte ich die stellungnahme der fa. schlecker im briefkasten, ein mehrseitiger roman mitsamt beweisen, dass nur ich für das verschwinden des geldes zuständig bin und dass die klage abzuweisen sei. Ich könnte hier immer weiter schreiben, aber das würde wohl den speicher zum zerplatzen bringen. Ja, nun habe ich überlegt, die klage zurückzuziehen weil ich

a) keine beweise und
b) keine zeugen habe

und den ausgang des prozesses als ungewiss betrachte.
ABER: WIE ZUM TEUFEL SOLL MAN BEWEISEN WAS MAN DEFINITIV NICHT HAT (sprich die 900,00 €)?

Ich komme mir voll blöd vor, weil ich nun auch noch Zahlemann und Söhne spiele und brav den dauerauftrag bei der bank gemacht hab mit dem gewissen das ich da wahrscheinlich für jemanden anderen zahle. ICH WEISS NICHT MEHR WEITER!!! es ist zum kotzen, gibt es denn keinen weg aus dem teufelskreis? keine arbeit, kein geld, ohne geld kein leben, dank schlecker.

mit Gewerkschaft im Rücken hättest du die so zum Weinen bringen können   :rolleyes:

ManOfConstantSorrow

ZitatIch komme mir voll blöd vor, weil ich nun auch noch Zahlemann und Söhne spiele und brav den dauerauftrag bei der bank gemacht hab mit dem gewissen das ich da wahrscheinlich für jemanden anderen zahle.

Mit größter Wahrscheinlichkeit zahlst Du für niemand anderen. Es wurde nicht aus der Kasse geklaut, sondern Du wirst beklaut. Solche und ähnliche falschen Anschuldigungen (z.B. Diebstahl) gegen Mitarbeiter gehören zum allgeminen Geschäftsgebaren bei Schlecker Lidl und Co. Das Erzwingen einer Unterschrift unter ein "Geständnis" gehört dazu. Du stehts in einer langen Reihe von Betroffenen...
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

flipper

ZitatOriginal von schleckermaus
 Ja, nun habe ich überlegt, die klage zurückzuziehen weil ich

a) keine beweise und
b) keine zeugen habe

und den ausgang des prozesses als ungewiss betrachte.
ABER: WIE ZUM TEUFEL SOLL MAN BEWEISEN WAS MAN DEFINITIV NICHT HAT (sprich die 900,00 €)?

Ich komme mir voll blöd vor, weil ich nun auch noch Zahlemann und Söhne spiele und brav den dauerauftrag bei der bank gemacht hab

klage weiterbetreiben, sofort den dauerauftrag löschen, geld zurückfordern und deinerseits mit mahnverfahren drohen, schreiben vom gegner ignorieren und zum anwalt bringen, das sind alles fakebeweise und fingierte stories, die lösen sich vor gericht auf  :]

und wozu klage? nichtigkeitsklage oder was?
du musst gar nix beweisen, die müssen alles beweisen, klage deinerseits eigentlich überflüssig ausser dein anwalt will das so.

grundsätzlich:
-auf solche vorwürfe der einzelhändler sofort strafanzeige wegen falscher verdächtigung gegen die
-vorwürfe und drohungen ignorieren, bei vernehmungen durch vorgesetzte klappe halten oder veralbern, nix unterschreiben, nach feierabend gehen (wenn die blöd werden sofort polizei rufen), weiterarbeiten bis kündigung kommt, dann kündigungsschutzklage beim arbeitsgericht und krank werden durch den stress damit die noch 6w lohnfortzahlung abdrücken müssen  :]
wenns trotzdem letztinstanzlich schiefgeht, nix mehr arbeiten, dem gerichtsvollzieher die EV abgeben und gut. wer sich solches "schutzgeld" noch vom mund abspart der is blöd.

wo ist das problem? und das schmettert jeder anwalt mühelos ab, risiko unter 10%.

EDIT: sowas könnte auch eine psychologische enschüchterungskampagne sein, denn selbst wenn man wirklich geklaut hat, könnenses nur selten beweisen :D
"Voting did not bring us further, so we're done voting" (The "Caprica Six" Cylon Model, BSG)

Gammelfleisch

Zahle die 50€uro auf keinen Fall.


Hab mal 2 Wochen Praktikum bei Schlecker gemacht,weiß wies im Laden läuft,gerade mit den Kontrollen.
Bei der Abrechnung geht abends z.B erstmal die Kasse nicht auf,wenn die Differenz 5€uro übersteigt und gibt nen Piepston von sich.
War ne "Trainingsmaßnahme" von der BA "gefördert"... :aggressiv>

flipper

das ist sicher der stundenlohn  X(

als mobbing und psychoterror eigentlich sicher unzulässig.
welchen kassenhersteller müssen wir dafür hier mal auseinandernehmen?  :evil:

leider hat schlecker keine isolierten seitenschneider im angebot für etwas edv-kassenengineering :D aber es kann ja auch ne colaflasche umkippen :D
braucht man da ja mangels pausen   :( oder die alarmanlage der filiale auslösen, ist doch wichtig! diebstahl! sofort hilfe rufen!!!
"Voting did not bring us further, so we're done voting" (The "Caprica Six" Cylon Model, BSG)

Gammelfleisch

ZitatOriginal von flipper
das ist sicher der stundenlohn  X(

als mobbing und psychoterror eigentlich sicher unzulässig.
welchen kassenhersteller müssen wir dafür hier mal auseinandernehmen?  :evil:

leider hat schlecker keine isolierten seitenschneider im angebot für etwas edv-kassenengineering :D aber es kann ja auch ne colaflasche umkippen :D
braucht man da ja mangels pausen   :( oder die alarmanlage der filiale auslösen, ist doch wichtig! diebstahl! sofort hilfe rufen!!!

Das mit dem Stundenlohn kann gut hinkommen.
Nachdem mit HartzIII die Stundenbegrnezung bei 400€urojobs aufgehoben wurde,gabs beim hiesigen Schlecker schon die Anzeigen mit "20 Stunden Woche auf 400€uro Basis",was vorher maximal 15 Stunden sein durften.

Die einzigen die ausreichend verdienen,sind die Filialleiter/innen.(die dafür aber auch oft mehr als 40 Stunden/Woche arbeiten).
Der Rest läuft auf 400€uro Basis oder eben Praktikanten.Bevorzugt werden bei den 400€urojobs übrigends Ausländer eingestellt,da diese oftmals nicht wortgenau die Verträge somit kennenlernen,bzw. bei Kündigunen von Ihnen i.d.R noch weniger Gegenwehr zu erwarten ist.(so wars auch bei meinem,1 Italienerin,1 Afghanin und 1 Deutsch-Russin).Seit diesem Jahr bildet Schlecker übrigends auch nicht mehr aus=Zuviel Aufwand laut meiner Quelle.

Ziggy

Schlecker hat sich jetzt auch die "Ihr Platz"-Kette einverleibt.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Eivisskat

http://www.mopo.de/2007/20071106/hamburg/panorama/zensur_nach_mopo_bericht.html

Discounter nimmt morgens Zeitungen aus den Regalen

Das nennt man eine klare Ansage: "Die heutige Ausgabe der Hamburger Morgenpost ist sofort aus dem Verkauf zu nehmen." So steht es auf einem Lidl-internen Fax vom vergangenen Freitag, das der MOPO vorliegt. Der Discounter wollte offenbar verhindern, dass Belegschaft und Kunden einen kritischen MOPO-Artikel lesen.

"Hamburgs mutigster Angestellter" lautete die Überschrift des Berichts über Tayeb Azzad. Der 39-Jährige ist der erste Betriebsrat einer Hamburger Lidl-Filiale. Der MOPO beschrieb er am Tag seines Wahlsiegs, wie Lidl die Kandidatur bekämpft hatte. Die Gewerkschaft ver.di äußerte zudem Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Lidl und den Versuchen, Betriebsräte zu verhindern. So gibt es laut ver.di in 2700 Lidl-Märkten nur eine Handvoll Betriebsräte.

Das passte dem Konzern wohl nicht. "Frühmorgens flatterte das Fax in die Filiale", schreibt der MOPO ein Lidl-Subunternehmer. "Als ich den Artikel las, war klar, warum. Die Mitarbeiter wussten nichts und mussten Kunden erklären, die MOPO sei ,nicht lieferbar'."

Lidl bedauerte gestern die "eigenmächtige Entscheidung eines Mitarbeiters". Das decke sich nicht mit der Unternehmenspolitik. Überhaupt scheint die ganze Angelegenheit für Lidl sehr überraschend zu sein: "Der Wunsch, einen Betriebsrat zu bilden, hat uns verwundert, zumal unsere Mitarbeiter nach eigener Aussage mit den Bedingungen zufrieden sind."
(MOPO vom 06.11.2007 / SEITE 16)

handkey

Zitat"Der Wunsch, einen Betriebsrat zu bilden, hat uns verwundert, zumal unsverere Mitarbeiter nach eigener Aussage mit den Bedingungen zufrieden sind."

Hammer-

aber wehren müssen die sich schon noch mehr- Stellvertreterkampagne wie vor 2 Jahren is einfach ziemlich peinlich gewesen...
Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger,
Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen,
warum sollten ausgerechnet Volks- oder Arbeitervertreter
aus der Art schlagen?

  • Chefduzen Spendenbutton