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Industrie & Handwerk & Agrar => Leiharbeit, bzw. moderner Sklavenhandel => Thema gestartet von: Kuddel am 21:09:16 Mo. 04.Juli 2016

Titel: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 21:09:16 Mo. 04.Juli 2016
Ich bin eher zufällig drüber gestolpert. Eine (Radio?)Reportage, eine Soundcollage zur Situation prekärer Ausbeutungsverhältnisse in Deutschland von 2014.
Wirklich gut gemacht.

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=hxsiZBQG21E#)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Rudolf Rocker am 21:15:17 Mo. 04.Juli 2016
Vom Deutschlandradio Kultur
http://www.deutschlandradiokultur.de/sklavenmarkt-deutschland.958.de.html?dram%3Aarticle_id=284824 (http://www.deutschlandradiokultur.de/sklavenmarkt-deutschland.958.de.html?dram%3Aarticle_id=284824)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 11:23:15 Mi. 24.August 2016
Es gibt immer wieder neue Reportagen zum Thema Leiharbeit.

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=n6IMKOK0MAo#)


Es wird die Situation jedoch nicht durch Journalisten oder "die Öffentlichkeit" grundlegend geändert.
Es kommt auf das Organisieren der Betroffenen selbst an. Die Betroffenen sind die Leiharbeiter und genauso die Stammbelegschaften. Es gibt Stammbelegschaften, die gegen die Leiharbeit und für die Festanstellung ihrer Leiharbeiterkollegen kämpfen. Es gibt aber auch Betriebsräte, die Leiharbeit für einen "Puffer" halten, der die Stammbelegschaft schützt und somit unterstützen sie Leiharbeit und die Spaltung der Belegschaft.
Das sollte nicht hingenommen werden und man muß die Diskussion da ansetzen, daß die Stammbelgschaft sich damit ins eigene Knie schießt. Eine gespaltene Belegschaft ist eine geschwächte Belegschaft, die viel leichter Opfer der Unternehmerwillkür wird.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 18:43:21 Mi. 24.August 2016
Zitat von: Kuddel am 11:23:15 Mi. 24.August 2016Eine gespaltene Belegschaft ist eine geschwächte Belegschaft, die viel leichter Opfer der Unternehmerwillkür wird.
Leider kapieren das viel zu viele noch immer nicht.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 20:42:29 Mi. 24.August 2016
! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=kZaBFcnjHH0#)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 08:14:57 Sa. 08.Oktober 2016
Das sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst beschäftigt u.a. einen Leihsklaven im Schweine- und zwei im Kuhstall.
Letzte Seite: https://kleineanfragen.de/sachsen/6/6388-mittel-fuer-leiharbeit-im-haushaltsplan

Grunz!
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 20:05:02 So. 16.Oktober 2016
IgZ macht sich mal wieder Sorgen um den Begriff ,,Leiharbeit":
Zitat
Losgelöst von den Detailfragen der Arbeitnehmerüberlassung appellieren wir erneut an den Gesetzgeber, das Wort ,,Leihe" und alle Ableitungen daraus im Gesetz endlich zu streichen. Die Begrifflichkeit ist antiquiert, sachlich falsch und für alle Beteiligten diskriminierend. Menschen erbringen eine Arbeitsleistung. Es wird keine Ware verliehen! Wie aus der Entstehungsgeschichte des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (vgl. BT-Drucksache VI/2303 vom 15. Juni 1971, Anlage 1, Seite 10) deutlich wird, hat der Gesetzgeber selbst schon gezweifelt, ob die Begrifflichkeit wirklich sinnvoll sei.
http://www.bundestag.de/blob/475452/8c5947b787e706353a0256d78e4193f6/materialzusammenstellung-data.pdf (http://www.bundestag.de/blob/475452/8c5947b787e706353a0256d78e4193f6/materialzusammenstellung-data.pdf)

Und so stand es 1971 geschrieben:

ZitatDer Arbeitgeber wird als Verleiher, der Dritte als Entleiher und der überlassene Arbeitnehmer als Leiharbeitnehmer bezeichnet. Diese Begriffe stimmen zwar nicht mit dem Sprachgebrauch des Bürgerlichen Gesetzbuchs überein, das unter Leihe nur die unentgeltliche Gebrauchsüberlassung einer Sache versteht. Der Begriff des Leiharbeitsverhältnisses hat sich jedoch inzwischen nicht nur im allgemeinen Sprachgebrauch, sondern auch in der arbeitsrechtlichen Literatur durchgesetzt. Deshalb erscheint es vertretbar, dem auch im Bereich dieses Gesetzes zu folgen und die anschaulichen Begriffe ,,Verleiher" usw. zu wählen.
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/06/023/0602303.pdf (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/06/023/0602303.pdf)

Die Zweifel der damaligen Gesetzgeber scheinen eher von geringerer Natur gewesen zu sein, liebe Sklavenhändler!
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 21:41:37 So. 16.Oktober 2016
ZitatEs wird keine Ware verliehen!
Nein, schlimmer:
Es werden Menschen verliehen! So als wären sie eine Ware.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: counselor am 21:50:24 So. 16.Oktober 2016
Leiharbeit bedeutet doppelter Verkauf der Ware Arbeitskraft. Der Leiharbeiter verkauft seine Arbeitskraft an die Verleihfirma, die sie als eine Art Zwischenhändler weiterverkauft und dafür einen Teil des Mehrwerts erhält.

Leihbuzzen sind Lohnsklavenhändler!
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 12:58:40 So. 22.Januar 2017
Jobcenter und Leiharbeit
http://kommunalinfo-mannheim.com/2017/01/17/jobcenter-und-leiharbeit-milliardengeschaefte-hinter-verschlossener-tuer/ (http://kommunalinfo-mannheim.com/2017/01/17/jobcenter-und-leiharbeit-milliardengeschaefte-hinter-verschlossener-tuer/)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 19:20:29 Di. 31.Januar 2017
Hier noch ein weiteres Beispiel für die Verlogenheit der DGB Politik.
Je mehr die Gewerkschaften von einem Kampf gegen den Mißbrauch der Leiharbeit faseln, desto mehr wächst diese ekelhafte Branche.

ZitatErstmals mehr als eine Million Leiharbeiter

Allen Gesetzesverschärfungen zum Trotz hat die Zahl der Leiharbeitnehmer im vorigen Jahr erstmals die Marke von einer Million überschritten. Im Juni 2016 waren 1,006 Millionen Leiharbeiter sozialversicherungspflichtig oder als haupterwerbliche Minijobber beschäftigt, wie aus einer Bilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht. Das waren 45.000 mehr als ein Jahr zuvor. Drei Prozent der über 31 Millionen sozialabgabenpflichtig Beschäftigten hatten damit einen Job in der Zeitarbeit. Union und SPD stritten 2016 lange über eine schärfere Regulierung der Leiharbeit, die dann zum Jahresende verabschiedet wurde.
http://www.fr-online.de/wirtschaft/beschaeftigung--erstmals-mehr-als-eine-million-leiharbeiter-,1472780,35124244.html (http://www.fr-online.de/wirtschaft/beschaeftigung--erstmals-mehr-als-eine-million-leiharbeiter-,1472780,35124244.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 14:01:57 Do. 25.Mai 2017
Die IGM Berlin ist darüber empört, dass Leiharbeiter kein Equal Pay erhalten und will nun demonstrieren. Da sind anscheinend Blitzmerker am Start:


ZitatFestangestellte und Leihbeschäftigte von Atos scannen Knöllchen in der Cecilienstraße für das Land Berlin. Das machen sie seit 13 Jahren, in den gleichen Räumen – aber nicht zu gleichen Konditionen. Jetzt sollen alle für weniger Geld an ein Subunternehmen verliehen werden. Wir fordern, dass Atos endlich seine Pläne für die Beschäftigten darlegt und dass die Leihbeschäftigten festanstellt werden. Dafür demonstrieren wir am Freitag um 9.45 Uhr vom Atos-Standort in der Cecilienstraße zum IGA-Gelände.

Die Beschäftigten von Atos AIT2 haben die Hängepartie genauso satt wie die Versuche von Atos, sie auszutricksen. Dazu gehört, dass die 14 Leihbeschäftigten seit September nicht mehr Equal Pay erhalten, obwohl sie die gleichen Tätigkeiten verrichten wie die Festangestellten – und das seit 13 Jahren! (...)
http://www.igmetall-berlin.de/aktuelles/meldung/13-jahre-leiharbeit-bei-der-polizei-sind-genug/ (http://www.igmetall-berlin.de/aktuelles/meldung/13-jahre-leiharbeit-bei-der-polizei-sind-genug/)

und Vorgeschichte:
http://www.igmetall-berlin.de/betriebsraete-vertrauensleute/meldung/klarheit-fuer-die-beschaeftigten-atos-und-das-land-berlin-in-der-pflicht/ (http://www.igmetall-berlin.de/betriebsraete-vertrauensleute/meldung/klarheit-fuer-die-beschaeftigten-atos-und-das-land-berlin-in-der-pflicht/)

Es ist eklig, wie neuerdings immer öfter von "Leihbeschäftigten" die Rede ist.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 21:35:34 Mi. 28.Juni 2017
Man kümmert sich rührend um die Leiharbeiter. Wichtig ist der letzte Satz:
Zitat

Flexible VW-Leiharbeiter arbeiten jetzt sogar bei Porsche

Wolfsburg  430 von 500 Betroffenen, deren Verträge in Wolfsburg ausliefen, fanden neue Jobs.


430 Zeitarbeitnehmer, deren Verträge in diesem Jahr im Werk Wolfsburg ausgelaufen sind, arbeiten inzwischen in anderen Konzern-Werken. Diese Zahl nannte gestern VW-Betriebsrat Mario Kurznack Bodner.

Hintergrund: Rund 500 Verträge von Zeitarbeitnehmern sind seit Jahresbeginn im Stammwerk nicht verlängert worden. Betriebsrat, VW-Personalwesen und der Verleiher Autovision Zeitarbeit haben sich allerdings intensiv darum bemüht, den Betroffenen Anschlussverträge zu vermitteln. Das ist in der überwiegenden Zahl der Fälle gelungen: 430 arbeiten aktuell mit Zeitverträgen im VW-Werk Kassel, bei Nutzfahrzeuge in Hannover und bei der Konzerntochter Porsche in Zuffenhausen. ,,Unser Ziel ist es, allen Betroffenen Alternativen aufzuzeigen", betont Betriebsrat Kurznack-Bodner.
Ob das auch in Zukunft in diesem Umfang gelingen wird, kann auch die Arbeitnehmervertretung nicht garantieren. Entscheidend dafür ist der Bedarf in den anderen Werken. Derzeit arbeitet das Gros der betroffenen Zeitarbeitnehmer für Nutzfahrzeuge im benachbarten Hannover (350). In Kassel und bei Porsche in Zuffenhausen sind es jeweils 40. ,,Wir freuen uns, dass ein Großteil der Betroffenen die Angebote angenommen hat. Vor allem in Kassel und bei Porsche stehen die Chancen gut, auf lange Sicht sogar einen unbefristeten Vertrag zu bekommen", sagt Kurznack-Bodner. ,,Wir werden uns auch weiter um jene Kollegen kümmern, deren in diesem Jahr auslaufende Verträge nicht verlängert werden."

Die Linie des Unternehmens ist eindeutig. Bis 2020 will Personalvorstand Karlheinz Blessing die Zahl der Leiharbeiter auf null zurückfahren. Von den einst 6500 in Deutschland beschäftigten Zeitarbeitnehmern der Kernmarke VW seien bereits mehr als die Hälfte ausgeschieden. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Blessing außerdem: ,,Am Ende des Jahres werden wir voraussichtlich noch gut 1000 Leiharbeitnehmer haben."

In Wolfsburg waren bei Abschluss des Zukunftspaktes im November 2016 annähernd 2000 Mitarbeiter der Autovision Zeitarbeit in der Produktion tätig. Inzwischen hat sich vieles verändert. Da der Golf-Absatz deutlich zurückgegangen ist, werden die Stammmitarbeiter jetzt flexibel eingesetzt. In Wolfsburg arbeiten jetzt weniger als 1000 Zeitarbeitnehmer in den Hallen. Im Oktober laufen nochmals viele Verträge aus. Der Betriebsrat will aber dafür sorgen, dass Kollegen, die seit drei Jahren dabei sind, weitere zwei Jahre im Stammwerk arbeiten können. Auch Alternative werden weiterhin aufgezeigt. ,,Gerade in Kassel wird auf Sicht weiteres Personal benötigt", erläutert Kurznack-Bodner. Der Auftrag an die Autovision Zeitarbeit, sich auch auf dem Drittmarkt nach Jobs umzusehen, erwies sich bisher als nur schwer realisierbar.
http://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article211065267/Flexible-VW-Leiharbeiter-arbeiten-jetzt-sogar-bei-Porsche.html (http://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/vw-das-werk/article211065267/Flexible-VW-Leiharbeiter-arbeiten-jetzt-sogar-bei-Porsche.html)

Ach was.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 21:52:05 Mi. 28.Juni 2017
Ähm, was ist denn ein "Drittmarkt"??
Der "2. Arbeitsmarkt" was doch schon prekäre Scheiße. Praktika, Leiharbeit und Co.
Und woran denkt man jetzt? Rechtsfreier Raum? Sklaverei?

Oder hab ich was falsch verstanden?
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 22:05:38 Mi. 28.Juni 2017
Unter Drittmarkt versteht Volkswagen alles, was nicht mit Auto zu tun hat, also Paketbote, Altenpflege, aber auch Klempner.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 21:56:43 Do. 13.Juli 2017
Zitat
13.7.17
Leben wie ein Tagelöhner

Bremen ist Hauptstadt der Leiharbeiter

Der Anteil der Leih- beziehungsweise Zeitarbeiter ist nirgends so hoch wie in dem kleinen Stadtstaat Bremen. Vor fünf Jahren lag er bei ungefähr fünf Prozent. Tendenz steigend. Bislang ist es nicht gelungen, die Leiharbeit einzudämmen. Stattdessen nimmt die Zahl der prekären Jobs weiter zu.
(...)
"Gestern sagt einer zu mir, BILD Hannover, sagt der zu mir, warum wollen sie sechs Prozent, da guck ich den an und denke, was bist du denn für ein Spacken. Informiere dich mal, was wir generell verdienen. Ehrlich. Oder unsere Tarifverträge, wenn sie uns unsere Tarifverträge nehmen..."
http://www.deutschlandfunk.de/leben-wie-ein-tageloehner-bremen-ist-hauptstadt-der.862.de.html?dram:article_id=391058 (http://www.deutschlandfunk.de/leben-wie-ein-tageloehner-bremen-ist-hauptstadt-der.862.de.html?dram:article_id=391058)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 20:13:52 Di. 08.August 2017
ZitatRAT & TAT Info des Institut für Arbeit – ICOLAIR

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2016%2F09%2Fleiharbeit_name.jpg&hash=0d18338e1680305a9aea7670b37d5218cad65a05)

Mitarbeiter hatte auf Festanstellung geklagt. Nach zwangsweiser Freistellung jetzt auch noch Entlassung! Nachdem wir erst vor 2 Tagen in unserem Info 259 über einen Streik von Leiharbeitern bei VW China berichten mußten, haben wir nun die traurige Pflicht über einen Skandal bei der konzerneigenen deutschen Leiharbeitsfirma zu berichten: Der bei der VW-Tochter ,,Autovision" im VW-Werk Hannover beschäftigte Mitarbeiter Murat C. hatte einen Anspruch auf Festanstellung geltend gemacht und wurde darauf hin am 26.1.2017 zwangsweise ohne jeden Rechtsgrund von der Arbeit freigestellt und vom Werkschutz nach eigenen Angaben ,,wie ein Verbrecher vom Arbeitsplatz weggeführt". Der Werksausweis wurde ihm abgenommen. Gründe wurden dem Betroffenen nicht genannt. Man erklärte ihm, es liefen ,,Ermittlungen" gegen ihn. Bis zum ,,Abschluß der Ermittlungen" sei er freigestellt und dürfe das Betriebsgelände nicht betreten. Wahrheitswidrig wurde ihm angekündigt, er werde einen ,,Brief" erhalten, in welchem die Vorwürfe genannt würden. Doch nichts dergleichen geschah. Unserer im Auftrag des Betroffenen erfolgten Aufforderung, sofort die Gründe für die Freistellung zu nennen, ist die ,,Autovision" bis heute nicht nachgekommen. Stattdessen erhielten wir die absurde Mitteilung, daß die Freistellung ,,erforderlich" sei, ,,um die Vorwürfe zu konkretisieren".

Wie bitte? Ein Mitarbeiter wird ,,freigestellt", um zu schauen, was man mit welchem Ergebnis (,,konkretisieren") noch gegen ihn herausfinden kann? Noch schlimmer: Es müsse durch die Freistellung ,,eine Umgebung geschaffen" werden, in der mögliche Zeugen ,,ohne Sorge vor Repressalien darüber berichten können". Mitte Februar wurde Autovision durch uns aufgefordert, endlich das Arbeitsrecht der Bundesrepublik Deutschland zu akzeptieren und willkürliche ,,Ermittlungen über Ermittlungen" zu unterlassen, die Freistellung aufzuheben o d e r endlich angebliche Vertragsverletzungen des Mandanten zu benennen. Am 24.2. wurde Klage beim Arbeitsgericht Hannover eingereicht. Einen (!) Tag später erhielt der Betroffene eine Kündigung ohne Begründung.

Das Verhalten der Firma ist ebenso bemerkenswert wie empörend. Es ist erkennbar ohne jede Rechtsgrundlage. Der Betroffene sieht in der Freistellung eine Retourkutsche für seine jetzt auch klageweise geltend gemachte Festanstellung bei VW und in der Kündigung eine Retourkutsche dafür, daß er sich gegen die Zwangsfreistellung gewehrt hat. § 612a BGB verbietet dem Arbeitgeber ausdrücklich, einen Mitarbeiter für die Wahrnehmung von Rechten zu ,,maßregeln".


"Die Skandale in und um den größten Automobilkonzern der Welt nehmen kein Ende: Die Beschäftigung von KZ-Aufsehern bei VW Brasilien, die Zusammenarbeit von VW mit der brasilianischen Militärdiktatur, der Diesel-Abgasskandal, die Manipulationen in den USA und in Europa und nun der Verdacht von großformatigen Kartellabsprachen mit anderen Automobilunternehmen. Bei alledem geraten die in Vergessenheit, die die wirtschaftlichen Erfolge des Unternehmens durch ihre Arbeit zu verantworten haben: Die im Konzern beschäftigten Mitarbeiter, darunter vor allem auch die sog. ,,Fremdbeschäftigten", die Leiharbeiter und die Beschäftigten der konzerneigenen Tochter ,,Autovision". Über den skandalösen Umgang der Verantwortlichen von Autovision mit dem Mitarbeiter Murat C. berichteten wir hier mehrfach. Der Beschäftigte war zwangsweise von der Arbeit freigestellt und schließlich ohne jeden sachlichen Grund entlassen worden, und zwar – wie er vermutet – nur deshalb, weil er gemeinsam mit anderen mit einer Klage beim Arbeitsgericht seine Festanstellung bei VW durchsetzen wollte. Nun haben erste Zeugen schriftlich bestätigt, daß die ihnen von den Managern der Firma in den Mund gelegten Äußerungen über den Betroffenen falsch waren. Der Fall wird – nach wiederholten Verzögerungen durch Autovision – jetzt abschließend verhandelt

    am Mittwoch den 9. August 2017 um 12.30 Uhr beim Arbeitsgericht Hannover, Saal 7, Kammer 5. Die Öffentlichkeit ist zugelassen und von dem Betroffenen erwünscht !
     

    Zuvor werden die Klagen auch von Kollegen des Betroffenen auf Festanstellung bei VW behandelt werden am Mittwoch den 9. August 2017 um 10.15 Uhr beim Arbeitsgericht Hannover, Saal 9, Kammer 9 (5 Fälle)   
    Einen Tag später wird die Klage eines Minderheitenmitglieds im Betriebsrat von VW Hannover verhandelt werden, bei der es um zahlreiche willkürliche und vom Betriebsrat (!) veranlaßte Abmahnungen gegen ein unliebsames und für seine konsequente Interessenvertretung bekanntes Betriebsratsmitglied geht: am Donnerstag den 10. August 2017 um 10.30 Uhr beim Arbeitsgericht Hannover, Saal 6, Kammer 2"
http://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/unternehmen/skandal-bei-vw-hannover-verleih-tochterfirma-autovision-laesst-beschaeftigten-nach-klage-auf-festanstellung-wie-verbrecher-abfuehren/ (http://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/unternehmen/skandal-bei-vw-hannover-verleih-tochterfirma-autovision-laesst-beschaeftigten-nach-klage-auf-festanstellung-wie-verbrecher-abfuehren/)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 22:36:17 Fr. 20.Oktober 2017
Zitat20.10.17
Hausverbot für Betriebsrat
Eine Protestaktion im Siemens-Schaltwerk hat gravierende Konsequenzen

Felix Weitenhagen ist einiges gewohnt von seinem Arbeitgeber Siemens. In seinen zwölf Jahren als Betriebsrat im Schaltwerk Berlin musste er aufgrund kritischer Äußerungen bereits sechs Abmahnungen und eine Strafversetzung auf sich nehmen, wie er erzählt.

Die ersten zwei Abmahnungen musste Siemens im Mai dieses Jahres per Gerichtsbeschluss aus der Personalakte entfernen, für die Abmahnungen drei bis fünf steht Anfang November der zweite Prozess an. Doch nun gibt es neuen Ärger: Aufgrund einer Protestaktion gegen Leiharbeit wurde Weitenhagen von seiner Arbeit freigestellt. Als er daraufhin trotzdem vor Ort seiner Betriebsratsarbeit nachging, bekam er von der Werksleitung sogar ein Hausverbot erteilt.

Dass der inflationäre Einsatz von Leiharbeit in der Industrie im Allgemeinen und bei Siemens im Speziellen ein Problem darstellt, ist bekannt. Die Gewerkschaft IG Metall kritisiert seit Längerem, dass die Industrie ihre Stammbelegschaft gering hält und sich über Leiharbeit Flexibilität verschafft. »Das halten wir für einen Missbrauch von Leiharbeit und gehen auch mit unseren Möglichkeiten dagegen an«, sagt IG-Metall-Sprecher Klaus Abel dem »nd«. Grundsätzlich bemühe sich die Gewerkschaft, für die LeiharbeiterInnen faire Arbeitsbedingungen zu schaffen. »Wir haben ja auch einen Tarifvertrag, in dem es Übernahmeverpflichtungen gibt, und stehen insbesondere diesem großen Umfang von Leiharbeit auch bei Siemens sehr kritisch gegenüber.«
Darauf, dass die IG Metall sich irgendwann für eine Besserstellung der LeiharbeiterInnen einsetzt, wollten die MitarbeiterInnen des Schaltwerks Berlin nicht warten. »Wir hatten im Betrieb die Situation, dass im September zirka 160 Kolleginnen und Kollegen in Leiharbeit oder mit befristeten Verträgen nicht länger beschäftigt wurden«, erzählt Felix Weitenhagen dem »nd«. Daraufhin nahmen die ArbeiterInnen das Problem selbst in die Hand und organisierten am 7. sowie am 26. September eine »aktive Mittagspause«.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1067011.siemens-hausverbot-fuer-betriebsrat.html?pk_campaign=SocialMedia (https://www.neues-deutschland.de/artikel/1067011.siemens-hausverbot-fuer-betriebsrat.html?pk_campaign=SocialMedia)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 21:50:00 Mi. 25.Oktober 2017
Der Sklavenhändler WORKS PERSONAL-SERVICE GMBH aus Hamburg bietet seine Sklaven online an. Abgesehen davon. dass die Lobpreisung des Sklaven nur belegt, wie beschissen Leiharbeit ist, stellt sich die Frage, ob der Entleiher vorher auch das Gebiss des Sklaven kontrolliert.

ZitatTätigkeit:  Metallbau Helfer

Alter: 44 Jahre

Geschlecht: männlich

Tätigkeiten & Profil

Der Mitarbeite hat sehr vielseitige Erfahrung im Metallbereich schweißen, stanzen, schleifen und bohren .sowie Fähigkeiten im Malerbereich mit Anstrich, spachteln und Lackierung.
Außerdem hat er Kenntnisse in der Elektronik, kann Löten und bestücken.
Zeitweise hat er in der Verwaltung gearbeitet, Telefondienst und Außendienst Akquise gemacht sowie den Lagerverkauf und Kundenbetreuung.
Der Mitarbeiter zeigt immer ein hohes Maß an Eigeninitiative und überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft .Er arbeitet selbständig, zuverlässig, zielorientiert und erzielt stets gute Qualitätserfolge.
Die Kunden sind mit seinen Leistungen im höchsten Maße zufrieden.
Das Verhalten Vorgesetzen, Kollegen und Kunden gegenüber war immer vorbildlich und führt stets zu einer guten und effizienten Teamarbeit.
Er wird jederzeit von Kunden, aufgrund seiner sehr guten Leistungen, wieder angefordert
Sein Äußeres ist gepflegt und angenehm.
http://www.worksgmbh.de/index.php/metallbau-helfer-2/ (http://www.worksgmbh.de/index.php/metallbau-helfer-2/)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 17:59:02 Fr. 27.Oktober 2017
Zitat27.10.17
Verwirrung um Stellenanzeige für Salutas

Pillen-Hersteller Salutas aus Barleben will Anfang 2018 viele Stellen abbauen. Trotzdem suchte eine Leiharbeits-Firma weiter Mitarbeiter.

Unruhige Zeiten bei Salutas, dem Arzneimittelhersteller aus Barleben (Landkreis Börde): 150 der fast 1200 Mitarbeiter sollen Anfang 2018 entlassen werden. Das plant die Geschäftsführung. Der Grund: weniger Aufträge. Teile der Produktion sind nach Informationen der Volksstimme zudem bereits ins Ausland verlagert worden. Am Donnerstagabend sorgte eine Stellenanzeige bei einer Zeitarbeitsfirma für weiteren Unmut in der Belegschaft.

Die Firma Manpower, die bereits seit mehreren Jahren Leiharbeiter an Salutas vermittelt, suchte offenbar Mitarbeiter für das Werk des Pillen-Produzenten. Die Volksstimme konfrontierte den Salutas Mutterkonzern Sandoz mit der Ausschreibung. Daraufhin ruderte das Unternehmen zurück. ,,Salutas sucht derzeit keine zusätzlichen Leiharbeitskräfte", sagte ein Sandoz-Sprecher. Die Anzeige sei nicht von dem Arzneimittelhersteller initiiert. ,,Salutas hat mittlerweile den Dienstleister Manpower aufgefordert, diese Aktion zu stoppen", erklärte er weiter. Am Freitagmittag war die Stellenanzeige nicht mehr abrufbar.
Derzeit 50 Leiharbeiter

Derzeit beschäftigt Salutas in Barleben nach eigenen Angaben 50 Leiharbeiter. Die zusätzlichen Arbeitskräfte sollen vor allem Produktionsspitzen abfangen. Durchschnittlich verdienen Leiharbeiter rund ein Drittel weniger als regulär beschäftigte Arbeitnehmer.
https://www.volksstimme.de/deutschland-welt/wirtschaft/leiharbeits-firma-verwirrung-um-stellenanzeige-fuer-salutas (https://www.volksstimme.de/deutschland-welt/wirtschaft/leiharbeits-firma-verwirrung-um-stellenanzeige-fuer-salutas)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 21:22:52 Fr. 29.Dezember 2017
Das Bankergesindel erwartet 2018 noch mehr Leihsklaven:

Zitat29.12.17
In der deutschen Wirtschaft sind 2018 laut Feri-Prognose größere Zuwächse im Dienstleistungssektor als in der Industrie zu erwarten. Während Leiharbeit zu den Branchen mit dem höchsten erwarteten Umsatzzuwachs gehört, muss die Automobilindustrie Abstriche in Kauf nehmen. (...)
https://www.private-banking-magazin.de/prognose-2018-feri-erwartet-bei-dienstleistungen-groessere-zuwaechse-als-in-der-industrie/ (https://www.private-banking-magazin.de/prognose-2018-feri-erwartet-bei-dienstleistungen-groessere-zuwaechse-als-in-der-industrie/)

Abgesehen davon dass Leiharbeit wenn überhaupt nur eine Überbranche ist, sollten die Proteste der VW-Leiharbeiter erst der Startschuss für eine Gegenoffensive 2018 sein.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 00:08:48 Mo. 05.Februar 2018
Zitat4.2.18
Chef abgetaucht: Zeitarbeitsfirma lässt Magdeburger im Stich

Der Lohnzettel für den Monat November ist das letzte Schriftstück, das Jan Ehrecke von seiner Zeitarbeitsfirma im vergangenen Dezember erhält. Doch das Gehalt wurde nie überwiesen. Als das Einkommen so kurz vor Weihnachten plötzlich ausbleibt, will der 33-Jährige bei seinem Arbeitgeber nachfragen. Jedoch: Niemand ist mehr zu erreichen, die Firma existiert in den ehemaligen Büroräumen nicht mehr, die Telefonnummer funktioniert nicht mehr.
(...)

Highlight:

Zitat(...)
Jan Ehrecke hatte sich sofort nach einer neuen Firma umgesehen. Seit Anfang Januar ist er bei einem anderen Zeitarbeitsunternehmen angestellt und kann weiter für denselben Auftraggeber im Bereich Windenergie arbeiten. Allerdings zu den Konditionen eines Neueinsteigers – alles, was er sich in sieben Jahren Betriebszugehörigkeit erarbeitet hatte, ist verloren. Er ist nicht der Einzige. Auch einige seiner Kollegen waren bei der plötzlich verschwundenen Firma angestellt.
(...)
https://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/chef-abgetaucht-zeitarbeitsfirma-laesst-magdeburger-im-stich (https://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/chef-abgetaucht-zeitarbeitsfirma-laesst-magdeburger-im-stich)

Sklavenklitschen kommen, Sklavenklitschen gehen. Was bleibt, sind die Entleiher...
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: tleary am 09:57:23 Di. 06.Februar 2018
... und der beschissene Lohn. Sowie der Tritt in den Hintern, wenn er plötzlich nicht mehr gebraucht wird.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: counselor am 14:39:23 Di. 06.Februar 2018
Wahrscheinlicher Entleiher: Enercon Magdeburg
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 02:05:59 Mi. 14.Februar 2018
Sklavenhändlerpack und schmieriges Management auf Entleiherseite spielen Mafia:

Zitat13.2.18
Millionenbetrug bei BASF?

Der Verdacht führt in den Bereich Personal-Leasing. Einer der Verdächtigen starb bereits.

Der Chemieriese BASF soll von mehreren Mitarbeitern und Verantwortlichen externer Firmen mit Scheinrechnungen um einen Millionenbetrag geprellt worden sein. (...) Am 30. Januar waren Arbeitsplätze und Wohnungen der BASF-Mitarbeiter sowie von fünf Vertretern externer Firmen durchsucht worden. Es wurden Unterlagen und Daten sichergestellt, die nun ausgewertet werden. (...) Nach Angaben des BASF-Sprechers haben die unter Verdacht stehenden Firmen mit Personalleasing zu tun. Welche Arbeitskräfte sie vermittelten, könne er nicht sagen. Die BASF-Mitarbeiter, die laut Staatsanwaltschaft einer unteren Führungsebene angehören, hätten eng mit den Firmen zusammengearbeitet. (...) ,,Wir prüfen im Rahmen eines Todesermittlungsverfahrens, ob es Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gibt" (...)
https://www.nwzonline.de/wirtschaft/kaiserslautern-ludwigshafen-kriminalitaet-millionenbetrug-bei-basf_a_50,0,3721871898.html (https://www.nwzonline.de/wirtschaft/kaiserslautern-ludwigshafen-kriminalitaet-millionenbetrug-bei-basf_a_50,0,3721871898.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 22:41:18 Di. 27.Februar 2018
Zitat von: counselor am 14:39:23 Di. 06.Februar 2018
Wahrscheinlicher Entleiher: Enercon Magdeburg

Jepp. Und Elbe City Dienstleistungen GmbH als Verleiher mit Sabine Heider als türmende Geschäftsführerin.
Die Geschichte geht mit leicht säuselnden Unterton, dass niemand etwas dafür kann und Leiharbeit trotzdem gut ist, weiter:
Zitat27.2.18
(...)Nach dem Artikel meldete sich nicht nur Guido Bautz, sondern die Volksstimme erfuhr von mehr als zehn Mitarbeitern, denen das Gleiche widerfahren ist. Sie allesamt wurden von der Elbe City Dienstleistungen GmbH im Stich gelassen.(...)
https://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/chef-abgetaucht-magdeburger-warten-auf-ihren-lohn (https://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/chef-abgetaucht-magdeburger-warten-auf-ihren-lohn)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Rappelkistenrebell am 10:40:00 Mi. 28.Februar 2018
Zahl der Leiharbeiter in Deutschland um vier Prozent auf 1,01 Millionen gestiegen / Fast die Hälfte aller Leiharbeitsverhältnisse endet in den ersten 3 Monaten

weiter im Text

http://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/leiharbeit_all/zahl-der-leiharbeiter-deutschland-um-vier-prozent-auf-101-millionen-gestiegen-fast-die-haelfte-aller-leiharbeitsverhaeltnisse-endet-den-ersten-3-monaten/ (http://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/leiharbeit_all/zahl-der-leiharbeiter-deutschland-um-vier-prozent-auf-101-millionen-gestiegen-fast-die-haelfte-aller-leiharbeitsverhaeltnisse-endet-den-ersten-3-monaten/)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 13:51:27 Mo. 05.März 2018
Zitat5.3.18
Schwere Vorwürfe - Firma Frischpack bezieht Stellung

"Menschenverachtende Leiharbeit"

Tuntenhausen/Rosenheim - Bei der Firma Frischpack aus Tuntenhausen brodelt es. Eine ehemalige Mitarbeiterin erhebt schwere Vorwürfe gegen die Firma und zieht vor Gericht.

Seit einiger Zeit hängt an der Staatsstraße in Kolbermoor ein Plakat, das auf einen Prozess gegen den Käsespezialist Frischpack in Tuntenhausen aufmerksam macht. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte uns die Geschäftsleitung mit, dass es bei der Sache um einen Arbeitsprozess gegen eine ehemalige Mitarbeiterin gehe, man aber nicht mehr zu der Sache sagen wolle. (...)
https://www.rosenheim24.de/rosenheim/mangfalltal/tuntenhausen-ort49796/tuntenhausenrosenheim-eine-ehemalige-betriebsraetin-fuehrt-einen-prozess-gegen-firma-frischpack-9665501.html (https://www.rosenheim24.de/rosenheim/mangfalltal/tuntenhausen-ort49796/tuntenhausenrosenheim-eine-ehemalige-betriebsraetin-fuehrt-einen-prozess-gegen-firma-frischpack-9665501.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 13:22:04 Mi. 21.März 2018
Staat und Wirtschaft Hand in Hand in Sachen Lohndrückerei und prekärer Arbeit.
Die Bundesagenter für Arbeit stärkt den Niedriglohnsektor und beliefert ihn mit Menschenmaterial.

ZitatFast jede zweite offene Vollzeitstelle ist Leiharbeit

Fast jede zweite bei Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldete Vollzeitstelle ist eine Anstellung in der Zeitarbeit.

Das geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl hervor.

Demnach waren im November des vergangenen Jahres 523.790 Vollzeitstellen offiziell gemeldet, 216.294 davon in der Arbeitnehmerüberlassung – das entspricht einem Anteil von 41,3 Prozent.

Von den offenen Stellen insgesamt – inklusive Teilzeit – befand sich etwa ein Drittel in der Leiharbeit, keine andere Branche kommt auf einen höheren Anteil. 33 Prozent aller Vermittlungen erfolgt in Leiharbeitsverhältnisse.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bekamen im Dezember 2016 zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Leiharbeit einen Bruttolohn unterhalb der Niedriglohnschwelle von 2.088 Euro monatlich. In der Gesamtwirtschaft waren es dagegen 20 Prozent.
http://www.pfalz-express.de/fast-jede-zweite-offene-vollzeitstelle-ist-leiharbeit/ (http://www.pfalz-express.de/fast-jede-zweite-offene-vollzeitstelle-ist-leiharbeit/)

ZitatArbeitsagenturen vermitteln jeden Dritten in die Leiharbeit

Die Bundesagentur für Arbeit vermittelte 2017 85.000 Menschen an Leiharbeitsfirmen. Die Grünen kritisieren die Praxis als unnachhaltig.


Düsseldorf.  Die Bundesagentur für Arbeit (BA) vermittelt viele Arbeitslose in die Leiharbeit. 85.000 der insgesamt 260.000 Menschen, die 2017 von der BA in eine neue Stelle vermittelt wurden, nahmen eine Beschäftigung in der Zeitarbeitsbranche auf, wie die "Rheinische Post" (Mittwoch) berichtete. Das gehe aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, die der Zeitung vorliegt.

Diese Vermittlungspraxis der Bundesagentur sei nicht nachhaltig, sagte die Grünen-Politikerin Beate Müller-Gemmeke der Zeitung. 317.000 Personen, die unmittelbar zuvor in der Leiharbeit beschäftigt waren, waren nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums anschließend sofort wieder arbeitslos.

47 Prozent der Zeitarbeitsjobs dauerten im ersten Halbjahr 2017 höchstens drei Monate, lediglich 24 Prozent ein Jahr oder länger, heißt es in der Regierungsantwort. "Es scheint, die schnelle Vermittlung in Leiharbeit steht immer noch im Mittelpunkt, obwohl die Menschen schnell wieder arbeitslos werden", kritisierte Müller-Gemmeke.
https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article213781389/Arbeitsagenturen-vermitteln-jeden-Dritten-in-die-Leiharbeit.html (https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article213781389/Arbeitsagenturen-vermitteln-jeden-Dritten-in-die-Leiharbeit.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 22:03:20 Mi. 04.April 2018
ZitatKnochenjob Leiharbeit (Audio)

In der Gastronomie können sich Studierende ohne große Vorkenntnisse ihren Lebensunterhalt verdienen. Immer mehr Betriebe greifen dabei auf sogenannte LeiharbeiterInnen von Agenturen zurück. Wer profitiert von dieser Entwicklung?
Ein Beitrag aus »Places and Voices«, der Hörfunksendung des Praxisseminars Hörfunk im Wintersemester 2017/2018
http://userpage.fu-berlin.de/melab/wordpress/?p=9544 (http://userpage.fu-berlin.de/melab/wordpress/?p=9544)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 19:00:29 Mi. 13.Juni 2018
Zitat13.6.18
Mit einer Aktion vor den Toren des Mercedes Benz Werks in Rastatt hat die Gewerkschaft IG Metall gegen angeblich skandalöse Zustände beim Leiharbeitsvermittler Dekra protestiert.

Die rund 1.200 Beschäftigten der Dekra bei Mercedes Benz in Rastatt seien wiederholt Schikanen bis hin zu ungerechtfertigten Entlassungen ausgesetzt gewesen.

Über 120 Befragungen von Dekra-Mitarbeitern hat es seit Anfang des Jahres gegeben. Übereinstimmend hätten die Kollegen dabei von einem Klima der Angst berichtet, das bei der Dekra erzeugt werde.

DEKRA weisst Vorwürfe zurück

Arbeitsverträge seien manipuliert und Urlaubstage einfach ohne Begründung gestrichen worden, so die Gewerkschaft. In Krankheitsfällen seien Kollegen wiederholt abgemahnt und in Einzelfällen sogar entlassen worden.

Die Firma Dekra weist sämtliche Vorwürfe zurück, hat aber Gespräche mit der IG Metall angeboten. Mercedes Benz Rastatt will sich zu den konkreten Vorwürfen nicht äußern. Das Unternehmen hat aber eine Überprüfung zugesagt.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/Im-Mercedes-Benz-Werk-Rastatt-Angebliche-Missstaende-bei-Leiharbeitsfirma,ig-metall-dekra-100.html (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/Im-Mercedes-Benz-Werk-Rastatt-Angebliche-Missstaende-bei-Leiharbeitsfirma,ig-metall-dekra-100.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 13:13:35 Fr. 15.Juni 2018
ZitatMerkel verteidigt Leiharbeit

"Als Flexibilitätsinstrument ist Leiharbeit wichtig und richtig", sagte Kanzlerin Merkel auf die Frage von Linken-Politiker Jan Korte im Bundestag. Dennoch müsse es das Ziel sein, dass möglichst viele Menschen dauerhaft beschäftigt werden.
mit sehenswertem Video: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/leiharbeit-merkel-100.html (https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/leiharbeit-merkel-100.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 20:42:14 Mo. 10.September 2018
Zitat10.9.18
Neue Rekord in der Leiharbeit
Anstieg um 43 Prozent binnen zehn Jahren

Die Zahl der Leiharbeitenden in Deutschland ist seit 2007 innerhalb von zehn Jahren um 43 Prozent gestiegen. Ende vergangenen Jahres waren 1.031.589 Menschen in dieser Beschäftigungsform tätig. Das waren fast 39.000 mehr als Ende 2016 und ein neuer Höchststand, wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Ende 2007 hatte die Zahl der Leiharbeiter*innen noch bei 721.345 gelegen.

Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung lag damit Ende vergangenen Jahres bei 2,8 Prozent. In der Metallbearbeitung und im Lager- und Postbereich lag er mit 14,9, beziehungsweise 12,0 Prozent, deutlich höher. (...)
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1099960.prekaere-beschaeftigung-neue-rekord-in-der-leiharbeit.html (https://www.neues-deutschland.de/artikel/1099960.prekaere-beschaeftigung-neue-rekord-in-der-leiharbeit.html)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 15:51:12 Mi. 12.September 2018
Das komplette Zahlenwerk aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums:

https://www.linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF_Dokumente/20180831_Auswertung.Leiharbeit_einzelergebnisse_01.pdf (https://www.linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF_Dokumente/20180831_Auswertung.Leiharbeit_einzelergebnisse_01.pdf)

Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: counselor am 14:36:53 Sa. 15.September 2018
Zitat Leiharbeiter: "Ich gehe auch mit Fieber zur Arbeit"

Leiharbeiter Nedim und seine Familie leben allein von seinem Gehalt: 2.400 Euro netto. Übrig bleibt am Ende des Monats nichts. Eine Festanstellung könnte das ändern.

Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2018-09/leiharbeiter-automobilbranche-festanstellung-montage-fliessband-einnahmen-ausgaben-kontoauszug (https://www.zeit.de/arbeit/2018-09/leiharbeiter-automobilbranche-festanstellung-montage-fliessband-einnahmen-ausgaben-kontoauszug)
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Onkel Tom am 11:59:00 Mo. 17.September 2018
Nicht zu ertragen, wie sich manche Leiharbeiter_innen  soo anbiedern müssen,
für die Hoffnung auf Festeinstellung. Weiter sorgt solch Verhalten auch für Unmut
bei den Kollegen und trägt subtil der Entsolidarisierung unter Arbeitskollegen bei..

Wer Fieber hat, sollte gefälligst seine Gesundheit wieder in Ordnung bringen, statt
sich aller Restenergie berauben zu lassen. Aber manche bemerken das Gebot
erst dann, wenn die ersten Herzkasper auftauchen..

"Hauptasche Arbeit"  >:(
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: CubanNecktie am 20:08:02 Di. 18.September 2018
Zum Kotzen auch die meisten Kommentatoren dieses Mal, hab nur die ersten Kommentar-Seiten gelesen und nur2-3 Leute haben das Arbeitengehen mit Fieber ebenfalls kritisiert oder das Punktesystem. Das einzig halbwegs Gute, 2400 netto sind nicht schlecht*, aber leiharbeit bleibt Leiharbeit und Knochenjob bleibt Knochenjob und Arbeit mit Fieber und ein merkwürdiges Belohnungssystem mit Punkten niederträchtig. Arbeit mit Fieber gehen, was kommt als nächstes? Arbeit trotz Schmerzen - und dann mit Tabletten und so?

kotz

Ja, ein Herzkasper ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr - besonders wie hier bei körperlicher Arbeit. Aber selbst wenn es nur reine Denkarbeit wäre - es gibt immer noch ein Ansteckungsrisiko für andere und auch läßt die Konzentration nach. Ich würde jedenfalls kein Auto kaufen, bei dem Mitarbeiter evtl. was falsch gemacht haben - wegen schlechter Konzentration.

*im Vergleich zu den Festangestellten trotzdem schlecht ...
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 20:19:09 Di. 18.September 2018
Zitat von: CubanNecktie am 20:08:02 Di. 18.September 2018was kommt als nächstes? Arbeit trotz Schmerzen - und dann mit Tabletten und so?
Soweit ich weiß, gibt es das schon.

Zitat von: CubanNecktie am 20:08:02 Di. 18.September 2018Ich würde jedenfalls kein Auto kaufen, bei dem Mitarbeiter evtl. was falsch gemacht haben - wegen schlechter Konzentration.
Als Autokäufer erfährst du sowas doch eh erst hinterher.  :baby:
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: gefangen in der Optionsko am 06:26:44 Mi. 19.September 2018
Ich kann nur jedem raten, achtet auf die Gesundheit.
Denn ist sie erst einmal ruiniert, dann denken die meisten ganz anders.
Und da schliesse ich mich nicht aus.
Ich bin durch die Arbeit unheilbar krank geworden, da mein ehemaliger Chef die Arbeitssicherheit nicht so genau genommen hat.
Aus Angst die Stelle zu verlieren, habe ich dummerweise auch nie etwas dagegen unternommen.
Jetzt kämpfe ich zur Zeit um die EM-Rente, eine kleine Rente der BG bekomme ich schon.
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 10:35:29 Mi. 24.Oktober 2018
Passiert immer wieder in den Kommunen: eine Fraktion stellt einen Antrag auf Equal Pay für die an die Stadt verliehenen Leihsklaven, der dann meistens von der SPD abgelehnt wird. Aktuell mal aus Karlsruhe: Grüne stellen Antrag, SPD lehnt ab.
https://web3.karlsruhe.de/Gemeinderat/ris/bi/getfile.php?id=605560&type=do&
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: counselor am 16:06:09 Mi. 24.Oktober 2018
Da merkt man, was die SPD für eine Dreckspartei ist.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 20:59:45 Sa. 26.Januar 2019
Wenn Sklavenhändler mal wieder versuchen zu bescheißen:

Zitat30.8.18
Meine Erfahrungen als Leiharbeiter
https://www.youtube.com/watch?v=LoQ_Hf8qP4E

Zitat10.10.18
Spontanes Update zum Thema Leiharbeit
https://www.youtube.com/watch?v=aPXujWkMt2k
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 00:59:17 So. 27.Januar 2019
ZitatDie Ausbeutung durch Leiharbeit hat System

Das Beschäftigungswachstum in der Leiharbeit hält unvermindert an. Das ist weder Zufall, noch Zeichen für eine bloß stellenweise missbräuchliche Nutzung der Arbeitnehmerüberlassung. Mindestens drei Anhaltspunkte sprechen für eine systematische Ausbeutung von Beschäftigten durch Leiharbeit.
weiterlesen:
https://www.blickpunkt-wiso.de/post/die-ausbeutung-durch-leiharbeit-hat-system--2184.html
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 08:50:40 So. 27.Januar 2019
Deshalb ist die Forderung der Gewerkschaften, gegen den "Mißbrauch" der Leiharbeit vorzugehen, grundfalsch. Es ist nur eine Ausrede, um nicht gegen die Leiharbeit selbst vorzugehen.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 20:50:15 Mi. 30.Januar 2019
Es gab einen Antrag innerhalb der DGB-Gewerkschaft verdi:

Keine Mitgliedschaft von Disponenten der Leiharbeitsfirmen in der Tarifkommission Leiharbeit !

So ging es aus:

Obigen Initiativantrag zur Leiharbeit schlug er (Vertreter der Antragskommission) zur Nichtbefassung vor. Als Mitglied der ABK gab er vor, den Beschluss zur Nichtbefassung nicht begründen zu brauchen.

Das entgegen den Beschlüssen aus dem Land Sachsen-Anhalt im Landesbezirk SAT agierende Gewerkschaftsmitglied ist CDU-Geschäftsführer eines Landkreises und kein Leiharbeiter.


Genauer hier: http://www.nojobfm.de/2019-01-18/2019-01-18_M.php?
Titel: Re:Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: tleary am 04:09:42 Do. 31.Januar 2019
ZitatMerkel verteidigt Leiharbeit
"Als Flexibilitätsinstrument ist Leiharbeit wichtig und richtig", sagte Kanzlerin Merkel auf die Frage von Linken-Politiker Jan Korte im Bundestag. Dennoch müsse es das Ziel sein, dass möglichst viele Menschen dauerhaft beschäftigt werden.
Werden sie doch: Dauerhaft (= für den Rest ihres Erwerbslebens) in Leiharbeit beschäftigt.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: BGS am 06:28:40 Do. 31.Januar 2019
",,, dass möglichst viele Menschen dauerhaft beschäftigt werden. " hört sich anmassend und unverschämt an.

Sind wir alle zu dumm, uns selbst mit etwas besserem als Erwerbsarbeit zu "beschäftigen"?

Die meisten Politiker sind dauerend mit irgendetwas beschäftigt - nämlich mit sachgrundlosem Abkassieren auf Kosten der Allgemeinheit.

Der faule Proletarier fährt nun in den tiefgefrorenen Polarhafen, es gibt bei einem halben Meter Schnee noch viel mehr zu tun, als es die wenigen Mitarbeiter je schaffen könnten. Damit ich diese Plagen ernähre und den asozialen "Staat", die vollgefressenen Bankkaufleute und Immobilienmakler weiter am Leben halte.

Immerhin gibt man uns ja ein paar Brosamen, wuerg.

MfG

BGS
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 19:09:52 Mo. 04.März 2019
ZitatLeiharbeit fehlen Arbeiter
Firmen wollen auf ausländische Mitarbeiter setzen
https://www.mz-web.de/wirtschaft/leiharbeit-fehlen-arbeiter-firmen-wollen-auf-auslaendische-mitarbeiter-setzen-32102522
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Tiefrot am 21:18:54 Di. 05.März 2019
Dann ginge es jetzt darum, die Ausländer aufzuklären.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: admin am 21:29:20 Di. 05.März 2019
Wir hatten uns mal daran gemacht, zur sogenannten "Flüchtlingswelle" Infos zusammenzustellen zur Arbeitswelt, zur deutschen Gesetzgebung und zu Möglichkeiten sich zu wehren. Wir hatten schon umnfangreiches Material zusammengestellt, das in verschiedene Sprachen übersetzt werden sollte. Da irgendwo ist das Projekt hängengeblieben und nie fertiggestellt worden.

Das heißt nicht, daß wir uns von dieser Idee verabschiedet haben.

Dein Vorschlag ist völlig richtig!
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Tiefrot am 21:48:06 Di. 05.März 2019
Ja, ich erinnere mich dunkel. Diese Sprachbarriere macht die Sache nicht einfach,
da es meines Wissens auch keine syrischen, arabischen und sonstige Muttersprachler gibt.
Und genau die könnten die besten Übersetzungen machen...
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: BGS am 06:34:39 Mi. 06.März 2019
Zitat von: Tiefrot am 21:18:54 Di. 05.März 2019
Dann ginge es jetzt darum, die Ausländer aufzuklären.

Zitat von: BGS am 06:16:37 Mi. 27.Februar 2019
... .

Von hier (Polarregion) würde inzwischen so gut wie Niemand mehr nach D. emigrieren, es hat sich herumgesprochen, wie es dort zugeht.
... .

MfG

BGS
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 13:29:48 Mi. 06.März 2019
Zitat von: BGS am 06:34:39 Mi. 06.März 2019
Zitat von: BGS am 06:16:37 Mi. 27.Februar 2019
... .

Von hier (Polarregion) würde inzwischen so gut wie Niemand mehr nach D. emigrieren, es hat sich herumgesprochen, wie es dort zugeht.
... .

MfG

BGS

Ich mag diese Unterteilung nach Nationalität nicht. Menschen suchen nach einem besseren Auskommen und einem besseren Leben. Das ist ein wichtiger Motor der Migration. Die wohl größte Migration hier ist wenig beachtet worden, weil sie eine Migration innerhalb des Landes war. Millionen migrierten von Ostdeutschland nach Westdeutschland, weil man da besser verdient.

Ich finde die Umkehrung eines Nationalismus (in Deutschland ist alles so scheiße, daß man das Land nur noch verlassen kann)  ebenso daneben und kontraproduktiv, wie den Nationalismus selbst (Deutschland über alles!).

In Skandinavien sieht man Deutschland als Billiglohland und beschuldigt Deutsche Arbeiter "Lohdrücker" zu sein. Das ist der gleiche Dreck, wie von hier aus gegen Polen oder Rumänen als "Lohndrücker" zu hetzten. Es gibt in Dänemark Speditionen, die entladen LKW nicht, wenn die Fahrer kein Dänisch sprechen. Deshalb besuchen deutsche Trucker Volkshochschulkuse um Dänisch zu lernen, damit sie Touren nach Dänemark fahren können.

Es gibt keine "guten" Staaten oder Nationalitäten. Alle Regierungen scheinen sich in einem Wettlauf ("race to the bottom") zu befinden, wie man Arbeitsbedingungen verschlechtert und soziale Absicherungen abbaut. Einige mögen da weiter voran sein, es geht aber bei allen in die gleiche Richtung.

Ungarn gilt in den Augen vieler als faschistisch, doch zur Zeit gibt es dort Streikwellen und Proteste, von denen können wir hier nur träumen.

Was uns fehlt ist eine Solidarität, die Grenzen überschreitet und keine Nationalität kennt.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: BGS am 21:04:58 Mi. 06.März 2019
Eine Solidarität, die Grenzen überschreitet und keine Nationalität kennt ist in der Tat ein gutes Ziel.

MfG

BGS
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 11:59:24 Di. 12.März 2019
Zitat12.3.19
Junge Zeitarbeiter haben deutlich häufiger Arbeitsunfälle

Exklusive Studie der Berufsgenossenschaft: Leiharbeiter verunglücken besonders bei Helfertätigkeiten im Lager und an Maschinen viel häufiger. (...)
Insgesamt knapp 1,9 Millionen Zeitarbeiter waren im Jahr 2017 bei der versichert. Sie erlitten 76.000 Arbeitsunfälle und 13.600 Wegeunfälle, von denen insgesamt 26 tödlich endeten. (...)
Ein Problem ist aus Branchensicht allerdings, dass bei der Sicherheits-Einweisung nicht jedes Wort verstanden wird, weil mit der Zuwanderungswelle seit 2015 viele Flüchtlinge hinzu gekommen sind. Es komme in der Zeitarbeit ,,vergleichsweise öfter zu Arbeitsunfällen, da in dieser Branche überproportional viele Geringqualifizierte und Nicht-Muttersprachler beschäftigt sind", sagte Sebastian Lazay dieser Redaktion, Präsident des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP).(...)
https://www.wr.de/wirtschaft/junge-zeitarbeiter-haben-deutlich-haeufiger-arbeitsunfaelle-id216641325.html

Verständnisprobleme und Geringqualifizierung sind also die Gründe für Arbeitsunfälle. Druck von allen Seiten spielt dann wohl für das BAP-Spatzenhirn keine Rolle.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: counselor am 16:20:16 Di. 12.März 2019
Vollkommener Blödsinn von dem ZAF-Idioten. Entscheidend ist, wie der Arbeitsschutz im Betrieb umgesetzt wird und ob die Arbeitshetze es zuläßt, die Vorschriften einzuhalten. Ich arbeite zB in einer Großküche. Zur Zt. ist die Hälfte unseres Küchenteams ausgefallen, was zB bedeutet, dass man 75kg schwere Kartoffelsäcke alleine heben muss (anstatt zu zweit, wie bei Normalbesetzung).
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Rudolf Rocker am 17:27:40 Di. 12.März 2019
Zitat...was zB bedeutet, dass man 75kg schwere Kartoffelsäcke alleine heben muss (anstatt zu zweit, wie bei Normalbesetzung).
Würde ich mich weigern! Das ist die Aufgabe des Arbeitgebers (oder seiner Vertretung durch das Personalmanagement) sicherzustellen, das solche Vorschriften eingehalten werden können. (z.B. durch ausreichende Personaldecke)

Lies Dir mal die Lastenhandhabungsverordnung durch: https://www.arbeitsrechte.de/lastenhandhabungsverordnung/

Die BG freut sich immer über entsprechende Hinweise!


Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 22:30:07 Di. 12.März 2019
ZitatEin Problem ist aus Branchensicht allerdings, dass bei der Sicherheits-Einweisung nicht jedes Wort verstanden wird, weil mit der Zuwanderungswelle seit 2015 viele Flüchtlinge hinzu gekommen sind. Es komme in der Zeitarbeit ,,vergleichsweise öfter zu Arbeitsunfällen, da in dieser Branche überproportional viele Geringqualifizierte und Nicht-Muttersprachler beschäftigt sind", sagte Sebastian Lazay dieser Redaktion, Präsident des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP).(...)
Und warum sorgt diese ach so seriöse Branche dann nicht für entsprechende Übersetzungen oder organisiert Dolmetscher für die Einweisungen?
Titel: Re: Sklavenmarkt Österreich
Beitrag von: Fritz Linow am 22:20:34 Mi. 08.Mai 2019
Zitat8.5.19
Leiharbeit boomt in Österreich

Die Zahl der Zeitarbeiter hat sich binnen 30 Jahren mehr als verzehnfacht. (...)
https://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5624726/Leiharbeit-boomt-in-Oesterreich
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 16:00:32 Sa. 17.August 2019
Zitat16.8.19
Siemens: Mehr Leiharbeiter trotz Stellenabbau

Obwohl 166 Stellen im Nürnberger Trafowerk von Siemens abgebaut werden sollen, will der Konzern zeitgleich wegen der vollen Auftragsbücher an dem Standort neue Leiharbeiter einstellen. Das Arbeitsgericht Nürnberg beschäftigt sich mit dem Fall.(...)
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/siemens-mehr-leiharbeiter-trotz-stellenabbau,RZHMxVs
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 18:56:31 So. 15.September 2019
Zitat8.9.19
Es sind schwere Vorwürfe, die Joseph Renè Samnick (52) aus Köln-Ehrenfeld gegen einen Arbeitskollegen erhebt. Während der Nachtschicht in der Firma Edelmann in Leverkusen ist es zu einem Streit zwischen dem Kölner Zeitarbeiter und einem Schichtleiter gekommen. Der Kameruner aus Ehrenfeld sagt: ,,Ich wurde rassistisch beleidigt und mit dem Tode bedroht." Jetzt ermittelt die Polizei. (...)
https://www.express.de/koeln/todesdrohungen--rassismus--koelner-zeitarbeiter-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-kollegen-33123196
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 21:25:55 Di. 21.Januar 2020
Die Stadt Frankfurt hatte Leihsklaven als Stadtpolizisten eingesetzt. Keine gute Idee:

Zitat21.1.20
Was Falschparker über die illegalen Strafzettel wissen sollten

Millionen Falschparker in Hessen sind rechtswidrig zur Kasse gebeten worden. Was genau steht im Frankfurter Beschluss? Welche Städte betrifft es? Gibt es eine Chance auf Geld zurück? Droht ohne Leiharbeiter jetzt Chaos bei der Stadtpolizei? Fragen und Antworten. (...)
https://www.hessenschau.de/wirtschaft/faq-was-falschparker-ueber-die-illegalen-strafzettel-wissen-sollten,knollen-urteil-fragen-und-antworten-100.html
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: balanceistischen am 13:04:03 Di. 03.März 2020
Zitat von: Kuddel am 21:09:16 Mo. 04.Juli 2016
Ich bin eher zufällig drüber gestolpert. Eine (Radio?)Reportage, eine Soundcollage zur Situation prekärer Ausbeutungsverhältnisse in Deutschland von 2014.
Wirklich gut gemacht.

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=hxsiZBQG21E#)

Organisierte Widerstand ist da ganz wichtig. Wir brauchen mehr antikapitalistischen Kraft, um da was zu machen.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 13:43:32 Di. 03.März 2020
Gut, gut, schön, schön. Doch wie stellst du dir das in der Praxis vor?
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 12:16:31 Mo. 04.Mai 2020
Zitat28.4.20
Gedämpfte Stimmung in der Zeitarbeit bereits in 2019: Höchstüberlassungsdauer, Bewerbermangel und schwache Konjunktur sorgen für deutlichen Umsatzrückgang

Bei den 25 führenden Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland ist im Jahr 2019 der Umsatz im Durchschnitt um -8,2 Prozent gegenüber 2018 gesunken. Die zehn führenden Unternehmen im Markt verzeichnen mit durchschnittlich -12,2 Prozent einen noch größeren Umsatzrückgang als alle Unternehmen der Lünendonk®-Liste. Das Geschäftsjahr 2019 wurde wesentlich beeinflusst von verschärfter Regulierung und einer beginnenden Konjunkturschwäche in der Industrie. Neben der Höchstüberlassungsdauer als wesentlichem regulatorischem Einfluss spüren die Zeitarbeitsunternehmen vor allem den Fachkräfte- und Personalmangel. ,,Im Hinblick auf die Herausforderungen der aktuellen Corona-Krise belastet den Zeitarbeitsmarkt bereits ein sehr schwieriges Geschäftsjahr 2019", sagt Thomas Ball, Partner beim Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder, Mindelheim. (...)
https://www.luenendonk.de/aktuelles/presseinformationen/gedaempfte-stimmung-in-der-zeitarbeit-bereits-in-2019-hoechstueberlassungsdauer-bewerbermangel-und-schwache-konjunktur-sorgen-fuer-deutlichen-umsatzrueckgang
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Onkel Tom am 11:56:50 Di. 05.Mai 2020
Danke für den Leckerbissen und die darin vergrabene Bestätigung, das es Wirkung hat, gegen ZAF und Co. zu kämpfen  :)

Endlich seid langem mal ein Feedback darüber, in wie weit das etwas bringt, Arbeitsuchende darüber auf zu klären und zu unterstützen, wie man sich bei Leihbuden
"richtig" bewirbt, sowie die DSVO zu nutzen, nicht gleich ins Haifischbecken a la Berwerberdatenpool zu fallen.. Freufreu.. Etwas Ebbe dort ;D ;D  ;D

Gegenüber der Corona-Kriese scheinen die Sklavenhändler noch optimistisch zu sein, doch die üblichen Verdächtigen, die ihrem Ruf weg haben mit der BA zu kuscheln
( Ausgemusterte Bewerber beim JC an zu schwärzen und dafür weiter Nachwuchs zugeschanzt zu bekommen), verzeichnen Umsatzrückgänge, die zwar gut klingen,
jedoch noch meines Erachten nicht saftig genug sind..

Uff.. Die Studie von 6 PDF-Seiten hat ja ein stolzen Preis und mir wird es schwindelig, dafür sparen zu müssen um meine Neugierde zu befriedigen. Bringt nix, diese
Studie in ca. 10 bis 15 Jahren leisten zu können.. 2000 Euronen zuzüglich Märchensteuer.. Würde da gern mal meine Nase rein stecken.. Seufs.

Aber es macht mir Mut und gibt mir Kraft, weiter im Elo-Forum immer wieder darin zu unterstützen, wie man sich bei Vermittlungsangeboten vom Mobcenter bei
Sklavenhändlern "richtig" bewirbt..  8)

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchien und schöön, das der ganze Aufwand nicht umsonst ist. Sorry, man zweifelt ja hin und wieder, wenn man nicht sehen kann,
wie sich Aktivitäten gegen Sklavenhändlertum bei den Leihbuden auswirkt. Ach ja.. Schön auch, mal wieder das Transpi Leiharbeit verbieten ! gesehen zu haben  :)

Ich finde, wir haben es uns verdient, uns darüber ergötzen zu können..

Mit solidarischen Grüßen Tom  :)
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 00:11:40 Fr. 08.Mai 2020
Zitat von: Onkel Tom am 11:56:50 Di. 05.Mai 2020
(...)
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchien und schöön, das der ganze Aufwand nicht umsonst ist. Sorry, man zweifelt ja hin und wieder, wenn man nicht sehen kann,
wie sich Aktivitäten gegen Sklavenhändlertum bei den Leihbuden auswirkt.
(...)

Ich bin da nicht ganz so optimistisch, dass es tatsächlich an einer Gegenwehr liegt. Klar ist es geil, wenn die Sklavenhändler richtig abkacken, aber ich gehe eher von einer Konsolidierung und verstärkten Monopolisierung der verfickten Branche aus. Am Kern ändert sich da grundsätzlich kaum etwas, weil er gar nicht mehr in Frage gestellt wird.
Leiharbeit ist.
Und darf auch Kurzarbeit anmelden.

(Auch in dem Forum Zoom der IGM wurde dieser Zustand mMn letztendlich kaum angezweifelt, sollte aber in einem entsprechenden Thread diskutiert werden)

Trotzdem ist für den Moment diese Nachricht einerseits schön, andererseits nicht so:
Zitat
7.5.20
(...)
Laut einer Umfrage des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) unter seinen Mitgliedsunternehmen sind 88 Prozent der Unternehmen von Personal-Abmeldungen durch die Einsatz-Unternehmen betroffen, die auf die Corona-Krise zurückführen sind. Knapp 70 Prozent davon konnten keine neuen Aufträge akquirieren. Ein Drittel der Unternehmen (35 Prozent) schätzt die Corona-Krise sogar ,,existenzgefährdend" ein.(...)
https://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2020/05/96310/
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Onkel Tom am 00:48:56 Fr. 08.Mai 2020
Naja, ich glaube wir haben beide Recht, wobei jedoch deine Ansicht den größten Teil ausmacht.
Und bevor dem BA-Chef Scheele die Mittel aus den BA-Rücklagen ausgehen, ware das ja doch ganz nett, das Gespräche aufkommen, die
Gelder nicht mehr dahin zu pumpen.

Das tut mir für den Fall für die Leiharbeiter_innen zwar leid, wenn sich das ganze richtung Leiharbeit verbieten bewegt und Ebbe in deren
Geldbörse aufkommt, aber erhöht gleichzeitig das Denkvermögen, ob das denn alles so richtig ist, in den Verhältnissen, in den sie
gezwungen sind.. Leiharbeitslohn oder Harz 4.. Beide Einkommensarten kommen nur wie eine Beruhigungspille daher, damit die
Bevölkerung nicht auf die Barrikaden geht.. Ich sehe da notwendige Änderungen bezüglich Verteilung von Lohn und Brot.

Corona hat nun ein Schraubenschlüssel ins Getriebe geschmissen. Das finde ich positiv und es wird Zeit, das dies auch die Chance ist,
das es künftig gerechter zugehen könnte. Klar, das kann noch richtig krachen, aber da müssen wir alle wohl durch und nach einem
Gewitter wird die Luft wieder besser.

Die Regierung hat es noch nicht begriffen, das Geld scheffeln nicht der Sinn des Lebens ist. Die Unzufriedenheit der Arbeiterklasse
ist die Mehrheit der Bevölkerung und wenn das Faß überläuft ? Hmm.. Die Firmen, die Gelbwesten produzieren, könnten schon mal
auf Vorrat produzieren, damit im Falle des Falles jeder so ein Ding hat..

Die Klopapierkriese und Maskenkriese reicht ja schon..  ;)

Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 19:56:51 Di. 13.Oktober 2020
ZitatObdachloser AVR-Leiharbeiter schockierte Landwirte

Der Arbeiter hatte sein Lager zwischen Strohballen aufgeschlagen, weil er sich noch keine Wohnung leisten konnte. Mittlerweile hat das Unternehmen reagiert.


Rhein-Neckar. Ein Mann hat in den vergangenen Tagen für Aufruhr im Dossenheimer Ortsteil Schwabenheimer Hof gesorgt. "Ich kam morgens zu den Strohballen, und da hatte er sein Lager aufgebaut", erzählt ein örtlicher Landwirt der RNZ. "Mit Isomatte, Kochtopf und einer Reisetasche." Im Gespräch habe der Mann dem Landwirt erzählt, dass er beim Abfallentsorger AVR – der direkt gegenüber besagter Strohballen eine Niederlassung hat – arbeite, aber erst nächsten Monat Gehalt bekomme und sich eine Wohnung leisten könne.
...
"Aber eigentlich tut er uns leid", sagt ein anderer Stallbetreiber. Er ist geschockt von der Situation. "Das ist kein böser Mensch, der ist total nett und gepflegt", stimmt ihm die Stallbesitzerin zu. "Er stand sogar morgens in dem Strohhaufen und hat sich rasiert." Aber obdachlos dürfe er nicht bleiben. Deswegen nahm die Stallbesitzerin am Montag Kontakt mit der AVR auf.

Vorständin Katja Deschner bestätigte auf Anfrage der RNZ, seit Montag über den Fall informiert zu sein. Und sie hat Erklärungen. "Der Mitarbeiter hatte am vergangenen Freitag seinen ersten Arbeitstag bei uns", sagt sie. Angestellt sei er über ein Mannheimer Dienstleistungsunternehmen, mit dem die AVR bereits seit Jahren zusammenarbeite. Auf diese Weise deckt das Unternehmen Spitzenzeiten ab, in denen entweder der Krankenstand hoch ist, oder viele Mitarbeiter gleichzeitig in Urlaub sind.

"Aktuell beschäftigen wir zwei Leiharbeiter und 178 Mitarbeiter in der Abfallsammlung", erklärt Deschner. "Wir sehen Leiharbeit auch als Chance. Viele unserer Leiharbeiter haben später bei uns eine Festanstellung bekommen", betont sie. Zur Situation des betreffenden Mannes äußert sie sich ebenfalls. "Er ist in Mannheim gemeldet und hat dort eine Wohnung", gibt Deschner an.

"Ich weiß nicht, warum er derzeit nicht hinein kann", schildert sie. "In solchen Fällen versuchen wir eigentlich zu vermitteln, ob der Mitarbeiter vielleicht auch mal zwei Tage bei einem Kollegen übernachten kann, wenn es zu Hause mal nicht stimmt." Der betreffende Mitarbeiter habe allerdings niemanden über seine Situation informiert. Das passt zu den Angaben der Anlieger. "Er nimmt das total locker, für ihn scheint das gar kein Problem zu sein", schilderte der Stallbetreiber seinen Eindruck nach Gesprächen mit dem Mitarbeiter.

Die Stallbesitzerin hat auch einen vermeintlichen Kollegen des Mitarbeiters getroffen. "Der hat mir vorgeschlagen, dass ich ihm zusätzlich zu seinem Job noch einen Minijob geben soll und ihm dafür dann eine Unterkunft auf meinem Hof biete", erzählt sie. Doch das sei schließlich auch keine Lösung. Die Landwirte und Stallbesitzer hoffen, dass sich eine bessere Lösung für den Mann findet.

Das ist bereits passiert: Das Mannheimer Dienstleistungsunternehmen, bei dem der Mann beschäftigt ist, hat laut Katja Deschner eine Unterkunft besorgt.
https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-schwabenheimer-hof-obdachloser-avr-leiharbeiter-schockierte-landwirte-_arid,551619.html

Der Müllentsorger AVR nimmt die Dienste von Sklavenhändlern in Anspruch.
Aus der Selbstdarstellung:
ZitatAls öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger sorgen wir für die fachgerechte Entsorgung von Abfällen.
https://www.avr-kommunal.de/unternehmen/wir-fuer-sie/
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 21:03:57 Fr. 30.Oktober 2020
Kurze Reportage von 1965, als private Arbeitsvermittlung und Leiharbeit noch nicht erlaubt waren:
Zitat
Im Gespräch: Private Arbeitsvermittlung unter Druck
Gerichte und Arbeitsämter halten den Verleih freiberuflicher Sekretärinnen an Unternehmen für rechtswidrig.
https://www.ardmediathek.de/ndr/video/norddeutsche-geschichte-n/im-gespraech-private-arbeitsvermittlung-unter-druck/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS84M2I0NDdkMC1jZjlhLTQ3YmMtYjI0NS1jOWQ3YTdkNmY1MzQ/
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 22:55:43 Di. 05.Januar 2021
Retro:

Zitat5.1.21
Westliche Leiharbeiter in der DDR und die Rolle des MfS

Auf ihren Großbaustellen setzte die DDR auch ausländische Leiharbeiter ein, zunächst vorrangig vom Balkan. Als es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen jugoslawischen Volksgruppen und zu Streiks wegen unzureichender Unterbringung kam, ordnete die Stasi die Leiharbeitsstrukturen neu. Dadurch kamen ausgewählte westdeutsche Leiharbeitsfirmen ins Spiel. Und das MfS kassierte Devisen.
(...)
https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/324991/westliche-leiharbeiter-in-der-ddr-und-die-rolle-des-mfs
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: karl. am 17:52:58 Mo. 21.Juni 2021
Mal wieder ein Artikel

"aus einer längst überwunden geglaubten Zeit"

unter https://www.personalorder.de/index.php?load=2,1&art_id=168759

Klickt man am Ende die Quelle "Zoll" an erfährt man genaueres.

Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Onkel Tom am 23:41:25 Mo. 21.Juni 2021
Konnte mir ein kurzen Kommentar nicht verkneifen  ;D

Leid tuen mir anbei die ganzen Ausgebeuteten, die aus dem Ausland
angelockt wurden u.s.w..
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: BGS am 20:29:55 Di. 22.Juni 2021
Zitat von: Onkel Tom am 23:41:25 Mo. 21.Juni 2021
... .

Leid tuen mir anbei die ganzen Ausgebeuteten, die aus dem Ausland
angelockt wurden u.s.w..

Ja, die tun auch mir regelmässig echt leid. Neben osteuropäischen LKW-Fahrern und vielen anderen!

MfG

BGS
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: karl. am 21:01:35 Mo. 13.September 2021
Noch ein aktueller Artikel aus "einer längst überwundenen Zeit":

file:///C:/Users/a544/AppData/Local/Temp/Dossier%2033%202021%20.pdf

Der link aus  "Die Zeit" vom 12. August läßt sich leider nicht öffnen. Schade.

Karl

PS:
Unter: https://www.zeit.de/2021/33/leiharbeiter-corona-krise-jobverlust-corona-infektion-entlassung-erfahrungsbericht?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

ist nur der Anfang zu lesen. Ansonsten als Bezahlartikel.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 23:07:08 Mo. 13.September 2021
ZitatDer link aus  "Die Zeit" vom 12. August läßt sich leider nicht öffnen. Schade.

Karl

"
Wenn der Fabrikarbeiter Rüdiger Jablonski* sich durch die Schlagzeilen der Nachrichtenportale klickt, wenn er die Wahlkampfreden der Politiker hört und die Wachstumsprognosen der Ökonomen, dann kommt es ihm manchmal so vor, als lebe er auf einem anderen Stern. Als sei er in einer Art Paralleluniversum zu Hause, das sich trotz der guten Nachrichten, die nun überall verbreitet werden, nicht aufzuhellen scheint. Ein konjunkturelles Dunkeldeutschland, das außer ihm und seinesgleichen kaum jemand zur Kenntnis nimmt.

"Die Erholung kommt", prophezeit das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Rüdiger Jablonski sagt, er sei noch nie so erschöpft gewesen.

"Die Wirtschaft atmet auf", schreibt die Wirtschaftswoche. Rüdiger Jablonski sagt, er habe seit geraumer Zeit diesen seltsamen Druck auf der Brust. Immer dann, wenn er sich frage, wie es für ihn weitergeht.

"Der Konjunkturmotor läuft", verkündet Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Die staatlichen Pandemiehilfen hätten gewirkt, der "Substanzverlust der deutschen Wirtschaft" sei "verhindert worden". Rüdiger Jablonski sagt, er spüre, wie ihm die letzten Jahre an die Substanz gegangen seien. Die Knie. Der Rücken. Die Nerven. Vor ein paar Monaten hat ihn sein Hausarzt für arbeitsunfähig erklärt.

Rüdiger Jablonski, ausgebildeter Facharbeiter und dreifacher Familienvater, hat zu Beginn der Pandemie seinen Job verloren. Er ist Leiharbeiter, er zählt zu denen, die es in Krisenzeiten fast immer als Erste trifft. Viel ist berichtet worden über die Verlierer der Corona-Krise, über Gastronomen, die niemanden mehr bewirten, über Musikerinnen, die nicht mehr auftreten, und über Einzelhändler, die nichts mehr verkaufen konnten. Über Menschen wie Rüdiger Jablonski wurde kaum gesprochen.

Jablonski war bei VW beschäftigt, im Volkswagen-Werk in Hannover, wo unter anderem der Bulli gebaut wird, der Kleinbus von VW. Jablonski und gut 200 weitere Leiharbeiter waren dort in der Montage und im Presswerk eingesetzt. Sie fertigten Karosserieteile, flanschten Getriebe an, montierten Lenkräder, Blinker und Spiegel, jahrelang.

Obwohl Jablonski in der VW-Fabrik arbeitete, obwohl er die VW-Kluft trug, war VW die meiste Zeit nicht sein Arbeitgeber. Jablonski war bei Autovision angestellt – bei einer von rund 12.000 Leiharbeitsfirmen in Deutschland. Diese Unternehmen beschäftigen Arbeitskräfte, die sie gegen Geld an andere Unternehmen verleihen. An Krankenhäuser und Versicherungen zum Beispiel, an Fluggesellschaften und Werften, Sicherheits- und Reinigungsfirmen, Handwerks- und Logistikunternehmen, Hotels, Callcenter, Versandhändler – und an die Autoindustrie.

Mehr als 780.000 Leiharbeiter gibt es in Deutschland. Sie sind eine Art Eingreiftruppe: Bei guter Auftragslage können sie schnell und unkompliziert gebucht, in schlechten Zeiten schnell und unkompliziert wieder abgemeldet, also an ihren Verleiher zurückgeschickt werden. Wenn die Wirtschaft boomt, sind sie eine willkommene Reserve. In der Krise werden sie zu ungebetenen Gästen. Im vergangenen Jahr, als Corona kam, wurden sie hinauskomplimentiert.

Bei den Airbus-Werken in Norddeutschland mussten 2020 laut Medienberichten mehr als 1100 Leiharbeiter gehen. In der Daimler-Fabrik in Düsseldorf waren es 1300. Im Münchner BMW-Konzern sollen es sogar 10.000 gewesen sein – so berichtete es die Nachrichtenagentur Reuters. BMW bestreitet das, die Meldung entbehre "jeglicher Grundlage", sagt eine Sprecherin des Konzerns. Sie räumt ein, dass einige Verleih-Verträge nicht verlängert wurden. Wie viele genau, will sie allerdings nicht sagen. Nicht einmal die Gesamtzahl der Leiharbeiter bei BMW verrät sie. VW hält sich ebenfalls bedeckt. Den Konzernen scheint das Thema unangenehm zu sein. Zumal viele abgemeldete Arbeiter auch von ihren Verleihern gekündigt werden – und dann ganz ohne Job dastehen.

Laut der Bundesagentur für Arbeit haben sich zwischen April 2020 und März 2021 etwa 275.000 Leiharbeiter arbeitslos gemeldet. Die Unternehmensberatung PWC attestiert der Leiharbeitsbranche den "stärksten Einbruch seit Jahren". Besonders hart treffe es jene Arbeiter, die an die Autoindustrie verliehen werden. Sie seien gleich von zwei Großkrisen auf einmal bedroht: von der Pandemie und vom bevorstehenden Ende des Verbrennungsmotors, das schon vor Corona viele Leiharbeiter den Job gekostet hat.

Seit vielen Jahren hat die Leiharbeit einen schlechten Ruf. Das liegt an den Verleihern, die nicht nur schnell eine betriebsbedingte Kündigung aussprechen, sondern zum Teil auch systematisch schummeln, bei Lohnabrechnungen zum Beispiel. Es liegt an den Unternehmen, die Arbeiter ausleihen und sie – anders als vorgeschrieben – oft schlechter behandeln als ihre eigenen Mitarbeiter. Und es liegt an den Gesetzen, die trotz etlicher Reformversuche eher für Unternehmen wie VW und für die Leiharbeitsfirmen gemacht scheinen als für die Leiharbeiter.

Rüdiger Jablonski traf es gleich zu Beginn der Pandemie, kurz nach dem ersten Lockdown. Die Umsätze des VW-Konzerns waren eingebrochen, die Fabrik in Hannover hatte wochenlang stillgestanden. Kein Werksleiter konnte damals langfristig planen. Wo sich sparen ließ, wurde gespart.
Die Geschichte vom Leistungsprinzip

An einem Donnerstagvormittag sitzt Jablonski in seinem Wohnzimmer, ein großer, muskulöser Mann, resolut, aber freundlich. An den Wänden hängen gerahmte Familienfotos, vor den Fenstern sorgsam geraffte Gardinen. Heller Fußboden, helle Möbel, akkurat drapierte Sofakissen. Neben Jablonski sitzt seine Frau. Sie arbeitet als kaufmännische Angestellte bei einem großen Unternehmen und sagt: "Wir sind ein bisschen aufgeregt." Es komme nicht alle Tage vor, dass jemand von der Presse sie nach ihrer Meinung frage.

Rüdiger Jablonski hat lange gezögert, ob er von seinen Erfahrungen erzählen soll. Er fürchtet, keinen Job mehr zu finden, wenn er seinen alten Arbeitgeber öffentlich kritisiert. Er wolle auch nicht jammern, sagt er. Am Ende aber willigt er ein – wenn er unerkannt bleibt. Deshalb sind sein Name und einige wenige Details, die ihn erkennbar machen, in diesem Text verändert.

Jablonski kam 2016 zu VW. Vorher hatte er mehr als 20 Jahre lang fest angestellt bei einer Baufirma gearbeitet. Der Job habe ihm die Knie ruiniert, sagt er, aber er habe ihm Spaß gemacht. Bis irgendwann immer mehr Arbeiter aus Osteuropa auf Deutschlands Baustellen auftauchten. Jablonski ärgerte sich über die Konkurrenz aus dem Ausland, die Scharen von flexiblen Billiglöhnern, die den Baufirmen von Subunternehmern zur Verfügung gestellt wurden. Einmal, erzählt Jablonski, habe sein damaliger Chef ihn und einige Kollegen gebeten, sich unbezahlten Urlaub zu nehmen – und an ihrer Stelle ein paar schlecht bezahlte Rumänen auf die Baustelle geschickt. Ein anderes Mal habe sich der Chef geweigert, eine im Tarifvertrag vereinbarte Lohnerhöhung zu zahlen. Jablonskis Schilderung lässt sich schwer überprüfen. Aber sie passt zu dem, was damals häufig aus der Baubranche berichtet wurde. Irgendwann, sagt Jablonski, habe er genug gehabt und seine Kündigung eingereicht. Er ahnte nicht, dass er bald selbst zu einer Schar von Arbeitern zweiter Klasse gehören würde.

Freunde hätten ihm geraten, sich bei Volkswagen zu bewerben, erzählt Jablonski. Im Bulli-Werk in Hannover, da würden Leute gesucht. Jablonski erkundigte sich bei VW, aber dort habe man vor allem nach Azubis und hoch qualifiziertem Personal gesucht, sagt er. "Ingenieure und Computerfritzen, Menschen mit Studium." Dann verstand er: In der Autoindustrie gibt es Jobs für Leute wie ihn oft nicht bei VW, BMW oder Daimler. Es gibt sie anderswo. Bei Firmen namens Autovision, IK Hofmann und Randstad Automotive. Bei den unzähligen Leiharbeitsfirmen, die sich auf die Autokonzerne und ihre Zulieferer spezialisiert haben.

Rüdiger Jablonski heuerte also bei Autovision an. Sein neuer Arbeitgeber vermittelte ihn an die VW-Fabrik in Hannover. Der Lohn, den er bekam, war überdurchschnittlich gut. Jablonski verdiente bald mehr als 20 Euro die Stunde, fast so viel wie die fest angestellten VW-Arbeiter.

An seinen ersten Arbeitstag in der Fabrik könne er sich noch gut erinnern, sagt er. Wie er sich morgens mit Hunderten anderer Arbeiter durch das riesige Werkstor schob. Wie er seine Kluft ausgehändigt bekam: die graue Latzhose mit dem runden Logo, die Uniform der VW-Arbeiter. Wie er die riesigen Montagehallen bestaunte. Die Roboter, die in klinisch reinen Produktionsstraßen die Karosserieteile zusammenfügten. Die Fließbandarbeiter, die im immergleichen Takt die immergleichen Arbeitsschritte ausführten.

Willkommen geheißen wurden Jablonski und die anderen Leiharbeiter im Otto-Brenner-Saal, einem Versammlungsraum, benannt nach dem Gewerkschafter, der sich in der Nachkriegszeit für die Stärkung der Arbeitnehmerrechte einsetzte, für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zum Beispiel. Ein Volkswagen-Mitarbeiter habe sie in der "VW-Familie" begrüßt, in die sie nun aufgenommen würden, erzählt Jablonski. Er erinnert sich auch noch an den Rat, den der Mann ihnen mit auf den Weg gegeben habe: Wer pünktlich und fleißig sei, der habe gute Chancen, irgendwann als Stammwerker, also als fester Mitarbeiter, eingestellt zu werden.

Wann immer Jablonski fortan zur Arbeit kam, sah er auf dem Dach des Werksgeländes zwei Buchstaben thronen: das weiße V und das weiße W auf dunkelblauem Grund, das Emblem des Volkswagen-Konzerns. Nicht nur ein Markenlogo, sondern ein Wohlstandsversprechen, ein Symbol aus der Wirtschaftswunderzeit, das seine Strahlkraft bis heute nicht verloren hat: sichere Arbeitsplätze. Gute Löhne. Starke Arbeitnehmervertreter. "Ein Sechser im Lotto", sagt Jablonski. Ein Jackpot-Job. So habe sich das angefühlt. Als wäre er angekommen.

Die Jablonskis wohnen im Erdgeschoss eines gepflegten Mehrfamilienhauses, in einer ruhigen Siedlung am Rande von Hannover. Verklinkerte Fassaden, sauber verputzte Wohnblocks, makellos geteerte Tempo-30-Straßen. Geharkte Gärten, gestutzte Hecken. Bundesrepublikanische Mittelschichtsidylle. Zumindest auf den ersten Blick.

Wenn von der Mittelschicht die Rede ist, wahlweise auch von der "Mitte der Gesellschaft", dann klingt es oft, als müsse man sich diese Mitte als eine Art Plateau vorstellen. Nicht ganz oben am Gipfel, nicht ganz unten im Tal. Um es zu erklimmen, braucht man Disziplin, Beharrlichkeit, Fleiß. Einmal angekommen, wird man für seine Mühen belohnt. Man lebt nicht auf großem Fuß, aber man kann sich etwas leisten. Man kommt vielleicht nicht hoch hinaus. Aber solange man fleißig bleibt, stürzt man auch nicht ab.

Das ist das große Versprechen, das die Bundesrepublik ihren Bürgern seit jeher gibt: die Geschichte vom Leistungsprinzip. Die Verheißung, dass die kleinen Leute den Aufstieg schaffen können. Gerade jetzt, im Wahlkampf, wird es wieder erneuert.

"Für mich war immer klar: Ich stehe auf der Seite der ganz normalen Leute", sagt Olaf Scholz von der SPD. Er wolle, dass "alle hart arbeitenden Bürger in unserem Land die Anerkennung und die Wertschätzung finden, die sie verdient haben".
Das Risiko trägt der Leiharbeiter
Die "harte Arbeit der Kohlekumpel", der Handwerker und Stahlarbeiter müsse gewürdigt werden, sagt Annalena Baerbock. Die jetzige Regierung lasse die "normalen Leute im Stich".

"Jede und jeder muss sich etwas aufbauen können", sagt Armin Laschet von der CDU. Er sorge sich um den "sozialen Zusammenhalt".

Alle wollen die "einfachen Leute" für sich gewinnen. Alle versprechen ihnen Sicherheit. Die Kollateralschäden der Globalisierung, der Digitalisierung, der Energiewende – all das soll abgepuffert werden, damit in der Mitte niemand den Halt verliert. "Stabilität und Erneuerung" verspricht die CDU. Ein "Sicherheitsversprechen für jede Lebenslage" wollen die Grünen geben.

Rüdiger Jablonski müsste sich davon eigentlich angesprochen fühlen. Tut er aber nicht. Denn die Mitte ist für ihn kein stabiles Plateau. Sie ist ein abschüssiges Terrain. Eine Welt, in der man sich nur unsicheren Schrittes bewegen kann. Und diese Unsicherheit ist – entgegen aller Wahlkampfreden – politisch gewollt.

Jablonskis Frau geht ins Nebenzimmer. Sie kommt mit einem dicken blauen Ordner zurück. Rüdiger Jablonski zieht ein paar Dokumente heraus. Seine Arbeitsverträge mit Autovision.

Erster Vertrag: datiert auf September 2016, befristet auf sieben Monate.

Zweiter Vertrag: April 2017, befristet auf sieben Monate.

Dritter Vertrag: November 2017, befristet auf acht Monate.

Vierter Vertrag: Juli 2018, befristet auf acht Monate.

Fünfter Vertrag: März 2019, befristet auf sechs Monate.

Jedes Mal, bevor ein Vertrag auslief, musste Jablonski sich arbeitslos melden, so sieht es das Gesetz vor. Jedes Mal, sagt er, habe erst im letzten Moment festgestanden, dass es für ihn doch weiterging.

Man könnte denken, dass Jablonski eben einfach nicht gut genug war. Nur: Den anderen Leiharbeitern erging es genauso.

Fünf Verträge innerhalb von drei Jahren – so war das Prinzip der Leiharbeit eigentlich nicht gedacht. Eigentlich soll sie Unternehmen helfen, kurzfristige Personalengpässe und Auftragsschwankungen abzufedern. Wenn zum Beispiel die Nachfrage nach Bullis durch die Decke schießt, dann soll VW in der Lage sein, diese Bullis auch zu liefern – ohne dafür Stellen schaffen zu müssen, die sich bei normaler Auftragslage nicht finanzieren ließen. Ist der Bulli-Boom vorbei, sollen die Leiharbeitsfirmen ihre Arbeiter an andere Unternehmen vermitteln, bei denen gerade Leute gebraucht werden. Das Problem ist nur: So funktioniert es oft nicht.

Autovision etwa versorgt vor allem ein Unternehmen mit Arbeitskräften: VW. Mehr noch: Autovision, ein Betrieb mit 3500 Beschäftigten, ist die Tochterfirma eines Unternehmens, das seinerseits zu VW gehört. Der Konzern verleiht also Arbeitskräfte an sich selbst, statt sie direkt anzustellen.

Noch dazu haben sich die Autokonzerne eine Ausnahmeregelung herausverhandelt. Sie ermöglicht es ihnen, Arbeiter deutlich länger auszuleihen, als es das Gesetz eigentlich erlaubt: nicht 18 Monate, sondern bis zu vier Jahre. Und wenn ein Konzern nach Ablauf der Frist drei Monate wartet, darf er denselben Arbeiter gleich noch mal einstellen. Sogar am selben Arbeitsplatz.

Unternehmen wie Autovision und VW profitieren davon. Sie erhalten Zugriff auf erfahrene Arbeiter wie Jablonski, werden sie aber auch schnell wieder los. Wer zu langsam ist oder zu ungeschickt, zu oft krank oder zu oft zu spät, kann abgemeldet werden. Ohne teure Abfindung. Ohne lange Kündigungsfrist. Das Risiko trägt der Leiharbeiter. Und die Allgemeinheit, die immer dann einspringen muss, wenn ein Leiharbeiter arbeitslos wird.

Jablonski kramt ein Dokument hervor. Eine Krankschreibung, die ihm sein Hausarzt ausgestellt hat, als er schon ein paar Jahre bei VW beschäftigt war. Ein grippaler Infekt, er habe drei Tage zu Hause bleiben müssen, erzählt Jablonski. Der Schichtleiter habe ihm damals zu verstehen gegeben, dass, wer übernommen werden will, keine Fehltage anhäufen dürfe. Auch von der Disponentin bei Autovision habe er Druck bekommen, sagt Jablonski. VW will sich dazu nicht äußern. Die Firma Autovision teilt mit, ihr seien Fälle wie dieser "nicht bekannt". Die "Ausübung von unzulässigem Druck" werde "selbstverständlich" nicht toleriert. Ein Kollege von Jablonski, der in derselben Fabrik als Leiharbeiter tätig war, berichtet der ZEIT jedoch von ähnlichen Erfahrungen.

Einmal, erzählt Jablonski, habe er am Morgen vor einer Spätschicht einen Unfall gehabt. Er zeigt ein Foto seines Autos: die Motorhaube zerknautscht, die Airbags aufgebläht. Totalschaden. Jablonski sagt, er habe Schmerzen gehabt – und Angst, zu spät zur Arbeit zu kommen. Er sei zur Schicht gegangen und erst danach ins Krankenhaus. Den Arztbefund hat Jablonski aufgehoben: Schleudertrauma, Thoraxprellung, Knieprellung beidseits, Handgelenksprellung links.

Jablonski sagt, um in die Stammbelegschaft übernommen zu werden, reiche es nicht, sich an die strengen Vorgaben der Schichtleiter zu halten. Man müsse sie übererfüllen. Man müsse sich eigene, noch strengere Regeln auferlegen. So zumindest habe es sich angefühlt. Seine Regeln seien gewesen:

Wenn du Pause hast, arbeite durch.

Wenn dein Kollege schnell ist, sei schneller.

Wenn du krank bist, geh trotzdem zur Schicht.

Wenn du Schmerzen hast, nimm eine Diclofenac.

Wenn sie schlimmer werden, nimm noch eine.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Techniker Krankenkasse eine Studie zur gesundheitlichen Verfassung von Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern. Darin steht: Sie leiden häufiger als andere Arbeitnehmer an Rücken- und Gelenkerkrankungen. Sie haben mehr Arbeitsunfälle. Und bekommen deutlich öfter Antidepressiva verordnet.
Der Boom der Leiharbeit

Corona habe alles noch schlimmer gemacht, sagen Experten. Betriebsseelsorger zum Beispiel, die sich während der Pandemie um Leiharbeiter kümmern. In Firmen, wo das Virus grassierte, hätten sich viele Stammwerker krankschreiben lassen, aus Angst, sich anzustecken. Die Leiharbeiter hingegen seien zur Schicht angetreten. "Die Angst vor der Abmeldung ist riesengroß", sagt Erwin Helmer, ein Betriebsseelsorger, der seit 40 Jahren für die Katholische Arbeitnehmerbewegung Augsburg von einem Unternehmen zum nächsten fährt, um mit den Arbeitern dort zu sprechen. Corona hat seinen Job erschwert. "Wir kamen kaum mehr an die Leute heran."

Im Frühjahr 2021, während der dritten Corona-Welle, berichteten die Badischen Neuesten Nachrichten über das Daimler-Werk in Rastatt bei Karlsruhe. Dort hatten sich Leiharbeiter offenbar geweigert, sich auf Corona testen zu lassen. Sie fürchteten, bei einem positiven Ergebnis nicht nur in Quarantäne geschickt, sondern auch abgemeldet zu werden.

Auch in Bielefeld hat die Sozialarbeiterin Marike Tabor verfolgt, wie durch Corona der Druck in den Betrieben stieg. Bei Logistikfirmen und Versandhändlern zum Beispiel. Tabor berät im Auftrag des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums Menschen, die ihren Job verloren haben. Darunter viele Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter. Diese müssten oft schon beim kleinsten Fehltritt gehen: "Die melden sich einen Tag krank. Oder sie haben einen Todesfall in der Familie und wollen kurzfristig einen Tag Urlaub machen." Das reiche, um den Job zu verlieren.

Tabor sitzt in ihrem Büro, ein kleiner Raum mit üppigen Zimmerpflanzen. In der Mitte steht ein großer Holztisch, geteilt durch eine Plexiglasscheibe. Auf ihrer Seite des Tischs hat Tabor ein "Depot" angelegt, so nennt sie es: ein paar Packungen Taschentücher. Viele, die zu ihr kämen, fingen erst mal an zu weinen. Einige würden aggressiv. Depressionen, Schlafmangel, fahle Haut, das seien die klassischen Symptome. "In dieser Branche wird der Mensch zur Ware", sagt Tabor. "Zum Dienstleistungsprodukt."

Tabor fürchtet, dass Leiharbeit in manchen Wirtschaftszweigen zum Standard werden könnte: "Wenn man mit geringem Bildungsniveau nach Arbeit sucht, kommt man schon heute fast nur über Leiharbeit an einen Job", sagt sie.

Ursprünglich war Leiharbeit in der Bundesrepublik verboten, aus Sorge, sie könnte die festen Arbeitsverhältnisse verdrängen. In den 1970er-Jahren wurde sie dann erlaubt, zunächst für maximal drei Monate.

Der Boom der Leiharbeit begann 2003, als die rot-grüne Bundesregierung eine radikale Deregulierung beschloss. Leiharbeiter durften fortan ohne zeitliche Begrenzung verliehen und jederzeit abgemeldet werden. Es war die Zeit der Massenarbeitslosigkeit, und an die Leiharbeit wurde damals eine Erwartung geknüpft: dass sie Menschen ohne Job den Weg ins Berufsleben ebnen könnte. Auch solchen mit eher schlechten Chancen. Bewerbern, die alt sind, die schlecht Deutsch sprechen oder keinen Abschluss haben. Im besten Fall würden diese Menschen erst verliehen und dann von den Betrieben übernommen. "Klebeeffekt" nennen Experten das: Wer als Leiharbeiter anfängt, bleibt als Festangestellter kleben – das war die Hoffnung, die auch Rüdiger Jablonski Jahre später hegen würde.

Für viele erfüllte sich die Hoffnung nicht. Einige Unternehmen entließen damals Tausende fest angestellte Mitarbeiter – nur um sie wenig später als billige, unsicher beschäftigte Leiharbeiter zurück in den Betrieb zu holen.

Die Zahl der Leiharbeiter explodierte. 2017 lag sie bei mehr als einer Million. Im Fernsehen liefen Dokumentationen über die Leih-Kolonnen. Die Arbeitgeberverbände gaben Imagekampagnen in Auftrag. Statt "Leiharbeit" hieß es nun "Zeitarbeit" oder "Arbeitnehmerüberlassung". Das klang netter.

Vor vier Jahren schließlich schritt die Regierung ein. Sie novellierte das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Auf den ersten Blick hielt es für die Leiharbeiter einige Verbesserungen bereit: höhere Löhne, begrenzte Verleihzeiten. Aber wegen der Sonderregelungen, die etwa die Autoindustrie herausschlug, blieb die Unsicherheit.

Rüdiger Jablonski konnte sich ein Leben in einem hübschen Vorort leisten. Aber er wusste nie, wie lange noch. Während die fest angestellten Kollegen ihre Zukunft planten, während einige von ihnen in größere Wohnungen zogen oder sogar eigene Häuser bauten, traute sich Jablonski kaum, einen Urlaub zu buchen. Und wann immer es einer Perspektive, einer langfristigen Zusage bedurfte, konnte er damit nicht dienen. "Versuchen Sie mal, als Leiharbeiter einen Kredit zu kriegen", sagt er.

Rüdiger Jablonskis Frau sagt, irgendwann habe das Bangen um den Arbeitsplatz ihres Mannes das gesamte Familienleben bestimmt. Irgendwann habe sich alles nur noch nach dem Takt von VW gerichtet. Ihr Mann sei immer fahriger, immer gereizter geworden. Und ihre jüngste Tochter immer stiller. Irgendwann habe auf ihrem Geburtstags-Wunschzettel gestanden: "Festvertrag für Papi".

Eigentlich gelten viele der rot-grünen Sozialreformen heute als überholt. Dem Niedriglohn der Schröder-Zeit folgte der Mindestlohn. Und Hartz IV erscheint selbst manchen Wirtschaftsliberalen als Relikt aus einer anderen Zeit. Eines aber hat sich offenbar bis heute gehalten: die Überzeugung, dass ein Arbeitsmarkt voller Unsicherheit einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen mit sich bringt.

Noch immer verweisen die Arbeitgeber darauf, dass viele Arbeitslose es dank der Leiharbeit überhaupt erst ins Berufsleben schaffen. Und noch immer verweisen sie auf den "Klebeeffekt", auf jene, die tatsächlich von ihren Betrieben übernommen werden. Nur: Wie groß dieser Effekt ist, lässt sich anhand der verfügbaren Daten nicht beziffern.

VW, betont ein Sprecher des Konzerns, habe "viele Zeitarbeitnehmer" übernommen. Wie viele, sagt er nicht. In einem internen Strategiepapier des Konzerns, das der ZEIT vorliegt, steht, die Übernahme von Leiharbeitern werde "restriktiv gehandhabt".
"Psychische Belastung nimmt zu"
Bei Rüdiger Jablonski sah es tatsächlich einmal so aus, als könnte er kleben bleiben. Das war Ende 2019. Damals lief sein fünfter Vertrag bei Autovision aus, die maximale Ausleihdauer war erreicht. Jablonski und die rund 200 anderen Leiharbeiter wurden nicht nach Hause geschickt, sondern von VW übernommen. Endlich schienen sie dazuzugehören. Doch obwohl sie sich bereits jahrelang bewährt hatten, war auch dieser Vertrag nur auf neun Monate befristet. Als er auslief, bot der VW-Konzern den Arbeitern an, nach Sachsen umzuziehen, ins VW-Werk in Zwickau. Dort wurden damals Leute gesucht. Jablonskis Frau sagt, sie hätten sich das vorstellen können. Was aber wäre dann aus den Schwiegereltern geworden? Die wohnen in der Nähe von Hannover auf dem Dorf, in einem eigenen Haus. Sie kämen dort einigermaßen zurecht, aber nicht ohne Hilfe, sagt Jablonskis Frau. Eine Pflegerin könnten sie sich nicht leisten, "wir können hier nicht einfach weg".

So kam es, dass der Leiharbeiter und Beinahe-Stammwerker Rüdiger Jablonski im Mai 2020 seine Arbeit verlor.

"Ich dachte: Du bist fleißig, du bist gut, du schaffst das schon", sagt er. Dann saß er plötzlich zu Hause und hatte nichts mehr zu tun. Verlor erst den Appetit. Dann den Mut. Sein Arzt attestierte ihm, was Jablonski selbst sich nicht auszusprechen traut: eine Depression. So steht es in der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Ausgerechnet Jablonski. Einer, der eine Berufsausbildung hat und über den seine Frau erzählt, er sei mal so belastbar, so aktiv gewesen. Nun verdiene sie allein das Geld, von dem sie leben.

Die Konjunktur kam wieder in Schwung. Jablonski nicht.

Jablonskis Frau sagt: "Man dachte, es läuft so den geraden Weg. Und dann steht man in dieser Welt, und alles bröckelt."

Sie schiebt ein paar zusammengetackerte Zettel über den Tisch. Sie und ihr Mann haben sich vor dem Treffen mit der ZEIT zusammengesetzt, um das, was ihnen wichtig ist, in Ruhe aufzuschreiben. Herausgekommen ist ein achtseitiges, eng bedrucktes Word-Dokument, eine Art Zeitleiste. Der Versuch, das Bröckeln in Worte zu fassen.

Dezember 2017: "Unruhe breitet sich aus."

November 2018: "Psychische Belastung nimmt zu."

Dezember 2020: "Schlaflosigkeit wächst. Traurigkeit unseres Kindes wächst."

Januar 2021: "Druck steigt."

März 2021: "Systemzweifel wachsen."

Am Ende des Dokuments steht ein Fazit: "Starker Vertrauensverlust, auch in die Politik."

Jablonskis Frau sagt, sie sei früher mal Wahlhelferin gewesen. Dieses Jahr aber frage sie sich, was ihr Kreuz überhaupt noch bewirken könne. "Vielleicht bleiben wir einfach zu Hause", sagt sie. Nichtwählen. Zum ersten Mal in ihrem Leben.

Seitdem Jablonski keine Arbeit mehr hat, ist er viel im Internet unterwegs. Klickt sich durch YouTube-Dokus und Online-Foren, in denen andere Leiharbeiter ihre Erfahrungen teilen. Er liest viel. Gerade ist er mit Lobbyland durch, einer Abrechnung des Bundestagsabgeordneten und einstigen SPD-Mitglieds Marco Bülow. Bülow wirft seinen Parlamentskollegen vor, "elitäre Netzwerke" und "Lobbykontakte" zu pflegen, statt den Interessen der Wählerinnen und Wähler zu dienen.

Was wird aus einem wie Jablonski? Ein Verdrossener, der sich zurückzieht und irgendwann unsichtbar wird? Ein Querdenker, der über kruden Theorien brütet? Ein Wütender, der auf die Straße zieht?

Er wäre nicht der Erste. Der Rechtswissenschaftler Wolfgang Däubler spricht von einer "totalen Ablehnung gegenüber unserer Gesellschaftsordnung", die ihm unter Leiharbeitern begegnet sei. Däubler ist emeritierter Professor für Arbeitsrecht und hat als Anwalt viele Leiharbeiter vertreten. Hin und wieder tritt er zu dem Thema im Fernsehen auf. Nach den Sendungen, erzählt er, bekomme er manchmal E-Mails und Briefe von Leiharbeitern zugeschickt. Sie strotzten vor Hass. Hass gegen die "Schweine" und "Sklaventreiber", womit in der Regel Politiker und Unternehmenschefs gemeint seien. Und Selbsthass. "Viele fühlen sich verachtet und machen sich die Verachtung der anderen ein Stück weit zu eigen", sagt Däubler. "Das ist eine richtig hilflose Wut."

Das Forschungsinstitut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die nahelegt, dass Menschen mit prekären Jobs besonders empfänglich sind für Verschwörungstheorien.

Monatelang haben selbst ernannte Querdenker die Debatten der Republik geprägt. Journalisten haben sie interviewt, Politiker haben sich mit ihnen auseinandergesetzt, und das halbe Land hat über sie gestritten. Über Leute, die glauben, dass Corona die Erfindung einer finsteren Machtelite ist, die Impfkampagne eine gefährliche Zwangsmaßnahme und Angela Merkel ein Echsenmensch. Rüdiger Jablonski sagt, er brauche keine Verschwörungstheorien, um Regierungs- und Konzernchefs zu misstrauen. "Mir haben ein paar Jahre als Leiharbeiter gereicht."

Warum wird über Leute wie ihn nicht ebenso viel gesprochen? Die einfache Antwort lautet: weil sie zu leise sind. Weil ihre Angst vor dem Jobverlust oft viel größer ist als der Mut, sich zu Wort zu melden. Und weil sie keine Lobby, keine eigene Gewerkschaft haben, die für sie sprechen könnte.

Wenn ein Unternehmen vielen Mitarbeitern gleichzeitig kündigen will, muss es eine sogenannte Massenentlassungsanzeige abgeben: Es muss die Arbeitsagentur informieren, den Betriebsrat anhören, jede Menge Formulare ausfüllen. Die Presse bekommt davon Wind. Politiker schalten sich ein. Bei Leiharbeitern hingegen gibt es keine besonderen Meldepflichten. Wenn tausend Stammwerker entlassen werden, ist das eine Nachricht. Wenn tausend Leiharbeiter abgemeldet werden, geht es unter.

Und die Gewerkschafter? Sind mitunter ernsthaft um Leiharbeiter bemüht. Aber zugleich für deren Unsicherheit mitverantwortlich. Die IG Metall zum Beispiel, die Gewerkschaft der Autoindustrie, hat sich vor einigen Jahren mit den Autokonzernen auf einen Deal geeinigt. Er hat den Leiharbeitern Lohnzuschläge beschert. Und den Unternehmen jene Ausnahmeregelung, die es ihnen erlaubt, Arbeiter bis zu vier Jahre auszuleihen. Der Deal hat die Unsicherheit zementiert. Einige Juristen glauben, dass er gegen EU-Recht verstößt.

Rüdiger Jablonski hat sich deshalb einer Gruppe von mehr als 50 Kollegen angeschlossen, die mit ihm bei VW als Leiharbeiter angefangen hatten und nun gegen den Konzern klagen. Sie fordern eine Festanstellung. In der ersten Instanz haben sie verloren. Nun warten sie auf die zweite.
"Kein Mensch, sondern ein Verschleißteil"

Einmal, für eine kurze Zeit, hatte Jablonski das Gefühl, dass sich doch noch etwas ändern könnte. Es war im Herbst 2020. Damals sprach das ganze Land über Schlachthöfe und Fleischfabriken. Hunderte Leiharbeiter aus Osteuropa hatten sich dort mit Corona infiziert. Sie lebten in beengten Baracken, schliefen auf schimmligen Matratzen und schufteten dicht an dicht, ohne Mindestabstand und bei eisiger Kälte.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil beklagte die schäbigen Unterkünfte und das komplizierte Geflecht aus Leiharbeitsfirmen, über das die Schlachthofhelfer vermittelt wurden. Damit müsse "jetzt Schluss sein", sagte Heil. Er wolle dafür sorgen, dass die Arbeiter "direkt bei den Unternehmen angestellt sind". Und: "Jeder, der fleißig ist, hat ein Anrecht darauf, vernünftig und anständig behandelt zu werden. Es darf keine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zweiter Klasse geben."

Rüdiger Jablonski fühlte sich angesprochen. Aber er war nicht gemeint.

Der Minister brachte zwar ein Gesetz auf den Weg, das Leiharbeit in Schlachthöfen verbieten soll. In anderen Fabriken und Betrieben aber ist sie bis heute erlaubt.

Fragt man den Arbeitsminister, warum das so ist, lässt das Ministerium wissen: Man habe mit dem aktuellen Gesetz auf "gravierende Missstände einer einzelnen Branche" reagiert. Anderswo sehe man dazu keinen Bedarf, der Schutz der Leiharbeiter sei dort bereits "verbessert worden".

Jablonski lebt nicht in einer schimmligen Baracke, sondern in einem gepflegten Mehrfamilienhaus. Er hat als Leiharbeiter keinen Billiglohn erhalten, sondern vergleichsweise gut verdient. Einer wie er passt nicht zu den Bildern, mit denen prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse für gewöhnlich illustriert werden: die Flaschen sammelnden Rentner. Die Aufstocker bei der Tafel. Die Gammelunterkünfte der osteuropäischen Schlachthofhelfer.

Was als prekär gilt, wird meist am Rande der Gesellschaft verortet. Jablonski aber lebt in der Mitte. Und dort werden Menschen wie er nicht bedauert, sondern dringend gebraucht: als Puffer, der die Unternehmen und ihre festen Mitarbeiter vor den Erschütterungen globaler Lieferengpässe und Auftragsschwankungen schützt. Als Stütze der modernen Industriegesellschaft. Nirgendwo zeigt sich das so deutlich wie in der Autoindustrie. In einer Branche, die zwar Milliardengewinne erwirtschaftet, aber im Modus der Dauerkrise agiert und deshalb flexibel bleiben muss.

Jablonski kennt die politischen Debatten, er weiß um die großen Widersprüche, die der Leiharbeit innewohnen. Seltsamerweise, sagt er, seien es aber immer die Kleinigkeiten gewesen, die banalen Begebenheiten, die ihm einen Stich versetzten. Die Sache mit den Fußballtickets zum Beispiel.

Als vor einigen Jahren im VW-Werk in Hannover die Nachfrage durch die Decke schoss, mussten Jablonski und seine Kollegen Sonderschichten schrubben. Samstags, sonntags, nachts, mehrere Monate lang. Als der Stress sich gelegt hatte, bedankten sich die Schichtleiter bei der Belegschaft für deren Einsatz. Sie verteilten Tickets für das Niedersachsenstadion, für Hannover 96. Die fest angestellten VW-Arbeiter gingen ins Stadion. Rüdiger Jablonski nicht. "Die haben zu mir gesagt: Du nicht. Du bist nur Leiharbeiter." So erzählt er es. VW will sich dazu nicht äußern.

Die VW-Fabrik in Hannover hat Rüdiger Jablonski seit mehr als einem Jahr nicht mehr betreten. Aber die Nachrichten verfolgt er noch. Vor ein paar Wochen, Ende Juli, verkündete VW-Chef Herbert Diess einen neuen Rekordgewinn: 11,4 Milliarden Euro, trotz Corona. Die Aktionäre erhielten ihre Dividende, die fest angestellten VW-Mitarbeiter erhielten ihre Gewinnbeteiligung, in vielen Fällen mehrere Tausend Euro.

Kurz darauf stieß Jablonski bei YouTube auf ein Video, in dem sich Herbert Diess bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankt. Es zeigt den Konzernchef, wie er auf einem elektrisch betriebenen Surfboard über den Mittellandkanal bei Wolfsburg schwebt, in Neoprenanzug und windschnittigem Plastikhelm. Im Hintergrund sieht man die VW-Zentrale. "Vielen Dank für Ihren Einsatz!", ruft Diess in die Kamera. Er wünscht der Belegschaft schöne Sommerferien. Dann düst er auf seinem Surfbrett davon.

VW hat sich auch deshalb so schnell von der Corona-Krise erholt, weil das Unternehmen Kurzarbeitergeld bekam. Eine zum Teil aus Steuermitteln finanzierte Hilfe, die dafür gedacht war, Massenentlassungen zu verhindern. Für die Stammwerker, für die mit den unbefristeten Verträgen, ist die Rechnung aufgegangen. Für Jablonski nicht.

Mit einem der fest angestellten Kollegen aus der VW-Fabrik in Hannover trifft sich Jablonski bis heute. Wenige Monate nachdem Jablonski und seine 200 Kollegen entlassen worden waren, erzählte ihm dieser Mitarbeiter, dass neue Leute ins Werk gekommen seien. 300 neue Leiharbeiter. Auch die Lokalpresse hat darüber berichtet.

Jablonski sagt, als er das gelesen habe, habe er sich nicht mehr wie ein Mensch, sondern wie ein Verschleißteil gefühlt."
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 09:40:59 Di. 14.September 2021
Ein echt guter Artikel in eine schlechten Zeitung.

Er erinnert daran, daß Leiharbeit nicht nur ein neviges Thema am Rande ist, sondern zentraler Bestandteil der Ausbeutungsmachinerie ist. Die Auswirkungen der Leiharbeit betreffen nicht nur die Leiharbeiter selbst, sondern auch die Stammbelegschaften. Leiharbeit spaltet die Belegschaften, flexiblisiert die Produktion und sorgt für ein Klima von Angst und Unsicherheit.

Im Wahlkampf habe ich das Thema Leiharbeit nicht wahrgenommen.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: dagobert am 11:43:52 Di. 14.September 2021
Zitat von: karl. am 21:01:35 Mo. 13.September 2021
Noch ein aktueller Artikel aus "einer längst überwundenen Zeit":

file:///C:/Users/a544/AppData/Local/Temp/Dossier%2033%202021%20.pdf
Auf deine Festplatte haben wir hier keinen Zugriff ...  ::)
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:29:00 Do. 16.Dezember 2021
ZitatLeiharbeit als Steigbügel

Ein Faktor, der das Geschäftsmodell dieser organsierten Schwarzarbeit begünstigt, ist die Beschäftigungsstruktur in der Logistikbranche. In keinem anderen Wirtschaftsbereich setzen Unternehmen so stark auf Leiharbeit. Mit gut 270.000 war vergangenes Jahr fast jeder dritte Leiharbeiter in Deutschland in der Logistikbranche beschäftigt, wie Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen. Im Fünfjahresvergleich zwischen 2013 und 2018 stieg die Zahl der Leiharbeiter im Sektor um mehr als 38 Prozent. Zuletzt waren die Zahlen pandemiebedingt rückläufig, ein Trend ist dennoch erkennbar.

Wie viele Leiharbeiter aus EU- oder Drittstaaten jährlich an deutsche Logistikunternehmen entsendet werden, wird hingegen weder von der Bundesagentur für Arbeit noch vom Statistischen Bundesamt erfasst, wie die DVZ erfuhr. Dabei wäre diese Zahl hinsichtlich des Vorgehens der Schleuser besonders interessant.
https://www.dvz.de/rubriken/logistik/detail/news/wie-stark-illegale-beschaeftigung-die-branche-belastet.html
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Rappelkistenrebell am 10:31:40 Fr. 17.Dezember 2021
Leider kann man den ganzen LVZ Artikel nur Lesen wenn man Abonennt ist.Wäre schön wenn jemand den kompletten Artikel kopieren und hier reinsetzen könnte.Vielen Dank!
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Kuddel am 10:48:43 Fr. 17.Dezember 2021
Voila!

ZitatWie stark illegale Beschäftigung die Logistikbranche belastet

Schwarzarbeit ist ein echtes Problem in der Logistikbranche. Erst vergangene Woche gelang Einsatzkräften des Zolls sowie der Bundespolizei bei einer Großrazzia im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität. Und es wird eher schlimmer als besser. Das zeigen Zahlen des Zolls zu eingeleiteten Ermittlungen im Sektor: Denn trotz eingeschränkter Kontrollkapazitäten aufgrund der Pandemie wurden im vergangenen Jahr 3.510 Strafverfahren eingeleitet. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 5 Prozent im Vergleich zu 2018 (3.336). Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es sogar 3.827 Strafverfahren und damit nahezu 15 Prozent mehr als 2018.

Der Anstieg ist auch darauf zurückzuführen, dass die staatliche Kontrollbehörde mittlerweile häufiger prüft. Am deutlichsten zeigt sich das im Vergleich zwischen 2018 und 2019. Führte der Zoll 2018 noch 11.666 Personenbefragungen und 4.975 Arbeitgeberprüfungen durch, waren es 2019 bereits 27.601 Personenbefragungen und 6.135 Arbeitgeberprüfungen. Das entspricht einem Anstieg von 136,6 beziehungsweise 23,3 Prozent.

Politik will konsequent vorgehen


Dass die Notwendigkeit, Schwarzarbeit in Deutschland zu bekämpfen, auch im politischen Berlin gesehen wird, zeigt die Rahmenvereinbarung zwischen Bundesfinanz- und -arbeitsministerium sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Thema Arbeitsausbeutung und Schwarzarbeit vom 1. Juli dieses Jahres. Im Zuge dessen soll die Zusammenarbeit der genannten Behörden verbessert und betroffene Arbeitnehmer, besonders im Bereich der mobilen Arbeit, auf die Möglichkeiten der Beratung bei gewerkschaftsnahen Einrichtungen hingewiesen werden. Damit soll das Unterlaufen des Arbeits- und Sozialrechts noch konsequenter bekämpft werden.

So wie bei der jüngsten Razzia vergangenen Mittwoch, die eine der größten überhaupt war. Dabei sind die Beamten gegen ein Netzwerk von Firmen vorgegangen, die Menschen aus visapflichtigen Drittländern wie der Ukraine oder Moldawien an große deutsche Logistikfirmen im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung verliehen haben. ,,Es handelt sich dabei um ein konspiratives Geflecht aus Firmen im In- und Ausland", sagt Christine Höfele, Staatsanwältin und Leiterin der Ermittlungen.

Bundesweit seien zwölf Logistikzentren kontrolliert worden. Den Schwerpunkt bildeten Berlin und Brandenburg. Dort seien 18 Objekte durchsucht worden. Der Kopf der Bande, ein gebürtiger Russe mit deutschem Pass, und acht weitere Beteiligte im Alter zwischen 32 und 62 Jahren seien verhaftet worden.

Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass es sich dabei um einen Einzelfall handelt, wie die DVZ erfuhr. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um ein systematisches Vorgehen von Schleuserbanden handelt. Und so soll es funktionieren: Die mutmaßlichen Betrüger gründen eine Reihe von Scheinfirmen in EU-Ländern wie den baltischen Staaten oder Polen sowie Deutschland. Diese werden genutzt, um Arbeiter aus Drittländern an große deutsche Logistikunternehmen zu entsenden. Für die Beschäftigten werden gefälschte Dokumente, beispielsweise die sogenannte A1-Entsendebescheinigung oder Impfdokumente, erstellt: ,,Hier wird deutschen Logistikunternehmen vorgegaukelt, dass die Arbeiter versicherungspflichtig angestellt sind", so Höfele.

Tatsache sei aber, dass sie in Deutschland illegal beschäftigt sind. Zudem werde kein Mindestlohn gezahlt, und die Arbeiter hätten auch keinerlei Arbeitsschutzrechte. In einem Fall habe ein Logistikunternehmen für einen ukrainischen Arbeiter 6.750 Euro bezahlt. Doch der habe nur 750 Euro erhalten. Die Differenz strichen die Betrüger ein.

Der neue Koalitionsvertrag sieht für die laufende Legislaturperiode zur Arbeitnehmerüberlassung vor, dass im Falle einer europäischen Rechtsprechung geprüft wird, ob und welche gesetzlichen Änderungen unter Berücksichtigung der Gesetzesevaluierung vorzunehmen sind. ,,Außerdem sollen strukturelle und systematische Verstöße gegen Arbeitsrecht und Arbeitsschutz durch effektivere Rechtsdurchsetzung verhindert werden", wie ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums auf DVZ-Anfrage erklärte.

Leiharbeit als Steigbügel

Ein Faktor, der das Geschäftsmodell dieser organsierten Schwarzarbeit begünstigt, ist die Beschäftigungsstruktur in der Logistikbranche. In keinem anderen Wirtschaftsbereich setzen Unternehmen so stark auf Leiharbeit. Mit gut 270.000 war vergangenes Jahr fast jeder dritte Leiharbeiter in Deutschland in der Logistikbranche beschäftigt, wie Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen. Im Fünfjahresvergleich zwischen 2013 und 2018 stieg die Zahl der Leiharbeiter im Sektor um mehr als 38 Prozent. Zuletzt waren die Zahlen pandemiebedingt rückläufig, ein Trend ist dennoch erkennbar.

Wie viele Leiharbeiter aus EU- oder Drittstaaten jährlich an deutsche Logistikunternehmen entsendet werden, wird hingegen weder von der Bundesagentur für Arbeit noch vom Statistischen Bundesamt erfasst, wie die DVZ erfuhr. Dabei wäre diese Zahl hinsichtlich des Vorgehens der Schleuser besonders interessant.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: karl. am 20:45:06 Mi. 02.Februar 2022
Zeitarbeitsverbände malen wieder mal ein Menetekel an die Wand zum Thema neuer gesetzlicher Mindestlohn in 2022

unter: https://www.personalorder.de/index.php?load=2,1&art_id=177278

Der momentane Mindestlohn in der Zeitarbeit beträgt 10.45 Euro. Ab 01.04.22 steigt er lt. Tarif auf 10.88 Euro.

Der momentan gültige gesetzliche Mindestlohn von 9,62 Euro wird zum 01. Juli 22 auf 10,45 angehoben und dann zum 01. Oktober 22 auf 12 Euro erhöht.

Da die Entgeltgruppe 1 mengenmäßig keine so große Rolle spielt in der Leiharbeit fällt das nicht groß ins Gewicht. Aber jammern kann man nicht genug.

Das trifft auch für die Entgeltgruppe 2a  zu. Dort ist der Tarif ab 01.04.22 bei 11,60 Euro. Und mit Branchezuschlägen zumindest bei der IGM kostert der Mindestlohn auch in der Entgeltgruppe 2a so gut wie nichts.

Mal sehen wie die Tarifkommissionen im Dezember wen die Entgelttarife alle kündbar sind sich vom gesetzlichen Mindestlohn sichtbar absetzen wollen ?
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 00:30:45 Do. 03.Februar 2022
Zitat von: karl. am 20:45:06 Mi. 02.Februar 2022
(...)
Da die Entgeltgruppe 1 mengenmäßig keine so große Rolle spielt in der Leiharbeit fällt das nicht groß ins Gewicht. Aber jammern kann man nicht genug.

Das trifft auch für die Entgeltgruppe 2a  zu. Dort ist der Tarif ab 01.04.22 bei 11,60 Euro. Und mit Branchezuschlägen zumindest bei der IGM kostert der Mindestlohn auch in der Entgeltgruppe 2a so gut wie nichts.
(...)


Gibt es da genauere Zahlen, dass Entgeltgruppe 1 mengenmäßig nicht so von Bedeutung ist? Habe jetzt auf die Schnelle nur das hier aus der aktuellen Statistik zur Entwicklung der Leiharbeit gefunden:

ZitatSozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte der Kerngruppe, also u.a. ohne Auszubildende, erhielten zum Stichtag 31. Dezember 2020 im Mittel (Median26) ein monatliches Bruttoarbeitsentgelt von 3.427 €. Der mittlere Verdienst der Leiharbeitnehmer war mit 1.954 € um 43 Prozent niedriger. Derartige Unterschiede werden auch Pay Gap genannt. Bei der Interpretation ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich die Beschäftigungsstruktur in der Arbeitnehmerüberlassung von der der Beschäftigten insgesamt merklich unterscheidet. So übt in der Zeitarbeit deutlich mehr als die Hälfte aller Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) eine Helfertätigkeit aus (56 Prozent), die mit einer niedrigeren Entlohnung verbunden ist.
https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Zeitarbeit/generische-Publikation/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf (Seite 23)

Da kann man schon herauslesen, dass eine Mehrheit in den Niedriglohngruppen beschäftigt ist.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: karl. am 14:40:06 Do. 03.Februar 2022
@Fritz Linow
ZitatGibt es da genauere Zahlen, dass Entgeltgruppe 1 mengenmäßig nicht so von Bedeutung ist?

Zu E1 kenne ich keine Zahlen. Aber unter:

https://www.ig-zeitarbeit.de/sites/default/files/redaktion/artikel/2020/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pd

auf Seite 10 heißt es: " Mehr als jeder Zweite übte im
gleitenden Jahresdurchschnitt bis Juni 2019 eine Helfertätig-
keit aus,.."

Helfer sind in den Entgeltgruppen 1 und 2a und 2b eingestuft. Erst ab E3 ist eine mindestens 2-jährige Ausbildung erforderlich.

In E1 heißt es: "Tätigkeiten, die eine betriebliche Einweisung erfordern." Also ohne
anlernen.

Bei den Stufen 2a und 2b beginnt das Anlernen.

Die Entgeltgruppe 2b wird ab 01.04.22 mit 12,20 Euro entlohnt. Das heißt, wenn ab Oktober der gesetzliche Mindestlohn 12 Euro beträgt, dann liegt der Tariflohn gerade mal 20 Cent darüber.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 17:21:34 Do. 03.Februar 2022
Ich glaube schon, dass massenhaft Leute verarscht und in Entgeltgruppe 1 gesteckt werden, aber genaue Zahlen finden sich dazu irgendwie nicht.  Ab 1. April gibt es für die 10,88 Euro. Dass ein Mindestlohn von 12 Euro vielen Klitschen mit ihrer betrügerischen Kalkulation in die Parade fährt, klingt nicht unwahrscheinlich. Soll der iGZ doch jammern...
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: karl. am 15:53:15 Mo. 07.Februar 2022
IGZ und BAP legen nach:

Unter:

https://www.ig-zeitarbeit.de/sites/default/files/redaktion/artikel/2022/iGZ-BAP-Stellungnahme_MiLoEG_BMAS.pdf

legen die Zeitarbeitsverbände nach und versuchen Einfluß zu nehmen auf die Verschiebung des gesetzlichen Mindestlohns in der Zeitarbeit.

ZitatDie Mindestlohnkommission hat zuletzt am 30.06.2020 die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns in mehreren Stufen vorgesehen. Zum 01.07.2022 soll er auf 10,45 Euro ansteigen. Sie hat in ihrer Begründung ausgeführt, dass die frühzeitige Ankündigung der Erhöhungsstufen bis ins Jahr 2022 es den Tarifvertragsparteien ermöglicht, dies bei der Fortentwicklung ihrer Tarifverträge zu berücksichtigen. Diese Planungssicherheit wird nun durch den Eingriff des Gesetzgebers in die Tarifautonomie aufgehoben.......Zumindest muss der Gesetzgeber den Sozialpartnern in der Branche schon im Sinne des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes ausreichende Schonfristen einräumen, um die bestehenden Tarifverträge in der Zeitarbeitsbranche auslaufen lassen und dann anpassen zu können.

Wo ist das Problem? Zeit die E1 und E2a zum 01.10.22 anzupassen war doch genügend vorhanden. Genau 8 Monate.

@Fritz Linow
ZitatDass ein Mindestlohn von 12 Euro vielen Klitschen mit ihrer betrügerischen Kalkulation in die Parade fährt, klingt nicht unwahrscheinlich. Soll der iGZ doch jammern...

Die Leiharbeiter werden deshalb nicht weniger. Die betroffenen LAN werden dann von weniger "betrügerischen Klitschen" händereibend übernommen und können dann ganz legal wieder zum Nulltarif eingeseift werden.
Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: karl. am 20:14:24 Mi. 02.März 2022
Den ersten Erfolg hat das "Gejammere" der ZAF-Verbände erreicht:

https://www.personalorder.de/index.php?load=2,1&art_id=178445

ZitatDer ursprüngliche Plan, die Erhöhung des Mindestlohnes mit der Pflicht, die Arbeitszeit manipulationssicher zu dokumentieren, hat der Koalitionspartner FDP verhindert. Der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober, erläuterte: ,,Die elektronische Arbeitszeiterfassung ist in der Praxis nicht umzusetzen". Weiter ergänzte Kober am Beispiel von Bauarbeitern und Reinigungskräften: ,,Das geht nicht mit einer App auf dem Privathandy, dazu wäre ein Diensthandy nötig", betonte Kober gegenüber der SZ.  Dazu müssten Unternehmen neue Software anschaffen, was einer ,,erheblichen Belastung" gleichkomme.

Aus "in der Praxis nicht umsetzbar" wird "erhebliche Belastung".

Titel: Re: Sklavenmarkt Deutschland
Beitrag von: Fritz Linow am 18:12:08 Fr. 01.April 2022
Arschkrampen:

Zitat1.4.22
Flensburg: Zeitarbeitsfirmen überrumpeln Ukrainerinnen

Personalagenten sollen die Frauen direkt vor einer Turnhalle, die in Flensburg als Notunterkunft dient, offensiv angesprochen haben. Für welche Tätigkeiten sie angeworben werden sollten, ist nicht klar. Jedoch seien die Frauen mit Falschinformationen verunsichert worden, sagte Oberbürgermeisterin Simone Lange: "Es ist schlichtweg unseriös, wenn unter Vorgabe eines Arbeitsvertrages verlangt wird, dass der Pass dort beim Arbeitgeber abzugeben ist. Niemand muss seinen Pass irgendwo abgeben."
(...)
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Flensburg-Zeitarbeitsfirmen-ueberrumpeln-Ukrainerinnen,flensburg5796.html