115 - Wir sind zu geil für diese Welt oder Bürgertelefon Bremen reloaded

Begonnen von Frl.Menke, 16:49:37 Mo. 09.Dezember 2013

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Frl.Menke

...erstaunlicherweise bin ich dann doch nochmal eingeladen worden, obwohl nicht das typische Büromäuschen und vermutlich semi erfolgreich im beschriebenen Assessment Center des gelddruckenden Personalentwicklers und seiner Schergen.

Im Vorfeld sollte ich für eine halbe Stunde bei einer vielleicht zukünftigen Kollegin im Echtzeiteinsatz in den heiligen Hallen mithören. Die Gute tat mir allerdings schon nach 10 Minuten sehr leid und ich kam mir vor wie in einer Radio- und Freakshow. Naja, zumindest beleidigt von perversen Anrufern wurde sie in dieser Zeit nicht. Die Arbeitsverdichtung war aber trotzdem sehr hoch und ich fragte mich, wie es mir nach einem Arbeitstag so gehen mag. Lebensqualität und berufliche Zufriedenheit sehen aus meiner Sicht anders aus.

Ein Großaufgebot an Personalverantwortlichen erwartete mich danach (hatte ein bisschen was vom letzten Tribunal), vorgestellt hat sich keiner (es standen ja Namensschilder vor den Herrschaften), die Hand wurde Frau auch von niemanden gereicht und los ging`s: Die mächtigsten Positionen in der Anklagerunde wurden natürlich wieder von Männern besetzt, hoch lebe die Gleichberechtigung in Führungspositionen (gibt`s nicht mittlerweile eine Flexiquote von der noch Oberauftragten Tina "ich zensiere Kinderbücher beim Vorlesen" Schröder?).

Eindrücke vom Mithören sollten geschildert werden (ich war selbstverständlich außerordentlich tief beeindruckt) und persönliche Fragen zum Lebenslauf und die berühmte "Frl. Menke, stellen Sie sich mal vor, es passiert folgendes..." Frage folgten im Verlauf. Mir rutschte das Herz immer mehr in die glücklicherweise angezogene Anzugshose (der Leopardenmini musste musste wegen anstehender Seriösität zuhause bleiben).

Da ich schon Vorstellungsgespräche im öffentlichen Dienst mitgemacht habe, wundert mich immer wieder die Blasiertheit und wenig gewinnende Art der Gesprächsführung. Aber Menschenfeindlichkeit ist ja ein Merkmal in der öffentlichen Verwaltung und wird heute unter dem Deckmantel der Kundenorientierung wohlweislich verborgen.

Ich denke, dieses negative Alleinstellungsmerkmal hat viel damit zu tun, dass sich der öffentliche Dienst immer noch als State of the Art Arbeitgeber fühlt. In dem Geschäftsfeld Callcenter ist eine Nichtausgliederung an einen privaten Dienstleister, und stattdessen das reguläre Einstellen von Teilzeitverwaltungsangestellten mit begrenzten Aufstiegschancen und materiellen Perspektiven ja schon eine Auszeichnung an sich.

Bin gespannt wie`s weitergeht, ist schon eine verrückte Arbeitswelt, aber auch immer wieder sehr lustig zu sehen wie sich alle innerlich verrenken, um ein Theaterspiel zu liefern und des lieben Geldes wegen. Hurra Deutschland.

vampyrella

Ich finde das gar nicht so schlimm, dass die Gesprächsführung " wenig gewinnend" ist. Das "Unternehmen" muss hier schließlich nichts verkaufen oder Umsatz erwirtschaften.
Wäre das in anderen Call-Centern auch so würde dort eine ähnliche Gesprächsführung sein.

Sollte es sowas irgendwann auch mal hier in Erfurt geben bin ich die erste, die sich bewirbt. :-D Freundlich war ich lange genug :-D
o
L_/
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