Das letzte Drehbuch - Erinnerungen an Luis Buñuel

Begonnen von Kater, 17:06:35 Fr. 08.Februar 2008

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Kater

Zitat3sat, Freitag, den 08.02.2008, 22:40 Uhr
   
Luis Buñuel - Der diskrete Charme der Bourgeoisie

(Le charme discret de la bourgeoisie)
Spielfilm, Frankreich 1972
Länge: 96 Minuten

Rafaele Costa  Fernando Rey  
Simone Thévenot  Delphine Seyrig  
Alive Sénéchal  Stéphane Audran  
Florence  Bulle Ogier  
Minister  Michel Piccoli  
Henri Sénéchal  Jean-Pierre Cassel  
Thévenot  Paul Frankeur  
u.a.  

Regie: Luis Buñuel  

Rafaele Costa, Botschafter der Republik Miranda in Paris, nutzt seinen Diplomatenstatus zum Heroinschmuggel, an dessen Erträgen er die befreundeten Ehepaare Thévenot und Sénéchal teilhaben lässt. Das gestattet ihnen einen luxuriösen Lebensstil. Ihre geselligen Tafelrunden mit gutem Essen und gepflegter Konversation müssen die Herrschaften neuerdings jedoch entbehren, weil ihnen stets etwas dazwischenkommt. Einmal liegt der Besitzer eines Feinschmeckerlokals wenig appetitanregend als Leiche im Speisesaal, dann wieder stört ein forscher Colonel mit seinen Männern das gemeinsame Mahl, von Tafel sprengenden akuten Liebesbedürfnissen ganz zu schweigen. Als Entschädigung für derlei Misslichkeiten genießt man allerdings den Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten, angefangen von einem Bischof, der die Soutane mit Spaten und Harke - und schließlich mit dem Gewehr - vertauscht, bis hin zum Minister, der verhindert, dass die saubere Gesellschaft schließlich dort landet, wo sie eigentlich hingehört.
Luis Buñuel hat dieses groteske Panorama eines charmant-inhumanen, genusssüchtigen Großbürgertums mit spielerischer Eleganz entfaltet, ohne dass der Film an aggressiver Schärfe früheren Werken nachsteht. Neben der für Buñuel typischen Gesellschaftskritik fesselt der Film besonders durch den Einsatz surrealistischer Erzählelemente, für die der spanische Regisseur seit seinem ersten Film "Der andalusische Hund" berühmt war. So ereignet sich ein wesentlicher Teil der Handlung in der Traumwelt einzelner Figuren, ohne das dem Zuschauer klare Übergänge zwischen Fantasie und Realität angedeutet werden. Die Grundidee des Films übernahmen Buñuel und sein langjähriger Drehbuchautor Jean-Claude Carrière der Erzählung des Filmproduzenten Serge Silberman über ein verpasstes Gesellschaftsessen. "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" wurde 1973 mit einemOscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Außerdem erhielten Buñuel und Jean-Claude Carrière einen Oscar für das beste Drehbuch.

Als nächsten Film der Reihe "Der Zauber des Surrealen - Luis Buñuel und die Folgen" zeigt 3sat am Samstag, 9. Februar, um 22.40 Uhr "Ein andalusischer Hund".

Kater

3sat, Samstag, den 09.02.2008 22:40 Uhr
   
ZitatEin andalusischer Hund

(Un chien andalou)
Stummfilm, Frankreich 1928
Länge: 16 Minuten

Der Mann  Pierre Batcheff  
Die junge Frau  Simone Mareuil  
Mann mit Rasiermesser  Luis Buñuel  
Priester  Salvador Dali  
Priester  Jaime Miravilles  
u.a.  

Regie: Luis Buñuel  

Am Anfang von Luis Buñuels "Der andalusische Hund" steht eine der berühmtesten Schocksequenzen der Filmgeschichte: Ein Rasiermesser schneidet durch das Auge einer jungen Frau. Später sieht man eine von Ameisen wimmelnde Menschenhand, Priesterseminaristen, die an Glockenseilen baumeln, und den Kadaver eines Esels, der aus einem Pianoflügel quillt. Einige Szenen sind bewusst als anarchische Provokation gedacht, andere lassen sich als poetische Metaphern deuten - insgesamt attackieren die vieldeutigen Bilder nachhaltig die herkömmlichen Vorstellungen von Ratio und Normalität. An deren Stelle tritt die Logik des Traums, die auflösende Kraft der Fantasie. "Der andalusische Hund" ist ein formal hervorragender Experimental-Stummfilm der surrealistischen Avantgarde, den der damals 28-jährige Luis Buñuel gemeinsam mit dem Maler Salvador Dalí inszenierte. Der Film, der bei seiner Pariser Uraufführung einen Skandal auslöste, ist heute konsumierbar geworden. Der gleitende Übergang zwischen äußerer Realität und der Realität des Bewusstseins sowie der respektlose Blick auf die Werte der bürgerlichen Kultur finden sich auch in den späteren Werken Buñuels wieder.

Im Anschluss, um 22.55 Uhr, zeigt 3sat in seiner Reihe "Der Zauber des Surrealen - Luis Buñuel und die Folgen" den Filmklassiker "Das goldene Zeitalter".

Kater

3sat, Sonntag, den 10.02.2008, 11:40 Uhr

ZitatDie Vergessenen

(Los Olvidados)
Spielfilm, Mexiko 1950
Länge: 77 Minuten

Pedro  Alfonso Mejia  
El Jaibo  Roberto Cobo  
Don Carmelo  Miguel Inclán  
Marta  Stella Inda  
Meche  Alma Delia Fuentes  
Richter  Héctor López Portillo  
u.a.  

Regie: Luis Buñuel  

In den Elendsvierteln von Mexiko City leben die beiden Jugendlichen Jaibo und Pedro. Jaibo ist rücksichtslos, stark und grausam. Er will mit allen Mitteln seine Herrschaft über eine Bande streunender Kinder behaupten, die mit brutalen Überfällen ihre Umgebung terrorisiert. Pedro gehört zur Jaibos Bande, ist aber naiv und sensibel. Er leidet unter der Lieblosigkeit seiner Mutter, die aus Verzweiflung über ihr hoffnungsloses Leben gleichgültig und hart geworden ist. Nur in seinen Träumen findet der Junge Güte, Liebe und Verständnis. Eines Tages wirdPedro Zeuge, wie Jaibo einen anderen Jungen als vermeintlichen Spitzel zu Tode prügelt. Verzweifelt versucht er, sich dem Bannkreis des Bandenchefs zu entziehen. Er findet Arbeit. Aber Jaibo kann und will nicht dulden, dass ein Mitglied der Bande ihm den Rücken kehrt. Er besucht Pedro an dessen Arbeitsplatz, verübt dort einen Diebstahl und lenkt den Verdacht auf seinen früheren Freund. Als Pedro nach ihm sucht, um seine Unschuld zu beweisen, kommt es zu einer tödlichenAuseinandersetzung.

Nach seinen surrealistischen Filmklassikern "Der andalusische Hund" und "Das goldene Zeitalter" war es lange Jahre still um Luis Buñuel geworden, bis er 1951 mit dem Spielfilm "Die Vergessenen" auf den Filmfestspielenin Cannes ein sensationelles Comeback erlebte. Dort wurde er mit dem "Großen Preis" ausgezeichnet. "Die großen Städte der modernen Zivilisation bergen im Schatten ihrer stolzen Prachtbauten Elendsviertel, in denen Jugendliche in Schmutz, Hunger, Not und manchmal ohne Schulen aufwachsen. Unter dem Zwang dieser Verhältnisse werden sie dem Verbrechen ausgeliefert. Mexiko, die moderne Großstadt, bildet keine Ausnahme hiervon. Deshalb ist dieser Film, der das wirkliche Leben wiedergibt, nicht optimistisch." (Luis Buñuel)

Kater

3sat, Dienstag, den 12.02.2008, 22:40 Uhr

ZitatViridiana

Spielfilm, Spanien/Mexiko 1961
Länge: 87 Minuten

Jorge  Francisco Rabal  
Viridiana  Silvia Pinal  
Don Jaime  Fernando Rey  
Ramona  Margarita Lozano  
Victoria  Lucia  
Teresita Rabal  Rita  
u.a.  

Regie: Luis Buñuel  

Der Gutsherr Don Jaime lebt auf seinem Landsitz einsam und zurückgezogen. Seine Frau war vor 30 Jahren in der Hochzeitsnacht einem Herzschlag erlegen. Seine Nichte Viridiana, die in einem Kloster aufgewachsen ist und Nonne werden will, folgt nur widerwillig der Einladung ihres Onkels und wohnt einige Tage in seinem Gutshaus. Am letzten Abend bittet Don Jaime sie, die Hochzeitskleider seiner Frau anzulegen. Viridiana begreift nicht, dass der alte Mann sie wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Verstorbenen liebt. Don Jaime will sie zwingen, bei ihm zu bleiben, indem er Viridiana betäubt und am anderen Morgen behauptet, mit ihr geschlafen zu haben. Entsetzt verlässt Viridiana das Haus. Don Jaime begeht Selbstmord. In seinem Testament vermacht er ihr und seinem Sohn Jorge seinen Besitz. Viridiana fühlt sich am Tod ihres Onkels mitschuldig und kehrt auf das Gut zurück, um dort an den Bettlern der Gegend Nächstenliebe zu üben. Der attraktive Jorge ist sehr an Viridiana interessiert, doch sie entzieht sich ihm. Es kommt zu Spannungen. Eines Tages nutzen die Bettler die Abwesenheit von Viridiana und Jorge, um in dem verlassenen Herrenhaus ein Fest zu feiern, das im Chaos endet. Viridiana ist nun bereit, ihren geistlichen Zielen zu entsagen und Jorges Drängen nachzugeben.

"Viridiana", eine vielschichtige Parabel über Religion, Lust und Moral, ist der erste Spielfilm, den Luis Buñuel in seiner Heimat Spanien drehte. Erstaunlicherweise wurde das Drehbuch - noch inder Ära Francos - von der Zensur genehmigt. Aber der fertige Film erregte einen Skandal und wurde sofort verboten. So fand seine Uraufführung 1961 auf dem Filmfestival in Cannes statt, wo "Viridiana" mit dem Großen Preis ausgezeichnet wurde. In der Bundesrepublik wurde dem Film 1962 der Preis der deutschen Filmkritik für das Beste Drehbuch verliehen, in die Kinos kam "Viridiana" allerdings nur in einer gekürzten Fassung. 3sat zeigt die rekonstruierte Fassung.

Kater

ARTE: Mittwoch, 13. Februar 2008 um 14.55 Uhr

ZitatTagebuch einer Kammerzofe
(Frankreich, Italien, 1963, 93mn)

Regie: Luis Bunuel
Kamera: Roger Fellous
Schnitt: Louisette Hautecoeur, Luis Buñuel
Darsteller: Andrée Tainsy (Bäuerin), Bernard Musson (Kirchendiener), Daniel Ivernel (Capitaine Mauger), Dominique Zardi (Polizist), Françoise Lugagne (Mme. Monteil), Georges Géret (Joseph), Gilberte Géniat (Rose), Jean Ozenne (M. Rabour), Jeanne Moreau (Célestine), Marc Eyraud (Polizeisekretär), Michel Piccoli (Monteil), Muni (Marianne)
Autor: Jean-Claude Carriere, Luis Bunuel, Octave Mirbeau
Produktion: Ciné Alliance, Cocinor, Dear Film, Filmsonor, Spéva Films
Produzent: Greenwich Film Production, Michel Safra, Serge Silberman
 
Das Dienstmädchen Céléstine aus Paris tritt eine neue Stelle in der französischen Provinz an. Sowohl bei der bürgerlichen Herrschaft als auch bei den Hausangestellten trifft sie auf Verkommenheit und zerfallende Sitten. Als sich zwischen alltäglichem Gezänk und Bösartigkeit plötzlich ein Mord ereignet, hat Céléstine einen Verdacht.

Frankreich, Ende der 20er Jahre: Die junge, attraktive Céléstine aus Paris tritt in der Normandie ihren Dienst als Hausmädchen einer bürgerlichen Familie an. In ihrem neuen Umfeld herrschen allerhand Unsitten: Madame ist pedantisch und verbittert, Monsieur ein notorischer Lustmolch, Schwiegervater Rabour ein nostalgischer Fetischist. Der Nachbar entpuppt sich als militaristischer Zänker und der Gärtner Joseph, ein sadistischer Faschist, macht Céléstine auf zudringliche Weise den Hof. Das Hausmädchen weist ihn entschieden ab und verhält sich ihrer Umgebung gegenüber beobachtend und distanziert. Nur zu dem kleinen Bauernmädchen Claire verbindet sie ein liebevolles Verhältnis. Als der Schwiegervater stirbt, entschließt sich Céléstine zu kündigen und nach Paris zurückzukehren. Doch am Bahnhof erreicht sie die schreckliche Nachricht, dass die kleine Claire im nahen Wald vergewaltigt und ermordet wurde. Das Hausmädchen entschließt sich zu bleiben. Zwar gibt es keine Spur des Mörders, doch Céléstine verdächtigt Joseph. Um Gewissheit zu erlangen, lässt sie sich auf die Avancen des Gärtners ein.

Buñuels "Tagebuch einer Kammerzofe" ist eine bitterböse Satire auf die verlogene, in ihren überkommenen Traditionen gefangene französische Provinz-Bourgeoisie vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Jeanne Moreau in der Rolle des Hausmädchens Céléstine befördert die unter der Fassade lauernden Untugenden eines Milieus zu Tage, das Buñuel zutiefst verachtete und in vielen seiner Filme auf teils schockierende Art und Weise kritisierte. "Tagebuch einer Kammerzofe" basiert auf Octave Mirbeaus gleichnamigen Roman aus dem Jahre 1900. Dieser wurde bereits 1946 von Jean Renoir filmisch umgesetzt, allerdings mit einigen Abwandlungen: Ein Happy End milderte die Gesellschaftskritik der Vorlage ab. Auch Buñuel schrieb die Geschichte für seine Zwecke um: Er übertrug die Handlung aus dem 19. Jahrhundert in das Jahr 1928 - eine Zeit, in der der Filmemacher den sozialen und politischen Aufruhr in Frankreich miterlebte. "Tagebuch einer Kammerzofe" gehört in die letzte Schaffensperiode Buñuels, während der er hauptsächlich in Frankreich drehte und stets mit Jean-Claude Carrière als Drehbuchautor zusammenarbeitete.

Luis Buñuel (1900-83) gilt als größter spanischer Regisseur der Filmgeschichte und wurde bereits mit Anfang 30 durch seine surrealistischen Filme, allen voran "Un chien andalou", international bekannt. Selbst Mitglied der französischen Surrealistengruppe um André Breton, war Buñuel ein Leben lang fasziniert von Irrationalem, Traum- und Albtraumhaftem. Nach dem Zweiten Weltkrieg drehte er zahlreiche Filme in Mexiko. 1966 schuf er mit "Belle de jour" ("Schöne des Tages"), in dem die junge Catherine Deneuve brillierte, einen seiner größten kommerziellen Erfolge. Für "Le charme discret de la bourgeoisie" ("Der diskrete Charme der Bourgeoisie") erhielt er 1972 den Oscar in der Kategorie "bester ausländischer Film".

http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=818548,day=5,week=7,year=2008.html

Kater

3sat, Donnerstag, 14. Februar 2008, 22.40 Uhr  

ZitatDas Gespenst der Freiheit  
(Le fantôme de la liberté)
Spielfilm, Frankreich 1974, 99 Minuten
Regie: Luis Buñuel
Mit Adriana Asti, Julien Bertheau, Jean-Claude Brialy, Michel Piccoli, Adolfo Celi, Michael Lonsdale

Spanische Patrioten protestieren gegen die Freiheit, eine Abendgesellschaft diniert auf Kloschüsseln, ein Mörder wird nach dem Todesurteil sofort in die Freiheit entlassen. - Der surrealistische Filmklassiker in der 3sat-Reihe zur Buñuel-Retrospektive der Berlinale 2008.  
 
Toledo 1808: "Vivan las cadenas! Es leben die Ketten! Nieder mit der Freiheit!" Der trotzige Ruf spanischer Guerrilleros vor einem Hinrichtungskommando Napoleons ist das hintergründig-ironische Motto für ein phantasievolles Puzzle, zu dem der spanische Regisseur Luis Buñuel Bilder einer verkehrten Welt zusammenfügt. Das Absurde erscheint dabei normal, das Normale absurd. Eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Aus Spanien zu Beginn des 19. Jahrhunderts springt der Film in die Gegenwart: In einem Pariser Park steckt ein Mann einem Mädchen vermeintlich obszöne Fotos zu; als die entrüsteten Eltern sie später betrachten, entpuppen sie sich als Postkarten berühmter Sehenswürdigkeiten. Eine Krankenschwester gerät an Mönche, die um Heiligenbilder pokern. Bei einer Abendgesellschaft lässt man sich gemeinsam auf Klosettschüsseln nieder und disputiert, zum Essen zieht man sich diskret an einen verschwiegenen Ort zurück. Ein Tierfreund massakriert harmlose Passanten, wird zum Tode verurteilt und anschließend sofort in die Freiheit entlassen. Die Polizei fahndet aufwändig nach einem Mädchen, das vor aller Augen nachhaltig auf sich aufmerksam macht.  
 
"Das Gespenst der Freiheit" folgte auf Buñuels "Der diskrete Charme der Bourgeoise" (1972). Ähnlich wie dort richtet Buñuel auch hier seinen sarkastischen und ironischen Witz gegen die bürgerliche Welt und ihre zwanghaften Abläufe, die er erschreckend und komisch zugleich parodiert. Dabei treibt er die aufgebrochene Erzählweise noch weiter, nur Nebenfiguren schaffen lockere Verbindungen zwischen den einzelnen Episoden. Der Film steckt voller düsterer Symbole, boshafter Anspielungen und beunruhigender Rätsel. Buñuel nähert sich damit wieder seinen surrealistischen Anfängen - ohne die Schockeffekte von damals, aber immer noch irritierend und provozierend.  

Kater

3sat, Montag, 18. Februar 2008, 23.10 Uhr  

ZitatDas letzte Drehbuch - Erinnerungen an Luis Buñuel  
 
(El último guión - Buñuel en la memoria)
Dokumentarfilm von Javier Espada und Gaizka Urresti
Spanien/Frankreich/Deutschland 2008, 45 Minuten
Mit Jean-Claude Carrière und Juan Luis Buñuel

Erstausstrahlung
 
Zum 25. Todestag Luis Buñuels und anlässlich der großen Buñuel-Retrospektive der Berlinale 2008 entsteht zur Zeit ein Film, der sich dem Leben und Werk des großen Regisseurs biografisch annähert: Zwei seiner engsten Vertrauten, der berühmte Drehbuchautor und langjährige Mitarbeiter Jean-Claude Carrière und Buñuels Sohn, der Filmemacher Juan Luis Buñuel, reisen auf den Spuren des spanischen Filmemachers. An den Orten in Spanien, Frankreich, Mexiko und den USA, die das Leben Buñuels prägten, erinnern sie sich in Gesprächen an den Kollegen und den Vater, an seine Arbeitsweise, seine Vorstellungen von der Welt und an viele private Momente. Montiert mit bisher unveröffentlichten Fotos und Archivdokumenten zeichnen ihre Geschichten ein individuelles, persönliches Bild einer faszinierenden Persönlichkeit und eines der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts.  
 
In der mittellangen Fassung dieses "work in progress", die eigens für die Premiere bei den Berliner Filmfestspielen und die anschließende Erstausstrahlung in 3sat hergestellt wird, werden Buñuels frühe Jahre in seiner Heimat Spanien (Calanda, Zaragoza, Toledo und Madrid) und sein Leben im Frankreich der 1920er und 1930er Jahre bis zu seiner Emigration nach Mexiko im Mittelpunkt stehen.

Bei dem Projekt handelt es sich um einen Dokumentarfilm, der sich von konventionellen filmhistorischen Dokumentationen unterscheidet. Denn die beiden spanischen Filmemacher konzentrieren sich ganz auf die Persönlichkeit Buñuels, die sie mit den beiden besten noch lebenden Buñuel-Zeitzeugen an den Schauplätzen von Buñuels Leben zu erschließen versuchen. Dabei führt der Film von der biografischen "Oberfläche" des Lebens von Buñuel - den Erinnerungen, Anekdoten und Details – über sein Denken und Handeln hin zu seinem Werk, zur Faszination und Magie seiner einzigartigen Filme.  

Kater

RBB, Di 29.07.08 22:35 - 00:10

zur Erinnerung an den spanischen Regisseur Luis Buñuel, der am 29. Juli 1983 im Alter von 83 Jahrenin Mexiko-Stadt starb:

Der diskrete Charme der Bourgeoisie

ZitatLuis Buñuel - Der diskrete Charme der Bourgeoisie

(Le charme discret de la bourgeoisie)
Spielfilm, Frankreich 1972
Länge: 96 Minuten

Rafaele Costa Fernando Rey
Simone Thévenot Delphine Seyrig
Alive Sénéchal Stéphane Audran
Florence Bulle Ogier
Minister Michel Piccoli
Henri Sénéchal Jean-Pierre Cassel
Thévenot Paul Frankeur
u.a.

Regie: Luis Buñuel

Rafaele Costa, Botschafter der Republik Miranda in Paris, nutzt seinen Diplomatenstatus zum Heroinschmuggel, an dessen Erträgen er die befreundeten Ehepaare Thévenot und Sénéchal teilhaben lässt. Das gestattet ihnen einen luxuriösen Lebensstil. Ihre geselligen Tafelrunden mit gutem Essen und gepflegter Konversation müssen die Herrschaften neuerdings jedoch entbehren, weil ihnen stets etwas dazwischenkommt. Einmal liegt der Besitzer eines Feinschmeckerlokals wenig appetitanregend als Leiche im Speisesaal, dann wieder stört ein forscher Colonel mit seinen Männern das gemeinsame Mahl, von Tafel sprengenden akuten Liebesbedürfnissen ganz zu schweigen. Als Entschädigung für derlei Misslichkeiten genießt man allerdings den Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten, angefangen von einem Bischof, der die Soutane mit Spaten und Harke - und schließlich mit dem Gewehr - vertauscht, bis hin zum Minister, der verhindert, dass die saubere Gesellschaft schließlich dort landet, wo sie eigentlich hingehört.
Luis Buñuel hat dieses groteske Panorama eines charmant-inhumanen, genusssüchtigen Großbürgertums mit spielerischer Eleganz entfaltet, ohne dass der Film an aggressiver Schärfe früheren Werken nachsteht. Neben der für Buñuel typischen Gesellschaftskritik fesselt der Film besonders durch den Einsatz surrealistischer Erzählelemente, für die der spanische Regisseur seit seinem ersten Film "Der andalusische Hund" berühmt war. So ereignet sich ein wesentlicher Teil der Handlung in der Traumwelt einzelner Figuren, ohne das dem Zuschauer klare Übergänge zwischen Fantasie und Realität angedeutet werden. Die Grundidee des Films übernahmen Buñuel und sein langjähriger Drehbuchautor Jean-Claude Carrière der Erzählung des Filmproduzenten Serge Silberman über ein verpasstes Gesellschaftsessen. "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" wurde 1973 mit einemOscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Außerdem erhielten Buñuel und Jean-Claude Carrière einen Oscar für das beste Drehbuch.

Kuddel


Kater

es gibt heute noch zwei weitere von ihm im TV, leider alle drei in etwa parallel...

3sat, 23:10 Uhr

El
Spielfilm, Mexiko 1953
(spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
 

und BR, 23:25 Uhr

Belle de Jour - Schöne des Tages
Spielfilm, F/I 1966
Regie: Luis Bunuel

Kater

3sat, Mittwoch, den 30.07.2008, 01:00 Uhr
 
Zum 25. Todestag von Luis Buñuel

ZitatDas letzte Drehbuch - Erinnerungen an Luis Buñuel

(El último guión - Buñuel en la memoria)
Dokumentarfilm von Javier Espada und Gaizka Uresti,
Spanien/Deutschland/Mexiko/Frankreich 2008
Mit Jean-Claude Carrière, Juan Luis Buñuel, Angela Molina u. a.
Länge: 95 Minuten

Zwei von Luis Buñuels (1900 - 1983) engsten Vertrauten, der berühmte Drehbuchautor und langjährige Mitarbeiter Jean-Claude Carrière und Buñuels Sohn, der Filmemacher Juan Luis Buñuel, machen sich auf den Spuren Buñuels auf eine Reise. An Orten in Spanien, Frankreich, Mexiko und den USA, die Buñuels Leben prägten, erinnern sie sich an dessen Arbeitsweise, Vorstellungen von der Welt und an viele private Momente. Dadurch zeichnen sie ein persönliches Bild Bild eines der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Stationen der biografischen Reise sind Calanda, Zaragoza, Toledo und Madrid in Spanien, wo Buñuel die frühen Jahren verbrachte, Frankreich, wo Meisterwerke wie "Ein andalusischer Hund" (1929) und "Das goldene Zeitalter" (1930) entstanden, sowie New York, Hollywood und Buñuels neue Heimat Mexiko, wo er "Die Vergessenen" (1950) und "Der Würgeengel" (1962) drehte. Seine letzten Filme - von "Belle de jour" (1967) bis "Dieses obskure Objekt der Begierde" (1977) - entstanden nach seiner künstlerischen Rückkehr in Frankreich.

Der Dokumentarfilm "Das letzte Drehbuch", der viele bisher unveröffentlichte Fotos und Archivdokumente enthält, nähert sich dem Leben und Werk des großen spanischen Filmemachers Luis Buñuel biografisch. Der Film wurde im Februar in einer ersten, kürzeren Fassung im Rahmen der großen Buñuel-Retrospektive der Berlinale uraufgeführt und in 3sat erstausgestrahlt und unterscheidet sich von konventionellen filmhistorischen Werken. Denn die beiden spanischen Filmemacher Javier Espada und Gaizka Urresti konzentrieren sich ganz auf die Persönlichkeit Buñuels, die sie mit den beiden besten noch lebenden Buñuel-Zeitzeugen an den Schauplätzen von Buñuels Leben zu erschließen versuchen. Dabei führt der Film von der biografischen "Oberfläche" des Lebens von Buñuel - den Erinnerungen, Anekdoten und Details - über sein Denken und Handeln hin zu seinem Werk, zur Faszination und Magie seiner einzigartigen Filme.

3sat zeigt "Das letzte Drehbuch" zum 25. Todestag des bedeutenden Filmregisseurs Luis Buñuel, der am 29. Juli 1983 im Alter von 83 Jahren in Mexiko-Stadt starb.

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