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Wat Noch => Theoriebereich => Thema gestartet von: schmetti am 15:19:35 Sa. 19.Februar 2011

Titel: Erwartungen
Beitrag von: schmetti am 15:19:35 Sa. 19.Februar 2011
Ich kann diese Erwartungen
die Menschen an mich stellen
nicht erfüllen.

Ständig versuchen die Leute mir einzureden, dass ich keine Ahnung von meinen eigenen Bedürfnissen habe. Sie versuchen mich zu verbiegen und sie reden mir immer ein, was richtig und was falsch zu sein hat. Sie sind nur zufriedengestellt, wenn ich nach ihren Maßstäben, nach ihren Vorstellungen vom Sein handel. Ständig habe ich das Gefühl, mich für alles rechtfertigen zu müssen. Vorwürfe und Forderungen. Ansprüche, die nur für andere gelten, nur für sie nicht. Dass es unheimlich weh tut, merken sie in ihrem Wahn von Erwartungen nicht.

Es ist alles vorgegeben. Menschen handeln in Muster, beigebracht von Mustern, die schon ewig bestehen. Es gibt weder links noch rechts, es geht immer nur geradeaus. Tunnelblick. Nur die eine Meinung. Die ist richtig. Oder falsch. Ist sie falsch, hast du verloren. Verloren gegen die Wahnvorstellungen anderer, die zu wissen glauben, was richtig ist.

Was ist aber so schwer daran, andere einfach leben zu lassen? Meinungen, Ansichten und Handeln nicht in geformtes Schubladendenken zu pressen?
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: Troll am 18:54:44 Sa. 19.Februar 2011
Zitat von: schmetti am 15:19:35 Sa. 19.Februar 2011
Ich kann diese Erwartungen
die Menschen an mich stellen
nicht erfüllen.

....

Was ist aber so schwer daran, andere einfach leben zu lassen? Meinungen, Ansichten und Handeln nicht in geformtes Schubladendenken zu pressen?

Das kenne ich, mir wird da meine Aktive Passivität im Umgang mit der MS zum Vorwurf gemacht, ich "müsse" doch etwas tun, es gibt angeblich mittlerweile so viel was ich tun kann, vor allen Dingen weiß jeder "Helfer" auf Anhieb wie es mir geht und das es mir viel besser gehen könnte wenn ich den jeweiligen Ratschlägen folgen würde. Mein Fazit bisher, die meisten wollen nicht helfen, im Gegenteil, sie wollen das ich ihnen bei dem eigenen engstirnigen Denken zur Seite springe um ihre abstrusen Erwartungen zu erfüllen.
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: schmetti am 19:26:27 Di. 22.Februar 2011
Moin,

eine Frage: Wofür steht die Abkürzung MS?

Und ist es nicht immer wieder erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit andere zu wissen glauben, was einem wirklich hilft? Es ist wirklich nichts gegen brauchbare Ratschläge einzuwenden, nein. Eventuell hat der Rat-Gebende selbst eine ähnliche Situation durchgemacht, spricht tatsächlich aus Erfahrung und kann sich in die jeweilige Person hineinversetzen.

Doch die meisten Ratschläge bestehen aus Hörensagen. Aus dem Bild, das sich die Gesellschaft vorstellt (soziale Norm). Hilft dem Einzelnen aber recht wenig. Aber soweit ok, solange man dem anderen nichts aufzwingt und dann böse wird, wenn es nicht klappt.

Am schlimmsten finde ich die, die aus Eigennutz handeln und Menschen nach ihren Vorstellungen zu formen versuchen. Darunter fällt u.a. autoritäre Erziehung, in der ein Mensch schon von klein auf nach den Vorstellungen seiner Eltern geformt wird. Sehet her - das ist unser Kind - genauso haben wir es uns gewünscht!

Schön wäre es, würde man beim Einzelnen genauer hinhören. Floskeln und Vorstellungen davon, wie man zu sein hat und was man zu tun hat, für sich behalten, denn die sind nicht für jedes Individuum allgemeingültig.



Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: Troll am 13:12:35 So. 27.Februar 2011
MS steht für Multiple Sklerose

Genau diese heutigen Gesellschaftlichen Normen sind es die mich zur Weißglut bringen, sie sind vor allem durch Intoleranz geprägt, es wird Dir geholfen sofern du dich an die Spielregeln hälst, wehe dir du leistest dir als Hilfsbedürftiger noch einen eigenen Kopf, dann zeigt man dir aber ganz schnell wo der Hammer hängt, ein unterwürfiger Bittsteller darf man sein, mehr nicht.
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: schmetti am 18:13:05 Mo. 07.März 2011
Moin Troll,

hab deine Antwort erst jetzt gelesen. Kann mir leider nichts unter Multiple Sklerose vorstellen, deswegen halt ich diesbezüglich mal die Finger still.

Und ich kann mich nicht in deine Situation hineinversetzen. Aber du hast recht, wenn du sagst, dass die meisten "Hilfestellungen" dazu dienen, dich in die "gesellschaftliche Norm" zu pressen. Was kann man dagegen machen? Da bin ich im Moment gerade überfragt.
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: Troll am 11:16:38 Mi. 09.März 2011
Zitat von: schmetti am 18:13:05 Mo. 07.März 2011
Moin Troll,

hab deine Antwort erst jetzt gelesen. Kann mir leider nichts unter Multiple Sklerose vorstellen, deswegen halt ich diesbezüglich mal die Finger still.

Und ich kann mich nicht in deine Situation hineinversetzen. Aber du hast recht, wenn du sagst, dass die meisten "Hilfestellungen" dazu dienen, dich in die "gesellschaftliche Norm" zu pressen. Was kann man dagegen machen? Da bin ich im Moment gerade überfragt.

Tja, wenn es ein allgemein gültiges Rezept dagegen geben würde wäre u.a. dieses Forum überflüssig, es ist Situationsabhängig.
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: schmetti am 17:27:27 Do. 10.März 2011
Möglicherweise. Wie gehst du persönlich eigentlich mit den Ratschlägen der "Besserwisser" um?
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: Troll am 17:45:56 Do. 10.März 2011
Zitat von: schmetti am 17:27:27 Do. 10.März 2011
Möglicherweise. Wie gehst du persönlich eigentlich mit den Ratschlägen der "Besserwisser" um?

Das kommt ganz auf die Person an die mich beglücken will, liegt mir etwas an der Beziehung dann mache ich meinen Standpunkt klar, ansonsten antworte ich maximal mit "jaja".
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: Pfiffi am 19:39:30 Do. 10.März 2011
Kenne ich als trockener Alkoholiker nur zu gut. In meiner nassen Phase, wollte jeder mein Freund und Helfer sein, kam mir am Ende alles sehr fremdbestimmt vor.

In jetziger Zeit passiert es mir nicht mehr oft das ich Hilfe benötige, ich früher ein "Stinkstiefel" gewesen und auch heute noch, Charakter ist eben Charakter, nur das ich heute den Arsch in der Hose habe, dem der mir Hilfe anbieten oder (Rat SCHLÄGE) geben will, ihn einfach sage wenn ich seine Hilfe benötige würde ich ihn konkret fragen, solange möchte er "seine Fresse halten".

Auch mische ich mich nicht mehr bei anderen ein und genau so soll es bei mir gehalten werden.

Kopf hoch, entscheiden tust Du für Dich, lasse Dich nicht fremdbestimmen. ;D
Titel: Re:Erwartungen
Beitrag von: schmetti am 17:13:26 So. 13.März 2011
Die Frage ist ja, ob du auch den Schritt wolltest, trocken zu werden oder ob du dir das hast nur einreden lassen.
Wenn ich sehe, dass ein Mensch, der mir nahe ist, sich "zu Tode trinkt", sich selbst bzw. andere sichtlich schadet damit, dann bin ich denke ich gewillt, die Person  darauf hinzuweisen. Sowas kam allerdings noch nie vor bei mir, einige Bekannte in meiner nahen Umgebung trinken zwar regelmäßig, aber das ist deren Bier,  ich fühl mich dadurch nicht in meiner Freiheit eingeschränkt.

Beim Thema Arbeit spüre ich am meisten die Erwartungen: Erst wird einem 'ne Moralpredigt gehalten, dass man, egal wie mies die Arbeitsbedingungen waren, doch nicht einfach einen "festen" Job aufgeben kann! Da schimmert immer diese überdrehte Arbeitsgeilheit der Leute durch. Und dann kommen sie immer mit Stellenangebote, als wäre ich zu blöd, mich selber zu informieren.  Dazu muss ich sagen, dass ich meinen Unterhalt bei meinen Eltern bestreite und auch bezahle. Wenn ich arbeitslos bin, dann spüre ich eine leichte Abneigung nach dem Motto "keine Arbeit = assi", gehe ich dann wieder arbeiten, sind alle sehr viel freundlicher. Weise ich mal darauf hin, dass ich das scheiße finde, gibts noch mehr Ablehnung, hab ich das Gefühl. Das bestätigt mich darin, dass man als Mensch nichts anderes zu sein hat, als ein primitiver Sklave der Arbeitsgesellschaft und den damit verbundenen Erwartungen (P+K = produzieren + konsumieren).

Tschau.