Überarbeitete Postboten

Begonnen von postzora, 13:25:10 Mi. 19.Dezember 2012

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postzora

ZitatÜberarbeitete Postboten
"Sie fallen um wie die Fliegen"

Lange Touren, massenhaft Überstunden, keine Pause - Zusteller der Deutschen Post beklagen harte Arbeitsbedingungen. Vor allem in der Weihnachtszeit steigt das Pensum der Postboten. Die Stimmung ist mies, viele halten den Job nicht mehr aus. Immer häufiger bekommen Kunden ihre Briefe zu spät.


Die Sonne scheint vom klaren blauen Winterhimmel, Schnee liegt auf den Straßen und Gehwegen. In den Schaufenstern der Boutiquen im feinen Hamburger Stadtteil Eppendorf glitzert die Festtagsdekoration. Andrea Kiesel hat kaum Zeit, um die vorweihnachtliche Stimmung zu genießen. Sie muss den Menschen die Post bringen. Gerade in den letzten Wochen des Jahres gibt es eine Menge zu tun.

Kiesel lässt sich den Stress nicht anmerken. Die Briefträgerin grüßt gut gelaunt, seit 24 Jahren ist sie im Bezirk, man kennt sich. Ein böses Wort kommt kaum über ihre Lippen. Vielleicht wurde sie deshalb von der Pressestelle der Post vermittelt.

Dass der Konzern seiner Mitarbeiterin viel abverlangt, wird dennoch schnell klar, wenn man Kiesel in die Gründerzeitbauten hinein begleitet. Im Laufen sortiert die 46-Jährige auf dem Weg vom Fahrrad zum Fahrstuhl drei verschiedene Werbesendungen zwischen die Briefe. Gut, dass sie inzwischen genau weiß, wer Reklame akzeptiert und wer nicht. Sonst könnte sie die Zeitvorgaben für ihre Tour kaum schaffen. Im Laufschritt eilt sie die Treppen hinab und sagt, dass sie ihre Arbeit mag, auch wenn sich ihr tägliches Pensum stetig erhöht habe: Ihr Bezirk umfasst mittlerweile viermal so viele Straßen wie früher, Pausen macht sie nicht mehr.

Was den Arbeitsdruck angeht, ist Kiesel kein Einzelfall bei der Post. Was die gute Stimmung angeht, offenbar schon: Wer mit Briefträgern spricht, die nicht von der Pressestelle vorgeschlagen wurden, bekommt tief sitzenden Frust zu hören, manche sind regelrecht verzweifelt.

"Zusteller fallen um wie die Fliegen"

Zum Beispiel Tina Reine*: Schon nach vier Arbeitstagen hat sie am Donnerstag 43 Stunden gearbeitet, am Freitag fällt sie mit einer schweren Erkältung aus. Jetzt müssen die Kollegen ihren Bezirk mit bedienen, so wie sie das in den Tagen zuvor mit anderen Bezirken gemacht hat.

Seit Monaten gehe das so, klagt die 30-Jährige, die aus Angst vor Sanktionen ihren echten Namen nicht nennen will. An ihrer Arbeitsstelle in Baden-Württemberg, "fallen die Zusteller um wie die Fliegen", sagt sie. Die Folge: Viele Haushalte im Südwesten bekommen ihre Post verspätet, Geschäftsleute, die auf pünktliche Sendungen angewiesen sind, beklagen tagelange Ausfälle.

Der Krankenstand bei den Zustellern liegt laut Post in diesem Jahr bei fünf Prozent - allerdings ohne langzeitkranke Arbeitnehmer. Laut Geschäftsbericht steigt der Krankenstand im Gesamtkonzern seit 2005 kontinuierlich von damals 5,3 Prozent auf 7,4 Prozent im Jahr 2010 - doppelt so hoch wie der bundesweite Durchschnitt. In einigen Regionen liegt der Wert aber den Gewerkschaften zufolge schon weit über zehn Prozent.

Die Software gibt den Takt vor

Seit Jahren steige das Arbeitspensum, klagen die Briefträger, die Bezirke würden größer, die Zeit immer knapper. Für den Zuschnitt der Bezirke ist bei der Post das "IT-gestützte Bemessungs- und Informationssystem", kurz Ibis, zuständig, eine Software, die festlegt wie lange ein Briefträger für die Zustellung brauchen darf. Durchschnittlich angeblich gut vier Sekunden pro Brief, über Einzelheiten schweigt die Post.

Um zu messen, wie viele Sendungen ein Zusteller zu bewältigen hat, ist jeder Bezirk in rund 50 Zählabschnitte unterteilt. Jeden Tag müssen die Postler, wie sie sich selbst nennen, auf zweien dieser Abschnitte die zugestellten Sendungen zählen. Ausnahmslos alle Briefträger, die sich dazu äußern sind der Meinung, dass an dieser Stelle manipuliert wird.

Zustellerin Reine gibt ein Beispiel aus ihrem Bezirk: In einer Straße mit vielen Arztpraxen lief just am Zähltag nur ein einziger Brief auf. Am Folgetag war es dagegen - wie gewohnt - gleich ein ganzer Sack. Reine vermutet, dass die Sortiermaschinen manipuliert werden, um die Zustellbezirke groß und die Zahl der notwendigen Mitarbeiter klein zu rechnen. Selbst die Vorzeigepostbotin Kiesel hat diese Beobachtung gemacht. Die Post bestreitet vehement, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, das Sendungsaufkommen so genau zu steuern.

Wer Recht hat, ist unklar. Allein aber dass die Mitarbeiter den Verdacht hegen, es würde manipuliert, zeigt wie rau das Arbeitsklima offenbar in Teilen der Deutschen Post geworden ist. Dazu kommt das Misstrauen des Arbeitgebers: Reine berichtet von Autos mit den Kennzeichen BN-PY oder BN-PZ, die ihr auf ihren Touren folgen - es seien, so vermutet Reine, Kontrolleure der Deutschen Post AG.

Anonyme Klagen im Internet

Fakt ist: Viele Bezirke sind so groß, dass die Zusteller sie nicht mehr innerhalb der Höchstarbeitszeit von zehn Stunden und 45 Minuten schaffen. Dann müssen sie laut Betriebsvereinbarung mit Ver.di die Tour abbrechen - und den nicht bewältigten Abschnitt am nächsten Tag zusätzlich bedienen.

Bei der Post jemanden zu finden, dem es geht wie Reine, ist nicht schwierig. Mit seinem Namen in die Öffentlichkeit gehen will aber keiner. In der Anonymität des Internets klagen Briefträger sogar über schlaflose Nächte, in denen sie ihre Touren planen, weil sie nicht wissen, wie sie das Pensum bewältigen sollen. Sie kommen dann eine Stunde früher zur Arbeit und ziehen damit den Zorn der Kollegen auf sich. Neue Mitarbeiter, so berichten es die Zusteller, verlören schon kurz nach der Einarbeitung die Nerven und reichten ihre Kündigung ein.

Vor fünf Jahren gründeten Briefträger ein Forum im Internet, um nach eigener Aussage auf Missstände in der Zustellbranche aufmerksam zu machen - nicht nur beim Marktführer Deutsche Post AG. Klar, so ein Forum ist immer auch ein Sammelbecken der Unzufriedenen, es kann niemals repräsentativ sein. Viele der hier geschilderten Vorwürfe finden sich in dem Forum wieder, meist sehr viel schärfer formuliert. Fünf Jahre lang existierte das Postbotenforum, just während der Recherche zu diesem Artikel wurde es sang- und klanglos gelöscht - eine Erklärung gab es dafür nicht.

Gute Werte bei der Mitarbeiterbefragung

Ein ganz anderes Bild zeichnet die jährliche postinterne Mitarbeiterbefragung (MAB): Seit Jahren steigt laut Geschäftsbericht die Zahl der beantworteten Fragebögen und parallel dazu die Zufriedenheit mit der Arbeitsstelle - in der Brief- und Paketzustellung auf 75 Prozent, wie die Post mitteilt. Andererseits scheint es unmöglich einen Zusteller zu finden, der die MAB beantwortet hat. Selbst die Vorzeigebriefträgerin Kiesel lehnt das ab, ihre persönliche Meinung behalte sie für sich, sagt sie, während der Pressesprecher neben ihr steht.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hält die Belastungsgrenze der Zusteller für erreicht, die Post würde ihre Mitarbeiter "unzumutbar auslutschen". Zustellerin Reine beklagt sich nicht über ihr Gehalt von rund 1300 Euro netto, das sei angemessen, gut sogar. Langjährige Mitarbeiter kommen auf bis zu 1900 Euro. Bei der extremen Arbeitsbelastung fürchtet Reine aber, ihren Beruf nicht mehr lange ausüben zu können. Der Druck steige von Jahr zu Jahr weiter. Sie vermute, das fange in der Konzernspitze an und gehe über die Niederlassungen und Zustellstützpunkte runter bis an die Zusteller.

Tatsächlich steht auch Post-Chef Frank Appel unter Druck, nämlich dem der Aktionäre. Auch in der Briefsparte sind die guten Jahren vorbei: Lag die Umsatzrendite im Jahr 2008 noch bei 15,1 Prozent, hat sie sich bis 2011 auf 7,9 Prozent nahezu halbiert. Das Unternehmen versucht seit Jahren, die Kosten zu senken. Tausende Postfilialen wurden geschlossen, Zehntausende Briefkästen abgebaut.

Die Folgen bekommen mittlerweile nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden zu spüren: In manchen Bezirken haben die Zusteller so viele Überstunden angehäuft, dass sie die kaum noch in Freizeit abgelten können - und deshalb schneller krank werden. In einigen Hamburger Bezirken beispielsweise lag der Krankenstand laut Post immer wieder bei über zehn Prozent. Vor allem montags blieben Briefe in Norddeutschland immer wieder liegen. Viele Kunden sind genervt, in Regionalzeitungen in ganz Deutschland finden sich Berichte über ganze Bezirke, in denen tagelang keine Post mehr kommt.

Die Situation scheint wieder ähnlich schlimm zu sein wie vor drei Jahren. Damals hagelte es bundesweit Beschwerden über Verspätungen und Ausfälle, die Bundesnetzagentur drohte der Post sogar mit rechtlichen Schritten wegen der Mängel. Damals wie heute weist der Konzern solche Vorwürfe zurück: Es handle sich um regionale Unregelmäßigkeiten - 95 Prozent der Briefe würden am Folgetag zugestellt. Es scheint wie bei der Bahn zuzugehen: Fast alle Züge sind pünktlich - nur niemals der, in dem man selbst sitzt.

*Name geändert
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/zusteller-der-deutschen-post-klagen-ueber-die-arbeitsbedingungen-a-872264.html

Kuddel

Briefträger leiden unter extremer Überlastung
NDR Info - 25.04.2013 07:08 Uhr Autor/in: Keppner, Katja

Zu Besuch bei Briefzustellern in Hamburg: Viel Post - vor allem Werbeprospekte -, große Zustellbezirke und ein hoher Krankenstand machen den Zustellern zu schaffen. Katja Keppner berichtet.

Podcast:
http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/reportagen/audio157337.html

Sir Vival

Dann wundern sich diese Ärsche, wenn gestreikt wird und kein Brief und kein Päckchen mehr ankommt.

Ich kann es nur so sagen: Wer eine Behörde, was die Post mal war, abschafft/privatisiert, die Bediensteten "entamtet" und nur noch Billiglohn zahlt, muß sich nicht wundern.
Es tofft viel Spass in Steckifee.........

Aktion

Frank Burkhard Bernhard Appel (* 29. Juli 1961 in Hamburg) ist ein deutscher Manager. Er ist seit 2002 Mitglied des Vorstands und seit dem 18. Februar 2008 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG, bestellt bis 2017.
Der Vorstandschef der Deutschen Post, Frank Appel, verdiente 2013 5.600.000 Euro und landet damit auf Platz 9 der bestbezahlten Top-Manager Deutschlands. Dieser Verdienst beinhaltet ein Festgehalt von 2 Millionen Euro und einen variablen Bonus von 3,6 Millionen Euro.

Wie hat er das geschafft?
Ganz einfach. Man nehme seine Arbeiter und lege ihnen das Posthorn um den Hals. Bei Bedarf einfach etwas zuziehen und schon bleibt den Angestellten die Luft weg, um sich dagegen zu wehren.

Im Bereich der Paketzustellung wurde bereits umgesetzt, was nun auch den Briefzustellern bevorsteht.

dazu gefunden in Facebook:
ver.di Brief Kiel
12. Dezember 2014 · Bearbeitet ·
Lohndrückerei mit DHL Delivery GmbH

Zitat:
,,In aller Heimlichkeit hat der Postvorstand seinen Plan für seine Politik der Lohndrückerei weiter umgesetzt. Am 17. November wurde eine neue Posttochter mit dem Namen DHL Delivery GmbH gegründet. Ziel dieser neuen Firma ist es, dort künftig alle befristeten Mitarbeiter unterzubringen.
Das soll dann mit neuen Arbeitsverträgen, mit verschlechterten Löhnen und Arbeitsbedingungen geschehen. Die neuen Mitarbeiter von DHL Delivery GmbH würden dann an die Post zurück entliehen. First Mail lässt grüßen. Zugleich wurden 49 Regionalgesellschaften bei den Arbeitsämtern angemeldet. Deren Geschäftsführer sollen die jeweiligen Niederlassungsleiter werden.
Soweit die bislang dünnen Fakten. Herausgesickert sind diese Pläne aus dem Gesamtbetriebsrat, der in Bonn tagt. Im Monatsgespräch mit Frau Kreis und Herrn Brinks wurde am heutigen Freitag das Vorgehen bestätigt. Wie üblich wurde dieses Schaffen von Tatsachen mit dem süffisanten Zusatz versehen, dass ver.di ja noch einlenken könnte.
Inzwischen wird somit klar, dass der Postvorstand spätestens seit dem März diesen Jahres mit dem Interview von Frank Appel in der Süddeutschen Zeitung eine Politik der Lohndrückerei gegen ver.di und die Betriebsräte umsetzt.
Das Puzzle fügt sich zusammen: Die Geiselnahme der befristeten Beschäftigten, der Vertragsstopp zum 31.3.2015 und die Scheinangebote gegenüber einer Gewerkschaft in der Friedenspflicht verfolgen nur ein Ziel. Der Postvorstand will seine irrealen Gewinnziele der Strategie 2020 auf den Rücken der Beschäftigten durchsetzen.
Das sind also die Weihnachtsgeschenke von Dr. Appel:
Für die Aktionäre eine Sonderdividende und für die befristeten Mitarbeiter der Gang zum Sozialamt.
Für uns Alle: Eine unerträgliche Spaltung im Betrieb.
Eine schöne Bescherung vom Ober-Nikolaus Dr. Appel!(...)"

Um einige Beispiele zu nennen, wie die Personalabteilung der Deutschen Post auch in Kiel vorgeht, um die Angestellten in Schach zu halten:

- Krankengespräche
Nach Krankheitsausfällen werden Angestellte zum sogenannten Krankengespräch bestellt. Hierbei wird nochmal eindringlich nachgefragt, was denn genau los war, ob es private Gründe für die Krankmeldung gäbe, oder ob es mit der Ausübung der Tätigkeiten bei der Post zusammenhänge. (Aufgepasst! Nur rein theoretisch natürlich ließe sich hieraus eine personenbedingte Kündigung konstruieren).
Auch werden krankgeschriebene Mitarbeiter während der Krankschreibung gerne angerufen und zum Krankengespräch ins Büro bestellt.
Am Ende solch eines Gespräches wird dann auch noch mal darauf hingewiesen, wieviele Krankheitstage der Arbeitnehmer bereits hat und dass man eine Verlängerung des Vertrages bei zu hohem Krankheitsstand riskiere.

Übrigends: Auch beim Vorstellungsgespräch wird schon darauf hingewiesen, dass eine Vertragsverlängerung nicht zustande käme, wenn man wegen Kankheit ausfiele.


-Arbeitssicherheit/-schutz
Schutzkleidung ist wichtig, nur nicht so leicht zu bekommen. Dienstkleidung wird bereitgestellt, nur nicht die Schuhe, die muss man selbst bezahlen.
Die Bearbeitung eines Antrags auf Schutzkleidung dauert schon mal 6 Monate.

Im Winter gibt es ein großes Problem bei der Zustellung, und zwar dann, wenn der Boden vereist und verschneit ist. Rutschgefahr droht! Darum ist der Zusteller auch verpflichtet, sich Spikes unter die Schuhe zu ziehen. Tut er dies nicht und verunfallt er während der Zustellung, liegt der Schaden ganz beim Zusteller. Doch ins Treppenhaus darf er mit den Spikes auch nicht, da so die Böden zerkratzt werden könnten. Für die Praxis bedeutet dies:
Spikes an, Spikes aus vor jedem Haus!
Dieser Vorgang dauert seine Zeit, da der Zusteller in der Praxis aufgrund von Zeitdruck das eigentlich nie umsetzen kann. Denn wenn eine Tour an einem Tag abgebrochen wird, gibt es wiederum Gespräche mit den Vorgesetzten. Briefzusteller berichten auf Nachfrage: ,,Spikes zieht sich hier keiner an, das wäre gar nicht zeitlich umsetzbar."

- Dienstpläne
Im Arbeitsvertrag wird kein konkreter Arbeitsort angegeben. Heute hier, morgen dort, wo man eben gebraucht wird. Jede Tour hat eine individuelle Dienstzeit. Ändert sich also mein Einsatzort, so ändert sich auch die von mir erwartete Diensterbringung. Eine Planung der Freizeit ist folglich schwer. Was heißt eigentlich durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit?
Hinzu kommt, dass Angestellte oft kurzfristig, also heute den Einsatzplan für morgen vorgelegt bekommen.

- Tourenwechsel
Ein Stammzusteller kennt seine Tour, also den Weg, den er gehen soll. Er kennt die Nachnamen der Kunden, weiß, wo sich die Briefkästen befinden. Er kennt Besonderheiten, wie zum Beispiel die Öffnungszeiten der Firmen, die er bedient. Er weiß genau, wer Werbung wünscht und wer nicht. Er weiß auch, welcher Schlüssel zu welchem Schloss gehört und bei welchen Häusern vielleicht kein Schlüssel vorliegt. Er weiß auch, ob es Hinterhäuser gibt, oder Briefkästen auf halber Treppe, etwas versteckt vielleicht.

Kennt ein Zusteller eine Tour jedoch nicht, muss er sich erstmal zurechtfinden. Und das nicht selten mit zusätzlichem Werbematerial in der Hand. Dies erfordert eine hohe Konzentration. Bei ständigem Wechsel der Tour bedeutet dies für den Zusteller eine große Belastung und wird vielleicht nicht selten gezielt vom Arbeitgeber genutzt, um unpässliche Mitarbeiter mürbe zu machen.

- Einzelgespräche mit Vorgesetzten
Gründe gibt es viele. Oft sind Gründe: Abbruch der Zustellung an einem Tag, Fehler bei der Bearbeitung/Vor-/Nachbereitung der Post. Beschwerden von Kunden. An sich ein normales Vorgehen von Arbeitgebern mit Angestellten. Schließlich hat der Arbeitgeber die Aufsichtspflicht gegenüber dem Angestellten. So manch ein Angestellter äußert sich in den letzten Jahren jedoch eher mißtrauisch zu diesem Vorgehen. Denn: Befristete Arbeitnehmer vermuten hierbei weniger die Pflicht des Arbeitgebers, den Beschäftigten die Einhaltung der ihm zugetragenen Aufgaben durch die Aufklärung zu ermöglichen. Eher haben sie den Verdacht, dass die Personalabteilungen etwas Druck aufbauen möchten. Warum?

Fazit:
Wenn man sich die Pläne von Frank Appel anschaut, dann kann man ahnen, worum es geht:
(Verbeamtetes) Altpersonal ist zu kostenaufwendig. Man will sie loswerden. Wie? Mürbe machen. Befristet Angestellte bekommen zurzeit ein Einstiegslohn von 11,78€ pro Stunde. Auch dies ist viel zu teuer. Schließlich gibt es da ja Konkurrenz, die für weniger Lohn arbeitet. Also: Auch zu teuer. Auch sie will man ersetzen. Wie? Mürbe machen und auf den großen Showdown vorbereiten, der übrigends ziemlich zügig naht.
Die ganze Befristungspolitik ist jetzt schon skandalös und sollte verboten werden. Doch was gerade auf die gesamte Belegschaft zurollt, die für die Deutsche Post arbeitet ist ein Vorbote eines wirtschaftlichen Strukturenwandels, der die Menschen nicht mehr würdigt. Allein die Aktionäre und nachgewiesenermaßen Frank Appel(3,5 Mio € Einkommen im Jahr 2013) gehen hier mit Gewinn nach Haus. In ihre beheizten Häuser, zu ihren wohlgenährten Familien.

dagobert

Zitat von: Aktion am 20:07:22 So. 08.Februar 2015
- Tourenwechsel
Ein Stammzusteller kennt seine Tour, also den Weg, den er gehen soll. Er kennt die Nachnamen der Kunden, weiß, wo sich die Briefkästen befinden. Er kennt Besonderheiten, wie zum Beispiel die Öffnungszeiten der Firmen, die er bedient. Er weiß genau, wer Werbung wünscht und wer nicht. Er weiß auch, welcher Schlüssel zu welchem Schloss gehört und bei welchen Häusern vielleicht kein Schlüssel vorliegt. Er weiß auch, ob es Hinterhäuser gibt, oder Briefkästen auf halber Treppe, etwas versteckt vielleicht.

Kennt ein Zusteller eine Tour jedoch nicht, muss er sich erstmal zurechtfinden.
Und wenn er dabei einen der etwas versteckt liegenden Briefkästen nicht findet kommen Briefe nicht an, was den Absender und den Empfänger gleichermaßen verärgert. Und die Post möchte ihre Kunden doch halten?
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

postzora

In Bremen gibt es eine umtriebige unabhängige Betriebsgruppe bei DHL.

http://dhlbetriebsgruppe.blogsport.eu/

Rudolf Rocker

ZitatUnd die Post möchte ihre Kunden doch halten?
Nein, der Post (und vielen anderen Konzernen auch) sind ihre Kunden und Mitarbeiter Scheißegal!
Es geht einzig und alleine um Profitmaximierung und das Zufriedenstellen der Anleger.

Aktion

09.02.2015, 11:11 - Reportagen/Dokumentationen
"Immer Ärger mit der Post": "ZDFzoom"-Doku über Kundenbeschwerden und Mitarbeiterbelastungen
Briefe und Pakete, die verspätet oder gar nicht eintreffen, ganze Stadteile ohne regelmäßige Postversorgung, steigender Druck für die Mitarbeiter des Logistikunternehmens:"ZDFzoom" beleuchtet am Mittwoch, 11. Februar 2015,  22.45 Uhr, was dran ist an der Aussage "Immer Ärger mit der Post".

Die Deutsche Post AG hat über 400 000 Mitarbeiter, Niederlassungen in fast allen Ländern der Welt und macht Gewinne in Milliardenhöhe – ein Global Player der Superlative. Seit dem Jahr 2000 ist die Deutsche Post eine Aktiengesellschaft, die öffentliche Kritik an dem Unternehmen hat seitdem zugenommen. "ZDFzoom"-Reporter Arne Lorenz hat in Deutschland und Indien recherchiert. Er sprach mit Briefzustellern, Subunternehmern, Gewerkschaftern und mit Mitarbeitern des Postunternehmens DHL in Indien.

Denn nicht nur die Kunden beklagen sich über miserablen Service und lückenhafte Versorgung, auch die Menschen, die für die Post arbeiten, beschweren sich: Durch ein Netz von Subunternehmen und mit immer schlechteren Arbeitsverträgen würden sie zunehmend unter Druck gesetzt.

Nach außen präsentiert sich die Post als modernes und kundenorientiertes Unternehmen, die Aktionäre freuen sich Jahr für Jahr über steigende Gewinne. Wer aber zahlt den Preis für diesen Erfolg?

http://zoom.zdf.de

http://twitter.com/zdf

Mainz, 9. Februar 2015
ZDF Presse und Information
Telefon: 06131 – 70-12121

dagobert

Zitat von: Rudolf Rocker am 09:49:18 Mo. 09.Februar 2015
ZitatUnd die Post möchte ihre Kunden doch halten?
Nein, der Post (und vielen anderen Konzernen auch) sind ihre Kunden und Mitarbeiter Scheißegal!
Es geht einzig und alleine um Profitmaximierung und das Zufriedenstellen der Anleger.
Wenn die Post ihr bisher größtes Plus freiwillig aufgibt werden sich die Konkurrenten freuen. Und wenn diese dann noch lernen die Zustellung vernünftig zu organisieren ... wird die Freude der Post-Aktionäre möglicherweise bald nachlassen.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Rudolf Rocker

Die Post  gehört zu DHL und DHL ist ein weltweit agierendes Unternehmen!
Wenn die bei der Brief- /Paket- Zustellung nicht mehr genug Gewinn haben, lassen sie es einfach sein!
Die sitzen in 220 Ländern, wozu brauchen die Deutschland?
Hast doch gesehen, wie schnell die die Postbank vertickt haben, als da nicht genug Gewinn kam.
So läuft das mit der Brief- und Paketzustellung auch.
Das ist nämlich schon gar nicht mehr das Kerngeschäft von DHL, sondern Logistik.

dagobert

Zitat von: Aktion am 16:25:00 Mo. 09.Februar 2015
"Immer Ärger mit der Post": "ZDFzoom"-Doku über Kundenbeschwerden und Mitarbeiterbelastungen
Briefe und Pakete, die verspätet oder gar nicht eintreffen, ganze Stadteile ohne regelmäßige Postversorgung, steigender Druck für die Mitarbeiter des Logistikunternehmens:"ZDFzoom" beleuchtet am Mittwoch, 11. Februar 2015,  22.45 Uhr, was dran ist an der Aussage "Immer Ärger mit der Post".
Gelungene Sendung, aber vermutlich haben wieder mal nur die Leute geguckt die sich für das Thema interessieren.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

ZitatStarke Post-Zustellerinnen in Neustadt heben täglich über zwei Tonnen

Vom Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG in Neustadt aus erhalten 9500 Haushalte täglich ihre Post.


Jeden Tag bewältigt eine Zustellerin bei der Deutschen Post AG zwei bis drei Tonnen Gewicht, weiß Jens Grund, Betriebsleiter im Zustellstützpunkt Neustadt an der Orla.

Das klingt unglaublich viel, wird aber leicht vorstellbar, wenn man sich allein das Gewicht von dicken Versandhauskatalogen und Paketen mit bis zu 30 Kilogramm Hundefutter, Wein, Fitnessgeräten, Druckern und dergleichen vor Augen führt. Und davon sind jeden Tag einige dabei.
...
Die jeweilige Zustellerin bringt mit einem Fahrrad, einem schweren E-Bike, die einzelnen Briefsendungen in die Briefkästen im Stadtgebiet. Bis zu 50 Kilogramm kann man oder frau in den Gepäcktaschen eines solchen Spezialfahrrades transportieren. Damit ist dann aber jedes Anhalten und Absteigen eine Herausforderung, besonders bei winterlichen Straßenverhältnissen. Und wehe, wenn es richtig glatt ist auf dem Neustädter Kopfsteinpflaster, "in der Brauhausgasse zum Beispiel", erklärt Fahrradzustellerin Heike Thümmel, die sicher mehr Muskeln in den Oberarmen hat als mancher Freizeitsportler....
http://saalfeld.otz.de/web/lokal/wirtschaft/detail/-/specific/Starke-Post-Zustellerinnen-in-Neustadt-heben-taeglich-ueber-zwei-Tonnen-215009066

ZitatDoku über Deutsche Post
Wenn der Postmann nicht mehr klingelt

Eine ZDF-Dokumentation prangert die Deutsche Post an: Der Dax-Konzern macht Gewinne auf Kosten der Mitarbeiter, lagert aus, wo er kann. Der Arbeitsdruck von Briefzustellern ist hoch – das bekommen auch Kunden zu spüren.


/unternehmen/handel-konsumgueter/doku-ueber-deutsche-post-wenn-der-postmann-nicht-mehr-klingelt/11362818.html

...
TV-Dokumentationen über Großkonzerne liegen im Trend. In verschiedenen Formaten, mal enthüllend, mal vergleichend, werden Riesen wie Ikea, Aldi oder Burger King abgeklopft. Am Mittwochabend hat sich das ZDF ein deutsches Urgestein herausgepickt: die Deutsche Post. Die Dokumentation ,,Immer Ärger mit der Post" widmet sich speziell den Briefzustellern. Und zeichnet von Beginn an ein bedrückendes Bild.
...
Der Fahrer arbeitet laut Vertrag 40 Stunden pro Woche plus 16 möglicher Überstunden. Ein Arbeitsrechtler rechnet später vor: Der Fahrer verdient gerade einmal vier Euro pro Stunde. Der Vertrag sei in Teilen ,,sittenwidrig", eigentlich ,,ungültig", meint der Jurist. Im Film heißt es, bisher habe der Mann nicht erfahren, dass sich durch den Mindestlohn daran etwas ändert.

,,Immer Ärger mit der Post" zeigt, wie das Unternehmen auf Kosten seiner Mitarbeiter zum Teil massiv spart.
...
Anhand von Einzelfällen wird ein System beschrieben, in dem Arbeitskräfte ausgedünnt und ganze Bereiche an externe Dienstleister ausgelagert werden. Die Macher haben eifrig interne Zahlen der Deutschen Post gesammelt, die die Trends zum Teil bestätigen. Danach soll es beispielsweise zwischen neun und 41 Prozent günstiger sein, Aufträge an Subunternehmer zu vergeben.
...
Der Film schneidet diese Untiefen der modernen Arbeitswelt gegen die Bilder und Zahlen, die den Erfolg der Deutschen Post symbolisieren. 2014 lag der Gewinn bei 2,1 Milliarden Euro. Der Vorstandsvorsitzende Frank Appel wird gezeigt, wie er auf der Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividenden für Aktionäre verkündet.
...
Ein Postbote berichtet anonym, seine Stimme wird nachgesprochen: Auch er habe den Eindruck, dass die Personaldecke dünner geworden sei. Zwar gibt es seit einigen Jahren weniger Briefe, aber Werbesendungen und Päckchen haben deutlich zugenommen.

Nach 10 Stunden und 45 Minuten gehe er nach Hause, berichtet der Bote, auch wenn er noch nicht fertig sei mit der Arbeit. Die übrigen Briefe verteilt er am kommenden Tag.
...
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/doku-ueber-deutsche-post-wenn-der-postmann-nicht-mehr-klingelt/11362818.html

Troll

Passt:

ZitatNach Versetzung in ein neues Zustellgebiet kam der Bursche aber mit seiner Arbeit immer mehr in Verzug. Fataler Entschluss des Ausgebrannten: Er sammelte die nicht zugestellten Briefsendungen zu Hause in einer Kiste.

200 Postsendungen kamen da bis Mitte September zusammen, darunter auch RSB-Sendungen von Gerichten und Personalweise. Als die Kiste schliesslich ueberquoll, entschloss sich der Aushilfspostler dazu, alle Briefsendungen kurzerhand im Wald den Flammen zu uebergeben...

https://www.chefduzen.de/index.php?topic=21405.msg302130#msg302130
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Sir Vival

Mein Kumpel arbeitet (noch) bei der Post-DHL als Briefzusteller. Also die "Onkel Heini" Zeiten sind eh längst vorbei. Das war auch schon so vor gut 10-15 Jahren. Bekannte von meiner Mutter als Briefträger noch verbeamtet, wurden mit 53 in Pension geschickt.
Nur, damit man zu ungünstigeren Konditionen andere Leute unverbeamtet einstellen konnte.

Die allerletzten Beamten werden wohl die nächsten Jahre das Unternehmen, was einst  hoheitliche Aufgaben als Staatsdienst inne hatte, verlassen. Oder noch früher.

Dieser Blutsauger Appel ist ein Menschenfeind sondershausen. Identisch mit allen anderen menschenfeindlichen Blutsaugern in Diensten der deutschen Regierung, besser gesagt, die mit dem Freibrief der Gesetzgebung in den letzten Jahren in so jeder Banche mit den wahren Leistungsträgern des Landes machen können, was sie nur gerade wollen.

Wir sind längst in der modernen Sklavenwelt angekommen. In Europa, in Deutschland!
Wir schauen nach Indien, Bangladesch, Dubai, Khatar oder wie sie alle heissen..... die Länder, in denen es (noch) keinen Arbeitsschutz gibt? Wir zeigen mit unseren dreckigen Fingern auf diese Länder und maßen uns Kritik an denen an? Das ist so heuchlerisch und zum Kotzen. Mir kommt mein Frühstück hoch!

Ich sag´ euch was: das ist die Aussicht auf unseren Arbeitsmarkt in ein paar Jahren. TTIP kommt so nebenbei durch Anheizen mit CETA. Das sind lauter so minimale, dann mal wieder größere Schrittchen in diese Richtung.

Es nimmt ein schlimmes Ende. Das nennt man schrittweise Anpassung an die bei uns noch nicht so sehr gern gesehene Art und Weise, wie z.B. in USA mit den Menschen und den allg. Arbeitsrechten (wenn es das denn dort gibt) umgegangen wird.
Irgendwann heisst´s dann: Ja, Kinners. Sooooo weit sind wir jetzt auch nicht auseinander und Päng! haben wir diese Zustände voll am Hals. Nur, was die Menschen- und Arbeitsrechte angeht. Und dann geht´s völlig rund in der EU.

Mein Kumpel ist sich gar nicht sicher, ob er überhaupt übernommen wird. Er sagte schon, dass er mit DEM Gehalt nicht überleben kann und zum Amt müsse.
DAS MUSS MAN SICH MAL VORSTELLEN!!!! sorry für die aggressiven Kapitächen mit Ausrufezeichen ;D

Eine Regierung erlaubt solchen Mist und muss dann dafür aufkommen, wenn ein Arbeiter damit nicht zurecht kommt (finanziell, sozial) und schaut zu, wie diese blutsaugenden Menschenfeinde (sprich Appel und Anleger-Abschaum) fetter und noch reicher werden. Da stimmt doch was nicht, oder?

Vor 200 Jahren gab es mal eine 10 jährige Veranstaltung in Frankreich. Da haben es einige auch zu sehr getrieben, im wahrsten Sinne des Wortes. Es muss ja nicht so schlimm werden wie damals. Aber in weniger als 20 Jahren passiert was ähnliches bei uns. Wenn das so weiter geht, glaube ich da fest dran.

Mein Kumpel arbeitet seit über 5 Jahren bei der Post. Immer mit Zeitverträgen/befristet. Wie das geht, habe ich in einem anderen Post hier im Forum schon geschrieben. Als ich das gehört habe, habe ich mit den Ohren geschlappert. Eine RIESEN Gesetzeslücke, von der mal wieder die Arbeitgeber profitieren.

Ich meine, wenn das jetzt irgendeine Branche wäre, ok, auch schlimm. Aber Post!! Wie wichtig so etwas ist. Informationsverkehr, Warenverkehr, so etwas hätte man NIE aus hoheitlichen Aufgaben entlassen dürfen. Andere schlechte Beispiele gibt es zuhauf.


Es tofft viel Spass in Steckifee.........

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