Eine Jobcenter-Mitarbeiterin kämpft gegen Hartz IV

Begonnen von Rappelkistenrebell, 00:16:56 Di. 12.März 2013

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Rappelkistenrebell

Eine Jobcenter-Mitarbeiterin kämpft gegen Hartz IV

Interview mit Inge Hannemann


"Friedlich und konstruktiv gegen diese gewollte Abhängigkeit im System von Hartz IV und deren Umsetzung"

09.03.2013

Offenbar sehr zum Missfallen ihres Arbeitgebers engagiert sich Frau Inge Hannemann, Jobcenter-Mitarbeiterin aus Hamburg, mit ihrem Blog gegen Sanktionen und Ungerechtigkeiten im Hartz IV-System. Sie tritt öffentlich bei Veranstaltungen auf, weigert sich Strafen gegen ihre ,,Kunden" auszusprechen und solidarisiert sich aktiv mit Betroffenen. Am Freitag sollte eine Anhörung seitens des Arbeitgebers stattfinden. Dazu hatte die Behörde kurzfristig eingeladen und dann überraschenderweise ebenso wieder schnell ausgeladen. Was ist passiert? Wir haben bei Frau Hannemann direkt nachgefragt:

Frau Hannemann, Sie wurden gestern durch ihren Arbeitgeber zu einer Anhörung vorgeladen. Wie ist das Gespräch verlaufen?
Das Gespräch wurde am Donnerstag Nachmittag kurzfristig durch die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) der Stadt Hamburg per Anrufbeantworter abgesagt. Es gab zunächst keine Angaben von Gründen. Ebenso war zunächst nicht bekannt, ob der Anruf tatsächlich von der Behörde kam, da kein Name genannt wurde. Ein Rückschluss konnte nur anhand der sichtbaren Telefonnummer geschlossen werden. Da ich noch eine aktuelle Krankmeldung zuhause hatte, musste ich diese aus Zeitgründen, um die rechtzeitige Abgabe zu gewährleisten, bei der BASFI persönlich abgeben. Mit einem Beistand bin ich dann gegen 10 Uhr zur BASFI gefahren. Es bestand ja noch die Unsicherheit, ob der anonyme Anruf tatsächlich durch die Behörde kam oder ein Fake war. So wollte ich sicherstellen, dass der anberaumte Termin um 10 Uhr zur Anhörung durch meine Person wahrgenommen wird.

Bei der Bitte um Einlass per Klingeln und Sprechanlage, wurde mir mitgeteilt, dass jemand käme, weil die Tür sich so nicht öffnen ließe. Im Eingangsbereich stand bereits schon ein Sicherheitsdienst im Zivil, was mir bisher so nicht bekannt war und bei vorherigen Besuchen entgegenkommen ist. Der Verwaltungschef öffnete uns die Tür und fragte, ob ich Frau Hannemann sei. Dieses bestätigte ich. Ich fragte nach seiner Funktion, welche er bereitwillig mitteilte. Bereits kurz danach telefonierte er mit dem Handy. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in die Etage der Sachbearbeitung Personal und wurden dort von einer anderen Person in Empfang genommen und zur Sachbearbeitung begleitet. Die Stimmung auf dem Gang empfand ich als sehr angespannt. Auch waren alle Türen geöffnet. Nach Abgabe der Krankmeldung verließen wir das Gebäude und trafen erneut im Eingangsbereich auf den Sicherheitsdienst. Anschließend sind wir in das im Haus angegliederte Einkaufszentrum, um dort noch in Ruhe einen Kaffee zu trinken.

Während des Kaffeegenusses stellten wir fest, dass neben dem Verwaltungschef auch andere Personen in Zivil uns sozusagen umkreisten und beobachteten. Nach rund einer 3/4 Stunde verließen wir das Einkaufszentrum. Auf dem Weg zur U-Bahn sind mir bekannte Gesichter aus meiner Jobcenter-Zentrale entgegen gekommen, welche in Richtung Eingang der BASFI gelaufen sind. Wie mir inzwischen bekannt ist, ging eine von mir unabhängige Person gegen 10 Uhr ebenfalls zur BASFI, um in Erfahrung zu bringen, wie es um meine Anhörung steht. Er wurde im Eingangsbereich der Behörde von einem Polizisten empfangen und in Begleitung zur Personalverantwortlichen begleitet. Dort teilte man ihm mit, dass keine Anhörung stattgefunden habe, jedoch man sich um die Fürsorge gegenüber den Mitarbeitern kümmere und ich keine Kündigung zu befürchten habe.

Was meinen Sie, warum wurde die Anhörung erst kurzfristig anberaumt und dann genauso schnell wieder abgesagt?
Aufgrund meines Urlaubs bis zum 4. März, haben sie wohl keine andere Möglichkeit gesehen, mir die ,,Vorladung" persönlich zu überreichen. Dieses geschah in Begleitung einer Zeugin in meinem Büro, mitten im Gespräch mit einem Leistungsberechtigten. Die Einladung selbst stammt vom 27. Februar 2013. Ebenso muss ich davon ausgehen, dass versucht wurde, mir sowenig Zeit wie möglich zu lassen, einen Beistand zu organisieren. Der Versuch meinen sonstigen Beistand – die Gleichstellungsbeauftragte der team.arbeit.hamburg zu erreichen, schlug fehl, da sich diese bis zum eigentlichen Termin der Anhörung am 6. März sich nicht im Hause befand. Telefonisch bat ich um die Verlegung des Termins. Hier machte man deutlich, dass eine Verlegung maximal bis zum 8. März möglich sei. Zu weiteren Kompromissen war die Behörde nicht bereit. Allerdings gestand man mir zu, dass ich eben bis zum 8. März Rücksprache mit meinen Anwälten halten darf. Der Personalrat war ebenfalls am Tag meines Anrufes zwecks Terminverlegung komplett nicht im Haus. Jedoch rief später eine Personalratsvertretung an und sicherte mir die Begleitung als Zeugin zu. Sie war jedoch nicht wirklich über meinen Fall informiert.

Nach dem Besuch bei der BASFI, um die Krankmeldung abzugeben, hatte ich um 8.50 Uhr einen Anruf auf meinem Anrufbeantworter durch die Abteilungsleiterin Personal- und Organisationsmanagement. Diese begründete die kurzfristige Absage damit, dass sie zur Gewährleistung ihrer und meiner Sicherheit den Termin abgesagt haben, weil sie gestern (7. März) davon ausgehen mussten, dass hier vielleicht 100 oder 200 Personen eine Kleindemonstration machen.

Was will Ihr Arbeitgeber damit erreichen?
Denke ich negativ, muss ich davon ausgehen, dass man mich mit der knappen Zeit zwischen Einladung und Termin oder der kurzfristigen Absage des Termins unter Druck setzen wollte. Druck in dem Sinne, dass ich mich kaum mit meinen Anwälten beraten kann.

Denke ich positiv, so kann ich die Angst vor einer Anzahl unbekannter Personen verstehen. Wer und insbesondere die Behörden, wollen negative Presse? Aus der Sicht der BASFI war die Lage nicht mehr einzuschätzen.

Wie reagieren Ihre Kollegen auf Ihr Engagement? Gibt es noch weitere Mitarbeiter in den Jobcentern, die ähnlich denken wie Sie?
Meine Kollegen reagieren sehr unterschiedlich. So gibt es durchaus Kollegen, die leise mein Engagement schätzen. Und andere wiederum, die dieses durch Missachtung oder Vermeidung von persönlichen Gesprächen mit mir, verurteilen.
Man achtet darauf, nicht mit mir in den Räumen meines Jobcenters in Kontakt zu treten.

Inzwischen melden sich jedoch immer mehr Mitarbeiter der Agentur für Arbeit als auch aus den Jobcentern aus Hamburg und bundesweit, die mich im Hintergrund unterstützen wollen. Sie fragen nach Möglichkeiten, wie sie mir helfen können. Zum Teil anonym, aber auch zum Teil ganz offen.

Erhalten Sie Unterstützung durch Arbeitnehmervertreter oder der Gewerkschaft Ver.di?
Meine Anfrage bei Verdi Hamburg für rechtlichen Beistand, welche ich bereits vor Monaten gestellt habe, wurde mit der mündlichen Begründung abgelehnt, dass ich über meine Loyalität gegenüber des Arbeitgebers nachdenken solle. Ebenso dürfe auch ein Gewerkschafter nicht über seine eigene Gewerkschaft schreiben. Eine schriftliche Begründung liegt mir bis heute nicht vor. Jedoch erklären sich andere Verdi-Gemeinschaften mit mir solidarisch. Auch hat sich ein Vertreter eines Betriebsrats eines bundesweiten Großunternehmens bereit erklärt, mich zu beraten oder auch zu begleiten, sofern es nötig ist.

Werden Sie unter diesen Umständen noch weiter ihren Beruf ausüben können?
Ja, diese Möglichkeit sehe ich durchaus. Insbesondere in den Beratungsgesprächen mit meinen jungen Leistungsberechtigten sehe ich nicht die Diskussion um mich, sondern primär die Notwendigkeit der praktischen Hilfe, unter Berücksichtigung der Menschenwürde im Jobcenter. Gerade, weil diese oftmals vergessen wird, finde ich es wichtig, sie zu beachten und vor allem anzuwenden.

Wie können wir bzw. die Leser Sie unterstützen? Welche Möglichkeiten gibt es?
Um eine Diskussion und das Nachzudenken über die Abläufe in vielen Jobcentern, wie nachgewiesene Willkür, Beratungsdefizite, die zum Teil fehlende Berücksichtigung der Menschenwürde anzuregen, benötigt es eine Unterstützung durch die breite Öffentlichkeit wie die Medien, sozialen Netzwerke, Blogs und öffentliche Veranstaltungen. Das können Vorträge über Hartz IV und deren tatsächlichen Auswirkungen sein, aber auch öffentliche friedliche Kundgebungen. Betroffene, Engagierte, Interessierte, Persönlichkeiten, Kritiker, Politiker, Verbände und Initiativen gehören auf die Straße, um friedlich und konstruktiv gegen diese gewollte Abhängigkeit im System von Hartz IV und deren Umsetzung zu demonstrieren. Ein gutes Beispiel sind die bereits geführten Diskussionen in den sozialen Netzwerken oder die zahlreichen Kommentare auf den unterschiedlichsten Blogs.

Wie ich erfahren habe, sind in den letzten Tagen per Mail Schreiben an die Bundesagentur für Arbeit Nürnberg, dem Hamburger Senat (Herr Olaf Scholz), Jobcenter Hamburg und team.arbeit.hamburg (Zentrale Jobcenter Hamburg) Solidaritätsbekundungen meiner Person und Hinweise auf die Berücksichtigung des Grundgesetzes versendet worden. Aber nur Hamburg ist zu wenig. Die Konzentration muss bundesweit gelegt werden. Wichtig ist die Kontinuität. Warum nicht Trittbrettfahrer sein, im Jahr der Bundestagswahl? An dieser Stelle, möchte ich mich bei allen bundesweiten Unterstützern für die bisherige Hilfe ganz herzlich bedanken.

http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/eine-jobcenter-mitarbeiterin-kaempft-gegen-hartz-iv-9001333.php

Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

dagobert

Zitat von: Rappelkistenrebell am 00:16:56 Di. 12.März 2013
Inzwischen melden sich jedoch immer mehr Mitarbeiter der Agentur für Arbeit als auch aus den Jobcentern aus Hamburg und bundesweit, die mich im Hintergrund unterstützen wollen. Sie fragen nach Möglichkeiten, wie sie mir helfen können. Zum Teil anonym, aber auch zum Teil ganz offen.
Ich hoffe das werden noch mehr.

ZitatErhalten Sie Unterstützung durch Arbeitnehmervertreter oder der Gewerkschaft Ver.di?
Meine Anfrage bei Verdi Hamburg für rechtlichen Beistand, welche ich bereits vor Monaten gestellt habe, wurde mit der mündlichen Begründung abgelehnt, dass ich über meine Loyalität gegenüber des Arbeitgebers nachdenken solle.
Soviel zu Ver.di  kotz
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Rappelkistenrebell

Das gleiche Interview erschien auch in der JUNGEN WELT.Dort wurde aber wenigstens die Blogadresse der Mitarbeiterin genannt!

www.altonabloggt.wordpress.com


quelle

http://www.jungewelt.de/2013/03-11/024.php

Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Eivisskat


"Jobcenter inside" Inge Hannemann


Hier ist sie mal zu sehen bei ihrem Besuch in Berlin bei der BGE-Ini von Ralf Boes letzte Woche.

Nun ja... ;)


Aber Jeder wie er meint und vielleicht wird ja wirklich etwas daraus.


Tante Maria


CubanNecktie

Zitat
»Hartz IV verletzt Grundrechte«

Seit es Hartz IV gibt, ist Inge Hannemann als Arbeitsvermittlerin in einem Jobcenter in Hamburg tätig. In ihrem Blog schildert sie ihren Arbeitsalltag.

Warum haben Sie vor einem Jahr begonnen, über Ihre Arbeit im Internet zu berichten?

Inge Hannemann: Jahrelang habe ich versucht, mit meinen Vorgesetzten über die Probleme zu sprechen, die ich täglich erlebe. Ich habe mich sogar an die Bundesagentur für Arbeit gewandt. Weil das alles nichts brachte, habe ich schließlich die Öffentlichkeit gesucht.

Was kritisieren Sie an den Hartz-IV-Gesetzen?

Sie schränken die Grundrechte der Menschen ein und stellen somit eine in ihrem Kern demokratiefeindliche Gesetzgebung dar. Die Leistungsberechtigten sind erpressbar durch die Sanktionen. Sie dürfen ihre Stadt nicht verlassen, sie werden gezwungen, fast jeden Job anzunehmen. Der in der Verfassung festgeschriebene Sozialstaat wird durch Hartz IV abgebaut, das betrifft uns alle –egal, ob wir erwerbslos sind oder erwerbstätig. Jeder dieser Einzelpunkte gefährdet die Errungenschaften des Grundgesetzes.

Sie beschreiben, wie die Arbeit in Jobcentern die dort Beschäftigten krank macht.

Es ist anstrengend, jeden Tag mit dem Leid anderer Menschen konfrontiert zu sein. Zudem der Druck durch unzählige Handlungsanweisungen, Bestimmungen und ständig neue Änderungen. Jeder Arbeitsvermittler muss ein Pensum erfüllen: etwa vier bis fünf Gespräche am Tag. Das Problem ist, dass wir auch Einträge schreiben und Anträge verfassen müssen. Letztlich bleiben kaum 15 Minuten für das persönliche Gespräch. Das ist für den einzelnen Erwerbslosen zu wenig.

In Ihrem Blog schreiben sie, den Jobcentern gehe es nicht darum, Arbeitsplätze zu vermitteln, sondern die Leistungen für erwerbslose Menschen zu reduzieren.

Das ist der Kern des Systems. Das Ministerium für Arbeit und Soziales weist die Bundesagentur für Arbeit an, dass die Jobcenter wirtschaftlich arbeiten müssen. Die Jobcenter haben aber keine eigenen Einnahmen. Sie können also nur bei den Ausgaben kürzen. Wenn bei den Wohnkosten gekürzt wird, entlastet das die Kommunen; weniger Leistung zum Leben entlastet den Bund.

Werden die Beschäftigten angewiesen, Sanktionen zu verhängen?

Indirekt, indem sie zur Wirtschaftlichkeit angehalten werden. Man weiß dann, was damit gemeint ist.

Müssen Mitarbeiter eine Quote an Sanktionen erfüllen?

Ich habe gehört, dass alle Jobcenter eine Sanktionsquote vorgeschrieben bekommen – eine Art Ranking-Wettbewerb. Und überall wird darauf geachtet, dass die Arbeitsvermittler bei jeder Gelegenheit sanktionieren. Das kann bereits ein verpasster Termin sein.

Warum vermitteln Jobcenter so häufig in Leiharbeit?

Alle Jobcenter müssen hohe Vermittlungsquoten erfüllen. Innerhalb eines Jahres müssen rund 25 Prozent des Gesamtbestands an erwerbslosen Menschen in Arbeit vermittelt werden. Da ist es sinnvoll, jemanden drei Mal in einem Jahr in Leiharbeit zu vermitteln. Das zählt jedes Mal als Integration für die Jobcenter und Bundesagentur für Arbeit in den Arbeitsmarkt.

Vor ein paar Wochen haben sie in einem Brief der Bundesagentur für Arbeit vorgeworfen, Hartz IV sei die geldliche Unterstützung für die Beibehaltung von Sklavenarbeit. Wie war die Reaktion?

Mir ist mündlich übermittelt worden, die Bundesagentur für Arbeit wolle mich loswerden. Die Stadt Hamburg, meine Arbeitgeberin, hat mir einen anderen Arbeitsplatz angeboten, der nicht meinen Qualifikationen entspricht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass darüber nachgedacht wird, mich freizustellen oder mir zu kündigen. Dieses wurde mir so in einem persönlichen Gespräch unter Zeugen von Seiten meiner Arbeitgeberin mitgeteilt.

Bekommen Sie Unterstützung?

Bundesweit erhalte ich viel Zuspruch. Aber an meinem Arbeitsplatz werde ich gemobbt. Die meisten Kollegen sprechen nicht mit mir oder gehen mir aus dem Weg. Sie enthalten mir Mails vor. Und hinter meinem Rücken wird über mich getratscht.

Interview: Ruben Lehnert


Quelle: linksfraktion.de
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Eivisskat

Zitat[...]  

Und hier fängt meine Kritik an. Es werden Aktionen durchgeführt, wo das eigene Nachdenken unterbleibt. Ja, wir haben Weisungen. Wir haben aber auch einen eigenen Kopf und so hoffe ich ein Herz und ein Gewissen.

Und genau dieses suche ich. Warum erzählt ihr mir als Sozialpädagogen, dass nur mit Druck und Geldentzug die Erwerbslosen an den Tisch kommen? Ist es so? Habt ihr nicht im Studium gelernt, dass Druck Gegendruck erzeugt?

Das Druck, vor allem wenn die Existenz bedroht ist, zu Ängsten und zu schwersten Depressionen führt. Und gerade die darauffolgende Depression macht es einem Menschen unmöglich zu agieren. Sie verkriechen sich in ihren eigenen vier Wänden. Es fehlt die Kraft zum Aufstehen und Licht in die Seele zu lassen.

Dieses Gefühl ist so mächtig, dass sie dann lieber das reduzierte Geld in Kauf nehmen. Ein Teufelskreis entsteht. Allerdings nur beim Betroffenen.

Wie reagieren wir als Jobcenter? Es folgt die nächste Sanktion bis hin zur Vollsanktion. Die weiteren Folgen sind bekannt. Es ist ein leichtes für uns die Sanktionsanhörung und die anschließende Sanktionsverfügung zu erstellen und auf den Postweg zu bringen. Fünfzehn Minuten Administratives gegen ein Leben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ihr müsst nicht mit mir einer Meinung sein; aber ich bitte euch inständig, geht in euch, reflektiert euch selbst und versucht nachzuempfinden, wie ihr euch fühlen würdet, wenn ihr so behandelt werdet. Dieses ist ein Leichtes.

Denkt einfach nur darüber nach, wie ihr euch fühlt, wenn ihr in den Jobcentern aufbegehrt und die Folgen daraus.

Nicht anders ergeht es den Erwerbslosen. Sie haben ein Recht auf Leben, so wie wir es auch für uns beanspruchen. Es gibt und darf keine Differenzierung zwischen den Schreibtischseiten geben.

Auch wir können morgen Betroffene sein. Wir sind die Agierenden, auch wenn es scheint, der Druck kommt aus Berlin oder Nürnberg oder aus den eigenen Reihen. Nein, so ist es nicht!

Wir sind für unser Handeln und Gefühle selbst verantwortlich. Wären wir es nicht, wären wir Maschinen.

Und ich schlage vor, dass wir am 2. Mai 2013 um 11.55 Uhr eine Schweigeminute einlegen, für alle Erwerbslosen, die wir in Not, in Demütigung und in den Verlust der Menschenwürde getrieben haben.

Freue mich auf Rückmeldung von euch. Vielen Dank! In diesem Sinne...

http://altonabloggt.wordpress.com/2013/04/20/offener-brief-an-die-kolleginnen-und-kollegen/

Rudolf Rocker


Tiefrot

In diesen Zeiten sieht Mensch doch nur noch das Geld.
Die wissen ganz genau, was denen nach Vetragsablauf blühen kann,
aber es wird verdrängt und genau der Mist gemacht, der von oben angeordnet wird.
Immer in der meist irrigen Hoffnung, noch mal verlängert zu werden.  kotz

Bei den SBs ist im Regelfall Hopfen und Malz verloren.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 14:07:48 Sa. 20.April 2013
Cool die Frau!
Da müsste es mehr von geben! ^-^

Wohl wahr.

Subversion
heißt, ein System von innen her, in seinen eigenen Institutionen anzugreifen und zu schwächen. Es sind Leute wichtig, die Informationen nach außen tragen und sich nach Kräften im Normalbetrieb querstellen. Das gilt für alle Einrichtungen des Staates und der Wirtschaft.


CubanNecktie

Großartige Frau, solche brauchen wir viel mehr in den Jobcentern & ARGEN und auch in der Politik, in Gewerkschafteb und ich wichtigen anderen Positionen der Wirtschaft, Wissenschaft und in den Medien.
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admin

Ich hatte vor vielleicht 6, 7 Jahren ein Flugblatt gemacht, das an Jobcentermitarbeiter gerichtet war. Es fand sich niemand, der sie verteilen wollte.

Mir scheint, man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen.

Ich weiß sehr wohl, wie viele Sachbearbeiter ihre "Kunden" behandeln. Man sollte Menschen die Chance geben ihre Haltung und ihr Verhalten zu ändern. Wenn man Leuten nicht zugesteht sich zu ändern, hat man alle Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung fahrengelassen.

schwarzrot

Zitat von: admin am 12:19:17 So. 21.April 2013
Ich hatte vor vielleicht 6, 7 Jahren ein Flugblatt gemacht, das an Jobcentermitarbeiter gerichtet war. Es fand sich niemand, der sie verteilen wollte.

Mir scheint, man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen.
Mir geht manchmal dein erwerbslosen-bashing ziemlich auf den zeiger: Dass sich 'niemand gefunden hat' (in Kiel?) kann haufenweise gründe haben, vielleicht hatten leute auch einfach angst, sich damals bei SBs zu outen.
Und wenn sich sonst 'keiner findet', warum nicht mal selbst verteilen?

Das heisst dann noch lange nicht, 'man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen'. Bei vielen betroffenen haben wir eher das gegenteil der fall (siehe viele fälle hier im forum), dass sie zu vertrauensselig gegenüber ihren SBs agieren, glauben was diese erzählen und sich dann wundern, wenn sie gearscht werden.

Im übrigen, wir haben hier (-Berlin) zweimal flugblätter nach der einführung von H4 in 'Argen' verteilt (u.a. 'gesucht wird die deutsche Fabienne'), die die sachbearbeiter angesprechen sollten und eine mail zur kontaktaufnahme zwecks austausch hatten, hat nix gebracht.
D.h. flügiverteilen heisst nicht automatisch, dann wär entsprechendes (früher) passiert.
Zitat
Ich weiß sehr wohl, wie viele Sachbearbeiter ihre "Kunden" behandeln. Man sollte Menschen die Chance geben ihre Haltung und ihr Verhalten zu ändern. Wenn man Leuten nicht zugesteht sich zu ändern, hat man alle Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung fahrengelassen.
Sicher sollte man das. Der mut von Inge ist jedenfalls beachtlich und leider ein (glücklicher) einzelfall in deutschen ämtern.
Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es einiges an zeit brauchte, bis auch für die SB klar wurde, was HartzIV für die zukunft der gesellschaft bedeutet.
Viele SB haben bei der einführung von H4 an die offiziellen verlautbarungen geglaubt, gut dass sich das nun dreht.
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

hanni reloaded

Zitat von: schwarzrot am 13:16:54 So. 21.April 2013

Mir geht manchmal dein erwerbslosen-bashing ziemlich auf den zeiger: Dass sich 'niemand gefunden hat' (in Kiel?) kann haufenweise gründe haben, vielleicht hatten leute auch einfach angst, sich damals bei SBs zu outen.
Und wenn sich sonst 'keiner findet', warum nicht mal selbst verteilen?


Ist hier bei uns aber dasselbe Gfetz:

die kriegen ihre gottverfickten Ärsche nicht hoch.
Ich (als absolut nimmer Betroffener) muss mir die Hacken ablaufen und betteln, daß sie Infos annehmen.
Ganz im Gegenteil: man kriegt noch nen Tritt in den Arsch.

Kotzt mich auch an.

Und lang mach ich den Dreck echt nimmer mit, leckts mich doch alle am Oarsch.


CubanNecktie

Oder man wird angemault .... ich als Ex-Aufstocker, wegen Teilzeit, hatte in einer Pause mal mit einem anderen Aufstocker geredet, über die Situation von mir, dass ich keine EGV's mehr ungeprüft unterschreiben würde, mir anwaltlichen Rat einholen möchte usw.

Reaktion: Er hat mich übelst angegiftet!!!!!!!! Ungelogen! Bei vielen ALG II Empfängern ist somit leider auch Hopfen & Malz verloren! Jedenfalls in einigen Ostdeutschen Gegenden. Eine vom ELO Forum meinte auch, die "Leute in unserer Gegend sind zu sehr obrigkeitshörig" - im Zusammenhang, dass ich keine Ämterbegleitung aus meiner Nähe finden konnte!
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Rudolf Rocker

ZitatMir scheint, man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen.

Ja nun! Andersherum sieht es ja wohl genauso aus, oder!
Von Frau Hannemann mal abgesehen kenne ich keine SBs die auf die Elos zugehen.

Man hört nur: "Tut mir ja auch leid das sie nix mehr zu fressen haben und jetzt Obdachlos sind, aber ich muss sie nunmal sanktionieren. Das ist so Vorschrift!"

Ich finde es völlig in Ordnung sich mit den Leuten zu verbünden, die signalisieren, dass sie den Scheiß nicht mehr mitmachen wollen und auch so handeln. (Indem sie z.B. den Ermesssenspielraum zugunsten des Elos auslegen.)
Wenn ich aber merke, das da so eine dumme Sadistensau sitzt, dem es auch noch Spaß macht, dem "faulen Eloschwein" noch mal eine schöne Sanktion reinzudrücken und dann am Monatsende, (wenn man weiß das er keine Kohle mehr hat) noch mal eine sinnlose Einladung zukommen zu lassen und 20 VVs zuschicken die er auch nicht mehr bezahlen kann, um ihm damit gleich die nächsten Sanktionen auf´s Auge drücken zu können, dann ist da für mich der Punkt erreicht, wo ich kein Mitleid mehr habe, wenn so einem Wichser das Gehirn von der Zimmerdecke tropft! >:(

Bei uns findet sich auch überhaupt niemand mehr der irgendwas Verteilen will. Elo- Inis haben hier eine Halbwertzeit von einer offenen Fischdose in Katzennähe.
Es kommt auch keiner. Und wenn, dann weil, ein Problem grade die eigene Existenz bedroht. Ist das Problem erledigt sind die Leute wieder verschwunden. (Genauso wie hier im Forum).

Die Frage warum das so ist, wurde ja in vielen Ansätzen schon mit Erklärungsversuchen versehen.
Diese Erklärungsversuche überzeugen mich alle nicht so hundertprozentig. Ich weiß aber auch nicht woran es liegt.

Ich weiß nur das es Scheiße ist und ich das Gefühl habe, das wir uns seid 10 Jahren im Kreis drehen.

Ich komme grade von einer Geburtsagsfeier in der Verwandschjaft wieder.
Die Themen dort sind: Hast Du die Sendung auf YXZ gesehen? Diese Schauspielerin (keine Ahnung. Name vergessen), die ist ja so dämlich. Blablabla!
Die ganze Zeit!
Die Jüngeren waren körperlich anwesend aber geistig mit ihrem I-pod irgendwo im Netz.

Was ich damit sagen wil:
Herzlichen Glückwunsch, Bertelsmann und Co. Die Verblödung ist perfekt! Ihr habt es geschafft, super!
Ach, verdammt das ist ja gar nicht der Kacksackthread hier. Passt aber trotzdem irgendwie!

admin

ZitatMir geht manchmal dein erwerbslosen-bashing ziemlich auf den zeiger: Dass sich 'niemand gefunden hat' (in Kiel?) kann haufenweise gründe haben, vielleicht hatten leute auch einfach angst, sich damals bei SBs zu outen.
Und wenn sich sonst 'keiner findet', warum nicht mal selbst verteilen?
Glaub mir, ich verteile und verklebe oft Material allein.

Zu der Zeit war ich zu einer Weiterbildung in München. Ich konnte dadurch dort nicht gleichzeitig zum Arbeitsbeginn vorm Jobcenter stehen. Ich bin deshalb zur FAU München gegangen. Dort fand man das Flugblatt ganz toll, nur niemand hat sich bewegt etwas zu tun, was zur Arbeit einer Basisgewerkschaft gehören könnte. Ich hätte kein Problem damit, wenn man das Flugblatt inhaltlich abgelehnt hätte. Auf den FAU Treffen dort waren nie wenige anwesend, an Leuten hat's nicht wirklich gefehlt.

Es liegt mir fern auf Erwebslose einzuschlagen. Nur die Politik der Erwerbslosen Inis halte ich für wenig Erfolgesversprechend. Ich glaube auch nicht an eine Erwerbslosenbewegung. Es sind viele Erwerbslose psychisch unter Druck oder völlig kaputt und überhaupt, man definiert sich ungern als Erwerbsloser. Man sieht das als vorübergehenden Zustand, der bloß bald vorbeigehen möge, sei es, daß man eine schwachsinnige Selbstständigkeit plant oder vom Auswandern träumt.

In den meisten Betrieben und Branchen kocht ja nun auch nicht der Kampfgeist, doch gilt es ihn zu wecken. Bei den Umstrukturierungen haben viele Jobcentermitarbeiter viele Arbeiten bewußt liegenlassen als Kampfform.  Bei den Streiks im öffentlichen Dienst hat Verdi oftmals die Jobcentermitarbeiter früh zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen,  denn dort war die Unszufriedenheit groß und eine hohe Streikbeteiligung wahrscheinlich. Klar sind die Vorstellungen der Leute nicht nur toll, man sieht das eigene Problem, aber das der Erwerbslosen geht vielen am Arsch vorbei. Das ist in der gesamtgesellschaftlich ähnlich. Das sollte man nicht hinnehmen und diese Haltung angreifen. Nicht nur in den Jobcentern. Es gab bereits 2005 eine mutige Jobcentermitarbeiterin, die an die Öffentlichkeit getreten ist: http://www.taz.de/1/archiv/?id=archivseite&dig=2005/08/29/a0180

Ich habe mich öfter um dieses Thema in diesem Forum bemüht.
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=26291.msg267010#msg267010

Mir ist dafür oft übers Maul gefahren worden. Es ist kein Vergnügen.
Es gibt halt eine gewisse Dialektik, Jobcentermitarbeiter sind genauso wie Bullen oder Soldaten gleichzeitig Gegner, alsauch Ausgebeutete und potentielle Verbündete.

Wer ernsthaft eine Änderung der politischen und ökonomischen Verhältnisse will, muß auch bereit sein sich mit diesen Widersprüchen auseinanderzusetzen. Man muß versuchen die Widersprüche in den herrschenden Verhältnissen zu nutzen und ebenso auf die Einstellung der Menschen in so zweifelhaften Positionen einzuwirken.

Ich weiß wieviel Müll die Menschen (egal wo) in den Köpfen haben und wieviel Mist sie reden. Aber all das sollte man nicht einfach hinnehmen.

Politische Veränderungen werden nicht allein mit Demos erzielt. Man muß versuchen die Leute in ihrem Alltag und an ihrem Arbeitsplatz zu erreichen. Ich war nicht sauer auf Erwerbslose, die "nichts tun", sondern auf Leute, die sich als politische Aktivisten bezeichnen, aber ihre politischen Aktivtäten auf ein sehr beschränktes Terrain begrenzt haben.

Ich halte es für entscheidend, daß man die Arbeitenden dazu kriegt bei jedem Arbeitskampf die Abschaffung des Hartz IV Systems zu fordern, denn das ist die Grundlage für die Lohndrückerei in der Arbeitswelt. Dort sehe ich ein echtes und mächtiges Druckmittel, nicht bei der Aktivierung von "Erwerbslosen".

Codeman

Zitat von: schwarzrot am 13:16:54 So. 21.April 2013
Zitat von: admin am 12:19:17 So. 21.April 2013
Ich hatte vor vielleicht 6, 7 Jahren ein Flugblatt gemacht, das an Jobcentermitarbeiter gerichtet war. Es fand sich niemand, der sie verteilen wollte.

Mir scheint, man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen.
Mir geht manchmal dein erwerbslosen-bashing ziemlich auf den zeiger: Dass sich 'niemand gefunden hat' (in Kiel?) kann haufenweise gründe haben, vielleicht hatten leute auch einfach angst, sich damals bei SBs zu outen.
Und wenn sich sonst 'keiner findet', warum nicht mal selbst verteilen?

Das heisst dann noch lange nicht, 'man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen'. Bei vielen betroffenen haben wir eher das gegenteil der fall (siehe viele fälle hier im forum), dass sie zu vertrauensselig gegenüber ihren SBs agieren, glauben was diese erzählen und sich dann wundern, wenn sie gearscht werden.

Im übrigen, wir haben hier (-Berlin) zweimal flugblätter nach der einführung von H4 in 'Argen' verteilt (u.a. 'gesucht wird die deutsche Fabienne'), die die sachbearbeiter angesprechen sollten und eine mail zur kontaktaufnahme zwecks austausch hatten, hat nix gebracht.
D.h. flügiverteilen heisst nicht automatisch, dann wär entsprechendes (früher) passiert.
Zitat
Ich weiß sehr wohl, wie viele Sachbearbeiter ihre "Kunden" behandeln. Man sollte Menschen die Chance geben ihre Haltung und ihr Verhalten zu ändern. Wenn man Leuten nicht zugesteht sich zu ändern, hat man alle Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung fahrengelassen.
Sicher sollte man das. Der mut von Inge ist jedenfalls beachtlich und leider ein (glücklicher) einzelfall in deutschen ämtern.
Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es einiges an zeit brauchte, bis auch für die SB klar wurde, was HartzIV für die zukunft der gesellschaft bedeutet.
Viele SB haben bei der einführung von H4 an die offiziellen verlautbarungen geglaubt, gut dass sich das nun dreht.

Das Problem bei einigen SB´s ist eine konsequente LMAA-Haltung - ich komme früh und gehe früh und mache Dienst nach Vorschrift.Was an sich nicht schlimm ist. Aber das führt schnell zu einer gewissen Verrohung des Menschenbildes. Ich muss auch leider Ablehnungen schreiben und frage mich immer: Wie geht es jetzt den Menschen, der das liest ? Aber wenn die Ablehnung im Brief ist und zur Post unterwegs ist - dann muss mir das einfach egal sein. Mein Postberg ist groß und der nächste offene, unbeschiedene Antrag wartet auf mich.

Vielen ist Ihre Arbeit, so denke ich, auch egal. Würden sie nicht im Jobcenter sitzen, würden Sie vielleicht in der Vergabestelle Ihren Posten haben. Sprich sie sehen keinen großen Unterschied zwischen der Auszahlung von Leistungen oder anderen Verwaltungseinrichtungen des öffentlichen Dienstes. Ist doch klar, dass die Leistungsauszahlung ein sehr viel mehr sensibler Bereich ist, als z.B. die Personalstelle oder das Einwohnermeldeamt. Klar ist - überall muss eine gute Arbeitsqualität geleistet werden, aber man muss sich bewusst sein, dass einige Bereiche vielleicht etwas mehr Fingerspitzengefühl benötigen. Das geht vielen nach Jahrzehnten einfach verloren. Man kann sich Fingerspitzengefühl, angesichts von ca. 700 Leistungsfällen je MA, einfach nicht leisten. Akte wird aufgeschlagen, Antrag rein, Anschreiben was fehlt und dann irgendwann mal bescheiden. Es geht einfach um die Masse.

Zitat von: Rudolf Rocker am 17:18:22 So. 21.April 2013
ZitatMir scheint, man wollte/will dort nur Gegner und keine potentiellen Verbündeten sehen.

Ja nun! Andersherum sieht es ja wohl genauso aus, oder!
Von Frau Hannemann mal abgesehen kenne ich keine SBs die auf die Elos zugehen.

Man hört nur: "Tut mir ja auch leid das sie nix mehr zu fressen haben und jetzt Obdachlos sind, aber ich muss sie nunmal sanktionieren. Das ist so Vorschrift!"

Ich finde es völlig in Ordnung sich mit den Leuten zu verbünden, die signalisieren, dass sie den Scheiß nicht mehr mitmachen wollen und auch so handeln. (Indem sie z.B. den Ermesssenspielraum zugunsten des Elos auslegen.)
Wenn ich aber merke, das da so eine dumme Sadistensau sitzt, dem es auch noch Spaß macht, dem "faulen Eloschwein" noch mal eine schöne Sanktion reinzudrücken und dann am Monatsende, (wenn man weiß das er keine Kohle mehr hat) noch mal eine sinnlose Einladung zukommen zu lassen und 20 VVs zuschicken die er auch nicht mehr bezahlen kann, um ihm damit gleich die nächsten Sanktionen auf´s Auge drücken zu können, dann ist da für mich der Punkt erreicht, wo ich kein Mitleid mehr habe, wenn so einem Wichser das Gehirn von der Zimmerdecke tropft! >:(

Bei uns findet sich auch überhaupt niemand mehr der irgendwas Verteilen will. Elo- Inis haben hier eine Halbwertzeit von einer offenen Fischdose in Katzennähe.
Es kommt auch keiner. Und wenn, dann weil, ein Problem grade die eigene Existenz bedroht. Ist das Problem erledigt sind die Leute wieder verschwunden. (Genauso wie hier im Forum).

Die Frage warum das so ist, wurde ja in vielen Ansätzen schon mit Erklärungsversuchen versehen.
Diese Erklärungsversuche überzeugen mich alle nicht so hundertprozentig. Ich weiß aber auch nicht woran es liegt.

Ich weiß nur das es Scheiße ist und ich das Gefühl habe, das wir uns seid 10 Jahren im Kreis drehen.

Ich komme grade von einer Geburtsagsfeier in der Verwandschjaft wieder.
Die Themen dort sind: Hast Du die Sendung auf YXZ gesehen? Diese Schauspielerin (keine Ahnung. Name vergessen), die ist ja so dämlich. Blablabla!
Die ganze Zeit!
Die Jüngeren waren körperlich anwesend aber geistig mit ihrem I-pod irgendwo im Netz.

Was ich damit sagen wil:
Herzlichen Glückwunsch, Bertelsmann und Co. Die Verblödung ist perfekt! Ihr habt es geschafft, super!
Ach, verdammt das ist ja gar nicht der Kacksackthread hier. Passt aber trotzdem irgendwie!

Das finde ich jetzt aber sehr gemein Rudi !

Und ja ich finde auch das wir uns seit 10 Jahren im Kreis drehen. Und was sind die Schlüsse daraus ? Mein persönlicher Schluss ist, wir werden HartzIV nicht mehr los werden. Keiner wird das zurücknehmen und wieder das alte BSHG einführen.

Was können wir tun ? Man kann nur, und das betone ich immer und immer wieder, sich das SGB I, II, III und X sowie das SGG anschauen und sich mit seinen Rechten und Pflichten vertraut machen. Aber daran scheitert es auch bei vielen (siehe hanni´s richtiger Beitrag). Was also tun ? Im Grunde in allererste Linie für sich selbst kämpfen. Versuchen selbst Up to Date zu bleiben. Neue Rechtsprechung bzw. Kommentare versuchen zu verstehen oder zu lesen. Mehr geht nicht.

Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Rudolf Rocker

ZitatVon Frau Hannemann mal abgesehen kenne ich keine SBs die auf die Elos zugehen.

Sorry Codi!
Ich meinte natürlich im JC tätige SBs! ;)

counselor

Zitat von: admin am 18:30:41 So. 21.April 2013Ich halte es für entscheidend, daß man die Arbeitenden dazu kriegt bei jedem Arbeitskampf die Abschaffung des Hartz IV Systems zu fordern, denn das ist die Grundlage für die Lohndrückerei in der Arbeitswelt.
Genau das ist entscheidend. Dazu müssen kämpferische aktive Arbeiter versuchen, an der Gewerkschaftsbasis bzw in VK-Leitungen Forderungen wie "Massive Einschränkung der Leiharbeit! Weg mit den Hartz-Gesetzen!" oder ähnlich als ergänzende Losungen bei Tarifkämpfen oder anderen Kämpfen durchzusetzen. Das gestaltet sich aber schwierig, weil das auf den Widerstand der ganzen opportunistischen Gewerkschaftskarrieristen, die sich oft auf SPD-Linie befinden, stößt und diese solche Forderungen mit allen möglichen Tricks wegzudebattieren und zu unterlaufen versuchen.

Mit den Jobcenter-Mitarbeitern haben wir bei Flyer-Aktionen die Erfahrung gemacht, dass diese hinter vorgehaltener Hand viel Kritik an den Hartz-Gesetzen äußern und uns sagen, dass wir weiter machen sollen. Aber derzeit traut sich offenkundig keiner offene Kritik gegenüber Vorgesetzten zu äußern, geschweige denn die Kritik öffentlich zu äußern, weil die Vorgesetzten in den Jobcentern offensichtlich Kritiker einfach runter machen. Und das genau könnte sich mit Fr Hannemann und Hr Wiersbin ändern.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

admin

ZitatGenau das ist entscheidend. Dazu müssen kämpferische aktive Arbeiter versuchen, an der Gewerkschaftsbasis bzw in VK-Leitungen...

Ich glaube nicht an die (alleinige) Ausrichtung auf Gewerkschaftsbasis und Vertrauensleute. Das bedeutet, daß man sich auf Strukturen verläßt, die gemacht wurden um Arbeiter zu kontollieren, nicht um ihre Interessen durchzusetzen...

counselor

Zitat von: admin am 21:19:18 So. 21.April 2013
Ich glaube nicht an die (alleinige) Ausrichtung auf Gewerkschaftsbasis und Vertrauensleute. Das bedeutet, daß man sich auf Strukturen verläßt, die gemacht wurden um Arbeiter zu kontollieren, nicht um ihre Interessen durchzusetzen...

Die Gewerkschaftsbasis ist doch keine Kontrollstruktur. Das sind die Millionen Mitglieder, die den ersten Schritt aus der Unorganisiertheit zur Organisierung gemacht haben, aber der reaktionären Beeinflussung des hauptamtlichen Gewerkschaftsapparates ausgesetzt sind.

Die Mitglieder der Gewerkschaft haben Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Es ist die Unsicherheit ihrer Existenz und dass sie merken, dass sie als Einzelne hilflos der Macht und Willkür der Führer der kapitalistischen Betriebe ausgeliefert sind, was die an die Gewerkschaft bindet. Die Gewerkschaftsmitglieder betrachten die Gewerkschaft als Festung gegen die Willkür der Unternehmer, die ihnen dabei hilft, Verbesserungen betreffend der Löhne aber auch aller anderen Arbeitsbedingungen durchzusetzen.

Aus diesem Grund werten die meisten Gewerkschaftsmitglieder den Kampf, den manch ein Linker von außen gegen die Gewerkschaft führt, als Angriff gegen ihre Hauptfestung, was zur Isolation dieser Linken von den Arbeitern führt.

Deswegen zielen die Aktivitäten kämpferischer Arbeiter innerhalb der Gewerkschaften darauf ab, die Mitglieder an der Basis in ruhigen Situation -wie wir sie momentan in Deutschland haben- einen offensiven Kampf um Tagesforderungen und Teillosungen zu führen, und diesen mit politischen Forderungen wie "Weg mit Hartz IV" und anderen politischen Forderungen betreffend demokratischer Rechte und Freiheiten zu verbinden und sich das Vertrauen ihrer Kollegen zu erwerben, worauf sie dann in stürmischen Zeiten aufbauen können.

Und die ehrenamtlichen Gewerkschaftsfunktionen wie Vertrauenskörper sind nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist der hauptamtliche vom Vorstand abhängige Funktionärsapparat, weil der sich -im Gegensatz zum Vertrauenskörper- der Kontrolle der Mitglieder entzieht, sich aufgrund seiner eigenen gesellschaftlichen Daseinsweise als Ordnungsfaktor im kapitalistischen System begreift und im Konfliktfall -wie bei Opel oder Neupack- eigene Interessen verfolgt,

Diesen Verrat merken die  Kollegen an der Gewerkschaftsbasis von selber und es gibt dann Kritik von der Gewerkschaftsbasis an der Gewerkschaftsführung. In diesem Moment ist es dann Aufgabe kämpferischer Arbeiter, die Streikenden zu veranlassen, den gewerkschaftlichen Rahmen zu durchbrechen, zu selbständigen Kämpfen überzugehen und die volle Kampfkraft der Belegschaft zu entfalten und politische Forderungen wie "Weg mit Hartz IV" usw zu erheben.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Eivisskat

Das war´s...

Zitat
***Liveticker*** 9:19 Uhr

Inge Hannemann, die für Menschenrechte und die Einhaltung des Grundgesetzes eintritt, wurde mit sofortiger Wirkung von der Geschäftsführung der teamarbeit hamburg freigestellt. Ihren Schlüssel musste sie sofort abgeben, ein Jobcenter darf sie nicht mehr betreten.

Quelle: https://www.facebook.com/IngeHannemann1

Rudolf Rocker

Alter!
Ich bin grade richtig sprachlos und richtig, richtig wütend!!!

Just B U

....mir fehlen grade auch die Worte.....

und in mir "Achterbahn"....


Die Dummheit der Einen ist die Macht der Anderen.
Je dümmer u. desinteressierter die Einen desto mächtiger die Anderen.

Hätte man den christlichen Klerus mit der gleichen Vehemenz verteidigt, wie Teile der Linken das heute mit dem islamischen tun, hätte die Aufklärung nie stattgefunden.
Seyran

Tiefrot

ZitatIch bin grade richtig sprachlos und richtig, richtig wütend!!!

+1, auch wenn das an den Zuständen wohl nichts ändert.  ::)

Bin allerdings mal gespannt, ob nicht noch mehr Leute das Maul aufmachen
und damit auch bereit sind, ihren miesen Job dafür herzugeben...
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

counselor

Da sieht man mal wieder deutlich, wie der kapitalistische Staat mit Kritikern in den eigenen Reihen umgeht, die nichts weiter tun, als Grundrechte zu verteidigen. Schon damit kommt man dem kapitalistischen System zu nahe und wird entsorgt

Aber die Kündigung ist nicht das Ende der Fahnenstange. Ob sie sich das Weiterarbeiten im Jobcenter erstreiten will, muss Frau Hannemann selbst entscheiden. Egal wie sie sich entscheidet Wir sollten uns solidarisch verhalten und ihr den Rücken stärken.

ZitatViele Kollegen würden sich darüber beschweren, dass ihre Arbeit durch das Verhalten der "Kunden" erschwert sei. Kd. würden argumentieren, dass Frau Hannemann anders reagiert hätte. Probleme bei der Unterschriftleistung einer Eingliederungsvereinbarung.

Auf Seiten der ELOs hat die Kampagne von Fr Hannemann und Hr Wiersbin offensichtlich Früchte getragen. Und das ist schon mal gut so.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rappelkistenrebell

Dieses Drecksregime ist einfach zum Kotzen! Ich bin da megawütend!

Hier eine Onlinepetition für die sofortige Rücknahme aller Sanktionen!

https://www.openpetition.de/petition/online/sofortige-ruecknahme-aller-sanktionen-gegen-die-arbeitsvermittlerin-inge-hannemann



Übt Solidarität! Wehrt Euch!Organisiert Euch! Wählt antikapitalistisch! Am Besten radikal links- die MLPD!

Aber viel wichtiger !Werdet aktiv!
Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Rudolf Rocker

Hamm wa schon Rappel. Hamm wa schon! ;)


http://www.chefduzen.de/index.php?topic=27020.msg278376#msg278376


Sind übrigens schon über 1.000 Unterschriften binnen weniger Stunden! Respekt!

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