Andere Länder - andere Sitten!

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 20:00:49 Sa. 19.März 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

ManOfConstantSorrow

aus italianita.de:

ZitatStreiks in Italien

Der Streik ("sciopero", gesprochen "Schoppero") ist elementarer Bestandteil des italienischen Alltags, denn in Italien wird eigentlich immer irgendwo irgendwofür oder irgendwogegen gestreikt. Manche Streiks sind lokal begrenzt, andere gleich landesweit, gerne auch mal als Generalstreik. Manche sind politisch motiviert, es kann aber auch schlicht um das liebe Geld oder ganz andere Interessen gehen.
 
Streiken können die Lokführer, die Schaffner, die Tankwarte, auch mal nur die Tankwarte der Autobahntankstellen, die Piloten, das Flugpersonal ("Brötchenstreik" - es gibt nichts zu essen an Bord), die Fluglotsen, die Arbeiter, die Angestellten, die Behörden, die Gondolieri in Venedig, die U-Bahnfahrer in Rom, der gesamte öffentliche Nahverkehr, das Fernsehpersonal der RAI während einer WM-Übertragung und so weiter und so fort.
 
Gerne wird das auch gestaffelt gemacht: etwa heute die Piloten, morgen die Flugbegleiter und übermorgen die Fluglotsen. So verliert jeder nur einen Tageslohn bzw. belastet damit die Gewerkschaftskasse, der Effekt ist dennoch erheblich.
 
Man hat das Gefühl, jeder darf einmal - und jeder tut es auch. Aber nicht nur einmal im Jahr. Der einzige, der nie streikt, ganz im Gegenteil, ist der Papst. Aber der ist ja kein Italiener und wohnt genau genommen nicht in Italien, sondern in (s)einem eigenen Staat.
 
Italien ist aber gut darauf eingerichtet: man ist daran gewöhnt, daß immer irgendetwas nicht funktioniert, das ist quasi der Normalzustand. Natürlich finden die Betroffenen das trotzdem nicht alle wirklich komisch. Vielleicht sind aber sie die nächsten, die streiken...
 
Da so oft gestreikt wird, ist der Streik natürlich nur sehr begrenzt wirksam zur Durchsetzung der Interessen. Also muß man wieder streiken. So dreht man sich fröhlich im Kreis.
 
Damit nun nicht alles restlos drunter und drüber geht, werden die großen Streiks vorher, teilweise lange vorher, angekündigt. So kann man sich dann darauf einstellen. Damit das liebenswerte Chaos aber erhalten bleibt, finden angekündigte Streiks manchmal einfach nicht statt. Das wird dann aber anderenorts irgendwann spontan ausgeglichen.
 
Das einzige, was wirklich katastrophal wäre, wäre ein Streik der "baristi", also des Barpersonals. Das gäbe vermutlich Volksaufstände, denn der "caffè" gehört zu Italien, wie das Baguette zu Frankreich. Aber das ist eigenlich ein eigenes Thema.


Ein Tip für den nächsten Urlaub: damit Sie es nicht kalt erwischt sehen sie vorher in den offiziellen Streikkalender des Verkehrsministeriums (leider nur in italienischer Sprache) und bei den Automobilclubs nach. Eine vollständige und zuverlässige Aufstellung werden Sie aber nirgends finden.

 :D :D :D




19.3.05 Rom (Generalstreik)
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel


Generalstreik in Italien 12.12.2008


Kurz vor dem definitiven Beschluss des größten italienischen Gewerkschaftsbundes CGIL, am 12.Dezember 2008 einen achtstündigen Generalstreik gegen die Politik der Regierung Berlusconi zu organisieren, brachte die Tageszeitung ,,Liberazione" am 8.11.2008 das folgende Interview mit Giorgio Cremaschi, dem führenden Kopf des radikalen Teils der CGIL-Linken Rete 28 Aprile, das auf dem letzten Gewerkschaftstag 3% der Organisation vertrat. Darin setzt er sich mit der veränderten Lage und ihren Perspektiven auseinander:

In Italien geht es wieder aufwärts. Nicht mit der Wirtschaft, die eine der tiefsten Krisen innerhalb der EU erlebt und ohnehin auf schwachen Fundamenten ruht, sondern mit der Arbeiter- und der Jugendbewegung. Eine wichtige Starterfunktion hatte dabei die Schüler- und Studentenbewegung...

weiter:
http://de.indymedia.org/2008/11/233528.shtml

Pinnswin

http://www.secret.tv/artikel4972091/Island_zurueck_zum_Fischen
Zitat... "Wir haben viel Geld verloren und werden es höchstwahrscheinlich nicht wiedersehen. Wir begreifen das zwar vom Verstand her, haben aber das Gefühl, in einem bösen Traum zu sein, aus dem wir wieder erwachen, und dann ist alles so, wie es vorher war. Island - eine schöne Welt des sauberen Wohlstandes. Wir haben einen Lebensstandard hier gehabt, um den uns viele Länder beneideten, und wir haben geglaubt, dass das immer so weitergeht. Als damals vor zwanzig Jahren das topmoderne, luxuriöse Einkaufszentrum "Kringlan" eröffnete, waren wir im Wirtschaftswunder Island angekommen. Heute haben wir noch mehr, noch größere, noch prächtigere Einkaufszentren. Alles für knapp 300.000 Isländer. Wir fahren fast alle teure, große Geländewagen. Wir bauen uns große, luxuriöse Häuser in der Stadt und noch ein schickes Sommerhaus auf dem Land. Wir fuhren in der Welt herum und fast überall war es billig für uns. Nun gibt es plötzlich vieles nur noch gegen Vorkasse bar. Mein Bruder war zur Zeit des Banken-Crashs in England. Er hat an keiner Bank, an keinem Automaten Geld ziehen können. Er war mittellos in Europa gestrandet. Unvorstellbar! Wir haben gedacht, wir sind wie alle anderen Europäer mit im Boot bei Hilfsmaßnahmen. Aber man läßt uns offenbar nun im Regen stehen. Tolle europäische Freunde, sag ich. Nur Rußland bot Hilfe an. Wir können uns einfach nicht vorstellen, wie es jetzt weitergehen soll. Verliere ich meinen Job? Kann ich dann mein Haus nicht mehr abbezahlen? Und wenn nein, muß ich dann dort hinaus? Und wo sollte ich hin? Und wer wird dann mein Haus benutzen können? Die können doch nicht tausende Isländer aus ihren Häusern werfen und diese leer stehen lassen ... oder doch?"

Proteste in Reykjavik
http://derstandard.at/?url=/?ressort=Island
ZitatReykjavik - In Island haben aufgebrachte Bürger gegen die Finanzpolitik des Landes protestiert und den Rücktritt des Zentralbankchefs gefordert. Vor dem Gebäude der Notenbank versammelten sich am Freitag rund 200 Demonstranten und skandierten "David raus!". David Oddsson, Chef des staatlichen Geldhauses und ehemaliger Ministerpräsident, sieht sich zudem Rücktrittsforderungen aus der Politik gegenüber.
...
Zwei protestierende Frauen hielten vor der Zentralbank ein Schild mit der Aufschrift hoch: "Bleiben Sie ruhig, während wir Sie ausrauben."

Island ist wie kein anderes europäisches Land durch die Finanzkrise in einen Strudel gerissen worden. Der Staat steht vor der Pleite und hofft auf finanzielle Hilfe aus Russland. Die Regierung hat bereits drei Banken verstaatlicht. Die isländische Börse setzte am Donnerstag den gesamten Handel für den Rest der Woche aus. Der Kauf und Verkauf von Finanzaktien ist bereits seit Montag gestoppt. (APA/Reuters)
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

Eivisskat

Gestern in den Nachrichten (Arte?) und ich finde es einfach nur GUT, wie die Leuts alle vor dem Regierungssitz/Bank  stehen und die Säcke rausschmeißen wollen...




ZitatWir haben gedacht, wir sind wie alle anderen Europäer mit im Boot bei Hilfsmaßnahmen. Aber man läßt uns offenbar nun im Regen stehen. Tolle europäische Freunde, sag ich. Nur Rußland bot Hilfe an.

:o


Troll

Im Kapitalismus ist sich nun mal jeder selbst der nächste, die Europäischen Freunde scheinen von Island nichts mehr zu erwarten und daher kann man das Land ruhig untergehen lassen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

  • Chefduzen Spendenbutton