Aus dem Tagebuch einer Zeitarbeitskraft

Begonnen von Stumme Ursel, 09:42:43 Fr. 18.Mai 2007

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Stumme Ursel

Da die Presse hier ja gerne bequem vom Sessel aus recherchiert und sich offensichtlich so Themen sichert für das nahende Sommerloch möchte ich mal etwas detaillierter Beschreiben, wie man als qualifizierte Industriekauffrau bei den Kunden eines renommierten Zeitarbeitsunternehmens so behandelt wird.

Ich würde mich sehr freuen wenn ihr es um eure Geschichte ergänzen würdet.

Aus dem Tagebuch einer Zeitarbeitskraft, eingestellt als Industriekauffrau.

Das Expose`:
Als erstes kommt ja ein ,,Vorstellungsgespräch" beim Kunden, wo diesem ein Expose` vorliegt was die Disponenten oft aus den Lebensläufen basteln, basteln nenne ich es genau deshalb, weil manche Disponenten eigentlich immer diese so frisieren, dass der Kunde schon von Anfang an einen falschen Eindruck und eine falsche Erwartungshaltung bekommen muss, so führt dies dann auch direkt zu Problemen im Entleihbetrieb wenn man dann angefordert wird.

Der Einsatz:
Den Kollegen im Entleihbetrieb, also die Festangestellten, gibt man wiederum den Eindruck das hier ein Wissensmonster sitzt, oft führt dies dann genau zu Missverständnissen und daraus resultierend dann die hier oft beschriebenen Mobbingattacken oder schlimmer! Denn die Zeitarbeitskraft weis ja eh alles und hat ohnehin alles schon tausendfach gemacht, warum also überhaupt noch einarbeiten?

Zersetzt wird:
So wird die Zeitarbeitskraft langsam zerrieben, Druck vom Disponenten, Druck vom Entleihbetrieb und das alles für wenig Geld und schlechte Rahmenbedingungen. Überhaupt das Thema Geld, selbst jungen und gut qualifizierten Bewerbern wird ganz schnell bewusst das man faire Bezahlung nicht bei einem Zeitunternehmen erwarten darf, dass was Disponenten als erstes lernen ist der Dackelblick und das professionelle Jammern und Klagen ob der schlechten Stundensätze, komisch nur, dass der Entleihbetrieb oft Bauklötze staunt wenn, man ihm die Kluft zwischen eigenem Stundenlohn und dem Stundensatz den er an die Zeitarbeitsfirmen entrichten muss, klar macht. Letzteres ist dem Mitarbeiter strikt untersagt und führt bei Verstoß zu Abmahnung und Kündigung.

Oft ein Hohn, der Zeitarbeitslohn:
Anbei, mal ein kleines Rechenbeispiel was eine Industriekauffrau bei der Nr. 3 der Zeitarbeitsbranche so verdient; 9,40€/Stunde x 154,5 Stunden (Ausgezahlte Stunden) = 1.452,30 Brutto, hinzu kommen wahlweise noch 6,00€ am Tag Verpflegung oder ein Zuschuss zum Fahrgeld. Als Beispiel: Ein gleichwertiger Sachbearbeiter verdient im Entleihbetrieb (Bsp. Customer Service) Brutto mindestens 2.400,00€ oftmals weitaus mehr.

Die Stunden:
Alle Überstunden oder Minusstunden kommen auf ein Zeitkonto. Welches gerne als ,,Freizeitausgleich bei Einsatzfreien Zeiten" genutzt wird, und viele machen es auch aus Angst sonst gleich gekündigt zu werden. Gekündigt und Abgemahnt wird man eh sehr schnell in dieser Branche, besonders dann, wenn kein neuer Auftrag anstehet und der Mitarbeiter keine Überstunden oder Urlaub mehr hat oder bereit ist diesen zu opfern.
Nichts im Universum ist ohne Wert, denn die Natur tut nichts vergeblich (Aristoteles)
Ein böses Wort ist wie ein Stein, der in einen Brunnen geworfen wird: die Wellen mögen sich glätten, doch der Stein bleibt. (Konfuzius)

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