Die längsten Streiks der Republik

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 11:01:30 Sa. 29.Oktober 2011

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

ManOfConstantSorrow

1951 streikten 80 000 Beschäftigte der hessischen Metallindustrie vier Wochen lang für eine Lohnerhöhung; sie erhielten unter anderem eine Erhöhung des Ecklohns um drei Pfennig pro Stunde.

1956/57
streikten rund 34 100 Beschäftigte der Metallindustrie in Schleswig-Holstein 16 Wochen lang für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall - mit Erfolg.

1971 legten 31 000 Beschäftigte der Chemieindustrie vier Wochen lang ihre Arbeit für eine Lohnerhöhung nieder; heraus kam eine 7,8-prozentige Erhöhung des 13. Monatseinkommens.

1978/79
blockierten rund 60 000 streikende Stahlarbeiter in Nordrhein-Westfalen die Produktion für sechs Wochen, um eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden zu erreichen. Alle Beschäftigten erhielten am Ende sechs Wochen Urlaub.

1984 streikten Beschäftigte in zwei Branchen für die 35-Stunden-Woche: 57 700 Metaller in Hessen und Baden-Württemberg sowie 46 000 Drucker legten bis zu zwölf Wochen ihre Arbeit nieder. Heraus kam die Einführung der 38,5-Stunden-Woche.

1995 streikten 80 000 Einzelhandelsbeschäftigte sechs Wochen für mehr Geld; sie erhielten 3,6 Prozent mehr.

2002 beteiligten sich 217 000 Metaller zehn Tage lang an Streiks; sie erhielten eine Lohnerhöhung von vier Prozent sowie ein Abkommen über die Angleichung von Löhnen und Gehältern

2003
scheiterte der Arbeitskampf in der Elektro- und Metallindustrie für die 35-Stunden-Woche; mehr als 60 000 Beschäftigte hatten sich beteiligt; in der Stahlindustrie konnte sich die Gewerkschaft dagegen durchsetzen.

2004 traten 50 Mitarbeiter der Herweg-Busbetriebe, einer Tochter der Leverkusener Kraftverkehr Wupper-Sieg (KWS), in den Streik gegen Niedriglöhne. Der Streik dauerte 395 Tage.

2007 streikten Mitarbeiter der Bahn für einen Fahrpersonaltarifvertrag für Lokführer, Zugbegleiter und Mitarbeiter der Bordgastronomie. Es kam dabei zu den ersten flächendeckenden Warnstreiks. GDL und Bahn einigten sich im Januar 2008 auf Eckpunkte eines eigenständigen Tarifvertrags. (HA)

http://www.abendblatt.de/region/article2074092/Die-laengsten-Streiks-der-Republik.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatIm vorigen Jahr haben relativ viele Menschen die Arbeit niedergelegt, nämlich 1,2 Millionen Beschäftigte, berichtet das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das sind sechsmal so viele wie im Jahr zuvor. Insgesamt fielen 630 000 Arbeitstage wegen eines Streiks aus - mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Viele Streiks im Dienstleistungssektor

Ist also alles wie gehabt? Nein. Das Streikgeschehen hat sich stark verändert. Über Jahrzehnte gab es vor allem in der Industrie Arbeitskämpfe. Doch seit einigen Jahren wird im Dienstleistungssektor deutlich öfter gestreikt als in Fabriken. Im vorigen Jahr entfielen rund 70 Prozent der Streiktage auf den Servicesektor, berichtet der WSI-Forscher Heiner Dribbusch. Wohl deshalb haben manche Menschen den Eindruck, Deutschland sei Streikland geworden. Wenn Flugzeuge am Boden, Schulen geschlossen und Briefe liegen bleiben, sind die Auswirkungen für Millionen Bürger spürbar. Dagegen ist ein Arbeitskampf in der Metallbranche für die meisten Menschen eine Nachricht, die den eigenen Alltag nicht stört.

Aufsehenerregende Ausstände gab und gibt es im Verkehrssektor, der früher fest in staatlicher Hand war. Die Öffnung des Marktes für private Wettbewerber hat Sparprogramme ausgelöst und die Einkommen unter Druck gesetzt. Zunächst begehrten insbesondere zwei Gruppen in Schlüsselpositionen dagegen auf: Piloten und Lokführer. Sie erkämpften mit ihren Berufsgewerkschaften teils hohe Zuschläge.

Nun machen auch andere Airport-Beschäftigte Druck. Im vorigen Jahr legten 200 Vorfeldlotsen und Verkehrsdisponenten den Frankfurter Flughafen lahm. In diesem Jahr erkämpften Fluggast-Kontrolleure in Köln, Düsseldorf und Hamburg höhere Gehälter. Die Erfolge der Berufsgewerkschaften haben offenbar andere Arbeitnehmer ermutigt, selbstbewusster aufzutreten. So heißt es bei Verdi, dass die Fluggastkontrolleure für ein hartes Auftreten plädiert hätten. Auch die Gewerkschaft selbst sei konfliktfreudiger geworden, schreibt der Tarifexperte Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Privatisiserungswelle bei Krankenhäusern

Insgesamt hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft im vorigen Jahr 188 neue Streiks beschlossen - so viele wie noch nie in ihrer zwölfjährigen Geschichte. 23 weitere, 2011 begonnene Arbeitskämpfe dauerten noch an. Dieser Rekord weist auf einen zweiten Trend hin: "Im Dienstleistungsbereich nimmt die Zahl der Konflikte eindeutig zu", befindet WSI-Forscher Dribbusch. Ein wichtiger Grund: Der Flächentarifvertrag, der für eine ganze Branche gilt, verliert an Bedeutung. Gewerkschaften müssen öfter in einzelnen Unternehmen Haustarifverträge erkämpfen.

Das gilt etwa für das Gesundheitswesen. Früher galt für die meisten Kliniken der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst. Die Sparpolitik des Staates und die Umstellung auf Fallpauschalen hat vor einigen Jahren eine Privatisierungswelle ausgelöst. Klamme Kommunen verkauften ihre Krankenhäuser an Privatkonzerne. Seither muss Verdi für einzelne Konzerne, oft sogar für einzelne Häuser Tarifverhandlungen führen, die oft von Streiks begleitete werden.

In Brandenburg muss Verdi auch in kommunalen Kliniken einzelne Haustarifverträge aushandeln, denn die meisten öffentlichen Krankenhäuser sind nicht mehr an den Flächentarif gebunden. Mehr Konflikte bedeuten dabei nicht automatisch mehr Streiktage. Ein Beispiel: Wenn Verdi bundesweit den Öffentlichen Dienst bestreikt, dann legen Zehntausende Staatsbedienstete die Arbeit nieder, und es fallen Tausende Arbeitstage aus. Bei einem Streik für einen Firmentarifvertrag bleibt es dagegen oft bei wenigen Hundert Ausfalltagen.

So viele Streiks wie nie

Dass Verdi im vorigen Jahr so viele Streiks beschlossen hat wie nie zuvor, zeigt für Gewerkschaftssprecher Christoph Schmitz auch: Manche Beschäftige sind eher bereit, für ihre Belange zu streiten. Das gilt nicht nur Angestellte in Schlüsselpositionen wie Fluggastkontrolleure. Einer der längsten Arbeitskämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik fand 2012 im Sparkassen-Callcenter in Halle statt: 117 Tage legten Beschäftigte die Arbeit nieder, bis das Unternehmen Mindesteinkommen von 8,50 Euro pro Stunde akzeptierte. Das gesellschaftliche Klima, meint Schmitz, hat sich zugunsten der Arbeitnehmer gewandelt, Niedrigstlöhne würden nicht mehr akzeptiert. Das hilft den Streikenden.

Auch die Verdi-Mitglieder bei Amazon haben sich in einer Urabstimmung zum Ausstand bereiterklärt. Der Online-Versandhändler zahlt derzeit rund zehn Euro pro Stunde, Verdi verlangt den Einzelhandels-Tarif von 12,18 Euro. Die Planung für einen Arbeitskampf laufen.
http://www.ksta.de/wirtschaft/streiks-deutschland-legt-die-arbeit-nieder,15187248,22753128.html

  • Chefduzen Spendenbutton