Statistisches Bundesamt: Arbeitslos und allein in die Schuldenfalle

Begonnen von Kater, 14:21:23 Di. 21.Oktober 2008

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Kater

ZitatArbeitslos und allein in die Schuldenfalle

Berlin (AP) Die Schuldenfalle schnappt statistisch gesehen am häufigsten bei arbeitslosen, allein lebenden Menschen im mittleren Alter zu. Sie stehen mit durchschnittlich 23.000 Euro in der Kreide, haben aber weniger als 900 Euro netto im Monat zum Leben. Das geht aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. In Deutschland sind laut Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände rund drei Millionen Haushalte überschuldet, weitere 1,2 Millionen von Zahlungsunfähigkeit bedroht.

Überschuldet heißt: Die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, mit ihrem Einkommen oder Vermögen laufende Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Laut der Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) hat sich die Zahl der überschuldeten Haushalte seit 1990 verdoppelt. Jeder zwölfte Haushalt in Deutschland stecke in der Schuldenfalle. Das Phänomen komme nicht nur in sozialen Randlagen vor, sondern in allen Schichten der Bevölkerung.

Allein 2007 wandten sich dem Statistischen Bundesamt zufolge 100.000 Menschen an die Gerichte, um sich dauerhaft von ihren Schulden zu befreien. Seit Ende 2007 zeichnet sich erstmals ein leichter Rückgang der Privatinsolvenzen ab, der sich 2008 verstärkte.

Seit Einführung der Insolvenzordnung 1999 wurden fast eine halbe Million Anträge auf Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens gestellt, wie der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Rolf Egeler, sagte. Jedoch erst seit 2002 wurde die Möglichkeit der gerichtlichen Schuldenregulierung für Privatpersonen stärker genutzt, nachdem der Gesetzgeber die Stundung der Verfahrenskosten einführte.

Bei 40 Prozent der säumigen Zahler Kinder betroffen

Häufigster Grund für eine Überschuldung ist bei fast 30 Prozent der Menschen, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen, Arbeitslosigkeit, gefolgt von Trennung, Scheidung oder Tod des Partners mit 14 Prozent. Zehn Prozent der hilfesuchenden Personen gerieten durch Krankheit, Sucht oder Unfall in die Schuldenfalle, weitere zehn Prozent nach einer gescheiterten Selbstständigkeit.

Besonders häufig können mit 44 Prozent allein lebende Menschen ihren Zahlungspflichten nicht nachkommen, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Sie sind damit überproportional zu ihrem Anteil an der Bevölkerung betroffen. Auch alleinerziehende Frauen zählten mit 14 Prozent mehr als doppelt so häufig zur Klientel der Schuldnerberatungsstellen, als es ihrem Anteil an allen Haushalten entspricht. Bei 40 Prozent aller Menschen, die Beratung suchten, waren auch Kinder von der Zahlungsunfähigkeit betroffen.

Vom Alter her gesehen sind die 35- bis 45-Jährigen mit 30 Prozent am häufigsten auf Schuldenberatung angewiesen. Nur selten nahmen 65-Jährige und Ältere die Beratung in Anspruch. Wenn sie es taten, waren ihre Schulden jedoch achtmal so hoch wie die der unter 25-Jährigen. Sie waren häufig durch eine gescheiterte Immobilienfinanzierung oder Selbstständigkeit verursacht.

Jüngere stehen oft bei Telefongesellschaften in der Kreide

Im Schnitt beliefen sich die Schulden pro Person 2007 auf 36.000 Euro. Rechnet man die Schulden von Immobilienbesitzern und Selbstständigen heraus, betrug die geschuldete Summe durchschnittlich 23.000 Euro, erklärte das Statistische Bundesamt.

58 Prozent der Gläubiger waren 2007 Banken. Sie vergaben Raten- und Dispositionskredite sowie Hypotheken. Bei Inkassobüros oder öffentlichen Gläubigern wie Finanzämtern hatten acht beziehungsweise sieben Prozent Zahlungspflichten. Junge Erwachsene unter 25 Jahren hatten besonders hohe Schulden bei Telefongesellschaften, Mütter mit drei und mehr Kindern bei Versandhäusern und Vermietern.

Bei 56 Prozent der überschuldeten Menschen betrug das monatliche Nettoeinkommen 2007 weniger als 900 Euro und lag damit unter der Pfändungsfreigrenze von 990 Euro.

http://www.destatis.de/

http://www.agsbv.de/

http://de.news.yahoo.com/1/20081021/tbs-arbeitslos-und-allein-in-die-schulde-f8250da.html

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