Post plant tausende Billigjobs im Paktzustelldienst

Begonnen von CubanNecktie, 18:19:46 Fr. 23.Januar 2015

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Fritz Linow

Die Arbeitskampfrichtlinie von verdi ist ein übles Gebräu aus Zentralismus und Gutsherrenart.
Beispiele:
Über die Durchführung von Arbeitskampfmaßnahmen sowie über den Aufruf zum Arbeitskampf entscheidet der Bundesvorstand.
Über die Durchführung und über die Beendigung eines Erzwingungsstreiks kann eine Urabstimmung durchgeführt werden. Die Urabstimmung ist durch den Bundesvorstand zu beschließen.
Sprechen sich mehr als 75 % der zur Urabstimmung aufgerufenen und nicht verhinderten Mitglieder für einen Streik aus, entscheidet der Bundesvorstand nach § 3 über die Einleitung und Durchführung eines Erzwingungsstreiks.
Ist dem Arbeitskampf eine Urabstimmung nach § 4 Ziffer 3 vorausgegangen, so findet grundsätzlich auch vor seiner Beendigung eine Urabstimmung statt, wenn das Verhandlungsergebnis von den Forderungen abweicht. Der Arbeitskampf ist zu beenden, wenn sich mehr als 25% der zur Urabstimmung aufgerufenen und nicht verhinderten Mitglieder für die Annahme des Verhandlungsergebnisses entscheiden.
Ist das Kampfziel erreicht oder die weitere Durchführung des Arbeitskampfes nicht mehr zweckdienlich, so beschließt der Bundesvorstand den Zeitpunkt der Beendigung des Arbeitskampfes. Die Entscheidung kann durch den Bundesvorstand widerruflich an ein nach § 5 zuständiges Gremium auf Bundes- oder Landesebene delegiert werden. Der Beschluss zur Beendigung des Arbeitskampfes kann von dem Ergebnis einer Urabstimmung oder einer Mitgliederbefragung nach § 4 abhängig gemacht werden.


Und so weiter. Die gesamte Arbeitskampfrichtlinie gibt es hier: http://workupload.com/file/4w9kFHHV
Die Konzerntarifkommission hat dem ,,Ergebnis" mittlerweile zugestimmt und ab morgen wird wieder gearbeitet.
Wie könnten nun die betroffenen Mitglieder damit umgehen?
Aus https://www.facebook.com/pages/verdi-Brief-Kiel/157874387720085 :
Zitatein Minimum an demokratischem Verhalten seitens Verdi wäre, eine URABSTIMMUNG zu diesem Ergebnis durchzuführen. Ansonsten fordere ich den sofortigen Rücktritt von Bsirske und Kocsis, die uns mit diesem Resultat verraten haben und endlich den Start einer tiefgreifenden Umstrukturierung von Verdi hin zu einer demokratischen gewerkschaft, die Wert auf die Meinung ihrer Mitglieder legt und ihre Vorgehensweise an diesen ausrichtet, anstatt sie als Zahlvieh zu missbrauchen. Und ich hoffe, dass unsere aktiven Verdianer in den Betriebsräten und wo auch immer, den Mut haben und sich dazu entscheiden, mit dieser verdispitze zu brechen und mit darum zu kämpfen, eine wirklich starke basisorientierte Gewerkschaft zu schaffen, die sich den immer schärferen Auseinandersetzungen mit der Konzernspitze mutig in den Weg stellt, anstatt die Basis mit solchen Deals wie heute ein ums andere Mal zu verraten.
ZitatVielleicht sollte man wieder eine eigene Postgewerkschaft gründen, wie die Eisenbahner mit der GDL!
ZitatBetreff: Beschwerde wegen Verstoß gegen die Arbeitskampfrichtline § 9
Liebe Kolleginnen und Kollegen des KuB, (Kontroll- und Beschwerdeausschuss)
mit der Beendigung des Arbeitskampfes bei der Post wurde gegen den § 9 der Arbeitskampfrichtlinie verstoßen. Weder das Kampfziel wurde erreicht, noch gibt es einen zweckdienlichen Grund zur Einstellung des Arbeitskampfes. Ziel der Beschwerde ist die Einhaltung der Regel des § 9 der Arbeitskampfrichtlinie durchzusetzen.

Egal, was man jetzt macht: wichtig ist, dass die Funktionäre von verdi mit dieser Scheiße nicht durchkommen, dass es nicht in Vergessenheit gerät und dass das Ergebnis nicht schöngeredet werden kann. Wenn nebenbei noch unabhängige Strukturen entstehen, umso besser. Ansonsten natürlich spätestens ab jetzt nur noch Dienst nach Vorschrift.

Rudolf Rocker

Ich fürchte, es werden jetzt nur jeder Menge Leute aus der Gewerkschaft austreten, aber ansonsten wird sich nichts ändern.
Ich dachte bisher immer, das diese Urabstimmungen zwingend erforderlich sind, um einen Arbeitskampf beginnen bzw. beenden zu können.

Fritz Linow

Um wenigstens online seine Unzufriedenheit über die Diktatur der Verdifunktionäre auszudrücken, kann man hier eine Petition unterzeichnen:
https://www.change.org/p/alle-urabstimmung-%C3%BCber-den-tarifabschluss-bei-der-post
ZitatUrabstimmung über den Tarifabschluss bei der Post
Der Tarifabschluss bei der Deutschen Post DHL hat in eklatanter Weise die vorgeblich demokratische Ausrichtung der Gewerkschaft Verdi verletzt. Der Abschluss ist ein Dolchstoß ins Herz der aller organisierten Beschäftigten. Die Verdi-Spitze hat einmal mehr gezeigt, dass sie nicht im Namen der Basis handelt, sondern aus opportunistischen Gründen einen Deal mit der Konzernspitze bevorzugt. Die Verdi-Spitze hat mit diesem Abschluss der Gewerkschaftsbewegung und allen Beschäftigten einen auf unabsehbare Zeit  irreparablen Schaden zugefügt und Konzernen wie der Deutschen Post einen Freifahrtschein für die Fortsetzung ihrer undemokratischen, asozialen und menschenverachtenden Politik ausgestellt. Sie hat nicht nur die organisierten Beschäftigten innerhalb der Post verraten und verkauft, sondern ein Signal an Beschäftigte in allen gesellschaftlichen Bereichen gesendet, dass ein Kampf für eine soziale, gerechte Politik sowie Mitbestimmung in den Betrieben von der verdi-Spitze nicht unterstützt wird.

Wir fordern deshalb:

1. eine sofortige Urabstimmung über den Tarifabschluss

2. sofortiger Rücktritt der Verhandlungsdelegation um Andrea Kocsis

3. Sofortiger Rücktritt der gesamten Tarifkommission, die diesen Abschluss einstimmig angenommen hat

4. ein sofortiges Veto seitens des Verdi-Bundesvorstands gegen diesen Abschluss - oder alternativ den sofortigen Rücktritt des gesamten Verdi-Bundesvorstands

Rappelkistenrebell

Poststreik ist beendet - Ein Streik mit wichtigen Teilerfolgen


Streikende Postlerinnen und Postler vor einigen Tagen in Hamburg (rf-foto)

07.07.15 - Der unbefristete Poststreik endet nach vier Wochen am heutigen Dienstag mit wichtigen Teilerfolgen. 400 Euro Einmalzahlung zum 1. Oktober 2015, eine Lohnerhöhung von 2 Prozent zum 1. Oktober 2016 und weiteren 1,7 Prozent zum 1. Oktober 2017. Ein wichtiger Erfolg des Streiks stellt dar, dass die diesjährigen Auslerner unbefristet in Vollzeit übernommen werden.

Zu den erkämpften Zugeständnissen gehört auch, dass die Post bis 2019 die bisherigen Paketzusteller nicht kündigen, sondern ihnen einen Arbeitsplatz ,,garantieren" muss. Das gilt ebenso für die Kollegen in der ,,Brief- und Verbundzustellung". Insofern ist es gelungen, einen bestimmten Bestandsschutz der Arbeitsplätze für die Postbeschäftigten durchzusetzen. Das war ein wesentlicher Ausgangspunkt des Streiks der Postbediensteten, der sehr entschlossen und in Verbindung mit kämpferischen Demonstrationen und Kundgebungen durchgeführt wurde. An ihm beteiligten sich rund 18.000 Beschäftigte in bundesweit 83 Briefverteilzentren und der Zustellung. Der Postvorstand wollte die Lohnstruktur zerschlagen, das ist ihm nicht gelungen. Eine Einschränkung für die Postkollegen ist, dass die Auslagerung der Paketzustellung in Regionalgesellschaften bestehen bleibt und damit die schlechtere Bezahlung und die längere Arbeitszeit dort. Auch konnte die geforderte Arbeitszeitverkürzung von 38,5 auf 36 Stunden nicht errungen werden. Dafür wäre der volle Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft notwendig gewesen.

Dass die Kolleginnen und Kollegen dazu bereit waren, wurde uns aus vielen Streikberichten vor Ort bestätigt. Streikende des Briefverteilungszentrums in Essen sagten: ,,Es geht uns vor allem gegen die Auslagerung der Arbeit in eigens von der Post gegründete Tochterfirmen zu schlechteren Arbeitsbedingungen und Löhnen."  ,,Wir kämpfen nicht nur für uns", sagt eine Kollegin die seit 18 Jahren bei der Post ist . Wir kämpfen auch für die Jugendlichen." Und aus Hamburg berichtete unser Korrespondent:

"Am Freitag, den 3.Juli, folgten über 3.500 Kolleginnen und Kollegen der Post aus den Orten der Wasserkante einem Aufruf ihrer Gewerkschaft ver.di und führten eine sehr kämpferische Demonstration durch. 'Wir haben unseren Streik begonnen als die Spargelzeit begann, jetzt ist Erdbeerzeit – und wir können ihn auch weiterführen bis es Lebkuchen gibt', hieß es unter tosendem Beifall der Streikenden. '30 000 streiken schon, 110 000 warten noch', stand da auf einem der Schilder, und viele forderten den vollen Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft."

In ihrem Streik rückten zunehmend politische Fragen in den Brennpunkt – gegen ihren Willen setzte der Postvorstand Beamte als Streikbrecher ein und wurden für Streikbrecherarbeiten aus dem Ausland Aushilfen angekarrt, die dann in Containern für 300 Euro Miete im Monat untergebracht waren. Die Forderung nach einem allseitigen, vollständigen und gesetzlichen Streikrecht gewinnt an Bedeutung.

In den Medien wird zum Teil versucht, das Streikergebnis der Postkollegen einseitig als Niederlage darzustellen – so titelt die ,,Welt" vom 6. Juli 2015 ,,ver.di muss sich geschlagen geben". Ganz offensichtlich soll mit solcher verzerrenden und einseitiger Darstellung des Ergebnisses dem zunehmend kämpferischen Bewusstsein unter den Mitgliedern verschiedener Gewerkschaften entgegenwirkt werden. Streiks sollen einfach nicht als erfolgversprechende Kampfmaßnahme erscheinen. Doch dass sie das sind, ist eben auch im Abschluss zur Post zu erkennen.


Quelle

http://www.rf-news.de/2015/kw28-ii/poststreik-ist-beendet-ein-streik-mit-wichtigen-teilerfolgen



Gegen System und Kapital!


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Kuddel

ZitatEin Streik mit wichtigen Teilerfolgen
ZitatEin wichtiger Erfolg des Streiks...
ZitatDafür wäre der volle Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft notwendig gewesen.

Wat fürn Blabla und dämliches Gewäsch!

Die 1000ste Niederlage unter gewerkschaftlicher Führung und immer wieder wird davon gelabert, wie erfolgreich es war und daß die Gewerkschaft nur bewegt werden muß sich kämpferischer zu verhalten. Seit Jahrzehnten die gleiche Leier und kein Versuch neben diesem verrotteten Drecksverein unabhängigen Diskussions- und Kampfstrukturen zu entwickeln.

Rudolf Rocker

ZitatPoststreik ist beendet - Ein Streik mit wichtigen Teilerfolgen
Das hätte man eigentlich bei "Witz des Tages" posten sollen!
Ein weiteres Zeichen dafür, das die MLPD die Zeichen der Zeit nicht mehr erkennt!


ZitatIn den Medien wird zum Teil versucht, das Streikergebnis der Postkollegen einseitig als Niederlage darzustellen – so titelt die ,,Welt" vom 6. Juli 2015 ,,ver.di muss sich geschlagen geben". Ganz offensichtlich soll mit solcher verzerrenden und einseitiger Darstellung des Ergebnisses dem zunehmend kämpferischen Bewusstsein unter den Mitgliedern verschiedener Gewerkschaften entgegenwirkt werden. Streiks sollen einfach nicht als erfolgversprechende Kampfmaßnahme erscheinen. Doch dass sie das sind, ist eben auch im Abschluss zur Post zu erkennen.

Das ist an Dümmlichkeit kaum zu überbieten! >:(


Rappelkistenrebell

ich teile die Einschätzung der MLPD dazu auch nicht. Es ist seitens der Führung ein Messer in den Rücken der streikenden Kollegen gerammt werden. Die Minimalerfolge sind bei genauerer Betrachtung ein Phyrussieg....was sich die Genossen dabei jetzt blos gedacht haben.... ???
Gegen System und Kapital!


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Rudolf Rocker

ZitatLanger Vorrede kurzer Sinn: Wie ist die Einigung zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Deutschen Post AG einzuschätzen? Um es auf den Punkt zu bringen – es ist ein Trauerspiel: eine Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro zum 1. Oktober 2015 sowie Lohnerhöhungen zum 1. Oktober 2016 um 2,0 Prozent und zum 1. Oktober 2017 um weitere 1,7 Prozent, so steht es auf der Internet-Seite von Verdi. Dazu ein ,,umfassendes Sicherungspaket", das folgendes beinhaltet: Schutz für alle Beschäftigten vor betriebsbedingten Kündigungen und Änderungskündigungen bis Ende 2019. ,,Zudem wird die Fremdvergabe in der Brief- und Verbundzustellung bis zum 31. Dezember 2018 ausgeschlossen." Weiter heißt es: ,,Es sei nicht gelungen, die Deutsche Post AG von einer Rücknahme der DHL Delivery GmbHs zu überzeugen. <<Aber es ist uns gelungen, die verbleibenden Paketzusteller in der Deutschen Post AG dauerhaft abzusichern.>>" Die Sicherung besteht also, auf Deutsch gesagt, in der Erlaubnis, auch die nächsten Jahre weiter für die Post schuften zu dürfen zu etwas besseren Konditionen, als sie die Kollegen von der Logistikbranche zu ertragen haben.
http://www.flassbeck-economics.de/verdi-mit-dem-ruecken-zur-wand/


ZitatDer Ausstand ist beendet, es bleibt der Frust. Viele Postmitarbeiterinnen und -mitarbeiter fragen sich, wofür sie die vergangenen Wochen eigentlich gestreikt haben. Denn was die Gewerkschaft Verdi mit dem Postvorstand ausgehandelt hat, gleicht einer Kapitulationserklärung. Nach dem desaströsen Ende des Kitastreiks nun also die nächste Pleite.
Erneut enttäuscht die Gewerkschaft ihre Mitglieder. Freuen können sich hingegen die Aktionäre: Der Postvorstand kann an seinen aberwitzigen Renditezielen festhalten – auf Kosten der Beschäftigten. Die Postaktie machte direkt einen Freudensprung.
http://www.taz.de/Kommentar-Post-Streik/!5209956

Fritz Linow

Die Konzerntarifkommission, die dem "Ergebnis" einstimmig zugestimmt hat, wird alle vier Jahre gewählt. Damit ist nach Meinung von verdi einem demokratischen Entscheidungsprozess ausreichend Raum gegeben und es kann auf eine Urabstimmung der Mitglieder verzichtet werden.
Im Geschäftsbericht von 2011 bis 2014 sind die Mitglieder der Konzerntarifkommission aufgelistet. Einige sind ausgeschieden, andere sind hinzugekommen. Wohl erst im nächsten Geschäftsbericht 2018 wird man genau erfahren, wer in der aktuellen Kommission saß und die Interessen der Beschäftigten verraten hat. Höchstwahrscheinlich sind die Posten aber ziemlich konstant.
Auffällig ist alleine schon beim oberflächlichen Recherchieren, wieviele Betriebsratsvorsitzende und Betriebsratsmitglieder sich da so tummeln. Da ein Betriebsrat dem Betriebsfrieden verpflichtet ist, muss man sich also überhaupt nicht wundern, wenn den Managern gerne entgegengekommen wird. Fazit: Der DGB ist nicht reformierbar oder kämpferischer zu machen. Dem stehen die Strukturen entgegen (,was jetzt aber auch nicht wirklich neu ist).


https://psl.verdi.de/++file++553e3727890e9b6f3c000999/download/GB%202011%20bis%202014%20_FINAL.pdf
ZitatAndrea Becker
Renate Birkel
Alexander Blumrich
Christine Boettcher
Petra Bothner
Sonja Budig
Klaus-Dieter Burk
Wolfgang Bürger
Silke Busch
Petra Duschka
Norman Eiser
Hilda Feige
Simon Fijalkowski
Vera Guderian
Gabriele Gülzau
Hans-Joachim Habl
Lothar Hadlich
Wolfgang Hahn
Thomas Hampel
Thomas Held
Robert Hoff
Helmut Keller
Walter Kesseler
Helmut Klink
Walter Kloss
Kerstin Kobluhn
Thomas Koczelnik
Heidi Kröll
Ulrike Lennartz
Gabriele Lindner-Herling
Michael Meissner
Athina Mitani
Dieter Pleyer
Jessica Quinten
Hans-Joachim Raesfeld, von
Johannes Räderer
Regina Rohde
Friedhelm Rosskothen
Hans-Peter Röver
Matthias Salzmann
Sabine Schielmann
Isabell Senff
Jutta Sisterhenn
Karl-Friedrich Sude
Lydia Taubert
Bärbel Triebswetter
Helga Thiel
Frank Wagenpfeil
Stefanie Weckesser
Stefanie Webers
Hermann Zilk
Iris Arens
Regina Barnitzke  

Eine kleine eklige Kostprobe:
Vera Guderian war bis Juli 2013 in der Konzerntarifkommission. Seit August 2013 ist sie Niederlassungsleiterin und Chefin von 3000 Postlern. Wie vetritt man eigentlich die Beschäftigten, wenn gleichzeitig die Beförderung winkt?
http://www.giessener-anzeiger.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/post-powerfrau_14413382.htm

Kuddel

Ich hätte ja nicht gedacht, daß die Korruption sooo offensichtlich ist.
Die versuchen ja nichteinmal etwas zu vertuschen. Halten sich wohl für alternativlos. :rolleyes:

Rudolf Rocker

Und bei der nächsten Versammlung heulen sie dann wieder über den Mitgliederschwund!
Man merkt bei diesem ganzen DGB- Haufen die Nähe (bzw. personelle Überschneidung) zur SPD!
Je korrupter die SPD wird, um so schlimmer wird es auch bei den DGB Gewerkschaften! >:(


ZitatErste (vernichtende) Kommentare zur Tarifeinigung
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistungen/post/tarifverhandlungen-2015-warnstreiks-bei-der-post-ag-ab-1-april/


Fritz Linow

Zitat von: Kuddel am 09:37:16 Do. 09.Juli 2015
Ich hätte ja nicht gedacht, daß die Korruption sooo offensichtlich ist.
Folgende Personen waren oder sind in der Konzerntarifkommission, die das Verhandlungsergebnis durchgewunken hat, und gleichzeitig im Aufsichtsrat:
Sabine Schielmann: Mitglied der Geschäftsführung des Gesamtbetriebsrats Deutsche Post AG
Helga Thiel: Stellvertretende Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats Deutsche Post AG
Stefanie Weckesser:Stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats Deutsche Post AG, Niederlassung Brief, Augsburg

Als Aufsichtsratsvergütung im Jahr 2011 hat Frau Sabine Schielmann 44.000 EUR erhalten, Frau Helga Thiel 71.000 EUR und Frau Stefanie Weckesser 70.000 EUR.
http://www.dpdhl.com/reports/2011/geschaeftsbericht/corporate-governance/verguetung-aufsichtsrat.html

Angeblich werden diese Vergütungen an die Gewerkschaft weitergeleitet. Kann man glauben oder auch nicht.

Rappelkistenrebell



Aus: Ausgabe vom 11.07.2015, Seite 5 / Inland
Sub-Sub-Sub-Unternehmer
Deutsche Post beschäftigt Fahrer als Selbständige – zeitweise auch unseren Autor. Seine Erfahrung: unmögliche Tourenpläne, Zeitdruck und schlechte Bezahlung

Von Sam Isa

Der jüngste Tarifabschluss bei der Deutschen Post AG ändert nichts an den Bedingungen für Beschäftigte der Niedriglohntochter DHL Delivery GmbH und für eine Schar von Subunternehmern und Scheinselbständigen, die ohne jeden Schutz oder arbeitsrechtliche Absicherung rund um die Uhr im Auftrag der Post als Fahrer oder Paketzusteller unterwegs sind. Auch der Lohnsenkungsdruck, der durch die ausgegliederten Regionalgesellschaften noch weiter steigen dürfte, wird sich auf die Verträge mit externen Vertragspartnern durchschlagen. Dabei ist deren Situation schon jetzt prekär.

Grund genug, sich die Sache aus der Nähe anzusehen, als sich die Gelegenheit ergab. Ein guter Freund, der für einen Subunternehmer der Post als Fahrer tätig ist und laut »Arbeitsvertrag« für über 50 Stunden in der Woche deutlich unter 1.000 Euro brutto im Monat nach Hause bringt, konnte wegen eines Arbeitsunfalls mit Krankenhausaufenthalt vorübergehend nicht selbst am Lenkrad sitzen. Aus Angst vor Auftragsentzug bat er mich inständig, kurzfristig seine Tätigkeit auszuführen und begleitete mich trotz Krankmeldung als sach- und ortskundiger Beifahrer auf den Touren. So war ich im Frühjahr 2015 drei Wochen lang bei einem sogenannten Vertragspartner der Deutschen Post AG tätig.

Los ging es täglich um sieben Uhr morgens. Nach einer halbstündigen Fahrtzeit – die nicht entlohnt wurde – musste das Fahrzeug beladen werden. Ich habe verschiedene Firmen mit Briefsendungen beliefert, danach mussten die Ablagekästen für die Briefzusteller in den Stadtteilen aufgefüllt werden. Laut Tourenplan der Deutschen Post waren für die Zeit zwischen neun und elf Uhr morgens vier verschiedene Touren angesetzt. Also muss man zeitgleich an vier verschiedenen Orten sein. Da das beim besten Willen nicht möglich ist, sind die Fahrer einem enormen Zeitdruck ausgesetzt, der eine ganze Serie riskanter Aktionen in Gang setzt.

Um einen Mahnanruf des gestressten, auf die Sendungen wartenden Briefzustellers zu vermeiden, musste ich regelmäßig auch Falschparken in Kauf nehmen. Mögliche Bußgelder muss der Fahrer aus eigener Tasche zahlen. Durch diesen von der Deutschen Post verursachten Zeitdruck wird der Fahrer letztlich zu einer Gefährdung im Straßenverkehr. Die für den Vormittag veranschlagte letzte, also fünfte Tour, sollte laut Plan der Post um 11:01 Uhr fertig sein – in der Praxis war sie jedoch nie vor zwölf Uhr beendet. Um 15.00 Uhr ging der Arbeitstag mit einer halbstündigen, wiederum unbezahlten Fahrt weiter. In den Runden am Nachmittag wurde die Briefkastenleerung erledigt. Gegen 20.00 Uhr war Feierabend.

Wer Glück hat, kann an so einem Arbeitstag von sieben Uhr morgens bis 20.00 Uhr bis zu drei Stunden Pause machen. Es gibt aber auch Menschen, die nachts überregionale Fuhren zwischen großen Briefzentren bewältigen und zusätzlich tagsüber Briefkästen leeren. Einen geregelten Schlaf finden sie nicht, manche schlafen zwischendurch stundenweise im Fahrzeug. »Top-Arbeitgeber Deutsche Post AG« steht auf den Plakaten zu lesen, die das Post-Management für viele Millionen Euro an Briefzentren anbringen ließ. Absicherungen und Errungenschaften der Arbeiterbewegung wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Krankengeld oder Weihnachtsgeld sind für die modernen Tagelöhner allerdings nicht vorgesehen. Der tatsächliche Stundenlohn liegt weit unter dem offiziellen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro. Das gilt nach meinem Überblick auch für andere »Vertragspartner« der Post.

Erklärtes Ziel der Deutschen Post AG ist es, die Gewinne bis 2020 von derzeit drei auf fünf Milliarden Euro zu steigern. Dazu sollen die Lohnkosten radikal gesenkt werden. Außerdem wird die Belegschaft gespalten. Dass dies weit fortgeschritten ist, zeigt der starke Einsatz von prekär Beschäftigten, eigens angeheuerten Leiharbeitern und Helfern als Streikbrecher in den vergangenen Wochen. Der Bund ist mit 21 Prozent der größte Anteilseigner des Post-Konzerns. Die Bundesregierung hätte die Macht, die zunehmende Fremdvergabe über Ketten von Subunternehmen zu stoppen. Offensichtlich denkt sie nicht daran. Eine sozialdemokratische Arbeitsministerin, die den Mindestlohn anpreist, kann diesen nicht einmal hier durchsetzen.

Quelle


https://www.jungewelt.de/2015/07-11/031.php


Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Fritz Linow

Im oben erwähnten Geschäftsbericht von Verdi findet sich auf Seite 89 dieser schöne Absatz:

ZitatEs ist festzustellen, dass es immer schwieriger wird, Tarifverträge allein über den Verhandlungsweg,
ohne die Androhung von Arbeitskampfmaßnahmen, abzuschließen. Die Bereitschaft der
Kolleginnen und Kollegen, ihre Forderungen über den Weg von Arbeitskampfmaßnahmen zu
erstreiten, befindet sich weiterhin auf einem hohen Niveau
. (...)
Bei zwei Arbeitskämpfen war es sogar notwendig, die Urabstimmung für unbefristete Streikmaßnahmen
einzuleiten, bevor ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt wurde. In einem Fall
hat ein Arbeitgeber das Mittel der Aussperrung gegen Kolleginnen und Kollegen angewandt.
Nach Arbeitskampfmaßnahmen von ver.di konnte hier ebenfalls ein Tarifergebnis erzielt werden.

https://psl.verdi.de/++file++553e3727890e9b6f3c000999/download/GB%202011%20bis%202014%20_FINAL.pdf

Verdi weiß also schon seit langem, dass die Streikbereitschaft hoch ist. Mehrmals wurde gesagt, dass das Angebot der Post nicht verhandlungsfähig sei. Laut der Erkenntnis aus dem Geschäftsbericht wäre es nun notwendig gewesen, eine Urabstimmung einzuleiten. Das ist nicht geschehen, weil Verdi von vornherein das Angebot für verhandlungsfähig gehalten hat. So geht Verarschung.

BGS

"Verarschung" wird meines Erachtens in Deutschland groß geschrieben. Schon immer.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

admin

ZitatBundesagentur prüft wohl Vorgehen der Post beim Streik

Die Bundesagentur für Arbeit prüft, ob während des Streiks bei der Deutschen Post Arbeitslose unrechtmäßig als Streikbrecher in Postbetriebe vermittelt wurden. Das teilte das Arbeitsministerium auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag mit, die der Welt vorliegt. Bei Arbeitskämpfen hat sich die Bundesagentur neutral zu verhalten, betont das Ministerium. Sie darf weder Arbeitslose gegen ihren Willen in Betriebe mit Arbeitskampf vermitteln noch die Streikenden mit Arbeitslosengeld unterstützen.

Die Arbeitgeber sind verpflichtet, einen Streik bei der Agentur für Arbeit zu melden. Dieser gesetzlichen Streikmeldepflicht sei die Deutsche Post AG aber in dem jüngsten Arbeitskonflikt nicht im vollen Umfang nachgekommen, kritisiert die Arbeitsmarktpolitikerin der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann. Nach Angaben des Ministeriums lagen der Bundesagentur 1.539 Streikanzeigen aus Post-Niederlassungen vor. Doch in Baden-Württemberg wurden nur 14 Warnstreiks angemeldet, aber kein einziger unbefristeter Streik. Dabei waren dort nach Angaben von Ver.di Anfang Juli über 4.000 Postbeschäftigte im unbefristeten Ausstand. Für weitere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern könne nicht zwischen Warnstreik und unbefristetem Streik unterschieden werden.

   Die Linke-Politikerin Zimmermann fordert nun Aufklärung von der Bundesregierung. "Streiks bei der Arbeitsagentur nicht zu melden ist kein Kavaliersdelikt", sagte Zimmermann der Welt. "Erwerbslose dürfen nicht als Streikbrecher missbraucht werden." Die Vize-Fraktionschefin der Linken forderte zudem, Verstöße härter zu ahnden. Ein Verstoß gegen die Anzeigepflicht ist derzeit nur eine Ordnungswidrigkeit und kann eine Geldstrafe von maximal 2.000 Euro nach sich ziehen. Zimmermann forderte, die Vermittlung in bestreikte Betriebe oder der Einsatz von Leiharbeitern als Streikbrecher müssten grundsätzlich verboten werden.

   Der vierwöchige Arbeitskampf bei der Post wurde mit harten Bandagen ausgefochten. Die Post setzte Beamte, Leiharbeiter und Aushilfskräfte wie Ferienjobber ein, um die Streikenden zu ersetzen, Mitarbeiter aus der Verwaltung wurden in die bestreikten Postzentren versetzt und auch am Sonntag zur Arbeit aufgerufen.
http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Bundesagentur-prueft-Vorgehen-der-Post-beim-Streik-Zeitung-4424882

Fritz Linow

Da werden jetzt juristische Spitzfindigkeiten herangezogen, bei denen Politiker unter Schnappatmung ihre Empörung zeigen können. Appel zahlt die einkalkulierten ca. 200.000 EUR und zeigt den Stinkefinger.
Die bei der Post hauptsächlich vertretene Gewerkschaft sollte nun ehrlich sein und die Niederlage eingestehen und nicht das Ergebnis auch noch schönreden, eine Niederlage, die durch Glaube an die Sozialpartnerschaft und durch ein krasses Demokratiedefizit inklusive Korrumpierbarkeit zustande kam.
Die betroffenen Beschäftigten sollten aber vielleicht auch mal ein deutliches Zeichen von sich aus geben, dass es so nicht weitergehen kann und v.a. nicht weitergehen wird angesichts der neuen und ungewohnten Qualität eines Arbeitskampfes bei der Post. Das kann auch gerne mal aus Eigeninitiative heraus geschehen und abseits der üblichen Streikfolklore. Sortieranlagen sind schließlich auch nur Menschen.

Fritz Linow

Hier ein ganz angenehmes Radiointerview mit einem Mitglied der Konzerntarifkommission, das letzlich mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Es dauert knapp 22 Minuten und lief auf Radio Böckler Platz aus Köln.
https://soundcloud.com/thomas-l-ber-1/poststreik-gespr-ch-mit-thomas
Ab der 14 Minute wird es interessant. Vorher wird natürlich das Ergebnis gepriesen.

Die Organisierung einer Urabstimmung hätte angeblich drei Wochen gedauert. Soviel Zeit sei nicht vorhanden gewesen.
Selbst bei dieser Größenordnung des Streiks und der Anzahl der Mitglieder sollte eine Urabstimmung eigentlich schneller als in drei Wochen erledigt sein.

Am Sonntag, den 5.7., haben Post und Verdi um 20:00 in einer gemeinsamen Pressekonferenz die Einigung verkündet. Die Konzerntarifkommission hat aber erst gegen 22:30 einstimmig zugestimmt. Sie konnte gar nicht mehr dagegen stimmen, selbst wenn sie es gewollt hätte. Als Mitglied einer solchen Kommission würde ich mich doch sehr verarscht fühlen. Oder aber es war sowieso schon längst alles klar.

Parallel zum Erzwingungsstreik hatte Verdi wegen des Vertragsbruchs eine Klage gegen die Post um die Rücknahme der Delivery-Gesellschaften eingereicht. Als Bestandteil des Tarifvertrages wurde diese Klage nun umgehend eingestellt. Verdi versucht also auch nicht mal mehr den Rechtsweg.

Ein lustiges Verhandlungsergebnis, das immer wieder hervorgehoben wird, ist, dass die Delivery-Beschäftigten zur Post zurückkehren könnten, wenn Delivery insolvent geht. Wieso sollte Delivery in den nächsten Jahren insolvent gehen?

Und sonst so?
Die Postaktie ist in der letzten Woche kräftig gestiegen.
Amazon, der Premiumkunde der Post, plant einen eigenen Lieferservice. http://boerse.ard.de/aktien/geht-bei-amazon-bald-die-eigene-post-ab100.html Vielleicht könnte Delivery deswegen insolvent gehen.
Der Blog ,,Paketdrohnen - Blog der unabhängigen Betriebsgruppe im DPD-Depot Duisburg" https://paketdrohnen.wordpress.com/ sieht recht vielversprechend aus. 

Tiefrot

@Fritz, gibts das Interview auch wo ohne Flash ?  :)
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Fritz Linow

Ich hätte nur noch den hier:

https://www.facebook.com/verdibglejhub/posts/716412831838631

BGS

Leider wird "Delivery" auf den Knochen seiner "Mitarbeiter" wohl noch mehr Profite gerieren, als die Post.

Wer sich nicht (rechtzeitig dagegen) wehrt, lebt verkehrt. "Delivered" = geliefert.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Fritz Linow

Hier ist ein Interview von heute mit der Verhandlungsführerin Andrea Kocsis, nur im Mitgliedernetz von Verdi und jetzt auch hier, und mal wieder mit einer Nichantwort auf die fehlende Urabstimmung:
Zitat17.07.2015
Tarifergebnis bei der Post - Andrea Kocsis im Interview

Das Tarifergebnis bei der Deutschen Post AG wurde auch hier im Mitgliedernetz heiss diskutiert. Wie ist der Abschluss zu bewerten? Wie geht's weiter? Die Mitgliedernetzredaktion hat Andrea Kocsis, Mitglied des Bundesvorstands von ver.di und Verhandlungsführerin, gefragt. Sie nimmt hier Stellung und gibt einen Ausblick auf die anstehenden Aufgaben.
Mitgliedernetzredaktion: Wie zufrieden bist du als Verhandlungsführerin mit dem Ergebnis?

Andrea Kocsis: Ich betrachte es nach wie vor als einen großen Erfolg, dass wir die Forderungen des Arbeitgebers nach einem neuen Entgeltsystem für die Post AG wegen der angeblich zu hohen Löhne abwehren konnten. Damit behält die Arbeit bei der Post auch weiterhin ihren Wert und die Entgelte werden zwar nur moderat, aber sie werden gesteigert. Außerdem wird auch zukünftig neue Beschäftigung bei der Post AG durch weitere Einstellungen, Entfristungen und die Übernahme der Auszubildenden aufgebaut. Das hatte sich der Postvorstand komplett anders vorgestellt. Die Themen Schutz und Sicherheit haben bei unseren Mitgliedern seit vielen Jahren einen sehr hohen Stellenwert. Deshalb lag unser Schwerpunkt auf diesen Themen und dazu haben wir gute Regelungen vereinbaren können, die bis zu vier weiteren Jahren gelten. Ich bin überzeugt, ohne die Streiks wären wir niemals dahin gekommen. Alle, die jetzt behaupten, das hätten wir auch mal locker so bekommen, kann ich aus den gemachten Erfahrungen in den Verhandlungen nur sagen: Es wäre nicht so gekommen.

Viele Mitglieder äußern Enttäuschung wegen des Abschlusses, manche fühlen sich verraten und wollen sogar austreten. Kannst du diesen Frust verstehen?

Ich kann verstehen, dass es Enttäuschungen gibt. Ein Ziel wurde in der ganzen Auseinandersetzung ja schließlich auch nicht erreicht, nämlich die DHL Delivery GmbHs wegzubekommen. Das ist bitter. Aber mit Blick auf die Ausgangslage, nämlich einen Arbeitgeber, der angetreten war, die Löhne der Postbeschäftigten zu senken und damit ausschließlich kapitalmarktorientiert zu gestalten, kann ich bei diesem Ergebnis nicht nachvollziehen, wo der Verrat liegen soll. Außerdem bin ich zutiefst davon überzeugt, dass wir es nur unserer Mitgliederstärke im Betrieb zu verdanken haben, dass die Post AG vergleichsweise die besseren Arbeitsbedingungen hat. Das liegt sicherlich nicht daran, dass die Postarbeitgebervertreter eine sozialere Grundhaltung haben als andere. Da hilft ein Blick in andere Unternehmen und Betriebe in diesem Land, in denen es genau diese gewerkschaftliche Stärke nicht gibt.

Ein erklärtes Ziel des Streiks war die Wiedereingliederung der 49 Delivery GmbHs. Warum ist das nicht geglückt?

Wir haben zu keinem Zeitpunkt gegen die DHL Delivery GmbHs gestreikt, denn das wäre in Deutschland nicht erlaubt und der Arbeitgeber hätte unseren Streik verbieten lassen. Wir haben in der gesamten Auseinandersetzung die DHL Delivery GmbHs thematisiert und auch eine Verbindung zur Arbeitszeitverkürzungsforderung hergestellt. Wir haben gesagt, dass wir bereit sind, auf die Arbeitszeitforderung zu verzichten, wenn das Outsourcing rückgängig gemacht wird. Dazu war der Arbeitgeber bis zuletzt nicht bereit und wäre es wohl auch nach einer Fortsetzung des Streiks nicht gewesen. Deshalb sahen wir es als unsere Aufgabe an, die bei der Post AG weiter beschäftigten Paketzusteller besonders gut abzusichern. Das ist uns auch gelungen.

Die Deutsche Post AG hat mit der Ausgliederung Vertragsbruch begangen. Hast du keine Sorge, dass sie dies mit den jetzt erzielten Schutzvereinbarungen wieder macht?

Zunächst habe ich mir auch die Frage gestellt, wie kann man jemals wieder Verträge mit einem Unternehmen abschließen, das sich so verhält. Dann aber haben wir das Thema offensiv in die Betriebe, die Öffentlichkeit und die Politik und getragen. Ursache der harten Auseinandersetzung bis zum unbefristeten Streik war genau dieser Punkt. Ich bin überzeugt davon, dass die Arbeitgeber daraus gelernt haben und sich ein solcher Umgang mit Verträgen nicht wiederholen wird.

Warum hat die Konzerntarifkommission dem Ergebnis einstimmig zugestimmt und entschieden, dass es keine Mitgliederbefragung bzw. Urabstimmung geben soll?

Die Konzerntarifkommission und die Verhandlungskommission waren seit Beginn des Konfliktes intensiv in jede strategische Überlegung und Entscheidung eingebunden. Wir haben gemeinsam jeden Schritt durchdacht und abgewogen, was zu tun ist. Die Kolleginnen und Kollegen, die ja in diese Funktion gewählt wurden, sahen sich angesichts der vorangegangen sechs Verhandlungsrunden, in denen es zu keinerlei Fortschritt gekommen war, in der Verantwortung, den Konflikt einer Lösung zuzuführen. Das erzielte Verhandlungsergebnis erschien und erscheint nach wie vor als gutes Ergebnis.

Die Frage der Urabstimmung wurde mit dem Scheitern der Verhandlungen diskutiert. Zu diesem Zeitpunkt wäre nur über unsere Arbeitszeitverkürzungsforderung zu entscheiden gewesen. Die Urabstimmung nach dem Verhandlungsergebnis hätte dementsprechend die gleiche Fragestellung beinhaltet. Davon wurde abgesehen. Die Mitgliederbefragung dient dazu, der Konzerntarifkommission eine Meinungsbildung zu erleichtern, wenn sie sich nicht in der Lage sieht, eine Entscheidung zu treffen.

Was sind nun die nächsten Vorhaben und Ziele? Welche Perspektive gibt es für die Delivery-Beschäftigten? Und wie kann weiter auf die Deutsche Post AG und die Bundesregierung als Anteilseigner Druck gemacht werden?

Der gesamte Konflikt hat nicht nur eine tarifpolitische Dimension. Darüber hinaus gibt es weitere Themen wie die Aushöhlung des Streikrechts durch den missbräuchlichen Einsatz von Leiharbeitnehmern und Werkverträgen, die Sonntagsarbeit, der Beamteneinsatz, die Rolle der Arbeitsagenturen beim Streik und mehr. Auch die Rolle der Politik wird im Nachgang zu bewerten sein. Dort haben wir viel Solidarität erfahren, aber trotzdem bleibt die Frage offen, ob der größte Anteilseigner Bund eher ein Interesse an einer hohen Dividende oder an guten Arbeitsbedingungen hat.

In den Delivery GmbHs werden wir alles dran setzen, dass sich dort Betriebsräte bilden, die betriebliche Regeln aufstellen, um dort Beschäftigte vor einem Rund-um-die-Uhr Einsatz zu schützen. Darüber hinaus werden wir uns weiter mit der Frage befassen, was wir tarifvertraglich dort regeln wollen. Dabei ist eines schon heute klar: am Ende wird es auf die Durchsetzungsfähigkeit ankommen, und die ist nur gegeben, wenn sich die Kolleginnen und Kollegen organisieren.

Fritz Linow

An einer klammen Streikkasse kann der abrupte Abbruch jedenfalls nicht gelegen haben:

Zitat...Ver.di will die Kosten für die Streiks nicht beziffern. Jedes Jahr würden acht Prozent der Beitragseinnahmen zurückgelegt, das seien rund 32 Millionen Euro. Niemand müsse sich Sorgen machen, dass ver.di das Geld ausgehe...

http://www.neues-deutschland.de/artikel/978497.ver-di-mehr-streiks-wegen-angriffen-von-unternehmern.html

Kuddel

Es ist erfreulich, daß sich die Wogen zum Verrat am Poststreik noch immer nicht geglättet haben.
Man hat es nicht schlucken können und wollen. In einem anderen Forum wurde heute gepostet:
ZitatIch habe noch zu vielen ehemaligen Kollegen, die noch aktiv bei der Post arbeiten, Kontakt. Und jeder sagt dasselbe, nämlich Verarsche hoch drei.

Fritz Linow

Neben der üblichen Internetmaulerei gibt es mittlerweile konkrete Entwürfe zu den Arbeitskampfrichtlinien, insbesondere zur Urabstimmung, die von der Basis kommen und zum nächsten Verdi-Bundeskongress im Herbst zur Diskussion gestellt werden sollen. Das steckt alles noch in den Kinderschuhen und es wäre nicht verwunderlich, wenn es von oben im Keim erstickt wird. Aber besser als nichts.
Bundeskongress: https://www.verdi.de/presse/bundeskongress


Kuddel

ZitatGegen die Wand. Der Poststreik endet mit Frust und Enttäuschung

Sonntag, 5. Juli: Nach vier Wochen Poststreik wird wieder verhandelt. Tausende Kolleg_innen hängen gespannt an den Nachrichtenkanälen: Geht der Kampf weiter oder wird ver.di einknicken? Viele von uns befürchten Schlimmes. Und dann die traurige Gewissheit: ver.di hat unterschrieben, der Streik ist vorbei, das Streikziel verfehlt. Die Post kann sich freuen, ihre Aktien steigen sofort. In den sozialen Netzwerken häufen sich empörte Kommentare enttäuschter Kolleg_innen...
Artikel von Patti Schmitz (pdf), Postzustellerin in einer mittelgroßen Stadt in Westdeutschland

http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2015/07/post2015_patti.pdf

xyu

ZitatLiebe Kolleginnen und Kollegen,

das ,,Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di" lädt gemeinsam mit "ver.di Linke NRW" zu einem bundesweiten Vernetzungstreffen am 30. August in Dortmund ein.
Wir wollen Bilanz aus den verschiedenen Tarifrunden und Arbeitskämpfen in diesem Jahr ziehen. Insbesondere wird es eine kritische Diskussion zum Streikabbruch und dem schlechten Abschluss bei der Post geben. Wir werden auch die bisherige Bilanz und das ,,Wie weiter" für den Kampf für eine Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe diskutieren. Zudem wird von den Erfahrungen des elftägigen Streiks für mehr Personal an der Berliner Charité berichtet.
Das Treffen soll zur Vorbereitung auf den ver.di Bundeskongress im September 205 sowie für die Forderungsdiskussion zur Tarifrunde Bund und Kommunen 2016 dienen.
Außerdem wollen wir erste Überlegungen anstellen, wie sich kritische AktivistInnen in ver.di effektiver zusammen schließen können, um sich für einen kämpferischen Kurs ihrer Gewerkschaft einzusetzen.

Wann: Sonntag, 30. August, 11 bis 16 Uhr
Wo: Dortmund (Tagungsraum wird in Kürze bekannt gegeben)

Bitte meldet euch hier an:
info@netzwerk-verdi.de

Oder schreibe eine Nachricht auf der facebook-Seite des Netzwerks:
www.facebook.com/netzwerkverdi

(Beides auch für Rückfragen verwenden)

Mit solidarischen Grüßen,

Angelika Teweleit
(für den SprecherInnenrat des ,,Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di")

Fritz Linow

Hier eine gute Einordnung von Netzwerkinfo der Gewerkschaftslinken Nr. 56 vom August 2015 zum Poststreik:

http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2015/08/info56.pdf

Zitat...Das Ergebnis liegt auf der Linie der letzten zwanzig Jahre: Die Post darf die Strukturen weiter zulasten der Belegschaft ändern, lediglich die alten Arbeitsverhältnisse werden schlecht und recht abgesichert. Aber mit diesem Kurs haben die Vorläufergewerkschaft DPG und jetzt Ver.di den Vorstand so stark und frech gemacht, dass er sich traut, die Vereinbarungen zu brechen. Die KollegInnen wurden so schwach gemacht, dass sie erst wieder lernen mussten zu kämpfen. Das wurde jetzt auch noch verschenkt...
...Wir müssen eine Alternative zur Politik der Begleitung des Niedergangs entwickeln und in der Gewerkschaft durchsetzen. Eine Alternative, die auf Kampf gegen das Kapital setzt und auf Solidarität innerhalb der Post und mit allen anderen kämpferischen Belegschaften...

Kuddel

Sorry, micht befällt eine unendliche Müdigkeit.
Seit locker vier Jahrzehnten hört/liest man die gleiche Leier...
Zitat...Wir müssen eine Alternative zur Politik der Begleitung des Niedergangs entwickeln und in der Gewerkschaft durchsetzen.
...und ewig grüßt das gewerkschaftslinke Murmeltier.

Statt einfach die Kontakte in den Betrieben und zu anderen Linken und Betriebsaktivisten zu nutzen, um selbst Kämpfe zu organisieren, die nicht mehr von der Gewerkschaft kontrolliert und abgewürgt werden können, träumt man noch immer von der Reformierbarkeit der Gewerkschaften. Stoisch ignoriert man das Scheitern solcher Initiativen und den kontinuierlichen Marsch des Gewerkschaftsapparats nach rechts.

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