Die Werft (HDW)

Begonnen von admin, 21:14:27 So. 30.Oktober 2022

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admin

Liebe Leute,
ich fürchte, ich bin in Laberlaune.

Die Medien versuchen unser Interesse auf unser innerstes und unsere Befindlichkeiten zu lenken. Ich bin entgegengesetzter Meinung. Wenn wir unser Leben (und vielleicht unser persönliches Leiden) besser verstehen wollen, dann müssen wir uns die Wirtschaft und die Großbetriebe ansehen. Sie bestimmen, was mit einer Stadt passiert und wie es den Menschen dort geht.

Die Werft in Kiel ist ein Paradebeispiel.

Kiel war eine eher unbedeutende Hafenstadt. Erst als der Kaiser Großmachtpläne hegte und sich an der imperialistischen (damals noch kolonialen) Aufteilung der Welt beteiligen wollte, bekam Kiel eine besondere Rolle. Es wurde der Nord-Ostsee Kanal gegraben und Kiel wurde zum Kriegshafen auserkoren. Kasernen, Werften und Wohnhäuser mußten in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft werden. Der Stadtteil Kiel-Gaarden wurde der Werft- und der Werftarbeiterstadtteil.

Die Revolution fand ihre ersten Regierung durch den Zusammenschluß von rebellierenden Matrosen und Werftarbeitern im Arbeiter- und Soldatenrat. Ich möchte hier noch einfügen, daß sich gaardener Hausfrauen und Jugendliche einen Auslöser geliefert haben, indem sie Lebensmittellager geplündert haben und die Werftarbeiter einen Tag später die Arbeit niedergelegt haben.

Die Werft blieb immer irgenwie das Herz der Stadt. Sie wurde als Aushängeschild und Wahrzeichen gesehen und die Verklärung hatte eher unangenehme Folgen. Sprudelten die Profite mal nicht so, jammerte der Konzern und verlangte staatliche Beihilfen. Alle Parteien wurden schwach, litten mit dem armenen Konzern und IGM und Betriebsrat unterstützten die Forderung nach staatlichen Beihilfen. Die Arbeiter wurden während der Arbeitszeit zur Demonstrieren zur Landesregierung geschickt.

Dabei ist zu erwähnen, daß HDW zu einen Großteil für den militärischen Bereich gearbeitet hat und heute noch arbeitet. Die Werft ist für ihre U-Boote berühmt. In diesem Bereich gibt es eine große Zulieferindustrie. Ich glaube zu erinnern, daß eine Statistik sagte, gut jeder 2. Arbeitsplatz in Kiel hängt direkt oder indirekt mit Rüstung und Militär zusammen. Das war schon länger her, doch das Militärische ist ja im Moment wieder auf dem aufsteigenden Ast.

Gaarden war einst das Zuhaus der Werftarbeiter, doch sie haben sich die besten Facharbeiterlöhne in der Stadt erkämpft und haben sich ein Häuschen am Stadtrand gebaut. Es wurde ein Stadtteil der armen Leute, der Rentner, Migranten und Erwerbslosen. Heute werden wieder Leiharbeiter, die auf der Werft arbeiten, in heruntergekommen gaarderer Wohnungen in Etagenbetten untergebracht.



Aus Gaarden sollen die Armen Leute vertrieben werden. Man will den Stadtteil gentrifizieren. Beim Wohnungsbau wird der soziale Wohnungsbau vergessen. Die Armen sollen möglichst an den Stadtrand ziehen, bzw. die Stadt ganz verlassen.

Die Werft arbeitet nur noch mit einer winzigen Stammbelegschaft, vieles wird über Fremdfirmen und Leiharbeitsbuden erledigt. Die Werft hat schon mehrfach ihren Namen geändert, doch im Volksmund heißt sie noch immer HDW.





Wenn man bedenkt, wie schlimm das Wohnungsproblem in der Stadt ist und wie sehr es an Kohle für Soziales fehlt, umso schlimmer ist die Erkenntnis, daß genug Kohle da ist, wenn es um miltiärische Projekte geht. Nun wird ein Krieg gegen Rußland geführt und da läßt man sich nicht lumpen:



Es ist wirklich gewaltig, was gerade aus dem Boden gestampft wird.



In rasender Geschwindigkeit gibt es Bautätigkeiten, mit denen man einen kompletten Stadtteil hochziehen könnte.



Für Krieg ist nichts zu teuer!



In den 80ern gab es oft Proteste wegen der militärischen Produktion auf der Werft und die Exporte an autoritäre Staaten. Das ist heute viel ruhiger geworden.

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