Ausbildungsplätze verhindern

Begonnen von Spätlese, 12:34:08 Mo. 12.September 2005

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Spätlese

ist offensichtlich der Leitsatz verschiedener Gewerbezweige in Deutschland.

Aktuelles Beispiel (von HR und MDR) aus

Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen bzw. Harz-Region:
Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe locken mit einem möglichen Ausbildungsplatz als Restaurant- bzw. Hotelfachfrau oder -mann.

Da man lt. Aussage diverser Hotel- und Restaurantinhaber schon viele "Pleiten" mit Auszubildenden erlebt hat (mangelnde Arbeitseinstellung, kein Lerneifer, Unzuverlässigkeit usw.) verlangt man von Ausbildungplatzbewerbern zunächst einmal ein 2-3tägiges Praktikum im Betrieb. Natürlich für den Betrieb völlig kostenlos - d. h. 1 Mahlzeit gibt´s als Gegenleistung; der Ausbildungsplatzbewerber trägt die Reise- und ggf. auch Unterbringungskosten.

Als Zeitraum wählen diese Gastronomiebetriebe grundsätzlich immer ein Wochenende oder Arbeitstage mit 1 oder 2 Feiertagen. Also Zeiträume, in denen besonders viel Arbeit anfällt. Gezeigt wurden dann die Praktikanten bzw. Probearbeiter im Einsatz als Spülkraft, Küchenkraft, Kellner und Putzfrau in den Hotelzimmern.

Eine Hotelchefin aus dem Raum Eisenach beklagte sich über die "dummen und unqualifizierten Jugendlichen" (in der Regel mit ordentlichem Mittelschul- bzw. Realschulabschluss):
"... Zwischen 40-45 Praktikanten hatten wir hier schon zur Probearbeit, aber für uns geeignete Auszubildende waren bisher nicht dabei. ..."

Raffiniert gemacht nicht wahr?:
"... 40-45 Praktikanten hatten wir hier schon ..."
das bedeutet nichts anderes, als das ein Großteil der umsatzträchtigen Wochenenden im Jahr mit Hilfe der kostenlosen Probearbeiter (die eigentlich auf einen Ausbildungsplatz hoffen) abgewickelt wird.
Und zum nächsten Wochende kommt der nächste Gratis-Probearbeiter ... Dank der miserablen Ausbildungsplatzsituation fallen stets genügend unerfahrene Jugendliche auf solche fadenscheinigen Angebote herein.

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Beispiel aus RBB 11.09.05:
Bad Finsterwalde, Landkreis MOL - Offizielle Arbeitslosigkeit fast 30%:

Jugendliche wandern im Regelfall nach dem Abi sofort ab, da es hier quasi keine Ausbildungsplätze bzw. beruflichen Perspektiven gibt.

Ausbildungsplatz = Fehlanzeige.
Anhand u. a. der "Kaufland"-Warenhaus- bzw. Superkette wurde gezeigt, dass man bevorzugt, sich in Spitzenzeiten der billigen Schüler stundenweise als Aushilfskraft (z. B. als Regalauffüller, als Dispokraft) zu bedienen.

Von den Schülern, die sich z. B. Geld für den Führerschein dazu verdienen wollen, werden diese 3-5 Euro Tätigkeiten auch dankend angenommen, da eine finanzielle Unterstützung z. B. durch das Elternhaus bedingt durch Finanzknappheit bzw. Arbeitslosigkeit nicht möglich ist.

Und schon wieder wurden Ausbildungsplätze, in diesem Fall z. B. als Einzelhandelskauffrau/-mann verhindert.

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Aber was soll es?:
Im "Duell" der "zukunftsorientierten" Kanzlerkandidaten sind die Themen Arbeitsplätze und Arbeitslosigkeit schon mit ein paar bla-bla-bla-Pauschalforumulierungen abgehakt, so wie wir es ja aus der Vergangenheit gewohnt sind.
Alle von mir getätigten Aussagen/Antworten/Kommentare entsprechen lediglich meiner persönlichen Meinung und stellen keinerlei Rechtsberatung dar.

Micki

Ja das Thema Praktikanten anstatt Mitarbeiter ist bekannt!

Ich habe schon von Betrieben gehört mit 45 Mitarbeiter davon waren 43 Praktikanten.

Ich frag mich wann da die Verantwortlichen in Staat und Regierung mal was unternehmen. Vorallem gegen Betriebe die sich mit Praktikanten gesundstoßen!

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