Den gelben Wagen selber kaufen

Begonnen von backup, 22:10:02 Fr. 03.Dezember 2004

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ManOfConstantSorrow



Anmeldungsdatum: 17.01.2003
Beiträge: 451

 Verfasst am: 17.09.04 um 17:00    Titel: Den gelben Wagen selber kaufen  

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ND 17.09.04 hat folgendes geschrieben::
Den gelben Wagen selber kaufen
Die Logistikbranche boomt, doch Arbeitnehmer geraten unter Druck. Ein Fallbeispiel

Von Dana Bernstein


Die deutschen Logistiker expandieren in alle Welt und fahren Umsatzsteigerungen ein. Gleichzeitig werden harte Kostensenkungsrunden verordnet. Dachser, eins der führenden Branchenunternehmen, zum Beispiel hat seine Fahrer in die »Selbstständigkeit« genötigt.

Die Transport- und Logistik-Branche entwickelt sich prächtig. Wie andere große Logistikdienstleister verbucht die Marktführerin Deutsche Post stetige Umsatzsteigerungen. Grund für die der deutschen Binnenkonjunkturschwäche entgegengesetzte Entwicklung ist nach Unternehmens- und Gewerkschaftsangaben vor allem der Vorstoß nach Osteuropa, Asien oder in die USA sowie die Übernahme von Konkurrenten bei massiven internen Umstrukturierungsprogrammen. Auch kleinere Unternehmen folgen diesem Trend. Der Logistikdienstleister Dachser beispielsweise konnte seine Umsatz zuletzt um mehr als 10 Prozent steigern – von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2002 auf 2,1 Milliarden im Jahr 2003.

Firmen wie Dachser eignen sich aber auch, Nebenwirkungen des Booms zu illustrieren. Die prosperierende Logistikbranche ist für die Gewerkschaften ein Sorgenkind, sagt Bernd Lind vom Berliner ver.di-Landesbezirksfachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik. Besonders am Organisationsgrad mangele es in den Betrieben, viele der Mitarbeiter seien sich
ihrer Rechte am Arbeitsplatz nicht bewusst. Eine Ausnahme bildet hier die Deutsche Post, die auf Grund ihrer staatlichen Geschichte eine breite betriebliche Mitbestimmung aufweist. In allen anderen, weniger organisierten Betrieben seien die Mitarbeiter den Kostensenkungsprogrammen fast ungeschützt ausgesetzt. In der Firma Dachser beispielsweise, so Lind, hätten Outsourcing, steigender Zeit- und Leistungs-Druck sowie mangelnde Mitbestimmung dazu geführt, dass sich immer mehr Beschäftigte an Gewerkschaften oder Anwälte wendeten. Das Unternehmen zahlt zwar nach den regionalen Tarifen, die Gewerkschaft verfüge aber laut Anton Hirtreiter von ver.di Bayern nur über eine recht schmale betriebliche Basis. An vielen Standorten gibt es überhaupt keinen Betriebsrat, und die bestehenden Arbeitnehmervertretungen seien »nicht eben als die Speerspitze der Revolution« bekannt. Der Vorsitzende des Dachser-Betriebsrates am Gründungssitz Memmingen ist aus ver.di ausgetreten. Bei eigentlich gutem Leistungsstandard, so Hirtreiter, werde der Tarif bei Dachser im Bedarfsfall immer wieder »gebogen«.
Vor allem über die Arbeitsbedingungen klagen Dachser-Mitarbeiter immer wieder. So habe das Unternehmen die Anzahl der möglichen »Flexi-Stunden« verdreifacht. Allein in den letzten zwei Jahren seien rund zwanzig neue Dachser-Niederlassungen im In- und Ausland entstanden, das Transportvolumen erhöhte sich um knapp 2 Millionen Tonnen. Nicht aber die Zahl der Mitarbeiter: In den 183 Niederlassungen weltweit werden kaum 800 Menschen mehr beschäftigt als im Jahr 2002.

»Hoch auf dem gelben Wagen« – in Zukunft auf eigene Rechnung: Die Fahrer der Spedition arbeiteten nunmehr auf eigene Rechnung mit selbst finanzierten Zugmaschinen »unter anderem« für Dachser, wie Tobias Hecht, Prokurist und Leiter der Unternehmenskommunikation, erklärt. Nur noch 100 bis 200 Fahrzeuge gehörten der Firma selbst. Mitarbeiter schätzen die Zahl sogar noch geringer ein. Neue Niederlassungen werden nicht mit neuen, sondern mit von anderen Standorten versetzten Mitarbeitern besetzt.

Die Umstrukturierung im Boom setzt die Mitarbeiter enormem Druck aus. Viele gekündigte Dachser-Mitarbeiter fühlen sich nach langen Auseinandersetzungen mit der Firma vor und nach der Kündigung zermürbt. Nur wenige äußern sich, stets auf Anonymität bedacht. Die Klagen der Mitarbeiter illustrieren, was Broschürenphrasen wie »bedarfsgerechte Personalentwicklung«, »Minimierung der Kosten« oder Steigerung der »Motivation« bedeuten können: Physische und mentale Überbelastung, tägliche Überstunden, flexible Urlaubstage, Nichteinhaltung von vorgeschriebenen Pausen – und als Resultat eine verheerende Krankensituation sowie die Häufung von Arbeitsunfällen.

Die Probleme konzentrierten sich in den Niederlassungen »auf der Halle«, wo der kleinere Teil des Personals arbeitet, erzählen Mitarbeiter der Firma. Bei mittleren Niederlassungen mit 150 bis 180 Arbeitnehmern arbeiteten im Schichtsystem nur zwischen 15 und 20 Personen im Ein- und Ausgang, um die täglichen Sendungen zu bewältigen. Steige die abgewickelte Tonnage, verstärke sich sofort auch der Druck auf die einzelnen Verlader und Packer, erzählt ein Vorarbeiter. Zeitweise sei »auf der Halle« die Hälfte des Personals einer Schicht aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeitsfähig – die andere Hälfte müsse dann die doppelte Arbeit alleine oder mit Hilfe von ungelernten Zeitarbeitern erledigen. Versuche, sich gegen diese Arbeitsbedingungen zur Wehr zu setzen, werden von der Geschäftsführung offenbar konsequent unterbunden. Besonders dünnhäutig reagiere das Unternehmen auf Bestrebungen, neue Betriebsräte ins Leben zu rufen, berichten Mitarbeiter einer Niederlassung. Ein Beschäftigter, der zu Beginn dieses Jahres seinen Kollegen lediglich fragte, weshalb es am Standort keinen Betriebsrat gäbe, sei ab dem folgenden Tag nicht mehr zur Arbeit erschienen.

 


http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=59799&IDC=42
 

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ManOfConstantSorrow



Anmeldungsdatum: 17.01.2003
Beiträge: 451

 Verfasst am: 23.10.04 um 18:35    Titel:    

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rf-news 21.10.04 hat folgendes geschrieben::
DHL-Streik in Belgien
In der Nacht zum Mittwoch streikten in Brüssel rund 200 Beschäftigte bei der Deutsche-Post-Tochter DHL gegen die angekündigte Verlagerung der Europazentrale nach Deutschland oder Frankreich. Die DHL will ihren europäischen Luftfrachtknotenpunkt nach Leipzig oder ins französische Vatry verlagern. Als Begründung nannte DHL die fehlende politische Unterstützung des Ausbaus ihre Flugkapazitäten.


rf-news 22.10.04 hat folgendes geschrieben::
Protest gegen DHL-Verlagerung nach Leipzig
Der Paketdienst DHL, eine Tochter der Deutschen Post, will den Luft-Frachtdienst mit 4.000 Arbeitsplätzen von Brüssel nach Paris oder Leipzig verlegen. Für Leipzig spricht in den Augen der DHL ein 24-Stunden-Flugdienst mit uneineingeschränkter Nachtflug-Erlaubnis, die Genehmigung von 70,8 Millionen Euro EU-Subventionen sowie weitere staatliche Fördermittel und die Bereitstellung des notwendigen Arbeitskräftepotentials. In Brüssel fehle die nötige "politische Unterstützung", um die Nachtflug-Einschränkungen aufzuheben. Die Brüsseler DHL-Beschäftigten blockierten aus Protest die Zufahrt zum Flughafen für zwei Stunden.

 

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