Prognose: Bundeswehr bleibt bis 2020 in Afghanistan

Begonnen von Kater, 18:38:30 Fr. 17.Juni 2005

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counselor

ZitatDESASTER DER IMPERIALISTISCHEN KRIEGSPOLITIK - Afghanistan: Besatzer waren verhasst wie die Pest - jetzt Proteste gegen Taliban

Weltweit rufen die dramatischen Ereignisse in Afghanistan unter den Massen Entsetzen, Empörung und Protest hervor. Die Herrschenden hingegen verwischen ihre Spuren und tun so, als ob die imperialistische Besatzerpolitik der Bevölkerung von Afghanistan Demokratie, Freiheit und Frauenrechte gebracht hätten, die jetzt binnen weniger Tage wie ein Kartenhaus zusammengebrochen seien.

Es wird so getan, als ob die afghanische Bevölkerung komplett auf der Flucht sei und die 43.250 Soldaten aus 40 Ländern, die unter Führung des US-Imperialismus 20 Jahre lang in Afghanistan einen angeblichen "Krieg gegen den Terror" geführt haben, zurückwünschen. Tatsächlich konnten die Taliban so rasant vormarschieren, weil die Besatzer und die Ghani-Regierung unter den Massen so verhasst waren, dass die vom US-Imperialismus aufgerüstete afghanische Armee keinerlei Kampfmoral hatte. Die größte Niederlage des US-Imperialismus und der Nato seit dem Vietnam-Krieg.

Angesichts der verhassten Besatzer konnte sich die Taliban teilweise als Befreier von der imperialistischen Besatzung präsentieren. Die vom US-Imperialismus selbst aufgebauten Taliban-Kräfte sind aber Faschisten, islamisch verbrämt, und haben brutale Unterdrückung von Frauen, von Jugendlichen, von demokratischen Kräften unter Beweis gestellt. Deshalb können und wollen tatsächlich viele Menschen in Afghanistan nicht unter der Talibanherrschaft leben. Die MLPD setzt sich bedingungslos für ihr Recht auf Flucht ein!

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beweist einmal mehr, dass es keine Behörde für, sondern gegen Flüchtlinge ist. Eine Berliner Asylanwältin hat gestern diese BAMF-Äußerung - während des Vormarschs der Taliban ausgesprochen - bekannt gemacht: "In Bezug auf die Zuerkennung subsidiären Schutzes ist einerseits auszuführen, dass die meisten Städte und Provinzen derzeitig kampflos übergeben werden. Demnach ist doch sehr fraglich, ob die Intensität der Kampfhandlungen und damit die Gefahrendichte tatsächlich zugenommen haben." Als ob man in Afghanistan unter faschistischer Talibanherrschaft gut leben könne, es keine Fluchtgründe gebe. Was für ein menschenverachtender Zynismus! Das Amt jedenfalls ist - wie der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz und der türkische Präsident Erdogan - dagegen, mehr Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. Tausende gehen in Deutschland, anderen europäischen Ländern, auch in Kanada, auf die Straße und fordern schnelle und unbürokratische Aufnahme von Menschen aus Afghanistan.

Dort entwickeln sich Proteste und Widerstand gegen die Taliban. Unter schwierigsten Bedingungen versammelten sich schon letzte Woche mutige Frauen zu einer Protestaktion mit Transparenten und Schildern. Sie forderten das Recht auf Bildung, auf politische Beteiligung und das Recht, in einer sicheren Gesellschaft zu leben.

Beim gestrigen Wahlkampfauftakt der Internationalistischen Liste / MLPD begrüßte Monika Gärtner-Engel, die Haupt-Koordinatorin der revolutionären Weltorganisation ICOR, herzlich Vertreter der Solidarity Party of Afghanistan. Es sprach eine Vertreterin der Frauenbewegung, von der Frauenorganisation Rawa. Monika Gärtner-Engel fragte sie. Müsst ihr denn fliehen aus Afghanistan? Sie sagte: "Nein, wir bleiben und kämpfen. Es ist eine große Tragödie in meinem Land. Afghanistan wurde wieder den Taliban übergeben und das nach 20 Jahren US-Besatzung. Das Marionetten-Regime von Ghani war voll von Kriminellen. Sie konnten nicht mal einen Monat Widerstand leisten und sind aus Afghanistan geflohen. Von Anfang an haben die USA seit 20 Jahren die Taliban und andere Fundamentalisten unterstützt. Sie haben keine Frauenrechte und demokratischen Rechte nach Afghanistan gebracht und sie haben nur ihre wirtschaftlichen Interessen vertreten. Sie tun nichts für das afghanische Volk. Wir glauben an den Erfolg und werden mit dem afghanischen Volk gemeinsam kämpfen. Wir bitten alle Menschen in Deutschland, unseren revolutionären Kampf zu unterstützen." Die MLPD steht auf der Seite der Arbeiterklasse und der breiten Massen und setzt darauf, dass das afghanische Volk auf seine eigene Kraft vertraut.

Kanzlerkandidat Armin Laschet kritisiert jetzt den amerikanischen Präsidenten Joe Biden für das NATO-Debakel und verlangt "für die Zukunft eine entschlossenere europäische Außenpolitik". Im Klartext bedeutet das, dass er verlangt, imperialistische Besatzerpolitik "besser" zu machen. Bekanntlich hatten die Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte, hat auch Armin Laschet keine Berührungsängste gegenüber islamistisch-faschistischen Kräften im Iran, in der Türkei, in Saudi-Arabien. Laschet geht es um Einfluss der EU gegen China und Russland und weitere neuimperialistische Länder im geostrategisch sehr bedeutsamen Afghanistan. Das erhöht die weltweite Kriegsgefahr.

Am 1. September begehen wir den Antikriegstag. Für die Beendigung aller Auslandseinsätze und -"missionen" der Bundeswehr! Für das Selbstbestimmungsrecht des afghanischen Volks! Für das Recht auf Flucht! Für Frieden, Freiheit, Sozialismus!

Quelle: https://www.rf-news.de/2021/kw33/afghanistan-besatzer-waren-verhasst
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

"Monika Gärtner-Engel, die Haupt-Koordinatorin der revolutionären Weltorganisation ICOR", naja.
Ansonsten finde ich die Erklärung der MLPD gut.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatVon "Nine Eleven" über Afghanistan bis zum Abzug

Der "Kreuzzug gegen der Terror" von 2001 bis 2021: Wie alles anfing


Seit wenigen Tagen ist Afghanistan wieder in den Schlagzeilen und die Weltöffentlichkeit blickt auf das Land am Hindukusch. Da war doch was? Nach 20 Jahren ziehen die letzten Soldaten des "Kreuzzuges gegen den Terror" aus Afghanistan ab. Die Taliban, die man 20 Jahre bekämpft hatte, kehren zurück, erobern Stadt für Stadt und haben die Macht übernommen. Die Bilanz dieses zwanzigjährigen Krieges ist niederschmetternd. Man lässt wahnwitzige Zerstörung, ein völlig kaputte Gesellschaft, endlose Lügen und Versprechungen zurück.

Man wird sehen, dass alle, die an diesem "Kreuzzug gegen den Terror" beteiligt waren, ganz schnell alles vergessen wollen - und dafür sorgen, dass auch die Weltöffentlichkeit das vergisst. Bezeichnend ist auch, dass jetzt das alles beherrschende Thema ist, warum man die Taliban so unterschätzt, warum man die Marionetten-Regierung in Afghanistan so überschätzt habe, warum man das glaubte, was man glauben wollte.

Die Fragen, ob dieser Krieg von Anfang an ein Verbrechen war, ob die dort begangenen Handlungen als Kriegsverbrechen zu werten sind, ob jene, die die Kriegslügen zu verantworten haben, zur Verantwortung gezogen werden - all diese Fragen sind kein Thema. Die regierungsnahen Medien halten dicht und zusammen. Denn es ginge doch um die Frage, wer alles vor zwanzig Jahren diesen Krieg befürwortet hatte und von Anfang wusste, dass auch Terroranschläge wie die vom 11. September 2001 in New York kein Grund sind, um ein Land anzugreifen, in dem man die Drahtzieher vermutet.

Wenn dies internationales Recht wäre, dann gäbe es in den USA, in Frankreich, in England (um ein paar große Nationen aus dem 'freien' Westen zu erwähnen) permanenten Krieg. Wenn also jetzt die Soldaten des "Kreuzzuges gegen den Terror" abziehen, dann haben die Kriegslügen weiterhin oberste Priorität. Dazu gehört die imperiale Logik des früheren SPD-Verteidigungsministers Peter Struck, der doch ganz ernsthaft "Deutschland am Hindukusch verteidigen" wollte.

Muss jetzt also Deutschland schleunigst evakuiert werden? Und noch etwas bleibt völlig tabu und unbeschadet und unter dem "Konsens der Demokraten" begraben. Als vermeintliche Antwort auf "Nine Eleven", den Terror von New York, wurden in fast allen westlichen Ländern massive Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte beschlossen - im Zuge des selbsterklärten Ausnahmezustandes. Darüber herrscht weitgehendes Stillschweigen.

Der entfristete Ausnahmezustand

Immerhin berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ) am 18. August darüber, allerdings nicht über Deutschland, sondern über die USA: Unter dem Titel "Ewiger Ausnahmezustand" wurde hier im Dossier: "20 Jahre nach 9/11" all das aufgerollt, was sich in den USA verändert hat: "Exzessives Datensammeln, Folter, Tötungen". Und die SZ vergaß dabei nicht, ein zentrales Merkmal von Ausnahmezuständen zu benennen: Der Anlass mag lange vorbei sein, die drastischen Einschränkungen bleiben: "Wie sich die USA nach dem 11. September von ihren Werten entfernten. Und nie wieder ganz zurückfanden..."
Die hervorragende Einschätzung geht hier weiter: https://www.heise.de/tp/features/Von-Nine-Eleven-ueber-Afghanistan-bis-zum-Abzug-6171581.html

Nikita

https://eminetra.co.uk/u-s-drone-pilot-leaks-footage-reveals-accidental-killing-of-two-children-and-two-adults-in-afghanistan/663346/

2019 hat Donald Trump eine Vorschrift außer Kraft gesetzt, die beinhaltete, dass Drohnen-Tötungen meldepflichtig sind.
Ein Drohnen-Pilot beschreibt in seinen Aufzeichnungen, dass er in diesem Jahr ohne Not ein Kind und zwei weitere Menschen per Drohne töte. In den offiziellen Zahlen zu diesem Vorgang taucht nur ein Getöteter und kein Kind auf.

CIVCAS = civilian casualties = zivile Todesopfer

charger = Kind


Kuddel

Ein gigantisches politisches, moralisches und militärisches Desaster.
Chaotischer Abzug.

Das mit den Terroranschlägen am Flughafen finde ich sehr merkwürdig.

Seit Tagen warnen westliche Geheimdieste vor diesen Anschlägen und jetzt passieren sie?

Wie?? 20 Jahre waren die Informationen der Geheimdienste aus Afghanistan absoluter Schrott und jetzt stimmen sie plötzlich? Was hätte die Taliban von den Anschlägen?
Oder war's der IS? Was wäre dessen Interesse?

Kuddel

ZitatUnmittelbar vor dem Abflug der letzten Bundeswehrsoldaten aus Kabul verübten Attentäter einen Doppelanschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt. Zahlreiche Menschen wurden getötet, unter ihnen 13 US-Soldaten. Übereinstimmenden Agenturberichten zufolge soll es mindestens 85 Tote gegeben haben. 150 Menschen wurden demnach verletzt.
https://www.deutschlandfunk.de/nach-ende-des-bundeswehr-einsatzes-kramp-karrenbauer-in.2932.de.html?drn:news_id=1295171

Finster!

Kuddel

ZitatDie deutschen Kosten des Krieges in Afghanistan: 12 oder 47 Milliarden Euro?
Bundesrechnungshof: "Es gibt keine allgemein akzeptierte Zahl zu den Kosten"


Eines der erstaunlichsten Phänomene des verlorenen Krieges in Afghanistan ist das 20-jährige, geringe öffentliche Interesse am Krieg, seinen Ursachen, Opfern, Folgen und an den Kosten.
Viele Medien berichteten nach dem afghanischen Fiasko von deutschen Kriegskosten von 12 Milliarden / 12.000.000.000 Euro. Die konservative Zeitung "Die Welt" schrieb allerdings schon am 26.05.2010 von möglichen deutschen Kriegskosten von bis zu 47 Milliarden Euro und diese Zahl wird auch in der aktuellen ZDF-Sendung "Der Preis des Krieges: Afghanistan" genannt.

(...)

Arbeitsthese:
Mit dem Geld, dass dieser Krieg gekostet hat, ließe sich für jede afghanische Familie ein "westliches" Einfamilienhaus bauen.
https://www.mitwelt.org/kosten-opfer-afghanistan-krieg

counselor

Hatte vorgestern eine interessante Diskussion zur Entstehung der Taliban. Der Tenor war: Über Jahrhunderte lebten die Afghanen friedlich in einer bäuerlich geprägten Gesellschaft zusammen. Dann marschierten die Imperialisten in das Land ein und vertrieben die Bauern von ihrer Scholle (Landnahme). Die Söhne der Bauern bewaffneten sich dagegen. Und weil sie es nicht besser wissen, tun sie das unter der Ideologie des Islam (die Taliban sind deobandistische Sunniten). Die Imperialisten haben den Krieg verloren, weil die afghanische Bevölkerung die imperialistische Besatzung nie akzeptiert hat und die Imperialisten verhaßt waren. Nun muss nach dem Abzug jemand in Afghanistan einmarschieren und das sind die Taliban. Der fluchtartige Abzug der Imperialisten und der Einmarsch der Taliban erinnern an das Ende des Vietnam-Kriegs, als die Imperialisten Saigon evakuiert haben.

Die Taliban sind nicht unsere Freunde, sondern letztlich Faschisten. Es wird einen Kampf um die Befreiung Afghanistans von den Taliban geben, der vom afghanischen Volk ausgeht. Teile der Bevölkerung demonstrieren jetzt schon gegen die Taliban und greifen zu den Waffen. Aber auch die Imperialisten werden nicht ruhen und versuchen, Einfluss auf das Land zu gewinnen. Auch mit kriegerischen Mitteln.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Die Einschätzung im Rückblick fällt vernichtend aus:

ZitatEnquete-Kommission: Afghanistan-Einsatz ,,strategisch gescheitert"

In einem in Berlin veröffentlichten Zwischenbericht des Gremiums heißt es unter anderem, der Einsatz von 2001 bis 2021 sei in Gänze kein Erfolg gewesen. Deutschland und seine internationalen Partner hätten es nicht vermocht, ein stabiles Afghanistan zu schaffen. In dem Bericht wird unter anderem eine unzureichende Abstimmung der deutschen Ministerien mit Militär, Polizei, Diplomatie und Entwicklungshilfe in Afghanistan festgestellt.
Der internationale Einsatz hatte nach den Terror-Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 begonnen. Rund 93.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten leisteten in den fast 20 Jahren Dienst in Afghanistan; 59 kamen dabei ums Leben.
https://www.deutschlandfunk.de/enquete-kommission-afghanistan-einsatz-strategisch-gescheitert-102.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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