Chefduzen auf Alpentour

Begonnen von admin, 19:23:53 So. 12.Juni 2022

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

admin

Chefduzen Germany ist zu Gast bei den Kollegen aus Switzerland.






Onkel Tom

Schön  :) Viel Glück und Daumendrück  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

BGS

Viel Glück und Daumendrück 

auch aus dem Norden!

MfG

BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

admin

chefduzen grüßt aus Zürich vom Feministischen Streik:


admin

Immerno hässig



Chefduzen Schweiztour Juni 2022



Unsere erste Station war Zürich.



Wir waren untergebracht in einem ehemals besetzten Haus. Plakatkunst im Treppenhaus:



Man hat uns geraten, bereits einen Tag vor unserer ersten Veranstaltung da zu sein. Dann könnten wir noch den Femeinistischen Streik mitbekommen. Das sollte zwar nicht so groß werden, wie 2019, als 100.000 Schweizerinnen auf der Straße waren (Bericht über die Demo vor 3 Jahren: https://www.srf.ch/news/schweiz/protokoll-zum-nachlesen-das-war-der-schweizer-frauenstreik-2019 ), aber man versprach, es würde sich lohnen. Und es war wahrlich beeindruckend. Hier ein paar Schnappschüsse...















Postkartenmotiv mit Demonstrationszug.



PK = Pensionskasse, ist für die meisten erwerbstätigen Menschen obligatorisch. Sie ergänzt die AHV-Rente und soll es Ihnen ermöglichen, auch nach der Pensionierung einen angemessenen Lebensstandard aufrechtzuerhalten.



Bengalos waren auch dabei.


















Feminismus ist für alle.











Die Demo war laut und kämpferisch.



Nicht nur "Feuer und Flamme für das Patriachat"...



sondern auch "Revoluuution" und "A-A-Anticapitalista" schallte durch die Straßen Zürichs.



Die NZZ war entsetzt. Sie schrieb: "«Feuer und Flamme dem Patriarchat» – in der Zürcher Innenstadt protestieren Frauen für mehr Gleichstellung. In Zürich ist der Frauenstreik fest in linker Hand."



























Bonzenkarren wurden verziert und an den Feministischen Streik erinnert.



In den nächsten Tagen folgen Berichte über die weitere chefduzen-Schweiztour.

admin



Uns wurde schnell klar, wie wenig Ahnung wir von unserem Nachbarland hatten. Wir versuchten, mit offenen Augen und Ohren durch die Deutschschweiz zu reisen. Es war schon recht anders. Man hatte das Gefühl, sich durch Postkartenszenerien zu bewegen. Alles schien geordnet und irre sauber. Wir waren in einem reichen Land gelandet. Der Wechselkurs Schweizer Franken und Euro liegt gerade bei Pi mal Daumen 1:1. 3000€ Schweizer Franken gilt als Armutsgrenze. Die vergleichbar hohen Löhne dort braucht man auch. Ich erinnere 13 CHF für einen Hamburger. Leute in prekären Jobs (gerade unter Migranten) haben es nicht leicht. Ein Schulessen kostet 18 CHF pro Tag. In der recht biederen Schweizer Gesellschaft möchte keiner als arm gelten und so versucht man nach Außen den Schein zu wahren, und es verschulden sich viele, z.B. für Klamotten, Fitness, allgemeines Erscheinungsbild.



Von einigen Entwicklungen in Europa scheint die Schweiz abgekoppelt zu sein. Insbesondere im ländlichen Raum haben sich sehr traditonelle Vorstellungen von der Rolle der Frau gehalten, was 2019 zu der Explosion der Feministischen Bewegung geführt hat, die auch heute noch eine enorme Dynamik hat. Diese Bewegung zeigt sich nicht nur auf der Straße, sondern sie wirkt auch in die Arbeitswelt hinein. Da ist insbesondere das Gesundheitswesen zu nennen.


admin

Unsere Tour beruhte auf dem Kontakt zu unserem schweizer Schwesterforum. Das Projekt liegt ein wenig darnieder und dümpelt vor sich hin und ist im Moment eher Archiv als Plattform einer aktuellen Diskussion. Von dort gingen Anfragen aus, wer Interesse an Veranstaltungen mit dem deutschen chefduzen-Projekt hätte. Es gab Feedback von schweizer Basigewerkschaften.

Organisiert wurden die Veranstaltungen von den Wobblies (IWW) oder der FAU Schweiz, teilweise von beiden zusammen. Es gab auch Interesse von der IGA http://www.viavia.ch/iga/, doch ein Treffen scheiterte an Terminproblemen.

Der Feministsche Streik fand am 14.6. statt, unsere erste Veranstaltung am nächtsten Tag in St. Gallen. 80.000 Einwohner,  Stiftskirche und Stiftsbibliothek, jede Menge historischer Schnickschnack, Weltkulturerbe, reichlich postkartig.





Selbst da fanden sich Spuren des politischen Widerspruchs.


Wir waren im Schwarzen Engel zu Gast.

Der Laden (Kneipe, Restaurant und Hotel) ist genossenschaftlich geführt. Es gibt wohl in der Schweiz eine große Zahl an genossenschaftlich betriebener Kneipen, die auch miteinander vernetzt sind. In der Pandemie hat man sich gegenseitig solidarisch unterstützt. Der Schwarze Engel hat auch einen politischen und subkulturellen Anspruch. Auch wenn zur Veranstaltung von einer kleinen Basigewerkschaft geladen worden ist, waren wir Gäste des Schwarzen Engels, spiesten und tranken auf dessen Kosten und nächtigten in ihrem Hotel.

An unserem esten Arbend ging es um Chefduzen, den Hintergrund und die Geschichte des Forums der Ausgebeuteten, um dessen Geschichte, die Konflikte und Erfolge.



Ein paar Fotos von unseren Aktionen, Flyer und Kollegenzeitungen und Transparente aus der Chefduzengeschichte.



Wenn man von 20 Jahren Aktivitäten berichtet, klingt es aufregend, als wären wir pausenlos aktiv, was ja nicht wir nicht ganz der Wahrheit entspricht. Die Phasen des Herumdümpelns und des Frusts verblassen dabei. Aber solche Veranstaltungen sind schon sinnvoll, denn auch für uns war es eine Möglichkeit, unsere Arbeit durch die Publikumsreaktionen mit etwas Distanz zu sehen. Unser Publikum war angetan und bedankte sich für spannende Berichte.

Und wir quetschten das Publikum aus, um die Schweiz etwas besser zu verstehen. Das schweizer Sozialsystem:
Zwei Jahre Arbeitslosengeld (70%-80%), danach Sozialhilfe, die zurückbezahlt werden muss, wenn man wieder arbeitet. Wird allerdings von Kanton zu Kanton unterschiedlich gehandhabt.

Im Moment gibt es starken Personalmangel, u.a. Touristik... ,,Es ist im Moment nicht leicht arbeitslos zu sein."

Streiks finden kaum statt, so daß  jemandem im Gespräch Deutschland wie ein Streikland vorkam. Es gibt allgemeinverbindliche Tarifverträge, die meist im stillen Kämmerlein ausgehandelt werden. Der Schweizer Gewerkschaftsbund (SGB) scheint noch klassenharmonistischer als der DGB zu sein. Einige sprachen von "gelben Gewerkschaften". Auf dem Bau gibt es am ehesten Proteste (Unia).

Im Gesundheitsbereich gibt es durchaus großen Unmut, ähnlich wie in Deutschland wegen Überlastung, vor allem in den Pflegeheimen. Es gibt auch eine Art Kirchliches Arbeitsrecht.

Leiharbeit, dort ,,Temporärarbeit" genannt, findet im eher prekären Bereich statt, für Migranten, Studenten usw. quasi Einstieg in die Arbeitswelt. Die ersten drei Monate sind in irgendeinem Bereich Abgabefrei. Die Gehälter werden zwischen Entleiher und Verleiher ausgehandelt. Kündigungsschutz ist quasi nicht vorhanden, eher Hire and Fire.

admin

Unsere nachste Veranstaltung fand am 16. in Zürich statt. Zürich sah für uns Norddeutsche weniger großstädtisch aus, als erwartet. (Wir hatten uns zu dritt aus Kiel in das Alpenland aufgemacht.) Die Schweizer sind stolz auf ihre Badeanstalten und die findet man auch in Zürich am Fluß. Zürich war nett und erschien freundlich und natürlich ordentlich. Auch die Protestkultur hatte ihre Ordnung. Sehr verbreitet sind Transparente und Fahnen am Balkon zur Meinungsbekundung: Gegen den Krieg, gegen Rassismus, gegen Frontex, gegen Massentierhaltung und auch die Regenbogenflagge ist populär. Die regierende Partei ist die SVP (Schweizer Volkspartei) und die steht so weit rechts, daß sie der Verfassungsschutz beobachten würde, gäb es sie in Deutschland. Was nicht in die Schweiz paßt, wird ausgeschafft. Ausschaffung ist der Schweizer Begriff für "Abschiebung".

Der Ausschaffungsknast in Zürich:



Wir hatten das Gefühl, es gäb keine Armen in Zürich, doch wir konnten sie als Deutsche nur nicht so einfach erkennen. Man versucht, nicht arm auszusehen. Unsere Veranstaltung fand im Kafi Klick statt, ein Internetcafé und Treffpunkt und Beratungstelle für Armutsbetroffene.





Ein idealer Ort für eine chefduzen-Veranstaltung!





Aufbau für die Veranstaltung.



Und noch die Leinwand:



Wir erzählten, daß wir eher zufällig vor 20 Jahren mit dem Projekt im Internet begonnen haben. Eigentlich ging es uns allein darum, die "Soziale Frage" in den Mittelpunkt zu stellen und Menschen zusammenzubringen anhand ihres Altags und den Problemen mit Job oder Arbeitslosigkeit. Ein Stammtisch erschien uns eine gute Form eines Zusammenkommens und wir haben diesen Treff um einen virtuellen Stammtisch erweitert. Wir wollen keinen Internetaktivismus, sondern das Internet nur nutzen, um Menschen zum gemeinsamen Austausch und zum gemeinsamen Handeln zu bewegen.

Die Aktivist:innen vor Ort kämpften auf einem ähnlichen Feld. Sie versuchen im Stadtteil aktiv zu werden und sie beschäftigen sich mit Menschen in prekären Jobs. Sie erzählten von Workshops und Organizing nach US Vorbild. Wir bereichteten von Konflikten, wenn Leute eines verarmten Arbeiterstadtteils und Leute aus der linken Szene aufeinander treffen. Unsere praktischen Beispiele betrafen auch Erwerbslosenaktivitäten, aber hauptsächlich Arbeit in Callcentern und in der Leiharbeit. Für beide Branchen haben wir auch Kollegenzeitungen herausgeben. Die Quote und die Leihkeule.



Der chefduzen Infotisch mit Ausgaben der Quote und der Leihkeule.

Es war ein toller Austausch über die Schritte zur Selbstorganisierung und zum kollektiven Widerstand, über Erfolge und Reinfälle.

Im Kafi Klick hing auch folgendes Plakat:



Eine Woche später, wir waren bereits wieder in Deutschland, gingen mehr als 15.000 Bauarbeiter in Zürich auf die Straße.

https://twitter.com/UniaSchweiz/status/1540650721841905664

admin

Am 17.6. hatten wir eine Veranstaltung in Solothurn. Mit etwa 16.000 Einwohnern ein echtes Kaff. Aber es hat es in sich. Auch in der Provinz organisiert man sich und kämpft. Der Veranstaltungsort war nun kein Schwarzer Engel, sondern ein Schwarzer Schwan, Cigno Nero.



Wir hatten vor unserer Tour den Veranstaltern unterschiedliche Themenschwerpunkte vorgeschlagen. Solothurn hat sich für die Organisierung von Trucker:innen entschieden. Ein weiters Feld. Das Gefühl einer Konkurrenz mit ausländischen Kollegen, Rassismus, politische Unerfahrenheit, prekäre Bedingungen. All das wußte man mit eigenen Erfahrungen in Solothurn zu vergleichen. Prekäre Bedingungen der migrantischen Beschäftigten. Das lag den Veranstaltern nah, bzw. betraf z.T. ihre eigene Lebensrealität. Zwei von ihnen waren selber migrantisch, ein kurdisch - türkisches Paar. Sie selbst sind in der anerkannte politische Flüchtlinge. Sie haben bis zu 8 Monaten im Knast gesessen für das Organisieren von Streiks in der Türkei an der Uni und im Hafen.

In der Schweiz machen sie an dem Punkt weiter. Sie haben sich bei der IWW und der FAU organisiert, weil sie die Basisgewerkschaften für die einzig tauglichen Organisationen in dem ansonsten befriedeten schweizer Gewerkschaftssystems halten und sie sehen in Arbeitskämpfen den wirkmächtigsten Ansatz, wenn man die Verhältnisse ändern möchte. Sie engagieren sich da, wo sie sind und sie haben unter den Migranten ein hohes Ansehen, weil sie selbst welche sind. Es ist aber auch ihre herzliche und kämpferische Art, die sie zu so talentierten Organisatoren unter Arbeiter:innen macht. Sie waren schon umtriebig in dem Bereich der Reinigungskräfte, eine Arbeit, die von nahezu 100% von Migranten gemacht wird. Da organisieren sie nun Widerstand.



Es stand als nächstes ein Picknick an, das sie für erwartete 100 Reinigunskräfte vorbereiteten. Vorarbeiten und Vertrauensbildung für einen Arbeitskampf. In einem ganz aktuellen Tweet der FAU Schweiz hierzu ein paar Hintergundinfos:
https://twitter.com/FauSchweiz/status/1521917100658466818

Organisierung ist nicht nur eine Frage organisatorischen Geschicks, sondern der menschliche Umgang spielt dabei eine große Rolle. Auf unserer Schweiztour wurden wir überall herzlich aufgenommen und wunderbar unterstützt, und dafür möchten wir uns nochmal herzlich bedanken. Aber unsere Gastgeber in Solothurn stachen dabei besonders heraus. Man ließ uns nicht abreisen, ohne uns mit Proviant für die Fahrt einzudecken und man gab uns noch eine Thermoskanne mit eisgekühltem Wasser nebst Bechern an dem hochsommerlichen Tag mit. Wir werden das hervorragende türkische Essen auch nicht vergessen!

Übrigens:

chefduzen proudly presents: Die Fashionline der Ausgebeuteten:

(Wir haben derweil weitere Shirts mit verschiedenen Motiven nachbestellt.)

Streiks sind, so erzählte man uns, in der Schweiz kaum in offizieller Form möglich. Es ist ihnen ein bürokratischer Weg vorangestellt, der kaum einzuhalten ist und rund ein Jahr dauert. Deshalb sind die Streiks in der Schweiz meist Wilde Streiks.

admin

Und weiter gings zu unserer letzten Veranstaltung in Bern am 18.Juni.



Bei unseren Bildern mag man denken, die Schweizer können nicht anders als Postkarte. Wir müssen der Ehrlichkeit halber anfügen, daß man von der Autobahn aus um die Städte herum einen Ring an Fabriken und Logistikzentren sieht, die genaus scheiße aussehen, wie überall auf der Welt.

Der Rest jedoch ist mehr oder weniger Postkarte.

Die Berner lassen sich gern auf der Aare treiben.



Der Veranstaltungsort lag in einem etwas alternativen und migrantisch geprägten Stadtteil,



doch auch da war alles picobello.

Und in der Brasserie Lorraine fand die chefduzen-Veranstaltung statt.



Dort hatte man die Themen "Callcenter und Temporärabeit" ausgesucht.
Bei allem Postkartigem ist Bern schweizer Hauptstadt und trotz der recht überschaubaren Größe durchaus großstädtischer. Auch die Aktivitäten der Basisgewerkschaften machten einiges her. Es gab irre viel zu erzählen, über den Kampf in Callentern und den Kampf gegen Callcenter. chefduzen.de hatte in dem Zusammenhang diverse juristische Auseinandersetzungen (Callcenterbetreiber sind juristisch gegen uns vorgegangen) hinter sich. Es gab auch Haussuchungen und Computerbeschlagnahmungen. Ein Callcenterbetreiber hat eine Menge Kohle springen lassen und einen Hacker angeheutert, um unser Forum zu zerschießen.

2009 gab es einen Callcenterstreik in Lausanne. Es könnte etwa zu dieser Zeit gewesen, wo es einen regeren Austausch gab zwischen chefduzen.ch und chefduzen.de, weil der gleiche Betreiber, bei dem ein paar chefduzenkollegen in Bern(?) arbeiteten, auch einen Standort in Kiel hatte. Der Versuch, einen Austausch zwischen den Callenterbeschäften in der Schweiz und in Kiel zu entwickeln, ist leider auf halben Weg steckengeblieben. Es kam nix vernünftiges dabei heraus. Bei der Diskussion des Themas, ist uns klar geworden, wie wichtig diese halbseidene Branche doch ist. Man hat dort richtig Angst vor einem Austausch und kollektiven Widerstand der Beschäftigten. Es gibt ja einige Ausgaben der "Quote" der Kollegenuzeitung der Callenterbeschäftigten. Beim Verteilen der Quote sind wir mehrmals des Geländes verwiesen worden, einmal wurden uns auch die Bullen auf den Hals gehetzt.

Wir sollten diese zwielichte Branche vielleicht wieder mehr in den Fokus nehmen.

Jedenfalls waren wir derart in Geschichten rund um den Callcenterwiderstand vertieft und die Zeit verging, ohne daß wir uns ernsthaft der "Temporärarbeit" widmen konnten. In der Schweiz gibt es im Allgemeinen Equal Pay, manchmal auch eine höhere Bezahlung als die der Stammbeschäftigten, aber trotzdem sprach man von einer "Pest", einer Branche, die man bekämpfen müsse. Das hätte wir gern weiter diskutiert. Da sind wir weiterhin neugierig auf die schweizer Erfahrungen und Debatten.

Die Berner würden gern auch praktischer werden und unsere Erfahrungen aus Deutschland in ihre Aktivitäten aufnehmen. Man will nun diskutieren, ob man in Bern einen Stammtisch der Ausgebeuteten aktivieren kann. Man will sich auch umhören, ob sich ein paar Leute finden, die auch Lust hätten, chefduzen.ch zu reanimieren. Das braucht schon mehre Leute mit Durchhaltevermögen, die sich von Forenfrust nicht so leicht runterziehen lassen.

Zum Abschluß unseres Reiseberichts hier noch ein Foto aus Bern:



Die Kampagne gegen Frontex stellt alles in den Schatten, war wir aus Deutschland kennen. Aufkleber, Plakate und Banner gegen Frontex allerorten. Da sollten wir uns eine Scheibe von abschneiden!

Fritz Linow

Zitat von: admin am 22:59:44 Di. 14.Juni 2022
chefduzen grüßt aus Zürich vom Feministischen Streik:



Dass die Feministischen Streiks in der Schweiz so groß sind, hängt wohl auch damit zusammen, dass das Frauenstimmrecht erst 1971, und im Kanton Appenzell erst 1990 (!) durchgesetzt wurde. Das ist nicht lange her. Auf jeden Fall beeindruckend.

ManOfConstantSorrow

In der Schweiz gehen die Uhren anders:

Zitat2021 hat sich bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit für die Ehe für alle ausgesprochen. Die Schweiz erlaubt dies nun als eines der letzten Länder in Westeuropa.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-07/schweiz-ehe-fuer-alle-einfuehrung-volksabstimmung
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

admin

Ach, unsere Tour in die Deutschschweiz war schon bewegend.

Die Besonderheiten unseres Nachbarlandes waren interessant und es war schon ein wenig peinlich, wie wenig uns davon bekannt war.



Die Diskussionen mit den Genossinnen und Genossen, die an ähnlicher Front wie wir kämpfen, waren inspirierend.

Und es war durchaus überraschend, daß das deutsche Chefduzenforum bei ihnen recht bekannt ist. Wie sehr es von einigen politischen Atkivisten dort geschätzt wird, bauchpinselte uns schon ein wenig.

Wir hoffen, diese Kontakte schlafen nicht wieder ein.

admin

Der Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg bewegt sich auf ähnlichem Terrain wie chefduzen.



Es geht um Ausbeutung und um kollektive Kämpfe dagegen. Der Jour Fixe ist zwar auch im Internet zu finden https://gewerkschaftslinke.hamburg/ doch die Hamburger Kollegen haben ihren Schwerpunkt in realen Veranstaltungen. Auch chefduzen war ein paarmal zu Veranstaltungen in Hamburg eingeladen, um dort unser Projekt vorzustellen. Es entwickelte sich eine Zusammenarbeit, Informationsaustausch, gemeinsame Diskussionen und Aktionen.

Am 18.6. sollte in Hamburg ein Jubiläum gefeiert werden, die 200. Jour Fixe Veranstaltung. Zur Feier wurden diverse Wegbegleiter eingeladen, auch chefduzen. Drei von uns haben am selben Abend eine Veranstaltung in Bern bestritten.

Onkel Tom war in Hamburg vor Ort, vertrat chefduzen und berichtete von der jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Jour Fixe der Gewerkschaftslinken.

Hier der Text, den er vorgetragen hat:
ZitatMoin. Ich komme von Chefduzen.de, dem Forum der Ausgebeuteten und habe folgendes mitgebracht..


Den Jour Fixe HH gibt es seit 2005.
Das Projekt chefduzen, das Forum der Ausgebeuteten, ist ein wenig älter.
Der Startschuß fiel bei uns vor ca. zwanzig Jahren, im Dezember 2002.

Unsere Ausrichtung war der des Jour Fixe sehr ähnlich.
Es ging uns um alltagstaugliche Strategien des Klassenkampfes.
Wir wollten kein Projekt für linke Politik, sondern eine Organisierung entlang sozialer Fragen.

Die Idee war recht einfach.
Ein Stammtisch der Ausgebeuteten, offen für jeden mit und ohne Arbeit, um sich über Probleme mit Job,
Ämterstress oder Schulden auszutauschen.

Es sollte um gegenseitige Hilfe gehen und gleichzeitig darum, diese Themen nicht nur als individuelle Probleme zu sehen, sondern als gesellschaftliche Probleme, die man nur gemeinsam lösen kann.

Chefduzen entstand in der Zeit, in der in den USA gerade die Dotcom-Blase geplatzt ist und zehntausende aus der IT-Wirtschaft ihren Job verloren haben.
IT-Leute organisierten sich in einem Internetforum, den "Netslaves" (Netzsklaven).
Anfänglich ging es darum, sich zu Partys zu verabreden, an denen man den Rausschmiß gemeinsam feiert.

Netslaves entwickelte sich schnell weiter und man diskutierte nun, wie man noch ein Maximum bei seiner Entlassung herausschlagen konnte, wenn man sowieso nichts mehr zu verlieren hatte.

Ohne Erfahrungen im  gewerkschaftlichen Bereich, politisierten sich die IT-Leute schnell und entwickelten radikale Kampfformen, wie sie im gewerkschaftlichen Rahmen kaum möglich wären.

Das war inspirierend und so etwas wollten wir auch.

Das Internet wurde zu der Zeit gerade populär, doch wir hatten von dem IT-Kram noch keine Ahnung und wir mußten uns alles erst Stück für Stück aneignen.

Unser Stammtisch dümpelte noch vor sich hin und online war auch nicht viel los.
Anfänglich haben wir die meisten Beiträge selbst unter verschiedenen Nicknamen rein gestellt und wir freuten uns über jeden Fremdbeitrag.

Als die Leute jedoch anfingen sich im Forum über ihre Jobs auszukotzen, wurden deren Ausbeuter auch aufmerksam und lasen mit.
Ausgebeutete haben damit ein Ort gefunden, wo sie aufmucken können und Chefduzen.de wurde schnell lebendig.

Das erste Anwaltsschreiben, das uns das Maul verbieten wollte, haben wir einfach ignoriert.

Dann nahm sich ein Münchner Leiharbeitsunternehmen einen berühmten Anwalt, der großes Geschütz auffuhr.
Wir bekamen ein Schreiben von einem bayrischen Gericht, das zur Löschung des beanstandeten Betrags unter Androhung eines Zwangsgeldes von bis zu 250.000€ oder bis zu 6 Monaten Haft, verdonnerte.

Das Internet war eine neue Sache und damit war auch die juristische Bewertung von Veröffentlichungen im Netz Neuland.

Das wurde auch zum Thema bei den Mainstreammedien und unser Fall brachte es bis in die Süddeutsche Zeitung und Stern-online.
Damit wurde chefduzen schlagartig bekannt und unsere Community explodierte förmlich.
Die DGB Jugend bewarb unser Forum als "Link des Monats".

Eines der Forumsgründer arbeitete im Freenet Callcenter in Kiel und das wurde zum Ziel unserer Aktivitäten.
Die Arbeitsbedingungen waren krass.
Das Call Center zahlte 5€ die Stunde wenn es keinen Fehltag in dem Monat gab, erhöhte sich der Stundenlohn auf 6€, was dazu führte, daß sich Leute krank zur Arbeit schleppten.

Wir produzierten Flyer und verklebten in Kiel Miniplakate und es wurde ein Flugblatt verteilt, als Freenet mit einem Rekrutierungsstand an der Uni auftauchte.

Auch dieser Ausbeuter ging gegen uns juristisch vor, doch wir machten das öffentlich und löste eine große Welle aus.
Als sich die Lokalpresse der Sache annahm, hatte es erfreuliche Folgen.

Die Agentur für Arbeit erkannte Freenet nicht länger als "seriösen Arbeitgeber" an und erkläre jedem, dem sie ein Arbeitsangebot
bei Freenet anboten, daß es keinerlei Konsequenzen hätte, wenn man da nicht anfangen wollte, dafür hätten sie Verständnis.

Als darauf eine groß angelegte Werbekampagne dem Callcenter nicht ausreichend Bewerber brachte, sah Freenet sich gezwungen, den Lohn um 10% zu erhöhen.

Der Stammtisch war schon etwas besonderes, weil es eine völlig offene Runde war und es nicht darauf ankam, welchen politischen Hintergrund man hatte.

Nach dem Kieler Stammtisch gründeten sich auch welche in Berlin und Hamburg.
Der chefduzen Stammtisch in Bremen fand sogar zwei Jahre Erwähnung im Verfassungsschutzbericht.
Es gab noch in anderen Städten Versuche, Stammtische zu gründen, oft klappte es nicht oder sie waren sehr kurzlebig.

Zur Zeit existiert nur noch eine regelmäße Stammtisch - Veranstaltung in Kiel.

Wir hielten Kontakt zum Jour Fixe in Hamburg, stellten da unser Projekt vor, diskutierten einige Themen vom Jour Fixe in unserer Runde weiter und veröffentlichen Themen vom Jour-Fixe, die uns im Jour Fixe Newsletter besonders ansprechen.

Den Ausbeutern sind wir weiter ein Dorn im Auge und haben bei den juristischen Auseinandersetzungen dazu gelernt.
Doch der Milliardär Clemens Tönnies hat uns nochmal eine Stange Geld gekostet.

In der Sache Tönnies waren wir mit dem Jour Fixe auf einer gemeinsamen Kundgebung in Kiel und der Pressekonferenz zur Buchveröffentlichung "Das Schweinesystem" bzw.
"Das System Tönnies " in Rheda-Wiedenbrück.

Chefduzen wird von Festangestellten aus Großbetrieben wenig genutzt.
Es hat sich eher zu einem Forum der prekär Beschäftigten und Erwerbslosen entwickelt.
Wir wollten stets mehr, als nur Beratung und gegenseitige Hilfe organisieren.
Wir versuchen immer wieder mit Aktionen, Flugblättern und anderen Veröffentlichungen aktiv zu werden.
Wir geben eine Kollegenzeitung für Leiharbeiter und Beschäftigte von Call Centern heraus, aber nun gibt es da auch eine ausbremsende Coronalücke.

Erfolge blieben trotzdem nicht aus. Es sind Dinge, die nicht "wir" erkämpft haben, sondern die Betroffenen selber aber deren Auseinandersetzungen hätten ohne unser Zutun, so nicht statt gefunden.

Auf Mallorca nutzen die überwachten und eingeschüchterten Beschäftigten eines Callcenters unser Forum und ihre Diskussion entwickelte sich zu einer täglichen online-Betriebsversammlung.
Dort verabredeten sie sich zu einem gemeinsamen Sick-out und 80% der 400 Beschäftigten blieben zu hause.

Leiharbeitsmessen, die in Hamburg auch in Shoppingcentern statt fanden, ließen sich auch nicht mehr so problemlos durchführen und man zog sich auf den Airport Hamburg zurück, weil man im Flughafenbereich ganz andere Polizeibefugnisse hat.
Wir blieben jedoch hartnäckig und störten die Leiharbeitsmessen am Hamburger Flughafen immer wieder, die gelegentlich auch in Katz und Maus Spiele mit der Security oder Flughafenpolizei ausarteten.

Einer unserer Mitstreiter arbeitete auf dem Hamburger Airport und ihm gelang es, seine Leiharbeiterkollegen zu überzeugen, das ein Kampf um ihre Arbeitsbedingungen möglich sei.
Das technische Personal entwickelt eine Mischung aus Wildem Streik und Sabotage, womit sie den Flughafenbetrieb erheblich störten.
Sie waren nicht aufzufinden, wenn sie gerade gebraucht wurden, Gepäck wurde in die falschen Flieger verladen, Schleppfahrzeuge und fahrbare Treppen wurden nicht betankt.

Ihre Arbeit beruhte auf der Kenntnis des Flughafenbtriebs und so konnten sie auch nicht einfach durch andere Leiharbeiter ausgetauscht werden.
Es war eine kleine Gruppe, vielleicht 30 Leute, doch sie gewannen den Kampf und wurden zähneknirschend vom Flughafenbetreiber fest angestellt zu einem weitaus besseren Lohn.

Zu einem Treffer wurde eine Solidaritätsaktion gegen den Volkswagenkonzern, der in seinem chinesischen Werk in Changchun gegen Leiharbeiter vorging, die von VW nichts anderes, als die Einhaltung des chinesischen Arbeitsrechts gefordert haben. Stattdessen landeten VW-Leiharbeiter im Knast.

Wir machten Transparente und ein Flugblatt, um uns damit in die Fußgängerzone in Wolfsburg zu stellen.
Der Artikel in der Wolfsburger Lokalpresse zog eine bundesweite Welle von Presseberichten nach sich.
Die streikenden in VW Changchum erhielten schriftliche Solidaritätsbekundungen von Daimlerarbeitern und Leiharbeiterorganisationen.

Solidaritätsbekundungen wurden ins Chinesische übersetzt und fanden Verbreitung in den Sozialen Medien der Leihahrbeiter in Changchun.
Die Solidarität aus Deutschland sorgte dafür, das sie ihre Proteste wieder aufnahmen.

Wir legten nach mit weiteren Protestaktionen an den VW Werken in Emden und Hannover.
Der VW Konzern entschloß sich, diese Unruhe und die Negativschlagzeilen durch ein Entgegenkommen zu beenden.

Die 900 Leiharbeiter, die alle ihren Job verlieren sollten, wurden als Stammbeschäftigte zu dem doppelten Lohn, im Vergleich zu ihrem Leiharbeiterlohn, fest angestellt.
Fu Tinabo, der als Anführer des Streiks galt, ist mittlerweile auch raus aus dem Knast. Er wurde jedoch nicht mehr von VW eingestellt.

Chefduzen als Projekt des gelebten Klassenkampfs hat wiederholt bewiesen, daß es funktionieren kann.
Während Dieter von der zumeist harmonischen Zusammenarbeit beim Jour Fixe berichtet, läuft es bei uns nicht so reibungslos.
Chefduzen ist ein wild zusammengewürfelter Haufen. In der Community streitet man sich und innerhalb des Kerns der Aktiven, die den Laden zusammenhalten, geht es auch manchmal etwas rauhbeinig zu.

Das Forum wird besucht von Leuten mit unterschiedlichsten politischem Hintergrund, von der FAU über Linkspartei bis zur MLPD.
Die Mehrheit der Community hat weniger politische oder gewerkschaftliche Erfahrungen.
Sie interessiert meistens neue Infos aus fast aller Welt und Mainungsaustausch.
Chefduzen ist auch ein Spiegelbild gegenwärtiger Verhältnisse, was wo so los ist.

Der Meinungsaustausch ist manchmal wirr und anstrengend und manchmal produktiv.
Hochtrabende Debatten werden geerdet durch einfache Leute und ihre Erfahrungen.

Bei chefduzen lesen Journalisten und Leute verschiedener linker Organisationen mit.
Solche Stimmungsbilder aus den Unterschichten sind anderswo kaum zu finden.
Auch nach zwei Jahrzehnten haben uns weder Anwälte, noch der Forenalltag klein gekriegt.

Das Forum der Ausgebeuteten ist noch immer Ort zur Organisierung sozialer Notwehr und Brutstätte subversiver Ideen und Aktionen.

Wir wünschen dem Jour Fixe auch nach 200 Veranstaltungen jede Menge Durchhaltevermögen und eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

Das Chefduzen Kollektiv

admin

Nach knapp einer Woche in der Deutschschweiz sind wir natürlich alles andere als Schweizkenner.
Trotzdem waren unsere Eindrucke intensiv.
Das Land erschien noch spießiger als Deutschland und auch für politische und soziale Konflikte schien die Schweiz ihre eigenen Methoden der Befriedung zu haben.

Ein Schlußfazit ist schwierig. Es gibt halt diesen verrechtlichten totalen Arbeitsfrieden und Streiks finden so gut wie nicht statt:
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016528/2013-12-03/
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016535/2010-05-06/

Das läßt einen ratlos zurück, weist aber auch viele Parallelen zu Deutschland auf. Ein Fazit besteht immer noch eher aus lauter Fragen als aus Antworten, was ja manchmal durchaus wichtiger ist. Gerade weil so eine Ruhe herrscht, liegt auch eine Unruhe in der Luft. Die Basisgewerkschafter, die wir kennengelernt haben, arbeiten in vorbildlicher Weise daran, dort Kämpfe zu ermöglichen, wo die Unzufriedenheit bisher nur still unter der Oberfläche brodelte.

Die feministische Bewegung ist ein Beispiel dafür, daß die Friedhofsruhe in ihr Gegenteil umschlagen kann.
Jugendkrawalle und Hausbesetzerbewegung brachen sich 1980 mit Gewalt in Zürich bahn, als Berlin noch pennte.
Stimmungen können kippen.
Es ist eine Herausforderung, dazu beizutragen.

admin

Vor einem Jahr waren wir auf einer Schweiztour und der Feministische Streik hat uns schwer beeindruckt. Die NZZ heulte, die Frauendemo sei linksradikal unterwandert.

Das wollte sich der Schweizer Staat in diesem Jahr nicht nachsagen lassen und reagierte mit harter Hand. Zuviel Fortschritt überfordert die Schweizer Behörden.

https://twitter.com/sozialismus_ch/status/1668977377525858304

Aber die Bullen konnten nicht die gesamte Demo unter Kontrolle kriegen, es waren laut Veranstalterinnen 120.000 Demonstrantinnen auf der Straße.

https://twitter.com/sozialismus_ch/status/1669065648545079302







https://twitter.com/idhfswiss/status/1669052586614218767

Onkel Tom

ZitatAber die Bullen konnten nicht die gesamte Demo unter Kontrolle kriegen, es waren laut Veranstalterinnen 120.000 Demonstrantinnen auf der Straße.

Beeindruckend und ja "Ohne uns steht alles still" sollte in D auch verinnerlicht werden.
Schön, wenn Cops anbei überfordert sind  :D
Lass Dich nicht verhartzen !

admin

Wir wissen sehr wenig über das, was in unseren Nachbarländern los ist. Der Feministische Streik in der Schweiz ist eine beeindruckende Bewegung. Ein paar weitere Bilder:







Übrigens: Demonstrationen gab es nicht allein in Zürich













Der bürgerlichen Presse ist es wieder alles zu links geworden







Wichtig: Es ist nicht allein eine Demo. Es geht real um Arbeit, Arbeitsbedingungen und Streik

https://twitter.com/VPOD_Schweiz/status/1668616310614536195



https://twitter.com/14juni23/status/1668972588838600710



https://twitter.com/lschmitter/status/1668874939913457664



https://twitter.com/femstreikzh/status/1668995848737308677





Kuddel

120.000 in Zürich und 300.000 in der gesamten Schweiz. Hut ab!

Vielleicht noch wichtiger als die Menschen auf der Straße ist die Tatsache, daß der Kampf auch an den Arbeitsplätzen geführt wird.

Unter diesem twitter-Link findet man jede Menge Beispiele dafür:

https://twitter.com/hashtag/FemStreik23?src=hashtag_click


Onkel Tom

Schaaade Account erforderlich und bei Ablenung mit Fußballkram
"zugeschissen" :(  Aber schönes Bild  :)

Oi, liebe Mitstreiter_innen.. Bidde für jeden zugänglich machen  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

So ist es wohl mit diesen tollen Sozialen Medien.
Sorry, ich wußte nicht, wieviel unter dem Link zu sehen ist für Leute, die da nicht angemeldet sind.

Es sitzen ein paar Milliardäre an Stellen, an denen sie darüber entscheiden können, welche Infos wir kriegen und welche nicht.

Onkel Tom

Ich denke eher, das Twitter-Account-Inhaber_in das einstellen kann,
ob "Nur für Freunde" oder "Freunde von Freunden" oder halt "für jeden"
Zugang zu den Infos zu gewären..

Bei solchen Dingen ist es meines Erachten besser die Sichtbarkeit "für jeden"
ein zu stellen, weil ja so viel Leser_innen wie möglich erreicht werden wollen.
Ich hatte mal vor längere zeit das woanders mukkiert und 2 Tage später war es
auch für Nichtregistrierte (für jeden) lesbar  8) 
Lass Dich nicht verhartzen !

admin

Ach ja, die Schweiz.
Es sind wirklich schöne Erinnerungen geblieben von unserer Veranstaltungsrundreise.

Zwischen zwei Veranstaltungsorten hörten wir im Autoradio in Interview mit einer kämpferischen Flugbegleiterin, die sagte, wenn die gerechten Forderungen der Flugbegleiterinnen nicht erfüllt würden, sei man vorbereitet auf eine Arbeitsniederlegung. Dazu muß man wissen, daß in der Schweiz extrem wenig gestreikt wird.
ZitatDoch ein Blick auf die Website des Genfer Flughafens lässt nichts Gutes erahnen: In seiner 104-jährigen Geschichte wird der Flughafen am Freitag zum ersten Mal bestreikt.

Gut Ding braucht Weile, es ein Jahr gebraucht, bis wirklich die Arbeit niedergelegt wurde. Es war jedoch das Flughafenpersonal. Die Aufregung war groß:

ZitatChaos am Flughafen Genf
«Was? Streik? In der Schweiz?»

Das Management war wohl etwas zu großkotzig.

ZitatPierre Bernheim, der Verwaltungsratspräsident des Flughafens, hatte noch vor wenigen Tagen selbstbewusst per Communiqué informiert, man werde diesen Sommer drei Millionen Passagiere abfertigen, und man sei bereit dafür.

Warum drückt er die Lohnreform just zum Ferienbeginn durch und riskiert einen länger anhaltenden Streik? «Es gibt für einen Flughafen keinen guten Zeitpunkt für einen Streik», sagt er.

Jetzt macht man sich Sorgen:

ZitatDer Beginn einer grösseren Bewegung?

Ab 8 Uhr werden die Schlangen nicht nur in der Check-in-Halle, sondern auch vor dem Flughafengebäude immer länger. Die Lage wird immer unübersichtlicher. Derweil strömen draussen immer mehr Flughafenangestellte zusammen und diskutieren eifrig. Wie viele der 1000 Mitarbeiter tatsächlich streiken, lässt sich nicht eruieren.

Auch VPOD-Generalsekretärin Natascha Wey ist da. «Ein Streik braucht Mut, doch das Flughafenpersonal hat recht», sagt sie. Sie sehe die Notwendigkeit für Sparmassnahmen nicht. Finanziell gehe es dem Flughafen seit dem Ende der Pandemie bestens, ergänzt Pierre-Yves Maillard, Präsident des Gewerkschaftsbundes. Für den Genfer SP-Nationalrat und Anwalt Christian Dandrès ist der Arbeitskampf am Flughafen «nur der Beginn einer noch grösseren Streikbewegung in Genf». Die Genfer Kantonsangestellten begännen sich gegen sich verschlechternde Arbeitsbedingungen zu wehren, weiss er.

Klassenkampf:

ZitatGegen 9.30 Uhr ist Gewerkschafter Pouranpir zurück. Jetzt taucht auch Flughafendirektor André Schneider bei den Streikenden auf und wird gnadenlos ausgepfiffen. Er habe eine Botschaft, sagt Schneider. (...) Kaum hat Schneider seine Botschaft vom Zettel abgelesen, wird er ausgebuht. Die Angestellten wollen nur eines: Direktor Schneider soll die Lohnreform rückgängig machen. Schneider zieht wortlos von dannen und mit ihm bald auch VR-Präsident Pierre Bernheim. Die Belegschaft des Flughafens beschliesst derweil einstimmig und unter Jubel, die Vorschläge der Direktion abzulehnen, ihren Streik den ganzen Tag fortzusetzen und am Samstag gleich weiterzustreiken. Die nächste Eskalationsstufe.

Der Entscheid hat weitreichende Konsequenzen. Am Freitag können ab 10 Uhr zwar wieder Flugzeuge starten und landen, weil die insgesamt 13 Bodenlotsen, die die Piloten zu den Parkpositionen führen, wieder arbeiten. Dafür fehlt aber das Personal bei der Passagierabfertigung. Es ist nur noch ein absoluter Minimalbetrieb möglich. Und am Samstag wollen alle weiter streiken. «Man muss hart und schnell zuschlagen», sagt ein Flughafenangestellter.

Die Schweiz sollte nicht lange Ort einer solchen Unruhe bleiben und man hat sich einen Arbeitsfrieden zurechtverhandelt...

ZitatDer Streik für Samstag wird abgesagt. Die Genfer dürfen wieder von Ferien träumen. Die Lohnreform wird erst per 1. Januar 2025 in Kraft gesetzt. Bis dann werden Arbeitsgruppen und Mediatoren nach fairen Lösungen suchen. Es ist ein Spiel auf Zeit. Aber der Arbeitsfriede ist wiederhergestellt. Alle sind glücklich, bis zum nächsten Streik.

Auf ein Neues im Nächsten Jahr?

Alle Zitate aus: https://www.tagesanzeiger.ch/was-streik-in-der-schweiz-317777244951

  • Chefduzen Spendenbutton