Wie viele Menschen sind wirklich erwerbslos?

Begonnen von TagX, 00:59:14 Fr. 05.Januar 2007

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TagX

ZitatMüntefering gibt falsche Zahlen heraus

Keiner weiß, wie viele Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger es gibt, sagt der Arbeitsmarktexperte Paul Schröder. Denn die Hartz-Gesetze haben zu einem statistischen Chaos geführt, in dem niemand mehr den Durchblick behält.
...
Die Statistik ist ungenau? Weiß man in Deutschland denn nicht sogar, wie viele Kühlschränke verkauft werden?

Bei der Arbeitslosenzahl sind die Gestaltungsspielräume aber extrem groß. Ein Beispiel: Wenn man die Bezieher von Arbeitslosengeld I und II zusammenrechnet, dann hat sich ihre Zahl letztes Jahr nur um 257.000 vermindert. Aber die registrierten Arbeitslosen sind - wie gesagt - um knapp 600.000 gesunken. Hier tut sich eine Lücke von rund 340.000 Menschen auf, die irgendwie aus der Arbeitslosenstatistik verschwunden sind.

Und wohin sind diese Menschen verschwunden?

Das weiß keiner genau. Denn bei Hartz-IV-Empfängern wird nicht erfasst, warum sie nicht - oder nicht mehr - als Arbeitslose registriert werden. Darüber gibt es bisher keine Statistik - oder sie wird nicht veröffentlicht.

Das klingt nach einer Verschwörungstheorie: Die Regierung will uns ihre dunklen Geheimnisse verheimlichen.

Es scheint eher so zu sein, dass die Regierung ihre eigene Reform nicht mehr versteht. Selbst Arbeitsminister Müntefering gibt Presseerklärungen heraus, die objektiv falsch sind.
...
Quelle: http://www.taz.de/pt/2007/01/05/a0158.1/text
Grüße


Sozialismus!

uwenutz

...auch hier wieder, jedem geistig normal sterblichen Menschen müsste es gewahr sein, daß dort postulierte Zahlenwerke falsch populistisch verwendet wurden und weiterhin werden und das zum wettbewerblichen Ranking verkommene Statistikgegaugel in absehbare Zeit ( in einem Land, das jeden Furz erfasst) es nicht wirklich mehr ermöglichen kann, Echtwerte zu ermitteln, umso grotesker in einem Land, in dem hochqualifizierte prom. dpl. Statistikmathematiker in "zig" Behörden beschäftigt sind um ihr verbeamtetes Schäfchenspiel im höheren Dienst"vollzug" zu absolvieren.

... wie ware es, auf die absoluten Beschäftigungszahlen zu achten?

TagX

ZitatOriginal von uwenutz
daß dort postulierte Zahlenwerke falsch populistisch verwendet wurden und weiterhin werden

Evtl. @uwenutz wird hier ein neuer Skandal vorbereitet. Die unfähige staatliche Arbeitsverwaltung. War die Zerschlagung des Arbeitsamtes/Arbeitsagentur nicht schon immer ein neoliberales Ziel? Wir erinnern uns...
Grüße


Sozialismus!

Richard Gier

Der ganze Statistikzirkus könnte entzerrt werden, wenn sich die Zahlenkünstler endlich dazu entschliessen würden, parallel zu den "Arbeitslosenzahlen", die Anzahl der momentan vorhandenen versicherungspflichtigen Vollzeitarbeitsplätze des ersten Arbeitsmarktes mit anzugeben.

Das brächte wenigstens Klarheit. (Aber nur, wenn an diesen Zahlen nicht auch wieder gedreht würde)

devil_inside

ZitatOriginal von Richard Gier
Der ganze Statistikzirkus könnte entzerrt werden, wenn sich die Zahlenkünstler endlich dazu entschliessen würden, parallel zu den "Arbeitslosenzahlen", die Anzahl der momentan vorhandenen versicherungspflichtigen Vollzeitarbeitsplätze des ersten Arbeitsmarktes mit anzugeben.

Das brächte wenigstens Klarheit. (Aber nur, wenn an diesen Zahlen nicht auch wieder gedreht würde)

Nur leider ist das gar nicht gewollt. Arbeitslose bzw. die Arbeitslosenstatistik sind eine politische Manövriermasse geworden. Die Intransparenz hat Methode, um Manipulationen zu erleichtern und das Versagen der Regierung in der Arbeitsmarktpolitik zu kaschieren.

TagX

ZitatHamburg/Nürnberg. Nach Einführung einer neuen Regelung zur Meldepflicht ist 2006 die Zahl der Sperrzeiten für Arbeitslose deutlich gestiegen. Die Arbeitsagenturen hätten 2006 mehr als 500 000 Arbeitslosen das Arbeitslosengeld zeitweilig gestrichen, berichtete die Bild-Zeitung (Freitagausgabe). Von Mai bis Dezember 2005 habe es 261000 solcher Fälle gegeben. Grund für den Anstieg sei, daß seit Anfang 2006 das Arbeitslosengeld generell für eine Woche gestrichen werde, wenn Beschäftigte sich bei drohendem Jobverlust verspätet arbeitssuchend meldeten, sagte die Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit, Ilona Mirtschin, am Freitag auf ddp-Anfrage. Ihren Angaben nach erhielten deshalb 150 000 Arbeitslose eine Woche lang kein Arbeitslosengeld.

Bei drohender Arbeitslosigkeit sind Betroffene verpflichtet, sich drei Monate vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses bei der Arbeitsagentur zu melden. Bis 2005 wurde bei Verstößen gegen diese Regel keine Sperrzeit verhängt, sondern individuell die Höhe des Arbeitslosengeldes gekürzt.

(ddp/jW)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/01-06/038.php
Grüße


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