Call Center in Marokko

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 23:29:24 Di. 24.Oktober 2023

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ManOfConstantSorrow

ZitatMigranten in Marokko
Callcenter in Casablanca statt Asyl in Europa

Viele Migranten aus dem südlichen Afrika blieben bisher in Marokko, fanden Arbeit in einem der unzähligen Callcenter. Doch inzwischen sind die Konditionen so schlecht, dass sie wieder vom Leben in Europa träumen.


(...) Casablanca ist so etwas wie die afrikanische Hauptstadt des Kundenservices. Ruft man bei seinem Streamingdienst in Frankreich an oder seinem Internetprovider in Kanada, landet man mit hoher Wahrscheinlichkeit hier an der Atlantikküste Marokkos. Und meistens hat man einen der knapp 50.000 Menschen aus dem Senegal an der Leitung, die fließend Französisch sprechen und für ein paar Hundert Euro im Monat Anrufe entgegennehmen. Es ist eine Industrie, die ohne die Migrantinnen und Migranten nicht funktionieren würde, die von Billigarbeitern aus dem südlichen Afrika lebt.

Auf dem Weg nach Europa stranden diese Menschen hier, finden Jobs, schicken Geld nach Hause. Früher wollten viele bleiben, doch inzwischen sind die Konditionen so schlecht, dass die meisten wieder vom Leben weiter nördlich träumen. (...)

Doch es gibt noch Arbeitgeber, die nicht nach Papieren fragen. Sie bezahlen schlechter. Mit der großen Zahl an Migranten im Land seien auch die Löhne gesunken, erzählen die Betroffenen. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten rapide an. »Es wird immer schwieriger für uns«, sagt Diop. Er arbeitet im Callcenter gegenüber als Teamleiter, hat 30 Leute unter seiner Ägide. Er blickt wieder auf sein Handy. »Inzwischen drehen sich die meisten Anrufe und Nachrichten um die Frage: Wie komme ich weiter nach Europa? Das hat deutlich zugenommen«, erzählt Diop. (...)

Vor ein paar Tagen habe sich eine junge Senegalesin umgebracht, sie sei überfordert gewesen, sagt Diop. Das Einkommen im Callcenter habe zum Leben nicht gereicht, und die Familie zu Hause im Senegal habe immer wieder Geld von ihr gefordert. Unter diesem Druck stünden viele, und es sei zunehmend schwierig, ihm standzuhalten.

Er ist sich sicher: Wenn die Löhne nicht bald steigen, wenn seine Landsleute weiterhin kaum noch ihre Miete zahlen können, dann werden die Überfahrten übers Mittelmeer noch mal drastisch zunehmen. Dabei sei die Lösung recht einfach: »Wenn die Europäer weniger Migration wollen, dann sollten sie sicherstellen, dass ihre ausgelagerten Dienstleistungen hier in Afrika auch fair bezahlt werden«, sagt er.
https://www.spiegel.de/ausland/migranten-in-marokko-callcenter-in-casablanca-statt-asyl-in-europa-a-58a96cd6-67ee-420b-ba93-9bd371ccd096
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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