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Randbereiche - Wenig diskutiert! => 1 € Jobs => Thema gestartet von: ManOfConstantSorrow am 11:17:21 Di. 13.September 2005

Titel: Die ARGE zerstört mit 1€ Jobs in Köln selbstverwaltete Betriebe und Selbsthilfestrukturen
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:17:21 Di. 13.September 2005
Die Kölner ARGE will in verschiedenen Projekten des Kölner "Möbelverbund" (Verbund gemeinnütziger Kölner Möbellager e.V.) 120 MAE-Stellen einrichten (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung - besser bekannt als "1€Jobs"). Die Arbeitslosen sollen u.a. bei Umzügen und Entrümpelungen eingesetzt werden. Den Projekten entstehen für diese ArbeiterInnen keine Lohnkosten, und sie bekommen für die Arbeit der Arbeitslosen sogar noch zusätzliche Gelder von der ARGE ("Arbeitsgemeinschaft", der Zusammenschluss von Arbeitsamt und Sozialamt zwecks Verwaltung der EmpfängerInnen von Arbeitslosengeld 2). Von den Kunden brauchen diese Entrümpler dann nicht mehr viel zu verlangen - ist ja alles schon aus öffentlichen Geldern bezahlt. Die ARGE betreibt damit Lohndumping; die Löhne in diesem Bereich werden noch weiter gedrückt werden. Für Selbsthilfegruppen wie SSK und SSM könnte das ökonomisch das Ende bedeuten. Die ARGE schafft keine Arbeitsplätze, im Gegenteil: sie zerstört vorhandene...
Presseerklärung der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (http://www.ssk-bleibt.de/)
Titel: Re:Die ARGE zerstört mit 1€ Jobs in Köln selbstverwaltete Betriebe und Selbsthilfestrukturen
Beitrag von: Pinnswin am 12:13:17 Fr. 15.Oktober 2010
Zitat...Der SSK - Sozialistische Selbsthilfe Köln - besteht seit mehr als 30 Jahren als Wohn- und Arbeitskollektiv, als politisches Projekt und als Anlaufstelle. Diese Selbsthilfestruktur ist aus der Kritik an staatlicher Fürsorge entstanden, als Möglichkeit für die Opfer dieser "Fürsorge", sich gegen die Institutionen zu wehren und von ihnen unabhängig zu machen. Im SSK leben Menschen zusammen, die in der Hackordnung des Arbeitsmarktes nicht mithalten können oder nicht mitmachen wollen. Wir versuchen, die Arbeit in unserer eigenen Firma und das Zusammenleben so gleichberechtigt wie möglich zu organisieren, ohne Chefs und Zwang. Unseren Lebensunterhalt verdienen wir mit Umzügen, Entrümpelungen und dem Verkauf gebrauchter Sachen. Bisher ging die Rechnung auf: durch die Aufträge und den Verkauf kam genug Geld rein, um den SSK als Lebens- und Einkommensprojekt am Laufen zu halten, ohne staatliche Subventionierung.

In den letzten Jahren macht sich jedoch die verschärfte Konkurrenz bemerkbar. Immer mehr Menschen sehen sich gezwungen, ihre Arbeitskraft zu Hungerlöhnen zu verkaufen. Sie schleppen z.B. Möbel für 4 Euro pro Stunde. In den Straßen tauchen Werbezettel auf, die Umzüge zu Billigstpreisen anbieten. Immer häufiger springen Kunden nach unserem Kostenvoranschlag ab, weil andere das billiger machen. Und diese anderen sind nicht nur Private, die sich als Ich-AG durchschlagen, oder die KollegInnen aus anderen Ländern, die hier für paar Euro Stundenlohn ausgebeutet werden. Es sind zunehmend staatlich geförderte Projekte, die so billige Angebote machen können, weil die Lohnkosten vom Staat bezahlt werden. Früher wurden diese Projekte mit ABM- und HzA-Stellen ("Hilfe zur Arbeit", ABM für SozialhilfeempfängerInnen) subventioniert. Heute greifen sie nach den Ein-Euro-JobberInnen, die sie als Billigarbeitskräfte einsetzen, und die ihnen über die zusätzlichen Gelder ihre Sozialarbeiterstellen finanzieren...

http://prekaer.info/index.php/component/content/article/4958-die-arge-zerstoert-in-koeln-selbstverwaltete-betriebe-und-selbsthilfestrukturen-.html (http://prekaer.info/index.php/component/content/article/4958-die-arge-zerstoert-in-koeln-selbstverwaltete-betriebe-und-selbsthilfestrukturen-.html)
Titel: Re:Die ARGE zerstört mit 1€ Jobs in Köln selbstverwaltete Betriebe und Selbsthilfestrukturen
Beitrag von: Hedgegina am 12:23:04 Fr. 15.Oktober 2010
http://www.chefduzen.de/index.php/topic,22551.0.html (http://www.chefduzen.de/index.php/topic,22551.0.html)