Gewerkschaftliche Kämpfe und Forderungen

Begonnen von Kuddel, 12:21:10 Mo. 13.September 2021

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xyu

Zitat von: Kuddel am 18:24:06 Mi. 12.Oktober 2022Das Neue Deutschland kommentiert die Verdi Forderung:

Wichtiger und potentiell spannender als die Forderung ,,10,5%" ist die nach ,,aber mindestens 500 Euro".
In vergangenen Tarifrunden zum Tarifvertrag bei Bund und Kommunen (dazu gehört z.b. einiges an Pflege, Sozial- und Erziehungsdienst) fielen solche Mindestforderungen z.T. ,,hinten runter" (ein paar Mal gab es Abschlüsse mit Mindest- bzw. Sockelbeträgen) und kamen auch in den Medien kaum vor. Das das ,,nd" in seinem Kommentar, auch wenn es ,,nur" der Beikommentar zum Hauptartikel ist, diesen Forderungsbestandteil nicht nennt, ist für eine linke Zeitung dusselig.

Kuddel

Gestern beim Generalstreik in Frankreich gab es eine Generalversammlung aller Berufsgruppen am Gare du Nord in Paris. Die dort aufgestellten Forderungen:

-Kein Lohn unter 2000€.
-500€ Nettolohnerhöhung
-Anpassung der Löhne an die Inflation

Kuddel

ZitatBei der Lufthansa gibt es einen Tarifabschluss für das Kabinenpersonal.

Danach erhalten die 19.000 Beschäftigten im kommenden Jahr eine Vergütungserhöhung in zwei Schritten. Bereits im Januar werden alle Gehaltsstufen um 250 Euro aufgestockt, im Juli steigen die Bezüge dann um 2,5 Prozent. Je nach Gehaltstufe ist das ein Plus zwischen knapp neun Prozent und gut 17 Prozent für Berufseinsteiger. Die Laufzeit beträgt ein Jahr.

Lufthansa-Personalvorstand Niggemann betonte, untere und mittlere Gehaltsgruppen profitierten von der Vereinbarung überproportional. Für die Gewerkschaft UFO erklärte Tarifvorstand Schwerthelm, nach zwei pandemiebedingten Krisenjahren könne man nun durch das Jahr 2023 gehen, für das ein Aufschwung bei der Lufthansa prognostiziert werde.
https://www.deutschlandfunk.de/lufthansa-einigt-sich-mit-kabinenpersonal-102.html

Ein Schritt in die richtige Richtung. Jenseits des DGB scheint es besser zu klappen.

ManOfConstantSorrow

ZitatIG Metall will Vier-Tage-Woche durchsetzen

Die IG Metall will in der Stahlindustrie eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen.
https://www.deutschlandfunk.de/ig-metall-will-vier-tage-woche-durchsetzen-120.html

Eine gute Forderung.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Die Gewerkschaften argumentieren immer, es müßten sich mehr Menschen bei ihnen organisieren, erst dann kann man etwas erreichen. Und immer, wenn die Gewerkschaften einen Arbeitskampf ankündigen, gibt es richtige Eintrittswellen. Und was kommt am Ende dabei heraus?

ZitatReallohnverlust durch Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst:
Verdi einigt sich mit Bund und Kommunen auf neuen Tarifvertrag für öffentlich Beschäftigte
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1172650.einigung-der-tarifparteien-reallohnverlust-durch-tarifabschluss-im-oeffentlichen-dienst.html

ZitatReallöhne sanken 2022 stärker als angenommen

Sie gaben um 4,0 Prozent im Vergleich zu 2021 nach, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Bislang war ein Minus von 3,1 Prozent erwartet worden. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2008. (...) Für das laufende Jahr rechnen viele Experten mit einem erneuten Rückgang der Reallöhne. Grund dafür ist die weiter hohe Inflation.
https://www.deutschlandfunk.de/realloehne-sanken-2022-staerker-als-angenommen-104.html

Es gibt zur Zeit in Deutschland eine außerordentlich hohe Streikbereitschaft. Die Gewerkschaftsfünkrionäre starten in Tarifauseinandersetzungen mit donnernder klassenkämpfericher Rhetorik, es gibt dann symbolische Warnstreiks, aber wenn ein Erzwingungsstreik ansteht, knicken sie ein und verkaufen ihre faulen Kompromisse als Siege.

Kann man die Gewerkschaftsapparate demokratisieren?
Können die Beschäftigten nicht einfach weiterstreiken, auch wenn ihre gewerkschaftlichen Vorturner es nicht wollen?

Dann kommt erstmal das Argument, "das darf man nicht". Die Trucker von Gräfenhausen haben das, was man nicht darf, einfach gemacht und sie haben gesiegt.

Wir brauchen Diskussionsstrukturen über betriebliche Themen jenseits der Gewerkschaften. Sie müßten offen sein und einen Austausch zwischen Leuten ermöglichen, die gewerkschaftlich organisiert sind und denen, die es nicht sind.


BGS

Läuft doch. Die deutsche Regierung wird sich folgerichtig um weitere Krisen bemühen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

counselor

ZitatKann man die Gewerkschaftsapparate demokratisieren?
Nein.
ZitatKönnen die Beschäftigten nicht einfach weiterstreiken, auch wenn ihre gewerkschaftlichen Vorturner es nicht wollen?
Ja, aber sie müssten den Streik organisieren und während des Streiks ohne Lohn und ohne Streikgeld verbringen. Vor allem letzteres ist eine hohe Hürde.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ein wichtiges Thema und gute Forderungen:

ZitatDie Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert ein Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmer*innenrechten in der Kurier-, Express-, Paket-Branche (KEP), das insbesondere ein Verbot des Einsatzes von Subunternehmen in der Branche beinhaltet. ,,In der KEP-Branche haben Ausbeutung und prekäre Beschäftigung mittlerweile ein unerträgliches Maß angenommen. Es ist nicht hinnehmbar, wenn die tägliche Paketzustellung in unserem Land teilweise mit ausbeuterischen und gesetzwidrigen Arbeitsbedingungen sichergestellt wird", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. ,,Wir brauchen ein Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmer*innenrechten in der Paketbranche. Das Gesetz muss analog zu den gesetzlichen Regelungen ausgestaltet sein, die seit Anfang 2021 in der Fleischwirtschaft gelten und wirken." Kernpunkt des Gesetzes müsse ein Verbot des Einsatzes von Fremdpersonal zum Transport und zur Auslieferung bei Paketdienstleistern sein; damit würden Subunternehmerketten und Werkverträge verhindert, die der Mechanismus für Lohn- und Sozialdumping in der Branche seien.
https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++4d5a5bc0-95ad-11ed-b04e-001a4a160129

ZitatEs war ein durchaus bemerkenswerter Vorgang: Am Freitag wurde im Bundesrat ein Entschließungsantrag beschlossen, welcher – analog zum »Arbeitsschutzkontrollgesetz« – auf bessere Arbeitsbedingungen insbesondere bei Subunternehmern von Paketdienstleistern abzielt. Grundlage ist die Kampagne »fair zugestellt statt ausgeliefert« der Gewerkschaft Verdi.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173273.paketbranche-bundesrat-fuer-bessere-arbeitsbedingungen-in-der-paketbranche.html

Es fällt aber auf, daß hier kein Kampf zwischen Kapital und Arbeit, also zwischen Kapitalisten und Arbeiter:in organisiert/geführt wird. Es wird an die Regierung apelliert, sie möge das Problem bitte regeln.

Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich Gewerkschaften selbst entmachten.

Kuddel



Nicht schlecht.

Die NGG Ost taugt scheinbar mehr, als die ganzen Gewerkschaften, die stets halbgare Abschlüsse unterzeichnen.

Kuddel

Leider ist dieser Beitrag nur für Leute, die mit Englisch halbwegs klarkommen.

Eine tolle Rede von Mick Lynch, dem Vorsitzenden der britischen Bahngewerkschaft gerichtet an die britischen Assistenzärzte, die in den längsten Streik in ihrer Geschichte traten.

Die Rede ist beeindruckend und mitreißend. Eine Beschreibung der Zustande und die Erklärung, woher sie kommen. Ich kann es nicht beschreiben, aber bei ihm ist "Klassenkampf" kein hölzerner Begriff irgendwelcher linker Spinner, sondern unsere wichtigste Waffe im Umgang mit Sozialkahlschlag und Lohnkürzungen.

Eine Flammende Rede. Ich wünschte, wir hätten solche Redner und solche Gewerkschafter.

Viel Spaß!

https://twitter.com/LondonEconomic/status/1683060303779491840

ManOfConstantSorrow

Zu dem Thema "gewerkschaftliche Kämpfe" sollte man daran erinnern, daß auch Betriebsbesetzungen eine Möglichkeit sind:

ZitatDie Besetzung von Iceland Talbot St durch die Arbeiter geht nach der Feiertagsdemonstration in die 7. Woche
Die Beschäftigten halten das Gebäude in der Talbot Street seit über vierzig Tagen besetzt.


Die Beschäftigten der Iceland-Filiale in der Talbot Street haben gestern eine Demonstration abgehalten, bei der sie Unterstützung für ihre anhaltende Besetzung der Filiale erhielten.

Die Beschäftigten erklärten, sie hätten nicht die Absicht, die Besetzung zu beenden, bevor nicht Fragen wie die Nichtzahlung von Löhnen, Abfindungen und die Zahlung von Kranken- und Urlaubsgeld geklärt seien.

Die Filiale in der Talbot St. wurde im Juni geschlossen, und die Mitarbeiter verschafften sich Zutritt und begannen am 25. Juni mit der Besetzung des Ladens. Sie besetzen den Laden rund um die Uhr und wechseln ab, wer im Laden schläft. (...)

https://www.thejournal.ie/iceland-talbot-street-6138427-Aug2023/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatWenn Unternehmen so dringend Personal suchen – warum steigen die Löhne dann nicht?
Überall fehlen Fachkräfte. Wirklich? Um Personalengpässe zu lösen, gibt es doch eigentlich ein einfaches Gegenmittel: höhere Löhne.
https://www.fr.de/wirtschaft/unternehmen-betriebe-personal-mangel-arbeiter-loehne-gehaelter-92483028.html

Was fällt mir dazu ein?

  • Löhne steigen nicht durch Angebot und Nachfrage sondern durch die Kraftverhältnisse im Betrieb.
  • Die Gewerkschaften in Deutschland sind nicht fähig/willig die Interessen der Beschäftigen angemessen zu vertreten/durchzusetzten. Viele der Tarifverhandlungen der letzten Zeit brachten Ergebnisse unterhalb der Inflationsrate.
  • Trotz unfähiger Gewerkschaften gab es in einigen Branchen Lohnerhöhungen, die über den Forderungen lagen, weil die Unternehmen wirklich Arbeitskräftemangel haben und genervt sind, weil die Beschäftigen nach kurzer Zeit wieder künigen.
  • Bürgerliche Wirtschaftswissenschaftler sind Schwätzer und Scharlatane. Sie haben keine Ahnung und schwätzen das, was die Wirtschaft von ihnen hören will.

Kuddel

ZitatBei den Tarifverhandlungen in der US-Automobilindustrie fordert die Gewerkschaft 46 Prozent mehr Lohn, kürzere Arbeitszeiten und vieles mehr
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175978.us-autogewerkschaft-tarifverhandlungen-in-den-usa-das-ende-der-bescheidenheit.html

Sollten wir uns ne Scheibe von abschneiden.

Kuddel

ZitatReallöhne sind trotz der Tariferhöhungen in Deutschland gesunken
Trotz des Anstiegs der Tariflöhne um 5,6 Prozent sind die Reallöhne gesunken. Durch den Inflationsausgleich wurden jedoch deutlichere Verluste verhindert, sagen Forscher.
https://www.zeit.de/arbeit/2023-09/inflation-tariferhoehung-realloehne

Eine absolute Katastrophe.
Kann man auf derart unfähige Gewerkschaften "Druck von unten" erzeugen?
Oder Druck jenseits der Gewerkschaften?

ManOfConstantSorrow

ZitatVer.di-Chef hält nichts von Viertagewoche bei Dienstleistungen

Gewerkschaftschef Frank Werneke erteilt der Viertagewoche in Dienstleistungsjobs eine Absage – und will stattdessen für höhere Löhne kämpfen.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ver-di-chef-haelt-nichts-von-viertagewoche-bei-dienstleistungen-a-087400bd-1cfb-4239-934a-c92388d141ca

Mal wieder ein Gewerkschaftschef, der sich nicht an die Interessen und Wünsche der Gewerkschaftsmitglieder gebunden fühlt...
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Ich hatte gestern eine interessante Diskussion mit einem Betriebsaktivisten.

Es ging um Frank Werneke und seine Haltung gegen eine 4 Tagewoche.

Er meinte, es sei typisch, daß Gewerkschaftführungen eine abgehobene Politik jenseits der Mitgliederinteressen machen und das sei nichts Neues.

Seiner Meinung nach gibt es zur Zeit eine ungewöhnliche Situation. Durch den Personalmangel in vielen Bereichen setzten die Beschäftigten neue Bedingungen durch ohne gewerkschaftliche Kämpfe. Man kündigt und geht dorthin, wo einem die Arbeitsbedingungen mehr zusagen. Im Handwerk sind die Löhne ungewöhnlich stark gestiegen. Wegen dem massiven Interesse der Beschäftigten an einer 4 Tage Woche, haben viele Handwerksbetriebe die 4 Tage Woche eingeführt. Es gibt nun wohl erstmalig in der Geschichte der BRD eine Abwanderung von Arbeitskräften der Industrie ins Handwerk.

Kuddel

Steter Tropfen höhlt den Stein.
Die Diskussionen sind tatsächlich in gewerkschaftliche Forderungen umgesetzt worden. Keine prozentualen, sondern Festgeldforderungen:

ZitatVerdi fordert für die Beschäftigten im Handel 2,50 Euro mehr Lohn und Gehalt pro Stunde. In manchen Regionen wird zusätzlich noch über eine Inflationsprämie debattiert.
https://www.deutschlandfunk.de/warnstreiks-im-handel-in-nrw-1-300-beschaeftigte-legen-arbeit-nieder-104.html

Jetzt muß man noch durchsetzen, daß Tarifabschlüsse nicht länger als 12 Monate dauern sollen.

Kuddel

ZitatTarifstreit Deutsche Bahn

Dabei müsse unter anderem die Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter im Vordergrund stehen.
Die GDL fordert außerdem bei einem Jahr Laufzeit mindestens 555 Euro mehr Lohn und 3.000 Euro Inflationsprämie.
https://www.deutschlandfunk.de/gdl-chef-weselsky-schliesst-unbefristete-streiks-aus-102.html

Kuddel

In Klassenauseinandersetzungen halte ich DGB Gewerkschaften eher für Teil des Problems, als Teil der Lösung.

Ich habe den Eindruck, daß sich gerade in Ostdeutschland ein starker Druck aus den Betrieben entwickelt hat, der sich auf den Kurs der Gewerkschaften ausgewirkt hat. Insbesondere die NGG-Ost überrascht positiv. Sie mischt mit bei vielen Arbeitskämpfen, die beeindrucken und sie äußert sich politisch recht erstaunlich.

ZitatLebensmittelgewerkschaft NGG Ost zu den angekündigten Protesten am 8. Januar
Bei uns läuft etwas schief!


Uwe Ledwig, Vorsitzender im Landesbezirk Ost der Lebensmittelgewerkschaft NGG, beklagt die zunehmende soziale Schieflage im Land und eine falsche Ausrichtung der Politik der Bundesregierung.

,,Bei uns läuft etwas schief! Kleine und mittlere Einkommen werden immer mehr belastet, während der Reichtum bei einigen wenigen wächst. Die Ampel muss endlich die Zeichen der Zeit erkennen und die Reichen zur Kasse bitten, statt die Lücke im Staatshaushalt auf die breite Masse abzuwälzen", so Ledwig.

Der Gewerkschafter weiter: ,,Umverteilung ist das Gebot der Stunde, aber nicht mehr von unten nach oben, sondern andersherum! Ein Protest dafür ist ein berechtigter Protest."

In den aktuellen Tarifrunden streitet (und streikt) derzeit die NGG mit ihren Möglichkeiten für einen gesellschaftlichen Kurswechsel: Für höhere Löhne und Gehälter und für kürzere Arbeitszeiten und Entlastung vom Arbeitsstress, gerade für die stark belasteten Berufe mit Schichtarbeit in den Lebensmittelbetrieben und der Gastronomie. Seit gestern streiken für 42-Stunden die Beschäftigten des Lidl- und Kaufland-Getränkeherstellers MEG in Sachsen-Anhalt für bessere Arbeitsbedingen. In zahlreichen Lebensmittelbetrieben und NGG-Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe in Sachsen und Thüringen stehen Lohn- und Gehaltsrunden vor der Tür.

Im politischen Raum streitet die Lebensmittelgewerkschaft für eine solidarische Politik, die die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung ins Zentrum stellt. Ledwig weist darauf hin, dass das Vermögen der Superreichen in Deutschland inzwischen bei mindestens 1,4 Billionen Euro liegt, und die Dax-Konzerne Jahr für Jahr Rekord-Dividenden ausschütten. Die Ampelregierung hätte in den letzten Wochen einen falschen Weg eingeschlagen, wenn die breite Bevölkerung stärker belastet werden soll. Es ginge hier nicht nur um die Bauern.

Der Gewerkschafter: ,,Die Ampel ist auf dem falschen Weg. Statt sich mit den Reichen und Mächtigen im Land anzulegen und diese zur Kasse zu bitten, hat sie Sündenböcke unter den Bürgergeldempfängern ausgemacht. Wer glauben machen will, dass dies die Haushaltsprobleme löst, bedient billigen Populismus. Das lenkt von dem eigentlichen Handlungsbedarf ab und das spaltet die Gesellschaft. Dasselbe betrifft billige Stimmungsmache in Fragen der Migration."

Ledwig verwahrt sich dagegen die Protestierenden pauschal in die rechte Ecke zu stellen. Er kritisiert zugleich persönliche Attacken auf einzelne Politiker, wie gestern gegenüber Robert Habeck. Diese Grenze dürfe nicht überschritten werden! Auch müsse eine klare Trennlinie gegenüber Rechtsextremen und der AfD gezogen werden, wenn diese versuchen die Proteste für ihre Zwecke zu missbrauchen.
https://ost.ngg.net/artikel/2024/bei-uns-laeuft-etwas-schief/

Es ist ein wirklich guter Beitrag.
Es geht um Selbstverständlichkeiten gewerkschaftlicher Arbeit ("Für höhere Löhne und Gehälter und für kürzere Arbeitszeiten und Entlastung vom Arbeitsstress"), geht dann aber weit darüber hinaus: "die Reichen zur Kasse bitten, statt die Lücke im Staatshaushalt auf die breite Masse abzuwälzen" (...) "Umverteilung ist das Gebot der Stunde, aber nicht mehr von unten nach oben, sondern andersherum!" 

Es wird hier ungewöhnlich klar politisch argumentiert gegen die Politik der Ampel: "Die Ampel ist auf dem falschen Weg. Statt sich mit den Reichen und Mächtigen im Land anzulegen und diese zur Kasse zu bitten, hat sie Sündenböcke unter den Bürgergeldempfängern ausgemacht. Wer glauben machen will, dass dies die Haushaltsprobleme löst, bedient billigen Populismus. Das lenkt von dem eigentlichen Handlungsbedarf ab und das spaltet die Gesellschaft. Dasselbe betrifft billige Stimmungsmache in Fragen der Migration."

Dieses "Statt sich mit den Reichen und Mächtigen im Land anzulegen..." geht runter wie Öl und würde man nie und nimmer von einem höheren Gewerkschaftsfunktionär erwarten.

Der Hinweis, daß man bei den verschiedenen Sozialprotesten keinesfalls "die Protestierenden pauschal in die rechte Ecke" stellen sollte, halte ich für genauso richtig, wie die antifaschistische Haltung ("eine klare Trennlinie gegenüber Rechtsextremen und der AfD") des Gewerkschafters.

Es handelt sich nicht nur um schöne Worte, im Rahmen der NGG-Ost findet eine ganze Reihe beeindruckender betrieblicher Kämpfe statt.

Kuddel

Die NGG-Ost scheint irgendwie aus der Art geschlagen zu sein.

Sie ruft auf zur Beteiligung an den Protesten gegen rechts.

ZitatNein zu rechter Hetze und Rassismus - JA zu einem guten Leben für alle!

Politikwechsel jetzt! Zeit für Umverteilung.
https://ost.ngg.net/artikel/2024/nein-zu-rechter-hetze-ja-zu-einem-politikwechsel/

Da hat der DGB wohl nicht aufgepaßt. Da fordern freche Gewerkschafter Umverteilung.

Bitte mehr davon.

Kuddel


ManOfConstantSorrow

In Italien gibt es inspirierende Forderungen und Kämpfe:
Das Hafenarbeiter:innenkollektiv Collettivo Autonomo Lavoratori Portuali (CALP)

ZitatWas wollten Sie anders als die großen Gewerkschaften machen?

Uns ist es von Anfang an darum gegangen, den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen im Hafen mit anderen Kämpfen zu verbinden. Es ging uns also nie nur um die Sicherung unserer Arbeitsplätze und es ging schon gar nicht darum, unsere Arbeitsplätze zu verteidigen, wenn sie zu Elend und sogar Tod in anderen Teilen der Welt beitragen. Deshalb blockieren wir Waffenlieferungen, beteiligen uns an antifaschistischen Kämpfen und machen auf die Situation Geflüchteter an Europas Grenzen aufmerksam.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181091.hafenarbeiter-in-genua-blockierte-waffenlieferungen-nicht-wir-brechen-das-gesetz.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Es wird in letzter Zeit öfter mal ein Inflationsausgleich gefordert. Das ist schön und gut und völlig berechtigt. Aber doch nicht als Einmalzahlung!!!

Diese Einmalzahlungen (bis zu 3000€) kommen bei den Kollegen zwar gut an, weil sie spürbar sind, wenn man sie kriegt.

Aber das haut nicht hin! Die Lebensmittel sind rund 30% teurer geworden, einige sogar 100%. Gerade bei den Niedriglöhnern machen die Lebensmittelkosten einen Großteil ihrer Lebenshaltungskosten aus. Wenn es heißt, die Inflation sei vorbei, heißt es nicht, die Preise gehen zurück auf die Höhe vor der Inflation. Die bleiben so scheißhoch! Dann ist von dem einmaligen Inflationsausgleich nix mehr übrig.

Deshalb muß man eine kräftige Lohnerhöhung fordern und keine Einmalzahlung. Und eine Festgeld- statt Prozenterhöhung!!!

ManOfConstantSorrow

ZitatGigantische NATO-Manöver, ins unermessliche steigende Rüstungsausgaben, Terror und humanitäre Katastrophen im Nahen Osten – das sind nur einige Beispiele dafür, dass auf die militärische Karte gesetzt wird, wenn es um die Lösung von Krisen geht und politische und diplomatische Optionen kaum noch eine Rolle spielen. Ins Bild passt die geplante Stationierung neuer Raketensysteme, mit denen strategisch relevante Ziele in Russland angegriffen werden können, was selbst nach Einschätzung des NATO-Generalsekretärs die Gefahren von Missverständnissen und Fehlkalkulationen in Moskau erhöhen würde. Dass Linder nun ein dreijähriges Moratorium für Sozialausgaben vorschlägt, um den Wahnsinn zu finanzieren, zeigt, dass wir alle weiter den Gürtel enger schnallen sollen. Wo bleiben da unsere gewerkschaftlichen Vorstellungen für gute und klimagerechte Daseinsvorsorge und Investitionen? Wie können wir damit besser in die Öffentlichkeit und in die Offensive kommen?
Einladungstext für eine Veranstaltung von ver.di-Linke NRW.

Können Gewerkschaften eigentlich mehr als warme Worte?

Es ist kein unwichtiges Nebenthema. Es geht um Krieg oder Frieden. Die Beschäftigten konnen die Pläne der Kriegstreiber zu Fall bringen, wenn sie gemeinsam handeln und die Kriegsmaschinerie blockieren und sabottieren. Das muß jedoch organisiert werden und die Gewerkschaften zeigen wenig Interesse an solchen Aktivitäten.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Christiane Benner ist erste Vorsitzende der IG Metall. Es ist nicht automatisch ein Fortschritt, wenn ein Posten von einer Frau besetzt wird. Die IGM Vorsitzende scheint erzreaktionär zu sein, interessiert sich wenig für die Interessen der Mitglieder ihrer Organisation, ihr geht es um den Erhalt der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

ZitatWie die Erste Vorsitzende Benner nach einer Vorstandssitzung in Essen mitteilte, verlangt die IG Metall für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche unter anderem sieben Prozent mehr Geld. Auszubildende sollen 170 Euro im Monat mehr bekommen. Damit wolle man die Kaufkraft der Beschäftigten stärken und die Konjunktur stützen.
https://www.deutschlandfunk.de/ig-metall-verlangt-sieben-prozent-mehr-geld-106.html

"Kaufkraft" und "Konjunktur stützen". Ich krieg das Kotzen!

Vor wenigen Monaten hieß es:
ZitatDie deutsche Industrie hat im Dezember überraschend den stärksten Auftragszuwachs seit rund dreieinhalb Jahren verbucht. Das Neugeschäft legte um 8,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur-industrie-verzeichnet-im-dezember-groessten-auftragszuwachs-seit-jahren-a-e911334d-e141-4b7e-8711-0525fde46642

Die IGM ist theoretisch eine der stärksten Gewerkschaften der Welt. Doch sie hat kein Interesse sich mit den Kapitalisten anzulegen. Ihre Forderungen liegen noch unter der realen Inflationsrate. Und der Abschluß dürfte noch nicht einmal diese mickrige Forderung erreichen. Wahrscheinlich gibt es einen Tarifabschluß, der länger als 12 Monate gilt.

Die Gewerkschaften könnten die Verhältnisse in diesem Land radikal verändern, wenn sie nur wollten. Wenn sie nur wollten!

BGS

Es scheint, wie überall auf diesem Planeten zu sein: Wir Ausgebeutete werden mit Krümeln vom Tisch der Reichen und deren Handlangern abgespeist, verarscht und massiv betrogen.

Inzwischen langsam die Nase voll von den Gewerkschaften! Wir sollten selbst handeln.

Muss zur Schicht.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

USA
ZitatDer laufende Tarifvertrag bei Boeing gilt seit 16 Jahren, Gewerkschaften forderten daher 40 Prozent mehr Lohn. Der US-Flugzeugbauer bot 25 Prozent – nun gibt es Streiks.
https://www.zeit.de/arbeit/2024-09/boeing-mitarbeiter-streik-seattle

Kuddel

Berliner Krankenhausbewegung
Stoppt die Kündigungen am Jüdischen Krankenhaus Berlin

Klinik.jpg

"Ein Betrieb - eine Belegschaft!"
Diese Forderung sollte in allen Branchen populär werden!

Kuddel

Zitat von: Kuddel am 09:27:53 Fr. 13.September 2024USA
ZitatDer laufende Tarifvertrag bei Boeing gilt seit 16 Jahren, Gewerkschaften forderten daher 40 Prozent mehr Lohn. Der US-Flugzeugbauer bot 25 Prozent – nun gibt es Streiks.
https://www.zeit.de/arbeit/2024-09/boeing-mitarbeiter-streik-seattle

Man mag darüber schimpfen, daß Gewerkschaften oftmals wenig kämpferisch und zahnlos sind. Man darf aber nicht vergessen, daß Arbeiter auch selbst denken und entscheiden können, auch gegen den Willen der Gewerkschaften. Bei Boing kam von der Gewerkschaft die Empfehlung, das Angebot des Arbeitgebers anzunehmen. Das sahen die Arbeiter aber anders:

Zitat33000 Flugzeugbauer der Gewerkschaft IAM bestreiken ab Freitag Boeing. Mit überwältigender Mehrheit hatten die Gewerkschaftsmitglieder zuvor in einer Abstimmung ein Verhandlungsangebot des Herstellers abgelehnt, dessen Annahme ihre eigene Führung empfohlen hatte.

94,6 Prozent der IAM-Mitglieder hätten bei einer Abstimmung am Donnerstag gegen die Annahme des Verhandlungsangebotes gestimmt und sogar 96 Prozent für einen Streik.
https://www.flugrevue.de/zivil/flugzeugbauer-nehmen-angebot-nicht-an-streik-ab-freitag-bei-boeing/

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