US-Diplomaten: Widerstand gegen Zwangseinsatz im Irak

Begonnen von Kater, 16:28:18 Fr. 02.November 2007

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Kater

ZitatWiderstand gegen Zwangseinsatz im Irak
1. November 2007

Ryan Crocker, US-Botschafter im Irak, hatte bereits im Frühjahr Außenministerin Condoleezza Rice um eine Aufstockung des diplomatischen Personals in der amerikanischen Botschaft gebeten. Ohne zusätzliche Mitarbeiter, die eine bessere Qualifikation vorweisen müssen, sei die diplomatische Mission im Irak eine Aufgabe, die nicht zu erfüllen ist. Die US-Regierung folgte dieser Aufforderung und schuf insgesamt 250 neue Stellen, für die sich bislang 200 Diplomaten beworben haben. Da die Stellen bis zum Sommer 2008 besetzt sein sollen, griff die Regierung nach Angaben der "Washington Post" jetzt zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Sie verschickte Briefe an 250 potentielle Kandidaten, die sie für geeignet für diese Posten hält. In Schreiben soll eine Zwangsentsendung in den Irak angekündigt sein, für den Fall, dass sich nicht genügend Freiwillige melden, um sämtliche noch offenen Stellen zu besetzen. In den zusätzlich verschickten E-Mails wird von "gezielten Einsätzen" gesprochen. Wer sich gegen eine Zwangsentsendung weigert, riskiert seinen Arbeitsplatz, heißt es weiter.

Ein solcher Zwangseinsatz hatte es zuletzt während des Vietnamkrieges in den 60er Jahren gegeben und löste bei den US-Diplomaten empörte Proteste aus. In einer Mitarbeiterversammlung im Außenamt kritisierten die Diplomaten nicht nur den Umfang des Botschafter-Personals im Irak, das mit Abstand der größte der USA ist, sondern auch darüber, dass Diplomaten, die in den Irak entsendet werden, nur unzureichend auf die Verhältnisse in dem Kriegsgebiet vorbereitet werden, ein Teilnehmer sprach von dem Dienst im Irak als "potenziellem Todesurteil". Eine andere Botschaft in einem Land mit ähnlich desolater Sicherheitslage wäre nach Meinung vieler Botschafter bereits geschlossen worden, um das Leben der Diplomaten nicht zu gefährden. Auch die Nachversorgung der amerikanischen Beschäftigten, die im Irak tätig waren, wurde kritisiert. So beklagte eine Frau, die nach ihrem Aufenthalt in Basra am posttraumatischen Belastungssyndrom leidet, dass ihr die Kostenübernahme der notwendigen Behandlungen vom Auswärtigen Amt verweigert wurde.

Die Sorge der Diplomaten ist berechtigt, kamen doch alleine heute wieder 20 Menschen durch Terroranschläge und Attentate ums Leben. So ist nach Ansicht vieler Diplomaten die Ausübung ihrer Arbeit unter den gegebenen Umständen, die sich durch ständigen Beschuss der Botschaft und massiven Sicherheitsvorkehrungen auszeichnet, gar nicht möglich.

Der zuständige Ministeriumsbeamte Harry Thomas hält an seinen Plänen fest und verteidigt seinen Beschluss mit der Begründung, dass die USA an ihrem Versprechen der weltweite Verfügbarkeit festhalten müsse und dass eine diplomatische Vertretung im Irak zu den Pflichten gehöre, denen das Außenministerium nachzukommen habe.

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