Galeria Karstadt Kaufhof

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 20:48:26 Mi. 02.Juni 2004

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ManOfConstantSorrow

In einem anderen Thread wurde dieses Thema begonnen.

http://www.chefduzen.de/thread.php?threadid=1366&sid=

Es ist einiges in Bewegung:



02.06.04 - Karstadt blieb bundesweit geschlossen
Teilweise bis über die Mittagsstunden blieben heute fast alle 180 Karstadt-Warenhäuser geschlossen. Auf Betriebsversammlungen wurden die rund 40.000 Beschäftigten vom Betriebsrat über die Arbeitsplatzvernichtungspläne informiert. Bis zu 10.000 Vollzeitarbeitsplätze sollen wegfallen. Im Juli sollen die Verhandlungen mit dem Konzern fortgesetzt werden.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Regenwurm

Firmenportrait: KarstadtQuelle AG
Die KarstadtQuelle AG ist nach eigenen Angaben Europas größter kombinierter Warenhaus- und Versandhandelskonzern. 46,2% des Umsatzes machen Sie im Einzelhandel, mit

220 Warenhäusern (u.a. Karstadt, KarstadtSport, KaDeWe, Wertheim), die in Deutschland einen Marktanteil von 50% haben.
294 Fachgeschäften (u.a. SinnLefers, Runnerspoint, WOM)
In Deutschland ist KarstadtQuelle Marktführer im Versandhandel mit 30% Marktanteil (Quelle, Neckermann). Die europaweite Katalogauflage beträgt 618 Millionen Exemplare. Daneben gibt es im Konzern noch verschiedenen Spezialversand (Hess Natur, Baby Walz u.a.), insgesamt hat der Versandhandel einen Anteil von 52% am Gesamtumsatz des Konzerns. Kleinere Bereiche sind Dienstleistungen und Immobilien.

Der Gesamtumsatz betrug 2002 15,8 Mrd. Euro. KarstadtQuelle beschäftigt europaweit über 100.000 MitarbeiterInnen.

quelle konsumnet

Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

BGS

Warum sollte man bei Karstadt & Konsorten einkaufen als Ausgebeuteter?

Habe ich nicht vor und die wollen sicher keine Arbeitslosen in ihren Läden, ist nur was für "brave Bürger"! :D
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Regenwurm

..die machen bei uns erst um zehn auf..
ich mußte mir mal da ein Modem Kabel holen..
was natürlich falsch gepolt war..
dann half life kaufen wollen- da war die cd schon rausgeklaut
 ach zum photo - bausünde der 70'er
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

Eivisskat

Zitat
Der Karstadtkonzern wird seine Angebotspalette ausdünnen. ,,Wir hatten zu lange ein viel zu breites Sortiment", sagte Firmenchef Andrew Jennings der ,,Financial Times Deutschland" (FTD).

Innerhalb von 18 Monaten sollen die Abteilungen für Unterhaltungselektronik aufgelöst werden. Außerdem will Karstadt das Modesortiment um ein Fünftel verkleinern und die Zahl der Lieferanten soll entsprechend sinken. Die Buchabteilungen in den Karstadt-Häusern kämen auf den Prüfstand, sagte Jennings.

Die für das Warenhausgeschäft wichtige Wintersaison sei wegen des insgesamt warmen Wetters ,,extrem schwierig" verlaufen, sagte Jennings. ,,Dieses Jahr wird ein hartes Jahr, keine Frage", sagte er. Die Neuausrichtung des 2010 aus der Insolvenz geretteten Unternehmens werde vier bis fünf Jahre, wenn nicht länger dauern, hatte Jennings schon früher angekündigt. ,,Selbst wenn wir Rückenwind hätten, würden wir unsere Ziele nicht über Nacht erreichen. Wir haben aber keinen Rückenwind. Wir haben Gegenwind", sagte er in dem FTD-Interview. Das wirtschaftliche Umfeld sei schwierig.

Im vergangenen Sommer hatte Jennings angekündigt, die Warenhäuser modernisieren zu wollen, ihr Profil zu schärfen und das Geschäftsmodell zu vereinfachen. Was dies genau bedeuten soll, war bislang aber unklar. In gut 20 Karstadt-Filialen wurden die Verkaufsräume renoviert. Konkrete Veränderungen waren ansonsten kaum erkennbar.

Jennings will nun voll in die Optimierung des Sortiments einsteigen: Künftig werde jedes Jahr das gesamte Sortiment bis auf die Ebene der einzelnen Marke auf Rentabilität überprüft. Sortimentsbereiche oder Marken, die beim Kunden nicht ankommen, sollen so schneller als bisher ausgelistet werden. ,,Das wurde bei Karstadt bisher nicht gemacht", sagte der Manager. Für die Lieferanten seien die Zahlungsziele um 30 Tage verlängert worden. Damit würden sie europäischen Standards angepasst.

Ein großer Kostenblock kommt auf Karstadt im Herbst zu, wenn der Sanierungstarifvertrag ausläuft und rund 50 Millionen Euro mehr Löhne und Gehälter gezahlt werden müssen. Dies sei in den Budgetplanungen berücksichtigt, hatte Jennings Anfang Februar der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt, auch ansonsten sei das Unternehmen auf positivem Kurs und habe den vollen Rückhalt des Eigentümers Nicolas Berggruen.

Ziel des Umbauprozesses sei eine Fokussierung, sagte Jennings der FTD: ,,Wir werden nicht mehr Unmengen, sondern die richtigen Produkte anbieten." Schon in diesem Herbst und erst recht im Frühjahr 2013 werde bei Karstadt ein ,,dramatischer Wandel" erkennbar sein.

Karstadt betreibt aktuell 86 Waren- und 26 Sporthäuser und das Internetportal Karstadt.de. Das Unternehmen beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter. Etwa 1,5 Millionen Menschen besuchen nach Firmenangaben täglich die Filialen des Konzerns. (dpa/abendblatt.de)


http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article2201427/Karstadt-reduziert-Sortiment-2012-wird-hartes-Jahr.html

Tiefrot

Da zeigt sich grade bei Knarrstadt, daß die Kundschaft kein Geld mehr hat.
Darauf läuft es am Ende nämlich hinaus.  ;D
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Rudolf Rocker

Ich denke mal es liegt wohl eher daran das die Kundschaft lieber bequem im Internet bestellt, als auf altmodische Art und Weise in einen Laden zu latschen! ;D

BGS

Ich glaube, dass nur noch gutsituierte Omas zu K, gehen werden. Sortiment hin oder her. Wieso gibts diese Geschäfte eigentlich noch`im Zeitalter des Interneteinkaufens?

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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Tiefrot

In Spandau City ist noch eins. Und das ist recht gut besucht, bin heute daran vorbeigelaufen.  ;D
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
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Kuddel


ZitatKarstadt - ein Sündenfall der Politik


Gemeinsam stark: Die damalige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und Nicolas Bergguen auf der Pressekonferenz am 3. September 2010, auf der sie die angebliche Rettung Karstadt bekannt gaben.

Nicolas Berggruen wirtschaftet Karstadt gen Abgrund. Das war absehbar. Trotzdem verhalf ihm die damalige Arbeitsministerin Ursula von der Leyen zum Einstieg.

Mit Karstadt als großem Warenhaus-Konzern geht es zu Ende. Es war Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die im Jahr 2010 nicht widerstehen konnte. Für Karstadt, Teil der Insolvenzmasse Arcandors, gab es reichlich Interessenten: Den Dax-Konzern Metro, der den Karstadt-Konkurrenten Kaufhof betreibt, den Finanzinvestoren Triton oder auch den italienischen Warenhauskönig Maurizio Borletti (La Rinascente, Printemps). Sie hatten entweder fachliche oder finanzielle Expertise zu bieten. Natürlich hätten sie einen großen Teil der damals 25 000 Arbeitsplätze bei Karstadt abgebaut.

Die Bundesregierung in Person von Ursula von der Leyen legte sich stattdessen für Nicolas Berggruen ins Zeug. Ein Mann mit feinen Manieren und anständigem Familienstammbuch zwar, aber eben auch einer, der sein Vermögen vor allem durch den Kauf von Firmenschnäppchen und deren raschen Weiterverkauf ohne große unternehmerische Weiterentwicklung gemacht hatte. Das alles blendete von der Leyen, angetrieben durch die damalige Verdi-Vizechefin Margret Mönig-Raabe und unterstützt von dem konfliktscheuen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, vehement aus. Stattdessen: Öffentliche Werbung für Berggruen, am Ende sogar ein gemeinsamer Auftritt von der Leyens mit Berggruen vor TV-Kameras. Berggruen schaffte das mit einem beschämend simplen Trick: Er versprach Mönig-Raabe und von der Leyen einfach, Karstadt zu sanieren, ohne den Arbeitnehmern wehzutun. Er gab den Märchenonkel und von der Leyen sah die Chance, als Wohlfühltante Sympathien einzusammeln.

Nun entwickelt sich die Sache genauso, wie bereits 2010 von wachen Geistern prophezeit (von denen es recht viele gab, unter anderem auch das manager magazin). Berggruen investiert nicht das Geld, dass es für eine Schubumkehr bräuchte. Karstadt schreibt Verluste. Das Unternehmen verliert täglich an Wert und an Solidität als Arbeitgeber. Das Risiko einer radikalen Zerschlagung steigt von Tag zu Tag.
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/karstadt-ein-suendenfall-der-republik-a-980619.html


Zitat Karstadt
Die Wut auf Berggruen wächst


Der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Konzerns, Arno Peukes, erhob schwere Vorwürfe gegen Investor Nicolas Berggruen. "Es ist eine Riesen-Sauerei, dass Berggruen jedes Jahr Millionen steuerfrei auf die Seite schafft, während die Mitarbeiter um ihre Jobs zittern müssen", sagte Peukes der Zeitung.

Laut dem Bericht fließen Millionenzahlungen, die Berggruen für die Namensrechte von Karstadt erhält, an eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik, die als Steueroase bekannt sind. Der Vorwurf war schon vor einem Jahr erhoben worden. Berggruen wollte sich den Angaben zufolge nicht dazu äußern.

In einzelnen Berichten hieß es, Berggruen verhandle bereits über einen Verkauf an die österreichische Investorengruppe Signa des Unternehmers René Benko verhandeln. Benko könnte für einen Euro gut 70 Prozent an Karstadt übernehmen. Bisher besitzt Benko bereits die Mehrheit an Karstadt-Sport und mehrere Top-Filialen. Benko besitzt zudem zahlreiche Karstadt-Immobilien. Berggruen hat nunmehr nur noch die Mehrheit am traditionellen Warenhausgeschäft, und das braucht spätestens für den Weihnachtseinkauf im Herbst Geld.
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/karstadt-mitarbeiter-fuerchten-nach-sjoestedts-abgang-um-ihre-jobs-a-980790.html

Zitat Berggruen presst das Letzte aus Karstadt raus

Als Nicolas Berggruen kam, um Karstadt zu helfen, wurde er wie ein Erlöser gefeiert. Doch der Traum vom guten Investor ist geplatzt. Berggruen kassiert – während seine Manager die Firma filetieren.


Nicolas Berggruen wagt eine Prognose. "Karstadt wird jetzt ein sehr aufregendes Leben haben", kündigt der smarte Milliardär direkt nach der Übernahme im Blitzlichtgewitter an. Neben ihm steht Ursula von der Leyen (CDU). Die damalige Arbeitsministerin genießt den Triumph sichtlich, an der Rettung eines so populären Unternehmens beteiligt zu sein.

Karstadt werde weiter existieren – ohne einen Arbeitsplatz zu streichen, ohne eine Filiale zu schließen. So verspricht es Berggruen. "Heute ist ein Tag der Freude für die Mitarbeiter", sagt von der Leyen.

Damit freilich hatte von der Leyen unrecht, und das aufregende Leben hatten sich die Karstadt-Beschäftigten auch anders vorgestellt.

Von dem amerikanischen Milliardär ohne festen Wohnsitz, der nur in Hotels lebt und im Privatjet die Welt durcheilt, ging damals eine seltsame Faszination aus. Mit seiner Denkfabrik Berggruen Institute wollte er die ganz großen Probleme der Menschheit ausloten.

In einem Buch befasste er sich mit dem weiten Thema "Klug Regieren im 21. Jahrhundert". Die deutschen Wurzeln als Sohn des Kunstsammlers, Mäzens und Berliner Ehrenbürgers Heinz Berggruen taten ein Übriges, um ihm Sympathie zu sichern.

Investoren, die mit ihm zu tun hatten, sehen das nüchterner. "Berggruen ist jemand, der mit wenig eigenem Kapitaleinsatz versucht, eine hohe Rendite zu erzielen", sagt einer von ihnen. Am Engagement für erneuerbare Energien beispielsweise lockten ihn vor allem die Subventionen, die es dafür gebe. Auch der Verlauf bei Karstadt spricht für eiskaltes Kalkül.

Berggrün, der den Geschäftsbetrieb von Karstadt für einen Euro erhielt, investierte danach kein nennenswertes eigenes Geld mehr. Statt zu investieren, fließt Geld aus dem Unternehmen ab – in Berggruens Richtung.

Jährlich erhält er eine Vergütung von neun bis zwölf Millionen Euro für die Nutzung der Karstadt-Markenrechte, die er für ganze fünf Millionen Euro erworben hatte. Für ihn hatte sich die Investition damit nach knapp einem halben Jahr gelohnt.

Auch danach läuft alles wie aus dem Heuschrecken-Lehrbuch. Kapitel eins: Operative Kosten senken. Bei Karstadt wird gespart – bis heute. Die Mitarbeiter verzichten nicht nur auf Hunderte Millionen Euro Lohn und Gehalt, vielmehr werden auch massiv Arbeitsplätze abgebaut.

Als Berggruen übernimmt, stehen rund 25.000 Namen auf den Lohnlisten. Heute spricht der Betriebsrat von 17.000 – gestrichene Jobs durch Aufhebungsverträge, Nicht-Besetzung frei werdender Stellen, Pensionierung. Einer von drei Arbeitsplätzen ist verschwunden – welch ein Widerspruch zu den Ankündigungen.

Filetierung und Teilverkauf. Zunächst werden die Tochter Karstadt-Sport und drei Premiumhäuser, das KaDeWe in Berlin, das Hamburger Alsterhaus und Oberpollinger in München, als separate Firmen organisiert, dann folgt – entgegen anderslautender Dementis – die Trennung.
http://www.welt.de/wirtschaft/article130102395/Berggruen-presst-das-Letzte-aus-Karstadt-raus.html

ZitatDie Bankrotterklärung des Nicolas Berggruen

Und es gibt Menschen, die investieren keinen Pfennig. Zum Beispiel für den Erwerb des einst größten Warenhauskonzerns Europas, und sie werden trotzdem, hartnäckig und ganz selbstverständlich, selbst von ihren Kritikern und Feinden "Investor" genannt.

Nicolas Berggruen hat vor vier Jahren Karstadt für lau an sich gebracht, wie auch immer es ihm gelungen ist. Er hat den Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und die Gewerkschaftsbosse und die herbei geeilte Politik, vertreten durch Superministerin Ursula von der Leyen (damals Arbeits-und Sozialministerin), und auch alle sonst Beteiligten und eben auch die Arbeitnehmer von Karstadt derart geblendet, dass sich ausnahmslos alle dem Glauben hingegeben haben, dass der Retter des abgewirtschafteten Kaufhauskonzerns gerade vor ihnen vom Himmel gefallen sei. Der angeblich so selbstlose Berggruen, der Milliardär und Kunstsammlersohn, der Selfmademan-Erbe, philosophierende Think Tanker, der gute Kapitalist und Hollywoodfeten-Veranstalter begann allerdings mit der Zerschlagung von Karstadt, die er aus der Sicht seiner Verhandlungs-und Vertragspartner gerade ausgeschlossen hatte - genau in der Sekunde, als er Karstadt übernahm.

Zuerst hat Berggruen Karstadt den Kopf abgeschlagen. Der Konkursverwalter, von der Leyen und die Gewerkschaften waren zufrieden. Berggruen übernahm nämlich als erstes die vom Karstadtkonzern abgetrennten Namensrechte und sicherte sich damit die Firma Karstadt für lächerliche 5 Millionen Euro, wie es hieß. Dies war die erste Zerlegung des Arcandor-Restkonzerns, die Berggruen ungeniert in aller Öffentlichkeit vornahm.

Für Berggruen war der Kauf des Namens Karstadt eine sensationelle Entscheidung. Er kassiert, seitdem er Karstadt für nichts übernommen hat, jährlich millionenschwere Lizenzgebühren dafür, dass er Karstadt den Namen Karstadt großzügig auf Zeit überlässt.

Es heißt, der Herr Investor wäre milliardenschwer. Und in der Tat, bei Karstadt geht es um ein Unternehmen, dessen Jahresumsätze (noch) im Milliardenbereich rangieren.

2010, beim Abschluss des Big Deals mit dem Konkursverwalter, der weitreichende Gläubigerverzichte beinhaltete sowie Lohnverzicht der Mitarbeiter und viele Wohltaten mehr, traten tatsächlich statt Berggruen persönlich viele Anwälte und viele eigens gegründete Firmen auf, deren Kapitalverhältnisse sich nicht nachvollziehbar recherchieren lassen. Berggruen war nicht selber der "Investor". Diese Rolle übernahmen Firmenkonglomerate, deren wirtschaftliche Solidität im Dunklen liegt und deren eigene Zahlungsunfähigkeit im Fall aller Fälle auch Niemanden groß jucken würde.

Liquiditätslöcher werden durch Lohnverzichte gestopft. Die wahren Scharlatane waren allerdings diejenigen, die dem Wunderheiler Berggruen den Konzern Karstadt zu Füßen legten.

Geschickt eingefädelt

Eine feine Sache: Jemand sagt, ich bin Milliardär, ich bin Investor, ich bin selbstlos und ich verstehe etwas von Wirtschaft, von Geld und von Firmensanierung. Und die aus der langjährigen Karstadtkrise kaum schlauer gewordenen Verantwortlichen, die das Sagen über den Karstadtkonzern hatten, sagen umgekehrt zu diesem: Wir schenken dir, Investor, das Unternehmen für einen Euro und zu Traumtänzerbedingungen: Du musst selber kein Risiko eingehen, du musst nicht investieren, wenn du nicht willst, du kannst also gar keine Verluste machen, aber umgekehrt wenn - gegebenenfalls wider Erwarten - eines Tages doch Gewinne entstehen, dann sind diese Gewinne deine Gewinne, lieber Herr bescheidener Milliardär.

2010, als Berggruen übernahm, finanzierten die Mitarbeiter über einen Lohnverzicht von insgesamt 150 Millionen Euro die nicht stattfindenden Sanierungsmaßnahmen Berggruens und gewiss waren auch andere Gläubiger wie der Fiskus zu einer wohlwollenden Behandlung von Berggruens Karstadt bereit. Lieferanten taten ihr Möglichstes und sogar die Vermieter der von Thomas Middelhoff widersinniger Weise verkauften Karstadt-Immobilien waren großzügig.

Wer einen großen Konzern geschenkt bekommt und von allen Seiten, selbst von den sozial schwächsten kleinsten Mitarbeitern, vier Jahre lang tagein tagaus "subventioniert" wird, wie Berggruen es jetzt wurde und gar keinen Erfolg, sondern einen einzigen gigantischen Misserfolg vorzuweisen hat, ist fürwahr auf seinem Spezialgebiet ein großer Versager.

Darüber hinaus gilt: Der Berggruen-Deal, so wie er 2010 zustande kam, wäre mit höchster Wahrscheinlichkeit ohne den Einsatz Ursula von der Leyens nicht zustande gekommen. Wenn sich in Großpleiten die Großpolitik einschaltet, gelten von dieser Einschaltung an für alle Beteiligten neue besondere "Gesetze". Und das wusste von der Leyen auch. Berggruen war nicht der einzige Interessent, der sich an Karstadt versuchen wollte und auch die anderen Retter werden knallharte Bedingungen für ihre Übernahme formuliert haben.

Aber der Deal mit den leicht zwielichtig wirkenden Berggruenfirmen, von denen offenbar weder von der Leyen noch der Konkursverwalter noch die Gewerkschafter genau wussten, war ein Geschäft, das mit solider nachhaltiger Politik oder solidem nachhaltigem Handwerk womöglich wenig zu tun hatte.

Und wo stehen die Superminister Sigmar Gabriel (Wirtschaft) und Andrea Nahles ( Arbeit, Soziales) jetzt? Ziehen sie schon die Spendierhosen an? Oder wollen sie sich raushalten? Oder sind sie schon im Familienurlaub und lassen die Chose laufen?

Eins steht unumrückbar fest. Berggruen oder diejenigen, die ihm leichtgläubig, um nicht leichtfertig zu sagen, auf den Leim gingen, haben der Entscheidung Karstadt einzustellen, enormen Vorschub geleistet.
http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/bettina-roehl-direkt-der-sterbende-handelsriese-karstadt/10200034.html

ZitatMit einer Finanzspritze durch den Eigner Nicolas Berggruen brauchen die Mitarbeiter des angeschlagenen Warenhausunternehmens Karstadt nicht zu rechnen. Sie müssen sich vielmehr auf eine harte Sanierung und die Schließung von möglicherweise mehr als 20 Filialen einstellen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/aufsichtsratsvorsitzender-fanderl-mehr-als-20-karstadt-haeuser-von-schliessung-bedroht-13045578.html

Troll

Das ist also so ein großartiger Investor, einer von denen die so gerne von der Politik mit allerlei steuerlichen Vergünstigungen angelockt werden.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

ZitatRené Benko
Ein vorbestrafter Aufsteiger will Karstadt retten

Der Tiroler Investor René Benko hat es vom Schulabbrecher zum schwerreichen Mann gebracht. Zu seinen Freunden und Geschäftspartnern zählen Tina Turner und Roland Berger. Was will er nun mit Karstadt?


Nun also Benko, René, der sagenhafte Selfmade-Millionär oder -Milliardär aus Tirol. Kann er Karstadt retten? Will er es? Jedenfalls wird er die Karstadt-Immobilien retten wollen, denn das ist sein Kerngeschäft. Und dafür braucht er, zumindest auf Sicht, Leben und Handel in den 83 Warenhäusern. Das kann mit Karstadt sein, wenn es denn wieder auf die Beine kommt, oder einem anderen Mieter. Fest steht: Von dem 37-jährigen Investor aus Österreich hängt jetzt Wohl und Wehe Dutzender deutscher Innenstädte ab.

Benko hat sein Geld – viel Geld – mit Immobilien gemacht, seit er mit 17 das Wirtschaftsgymnasium abgebrochen hat. Die Basis seines auf 850 Millionen Euro taxierten Vermögens legte der Sprössling eines Kommunalbeamten und einer Kindergärtnerin mit unternehmerischer Verve: Gegen die Zusicherung, Aufzüge in Wiener Mietskasernen einzubauen, übernahm er vernachlässigte Dachgeschosse billig, baute sie aus und verkaufte sie teuer weiter – jetzt waren sie ja per Aufzug zu erreichen.

Das Geschäft sei "wie Spitzensport", beschrieb Benko seinen Ansatz einmal: "Es ist nicht nur Talent, sondern auch die Konsequenz, hart zu arbeiten, nicht aufzugeben, den Weg nicht zu verlassen und mehr zu bewegen und zu leisten, als es andere tun wollen."

Kapital kommt aus Geschäften mit Tankstellen und Schiffen

Zum Durchbruch aber war mehr nötig: persönliche Beziehungen zu Geldgebern. Sie bilden das wichtigste Kapital in Benkos inzwischen ausgedehntem Netzwerk, das er über die Signa Holding steuert. Das Spezial-Talent zieht sich wie ein Faden durch Benkos Biografie.


Foto: dpa Investor Rene Benko und seine Frau Nathalie

Den Anfang machte der Tankstellen-Erbe Karl Kovaric, dem das geschäftliche Geschick des kleinen Bauunternehmers mit den Dachgeschossen auffiel. 2001 steckte er 26 Millionen Euro in gemeinsame Immobiliengeschäfte. Bedeutendster Partner Benkos wurde später der griechische Großreeder George Economou, dem bis heute knapp die Hälfte der Anteile an der Dachgesellschaft Signa Holding gehört, jenem Investment-Vehikel, zu dem nun auch Karstadt gehört.

Skeptiker verweisen auf die mangelnde Transparenz von Benkos Firmenreich. Zwar rühmt sich die Firma zahlreicher Vorzeige-Immobilien "in den besten Innenstadtlagen Europas". Die Nike-Zentrale in Frankfurt und das Kaufhaus Sevens in Düsseldorf gehören dazu, barocke und moderne Prachtstücke in der Wiener Innenstadt, Objekte in Bozen, Innsbruck, Prag und andernorts. Den Gesamtwert beziffert Signa auf mehr als sechs Milliarden Euro.

Wie stabil ist die Holding?

Wie es mit der finanziellen Stabilität des Gebildes aussieht, wissen jedoch nur die Insider. Als Benko vor Jahren seinen Plan ventilierte, Karstadt und Kaufhof zu einer "Deutschen Warenhaus AG" zu verschmelzen, scheiterte das Vorhaben "an der wackeligen Finanzierung", wie einer berichtet, der damals nah an den Verhandlungen dran war.

Falls die Prominenz der Geschäftspartner aber ein Gradmesser für die Solidität von Benkos Geschäften ist, muss sie gut sein. Der österreichische Immobilien-Kaiser konnte etwa Hans-Peter Haselsteiner überzeugen, Großaktionär des Baukonzerns Strabag. Haselsteiner ist als Anteilseigner beim Benko-Ableger Signa Prime Selection eingestiegen.

Tierfutter-Tycoon Torsten Toeller ("Fressnapf") zählt ebenso zu Benkos Geschäftsfreunden wie Wendelin Wiedeking, einst Porsche-Chef, und Berater-Legende Roland Berger. Im Beirat der Firma sitzt der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.

Tina Turner gehört zu seinen Freunden

Wo Benko auftaucht, da ist Glanz und Glitter nicht weit. Zum Freundeskreis zählt Pop-Ikone Tina Turner. An der mutmaßlich feinsten Alpenadresse, im österreichischen Oberlech am Arlberg, hat er für 38 Millionen Euro das "Chalet N" bauen lassen. Man kann es mieten, für 270.000 Euro - pro Woche. Dass es dafür exklusiven Luxus inklusive 3800 Quadratmetern Wohnfläche, dunkle Holzvertäfelung und Fahrerservice gibt, versteht sich.

Benannt hat Benko, Vater von drei Kindern, das Chalet nach seiner Frau Natalie. Ansonsten hält der elegante und wandlungsfähige Unternehmer sich mit Informationen über sein Privatleben sehr zurück. Als man ihm nachsagte, er habe eine Vorliebe für Ferrari, ließ er dementieren: längst verkauft.

Vielleicht fürchtet der Aufsteiger, sein Image als seriöser Geschäftsmann könnte unter Symbolen der Leichtlebigkeit leiden. Der Schaden hat ihn diese Woche dennoch erreicht, aus einer anderen Richtung. In zweiter Instanz bestätigte der Oberste Gerichtshof in Wien einen Schuldspruch "wegen verbotener Intervention" – in Deutschland würde man "Korruption" sagen.

Benko ist jetzt vorbestraft

Die Vorinstanz hatte den Geschäftsmann zu einer Bewährungsstrafe von zwölf Monaten verurteilt. Jetzt gilt er als vorbestraft. Benko hat dem Urteil zufolge versucht, ein Steuerverfahren in Italien zu manipulieren. Ivo Sanader, damals Regierungschef in Kroatien, sollte seine Kontakte zu Silvio Berlusconi spielen lassen und 150.000 Euro kassieren. Benko hat die Vorwürfe stets bestritten.

Karstadt dürfte nun zu seinem bisher größten Deal werden. Es gibt Vorbilder für die Art, wie der Investor mit großen Problemhäusern in schwierigen Innenstädten umgeht. Als Gesellenstück gilt das Kaufhaus Tyrol in seiner Heimtstadt Innsbruck.

Benko machte aus dem siechen Standort ein Einkaufszentrum mit mehr als 50 Mietern, von Deichmann bis WMF. "Wir verzeichnen eine Besucherfrequenz monatlich, die die Einwohnerzahl von Tirol übersteigt", sagte ein Beteiligter aus Benkos Führungsmannschaft stolz. "Wir schaffen Magnete, die die Innenstädte wieder zum Leben bringen." Das Projekt Karstadt aber, gibt er zu, sei eine gewaltige Herausforderung.
http://www.welt.de/wirtschaft/article131316357/Ein-vorbestrafter-Aufsteiger-will-Karstadt-retten.html

Troll

Schön, die Leistungsträger geben sich bei der Karstadt-Rettung die Klinke in die Hand, wer will nochmal wer hat noch nicht, und so wechseln Millionen Euro vom zu rettenden mal wieder die Seite zum Rettungsengel, der Erfolg der Rettungen lässt sich leider nur auf dem Konto des Retters/Investors erkennen, so lange bis nichts mehr da ist was gerettet werden könnte.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
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Jiddu Krishnamurti

Auferstanden

... das was bei Karstadt aktuell passiert, erinnert irgendwie an das große Kaufhaussterbern von einst, aber vertane Chancen
eines ständig sich veränderten Marktes, oder fehlende Investitionsbereitschaft spielen in einer Casino-Ökonomie
nicht wirklich eine Rolle. Lächerlich, hier von Investoren zu sprechen...

Troll

ZitatKarstadt: Heuschrecke oder Sanierer?

Nach der Übernahme von Karstadt durch den österreichischen Immobilieninvestor René Benko fürchten die verbliebenen 17.000 Mitarbeiter des angeschlagenen Traditionsunternehmens um ihre Zukunft. Die Konzernführung kündigte einen Sanierungsplan an, der ,,keine Tabus" kenne. Der neue Investor Benko, der bereits über 20 Karstadt-Warenhäuser besitzt, soll vor allem an der Vermarktung der Immobilien interessiert sein. Verlustreichen Karstadt-Häusern droht die Schließung und attraktive Standorte sollen zu Shopping-Centern umgewandelt werden. Das letzte Kapitel der Kaufhaus-Story?

Quelle: WDR-Monitor


http://ondemand-ww.wdr.de/medstdp/fsk0/50/504003/504003_5259080.mp4

Die Betriebsräte "hoffen", klar, mit Berggruen hat man ja so viele gute Erfahrungen sammeln können, da kann es jetzt nur noch besser werden. Sind das eigentlich lernresistente Vollidioten?
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Dieter Hildebrandt
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Auferstanden

Nun, lernresistente Vollidioten vielleicht nicht, aber und dass ist insbesondere in in der deutschen Gesellschaft wieder zufinden,
bedarf es einer Führerfigur für die Hammelherde. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt.

Troll

Hää?
Was hat das Verhalten dieser Betriebsräte mit dem Wunsch nach einer Führerfigur zu tun?
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Dieter Hildebrandt
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dagobert

Betriebsräte haben nicht immer soviel Ahnung wie sie gegenüber ihren Kollegen oder der Öffentlichkeit gern durchblicken lassen, die brauchen mitunter Ideen von aussen / von der GF weil sie selbst keine Ideen / kein Konzept haben.
"Führerfigur" ist in diesem Zusammenhang wohl das falsche Wort, "Rattenfänger" halte ich in Fällen wie Karstadt für passender.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

admin

Aus Anonymisierungsgründen gebe ich hier einen Bericht von einer Flugblattverteilung bei Karstadt Bremen wieder:

ZitatEs gab reges Interesse an dem Flugblatt mit dem Titel "Es brodelt bei Karstadt". Es gab Stimmen, wie "Es brodelt wirklich bei Karstadt". Ein etwas frustriert wirkender Betriebsrat sagte, es sei sicherlich gut 20 Jahre her, daß hier ein Flugblatt verteilt wurde. Eine resolut auftretende Frau zeigte sich weniger begeistert von einem Informationsblatt über Karstadt. Sie stellte sich als Geschäftsführerin von Karstadt vor. "Karstadt möchte nicht, daß hier Flugblätter verteilt werden." Es dauerte nicht lange, da trat ein stämmig wirkender Wachmann von der Marke "Türsteher" mit rasierter Glatze vor den Flugblattverteiler und wiederholte die Aussage der Geschäftführerin. Das Gespräch verlief etwa folgendermaßen: "Sie sprechen die Mitarbeiter an und geben ihnen gezielt die Flugblätter." "Das ist ja der Sinn der Sache." "Aber Karstadt möchte das nicht. Gehen Sie hier weg!" "Nein, das ist mein gutes Recht." In dem Moment kam ein Streifenpolizist vorbei. Der ließ sich ein Flugblatt geben und fragte was denn los sei. Der Verteiler und der Wachmann erklären ihre Standpunkte und der Verteiler setzt hinzu. "Dies ist öffentlicher Raum und was ich hier tue ist mein demokratisches Recht". Der Polizist riet dem Verteiler ein paar Schritte von dem Personaleingang wegzutreten und nahm den Wachmann freundlich beiseite, wahrscheinlich um ihn über demokratische Rechte aufzuklären.

Karstadt scheint aber gewaltige Angst vor Informationen über den Betrieb und den Austausch von Meinungen zu haben. Als zur 2. Schicht erneut Flugblätter verteilt wurden, traten zwei wichtig und grimmig aussehende Herren in schwarzen Anzügen an den Verteiler. Einer stellte sich als Direktor der Lloyd Passage vor [Die Lloyd Passage ist eine glasüberdachte Fußgängerpassage]. Der Verteiler wiederholte seinen Standpunkt. Die beiden Herren in schwarz entgegneten: Dieser Raum gehört nicht Karstadt. Die Gebäude gehören Investoren. (Ach was!) Die haben einen Vertrag mit der Stadt Bremen geschlossen und darin das Flyer Verteilen untersagt.

Wenn dies der Fall sein sollte, dann gilt es dagegen vorzugehen. Es gibt dann nicht mehr die Möglichkeit das Personal mit Flugblättern zu erreichen. Die Lloyd Passage hat mehrer Zugänge durch die gleichzeitig Kundschaft und Beschäftigte anderer Läden kommen. Dann hätten Unternehmer sich gegen ein demokratisches Recht durchgesetzt.


schwarzrot

Zitat
...
(2) Demgegenüber verbürgt die Versammlungsfreiheit die Durchführung von Versammlungen dort, wo ein allgemeiner öffentlicher Verkehr eröffnet ist.
67

Dies betrifft - unabhängig von einfachrechtlichen Bestimmungen des Straßenrechts - zunächst den öffentlichen Straßenraum. Dieser ist das natürliche und geschichtlich leitbildprägende Forum, auf dem Bürger ihre Anliegen besonders wirksam in die Öffentlichkeit tragen und hierüber die Kommunikation anstoßen können. Vor allem innerörtliche Straßen und Plätze werden heute als Stätten des Informations- und Meinungsaustausches sowie der Pflege menschlicher Kontakte angesehen. In verstärktem Maß gilt dies für Fußgängerzonen und verkehrsberuhigte Bereiche; die Ermöglichung des kommunikativen Verkehrs ist ein wesentliches Anliegen, das mit solchen Einrichtungen verfolgt wird (vgl. Stahlhut, in: Kodal, Straßenrecht, 7. Aufl. 2010, S. 730). Das Versammlungsrecht knüpft an diese Funktion an. Dabei beachtet es die allgemeinen straßen- und straßenverkehrsrechtlichen Bestimmungen, die es jedoch partiell überlagert, sofern dies für eine effektive Wahrnehmung der Versammlungsfreiheit erforderlich ist. Öffentliche Versammlungen und Aufzüge finden hier die Bedingungen, um Forderungen
einem allgemeinen Publikum zu Gehör zu bringen und Protest oder Unmut sinnbildlich ,,auf die Straße zu tragen".
68

Entsprechendes gilt aber auch für Stätten außerhalb des öffentlichen Straßenraums, an denen in ähnlicher Weise ein öffentlicher Verkehr eröffnet ist und Orte der allgemeinen Kommunikation entstehen. Wenn heute die Kommunikationsfunktion der öffentlichen Straßen, Wege und Plätze zunehmend durch weitere Foren wie Einkaufszentren, Ladenpassagen oder sonstige Begegnungsstätten ergänzt wird, kann die Versammlungsfreiheit für die Verkehrsflächen solcher Einrichtungen nicht ausgenommen werden, soweit eine unmittelbare Grundrechtsbindung besteht oder Private im Wege der mittelbaren Drittwirkung in Anspruch genommen werden können. Dies gilt unabhängig davon, ob die Flächen sich in eigenen Anlagen befinden oder in Verbindung mit Infrastruktureinrichtungen stehen, überdacht oder im Freien angesiedelt sind.
...
https://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20110222_1bvr069906.html

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/grundrecht-bricht-hausrecht
"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

Rudolf Rocker

Da gab es auch mal ein Urteil hinsichtlich einer Demo auf Flughafengelände!
Da ging es auch um die Definition von öffentlichem Raum.

Sollte es tatsächlich irgendwelche Veträge zwischen Investoren und der Stadt Bremen mit diesem Inhalt geben dürften diese rechtswidrig bzw. verfassungswidrig sein!
Der Verteiler hat sich das vermutlich nicht schriftlich geben lassen, oder?
Sonst könnte man noch Strafanzeige gegen die "man in black" erstatten, wegen Nötigung, usw.

admin

Cool! schwarzrot, herzlichen Dank! Das war hilfreich. Ich werde es weitergeben.

dagobert

Zitat von: Rudolf Rocker am 14:36:57 Fr. 26.September 2014
Da gab es auch mal ein Urteil hinsichtlich einer Demo auf Flughafengelände!
Da ging es auch um die Definition von öffentlichem Raum.
Das dürfte wohl dieses Urteil sein.
... Flughafen Frankfurt ... Meinungskundgabe- und Demonstrationsverbot ...
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936


Kuddel

ZitatDie Beschäftigten von Karstadt verzichteten damals (und bis heute) durch den von Ver.di ausgehandelten Sanierungstarifvertrag auf 700 Millionen Euro. Berggruen trat zudem aus dem Arbeitgeberverband und damit aus der Tarifbindung aus – die Beschäftigten haben deshalb in den letzten beiden Jahren auch keine Lohnerhöhung bekommen. Mehrere Gespräche von Ver.di mit dem Vorstand führten zu keinem greifbaren Ergebnis.

Bei Karstadt zeigt sich einmal mehr, dass Lohnverzicht nichts bringt, vor allem keinen Schutz vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.
http://www.sozonline.de/2014/10/von-berggruen-zu-benko/

Hochseefischer

ZitatFreitag, 24. Oktober 2014
Städtetag bedauert Karstadt-Schließungen

Der Deutsche Städtetag hat die geplante Schließung von Karstadt-Filialen bedauert. Kaufhäuser trügen zur Lebendigkeit der Innenstädte bei, erklärte Hauptgeschäftsführer Articus. Zudem seien sie wichtige Arbeitgeber und nutzten auch dem Einzelhandel in ihrem Umfeld. Der Karstadt-Konzern müsse sich deshalb in Abstimmung mit den betroffenen Städten um eine tragfähige Nutzung der Häuser bemühen. - Der Aufsichtsrat in Essen hatte gestern beschlossen, die Filialen in sechs deutschen Städten zu schließen. Der neue Karstadt-Chef deutete zudem an, dass zehn weitere Schließungen folgen könnten.

http://www.deutschlandfunk.de/staedtetag-bedauert-karstadt-schliessungen.353.de.html?drn:news_id=414174

Ist es nicht so, dass da irgendwelche Karstadt-internen Immobiliengeschäfte mit den Karstadtfilialen getrieben wurden, und dass deswegen gewisse Filialen nicht mehr rentabel sind?

Ich kaufe lieber bei Karstadt einen Regenschirm für 12 Euro als einen bei Rossman für 2,99. Weil der von Rossmann nach 2 Wochen verbogen ist. Der von Karstadt hält einfach, seit nunmehr 1 Jahr.

Qualität hat einfach seinen Preis. Und Karstadt bietet oft Rabatte an bei Klamotten und Schuhen, so teuer ist Karstadt nun auch wieder nicht. So lange es geht, werde ich nicht zu KiK und ALDI und Co. gehen. Ich kaufe meine Lebensmittel in einem EDEKA-Supermarkt ein. Ich vermeide größtmöglichst Bestellungen übers Internet. Ich latsche sogar 3 km zum nächsten Buchladen als dass ich das Buch übers Internet bei AMAZON bestelle.

Und ich glaube, die Arbeitsverdichtung bei den Verkäufern von Karstadt wird noch weiter zunehmen. Vielleicht gibt es bald nicht nur die Schlecker-Frauen, sondern auch die Karstadt-Frauen. Obwohl da auch Männer arbeiten.

Rudolf Rocker

Karstadt ist schon lange Tod!
Da wurde nur noch mal ordentlich Kohle rausgezogen.
Aber da man auf toten Pferden so schlecht reiten kann...

Wiso ist das schade das Karstadt pleite ist?
Die Deutschen wollen doch unbedingt den marktradikale Kapitalismus, sonst würden sie ja nicht immer wieder genau die Parteien wählen, die dafür stehen.
Dann sollen sie auch nicht rumheulen, wenn der marktradikale Kapitalismus seinen Regeln folgt.

Das die sinkende Binnennachfrage viele Arbeitsplätze kosten wird ist seid über 30 Jahren bekannt. Hat aber nie irgendwen interessiert!

Hochseefischer

Zitat von: Rudolf Rocker link=topic=980.msg298803
Wiso ist das schade das Karstadt pleite ist?

Sollen wir alle am Ende etwa alles, was nicht essbar ist, übers Internet bestellen müssen?
Das wäre eine Umweltsauerei hoch sonstwas, wegen der individuellen Warentransporte, die da anfallen.

ZitatDie Deutschen wollen doch unbedingt den marktradikale Kapitalismus, sonst würden sie ja nicht immer wieder genau die Parteien wählen, die dafür stehen.
Dann sollen sie auch nicht rumheulen, wenn der marktradikale Kapitalismus seinen Regeln folgt.

Noch wählt die Mehrheit nicht die AfD  ;)

Aber ich gebe Dir schon Recht: die Parteien der so genannten Mitte (CDU/CSU/SPD) tun nicht wirklich viel gegen die Ausbreitung des Raubtierkapitalismus, siehe zum Beispiel TTIP. Bzw. befürworten ihn sogar. Wenn z.B. unsere Trinkwasserversorgung über TTIP zwangsprivatisiert worden ist, dann ist es zu  spät.

Rudolf Rocker

ZitatSollen wir alle am Ende etwa alles, was nicht essbar ist, übers Internet bestellen müssen?
Das wäre eine Umweltsauerei hoch sonstwas, wegen der individuellen Warentransporte, die da anfallen.

Glaubst Du das Karstadt seine Waren im Keller produziert?
Die Karren den Kram aus China (und sonstwo) hierher!
Schon mal bei der Warenanlieferung bei Karstadt zugeschaut wieviele Lkws und Transporter da jeden Tag aufschlagen?

Also das Argument zieht echt nicht!

ZitatAber ich gebe Dir schon Recht: die Parteien der so genannten Mitte (CDU/CSU/SPD) tun nicht wirklich viel gegen die Ausbreitung des Raubtierkapitalismus, siehe zum Beispiel TTIP. Bzw. befürworten ihn sogar. Wenn z.B. unsere Trinkwasserversorgung über TTIP zwangsprivatisiert worden ist, dann ist es zu  spät.

Du hast es nicht kapiert, oder?
Genau diese Parteien haben alles getan, um den marktradikalen Kapitalismus überhaupt erst einzuführen.
Du glaubst wirklich, das diese Parteien sowas verhindern würden.
Sorry, aber das ist wirklich seeeeeeehr naiv!! ;)

Hochseefischer

Zitat von: Rudolf Rocker am 22:29:20 Fr. 24.Oktober 2014
ZitatSollen wir alle am Ende etwa alles, was nicht essbar ist, übers Internet bestellen müssen?
Das wäre eine Umweltsauerei hoch sonstwas, wegen der individuellen Warentransporte, die da anfallen.

Glaubst Du das Karstadt seine Waren im Keller produziert?
Die Karren den Kram aus China (und sonstwo) hierher!
Schon mal bei der Warenanlieferung bei Karstadt zugeschaut wieviele Lkws und Transporter da jeden Tag aufschlagen?

Also das Argument zieht echt nicht!

Naja, wenn aber jeder Einzelne seine Waren dezentral übers Internet bestellt und geliefert bekommt, dann fahren doch umso mehr LKW's und Kleintransporter durch die Gegend.

ZitatAber ich gebe Dir schon Recht: die Parteien der so genannten Mitte (CDU/CSU/SPD) tun nicht wirklich viel gegen die Ausbreitung des Raubtierkapitalismus, siehe zum Beispiel TTIP. Bzw. befürworten ihn sogar. Wenn z.B. unsere Trinkwasserversorgung über TTIP zwangsprivatisiert worden ist, dann ist es zu  spät.

ZitatDu hast es nicht kapiert, oder?
Genau diese Parteien haben alles getan, um den marktradikalen Kapitalismus überhaupt erst einzuführen.
Du glaubst wirklich, das diese Parteien sowas verhindern würden.
Sorry, aber das ist wirklich seeeeeeehr naiv!! ;)

Lies bitte noch mal meine Antwort. Du hast sie falsch verstanden. Natürlich glaube ich nicht, dass CDU/CSU und die SPD TTIP verhindern werden, sondern im Gegenteil: sie werden TTIP ohne Wenn und Aber einführen und nicht auf die TTIP-Kritiker eingehen. Und auch deswegen beteilige ich mich bei den Unterschriftenaktionen von Campact gegen TTIP. Die Grünen kritisieren zwar TTIP, das können sie ja auch komfortabel tun, weil sie in der Opposition sind. Wenn die Grünen aber in der Regierung wären, ich glaube, dann würden die TTIP auch mit durchwinken. Haben sie ja mit der Agenda 2010 auch gemacht.

Habe ich mich jetzt eindeutig genug ausgedrückt?

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