Bürgergeld

Begonnen von counselor, 17:16:22 So. 22.Mai 2022

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Wanderratte

Zitat von: Onkel Tom am 13:06:06 Sa. 19.Oktober 2024
Zitat von: Wanderratte am 23:10:10 Fr. 18.Oktober 2024Ich habe mich von Deinem Kommentar nicht angesprochen gefühlt.
Das ist etwas ungewöhnlich aber wenn es anders gewesen wäre ist es auch nicht schlimm.
Es liegt wohl daran, dass ich in etwa weiß, wie ich ticke. Ich habe einige Eigenschaften, die ich gerne mag, andere, die ich überhaupt nicht mag.

Das, was Du mit dem Satz beschrieben hast, trifft halt auf mich nur bedingt zu. Und sollte ich mich tatsächlich so verhalten, dann ist das eine bewusste Entscheidung. Ich habe dazu ja einiges in meinem Forumsbeitrag #593 geschrieben.

Zudem bin ich anders als die meisten Menschen, so zumindest mein Eindruck.

Zitat von: Onkel Tom am 13:06:06 Sa. 19.Oktober 2024Die meisten gehen anbei in Abwehrhaltung a la finden solche Aussagen nicht gut und
beschäftigen sich nicht weiter damit. Kuddel hat also anbei ganz normal reagiert.
Andere denken darüber nach, wie andere so "funktionieren" und wenige denken darüber
nach "Ticke ich denn auch so ?".
Sollte ich so ticken, dann stehe ich auch dazu. Mit einer Einschränkung: Sollte ich merken, dass jemand meine Schwächen ausnutzt, um mich zu diffamieren, dann reagiere ich ganz anders auf solche Aussagen. Egal ob sie auf mich zutreffen oder nicht! Dabei geht es dann allerdings um Selbstschutz. So eine Situation ist ja mit Dir nicht der Fall. Deswegen kann ich ehrlich sein.

Zitat von: Onkel Tom am 13:06:06 Sa. 19.Oktober 2024Dieses Spektrum wird, wenn sie von Laien wie mich angesprochen werden auch gerne als
Küschenpsychologie bezeichnet, weil Inhalte daraus nicht unbedingt auch so gegeben
sind.(Schlussfolgerungen auf Basis von Vermutungen etc.)
Oder Schlussfolgerungen auf Basis von Erfahrungen, wozu auch Laien in der Lage sein können. Das ist zumindest meine Erfahrung und Meinung.

Ich denke nicht, dass etwas richtiger ist, nur weil es ein sogenannter Experte sagt. Ich erinnere mich an einen Satz, keine Ahnung von wem er stammt: "Wissenschaft ist der aktuelle Stand des Irrtums". Ein Kumpel von mir sagte dies schon in der Schule. Ob der Satz von ihm stammt, weiß ich leider nicht. Dennoch bin ich der Meinung, dass man die Aussage von meinem Kumpel nicht verallgemeinern sollte.

Zitat von: Onkel Tom am 13:06:06 Sa. 19.Oktober 2024Diese Arbeitsbeschaffungsmaßnamen (ABM) wurden jedoch nicht aufgezwungen, sondern wer
als Erwerbsloser arbeiten wollte, konnte freiwillig sich zum Antritt einer ABM melden
und die Bezahlung orientierte sich nach Tarif statt nach Dumpinglohn.
ABM und EEJ sind voneinander so weit entfernt, das sie bis auf Arbeit nichts gemeinsam
haben. Ich fand diese ABM zur Abwechslung ganz gut und Psycho-Manipullationen war man
anbei auch nicht ausgesetzt.
Okay, das ist allerdings ein sehr großer Unterschied. Bei meinem Gemeckere hatte ich zudem nicht berücksichtigt, dass vor 20 Jahren die Preise längst nicht so hoch waren wie aktuell. Und dass man damals mit 1600 Euro durchaus so einiges anfangen konnte.

Hierzu möchte ich noch etwas ergänzen:

Zitat von: Onkel Tom am 22:39:51 Di. 15.Oktober 2024Die Jobcentren waren das Jahr 2005 noch ganz mit sich selbst beschäftigt, sich auf die
neuen H4-Gepflogenheiten um zu stellen. Doch in der Erwerbslosenindustrie hat man die
Fähigkeiten aus den ABM-Zeiten mit genommen und mit schwarzer Pädagogik aufgefüllt,
damit die Teilnehmer weiter profitabel "funktionieren", die zuvor so an die ca.1600
Euro bei ABM verdienten, nun aber zum Jahreswechsel 2004/2005 nur noch ca. 160 Euro
durch EEJ abgespeist wurden.

Eine gefühlte Lohnsenkung um satte 90%. Komisch, das darauf die Beschäftigungsträger
anbei nicht sabotiert oder anderes.. wurden. Woran lag das ?
Dass es einfach so akzeptiert wurde, nur noch ca. 160 Euro für dieselbe Arbeit zu bekommen, könnte auch damit zusammenhängen, dass es den Menschen an Selbstvertrauen und Selbstachtung fehlte. Verursacht durch die Hetze von "Politik" und Medien. Die Betroffenen fühlten sich dadurch vielleicht selbst minderwertig und nahmen alles einfach so hin. Weil sie meinten, nichts besseres verdient zu haben.

Man wehrt sich ja nur dann, wenn man weiß, was einem zusteht. Oder was einem zustehen müsste! Das ist doch generell so, finde ich. Wem das Bewusstsein dafür fehlt, ausgebeutet zu werden, der wehrt sich nicht und akzeptiert alles so wie es ist. Und gibt womöglich noch sich selbst die Schuld für die eigene Situation. Nur wer erkennt, dass ihm Unrecht geschieht, ist möglicherweise bereit, sich zu wehren.

Vielleicht geht es bei der ganzen Hetze gegen Erwerbslose gar nicht allein darum, die Gesellschaft zu spalten. Vielleicht geht es auch darum, dass sich die Betroffenen selbst minderwertig fühlen und somit jeglichen Mist akzeptieren und mitmachen.

Zitat von: Onkel Tom am 13:06:06 Sa. 19.Oktober 2024Hmm.. Du kannst scheinbar weiße und schwarze Pädagogik schlecht differenzieren, so mein
Eindruck..
Mit weißer Pädagogik werden Menschen im positiven Sinne beeinflusst, also das Elo
was positives ab bekommt. Schwarze Pädagogik ist genau das Gegenteil.

Weiße Pädagogik: "Das ist schade, das Sie kein passenden Job finden."
Schwarze Pädagogik: "Ach, wollen Sie denn wirklich arbeiten ??".

Mit weiße Pädagogik wird ohne Vorurteile getröstet und wieder Mut gemacht etc.
Mit schwarzer Pädagogik wird angegriffen, unterstellt, diffamiert und kontrahiert.
Ja, ich hatte zwar verstanden, dass die weiße Pädagogik eine positive Form der Pädagogik ist. Ich ging aber davon aus, dass es auch hier wieder um Manipulation geht. Zwar positive Manipulation, aber dennoch Manipulation! Und das fand ich nicht gut.

Deine Beispielsätze zeigen mir aber, dass ich tatsächlich einiges nicht verstanden hatte. Ich finde den Satz "Das ist schade, das Sie kein passenden Job finden.", nämlich sehr gut geeignet, um zu verstehen, worum es bei der weißen Pädagogik geht. Denn diese Aussage bedeutet Trost und ist ehrlich gemeint. Denn darauf kommt es an. Zudem verstehe ich nun, dass Manipulation und Beeinflussung nicht dasselbe sind.

Zitat von: Onkel Tom am 22:39:51 Di. 15.Oktober 2024Das hatte mir in der ELSE auch schon mal geholfen, eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.
Anwendung von weißer Pädagogik z.B. bei vom JC thyranisierte Ratsuchende wieder auf zu
bauen, war ein kleines Geheimnis meines Beratungserfolges, durfte, jedoch nicht wissen,
da weiße Pädagogik sonst keine positiven Wirkungen mehr eingebracht hätte.
Doch eines verstehe ich noch immer nicht: Wenn die weiße Pädagogik durchweg positiv ist, dann müsste sie doch auch dann funktionieren, wenn der Ratsuchende weiß, dass es sich bei der Beratung um weiße Pädagogik handelt. Warum funktioniert die weiße Pädagogik dann nicht mehr?

Zitat von: Onkel Tom am 13:06:06 Sa. 19.Oktober 2024Weiße Pädagogik ist anbei so gut wie wirkungslos, da auch Antikapitalisten andere
Menschen "beherrschen" wollen, so wie sich Counselor mal ausgedrückt hat.
In der Politik etc. wird mit Gewinn und Verlieren kalkuliert und Dinge nicht erwähnt,
die das Erreichen des anvisierten Ziel stören könnte.
Es ist in der Politik also noch schmutziger wie im Kopfe eines SozPäd.
Sehr schade, dass es nicht funktioniert! Ich verstehe aber, warum es nicht funktionieren kann.

Und ja, eigentlich gefällt mir der Gedanke, andere Menschen zu beherrschen, überhaupt nicht. Doch wie soll das dann funktionieren, mit einer besseren Gesellschaft!

Vielleicht sollte man sich erstmal um Reformen kümmern. Vor H4 war es für Erwerbslose ja auch besser als jetzt. Dorthin zurück, das wäre zumindest ein Anfang.

counselor

ZitatUnd ja, eigentlich gefällt mir der Gedanke, andere Menschen zu beherrschen, überhaupt nicht. Doch wie soll das dann funktionieren, mit einer besseren Gesellschaft!

Mir gefällt das auch nicht. Mein Ideal ist eigentlich, dass die Menschheit ohne Staat und Herrschaftssystem in Frieden zusammenlebt und jeder sein Auskommen hat.

ZitatVielleicht sollte man sich erstmal um Reformen kümmern. Vor H4 war es für Erwerbslose ja auch besser als jetzt. Dorthin zurück, das wäre zumindest ein Anfang.

Das war einer der Grundgedanken der Montagsdemobewegung gegen HartzIV im Jahr 2004. Damals marschierten 10 Tausende gegen den Sozialkahlschlag der Schröder - Fischer Regierung.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

Zitat von: Wanderratte am 02:48:35 Di. 22.Oktober 2024Dass es einfach so akzeptiert wurde, nur noch ca. 160 Euro für dieselbe Arbeit zu bekommen, könnte auch damit zusammenhängen, dass es den Menschen an Selbstvertrauen und Selbstachtung fehlte. Verursacht durch die Hetze von "Politik" und Medien. Die Betroffenen fühlten sich dadurch vielleicht selbst minderwertig und nahmen alles einfach so hin. Weil sie meinten, nichts besseres verdient zu haben.
Zu der Zeit, wo die Umstellung von ABM zu EEJ statt fand, war das Potenzial
von Diffamierunen und "Wertverminderung" noch nicht so extrem wie heute.

Damals hieß es "Die Löhne seien zu hoch" und dieser von Schröder gestecktes
Ziel, durch Lohndumping auf dem Weltmarkt wieder komkurenzfähiger werden
zu wollen, lässt sich nun beim Nachrichtensender N24 nachts bei der
"Tageschau vor 20 Jahren" wieder nachvollziehen, wie damals H4 voran
getrieben wurde.

Zu den ABM-Kräften hieß es nur friss oder gehe, aber mache dich dann auch
auf eine Sanktion gefasst. Die Leute wurden also regelrecht dazu erpresst
die Umstellung an zu nehmen.

Zitat von: Wanderratte am 02:48:35 Di. 22.Oktober 2024Doch eines verstehe ich noch immer nicht: Wenn die weiße Pädagogik durchweg positiv ist, dann müsste sie doch auch dann funktionieren, wenn der Ratsuchende weiß, dass es sich bei der Beratung um weiße Pädagogik handelt. Warum funktioniert die weiße Pädagogik dann nicht mehr?

Wenn eine erwachsene Person bemerkt, das an ihm Pädagogik ausgeübt wird,
gibt es Ablehnung, da so was eher im Kindesalter bis zum Heranwachsenenalter
praktiziert wird. Bei Erwachsenen hat Pädagogik eigendlich nichts zu suchen.

Zitat von: Wanderratte am 02:48:35 Di. 22.Oktober 2024Und ja, eigentlich gefällt mir der Gedanke, andere Menschen zu beherrschen, überhaupt nicht. Doch wie soll das dann funktionieren, mit einer besseren Gesellschaft!

Das hatte mich auch etwas verwundert, ist mir jedoch nicht neu, das in K-Gruppen
Linientreue erwartet wird. Da kann man sich an Kapitalismuskritik austoben aber
Kritik oder Verbesserungsideen zu sozialistischer Strukturen oder Ziele, waren
unerwünscht.

Zitat von: counselor am 09:56:54 Di. 22.Oktober 2024Das war einer der Grundgedanken der Montagsdemobewegung gegen HartzIV im Jahr 2004. Damals marschierten 10 Tausende gegen den Sozialkahlschlag der Schröder - Fischer Regierung

Die hohe Anzahl von Anti-H4-Demonstrannten fiel jedoch im Dezember 2004
eine Woche vor Weihnachten ins Bodenlose, als das Geheimnis, das die
Montagsdemonstrationen von der MLPD organisiert wurden, gelüftet wurde.

Diese Geheimhaltungstaktik hat allen, die gegen h4 waren, massiv geschadet.
Nachdem klar war, das die MLPD das organisiert, hat der größte Anteil der
Demonstranten sich mit dem Grund abgewendet, das sie sich von der MLPD
nicht instrumentallisieren lassen wollten.

In Hamburg zersplitterte darauf der H4-Widerstand und es entstanden daraus
mehrere neue Gruppen, die dann unabhängig ihr Ding machten.

Wäre damals die MLPD ehrlich geblieben a la "Ja, wir organisieren das, gegen
H4 zu kämpfen", wäre es wohl auch nicht soweit ausgeartet, das dann nur noch
wenige bei den Montagsdemonstrationen verblieben.

Anfang Januar war ja dann der Agenturschluss, wo sich doch recht viele Gesichter
aus der Montagsdemonstration wieder fanden und teils schon in anderen Gruppen
angeschlossen waren.
Ich schloss mich dem "Aktionsbündnis gegen Ein Euro Jobs" an und das war dort
schon viel spannender, weil wir mit Maßnahmenträger auf Konfrontationskurs gingen.
Wir suchten EEJ-Firmen auf und jo wurden zu unerwünschten Personen gegen EEJ..

Es ging anbei ja auch darum, den H4-Profiteuren zu zeigen, das sie nicht
unbehelligt ihren Stremel durchziehen konnten. Hin und wieder wurden EEJ-Firmen
kurzentschlossen aufgesucht, die gerade Mist gebaut haben, wie z.B. der
City-Service, die Ein Euro Jobber zum Einsammeln toter Tauben raus geschickt
wurden, als die Vogelgrippe grasierte.


Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Zitat von: Onkel Tom am 11:38:50 Di. 22.Oktober 2024Die hohe Anzahl von Anti-H4-Demonstrannten fiel jedoch im Dezember 2004
eine Woche vor Weihnachten ins Bodenlose, als das Geheimnis, das die
Montagsdemonstrationen von der MLPD organisiert wurden, gelüftet wurde.

Diese Geheimhaltungstaktik...

Ich mag die MLPD zwar nicht sonderlich, aber ich würde mir eine fundiertere Kritik wünschen. Die führende Rolle der MLPD bei der Organisierung der Monatagsdemos war bekannt und es gab da keine Geheimhaltungstaktik.

Ja, es gab Kritik an der Rolle der MLPD, aber die Kritiker waren oftmals genauso bescheuert, wie die MLPD selbst. Dümmlicher Streit unter Linken, teilweise mit antikommunistischen Argumenten.

Ich habe mich relativ oft an Montagsdemos beteiligt, wohlwissend, daß das Organisatorische im Wesentlichen in Händen der MLPD lag. Ich habe da öfter das Offene Mikrophon genutzt, eine gute Einrichtung. Es waren auch linke Wissenschaftler und Sozialrechtsspezialisten als Redner da, die nichts mit der MLPD am Hut hatten und einfach nur darüber referiert haben, was Hartz IV bedeutet, welche Folgen das hat und wie es in die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse eingebettet ist. Das war spannend.

counselor

Eine Geheimhaltung der Rolle der MLPD fand da nicht statt. Die Rolle der MLPD war sogar Thema in den Fernsehnachrichten.

Dass die Teilnehmerzahlen damals eingebrochen sind, hat auch damit zu tun, dass sich viele Gruppierungen zurückgezogen haben.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 15:51:43 Di. 22.Oktober 2024Ich mag die MLPD zwar nicht sonderlich, aber ich würde mir eine fundiertere Kritik wünschen. Die führende Rolle der MLPD bei der Organisierung der Monatagsdemos war bekannt und es gab da keine Geheimhaltungstaktik.

Da ist das in Hamburg anders gelaufen..

Die Montagsdemos fingen ca. September 2004 an. Es schlossen sich immer mehr an
und irgendwann kamen erste Fragen auf. Es waren diverse Anmelder_innen und
es wurde verschwiegen und im Dezember kam es raus. Egal ob das MLPD war oder
sonst eine Gruppe. Es war nicht gut und wäre es in Hamburg gleich ehrlich
gestartet worden hätten sich nicht so viele hintergangen gefühlt.

Das erste Foto, was in meinem Anti-Jobmessen-Vortrag gezeigt wurde, war die
letzte Demo vor dem Bekanntwerden, wer es organisierte. Danach schmälerte es
sich bis hin zur Auflage "Unter 25 Demonstranten keine Marschroute". Fand ich
doof aber es ging ja dann zu Stand-Kundgebungen über.

Wo soll man nach 20 Jahren noch Nachweise dafür bekommen ?
Das ging hauptsächlich mündlich ab. Ich wusste es bis Dezember 2004 nicht, habe
jedoch noch ein Jahr bei den Modemos mit gemacht. Bei mir lagen andere Gründe
vor, mich von ihnen zu verabschieden.

Das sich viele zurück gezogen haben, tauchte in Hamburg so ca. 2008-2010 auf, wo
vermutlich bemerkt wurde, gegen H4 nicht ankommen zu können etc.
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Ich sagte ja, es lag nicht allein an einer Organisation...

Zitat von: Kuddel am 15:51:43 Di. 22.Oktober 2024...die Kritiker waren oftmals genauso bescheuert, wie die MLPD selbst. Dümmlicher Streit unter Linken...

In Berlin gab es im November 2003 eine Großdemo von linken Initiativen, Erwerblosenorganisationen und großen Teilen der Gewerkschaftsbasis mit rund 100.000 Teilnehmern.

2004 haben  in Berlin zwei Demos in Konkurrenz zueinander angemeldet. Das Bündnis "gegen Agenda 2010", das zuvor schon große Anti Hartz IV Demos organisiert hatte, wollte es wieder tun, doch da haben Attac und die PDS eine eigene Demo geplant. Die DGB Führung hat sich geweigert, zu einer der beiden aufzurufen, weil da angeblich Rechte mitmarschieren könnten.

Es gab eine Zeit in ganz Deutschland Demos. Als die großen, scheinbar ständig wachsenden Demos einbrachen, gab es übelste Diffamierungen und Häme von Medien und Politik.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 15:51:43 Di. 22.Oktober 2024Ich habe mich relativ oft an Montagsdemos beteiligt, wohlwissend, daß das Organisatorische im Wesentlichen in Händen der MLPD lag. Ich habe da öfter das Offene Mikrophon genutzt, eine gute Einrichtung.

Jo, das fand ich auch gut. Somit hatte man wenigstens die Möglichkeit, die teils
durch "Harz 4 ist toll" Protagonisten fehlinformiert waren paar Wahrheiten an das
Puplikum zu vermitteln. Ich hatte mir dann auch immer etwas aktuelles wie z.B.
Neue Pläne der H4-Pro-Beteiligten ausgegraben und zusammen gestellt.
Lass Dich nicht verhartzen !

Frauenpower

Habe hier gerade CDU Auswurf gefunden von 01/24
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/buergergeld-debatte-alltag-betroffene-100.html
ZitatIn "Zur Sache Baden-Württemberg" kritisierte auch Baden-Württembergs Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Donnerstag das Bürgergeld der Ampelkoalition. Sie forderte, das Bürgergeld abzuschaffen und nur noch sozial Schwache zu unterstützen, die nicht arbeiten können. Der Begriff Bürgergeld erinnere an ein "bedingungsloses Grundeinkommen".


götzb

Lindner will Pauschalen für Miete und Nebenkosten.

- notfalls kann man in kleinere Wohnung umziehen.

Warum nicht gleich alle Bürgergeldempfänger erschießen ?

Sabotage als legitimes Mittel gegen Zwangsarbeit und Niedriglohn.

Wanderratte

Zitat von: counselor am 09:56:54 Di. 22.Oktober 2024
ZitatUnd ja, eigentlich gefällt mir der Gedanke, andere Menschen zu beherrschen, überhaupt nicht. Doch wie soll das dann funktionieren, mit einer besseren Gesellschaft!

Mir gefällt das auch nicht. Mein Ideal ist eigentlich, dass die Menschheit ohne Staat und Herrschaftssystem in Frieden zusammenlebt und jeder sein Auskommen hat.
Interessant! Bei dem, was Du beschreibst, denke ich an Anarchismus. Das ist dann aber doch sehr weit von den Idealen der MLPD entfernt.

Das, was Du beschreibst, ist auch meine Idealvorstellung. Doch kann ich mir irgendwie nicht so richtig vorstellen, dass es funktionieren könnte. Irgendwer fängt dann doch wieder an, andere beherrschen zu wollen. Und alles beginnt von vorne. Oder man muss sich ständig um Konflikte kümmern.

Ich frage mich schon länger, wie man den Anarchismus in der Praxis umsetzen könnte. Bereits in den 90er Jahren habe ich mich mit der Thematik beschäftigt. Doch irgendwie kam ich nicht weiter. Noch immer frage ich mich, wie es in der Praxis funktionieren könnte.

Die MLPD hat mit Anarchismus überhaupt nichts gemein, finde ich. Und wenn doch, dann nur sehr marginal! Beim Marxismus sind halt auch immer einzelne Menschen an der Macht. Und ob der Marxismus gut funktioniert, hängt ja auch immer davon ab, wer gerade das Sagen hat. Darin sehe ich ein Problem. Da gefällt mir Anarchismus schon viel besser. Meiner Meinung nach ist Marxismus immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Sind kompetente Menschen an der Macht, dann ist alles gut. Es kann aber auch richtig scheiße sein, je nachdem. Nur weil Marxisten das Sagen haben, heißt das noch lange nicht, dass wir ein akzeptables Gesellschaftssystem bekommen.

Es muss also auch andere Wege geben, fernab von der Idee, andere Menschen beherrschen zu wollen.

Trotz Kapitalismus gab es Zeiten, wo politisch einiges besser war als jetzt. Wenn wir wenigstens dorthin wieder zurückkönnten. Ich erinnere mich, dass ich in den 90er Jahren als ungelernte Arbeitskraft im Nachtdienst ca. 25 DM/Stunde bekam und somit richtig viel Geld hatte. Ein krasser Unterschied zu dem, wie es aktuell ist. Und dieser ganze H4 Mist hat ja erst dazu geführt, dass wir in Deutschland aktuell so viele soziale Probleme haben. Ich verstehe auch die Gewerkschaften nicht, die da immer brav mitmachen. Und dann noch die ganze Manipulation seitens der Medien, die uns weismachen wollen, dass angeblich die Erwerbslosen und die Migranten an allem schuld sind. Es könnte so vieles soviel besser sein.

Naja, insgesamt bin ich ein wenig desillusioniert bezüglich der Abschaffung des Kapitalismus. Egal worüber ich mir Gedanken mache, überall sehe ich Hürden, die mir aufzeigen, dass es nicht funktionieren kann, so wie ich es mir vorstelle.

Zitat von: counselor am 09:56:54 Di. 22.Oktober 2024
ZitatVielleicht sollte man sich erstmal um Reformen kümmern. Vor H4 war es für Erwerbslose ja auch besser als jetzt. Dorthin zurück, das wäre zumindest ein Anfang.

Das war einer der Grundgedanken der Montagsdemobewegung gegen HartzIV im Jahr 2004. Damals marschierten 10 Tausende gegen den Sozialkahlschlag der Schröder - Fischer Regierung.
Zehntausende, das sind sehr viele Menschen. Das waren dann aber bestimmt nicht nur Erwerbslose. Sondern auch Menschen, die Angst hatten, selbst irgendwann im H4 System zu landen? Es könnte aber auch sein, dass "Politik" und Medien es vor 20 Jahren noch nicht geschafft hatten, die Bevölkerung zu spalten, so wie es mittlerweile leider der Fall ist.

Zitat von: Onkel Tom am 11:38:50 Di. 22.Oktober 2024Zu den ABM-Kräften hieß es nur friss oder gehe, aber mache dich dann auch
auf eine Sanktion gefasst. Die Leute wurden also regelrecht dazu erpresst
die Umstellung an zu nehmen.
Das ist richtig gemein. Schlimmer geht Ausbeutung kaum noch.

Bei mir wurde es immerhin akzeptiert, dass ich den Ein-Euro-Job abgelehnt habe. Dennoch steht noch immer in meiner Jobcenter Akte, dass ich den Mist nicht machen wollte. Ich habe das erfahren, weil mein jetziger SB vor ca. einem Jahr fragte, warum ich den Ein-Euro-Job abgelehnt habe.

Naja, hätte ich mein jetziges Wissen (§ 16d (5) SGB II) von Beginn an gehabt, hätte ich dieser Coaching Frau zuallererst erklärt, dass ich nach ca. drei Monaten H4 keineswegs zur Ein-Euro-Job "Zielgruppe" gehöre. Diese Frau wollte mich dequalifizieren um selbst gut dastehen zu können. Aber ohne mich!

Von mir aus soll der Mist weiterhin in meiner Akte stehen. Das hiesige Jobcenter disqualifiziert sich damit doch nur selbst. Dennoch werde ich beim nächsten Termin fragen, ob die Maßnahmen-Industrie auch bei Vermittlung in Ein-Euro-Jobs Prämien abkassieren kann.

Zitat von: Onkel Tom am 11:38:50 Di. 22.Oktober 2024Wenn eine erwachsene Person bemerkt, das an ihm Pädagogik ausgeübt wird,
gibt es Ablehnung, da so was eher im Kindesalter bis zum Heranwachsenenalter
praktiziert wird. Bei Erwachsenen hat Pädagogik eigendlich nichts zu suchen.
Das ist sehr schade, da die weiße Pädagogik sehr gut funktioniert und im Rahmen von Beratungsgesprächen sehr hilfreich sein kann.

Ich denke, die Ablehnung hat aber auch sehr viel mit Vorurteilen zu tun. Wenn etwas funktioniert, dann ist es doch gut, egal wie man es nennt. Vielleicht sollte versucht werden, diese Vorurteile abzubauen. Damit mehr Erwachsene von der weißen Pädagogik profitieren können.

Oder, man nennt es einfach weiße Andragogik. Bei der Andragogik geht es um Bildung, Bildung des Erwachsenen:

ZitatAndragogik (von altgriechisch ἀνήρ anér, deutsch ,Mann' sowie ἄγειν ágein, deutsch ,führen, transportieren, treiben, ziehen') ist die Wissenschaft, die sich mit dem Verstehen und Gestalten der lebenslangen Bildung des Erwachsenen befasst. Dazu gehören alle Bereiche von der beruflichen über die soziale, politische und kulturelle Bildung bis zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Die Methoden sind auf selbständige, eigenverantwortliche Erwachsene ausgerichtet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Andragogik .

Um ein paar Ecken herum gedacht passt es dann schon wieder. Schließlich haben Beratungsgespräche auch etwas mit Bildung zu tun. Denn nur wenn man die Verarsche durschaut, kann man sich dagegen wehren.

Zitat von: Onkel Tom am 11:38:50 Di. 22.Oktober 2024Ich schloss mich dem "Aktionsbündnis gegen Ein Euro Jobs" an und das war dort
schon viel spannender, weil wir mit Maßnahmenträger auf Konfrontationskurs gingen.
Wir suchten EEJ-Firmen auf und jo wurden zu unerwünschten Personen gegen EEJ..
Das ist richtig cool. Ich hätte da so gerne mitgemacht. Mittlerweile denke ich, ich muss in die Großstadt ziehen, wenn ich Action will.

Zitat von: Onkel Tom am 18:41:05 Di. 22.Oktober 2024Das sich viele zurück gezogen haben, tauchte in Hamburg so ca. 2008-2010 auf, wo
vermutlich bemerkt wurde, gegen H4 nicht ankommen zu können etc.
Möglicherweise ist deswegen auch aktuell so wenig los. Die Leute denken vielleicht noch immer, dass man nichts gegen H4/Bürgergeld machen kann.

Zitat von: Kuddel am 19:45:15 Di. 22.Oktober 2024Es gab eine Zeit in ganz Deutschland Demos. Als die großen, scheinbar ständig wachsenden Demos einbrachen, gab es übelste Diffamierungen und Häme von Medien und Politik.
Ja, das ist typisch. Leider ist es so. Als hätten Medien und Politik nur darauf gewartet.

counselor

ZitatDas ist dann aber doch sehr weit von den Idealen der MLPD entfernt.

Naja, die MLPD strebt den Sozialismus an und der soll dann zum Kommunismus entwickelt werden.

ZitatDoch kann ich mir irgendwie nicht so richtig vorstellen, dass es funktionieren könnte.

Es gibt schon Beispiele, dass ein alternives Zusammenleben funktioniert. Ein Beispiel für ein demokratisches Zusammenleben ohne Staat ist die Region Rojava in Nordsyrien. Die Kurden nennen das Experiment "Demokratischer Konföderalismus".
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Demokratischer_Konf%C3%B6deralismus

ZitatZehntausende, das sind sehr viele Menschen. Das waren dann aber bestimmt nicht nur Erwerbslose. Sondern auch Menschen, die Angst hatten, selbst irgendwann im H4 System zu landen?

Ich hatte damals Arbeit in der IT-Abteilung von Merck in Darmstadt. Mir war klar, dass HartzIV mich auch im Falle von Arbeitslosigkeit betreffen kann (wie es dann 2009 auch kam). Aus diesem Bewusstsein heraus habe ich damals gegen die Hartz-Gesetze demonstriert und mich bei der WASG organisiert. 2007 ist die WASG dann in der Linkspartei aufgegangen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arbeit_%26_soziale_Gerechtigkeit_%E2%80%93_Die_Wahlalternative
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Hartzhetzer

ZitatEs gibt schon Beispiele, dass ein alternives Zusammenleben funktioniert. Ein Beispiel für ein demokratisches Zusammenleben ohne Staat ist die Region Rojava in Nordsyrien. Die Kurden nennen das Experiment "Demokratischer Konföderalismus".
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Demokratischer_Konf%C3%B6deralismus
Wow das ist ja Cool, das habe ich noch gar nicht gewusst. Jetzt ist mir umso klarer warum die Türkei allen voran der Reaktionär-Autoritäre Erdogan die Kurden so bekämpft und warum das auch von der Nato toleriert und indirekt mit Waffenlieferungen unterstützt wird.
Das vermisse ich bei der Deutschen Linken, Ideen wie man dinge anders macht anstatt immer nur mit erhobenen moralischen Zeigefinger der edlere Verwalter der immer gleichen Käsekacke sein zu wollen.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Frauenpower

Einfach mal "Die Linke Rojava" googlen.

Kuddel


Frauenpower

Lesen.

"Lesen im engeren Sinn bedeutet, schriftlich niedergelegte, sprachlich formulierte Gedanken aufzunehmen. Das Lesen eines Textes ist ein durch Übung und Kenntnisse des Lesers bestimmter heuristischer, kognitiver Vorgang, der zuvor erlernt oder vermittelt werden muss."
https://de.wikipedia.org/wiki/Lesen

Kuddel

ZitatAlmanya'nın Mainz kentinde Rojava İnisiyatifi ile Die Linke, 'Rojava' konulu ortak bir panel düzenledi. Çok sayıda kişinin katıldığı panelde Rojava'daki son ...
ZitatAlmanya'nın Brandenburg eyaletinin başkenti Potsdam'da Alman Sol Parti (Die Linke) Rojava ile dayanışmak ve Türk devletinin işgalini protesto etmek amacıyla ...

Aha.

dagobert

Wie man den Krieg führt, das weiß jedermann; wie man den Frieden führt, das weiß kein Mensch.
Karl May

Onkel Tom

Zitat von: Wanderratte am 03:00:02 Do. 24.Oktober 2024Schließlich haben Beratungsgespräche auch etwas mit Bildung zu tun. Denn nur wenn man die Verarsche durschaut, kann man sich dagegen wehren.
Was sind das für Beratungsgespräche, die dem Ratsuchenden nur suggerieren,
das man zu ideal sei, sich z.B. der Leiharbeit an zu biedern ?

Fakt ist, das es immer wieder um das gleiche dreht "Hauptsache Arbeit".
Man lebt nicht, um zu arbeiten sondern arbeitet um zu leben.

Letzteres wurde ja von H4 verstümmelt und die Gewerkschaft setzt sich lieber
für gute Löhne der Erwerbslosenindustrie ein (Bessere eitragszahler_innen),
statt der Zahnwurzelentzündung einer Behandlung zu unterziehen..
Die Elos können sich meines Erachten nur selbst vertreten. DGB, verdi (FB 5)
sowie Sozialverbände profitieren auch von H4.
Von daher genieße ich deren Puplikationen mit äußerster Vorsicht.

Miserablen Eindruck habe ich dazu auch bei einer Sitzung von
Erwerbslosenindustriellen
gewonnen.  >:(

Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Zitat von: counselor am 16:40:50 Do. 24.Oktober 2024Es gibt schon Beispiele, dass ein alternives Zusammenleben funktioniert. Ein Beispiel für ein demokratisches Zusammenleben ohne Staat ist die Region Rojava in Nordsyrien. Die Kurden nennen das Experiment "Demokratischer Konföderalismus".
Klingt sehr interessant, danke für den Hinweis! Doch muss ich mich erst näher mit der Thematik beschäftigen, um sagen zu können, ob ,,Rojava" meiner Idealvorstellung nahekommt oder nicht.

Zitat von: Onkel Tom am 15:05:47 Fr. 25.Oktober 2024
Zitat von: Wanderratte am 03:00:02 Do. 24.Oktober 2024Schließlich haben Beratungsgespräche auch etwas mit Bildung zu tun. Denn nur wenn man die Verarsche durschaut, kann man sich dagegen wehren.
Was sind das für Beratungsgespräche, die dem Ratsuchenden nur suggerieren,
das man zu ideal sei, sich z.B. der Leiharbeit an zu biedern ?
Ich glaube, ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt. Beim Begriff ,,Bildung" dachte ich eher an das Lernen an sich. Lernen bedeutet meiner Meinung nach auch, zu erfahren, welche Rechte man hat und wie man sich gegen den ganzen Scheiß wehren kann. Oder zu erkennen, wie die Maßnahmen-Industrie funktioniert. Welche Ziele sie tatsächlich verfolgt, damit man nicht auf deren Machenschaften reinfällt.

Naja, ich hatte sowieso nur um ein paar Ecken herum gedacht. Das mache ich ab und an ganz gerne. Ich hoffe, auf diese Weise zu Erkenntnissen zu gelangen. Ab und an funktioniert das sogar recht gut.

Ich meine, niemand sollte Leiharbeit machen müssen. Wenn, dann nur freiwillig! Es darf auch nicht darum gehen, ,,das man zu ideal" sei.

Zitat von: Onkel Tom am 15:05:47 Fr. 25.Oktober 2024Fakt ist, das es immer wieder um das gleiche dreht "Hauptsache Arbeit".
Man lebt nicht, um zu arbeiten sondern arbeitet um zu leben.
Dieses ,,Hauptsache Arbeit" Ideal muss unbedingt verschwinden. Das Leben hat so viel mehr zu bieten als Arbeit. Ich frage mich tatsächlich, wie das funktionieren soll, wenn ich acht Stunden täglich arbeiten müsste. Die Zeit reicht ja so schon nicht, für all das, was ich machen möchte. Ich hatte noch nie einen 8-Stunden-Job. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, wenn ich Überstunden gemacht habe.

Zitat von: Onkel Tom am 15:05:47 Fr. 25.Oktober 2024Letzteres wurde ja von H4 verstümmelt und die Gewerkschaft setzt sich lieber
für gute Löhne der Erwerbslosenindustrie ein (Bessere eitragszahler_innen),
statt der Zahnwurzelentzündung einer Behandlung zu unterziehen..
Die Elos können sich meines Erachten nur selbst vertreten. DGB, verdi (FB 5)
sowie Sozialverbände profitieren auch von H4.
Von daher genieße ich deren Puplikationen mit äußerster Vorsicht.
Es geht also auch wieder nur ums Geld. Dafür habe ich kein Verständnis. Somit sind zumindest die DGB Gewerkschaften nicht zu gebrauchen. Da müssen Erwerbslose wohl ihre eigene Gewerkschaft gründen.

Ich kenne zwar deren Publikationen nicht, denke aber auch, dass man da sehr vorsichtig sein muss. Ich sehe die DGB Gewerkschaften sowieso sehr kritisch.

Zitat von: Onkel Tom am 15:05:47 Fr. 25.Oktober 2024Miserablen Eindruck habe ich dazu auch bei einer Sitzung von
Erwerbslosenindustriellen
gewonnen.  >:(
Vielen Dank für den Link, sehr interessant! Das ist echt krass, wie das dort abläuft.

Den 16i und e Mist kann man sowieso vergessen. Die Leidtragenden sind wie so oft die Erwerbslosen. Außerdem mag ich es nicht, wenn Arbeitgeber auch noch staatlich subventioniert werden. Wenn Unternehmer Mitarbeiter wollen, dann sollen sie diese auch selbst finanzieren oder halt ohne Mitarbeiter zurecht kommen. Letztendlich wird mit dem 16i und e Scheiß nur der Kapitalismus unterstützt.

ZitatEröffnungstenor war, wie es nun mit 16i weiter geht. Bedenken gab es dazu, das
diese Masnahme wie bei den bisherigen Masnahmen das Ermessen beim JC verbleibt.
Damit steht die Finanzierung der Masnahmenträger, hier das Coaching und weitere
Leistungen laut Erwerbslosenindustrie nicht auf gesicherten Posten.

Masnahmenträger erwarten tatsächlich mehr Ermessensspielraum, sprich Bestimmungs-
recht was für die Teilnehmer an 16i sinnvoll sei. Weiter wird auf Langzeitzusagen
durch den Kostenträger, hier die Stadt Hamburg und dem Bund gesetzt.

Soso, der Masnahmenträgerschaft geht es vordergründig darum, so viel wie möglich
vom Kuchen ab zu greifen.. Eine Co-Finanzierung wird in HH bei 25-55 % liegen
und es werden 4000 16i - Plätze in Hamburg geschaffen.
Quelle: https://www.elo-forum.org/threads/dashing-away-zwangsarbeit-fuer-hartz-4-empfaenger-einfuehrung-16i-und-16e-sgb-ii-teilhabechancengesetz.195779/page-16#post-2361280 .

Hier tun sich echt Abgründe auf. Aber sehr interessant, da bekamen die Maßnahmenträger ja richtig Panik, nicht genug abkassieren zu können. So sieht es also hinter den Kulissen aus. Ich wusste, dass es schlimm ist. Doch so was hätte ich jetzt nicht erwartet. Sehr interessant und es sagt so viel aus.

ZitatDas Coaching allein ist mit bis zu 3000 Euro pro Teilnehmer bedacht. Hinzu kommt ja
noch eine Vermittlungsprämie, falls ein Teilnehmer zu einem Arbeitgeber vermittelt
wird. Nun aber mal weg von der Atmosphäre der Goldgräberstimmung der Erwerbslosen-
industrie.
Quelle: https://www.elo-forum.org/threads/dashing-away-zwangsarbeit-fuer-hartz-4-empfaenger-einfuehrung-16i-und-16e-sgb-ii-teilhabechancengesetz.195779/page-16#post-2361280 .

Wie? 3000 Euro, für diesen Müll? Echt krass!

ZitatDer Vertreter von der BASFI erläuterte, das das mit der Zuweisungspraxis kein
Problem sei, die 16i-Plätze auch voll zu bekommen.. Aha ! Ein Teilnahmezwang wird
nicht von der Sachbearbeitung des JC willkürlich ausgeübt, sondern ist von den
höheren Etagen aus Politik und Bundesagentur der Arbeit bereits so vorgesehen.

Das ist leider nicht das einzige, was dem Teilnehmer an 16i-Masnahmen erwartet.
Zunächst absolvieren sie ja das Coaching, welches ein Ganzeinheitlichen Rahmen haben
soll. Es wird also nicht nur das Berufliche beschnüffelt. Dieses Coaching soll auch
Dinge erforschen, die sich beim Teilnehmer im privaten Bereich und in seinem
sozialem Umfeld abspielen.. Huch, das JC will nun Daten darüber sammeln, wer mit wem ?
Quelle: https://www.elo-forum.org/threads/dashing-away-zwangsarbeit-fuer-hartz-4-empfaenger-einfuehrung-16i-und-16e-sgb-ii-teilhabechancengesetz.195779/page-16#post-2361280 .

So ein Coaching sollte wirklich niemand tun müssen.

Was könnte denn einem Teilnehmer passieren, der zu sämtlichen privaten Fragen die Auskunft verweigert?

Mir wollte man diesen Mist (16e) auch schon schmackhaft machen (Bewerbungs-Terror-Coaching Nr. 2). Naja, das war sowieso ein Jahr zu früh.

Kuddel

Ich möchte hier mal kurz einwerfen, daß ich Probleme mit Erwerbslosenarbeit und Erwerbslosen-Inis habe.

Ich halte es für wichtig, daß man sich um Erwerbslose und ihre Situation kümmert.

Das System Arbeitsamt, später Jobcenter, bzw. Stütze, Hartz IV, Bürgergeld hat sich über die Jahre in eine kafkaeske Alptraummaschinerie entwickelt. Die dort hineingeratenen Menschen spüren ein Ausgeliefertsein und entwickeln Ängste, Niedergeschlagenheit und psychische Krankheiten.

Aber diejenigen, die sich darum kümmern, den Opfern dieses Systems zur Seite zu stehen, verlieren sich auch in dem System. Sie müssen so viel lernen und die Maschinerie verändert ständig ihre Regeln. Auch das Klientel ist schwierig, manche haben eine Anspruchshaltung und meinen, die Elo-Aktivisten müßten ihnen helfen und dann hören sie noch nichtmal auf den Rat, den sie kriegen.

Elo-Aktivisten werden oft zu Spezialisten, reißen sich den Arsch auf und opfern sich in der Rolle auf. Genauso wie bei den Erwerbslosen, verengt sich ihr Horizont auf die Welt des Systems Hartz IV/Bürgergeld.

Meine Kritik wäre in etwa folgende:
  • Die Welt da draußen existiert weiterhin mit Umweltzerstörung und Krieg
  • Das System Hartz IV/Bürgergeld ist eingebettet in dieses Wirtschaftssystem
  • Die Welt der Extremausbeutung (prekäre Arbeit) ist ohne das System Hartz IV/Bürgergeld nicht denkbar
  • Die gesamte Arbeitswelt wird durch das System Hartz IV/Bürgergeld beeinflußt

Für viele Elo-Aktivisten wird ihre solidarische Hilfe zu einem Vollzeitjob. Spätestens dann wird es zu ihrem Lebeninhalt.

Das ist der Punkt, an dem ich mit Elo-Aktivisten aneinander gerate. Ich bin der Meinung, daß diese Leute, egal wie gut sie es meinen, für einen Kampf ums Ganze verloren sind.

Es wird vielleicht einzelnen Menschen geholfen, doch das System Hartz IV/Bürgergeld bleibt bestehen. Das System muß aber als solches angegriffen werden. Das geht aber nicht mit dem Verfassen von Widersprüchen und nicht vor Gericht. Und es geht nicht mit den (sowieso schwer organisierbaren) Erwerbslosen allein.

counselor

ZitatKlingt sehr interessant, danke für den Hinweis! Doch muss ich mich erst näher mit der Thematik beschäftigen, um sagen zu können, ob ,,Rojava" meiner Idealvorstellung nahekommt oder nicht.

Hier im Forum gibt es zahlreiche Beiträge zum Thema 'Rojava'. Falls Du Englisch kannst, dann empfehle ich Dir folgendes Buch, weil es dem Thema 'Rojava' ein Kapitel widmet und auch sonst lesenswert ist:
"What Do We Need Bosses For? Toward Economic Democracy" von Pete Dolack
https://www.amazon.com/What-Bosses-Toward-Economic-Democracy/dp/1570274150

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Ich möchte hier mal kurz einwerfen, daß ich Probleme mit Erwerbslosenarbeit und Erwerbslosen-Inis habe.

Ich halte es für wichtig, daß man sich um Erwerbslose und ihre Situation kümmert.
Okay, aber das können doch nur diejenigen tun, die sich in Erwerbslosen-Inis engagieren bzw. ihnen nahe stehen. Privat geht das selbstverständlich auch.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Das System Arbeitsamt, später Jobcenter, bzw. Stütze, Hartz IV, Bürgergeld hat sich über die Jahre in eine kafkaeske Alptraummaschinerie entwickelt. Die dort hineingeratenen Menschen spüren ein Ausgeliefertsein und entwickeln Ängste, Niedergeschlagenheit und psychische Krankheiten.
Deswegen ist es ja so von Bedeutung, dass man den Betroffenen hilft. Ich bin jedenfalls Onkel Tom sehr dankbar, dass er mir geholfen hat, mit dieser Situation besser umgehen zu können. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich irgendwann extreme psychische Probleme bekommen. Immerhin war ich in meinen Zwanzigern schon zweimal in der Psychiatrie, vor allem wegen Depressionen.

Ich habe jedenfalls großen Respekt für das, was Onkel Tom macht und bisher schon erreicht hat. Das war es auf jeden Fall wert. Es war nicht umsonst.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Aber diejenigen, die sich darum kümmern, den Opfern dieses Systems zur Seite zu stehen, verlieren sich auch in dem System. Sie müssen so viel lernen und die Maschinerie verändert ständig ihre Regeln. Auch das Klientel ist schwierig, manche haben eine Anspruchshaltung und meinen, die Elo-Aktivisten müßten ihnen helfen und dann hören sie noch nichtmal auf den Rat, den sie kriegen.
Ja, einige Menschen sind sehr schwierig. Das ist leider so. Vielleicht kann man ihnen irgendwie erklären, dass es so nicht okay ist. Es kann ja auch nicht sein, dass sich die Elo-Aktivisten verausgaben und es kommt nichts zurück. Oder noch schlimmer, dass man auch noch Ärger hat. Selbstschutz kann da schon sehr nützlich sein. Es ist auf jeden Fall von großer Bedeutung, mit solch einer Situation angemessen umzugehen. Ich möchte auch nicht ausgenutzt werden.

Ja, es ist ein Problem. Sehe ich auch so!

Vielleicht sind diese Menschen aber gerade deswegen so schwierig, weil sich nie jemand um sie gekümmert hat, weil sich nie jemand für ihre Probleme interesssiert hat. Hätte mir vielleicht auch passieren können.

Ich war in der Schule immer ein Außenseiter, von der ersten Klasse an. Meine Eltern haben sich auch nicht um mich gekümmert. Zumindest nicht so, wie es sein sollte. Ich war also vollkommen auf mich allein gestellt. Ich kannte es nicht anders.

Das hat sich dann geändert, als ich so 15 oder 16 Jahre alt war. Denn, da waren Leute aus der Hausbesetzer Szene. Die haben sich für mich interessiert, die haben sich um mich gekümmert und mich unterstützt. Und die fanden es sogar sehr gut, dass ich anders war, meinen eigenen Weg ging. Dass ich eben nicht jeder Mode hinterhergerannt bin, wie es bei Teenagern halt oftmals der Fall ist. Das alles, diese Erfahrungen haben mich nachhaltig geprägt. Das war überhaupt erst die Grundlage dafür, mich für linke Gesellschaftskritik zu interessieren.

Es ist also niemals umsonst, dem Einzelnen zu helfen.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Elo-Aktivisten werden oft zu Spezialisten, reißen sich den Arsch auf und opfern sich in der Rolle auf. Genauso wie bei den Erwerbslosen, verengt sich ihr Horizont auf die Welt des Systems Hartz IV/Bürgergeld.
Dass sich ihr Horizont darauf verengt, das sehe ich so nicht.

Und wie soll man sich als Betroffener mit anderen gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen, wenn Angst und Panik wegen der H4/Bürgergeld Probleme im Vordergrund stehen. Auch diesbezüglich ist Hilfe absolut notwendig.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Meine Kritik wäre in etwa folgende:
  • Die Welt da draußen existiert weiterhin mit Umweltzerstörung und Krieg
  • Das System Hartz IV/Bürgergeld ist eingebettet in dieses Wirtschaftssystem
  • Die Welt der Extremausbeutung (prekäre Arbeit) ist ohne das System Hartz IV/Bürgergeld nicht denkbar
  • Die gesamte Arbeitswelt wird durch das System Hartz IV/Bürgergeld beeinflußt
Ja, das ist alles richtig. Sehe ich auch so! Sich nicht um die Erwerbslosen zu kümmern, macht die Situation jedoch nicht besser. Man muss als Erwerbsloser nämlich seinen Kopf einigermaßen frei haben, um überhaupt erst in der Lage zu sein, sich um andere gesellschaftliche und politische Probleme zu kümmern. Ich schreibe das leider aus eigener Erfahrung.

Wenn man den Erwerbslosen nicht hilft, ändert sich nichts zum Positiven hin. Ganz im Gegenteil!

Es existieren leider sehr viele nicht-unabhängige Erwebsloseninitiativen. Die bieten Freizeitaktivitäten an und die Erwerbslosen sind somit "ruhiggestellt". Sie bieten sogar Ein-Euro-Jobs an, wo die Erwerbslosen ihre kostbare Zeit verschwenden und ausgebeutet werden. Ich halte von diesen Ein-Euro-Jobs überhaupt nichts.

Dasselbe gilt für diese gesamten Maßnahmen der Erwerbslosen-Industrie, wo man sich auch noch neoliberalen Mist anhören muss. Das habe ich selbst so erfahren. So ein Bewerbungs-Coach, der meinte, mir erzählen zu müssen, dass er nicht verstehen kann, dass Arbeitslose nicht bereit wären, mehrere Praktika ohne Bezahlung zu absolvieren. Also dieser typische "Hauptsache Arbeit" Mist!  All das ist systemstabilisierend und somit gewollt. Die Erwerbslosen sind letztendlich nur mit sinnlosem Zeug beschäftigt. Ändern tut sich indes nichts. Ich halte es somit auch politisch gesehen für absolut notwendig, die Erwerbslosen darin zu unterstützen, sich gegen diesen Mist zu wehren.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Für viele Elo-Aktivisten wird ihre solidarische Hilfe zu einem Vollzeitjob. Spätestens dann wird es zu ihrem Lebeninhalt.
Wenn es jemand als seinen Lebensinhalt sieht, dann ist es doch gut so. Man darf das Menschliche nicht unterschätzen. Es kann auch sinnstiftend sein, sich um andere Menschen zu kümmern. Ich gehe aber sowieso davon aus, dass die meisten Elo-Aktivisten sich auch noch für andere Dinge interessieren. Und wenn nicht, dann ist es doch auch okay.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Das ist der Punkt, an dem ich mit Elo-Aktivisten aneinander gerate. Ich bin der Meinung, daß diese Leute, egal wie gut sie es meinen, für einen Kampf ums Ganze verloren sind.
Ich sehe das nicht so. Das Ganze besteht aus vielen einzelnen Teilen.

Die Elo-Aktivisten engagieren sich. Was soll daran negativ sein? Ich hätte auch sehr gerne diesen ganzen H4/Bürgergeld Mist weg. Ich sehe aber aktuell leider dafür keine Perspektive. Das gesamte System ist einfach so dermaßen perfide gemacht.

Dennoch wäre es selbstverständlich kontraproduktiv, wenn sich jetzt jeder nur noch um die Erwerbslosen kümmert. Jeder sollte für sich seinen Bereich finden, der einem interessiert und wo man sich eventuell engagieren möchte. Wenn Du also andere Interessen hast, dann ist es doch gut so.

Beispielsweise schreibst Du hier im Forum sehr gute Texte, die ich sehr gerne lese. Dadurch konnte ich schon sehr viel lernen und erfahren.

Ich finde es aber als Bürgergeld Empfänger sehr gut, dass sich Menschen für die Belange der Erwerbslosen engagieren und sich für sie einsetzen.

Zitat von: Kuddel am 09:43:40 Sa. 26.Oktober 2024Es wird vielleicht einzelnen Menschen geholfen, doch das System Hartz IV/Bürgergeld bleibt bestehen. Das System muß aber als solches angegriffen werden. Das geht aber nicht mit dem Verfassen von Widersprüchen und nicht vor Gericht. Und es geht nicht mit den (sowieso schwer organisierbaren) Erwerbslosen allein.
Das ist alles richtig. Sehe ich auch so!

Aber: Wie soll das funktionieren? Vor 20 Jahren waren Zehntausende auf der Straße und es hat sich nichts zum Positiven hin verändert. So viele Menschen bekommt man schon seit längerem nicht mehr auf die Straße. Ich sehe diesbezüglich im Moment keine Chance.

Unser aktuelles Gesellschaftssystem ist so kaputt, dass ich leider im Moment keinen Ausweg sehe. Stattdessen müssen wir alles dafür tun, dass es nicht noch schlimmer kommt. Gerade wegen der AfD und so!

Dann ist es doch immer noch viel besser, wenigen Menschen zu helfen als niemandem.

Wenn es auch nur einer Person durch Beratung besser geht, dann war es das auf jeden Fall wert.

Selbstverständlich benötigt man auch eine Perspektive, die über das Individuelle hinausgeht. Doch leider kann ich diese aktuell nicht sehen. Die Frage hierbei ist doch, wie könnte man es besser machen. Ich bin da gerade etwas ratlos und desillusioniert. Dabei hätte ich es doch auch so gerne anders.

Wanderratte

Zitat von: counselor am 09:51:35 Sa. 26.Oktober 2024Hier im Forum gibt es zahlreiche Beiträge zum Thema 'Rojava'. Falls Du Englisch kannst, dann empfehle ich Dir folgendes Buch, weil es dem Thema 'Rojava' ein Kapitel widmet und auch sonst lesenswert ist:
"What Do We Need Bosses For? Toward Economic Democracy" von Pete Dollack
https://www.amazon.com/What-Bosses-Toward-Economic-Democracy/dp/1570274150
Dankeschön, ich werde zuallererst im Forum recherchieren.

Vielen Dank für den Buchtipp! Doch mangels Geld kaufe ich nur noch sehr selten Bücher. Ich werde aber schauen, ob das Buch in der Uni Bibliothek vorhanden ist. Vielleicht ist es ja da, denn interessant ist es auf jeden Fall.

Kuddel

Ich fange hier mal mit einem Bibelspruch an:
"Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan"
Das sehe ich auch als nicht-religiöser Mensch ähnlich. Es geht um Menschlichkeit und es geht um das Menschenbild, das man hat. Sowohl die Neoliberalen als auch die Faschos treten nach unten. Es gibt die Struktuelle Gewalt wie Armut, Obdachlosigkeit oder Knast, die dieses Wirtschaftssystem hervorbringt und die Faschos greifen zur offenen Gewalt und schlagen diejengen zusammen, die unten angekommen sind oder schlagen sie tot.

ZitatSich nicht um die Erwerbslosen zu kümmern, macht die Situation jedoch nicht besser.

Da sind wir uns einig. Es ist eine Frage der Menschlichkeit. Eine linke Politik, der Menschlichkeit fremd ist, taugt nix.

ZitatUnd wie soll man sich als Betroffener mit anderen gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen...

Einige sind dazu gezwungen. Ich kenne Fälle von Migranten, die ihre Arbeit verloren haben, bei denen der ehemalige Arbeitgeber keine Unterlagen schickt, vom Jobcenter keine Bewiligung kommt, der Vermieter mit Kündigung droht und das Ausländeramt eine Abschiebung ankündigt.

Neben dem verkackten Jobcenter haben sie sich mit Ausbeutern, Vermietern und rassistischen Behörden herumzuschlagen. Allein kommen sie da kaum durch. Teilweise kriegen sie Hilfe von Antirassistischen Initiativen, Mieterinitiativen und von Leuten aus ihrer Community, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das ist für mich ein Beispiel, daß Elo-Inis zu einem Erfahrungsaustausch und zur Zusammenarbeit mit anders ausgerichteten Initiativen zusammenrücken sollten.

Eine gute Erwerbslosenarbeit muß sich mit gesellschaftlichen Zusammenhängen befassen.

Die Oldenburger Erwerbslosenini ALSO versucht sowas. Sie brachte Erwerbslose und Bauern zusammen, um über ihre jeweilgen Probleme zu diskutieren. Die Bauern sagten, die Preise, die sie für ihre Produkte bekämen, reichten nicht aus, um vernünftig davon zu leben. Die Erwerbslosen sagten, wenn die Lebensmittel noch teurer würden, könnten sie sich noch weniger leisten.

Man kam auf die Idee, daß Bauern sich nicht nur für höhere Abnahmepreise einsetzen sollten, sondern gleichzeitig für höhere Sozialleistungen und Renten, damit sich die Menschen auch gute Lebensmittel leisten können. Da fanden es auch Erwerbslose gut, Proteste der Bauern zu unterstützen.

Bauern.jpg
Gemeinsame Hafenblockade von Bauern und Erwerbslosen. (Aufschrift auf dem Transparent mit der schwarzen Katze: "Menschen und Tiere achten - Banken und Konzerne schlachten")

Es ging auch mal eine Montagsdemo (hauptsächlich Erwerbslose) geschlossen nach der Kundgebung zum Cinemax-Kino, wo die Belegschaft streikte. Die Streikposten waren ganz verwirrt. Solidarität von außen kannten sie nicht.

Ich habe ein Problem damit, wenn Aktivisten nichts von der Welt jenseits ihres Spezialgebiets hören wollen.
ZitatWenn es jemand als seinen Lebensinhalt sieht, dann ist es doch gut so
Das ist dann deren Ding, sowas wie ein Hobby. Ich sehe keinen Sinn darin.
 
Wenn ein Weg so gefärlich dicht am Wasser verläuft, daß ständig Menschen hineinfallen, dann sollte man dafür sorgen, daß Menschen nicht mehr so leicht in Wasser fallen. Man könnte ein Geländer bauen. Wenn man aber nur die Menschen aus dem Wasser ziehen will und sich nicht um eine Abhilfe kümmert, halte ich es für sinnlos.

Ich habe mich vor einigen Jahren mit einem Berliner Elo-Aktivisten hier im Forum extrem gefetzt. Er hatte gute Kenntnisse und langjährige Erfahrung in der Erwerbslosenarbeit. Er weigerte sich, Erwerbslosenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Kämpfen zusammenzubringen. Er war der Meinung, daß Arbeitskämpfe von Gewerkschaftslinken aktiv unterstützt werden sollten und die Situation der Erwerbslosen hätte damit nichts zu tun.

Ein kurzer Gedankensprung: Ich war früher oft in England. Hatte mich für die Musikkultur und die politischen Kämpfe sehr interessiert. Die redeten da immer von "Arbeiterklasse", was ich anders verstanden habe. Ich dachte, das sind nur diejenigen, die feste Jobs in der Industrie haben. Sie verstanden mich nicht, warum ich Erwerbslose, "Jobber" (also bewußt nur kurz Arbeitende) und Hausfrauen (unbezahlte Care Arbeiterinnen) nicht mitzählte. "Wir gehören doch alle zusammen. Wir sind die Arbeiterklasse." Das war neu für mich. Ich hatte dieses Bild im Kopf, das der DGB genauso wie die DKP auf ihren Flugblättern verbreitet haben: Kernige Typen im Blaumann mit gelben Helm auf dem Kopf.

Solche Bilder geistern noch immer durch viele Köpfe.Den Klassenbegriff neu zu definieren halte ich für extrem wichtig. Prekäre Arbeit weitet sich aus, es befinden sich viele Menschen im Wechsel zwischen Kackjobs und Erwerbslosigkeit. Große Streikbewegungen waren hauptsächlich weiblich, im Bereich der Krankenhäuser, der Kitas und auch im Einzelhandel. Es gab Wilde Streiks von migrantischen Malochern, Trucker, Bauarbeiter, Landarbeiter und Fahrradkuriere.

Alles Übergreifende ist spannend und wichtig.
Autoarbeiter (Stammbelegschaft) haben für Leiharbeiter gekämpft, auch weil diese eine zu schwache Position zum Kämpfen haben. Das Gleiche ließe sich auch für die Erwerbslosen organisieren. Arbeiter verstehen sehr wohl, daß damals die Agenda 2010 und Hartz IV massive Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben und das jetzt mit "Bürgergeld" forgesetzt wird.

Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, daß die DGB Gewerkschaften Hartz IV mitgetragen haben und heute das Bürgergeld mittragen. Sie tragen auch aktiv das System Leiharbeit mit.

All das muß überall und offensiv diskutiert werden, unter Beschäftigten und unter Erwerbslosen und am besten auch gemeinsam.

Mit der Kampagne "Wir fahren zusammen" wurde ein ungewöhnliches und schwieriges Bündnis zwischen gewerkschaftlichen Arbeitskämpfen und Klimaaktivisten möglich. Es werden auch ungewöhnliche Bündnisse von/mit Erwerbslosen möglich, wenn man erst einmal wagt, in diese Richtung zu denken.

counselor

Ich habe gerade die Petition 'Keine weiteren Verschärfungen beim Bürgergeld!' auf WeAct unterschrieben und würde mich sehr freuen, wenn ihr auch mitmacht.

Je mehr Menschen die Petition unterstützen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Erfolg hat. Hier könnt ihr mehr erfahren und unterzeichnen:

https://weact.campact.de/petitions/keine-weiteren-verscharfungen-beim-burgergeld?share=7e878600-59cd-4629-a9bd-8d8d46d878e2&source=copy_email&utm_medium=recommendation&utm_source=copy_email

Vielen Dank!
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

MKnecht

Wisst ihr was geil ist? Jetzt wollen die uns als Bürgergeldempfänger noch eben reinwürgen das wir Schuld wären das die Krankenkassen Beiträge steigen.

Gehts noch? Widerliche Medien!

Das ist eine Frechheit.

counselor

ZitatABWÄLZUNG DER KRISENLASTEN - Statt Bürgergeld-Kürzungen: gemeinsamer Kampf von Arbeitern und Arbeitslosen!

Angesichts verschlechternder Wirtschaftsprognosen und sinkender Steuereinnahmen fordert Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) Kürzungen beim Bürgergeld. Für ihn besteht wachsender ,,Handlungsdruck bei ... der mangelnden Treffsicherheit unseres Sozialstaats".¹

Quelle: https://www.rf-news.de/2024/kw44/statt-buergergeld-kuerzungen-gemeinsamer-kampf-von-arbeitern-und-arbeitslosen
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Frauenpower

Bei VW protestieren Zehntausende IG Metaller und die Sanktionsfrei Gründerin hat eine Petition in Umlauf gebracht gegen die Verschärfungen beim Bürgergeld
https://weact.campact.de/petitions/keine-weiteren-verscharfungen-beim-burgergeld

Wanderratte

@Kuddel, vielen Dank für Deinen sehr interessanten und informativen Text!

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Ich fange hier mal mit einem Bibelspruch an:
"Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan"
Das sehe ich auch als nicht-religiöser Mensch ähnlich. Es geht um Menschlichkeit und es geht um das Menschenbild, das man hat.
Der Bibelspruch ist richtig gut. Ich glaube zwar schon irgendwie an Gott, aber die Kirche interessiert mich nicht. Die haben schon zu viele Fehler gemacht.

Ja, ohne Menschlichkeit geht überhaupt nichts. Ich finde, wenn man die Menschlichkeit ausklammert, dann kann man es gleich sein lassen. Dann muss man gar nicht erst anfangen, sich irgendwo für irgendwas zu engagieren.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024
ZitatSich nicht um die Erwerbslosen zu kümmern, macht die Situation jedoch nicht besser.

Da sind wir uns einig. Es ist eine Frage der Menschlichkeit. Eine linke Politik, der Menschlichkeit fremd ist, taugt nix.
Ja, eine linke Politik ohne Menschlichkeit ist schon ein Widerspruch an sich. Ich frage mich, ob so etwas überhaupt funktionieren kann.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024
ZitatUnd wie soll man sich als Betroffener mit anderen gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen...

Einige sind dazu gezwungen. Ich kenne Fälle von Migranten, die ihre Arbeit verloren haben, bei denen der ehemalige Arbeitgeber keine Unterlagen schickt, vom Jobcenter keine Bewiligung kommt, der Vermieter mit Kündigung droht und das Ausländeramt eine Abschiebung ankündigt.

Neben dem verkackten Jobcenter haben sie sich mit Ausbeutern, Vermietern und rassistischen Behörden herumzuschlagen. Allein kommen sie da kaum durch. Teilweise kriegen sie Hilfe von Antirassistischen Initiativen, Mieterinitiativen und von Leuten aus ihrer Community, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das ist für mich ein Beispiel, daß Elo-Inis zu einem Erfahrungsaustausch und zur Zusammenarbeit mit anders ausgerichteten Initiativen zusammenrücken sollten.
Das ist echt krass. Es ist so traurig. In so einer Situation war ich glücklicherweise bisher noch nicht. Aber ich verstehe jetzt, was Du meinst.

Erfahrungsaustausch und eine Zusammenarbeit mit anderen Initiativen halte ich auch für notwendig. Dass man zumindest weiß, wo sich die Betroffenen bei weiteren Problemen hinwenden können.

In so einer Situation hat man leider keine andere Wahl. Man muss sich dann zwangsläufig auch noch um weitere Probleme kümmern. Es ist sehr gut, dass dann Menschen bereit sind, zu helfen. Allein schafft man das kaum.

Mein Kommentar bezog sich jedoch auf Probleme, von denen ich selbst zumindest nicht direkt betroffen bin. Es ist halt schon ein Unterschied, ob man muss oder ob man sich freiwillig damit beschäftigt, weil man offen und interessiert ist. Das meinte ich mit meinem Kommentar.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Eine gute Erwerbslosenarbeit muß sich mit gesellschaftlichen Zusammenhängen befassen.
Das wäre zumindest der Idealzustand. Doch was macht man, wenn sich zu wenig Menschen engagieren. Und man es somit nicht schafft, sich um gesellschaftliche Zusammenhänge zu kümmern. Da hat man dann keine andere Wahl. Man muss dann wohl Prioritäten setzen.

Ich finde die Stadtteilgewerkschaft "Solidarisch in Gröpelingen" irgendwie faszninierend. Dass die das hinbekommen, dass so viele Menschen bei Aktionen und Protesten mitmachen.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Die Oldenburger Erwerbslosenini ALSO versucht sowas. Sie brachte Erwerbslose und Bauern zusammen, um über ihre jeweilgen Probleme zu diskutieren. Die Bauern sagten, die Preise, die sie für ihre Produkte bekämen, reichten nicht aus, um vernünftig davon zu leben. Die Erwerbslosen sagten, wenn die Lebensmittel noch teurer würden, könnten sie sich noch weniger leisten.

Man kam auf die Idee, daß Bauern sich nicht nur für höhere Abnahmepreise einsetzen sollten, sondern gleichzeitig für höhere Sozialleistungen und Renten, damit sich die Menschen auch gute Lebensmittel leisten können. Da fanden es auch Erwerbslose gut, Proteste der Bauern zu unterstützen.
Das ist richtig cool. Es ist eine super Sache, wenn sich Erwerbslose und Bauern untereinander austauschen. Damit man sehen kann, wo die Probleme des anderen liegen.

Ich denke, es ist immer problematisch, wenn man nur eine Sichtweise auf die Dinge hat.

Das ist ja auch mit den Bio-Lebensmitteln so. An sich eine super Sache, aber für Menschen mit wenig Geld kaum zu finanzieren. Da merkt man dann auch, dass nicht über den eigenen Tellerrand geschaut wird. Immerhin geht es dabei um Umweltschutz und Gesundheit. Das sollte für jeden möglich sein.

Alle gesellschaftlichen Probleme hängen wohl irgendwie miteinander zusammen.

Was mich allerdings bezüglich der Oldenburger Erwerbslosenini ALSO stört, ist die Tatsache, dass sie staatlich gefördert ist. Da frage ich mich schon, inwieweit sie dort noch unabhängig beraten können. Ich möchte nichts unterstellen, stelle mir aber die Frage, ob sie unter diesen Voraussetzungen noch bereit und in der Lage sind, vehement gegen die Erwerbslosenindustrie inklusive Ein-Euro-Jobs anzukämpfen:

ZitatFörderung der ALSO-Beratung

Oldenburg, der 17. November 2015:

Seit heute wissen wir, dass die ALSO-Beratung seit Jahren erstmals wieder mit Mitteln des Landes Niedersachsen unterstützt wird. Rund zwei Jahre hatte es seit der letzten Landtagswahl gedauert, bis eine Niedersächsische Förderrichtlinie zur Unterstützung unabhängiger Erwerbslosenberatung geschrieben, veröffentlicht (im Nds. Ministerialblatt vom 31. 7. 2015, S. 961ff.) und umgesetzt werden konnte.
Die Förderrichtlinie sieht die jährliche Unterstützung von i.d.R. einer Beratungsstelle je Jobcenter-Bereich für Personal- und Sachkosten mit bis zu 13.500 €/Jahr vor.

Wir wollen an dieser Stelle – fairerweise - nicht verheimlichen, dass aufgrund der Entscheidung der politischen Mehrheit im Rat der Stadt Oldenburg die ALSO-Beratung jährlich mit rund 60.000 € gefördert wird.

Dass wir aus diesen Geldern unser Beratungsangebot nicht einfach so (= komplett) aus bezahlter Arbeit sicher stellen können, ist leider immer noch wahr. Eine große Zahl von Beratungen finden bei der ALSO daher weiterhin aufgrund ehrenamtlich-unbezahlten Engagements statt.
Quelle: https://www.also-zentrum.de/beratung.html .

Ich denke, es ist kaum möglich, als staatlich unterstützte Elo-Initiative zu 100% hinter den Erwerbslosen zu stehen. Selbst wenn man es möchte! Sie nennen sich "unabhängig", doch Unabhängigkeit sieht für mich anders aus. Mit Geld vom Staat gegen eine staatliche Institution (Jobcenter) zu kämpfen, finde ich schwierig. Hätte ich Probleme mit dem Jobcenter oder der Maßnahmen-Industrie, käme für mich nur eine staatlich unabhängige Elo-Initiative in Frage. Dennoch ist das lediglich mein persönlicher Eindruck, nachdem ich ihre Webseite besucht habe. Unterstellen möchte ich ihnen nichts.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Es ging auch mal eine Montagsdemo (hauptsächlich Erwerbslose) geschlossen nach der Kundgebung zum Cinemax-Kino, wo die Belegschaft streikte. Die Streikposten waren ganz verwirrt. Solidarität von außen kannten sie nicht.
Eine richtig tolle Aktion! Es ist nunmal von großer Bedeutung, sich gegenseitig zu unterstützen. Somit stärkt man auch die Solidarität untereinander. Sollte man öfter machen! Schließlich können die Streikenden Solidarität sehr gut gebrauchen. Genauso wie die Erwerbslosen!

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Ich habe ein Problem damit, wenn Aktivisten nichts von der Welt jenseits ihres Spezialgebiets hören wollen.
Sehe ich auch so. Ich denke aber, das sind eher die Ausnahmen. Hoffe ich zumindest!

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024
ZitatWenn es jemand als seinen Lebensinhalt sieht, dann ist es doch gut so
Das ist dann deren Ding, sowas wie ein Hobby. Ich sehe keinen Sinn darin.
Naja, sinnlos finde ich es nicht. Es ist doch immer noch viel besser als nichts zu tun.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Wenn ein Weg so gefärlich dicht am Wasser verläuft, daß ständig Menschen hineinfallen, dann sollte man dafür sorgen, daß Menschen nicht mehr so leicht in Wasser fallen. Man könnte ein Geländer bauen. Wenn man aber nur die Menschen aus dem Wasser ziehen will und sich nicht um eine Abhilfe kümmert, halte ich es für sinnlos.
Die Menschen aus dem Wasser zu ziehen ist zwar nicht sinnlos, da notwendig, um das Leben der hineingefallenen Menschen zu retten. Aber an der gefährlichen Situation an sich ändert sich nichts. Das sehe ich auch so. Es fallen immer wieder Menschen ins Wasser.

Es ist zwar erstmal viel aufwendiger, ein Geländer zu bauen. Dafür fällt dann aber auch keiner mehr ins Wasser, wenn das Geländer erstmal steht.

Auf die Erwerbslosen bezogen: Kurzfristig hilft es, dem Einzelnen zu helfen. Aber, man muss meist immer wieder neuen Erwerbslosen helfen, weil sich die Situation an sich nicht ändert. Das langfristige Handeln dauert jedoch meist viel länger, bis man Erfolge sehen kann. Die Frage ist, was macht man in der Zwischenzeit. Man darf die Menschen ja nicht sich selbst überlassen. Mit all den Problemen, die auf sie zukommen.

Das heißt, man muss parallel handeln. Und dafür benötigt man genügend Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren und somit helfen können.

Zurück zu Deinem Beispiel mit dem "Wasser": Was ist, wenn zu wenig Menschen bereit sind, zu helfen? Man hat zwar genügend Helfer, um die hineingefallenen Menschen aus dem Wasser zu ziehen. Doch wenn alle damit beschäftigt sind, ist niemand mehr da, der das notwendige Geländer bauen könnte.

Man darf die Menschen im Wasser nicht sich selbst überlassen und obendrein der Gefahr aussetzen, dass sie ertrinken könnten, weil sämtliche Helfer damit beschäftigt sind, das Geländer zu bauen. Die akute Gefahr muss auf jeden Fall Vorrang haben.

So sehe ich es auch bezüglich der Erwerbslosen. Wenn sich nicht genügend Menschen engagieren, muss man zuallererst dem einzelnen Erwerbslosen helfen. Erst danach kann man schauen, was man sonst noch machen könnte. Die akute Gefahr muss immer Vorrang haben. Egal ob Wasser oder Jobcenter!

Dennoch finde ich Dein Beispiel sehr gut. Ich habe verstanden, was Du meinst. Es geht dabei nämlich um langfristige Problemlösungen, die über das Individuelle hinausgehen. Es ist halt alles eine Frage der vorhandenen Kapazitäten.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Ich habe mich vor einigen Jahren mit einem Berliner Elo-Aktivisten hier im Forum extrem gefetzt. Er hatte gute Kenntnisse und langjährige Erfahrung in der Erwerbslosenarbeit. Er weigerte sich, Erwerbslosenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Kämpfen zusammenzubringen. Er war der Meinung, daß Arbeitskämpfe von Gewerkschaftslinken aktiv unterstützt werden sollten und die Situation der Erwerbslosen hätte damit nichts zu tun.
Ich bin auch der Meinung, dass beide gesellschaftlichen Kämpfe zusammengehören. Denn das eine bedingt das andere. Von den DGB Gewerkschaften kommt ja generell nicht viel. Auf die kann man sich ja nichtmal als Arbeitnehmer verlassen.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Ein kurzer Gedankensprung: Ich war früher oft in England. Hatte mich für die Musikkultur und die politischen Kämpfe sehr interessiert. Die redeten da immer von "Arbeiterklasse", was ich anders verstanden habe. Ich dachte, das sind nur diejenigen, die feste Jobs in der Industrie haben. Sie verstanden mich nicht, warum ich Erwerbslose, "Jobber" (also bewußt nur kurz Arbeitende) und Hausfrauen (unbezahlte Care Arbeiterinnen) nicht mitzählte. "Wir gehören doch alle zusammen. Wir sind die Arbeiterklasse." Das war neu für mich. Ich hatte dieses Bild im Kopf, das der DGB genauso wie die DKP auf ihren Flugblättern verbreitet haben: Kernige Typen im Blaumann mit gelben Helm auf dem Kopf.
Das ist sehr interessant. So habe ich das auch noch nicht gesehen. Dann gehöre ich wohl als Akademiker auch zur Arbeiterklasse, da ohne Job. Ein interessanter Gedanke!

Ich stelle mir unter der Arbeiterklasse auch immer nur diejenigen vor, die halt einen Arbeiterjob machen. Und selbst bei meinen Studentenjobs, die Arbeiterjobs waren, habe ich mich nicht als Arbeiter gesehen.

Die Frage ist jedoch, ob dann "Arbeiterklasse" überhaupt noch der richtige Begriff ist. Man müsste vielleicht nach einem ganz anderen Wort suchen. Denn ich finde, dass der Begriff "Arbeiterklasse" in diesem Zusammenhang schon ein wenig irreführend ist.

Das erinnert mich irgendwie an die SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend), die in den 80er Jahren sehr aktiv war. Ich ging damals noch zur Schule, hatte aber sehr viel Kontakt zu den Leuten. Einige versuchten, mich zu überreden, auch Mitglied zu werden. Ich verstand es damals nicht so richtig. Da mir doch klar war, dass ich irgendwann Abitur mache und studieren werde. Die Aktivisten der SDAJ hatten/haben wohl dasselbe oder ein ähnliches Verständnis von "Arbeiterklasse", wie die Menschen in England:

ZitatWarum ,,Arbeiterjugend"? Weil wir meinen, dass diejenigen, die arbeiten in der Gesellschaft das Sagen haben sollten und nicht diejenigen, die von der Ausbeutung anderer Leben. Zur Arbeiterjugend zählen wir jedoch nicht nur diejenigen, die schon heute arbeiten, sondern auch diejenigen, die in Zukunft arbeiten werden. Also auch Schülerinnen und Schüler, Auszubildende oder Studierende.
Quelle: https://www.sdaj.org/uber-uns/ .

Dass ich dennoch kein Mitglied wurde, hatte aber andere Gründe. Schon damals mochte ich es nicht, mich festlegen zu müssen. Deswegen kommt für mich auch eine Parteimitgliedschaft nicht in Frage. Teilweise bereue ich es mittlerweile, dass ich nicht Mitglied werden wollte, denn die haben schon richtig tolle Sachen gemacht.

Ja, England war cool. Dann kennst Du bestimmt auch meine frühere Lieblingsband "The Jam".

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024Alles Übergreifende ist spannend und wichtig.
Autoarbeiter (Stammbelegschaft) haben für Leiharbeiter gekämpft, auch weil diese eine zu schwache Position zum Kämpfen haben. Das Gleiche ließe sich auch für die Erwerbslosen organisieren. Arbeiter verstehen sehr wohl, daß damals die Agenda 2010 und Hartz IV massive Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben und das jetzt mit "Bürgergeld" forgesetzt wird.

Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, daß die DGB Gewerkschaften Hartz IV mitgetragen haben und heute das Bürgergeld mittragen. Sie tragen auch aktiv das System Leiharbeit mit.
Da kann man sich schon fragen, wozu diese DGB Gewerkschaften überhaupt noch zu gebrauchen sind. Die scheinen ja grundsätzliches nicht verstanden zu haben.

Demnach wäre es aber auch nicht so sinnvoll, eine Gewerkschaft nur für Erwerbslose zu gründen. Weil dann ja doch wieder der Kontakt zu den anderen Gruppierungen fehlt.

Ich finde es auch richtig gut, etwas gemeinsam mit anderen Gruppierungen zu machen. Dass die Autoarbeiter für die Leiharbeiter gekämpft haben, finde ich klasse.

Zitat von: Kuddel am 11:56:47 So. 27.Oktober 2024All das muß überall und offensiv diskutiert werden, unter Beschäftigten und unter Erwerbslosen und am besten auch gemeinsam.

Mit der Kampagne "Wir fahren zusammen" wurde ein ungewöhnliches und schwieriges Bündnis zwischen gewerkschaftlichen Arbeitskämpfen und Klimaaktivisten möglich. Es werden auch ungewöhnliche Bündnisse von/mit Erwerbslosen möglich, wenn man erst einmal wagt, in diese Richtung zu denken.
Der Vorteil eines Bündnisses ist ja auch, dass man auf diese Weise viel mehr Menschen erreichen kann. Und man hat somit die Möglichkeit, die Situation für mehrere Gruppierungen gleichzeitig zu verbessern.

Zudem kann es auch einfacher sein, da man nicht die einzige Gruppierung ist, die für bessere Bedingungen kämpft.

Ich finde das Bündnis mit den Bauern sehr gut. Perfekt wäre zudem ein Bündnis mit Menschen, die von Zeitarbeit oder dem Niedriglohnsektor insgesamt betroffen sind. Von gemeinsamen Aktionen von Erwerbslosen und Zeitarbeitern habe ich hier im Forum schon gelesen. Aber auch Menschen in allen anderen prekären Beschäftigungsverhältnissen kämen für ein Bündnis in Frage.

Das alles ist sehr sinnvoll. Bessere Löhne für alle und die Jobcenter-Mitarbeiter verlieren die Möglichkeit, Erwerbslose in prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu drängen. Womit zumindest ein bedeutsames Ziel für die Erwerbslosen erreicht wäre. Und das Jobcenter hätte somit eine seiner Daseinsberechtigungen verloren.

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