Einschränkungen bei der Schmerztherapie - Leiden für die Krankenkassen?

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 22:58:51 Di. 15.Februar 2005

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Wilddieb Stuelpner

ARD/SR, Sendung "Plusminus": Einschränkungen bei der Schmerztherapie

Leiden für die Krankenkassen?


Autor: Ingo Blank
SR | 15.02.2005 | 21.55 Uhr

Bei der Schmerztherapie ist Deutschland in der Forschung Weltspitze - in der Anwendung dagegen ein Entwicklungsland. Gerade erst ist eine Infrastruktur entstanden, die den Patienten eine bessere Versorgung ermöglicht. Doch mit den zum 1. April 2005 geplanten Änderungen bei der Leistungsbewertung droht jetzt ein schwerer Rückschlag.

Odyssee des Leidens

Bei einem unverschuldeten Motorradunfall wurden Werner M. schon vor Jahren drei Rückenwirbel zertrümmert. Zunächst ging die Heilung gut voran. Doch dann begann ein jahrelanges Martyrium. Werner M., von Beruf Bausachverständiger, erinnert sich: "Ich hatte also unvorstellbare Schmerzen. Ich hab ja immer noch meinen Job gemacht. Und teilweise im Auto gesessen. Ich bin also tagtäglich unterwegs. Im Auto gesessen, geschrien, geweint, alles Mögliche."

Es folgte eine Odyssee von Arzt zu Arzt. Man verschrieb ihm Akupunkturen, Magnetfeldtherapien, Kuren, Medikamente, immer mehr Medikamente. Am Ende bekam er sie aber nicht mehr auf Rezept, musste selbst zahlen. Jeden Monat gab Werner M. allein für Schmerzmittel 800 Euro aus: "Und irgendwann hat man immer mal wieder den Punkt, wo man kurz davor ist, vielleicht zu sagen: So, jetzt ist Ende. Der nächste Baum, irgendein Strick, irgendwas in der Richtung, oder man erschießt sich oder irgend so etwas. Man ist total verzweifelt, total am Ende."

Nur zufällig las Werner M. einen Artikel über das Schmerzzentrum in Wiesbaden. Dort gelang es, seinen Tablettenbedarf auf ein Minimum zu reduzieren. Zusätzlich versorgt ihn eine Pumpe im Bauch ständig mit einer geringen Dosis Morphium. Damit hat sich sein Leben vollkommen verändert. M. kann wieder arbeiten und hat manchmal sogar Tage ohne Schmerzen.

Was ist ein Schmerzpatient?

Die meisten Patienten haben ähnliche Leidensgeschichten hinter sich, bevor sie nach Wiesbaden kommen, weiß Dr. Thomas Nolte vom Schmerzzentrum der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie: "Der typische Schmerzpatient hat mindestens zehn Ärzte gesehen, er ist zehn Jahre auf der Suche nach einer Lösung seines Schmerzproblems. Er hat häufig zahllose Medikamente, teilweise auch in Eigenregie, durcheinander eingenommen. Er hat in vielen Fällen dann auch Medikamenten-Abhängigkeitsprobleme, sodass er in der Situation, in der er sich dann hier bei uns befindet, hoffnungslos verzweifelt ist und häufig eben auch extrem depressiv bis suizidal. Und das ist eine Situation, die an sich eine Anklage an unser Gesundheitswesen ist."
Schmerzpatienten sind schwer zu behandeln. Der zeitliche Aufwand für Diagnose und Behandlung ist in den ersten Monaten extrem hoch. Außerdem brauchen sie nach ihrem langen Leidensweg unbedingt psychologische Unterstützung.

Die gesetzlichen Krankenkassen sparen!

Dieser Aufwand wurde bisher auf der Grundlage von besonderen Vereinbarungen mit den Kassen abgerechnet. Doch ab 1. April 2005 soll der so genannte "Einheitliche Bewertungsmaßstab 2000 plus" gelten, kurz EBM 2000 plus. Er hat zur Folge, befürchten die Schmerz-Spezialisten, dass die Honorare für diese Behandlungen um bis zu 50 Prozent gekürzt werden. Hoch spezialisierte Schmerzzentren wären dann kaum noch finanzierbar, stellt Dr. Thomas Nolte vom Schmerzzentrum Wiesbaden fest: "Ich denke, dass das für uns das wirtschaftliche Aus bedeutet, wenn wir nach denselben Kriterien weiter arbeiten wie bisher."

Die hessischen Spezialisten haben in einer gemeinsamen Resolution bereits angekündigt, dass sie unter diesen Umständen ab April keine qualifizierte Schmerztherapie mehr anbieten können. Die Kollegen aus den anderen Ländern wollen folgen. Dr. Thomas Nolte: "Wenn ein großer Teil der Regelversorgung für Krankenkassenpatienten ab 1.4. wegfällt, dann bricht damit die schmerztherapeutische Versorgung im ambulanten Bereich für diese Patienten zusammen."

Auf der Strecke bleiben die Patienten

Schlechte Zeiten für Patienten wie Jutta W. Lange Zeit konnte sich niemand ihre schrecklichen Schmerzen erklären, und beinahe wäre sie einfach als eingebildete Kranke abgestempelt worden. Erst am Schmerzzentrum nahmen sich Ärzte verschiedener Fachrichtungen ausreichend Zeit und entdeckten eine Krebserkrankung. Heute kann Jutta W. wieder laufen. Ihre Schmerzen konnten auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Ob das nach dem 1. April noch geht, weiß sie nicht: "Ich fühle mich von den Kassen alleine gelassen und ich muss sagen, wir sind die Klientel, die hier keine Lobby mehr hat. Für uns setzt sich überhaupt niemand ein, und wir sind die Patienten, die es bald nicht mehr können, wenn dann unsere Angehörigen nichts mehr für uns tun können. Was bleibt uns denn dann?"

Schon heute werden nur 20 Prozent aller Schmerzpatienten fachlich richtig betreut. Der große Rest wird unzureichend oder sogar falsch behandelt, was das Leiden oft verschlimmert und die Kosten nach oben treibt.

Schmerzpatienten bleiben mit ihrem Leid allein

Darauf wollen die Patienten der Deutschen Schmerzliga mit einer Unterschriftenaktion aufmerksam machen. Sie fürchten, dass die wenigen spezialisierten Ärzte in ihre alten, von den Kassen besser bezahlten Fachgebiete zurückkehren. Verzweiflung macht sich breit.

Martha D., Schmerzpatientin: "Ich weiß nicht mehr, wie das weitergeht. Denn in den Anfangszeiten, die ich hinter mir hab, hab ich nur geweint, bin von Arzt zu Arzt gerannt. (...) " Ortrud B., Schmerzpatientin: "Dann wird's mir so gehen, dass ich voraussichtlich irgendwann, schätzungsweise nach spätestens zwei, drei Wochen nur noch im Bett liege, mich nicht mehr bewegen kann vor Schmerzen."

Die Krankenkassen weisen das alles zurück. Die Kritik der Therapeuten und Patienten sei weder "aus medizinischer noch aus wirtschaftlicher Sicht" gerechtfertigt, erklärte die AOK-Bundesverband gegenüber [plusminus. Immerhin hat das Bundesgesundheitsministerium inzwischen den zuständigen Ausschuss aufgefordert, eine "ausführliche Stellungnahme" zu dem Thema abzugeben.

Milchmädchenrechnung

Sollten die neuen Regeln trotzdem zum April 2005 in Kraft treten, dürfte der Spareffekt übrigens gegen null gehen. Ein einziger Tag im Krankenhaus kann erheblich mehr kosten als eine Schmerztherapie im ganzen Quartal - von der Lebensqualität der Betroffenen einmal ganz abgesehen.

Zoe

Die seit 1994 bestehen de "Schmerztherapievereinbarung" zur Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten (in Deutsch land etwa 8-10 Millionen Menschen) wurde zum 31. März 2005 von den Kranken kassen gekündigt, und zum 1.4. tritt ein neues Abrechnungssystem für Kassenärzte in Kraft, der so genannten "EBM 2000plus".
Während in den Kliniken bereits das jahrzehntelang übliche Abrechnungssystem nach Behandlungstagen ("Tagessätze") im letzten Jahr auf das neue Abrechnungssystem der Fallpauschalen (DRGs) umgestellt wurde, wird jetzt in der ambulanten Medizin nachgezogen. Der Effekt wird in beiden Bereichen der gleiche sein: Konzentration der medizinischen Tätigkeit auf "lukrative" Krankheitsbilder, gravierende Verschlechterung der Versorgung von mehrfach chronisch kranken Patienten, Rationalisierung, Personalabbau, Leistungsverdichtung.

Bisher der Öffentlichkeit weitgehend verschwiegen, kündigen sich neue gravierende Verschärfungen im Gesundheitswesen an!

Das ganze geht Hand in Hand mit der Privatisierung des Gesundheitswesens durch Konzerne. So arbeiten verschiedene Klinikkonzerne fieberhaft daran, mit der Gründung von "Medizinischen Versorgungszentren", die seit diesem Jahr in ganz Deutschland möglich sind, parallel zu ihren Klinikketten auch ambulante Ärzteketten aufzubauen.

Was sind die wesentlichen Veränderungen im neuen Gebührensystem "EBM 2000plus":

bisher rechnete der Arzt die einzelnen Leistungen ab, es gab Ziffern für EKG, Beratung, Ganzkörperuntersuchung usw. Diese Ziffern wurden alle in die Quartalsabrechnung des Patienten geschrieben und bis zu einer Obergrenze ("Honorarbudget") vergütet. Wenn der Arzt diese Grenze überschritten hatte, wurden alle weiteren Leistungen "abrasiert".
Jetzt werden Pauschalziffern in den Vordergrund gestellt, die sich auf Krankheitsgruppen beziehen und die Abrechnung der Einzelleistungen verbieten. Wird ein Patient z.B. der Gruppe "Herz-Lungen-Kranker" zugeteilt, so sind in der Pauschal-Ziffer die Leistungen für EKG, Lungenfunktion, Beratung usw. schon enthalten - unabhängig davon, ob diese Leistungen tatsächlich durchgeführt werden! Und die Zuteilung zu einer Fallpauschalen-Ziffer schließt die Zuteilung zu anderen Gruppen aus. Was ist mit dem Patienten, der mehrere chronische Krankheiten hat, z.B. auch noch Diabetes und Rheuma?
Gleichzeitig werden die ärztlichen Leistungen wieder limitiert durch "Regelzeit-Volumen" und sehr eng gezogene Höchstgrenzen pro Patient.
Man kann also diesem Abrechnungssystem getrost unterstellen, dass es zu einer Verschlechterung der ambulanten ärztlichen Versorgung gerade von mehrfach chronisch Kranken führen wird, zu einer Leistungsverknappung und Patientenauslese.

Ein krasses Beispiel ist die Schmerztherapie: Besonders qualifizierte Ärzte, die zur "Schmerztherapie-Vereinbarung" zugelassen waren, erhielten für den erheblich höheren Aufwand der Versorgung dieser Patienten eine zusätzliche Pauschale von 81 Euro bei der Erstaufnahme und von 61 Euro im Quartal außerhalb des Praxis-Budgets. Schmerztherapie war ohne zeitliche Begrenzung möglich. Diese Ärzte waren zur regelmäßigen Teilnahme an Schmerzkonferenzen und Fortbildungen verpflichtet und zur interdisziplinären Arbeit.

Dies wurde über viele Jahre und in zahlreichen Öffentlichkeitsaktionen von den Betroffenen-Verbänden erkämpft und holte die Schmerzkranken Mitte der 90er Jahre aus einer krassen Unterversorgung und einem Schattendasein heraus.

Mit der jetzigen Kündigung der Schmerztherapievereinbarung verbunden ist die Übernahme der Schmerztherapie in eben den "EBM 2000plus".

Dieser legt fest:

Schmerztherapie ist nur noch für längstens zwei Jahre möglich,
Schmerzpatienten müssen nach sechs Monaten Schmerztherapie zum Psychiater oder Psychotherapeuten geschickt werden,
die Vergütung für die Schmerztherapeuten wird erheblich gekürzt und in das Praxisbudget hinein verlagert, auf gut deutsch zu einem Großteil also gestrichen!
Schmerztherapeuten, die nicht mehr als 50 Prozent ihrer Patienten im Rahmen der neuen Vorschriften behandeln, verlieren ihre Zulassung,
der Nachweis der regelmäßigen schmerztherapeutischen Fortbildung wird nicht mehr verlangt.
Das führt zu regelrecht kriminellen Konsequenzen! Natürlich ist nach zwei Jahren weder die Querschnittslähmung weg, noch der Phantomschmerz vom amputierten Bein, die Dauerschäden nach verunglückten Bandscheiben-Operationen, die Migräne, die Trigeminus-Neuralgie usw. sind natürlich alle nicht geheilt. Was passiert nun? Würde der Schmerztherapeut die Patienten dennoch weiterbehandeln und damit auf das für die Existenz der Praxis eigentlich notwendige Honorar verzichten, würde er damit sehr schnell unter die besagte 50-Prozent-Patientengrenze rutschen und seine Zulassung als Schmerztherapeut verlieren! D.h. er muss die Patienten dann nach zwei Jahren Therapie spätestens wieder zwangsverabschieden und der Patient bekommt dann auch woanders keine Leistungen der speziellen Schmerztherapie! Das ist ein ungeheurer Skandal und auf den ersten Blick so unfassbar, dass man es nicht glauben will, aber es stimmt leider!

Bisher der Öffentlichkeit weitgehend verschwiegen, kündigen sich neue gravierende Verschärfungen im Gesundheitswesen an!

Kommt das so durch, bedeutet dies das Ende vieler Schmerztherapieeinrichtungen und großes Elend für viele Patienten!

Über den neuen EBM, der bereits 2000 kommen sollte, wurde unendlich lange verhandelt, immer wenn es hieß, er kommt, wurde er wieder zurückgezogen.

Es kamen auch nie richtig Einzelheiten an die Öffentlichkeit. Das lullte viele Ärzte und Betroffenen-Verbände ein, nach dem Motto, "das kommt nie".

Aus dem "2000 plus" ist nun aber definitiv der 1.4.2005 geworden, die Spitzenverbände der Krankenkassen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die aufsichtsführende Bundesregierung haben im Handstreich gehandelt und tausendfachen Protest der Ärzte kaltschnäuzig ignoriert.

Nach Kritiken von Mitgliedern an der bisherigen Tatenlosigkeit plant der bundesweite Verband der Schmerztherapeuten DGS (Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie) jetzt endlich einen bundesweiten Aktionstag am 28. Februar, was sinnvollerweise an einem Montag ist!

Dieses Machwerk des neuen "EBM 2000plus" muss sofort gestoppt und wie die gesamte Gesundheits"reform" zurück genommen werden! Die bisherige Schmerztherapievereinbarung muss in Kraft bleiben und die Kündigung zurückgenommen werden!

Dr. med. Günther Bittel, Spezialist für Schmerztherapie aus Duisburg

 


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Protest auf die Montagsdemos tragen

Das DGS Schmerzzentrum Duisburg ruft alle von der Gesundheitsreform Betroffenen zur Beteiligung an den Montagsdemonstrationen auf:

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter!

Unser Aktionstag für die Rettung der Schmerztherapie am 28.Februar ist ein Montag, und montags gibt es in vielen bundesdeutschen Städten immer noch Montagsdemonstrationen! ... Das jetzige Kassiber mit dem neuen "EBM 2000plus" und der Qualitätssicherungs-Vereinbarung Schmerz ist der GAU und das Hartz IV der Schmerztherapie: Scheibe für Scheibe wird das System der Sozialversicherungen und der Gesundheitsversorgung demontiert und zerstört. Wir Duisburger machen von 14 bis 16 Uhr Information in der Praxis und bereiten Straßenaktionen vor, gehen dann anschließend in die Duisburger Innenstadt und schließen uns dann der Duisburger Montagsdemonstration an! Wir möchten Sie/Euch herzlich bitten, ähnliche Schritte für Ihre/Eure Stadt zu überlegen ... Wenn wir nicht breit an die Öffentlichkeit gehen, haben wir verloren ... Der ganze "EBM 2000 plus" ist ein unsägliches Machwerk, und selbst wenn es die Schweinerei mit der Schmerztherapie nicht geben würde, gäbe es schon Gründe genug, dagegen öffentlich und breit zu protestieren ... Wie soll das alles weitergehen? Wir haben auf jeden Fall die Faxen dicke, jetzt muss massiv gekämpft werden!

Dr. med. Günther Bittel

RF 08/05
Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein

Wilddieb Stuelpner

Fallpauschalen dienen der Abwälzung nötiger Behandlungskosten auf die Patienten.

a) Der behandelnde Arzt braucht nötige Behandlungen wegen der Pauschale nicht mehr begründen, da viele Leistungen bereits in der Pauschale enthalten sind, egal ob sie im einzelnen Behandlungsfall angewendet wurde oder nicht.

Ergo: Der Arzt kassiert für Leistungen, die er nicht erbracht hat. Sie sind ja sowieso in der Pauschale vorgesehen.

b) Ärzte werden die Patienten in Schmerzsituationen erpressen, Privatabrechnungen zu akzeptieren.

Damit verstoßen Ärzte reihenweise gegen ihren Berufeid und verkommen zu reinen, raffenden Geschäftsleuten. Die kassenärztliche Bundesvereinigung ist der schützende Pate für medizinische Mafiosi.

ManOfConstantSorrow

01.03 05 - Bundesweiter Aktionstag zur Verteidigung der Schmerztherapie

In einer Presseinformation der Gemeinschaftspraxis Bittel-Tillmann-Trinks-Anker und des DGS-Schmerzzentrums Duisburg zum bundesweiten Aktionstag für den Erhalt der Schmerztherapie am 28.2. heißt es:

Bundesweit protestierten am Aktionstag zur Verteidigung der Schmerztherapie als Leistung für Kassenpatienten betroffene Patienten, Arzthelferinnen und Ärzte. In Duisburg nahmen ca. 40 Patienten an der Information und Protestversammlung in der Gemeinschaftspraxis Siegfriedstrasse in Rheinhausen teil.

Anschließend wurde ein Behandlungsraum in eine Plakatwerkstatt umfunktioniert. Viele Patienten nahmen Unterschriftenlisten mit, die Gründung einer Selbsthilfegruppe der Schmerzliga wurde beschlossen und auf Montag, 14.3., 16 Uhr angesetzt.

Bei der Pressekonferenz um 16 Uhr war dann leider keine Presse da. Dazu gesundheitlich noch fähige Patienten, die Arzthelferinnen und Ärzte gingen dann zur Öffentlichkeitsaktion in die Duisburger Königsstrasse, es wurden über 200 Unterschriften gesammelt und 800 Flugblätter verteilt. Unser Symbol, der angesägte Schmerzpatient ("Wir wehren uns gemeinsam! Ab 1.4.2005 nur noch halbe Sachen - an der Schmerztherapie wird gesägt"), wurde viel beachtet.

Viele Passanten waren sehr erstaunt, dass bisher in den Medien praktisch nicht über diese Vorgänge informiert wird, die immerhin Millionen von Menschen betreffen. Gefordert wird als Minimum der Erhalt der alten Schmerztherapievereinbarung, weitergehend eine bessere Behandlung von chronisch Kranken und die Rücknahme der Schikanen der Gesundheits"reform" gegen Patienten und Beitragszahler. Empörung wurde in vielen Gesprächen laut, dass chronisch Kranke angegriffen werden, während die Krankenkassen Milliardengewinne machen und Großkonzerne keine Steuern zahlen.

Um 18 Uhr schlossen sich die Teilnehmer des Aktionstages, sofern sie der Kälte noch Stand halten konnten, was leider bei vielen Patienten verständlicherweise nicht mehr drin war, der Duisburger Montagsdemonstration an und trugen dort ihren Protest am offenen Mikrofon vor.
(rf-news)
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Wilddieb Stuelpner

Wie wäre es, wenn sich zu Montagsdemos nicht nur paar arbeitslose Hanseln zum Widerstand gegen asioziale Politik treffen, sondern auch gebeutelte Sozialhilfeempfänger, Obdachlose, verschiedenen, benachteiligte Patientengruppen, Behinderte und Rentner.

Und dann zieht die Meute in geschlossener Formation vor die Gemeinde-, Stadt-, Landes- und Bundesverwaltungen, vor Arbeits-, Sozial- und Versorgungs-/Integrationsämtern, den Krankenkassen, den Rentenversicherern BfA und LVA, die Krankenhäuser usw.

Man kann auch vor Großunternehmen ziehen, bei denen bekannt ist, daß sie sich um die Zahlung von Steuern und Sozialbeiträgen drücken, Beschäftigte entließen, Zuschüsse und Fördermittel aus öffentlichen Kassen ohne Gegenleistngen erhielten.

Protestieren muß auf einer viel breiteren Basis gebracht werden als nur vor Arbeitsagenturen und Sozialämtern Rabatz zu machen.

Asoziales Verhalten von Verwaltungen, Behörden, Politikern, Beamten und Unternehmen muß solange auf penetrante Art und Weise public gemacht werden, daß es den Betroffenen das Thema zum Hals raushängt.

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