Die Beurteilung von Menschen nach ihrer Verwertbarkeit

Begonnen von Kuddel, 17:34:08 Di. 06.Februar 2024

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Kuddel

Es ist nicht auszuhalten!

Malocher:innen ertragen es nicht mehr und wollen nicht mehr so viel arbeiten. Der Wunsch nach mehr Leben und weniger Maloche ist so massiv, daß selbst die Gewerkschaften diesen Wunsch zähneknirschend in ihre Forderungen aufgenommen haben.

Dazu wird argumentiert, die Menschen sind an 4 Tagen insgesamt noch produktiver als an 5 Tagen.

Es wird auch argumentiert, daß die AfD der deutschen Wirtschaft schadet mit ihrem Ausländer-raus-Programm, da die Wirtschaftsvertreter händeringend nach migrantischen Arbeitskräften suchen.

Wenn ich höre, daß die Bundesregierung Spezialisten in alle Welt schickt, um dort die hier benötigten Facharbeiter zu rekrutieren, weiß ich bescheid und sehe ich die Rampe in Ausschwitz vor meinem inneren Auge. Dort selektierte man Menschen nach ihrer Verwertbarkeit als Arbeiskräfte, und die, die als nicht arbeitsfähig angesehen wurden, kamen in die Gaskammer.

Was soll dieser Scheiß, daß die Arbeit bei einer 4 Tage Woche noch mehr verdichtet werden soll!?! Seit Jahrzehnten wird die Arbeit verdichtet. Kaum noch ein Mensch erreicht gesund des Rentenalter.

Ja, im Moment haben die Arbeitgeberverbände keinen Bock auf die AfD. Wir sollten uns ebensowenig an dem orientieren, was die Arbeitgeberverbände wollen, wie an dem, was die AfD will. Vielleicht findet demnächst die Wirtschaft die AfD Politik sinnvoll und unterstützt sie.

In den Medien wird der Wert des Menschen nur noch an seiner Produktivität bemessen.

Es gilt, dagegen Alarm zu schlagen. Es geht schließlich um Menschen und ihre Bedürfnisse!

Kuddel

Bei der Diskussion über Migranten ist es inzwischen normal, anzuführen, wie wichtig und nützlich sie für die deutsche Wirtschaft sind. Jung, gesund, voll ausgebildet, hochmotiviert. Ich komme mir vor wie auf dem Pferdemarkt. So argumentieren selbst Linke.

Wenn der Mensch also nur einen Wert und Rechte hat, wenn er wirtschaftlich verwertbar ist, dann können wir uns auf eine Spritze zum sozialverträglichen Ableben gefaßt machen, wenn der Körper verschlissen ist und wir mit einer Rente doch nur der Gesellschaft auf der Tasche liegen würden.

counselor

ZitatWenn der Mensch also nur einen Wert und Rechte hat, wenn er wirtschaftlich verwertbar ist, dann können wir uns auf eine Spritze zum sozialverträglichen Ableben gefaßt machen, wenn der Körper verschlissen ist und wir mit einer Rente doch nur der Gesellschaft auf der Tasche liegen würden.

Zu Ende gedacht ist es im Kapitalismus so. Die Verwertbarkeitsrampen stehen doch schon. Die behinderten "Minderleister" dürfen in Werkstätten für Behinderte (neudeutsch "Inklusionsbetriebe") zu Hungerlöhnen arbeiten. Auf die Rentner wartet Weiterarbeiten bis zum Umfallen oder Flaschensammeln bzw Sterbehilfe mit anschließender Organspende (=Verwertung des Leichnams).

Bin gespannt, was uns die "Agenda 2030", die Linnemann schon mal im Falle eines Wahlsieges der CDU/CSU angedroht hat, bringt. Vielleicht gibt es ja dann Widerstand gegen Sozialabbau. Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

D-TV wird das schon in "passender Form" verbreiten, das es genau so Aktzeptanz
bei der "Mehrheit" findet, wie damals bei H4 und heute mit den Kriegsherden.
 >:(
Lass Dich nicht verhartzen !

dagobert

Wie man den Krieg führt, das weiß jedermann; wie man den Frieden führt, das weiß kein Mensch.
Karl May

Kuddel

Der Spiegel berichtet vom Sklavenmarkt:

ZitatDieser Mann lernte in Hanoi die Besonderheiten des deutschen Alltags, jetzt kommt er als Präzisionswerkzeugmechaniker nach Thüringen
Unsere Reporterin hat den Vietnamesen Tran Dang Minh auf seinem Weg zur deutschen Fachkraft begleitet.
https://www.spiegel.de/panorama/von-vietnam-nach-thueringen-er-lebte-in-der-millionenstadt-hanoi-jetzt-wohnt-er-in-einer-kleinstadt-a-8ab90704-b9c2-4479-86fd-1fd7205ad100

Man sollte noch seine Lippen zurückziehen, um zu sehen, wie sein Gebiß aussieht.

ManOfConstantSorrow

ZitatDie Fleißigen gegen die Faulen
»Nützlichkeits-Rassismus« scheint zum gemeinsamen Projekt von bürgerlicher Mitte und extremen Rechten zu werden
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188321.nuetzlichkeits-rassismus-die-fleissigen-gegen-die-faulen.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Ich zitiere mal ein paar Worte aus bluesky, die ich treffend fand...

Zitatdie entmenschlichung beginnt und trifft besonders hart marginalisierte personengruppen.  die, die sich nicht wehren können, die keine stimme haben, die bereits jetzt prekär leben.

wer die würde von menschen an bedingungen knüpft, wird bald seine eigene verlieren.

Kuddel

Es gibt die unsägliche "Stadtbilddebatte" von Merz und die Deportationsphantasien der AfD.

Die Gegenargumente sind nahezu identisch, egal ob sie von Liberalen oder Linken kommen. Man sagt, wie produktiv die Migranten doch sind und ohne sie Deutschland und die deutsche Wirtschaft nicht funktionieren würde.

Damit hat man sich bereits darauf eingelassen, daß der Mensch erst dann einen Wert hat, wenn er etwas leistet. Daß Menschen nicht nur ein Lebensrecht, sondern ein Leben in Würde zusteht, hat man im Turbokapitalismus scheinbar vergessen.

Daß sich ein Haß entwickelt gegen Menschen, die nicht arbeiten und nichts haben, man es aber vollig normal findet, wenn Erben niemals gedenken zu arbeiten, sollte zu Denken geben. Es ist nur das erbärmliche Buckeln nach oben und Treten nach unten.

Wanderratte

Das ist schon sehr krass. Mich nervt es sehr, wenn Menschen so denken. Jeder hat nämlich ein Recht auf ein Leben in Würde. Egal, wie es andere sehen.

Hauptsache an die Gesellschaft angepasst und alles scheint gut zu sein. Für mich ist solch eine Denkweise einfach nur menschenverachtend.

Und ja, sie sagt sehr viel darüber aus, was diese Menschen über sich und andere denken.

Jeder Mensch hat einen Wert. Einfach, weil er ein Mensch ist. Wenn man noch nichtmal das Grundlegenste anerkennen kann, dann stimmt irgendwas nicht. Dann stimmt irgendwas mit unserer Gesellschaft nicht. Für sowas habe ich null Verständnis.

Ich verstehe nicht, warum man erst etwas leisten muß, damit man ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft sein darf. Wo ist hier die Rechtfertigung?

Auf solch eine Gesellschaft kann man doch sehr gut verzichten, finde ich. Ich möchte nicht dazugehören. Keineswegs. Mir ist das schlichtweg zu doof. Warum geht es immer nur um Leistung? Leistung, für wen?

Die Welt ist einfach so ungerecht. Denn niemand hat einen Einfluß darauf, ob er was erbt oder nicht.

Zudem denke ich, daß die Möglichkeit des Erbens sehr viel dazu beiträgt, daß der Kapitalismus so funktioniert wie er ist. Ohne diese Möglichkeit gäbe es bestimmt sehr viel weniger Ausbeuter. Und unsere Gesellschaft wäre gerechter.

counselor

ZitatJeder hat nämlich ein Recht auf ein Leben in Würde.
Richtig. Allein die Tatsache, dass ein Mensch da ist, reicht dazu aus. Das ist auch verfassungsrechtlich im Grundgesetz festgehalten. In meinen Staatsrechtsvorlesungen wurde es so gelehrt, dass die BRD ein sozialer Bundesstaat ist, der das Existenzminimum zuzüglich einem Mindestmaß an sozialer Teilhabe zu gewährleisten hat. Soziale Teilhabe bedeutet, dass auch ein Mensch, der nicht arbeitet, die Mittel haben muss, ab und zu ins Kino oder Theater zu gehen, bzw sich in einem Verein oder einer Partei zu organisieren. Und nun vergleiche man das einmal mit dem, wie die neue Grundsicherung ausgestaltet ist. Da war schon H4 zu wenig. Gar nicht zu sprechen davon, dass für Arbeitslose eine ganze Reihe Grundrechte (wie z.B. das Recht auf freie Berufswahl) faktisch außer Kraft gesetzt sind.

ZitatIch verstehe nicht, warum man erst etwas leisten muß, damit man ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft sein darf. Wo ist hier die Rechtfertigung?

Ich sehe es so, dass jeder, der arbeitet, einen über die Grundsicherung hinausgehenden Lohn haben soll. Und da fängt es schon wieder an: Menschen im Niedriglohnbereich arbeiten und müssen zusätzlich Grundsicherung oder Wohngeld  beziehen, damit das Geld zum Leben reicht. Das ist Sklaverei und die wurde durch H4 massiv erweitert und wird durch die neue Grundsicherung zementiert. Und das kann es nicht sein! Dagegen ist Widerstand angesagt!

ZitatAuf solch eine Gesellschaft kann man doch sehr gut verzichten, finde ich. Ich möchte nicht dazugehören.

Sehe ich ähnlich. Für mich ist die Lösung, eine Gesellschaft zu schaffen, in der es die Interessengegensätze, um die wir uns ständig streiten, nicht mehr gibt. Dazu müssen wir den Grundkonflikt dieser Gesellschaft, den Konflikt zwischen Arbeit und Kapital, auflösen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: counselor am 17:05:48 Mo. 03.November 2025[...] Gar nicht zu sprechen davon, dass für Arbeitslose eine ganze Reihe Grundrechte (wie z.B. das Recht auf freie Berufswahl) faktisch außer Kraft gesetzt sind.
Ja, so sieht es aus.

Anbei denke ich auch an das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Noch nichtmal so ein eigentlich selbstverständliches Grundrecht ist für Bürgergeld Empfänger gewährleistet (§ 61 (2) SGB II).

Es ist eigentlich ein Grundrecht, das somit für jeden gelten sollte. Da kommt man sich doch echt verarscht vor. Als wäre man ein Mensch 2. Klasse.

BGS

Absolut Jeder hat grundsätzlich ein Recht auf ein würdiges Leben. Die Ausbeuter und Mitläufer messen schon immer mit zweierlei Mass und haben es scheinbar geschafft, sich dreist über die Mehrheit der Menschen zu stellen - und sei es mit aller Gewalt. Und mit Hilfe anderer Ausbeuter. Denn man bleibt "unter sich" und hält zusammen.

Wie ist es möglich, dass die Mehrheit der Verwerteten jeden Scheiss "von oben" glaubt und alle Demütigungen immer weiter über sich ergehen lässt? Seine Kinder in den Krieg schicken lässt u.s.w.?

Die Leute, auch ich, werden und wurden derart gnadenlos ausgebeutet, abgelenkt und beschäftigt gehalten, so dass "man" ihnen quasi jederzeit ihre Existenz entziehen kann etc. Dadurch wird Widerstand nicht gerade erleichtert. Es ist keineswegs ein Naturgesetz, ausgebeutet und schliesslich weggeschmissen zu werden, hier zeigt sich die widerliche Fratze des "Neoliberalismus".

Zu Beginn von HartzIV gab es in einer Arbeitsloseninitiative ein Flugblatt mit dem Titel "Du bist ein Mensch 3. Klasse", in dem viele im Thread genannte Demütigungen und Entrechtungen wiederzufinden sind.


MfG


BGS


"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Tiefrot

Wanderratte schrob:
ZitatIch verstehe nicht, warum man erst etwas leisten muß,
damit man ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft sein darf. Wo ist hier die Rechtfertigung?
Gute Frage. Dabei wird auch gern vergessen, das jeder etwas beiträgt.
Wenn auch nicht dauernd, oder in Buntpapier (aka Geld) zu bemessen.
Damit ist Mensch nicht nur wertvoll, weil ein Mensch, sondern auch
durch die gern unsichtbaren Beiträge. Schon von daher ist die Diskussion
in ihrer jetzigen Form Unsinn, würde ich sagen.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Kuddel

Zitat von: Wanderratte am 17:56:34 Mo. 03.November 2025Anbei denke ich auch an das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Noch nichtmal so ein eigentlich selbstverständliches Grundrecht ist für Bürgergeld Empfänger gewährleistet (§ 61 (2) SGB II).

Es ist eigentlich ein Grundrecht, das somit für jeden gelten sollte. Da kommt man sich doch echt verarscht vor. Als wäre man ein Mensch 2. Klasse.

Schon lange kein so deprimierendes Posting gelesen.

Also man lebt in einer Klassengesellschaft und wundert sich dann, als "Mensch 2. Klasse" behandelt zu werden!?!

Diese Gesellschaft ist noch weiter ausdifferenziert. Es gibt noch diejenigen, die nicht nur arm sind, sondern keine weiße Hautfarbe haben und vielleicht noch nichtmal ein Aufenthaltsrecht. Die stehen noch weiter unten.

Gegen letztere wird gerade mobilisiert und nicht nur von der AfD. Das Treten nach unten wird propagiert.

Und supernervig finde ich, zu hoffen man kriegt seine menschliche Würde zugewiesen über irgendwelche Paragraphen, das Grundgesetz und Gerichte. Noch nie von Klassenjustiz gehört? Außerdem: Man braucht nur in die USA zu blicken um zu sehen, wie brüchig und vergänglich die Hoffnung auf die Rechtssprechung ist. Richter können gekauft, erpreßt und ausgetauscht werden, die politische Zusammensetzung kann einer Vorauswahl folgen und nicht nur Trump setzt sich über die Justiz hinweg. Man kann einfach Krisensituationen ausrufen und dann über Notverordnungen regieren. Macron und Erdogan haben es vorgemacht. Die BRD hat auch ihre Notstandsgesetze, die bereits im "Deutschen Herbst" (RAF Fahndung) angewendet wurden.

Die Sklaven haben nicht gegen die Sklaverei gekämpft, weil eine Verfassung oder ein Gesetz ihnen das Recht dazu gegeben hätte. Sie haben sich das Recht genommen, weil ein Leben als Sklave scheiße ist.

Ich finde es so simpel, wie es BGS sagt:
ZitatAbsolut Jeder hat grundsätzlich ein Recht auf ein würdiges Leben.

Punkt.

counselor

ZitatUnd supernervig finde ich, zu hoffen man kriegt seine menschliche Würde zugewiesen über irgendwelche Paragraphen, das Grundgesetz und Gerichte. Noch nie von Klassenjustiz gehört?

Natürlich gibt es eine Klassenjustiz und man kann Richterstellen mit reaktionären Säcken besetzen. Auch hat die Richterschaft das Dritte Reich mitgemacht und es gab einen Roland Freisler.

Es gibt aber im Moment keinen nennenswerten Widerstand gegen die asoziale Politik der Regierung. Deswegen stellt sich schon die Frage, worauf sollen sich denn die Sozialleistungsbezieher berufen, wenn sie vom Staat drangsaliert und ihrer Würde beraubt werden? Da bleibt bloß der Rechtsweg.

Ich bin gespannt, ob sich gegen den "Herbst der Grausamkeiten" Widerstand entwickelt und würde es mir wünschen. Es gibt aber auch genügend Spießer in Deutschland, die die Politik der Regierung tragen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Auch ich beschreite bisweilen den Rechtsweg. Ich bin froh, wenn mein Anwalt meinen Vermieter in die Schranken weist.

Ich halte es aber für äußerst problematisch, wenn man seine Würde an Paragraphen oder dem Grundgesetz festmacht.

  • Chefduzen Spendenbutton