nd: Solidarisches Preppen

Begonnen von Frauenpower, 16:39:15 Fr. 20.Juni 2025

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Frauenpower

"preppen" wurde bisher als rechts wahrgenommen. Preppen heißt, sich und die engsten Vertrauten auf eine zu erwartende Krise, Kollaps und oder Katastrophe vorzubereiten. Vor anderen die existentiell Nötiges brauchen werden will man sich preppend (vorbereitend) abschotten.

Angesichts der Klimabewegung, die sich mehr auf Kollaps statt Klimawandel zu fokussieren zu beginnen scheint, wird im nd die Frage gestellt, ob solidarisches preppen möglich ist. Ob linkes preppen möglich ist.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191723.klimabewegung-solidarisches-preppen-zusammenbruch-und-zusammenhalt.htm
ZitatWas solidarisches Preppen genau bedeutet, ist dabei durchaus noch offen. Je nach Kollapsszenarien und spezifischer Krisenanfälligkeit müssten sich die Taktiken des Preppens schließlich lokal und regional unterscheiden. Zentraler Dreh- und Angelpunkt des solidarischen Preppens ist in jedem Fall der Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen und Netzwerken, des Wissens voneinander und der Sorge umeinander, die dann im Kollaps aktiviert werden können. Die Vergesellschaftungsdebatten zielen in eine andere, sehr viel weitergehende Richtung: Hier sollen Infrastrukturen der Massengesellschaft, vom Wohnen über Wasser, Nahrung, Sorge und Gesundheit demokratisiert und solidarisch organisiert werden, wobei sich durchaus an die alten, bereits erkämpften, Solidarinstitutionen anschließen lässt. Der Begriff Preppen verliert hier dann aber wohl seinen Sinn, da dieser stark an Individuen oder Kleingruppen orientiert ist

Onkel Tom

Ein Preppertum könnte im linken Spekrum in Kleingrüppchien funktionieren, sofern man sich darin einig
wird, das Preppertum nichts mit politischer Besinnung am Hut hat, sondern nur zum Überleben bedacht ist.
Da muss wohl erst erlernt werden, das politische Besinnung und Preppertum zwei völlig verschiedene Schuhe
sind.

Ich habe mein Keller auch voll mit Baumaterialien, die man in einer ernsthaften Kriese verbauen könnte,
glaube jedoch nicht, das "Livestylelinke" bereit wären, mit anzufassen, das es als "rechtes" Gehabe
vorverurteilt würde..

Um diesen Irrtum aus dem Hirn raus zu bekommen, ist eine Safari in die Vergangenheit von Nöten,
wie Hausbesetzer_innen sich gegen Bullenstaat und Räumung verteidigten etc.
Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Ich kannte den Begriff "Preppertum" noch nicht. Und käme normalerweise überhaupt nicht auf den Gedanken, daß das etwas mit politisch rechts zu tun haben könnte. Eine ernsthafte Krise macht ja nunmal nicht vor der politischen Gesinnung halt.

Das mit den Baumaterialien im Keller finde ich sehr gut.

Auch ohne den Begriff "Preppertum" zu kennen, mache ich mir ja auch Gedanken, was ich in einer ernsthaften Krise tun könnte. Und vor allem mache ich mir Gedanken, wie ich den Garten diesbezüglich planen könnte. Einige Ideen habe ich ja schon.

Ich finde das Thema jedenfalls sehr interessant.

Doch wo besteht der Zusammenhang zwischen Preppertum und Häuser besetzen?

Kuddel

Wenn du zum Thema Preppen recherchierst, kommst du in andersartige Gefilde. Es kommt wohl aus den USA und ist eine Kultur von tendenziell rechten Spinnern, die sich auf Katastrophen aller Art bis hin zum Atomkrieg vorbereiten. Die gibts inzwischen auch hier. Dazu haben sie teilweise private Bunker, jede Menge haltbarer Lebensmittel und Waffen zur "Selbstverteidigung", mit denen sie sich gegen ihre Nachbarn verteidigen wollen, die womöglich auch etwas zu Essen haben möchten. Das ist ein Business und eine eigene Szene oder Kultur geworden. Ausstattung aus dem Versandhandel, militaristisch und unangenehm.

Der selbsternannte linksradikale Klimakativist ‪Tadzio Mueller, der seinen Lebensunterhalt aus Vorträgen über Klimawandel und den Kampf dagegen bestreitet, hat das "solidarische Preppen" zu seinem aktuellen Thema gemacht. Ich bin kein Fan von ihm.

Ja, kann man machen. Wenn ein Ausnahmezustand da ist, Überschwemmung, Sturm, Waldbrand und Leute plötzlich ohne alles dastehen, ist es gut ihnen zu helfen, wenn man auf eine solche Hilfe durch Prepperuntensilien vorbereitet ist, umso besser.

So neu ist das alles nicht. Bei der Flutkastastrophe am Ahrtal‬ sind auch Leute von fff zum Helfen vor Ort gewesen. Plötzlich sind es keine nervigen Klimakleber mehr, sondern engagierte Menschen, die hilfsbereit sind. Das vergessen die Menschen nicht mehr. Es sind auch Leute von der FAU im Einsatz gewesen.

https://perspektive-online.net/2021/08/anarchist-im-flutgebiet-wenn-die-menschen-da-unten-eins-verstehen-dann-solidaritaet/

Es ist nichts neues, daß man die Sympathie von Menschen eher durch praktische Hilfe, als durch politische Vorträge gewinnt.

Ich glaube, Onkel Tom meinte mit seinem Hausbesetzerbeispiel, daß sie es kennen auf sich allein gestellt zu sein und sie mit ihren Kenntnissen mit der Verteidigung vor einer Räumung auch Leuten vor einer Zwangräumung helfen können, wenn sie im Mietrückstand sind. Man sollte Leuten in Not und Bedrängnis einfach helfen ohne sie nach ihrer politischen Einstellung zu befragen.

Onkel Tom

Ja, das ist richtig, wenn man nach Preppertum gokkelt, das sich viel rechte Gesinnung aus den
USA und den Trittbrettfahrern hier in D und EU repräsentiert.

Diese Momentaufnahme bestätigt das Linke sich von dem Part "Überlebenskampf" gern distanzieren.
Schon alleine für seine Familie den Lebensmittelvorrat vor Plünderern auch verteidigen zu wollen,
wird dann wie "Ein Nazi, der von der Waffe Gebrauch machen würde." interpretiert/empfunden.
Dieser Haltung kann man kaum widerstehen, solange man mal ganz unvoreingenommen nicht weis, ob es
sich anbei um linke oder rechte Kanidat_innen für Prepperkram handelt.

Welcher Linker traut sich denn, was poisitives zum Thema "Preppertum" zu veröffentlichen, wenn er
befürchtet, dadurch als rechte Socke fehl verurteilt zu werden ?.
Links traut sich also niemand und so können sich rechte Socken in dieser Meinungsbubble "wunderbar"
austoben, somit auch ein Teil von Zusammengehörigkeitsfeeling (fakemäßig) suggerieren..  >:(

Eine Baustelle, die linke übersehen/ignorieren, weil rechte zuerst auf den Preppertrip kamen ?
Lol, so werden Begriffe noch zu "unbesiedelten" Schutzmarken. (finde ich salopp gesagt gaga.)

Naja, ich hoffe, das da gewisse Grundhaltung von Linke im Bezug "Preppertum" einer Sachbezogenen
statt Politbezogener Bewertung näher kommen. Villeicht geht das besser mit dem Begriff "Überlebenstechnik"?

Zitat von: Kuddel am 19:05:46 Mi. 02.Juli 2025Ich glaube, Onkel Tom meinte mit seinem Hausbesetzerbeispiel, daß sie es kennen auf sich allein gestellt zu sein und sie mit ihren Kenntnissen mit der Verteidigung vor einer Räumung auch Leuten vor einer Zwangräumung helfen können, wenn sie im Mietrückstand sind. Man sollte Leuten in Not und Bedrängnis einfach helfen ohne sie nach ihrer politischen Einstellung zu befragen.

Ja, so ähnlich habe ich das gemeint.. Das Thema Politbesinnung käme zum Schluss, wenn das Haus
besetzt und gegen Räumung fit gemacht ist..

Den Gruppendynamischen Prozess, die nach der Sicherung des "Sweet Home" eintritt, klärt das dann
auf, in welche (politische) Richtung es geht. Oft ist es dann so, das Minderheiten das Haus
oder Feld des Mitwirken verlassen (werden).

Von daher wäre eine Vorab-Besinnungsbewertung überflüssig, beziehungsweise ein Doppelgemoppel,
was das wichtigste, das Besetzen und rüsten des Hauses ausbremsen würde.. Praxisbremsen haben dann
ein Plenum nach dem anderen und wenn man diesen dann ein Hammer und ne Hand voll Nägel reicht, glotzen
sie erst mal doof a la "Ist das wirklich schon so weit, das Baui statt Theorien-Labarababa angesagt
ist?"..  ???

Zitat aus deinen verlinktem Artikel:
ZitatZuerst einmal ein sehr mulmiges Gefühl. Alles zerstört, dreckig und überall THW, Bullen, Bundeswehr, Krankenwagen. Also wahrlich eine Stresssituation. Dann habe ich aber dann daran gedacht, wieso ich eigentlich da bin, nämlich um zu helfen.

Genau, darauf kommt es dann an.

Lass Dich nicht verhartzen !

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 19:05:46 Mi. 02.Juli 2025Wenn du zum Thema Preppen recherchierst, kommst du in andersartige Gefilde. Es kommt wohl aus den USA und ist eine Kultur von tendenziell rechten Spinnern, die sich auf Katastrophen aller Art bis hin zum Atomkrieg vorbereiten. Die gibts inzwischen auch hier. Dazu haben sie teilweise private Bunker, jede Menge haltbarer Lebensmittel und Waffen zur "Selbstverteidigung", mit denen sie sich gegen ihre Nachbarn verteidigen wollen, die womöglich auch etwas zu Essen haben möchten. Das ist ein Business und eine eigene Szene oder Kultur geworden. Ausstattung aus dem Versandhandel, militaristisch und unangenehm.
Das ist schon sehr krass. Und ja, sehr unangenehm. Vor allem auch die Waffen.

Vielleicht sollte man es einfach anders nennen. Vielleicht so, wie Onkel Tom vorgeschlagen hat:

Zitat von: Onkel Tom am 13:18:49 Do. 03.Juli 2025[...] Villeicht geht das besser mit dem Begriff "Überlebenstechnik"?
Sich dazu Gedanken zu machen, wie man sein Überleben sichern kann, das ist ja nichts Neues. Das haben die Menschen doch schon immer gemacht. Die politisch Rechten waren bestimmt nicht die ersten, die sich damit auseinandergesetzt haben.

Zitat von: Onkel Tom am 13:18:49 Do. 03.Juli 2025Naja, ich hoffe, das da gewisse Grundhaltung von Linke im Bezug "Preppertum" einer Sachbezogenen
statt Politbezogener Bewertung näher kommen. [...].
Das hoffe ich auch und sehe es auch so, daß man das "Preppertum" unabhängig von der politischen Einstellung betrachten sollte. Ich habe zudem keine Idee, warum sich besonders die Rechten dafür interessieren. Meiner Meinung nach hat das alles doch überhaupt nichts mit Politik zu tun. Und ich finde, es sollte auch nicht zu einer Ideologie oder Weltanschauung werden. Maximal zu einem Hobby.

Beim "Preppen" denke ich vor allem an Selbstversorgung. Es gibt so viele Wildpflanzen und Wildfrüchte, die man essen kann. Man muß sich halt damit auskennen. Das ist was, was mich sehr interessiert. Oder auch im Garten: Obstbäume, Beerensträucher, Kürbisse usw. So versteckt im Brombeer Dschungel, das man sie nicht sofort von außen sehen kann. Ja, und wilde Brombeeren sowieso. Ich denke, die wenigsten Menschen wissen, daß man die jungen stachelfreien Blätter der Brombeere essen kann.

Obwohl das mit dem Versteck so eine Sache ist. Es kommt immer wieder vor, daß Menschen in den Garten hineinklettern. Keine Ahnung, was sie dort suchen oder erwarten. Vielleicht Neugierde, was sich darin verbirgt. Es haben aber auch schon Obdachlose dort übernachtet.

Solidarisch ist es ab dem Moment, wenn man sich so gut mit den Pflanzen auskennt, daß man auch anderen Menschen dabei helfen kann, die eßbaren Pflanzen und Früchte zu finden.

Ich bin aber generell sehr vorsichtig bezüglich des Fuchsbandwurms.

Zudem bin ich der Meinung, daß es sehr viel mehr städtische Gärten geben müßte. Das wäre doch so viel sinnvoller, als diese extrem vielen Einfamilienhaus Wohngebiete. Und ständig werden es mehr. Meiner Meinung nach muß damit endlich mal Schluß sein. Mich nervt das nämlich sehr, wenn wegen sowas immer wieder Wiesen, Felder und sogar schon vorhandene Gärten zerstört werden. Und dann könnte man auch neue Gärten oder Streuobstwiesen bereitstellen.

Ich hätte aber auch sehr gerne sowas wie einen kleinen "Schutzraum", in dem ich mich verstecken kann. Der muß dann aber so versteckt sein, daß mich niemand so schnell finden kann. Um ihn herum könnten wilde Brombeeren wachsen mit einem kaum sichtbaren Schlupfloch.

Sowas ähnliches wie ein  Erdkeller. Keine Ahnung, doch vielleicht funktioniert das anstelle von Beton und Ziegel auch mit Holz. Das hoffe ich zumindest. Der Transport ist halt einfacher ohne Auto und Holz ist wärmer. Der Keller muß jedoch so stabil sein, daß nicht alles wieder zusammenstürzt. Das Dach könnte ja ebenerdig sein, sollte eine Erdschicht darauf zu schwer sein. Und die Tür darf selbstverständlich nicht komplett geschlossen sein, wenn man drinnen ist. Man benötigt schließlich Sauerstoff. Und der Eingang besser nicht in Richtung Norden. Doch letztendlich ist es wohl sowieso erstmal nur eine Idee. Die möglicherweise schon daran scheitern könnte, daß es für mich kaum finanzierbar ist.

Naja, eine kleine alte Holzhütte, die so gut wie kein Dach mehr hat, habe ich ja schon. Und um sie herum wachsen Brombeeren. Dort findet mich bestimmt niemand. Sie sieht nämlich eher aus wie ein Komposter aus Holz.

Ich habe manchmal einfach ein paar "verrückte" Ideen und tüftel sehr gerne ein wenig herum. Dabei weiß ich noch nichtmal so genau, warum und wovor ich mich verstecken sollte. Allzu lange kann man sich dort nämlich sowieso nicht aufhalten. Doch vielleicht ein Schutz wenn Krieg ist. Wenn eher Wohngebiete angegriffen werden.

Zitat von: Kuddel am 19:05:46 Mi. 02.Juli 2025Der selbsternannte linksradikale Klimakativist ‪Tadzio Mueller, der seinen Lebensunterhalt aus Vorträgen über Klimawandel und den Kampf dagegen bestreitet, hat das "solidarische Preppen" zu seinem aktuellen Thema gemacht. Ich bin kein Fan von ihm.
Ich bin auch kein Fan von ihm. Und mir ist zudem nicht klar, warum der sich linksradikal nennt. Aber die Idee mit dem "solidarischen Preppen" stammt ja glücklicherweise nicht von ihm:

ZitatDie Idee stammt aus Schweden, wo Aktivistinnen und Aktivisten der Stockholmer Stadtteilgruppen die Initiative ,,Preppa Tillsammans" (auf Deutsch: zusammen preppen) gegründet haben. Der Gedanke hinter dem Konzept: Wenn schon die Katastrophe nicht mehr zu verhindern ist, dann solle man ihr zumindest gemeinsam und gut gewappnet begegnen – statt allein und unvorbereitet.

Den Aktivisten von Preppa Tillsammans geht es nach eigener Aussage darum, die Krisenvorsorge der Behörden auf lokaler und allgemeiner Ebene zu ergänzen. Sie plädieren dafür, direkt in den Quartieren vorzusorgen, in der eigenen Nachbarschaft, in den Stadtteilen und Dörfern. Allerdings: Nicht jeder für sich, sondern für alle. Vor allem für diejenigen, die selbst dazu nicht in der Lage sind.
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/solidarisch-preppen-krisenvorsorge-100.html .

Insgesamt finde ich den Artikel sehr lesenswert.

Zudem wäre die Frage interessant, ob es eher ein deutsches Problem ist, daß politisch Linke zumeist nichts bzw. nur sehr wenig mit dem Preppertum zu tun haben wollen. Möglicherweise sieht man es in anderen Ländern ja ganz anders.

Zitat von: Kuddel am 19:05:46 Mi. 02.Juli 2025Es ist nichts neues, daß man die Sympathie von Menschen eher durch praktische Hilfe, als durch politische Vorträge gewinnt.
Den Artikel von "Perspektive Online" fand ich sehr beeindruckend und interessant.

Mit praktischer Hilfe können die Menschen nunmal erstmal sehr viel mehr anfangen.

Doch wer weiß, vielleicht kann man sie dann zu einem späteren Zeitpunkt somit auch eher für politische Vorträge gewinnen. Und sie werden möglicherweise sogar bereit sein, was Neues zu lernen.

Zitat von: Kuddel am 19:05:46 Mi. 02.Juli 2025[...] Man sollte Leuten in Not und Bedrängnis einfach helfen ohne sie nach ihrer politischen Einstellung zu befragen.
Ja, die politische Einstellung sollte in solch einer Situation einfach zweitrangig sein. Wenn man den Menschen hilft, dann werden sie später vielleicht auch den politisch Linken zuhören. Man wird schlichtweg ernster genommen.

Zitat von: Onkel Tom am 13:18:49 Do. 03.Juli 2025Welcher Linker traut sich denn, was poisitives zum Thema "Preppertum" zu veröffentlichen, wenn er
befürchtet, dadurch als rechte Socke fehl verurteilt zu werden ?.
Links traut sich also niemand und so können sich rechte Socken in dieser Meinungsbubble "wunderbar"
austoben, somit auch ein Teil von Zusammengehörigkeitsfeeling (fakemäßig) suggerieren..  >:(

Eine Baustelle, die linke übersehen/ignorieren, weil rechte zuerst auf den Preppertrip kamen ?
Lol, so werden Begriffe noch zu "unbesiedelten" Schutzmarken. (finde ich salopp gesagt gaga.)
Und das ist es ja, was ich nicht nachvollziehen kann. Jeder, auch wer politisch links ist, müßte doch daran interessiert sein, eine Krisensituation zu bewältigen.

Ich finde, man sollte keineswegs diesen Part den politisch Rechten überlassen. Denn die helfen einem bestimmt nicht, wenn man in einer Notlage ist.

Dann hilft nur, sich selbst drum kümmern.

krapotke

Preppen an sich ist erstmal nichts wirklich neues. Der volle Kohlen- und Kartoffelkeller, zusammen mit dem eingeweckten Gemüse und Obst meiner Großeltern war "preppen". Nur halt völlig uncool in Blümchenkittel und Latzhose. Klar waren beide durch Kriegs- und Fluchterfahrung geprägt,  andererseits waren diese Art der Lebensführung mit Vorratshaltung und Subsistenzlandwirtschaft in ländlichen Regionen durchaus üblich.

Ich selbst halte es auch für sinnvoll, sich mal zu überlegen, wie man ein paar Tage in seiner Butze rumkriegt, wenn z.B. Unwetter, Überschwemmungen oder Stromausfälle den Alltag unterbrechen.

Diese Thematik wird allerdings schnell aufgeladen mit romantischen Vorstellungen von Abenteuer und toxisch maskulinen Mad Max Phantasien. Damit lässt sich zum einen ein gutes Geschäft machen. Shops für Krisenvorsorge verkaufen teure Trekkingnahrung und Wildnisausrüstung, damit der geneigte Prepper sich im Notfall im Stadtpark ein Blockhaus bauen kann. Dazu gibts dann Armbrüste und Sixneedler für den Kampf gegen die marodierenden Räuberbanden. Es wird das Anlegen von Fluchtpunkten und verbuddelten Aurüstungscaches empfohlen. Dieser (erstmal nicht falsche) individualistische Ansatz der Krisenvorsorge kann evtl. noch als spleeniges Hobby durchgehen. Wobei ich die in der Szene weit verbreitete Verweigerung, sich mit realen Katastrophenereignissen und dem Umgang der betroffenen Menschen damit auseinanderzusetzen, schon befremdlich finde. Kein Geflüchteter hat einen INCH Rucksack dabei. Erdbebenopfer sitzen nicht mit dem Rambomesser zwischen den Zähnen auf ihrer Vorratstonne, sondern suchen in selbstorganisierten Gruppen im Schutt nach Überlebenden.

Durch die Aufladung mit pubertären Vorstellungen von Draufgängertum, Kampf, Sozialdarwinismus und einem ausgeprägten Freund-Feind Denken gewinnt die Thematik allerdings eine große Attraktivität für rechte Akteure. Diese militante Art des Preppens ist im öffentlichen Bewusstsein und den Medien sehr präsent und der gesamte Themenkomplex damit vorbelastet.

Trotzdem sollten sich auch Linke und gerade linke Strukturen mit Prepping auseinandersetzen und eigentlich tun sie es auch. Mal angenommen, es entstünden in deutschen Städten "Tahirplatz-Situationen". Wie organisiert man Kommunikation, Verpflegung, medizinische Versorgung und Unterbringung so vieler Menschen? Sogesehen sind dann z B. die lokale Küfa- und Demosannigruppe oder die Menschen, die Straßenfeste und Politcamps organisieren gute Startpunkte für die Vorbereitung auf Massenbewegungen oder Zeiten, in denen Menschen ihre Bedürfnisse an staatlichen Stellen vorbei organisieren müssen. Beispielsweise könnten Personen im Gesundheitswesen gedanklich durchspielen, welche Möglichkeiten es gäbe, Abtreibungen durchzuführen, wenn diese kriminalisiert werden.

,,Das habe ich getan" sagt mein Gedächtnis. "Das kann ich nicht getan haben" sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich gibt das Gedächtnis nach.        Friedrich Nietzsche

Kuddel

Danke, krapotke, für deine Gedanken über das Preppen. Es ist der vielleicht beste Text zum Thema, den ich kenne. Also nicht nur hier im Forum, sondern überhaupt.

In Deutschland sind wir geschlagen mit einer Staatsgläubigkeit einerseits und einem Glauben an das Individuum und an individuelle Lösungen für gesellschaftliche Probleme andererseits.

Wir haben das ja in der Coronazeit erleben dürfen. Auf der einen Seite gab es Querdenker, die die Gefahr der Seuche heruntergespielt, teilweise verleugnet haben, aber der anderen Seite Linke und Antifas, die sich den staatlichen Maßnahmen unkritisch unterworfen haben, selbst den Überwachungsmaßnahmen und das "stay the fuck at home!", dem Wegsperren der Bevölkerung, die nicht systemrelvant malocht.

In anderen Ländern hatte man es zu oft mit Chaos, Armut und Regierungs- und Systemwandeln zu tun, da hat man gelernt, Überlebensstrategien jenseits staatlicher Hilfen (die es schlichtweg nicht gab) zu entwickeln.

Bei dieser Prepperdebatte zur Zeit habe ich ein mulmiges Gefühl. Von links wird das "solidarische Preppen" federführend von Tadzio Müller propagiert. Der Typ ist mir zu nervig und zu wirr. Ansonsten ist im Prepperdunstkreis viel Sozialdarwinismus zu spüren.

Vor ein paar Tagen gab es bei mir in der Küche eine rege Diskussion über Leute, die andersartig draufkommen und plötzlich ein anderes Weltbild haben. Da geht es um Menschen, die vorher unpolitisch bis linksalternativ waren und jetzt in Richtung AfD driften. Bei vormals vernünftigen Menschen gibt es Pläne, ihr Überleben als Prepper zu sichern, wenn unser Land "von Migranten überrollt" wird. Im Ernst! Und dann gibt es diejenigen, die glauben, daß morgen Putin bei uns vor der Tür steht.

Es ist irre, Leute zweifeln nicht nicht suchend an einer Sache, sie schmeißen ihr bisheriges Weltbild über Bord, um ein komplett neues zu übernehmen ohne es kritisch zu hinterfragen. Ein Kritisches Denken zwischen den Weltbildern scheint nicht möglich. Man kann mit solchen Menschen oftmals nicht mehr reden.

Mich hat insbesondere dein letzter Absatz beeindruckt. Da ist es dir gelungen, Überlebensfragen wie Kommunikation, Verpflegung, medizinische Versorgung und Unterbringung in menschlichen Zusammenhängen zu thematisieren, womit du dieses "ich! ich! ich!" der Prepper (und der neoliberalen Gesellschaft) hinter dir läßt.

Danke!

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