DSAF Münster: Gewerkschaftsfeindlichkeit vorprogrammiert

Begonnen von Teodor Webin, 01:07:13 Sa. 09.August 2008

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Teodor Webin

Das Kürzel "DSAF" steht für "Dr. Schengber and Friends". Die Firma ist tätig als Kommunkationsunternehmen, bietet u.a. den "alleswisser" an, d,.h., die Leute gucken für euch auf wikipedia und in google nach fragen, die ihr ihnen per sms schickt, kontrolliert für RTL und Vox deren Diskussionsforen im Videotext und zensiert die Videos die auf 'Clipfish' eingestellt werden.

Der Firmenbesitzer Dr. Schengber ist Professor für Wirtschaft an der Fachhochschule Münster. Er betrachtet sich als Koryphäe des Web 2.0 und hat kürzlich ein Mega-Web2.0 eingerichtet, in dem die NutzerInnen von StudiVZ, MySpace usw. sich vernetzen sollen, um über das Web 2.0 zu diskutieren.

Die Ultimo Münster hat vor etwa einem Jahr in einer Auflistung der schlimmsten Studi-Nebenjobs DSAF aufgelistet, allerdings nur deswegen, weil sie den Job selber - Sex-Videos zensieren und sich im Videotext mit Faschos und Pädophilen rumschlagen - für unzumutbar hält.

Dem ist sicher so, aber ob man einen solchen Job inhaltlich erträglich findet oder nicht, bleibt einem immer noch selber überlassen. Das schlimme an den Jobs bei DSAF ist nicht, was man da machen muss, sondern unter welchen Bedingungen man es machen muss.

Denn ertsens: Es ist in dem Sinne kein Job. Dr. Schengber arbeitet kaum mit ArbeitnehmerInnen sondern eben mit vermeintlichen "Friends". Von maximal 100 dort Arbeitenden sind die meisten scheinselbstständig - auch wenn sie in ihren Verträgen bestätigen, dass sie sich der Problematik der Scheinselbstständigkeit bewusst seien und keine Scheinselbstständigen wären. Juristisch sind sie das ja auch nicht, denn keiner verbietet ihnen, weitere Jobs anzunehmen. Und es verbietet ihnen theoretisch auch keiner, für einen noch geringeren Lohn (für die Arbeit im Büro gibt es 8,- €)  Leute einzustellen, die ihre Arbeit machen. Damit würden sie allerdings ihre Schweigepflicht verletzen...

Nun sind lange nicht alle, die sich auf diese prekären Bedingungen einlassen, Studis, die sich damit ein Nebenbrot verdienen oder ihre Studiengebühren finanzieren wollen. Ein Großteil der Selbstständigen arbeitet zu Hause vom rechner aus als 'Zensor'. Diese Leute müssen die Chats im RTL- oder Vox-Viedotext kontrollieren. Ihr Stundenhonorar ist noch wesentlich geringer als die genannten 8,- € (sorry, da habe ich leider keine Zahlen, aber m.W. gehen die Löhne unter 4,- €). Davon müssen sich diese 'Selbstständigen' selber sozial- und krankenversichern.

Wir müssen in diesem Forum sicher nicht darauif hinweisen, welche Gründe die Konstruktion dieses Beschäftigungsverhältnis hat: Dr. Schengber spart sich natürlich die Lohnnebenkosten. Die Selbstständigen haben keinen Urlaubsanspruch, keine Arbeitsrechte und 'genießen' z.B. nicht die gesetzliche Bildschirmpause. Besonders perfide ist diese Vorgehensweise aber auch deswegen, weil Dr. Schengber und seiner Crew scheinbar nicht bewußt ist (obwohl das in den entsprechenden Verträgen steht und ja auch stehen muss), das die Firma den selbstständigen gegenüber auch nicht weisungsberechtigt ist: Theoretisch ist diesen ja vollkommen selber überlassen, wie und von wo sie ihre Arbeit verrichten. Im Alltag behandelt Dr. Schengber seine 'Freunde' eben doch eher als Arbeiter.

... und wundert sich dann wahrscheinlich, warum seine 'Friends' sich nicht jederzeit für die Firma den Arsch aufreißen. Der Laden passt deswegen so wunderwschön auf dieses Forum, weil DSAF ganz nach dem Motto "Sag du zum Chef" funktioniert, wie ja schon der schöne Firmenname sagt. Die Motivation soll allein daraus kommen, dass man in einem Boot säße und gemeinsam was schaffen könne. Ein kollegialer Umgangston soll die Geringstlöhne kompensieren. Logisch, dass es da dauern du Frust kommt und Herr Doktor sich wundert, das seine Ausgebeuteten so unmotiviert seien.


Der Autor dieses Beitrag arbeitet übrigens nicht bei oder für DSAF. Alle Infos dieses Beitrags sind Ergebnisse von Recherchen.

Teodor Webin

Nach kurzer Nachrecherche: Der 'Lohn' der Zensoren ist ein  Akkordlohn, der bis zu max. 6,50 € sein kann. Der "Mindestlohn" beträgt im Westen 5,50 Euro.

Rausgefunden habe ich mittlerweile auch, dass die von Dr. Schengber Ausgebeuteten dieses Forum scheinbar lesen. Leute, fühlt euch angesprochen! Kommentiert das Geschriebene, erzählt eure Erfahrungen und korrigiert, was ich vielleicht falsch erzählt habe - dafür ist dieses Forum da. Anonymität garantiert  ;)


Kuddel

Geblogge, statt andere zu beleidigen, solltest Du lieber beschreiben, inwiefern Dein wunderbarer Arbeitgeber falsch beschrieben wurde!?!

Teodor Webin

Hey, Geblogge,

dann verrat mir doch mal, wie du deine Krankenkasse zahlst, ob und wie du sozialversichert bist und wie du Urlaub nimmst?

Und werden deine Arbeitsstunden bezahlt, wenn aufgrund eines Updates mal wieder nichts funktioniert? :froehlich>

Entweder bist du einer der wenigen fest Angestellten, für die natürlich andere Bedingungen gelten oder du bist Studi, wo diese Sachen egal sind: Versichert über den Studi-Status und wenn keine Arbeit anfällt, scheint das nicht so schlimm zu sein.

Schon mal darüber nachgedacht, das beides in der Firma recht privilegierte Positionen wären? Ein Zensor in Ostdeutschland, der das macht, um Hartz IV zu entkommen oder eine Familie zu ernähren, hat da etwas andere Grundbedingungen, oder?

cyberactivist

"Geblogge" hat seinen Irrtum offensichtlich eingesehen und seinen Beitrag editiert.
Nur Exhibitionisten haben nichts zu verbergen.

mlawrenz

Ich habe mir jetzt einen Vertrag eines Mitarbeiters von DSAF angesehen.
Ist nach meiner Meinung juristisch höchst fragwürdig, das als Selbständigkeit zu bezeichnen. Ich sehe es so, dass durch die Art des Vertrages einfach die Sozialversicherungsabgaben gespart werden und ArbeiterInnen um ihre Rechte als Angestellte gebracht werden sollen.

Am besten klagt einE ehemaligeR MitarbeiterIn exemplarisch einfach mal auf Zahlung von Urlaubs- Kranken- und sonst. Gelder. Dadurch fliegen solche Konstruktionen dann meist auf und der Inhaber der Firma bekommt Muffensausen.
Ich unterstütze gern dabei.
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt


inline

ZitatAm besten klagt einE ehemaligeR MitarbeiterIn exemplarisch einfach mal auf Zahlung von Urlaubs- Kranken- und sonst. Gelder. Dadurch fliegen solche Konstruktionen dann meist auf und der Inhaber der Firma bekommt Muffensausen.
Ich unterstütze gern dabei.

Gibt es eigentlich einen konkreten Fall, wo jemand diese Gelder nachgezahlt bekommen hat? Denn ich habe den Eindruck, die Firmen sind dafür juristisch zu gut abgesichert.

mlawrenz

Es gab in Münster gerade erst einen Fall, in dem die Firma L&N, die für ihre fragwürdigen Verträge bekannt war, von einem ehemaligen Mitarbeiter verklagt wurde und daraufhin "aus Sorge" die illegalen Verträge in legale umgewandelt hat.

Der Arbeitgeber muss bei erfolgreicher Klage und Einschreiten der Behörde sämtliche Sozialversicherungsabgaben für die MitarbeiterInnen nachzahlen. Es birgt also ein enormes finanzielles Risiko, solche Verträge zu machen. Deshalb ist der Arbeitgeber besser beraten, falls das Thema in die Öffentlichkeit getragen wird, schnell von selbst die Verträge zu ändern, da er dann damit rechnen kann, dass die Behörde nicht erst aktiv wird.

Im Moment gibt es einiges an Bewegung und Unzufriedenheit in Bezug auf DSAF. Und bevor das die Auftraggeber mitbekommen ...
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt


Teodor Webin

hier: http://www.echo-muenster.de/node/43690

Bei der Firma DT&P Münster hat der Insolvenzverwalter den Status der "freien Mitarbeiter" angefochten und sie als Scheinselbstständige definiert. Das wird geil!

Teodor Webin

Ein absoluter Schenkelklopfer: Auf Drängen des Auftraggebers RTL will DSAF jetzt Abmahnungen verteilen an die Honorarkräfte, die in einem Monat über eine bestimmte Fehlerquote kommen.   LOL Das wird den konservativsten Brocken am Arbeitsgericht eine Entscheidung leicht fallen lassen...

Vielleicht noch ein Wort zu den Löhnen bzw. besser gesagt Honoraren: Definitive Aussagen lassen sich deswegen nicht machen, weil die Honorare individuell vereinbart werden. So gibt es Personen, die schon lange in der Firma sind und deswegen höhere Löhne bekommen, teilweise sogar seriöse Arbeitsverträge haben. Daher wahrscheinlich die (gelöschte) Einschätzung, mein erster Eintrag wäre nicht korrekt. D.h., die Honorarkräfte wissen untereinander teilweise nicht, was sie verdienen. Die angemessene Forderung wäre: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Und zwar auf oberstem Niveau und mit sozialer Absicherung.

Ebenfalls ist bekannt geworden, dass in der Vergangenheit nach einer 'Entlassungs'welle (d.h., da es sich ja nicht um Arbeitsverträge handelt, die Leute stehen von einem auf den nächsten Tag auf der Straße und könnten nicht mal ALG I beantragen!) RTL Abfindungen zahlte - eigentlich für diejenigen die bleiben, das Geld haben dann aber doch die Gekündigten erhalten. Allerdings: Gerade mal die Hälfte des Geldes, das RTL zur Verfügung stellte...

Teodor Webin

Die ganze Zeitung gibt's unter:

http://www.fau.org/artikel/art_081012-112411

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt...
Widerstand in prekärem Beschäftigungsverhältnis formiert sich. Ein Interview.

Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle einen Beitrag veröffentlicht, in dem es um Arbeitssituationen und Widerstandsmöglichkeiten in Sachen ,Scheinselbstständigkeit' in Münster ging. Wir hatten dabei eine konkrete Firma im Sinn, wollten aber ohne direkten Kontakt mit den ,freien MitarbeiterInnen' und ohne deren Mandat keine weiteren Schritte unternehmen.
In der Zwischenzeit haben wir in dem Forum chefduzen.de die Missstände in dieser Firma konkret benannt, denn mittlerweile regt sich hier erster Widerstand. Wir haben mit einem der Beschäftigten gesprochen.

?In Kürze: Was macht der Laden, für den du schaffst?

!Chats und Communities betreuen, sowie noch weitere Internetdienstleistungen für bekannte Fernsehsender und andere Firmen anbieten; zum großen Teil moralisch höchst verwerflich...

?Und wie sieht eure Arbeitssituation dort aus?

!Die meisten von uns sind als freie Mitarbeiter (ohne Sozialleistungen u.ä.) beschäftigt, arbeiten aber unter den Bedingungen von Angestellten. Hierbei jedoch ohne die Rechte und Freiheiten nur eines der beiden Beschäftigungsverhältnisse zu genießen. Sprich, wir haben keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder Urlaubsgeld, geschweige denn Bildschirm- oder sonstige Pausen. Sind andererseits aber an den Arbeitsplatz gebunden (also keine Heimarbeit), sind weisungsgebunden und vor allem arbeiten wir im 24-Stunden Schichtsystem. Zudem ist die Kommunikationsweise in der Firma wohl fern jeder Übertreibung als Katastrophe zu bezeichnen. Man bekommt täglich mails, die unverschämt und provozierend sind, zudem wird den Mitarbeitern ständig schlechte Arbeit unterstellt. Hinzu kommt, dass das gesamte Lohngefüge intransparent sind, dass abgesprochene Lohnerhöhungen nicht publik gemacht werden, sodass nur ,Wissende' den höheren Lohn erhalten.

? Du bist vor kurzem in die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di eingetreten. Was waren die auschlaggebenden Gründe dafür?

!Ich möchte einfach rechtliche Rückendeckung erhalten, sowie Informationen zu meinem Arbeitnehmerstatus. Ich bin der Meinung, dass unter den Mitarbeitern mittlerweile eine recht explosive Stimmung gegenüber der Geschäftsführung herrscht. Hier kann es nicht schaden, kompetenten Rat einzuholen. Letztendlich war aber der Anlass, dass ein Kollege schon bei dieser Gewerkschaft eingetreten war und dies dazu geführt hat, dass diese Person und eine weitere, dem Management angehörige, fast gefeuert worden wären. Je mehr
in der Gewerkschaft sind, desto schlechter können sie die Gewerkschaftsmitglieder feuern.

?Wo brennt's denn am meisten?

!Wie oben schon beschrieben, ist die Arbeitssituation tatsächlich prekär. Der Hauptgesellschafter und der Geschäftsführer schüren eine Stimmung der Missachtung der Mitarbeiter. Jegliche Verantwortung in Situationen, in denen es für die Firma um alles geht, wird den Mitarbeitern übertragen und ständig schwebt das Damoklesschwert der Kündigung über Ihnen. Hier wird einfach schlechte Arbeit geleistet und die Suppe dürfen die Mitarbeiter auslöffeln.

? Ihr beginnt damit, auch in dem Laden für ein wenig Unruhe zu sorgen, wie man hört. Welche konkreten Schritte werdet ihr unternehmen?

!Dazu möchte ich mich hier nicht äußern, um die anstehenden Maßnahmen nicht zu gefährden und sie ihrer Wirksamkeit zu berauben. Ich kann es aber mal bildlich versuchen zu sagen: Wir Mitarbeiter haben einige Trümpfe in der Hand, um unsere Situation verbessern zu können. Diese sind viele von uns bereit auszuspielen.

? Und was kann oder soll eine Gewerkschaft - also auch wir - tun, um euch zu unterstützen?

!Das ist eine gute Frage. Sie soll die Mitarbeiter über Ihre Rechte informieren. Sie soll ihnen die Angst nehmen, diese auch einzufordern. Grundsätzlich finde ich, dass die Stimmung in Deutschland dazu geführt hat, dass sich kaum noch Mitarbeiter trauen, um ihre Rechte zu kämpfen, was dazu führt, dass sie die Geschäftsführungen, die sich nicht anständig verhalten, keinerlei Gegenwind erfahren, was wirklich schlimme Konsequenzen für die Arbeitssituationen vieler Menschen hat. Man muss das streiten wieder lernen. Und ganz ehrlich: Wer soll denn damit anfangen, wenn nicht wir? Für viele von uns ist es ein Nebenjob, den zu verlieren zwar schmerzlich wäre, aber kein Beinbruch, wie für einen Familienernährer sein Hauptberuf. Gerade Studenten fallen also nicht so tief, wenn Konsequenzen hieraus entstehen. Die können zu Not immer noch für ein paar hundert Euro im Monat ins Callcenter. Also sollten wir es auch anpacken. Ich habe mir irgend wann mal folgendes Motto zu eigen gemacht: Wenn immer der Klügere nachgibt, dann gewinnt der Doofe. Und das will ich nicht.

mlawrenz

Aufgrund der aktuellen "Ereignisse" hat Prof. Dr. Ralf Schengber von DSAF mehrere Mitarbeiter gefeuert.
zu Dr. Schengber
Er ist Professor an der Fh Münster:
http://www2.fh-muenster.de/FB9/person/schengber/homepage.shtm

Er ist auch Direktor des institute for mobile marketing - ifmm e.V.
http://www.ifmm.net/de/index.html
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt


mlawrenz

Aufgrund der aktuellen "Ereignisse" hat Prof. Dr. Ralf Schengber von DSAF mehrere Mitarbeiter gefeuert.
zu Dr. Schengber
Er ist Professor an der Fh Münster:
http://www2.fh-muenster.de/FB9/person/schengber/homepage.shtm

Er ist auch Direktor des institute for mobile marketing - ifmm e.V.
http://www.ifmm.net/de/index.html
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
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Teodor Webin

Einfach mal die Freundschaft gekündigt...

"Dr. Schengber and Friends" wirft unliebsame MitarbeiterInnen raus – mit "Selbstständigen" kann man es ja machen.

Dr. Ralf Schengber, Dozent an der Fachhochschule Münster, ist ein findiges Kerlchen. Als Lehrkraft in Sachen Betriebswirtschaft bemüht er sich auf vielerlei Weise, auch selber in der freien Marktwirtschaft erfolgreich zu sein, z.B. als Direktor des ,,Institut für Mobile Marketing". Schengbers Hauptprojekt aber ist die Firma DSaF – Dr. Schengber and Friends. Schon der Name lässt Schlimmes erahnen: Denn ,Freunde' stellt man natürlich nicht als Arbeitskräfte an, sondern man behandelt sie als gleichberechtigte ,Partner', als Selbstständige, wie Dr. Schengber selber einer ist. Nebenbei spart er sich so Sozial-, Krankenkassen- und Rentenbeiträge (die sogenannten Lohnnebenkosten). Bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder Pausen - wie etwa die gesetzlich vorgeschriebene Bildschirmpause - muss Schengber auch nicht gewähren. Eine Mindestarbeitszeit und somit ein planbares Einkommen haben die ,Friends' auch nicht.

DSaF bietet Dienstleistungen für große Privatsender wie RTL und VOX an: Bundesweit tätige ,Censoren' lesen SMS von ,Chattern', die für teures Geld Botschaften an die Videotexte dieser Sender schicken. Moderatoren betreuen diese Seiten. Darüber hinaus betreut DSaF diverse andere Community-Projekte. Das Grundhonorar der ,Censoren' beträgt 5,50 Euro, dazu gibt es Zuschläge nach Akkord. Das maximale Stundenhonorar (ohne Nacht- und Wochenendzuschlag) liegt bei 6,50 Euro. Aussagen über die Lohn- bzw. Honorarhöhe zu treffen ist allerdings schwer, denn zur Unternehmenspolitik gehört es auch, diese immer wieder individuell unter dem Mantel der Verschwiegenheit auszuhandeln.

Mit der Etablierung eines automatischen Zensors der Firma Digamé wurden vor etwa zwei Jahren zahlreiche ,Censoren' entlassen. Wobei ,,entlassen" im juristischen Sinne der falsche Ausdruck ist, handelt es sich doch nicht um ArbeitnehmerInnen. Abfindungen oder ähnliches gab es nicht, die Dummen waren die ,Censoren'. Bei der Einstellung oder Reduzierung von Projekten haben grundsätzlich die selbstständigen MitarbeiterInnen das Nachsehen. Eine Beschäftigungsgarantie gibt es für sie bei DSaF nicht.

Verpflichtend für die ,Censoren' ist auch der Bereitschaftsdienst, in dem sie sich zur Verfügung halten müssen, falls mehr Arbeit anfällt oder KollegInnen ausfallen. Diesen bekommen sie nicht bezahlt. Die Forderung nach einer durchaus bescheidenen Vergütung dafür wurde brüsk zurück gewiesen - unter anderen mit dem Argument, bezahlte Schichten würden sie sich durch die Übernahme der unbezahlten Bereitschaften erst ,verdienen'.

Anonym wurde über die Ereignisse im Internet-Forum Chefduzen berichtet. Dadurch aufmerksam gemacht, suchte die FAU Münsterland den Kontakt zu den MitarbeiterInnen und veröffentlichte im Oktober 2008 ein anonymes Interview – ohne Nennung des Firmennamens – in ihrer Lokalzeitung Interhelpo. Ein weiteres Detail, dass der anonyme Mitarbeiter hier erwähnte, war die Kündigungsandrohung aufgrund von DGB-Gewerkschaftsmitgliedschaften. Auf Chefduzen wurde dieses Interview in den Diskussionsstrang zu DSaF gestellt. Nur fünf Tage später wurde drei MitarbeiterInnen die ,,Freundschaft" gekündigt: Sie bekamen von heute auf morgen keine Aufträge mehr erteilt. Vermutlich vermutete DSaF, dass sie die UrheberInnen des Interviews waren, gesagt oder gar bewiesen wurde dies jedoch nicht. Die drei Gekündigten haben sich entschlossen, individuell und auf unterschiedliche Weise gegen bzw. mit dieser Behandlung umzugehen. Auch wenn die FAU Münsterland aktuell kein Mandat von Beschäftigten bei Dr. Schengber and Friends hat, wird sie doch die Firma weiterhin unter verschärfter Beobachtung halten und Missstände bekanntmachen.

Artikel von Erik Dickmann aus der Direkten Aktion Nr. 191 vom Januar/Februar 2009 – wir danken dem Autor und der Redaktion

gefunden auf: http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/cc/da191_dickmann.html

mlawrenz

Und schon sind wir wieder auf Platz 4 bei google und yahoo mit "DSAF Münster: Gewerkschaftsfeindlichkeit vorprogrammiert" (wenn man den begriff dsaf bei google eingibt).
Ausbeuter soll man beim Namen nennen. Auch wenn wir Dr. Schengber sicher vorkommen wie "Extremisten".
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt


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