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Industrie & Handwerk & Agrar => Leiharbeit, bzw. moderner Sklavenhandel => Thema gestartet von: karl. am 08:29:36 Mi. 04.Mai 2022

Titel: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 08:29:36 Mi. 04.Mai 2022
Aus der neuen "metall 5/6 2022"
ZitatIm April stiegen die Tarifentgelte um 4,1 % - und die nächste Tarifrunde  steht wieder bevor. ..ab Oktober steigt der gesetzliche  Mindestlohn auf 12 Euro. derezeit liegen die unteren drei Entgeltgruppen in der Leiharbeit unter 12 Euro. Die DGB-Gewerkschaften wollen die Leiharbeitstarife auf den neuen Mindestlohn anheben. Auch die höheren Entgeltgruppen sollen im gleichen Verhältnis steigen.
Nachzulesen unter: https://www.igmetall.de/metallzeitung-epaper/mai-juni-2022/#26 (unten links)

Um alle Entgeltgruppen zu erhöhen bedarf es meiner Kenntnis nach auch der Kündigung des Entgeltrahmen-TV. Dort sind die Entgeltgruppen im Verhältnis zueinander (Ecklohngruppe 100%) vereinbart.

Beide TV Lohn-TV sowie Entgeltrahmen-TV sind mit 6-monatiger Kündigungsfrist kündbar zum 31.12.2022.

So müßten spätestens zum Ende Juni die TV von der DGB-TG (Tarifgemeinschaft) die Kündihung der TV erklärt werden.
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 21:37:06 Mo. 16.Mai 2022
nehme mal an, dass keine Diskussionsbeteilung stattfindet weil keiner erfasst was es mit dem Satz der IGM aus vorherigem Beitrag auf sich hat.

Im Zitat aus der "metall" ist die wesentliche Aussage:
Zitat...Auch die höheren Entgeltgruppen sollen im gleichen Verhältnis steigen.
Werde das mal auseinanderklamüsern.

Lohngruppen stehen in einem prozentualen Verhältnis zueinander. Die Facharbeiterlohngruppe wird als 100 % gesetzt. Ungelernte darunter, qualifiziertere darüber.

Unter: https://www.igmetall-nieder-sachsen-anhalt.de/home-aktuelles/news-details/neue-entgeltgruppen-in-der-leiharbeit/
heißt es bei der IGM:
Zitat.......die Entgeltgruppe 4 zu einer echten Eckentgeltgruppe aufgewertet.
D. h. die EG 4 ist die Ecklohngruppe also 100 % mit derzeit 14,08 Euro.

Die unterste EG 1 hat derzeit 10,88 Euro. Prozentual zur Ecklohngruppe bedeutet dies sie liegt 22,7 % unter der Ecklohngruppe (dieses prozentuale Verhältnis der Entgeltgruppen bezeichnet man als Lohngruppenschlüssel) Im Fall der EG 1 sind die 12 Euro also 77,3 % vom Ecklohn.

Der gesetzl. Mindestlohn ab Oktober 2022  beträgt 12 Euro. Da der Lohngruppenschlüssel ab Oktober unverändert weiter Gültigkeit hat muss der Entgeltrahmen-TV gekündigt werden um den Ecklohn wieder festzulegen.

Nimmt man die EG 1 mit 77,3 % dann entspräche der neue Ecklohn von 100 % einem Stundenlohn von 15,52 Euro. Das wären schlappe 10 % mehr. Und dementsprechend auch alle anderen Lohngruppen.

Um nochmals auf das Zitat der IGM zurückzukommen:
ZitatAuch die höheren Entgeltgruppen sollen im gleichen Verhältnis steigen.

Die ZAF-Verbände werden werden das nicht so seelenruhig zur Kenntnis nehmen wie die User hier.





Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 14:56:52 Do. 26.Mai 2022
Jetzt hast du dir so viel Mühe gemacht und einen schwer verständlichen Satz auseinanderklamüsert und trotzdem kommt keine Diskussion zustande.

Ich glaube, Leiharbeiter wollen einfach nicht in der Leiharbeit sein, aber sie kommen nicht raus.
Es geht nicht allein um eine schechtere Bezahlung, es geht auch darum, daß es furchtbar ist, in einem Betrieb ein Arbeiter 2. Klasse zu sein, selbst wenn man exakt die gleiche Arbeit tut. Und das Leben eines Leiharbeiters ist unstetig und schwer planbar. Das muß niemand haben.

Man will da raus und kümmert sich nicht um irgendwelche Details, nicht um Politik und nicht um Gewerkschaft. Die sind alle irgendwie weit weg und man fühlt sich da auch nicht vertreten.

Leiharbeiter sind bestenfalls dann organisierbar, wenn sie als größere Gruppe aus einer besseren Situation (z.B. in der Autoindustrie) rausgekegelt werden. Ansonsten redet man wenig über das eigene Los, sucht aber einen individuellen Ausweg (, den es nur selten gibt).
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 18:02:53 Fr. 27.Mai 2022
ZitatJetzt hast du dir so viel Mühe gemacht und einen schwer verständlichen Satz auseinanderklamüsert und trotzdem kommt keine Diskussion zustande.
Na ja, vielleicht ist dein Kommentar ein Auftakt zu weiteren Kommentaren. Hatte mich ja nicht gewundert, dass sich keine LAN unmittelbar melden sondern dass die User hier im Forum so still sind.

Gibt man unter Suche im internet ein: "Diskussionsforen und Leiharbeit" stößt man z.B. auf solche Angebote:

https://www.juraforum.de/forum/thema/?bereich=arbeitsrecht&kw=zeitarbeit ( und einige ähnliche die aber kaum noch frequentiert werden)
Es geht dort so gut wie immer um unmittelbare Probleme. Chefduzen und das ehemalige ZOOM der iGM haben und hatten einen weitergehenden Anspruch. Nämlich selber aktiv werden und sich organisieren.

Die unmittelbaren Probleme haben zur Grundlage das AÜG, die TV der Gew. und aktuell im Herbst der neue gesetzliche Mindestlohn.

ZitatMan will da raus und kümmert sich nicht um irgendwelche Details, nicht um Politik und nicht um Gewerkschaft. Die sind alle irgendwie weit weg und man fühlt sich da auch nicht vertreten.
Da sind die LAN keine Besonderheit gegenüber Festangestellten. Besonderheit bei den LAN ist, dass sie prekäreren Gegebenheiten  (z.B. immer wiederkehrender Wechsel) unterworfen sind.

Die Masse der LAN war noch nie scharf auf Eigeninitiative und Organisierung. Aber einzelne gibt es schon. Auf die zugehen und ihnen Angebote zu machen war die Vorstellung bei ZOOM. Und Aufklärung ist eine Voraussetzung um an die ranzukommen die Bedarf danach haben.

ZitatLeiharbeiter sind bestenfalls dann organisierbar, wenn sie als größere Gruppe aus einer besseren Situation (z.B. in der Autoindustrie) rausgekegelt werden.
Selbst da ist das nur eine Ausnahme. Bei Airbus und x anderen Großbetrieben mit equal-pay-ähnlichen Regelungen organisieren sie sich in aller Regel nur als zahlende Karteileichen.

Will damit sagen, desinteressierte LAN gibt es unabhängig von der Betriebsgröße. Interessierte LAN aber auch. Man muss sie halt ansprechen. (Zwei Jahre Corona mit Kontaktproblemen haben das extrem erschwert).

Wie von mir dargestellt: Der gesetzl. Mindestlohn mit seine Auswirkungen auf die Löhne (Lohngruppen) kommt so wie das Amen in der Kirche.

Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 21:50:59 Sa. 11.Juni 2022
Hier mal die ersten offiziellen Tarifinfos zum Thema.

vom 03.06.22
https://besondere-dienste.verdi.de/branchen/zeitarbeit-leiharbeit/++co++bc29a90a-caad-11ec-8ebe-001a4a160100

sowie unter:

https://besondere-dienste.verdi.de/++file++629edd3fe38bed0657bbd537/download/Flugblatt_Zeit-und_Leiharbeit_Mindestlohn_03.06.2022.pdf

vom 07.06.22

Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 12:59:17 So. 12.Juni 2022
https://twitter.com/miese_Jobs/status/1535930247245340673
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 10:26:46 Mo. 13.Juni 2022
@Kuddel
Dein Link auf Twitter:

"Während die IG Metall in der #Leiharbeit mal wieder in Tarifverhandlungen eintritt, weht in Österreich ein anderer Wind:"

Liest man den ganzen Artikel kann  ich keinen wesentlichen Unterschied zu Deutschland erkennen.

Hier bei Chefduzen und auch allgemein weht z. Zt. noch nicht mal ein laues Lüftchen bzl. Leiharbeit. Also mach ich weiter mit Infos zu Tarifverhandlungen. Leser gibt es ja doch eine Handvoll.

Hier die neueste Tarifinfo von verdi zu den Verhandlungen vom 08. Juni :

https://besondere-dienste.verdi.de/++file++62a6d5e77692167947ba6115/download/Tarifinfo_1_DGB_Zeit-und_Leiharbeit.pdf


Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 09:26:10 Mi. 15.Juni 2022
Das LabourNet twittert:
ZitatEs ist - leider- wieder so weit: #Tarifrunde #Leiharbeit 2022/23 der #DGB-Tarifgemeinschaft GEGEN den #EqualPay hat am 8.6. begonnen - nächste #Tarifverhandlungen am 20. Juni in Berlin (wenn wir nur wüßten wo...)
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 14:00:10 Mi. 15.Juni 2022
@karl

Danke für deine laufenden Infos und das Du den Erklärbär zu den "Ecklohn" gemacht hast..

Kann dir zwar nicht komplett folgen, jedoch werden ja viele Leiharbeiter_innen via
"Betriebliche_r Mitarbeiter_in" eingestellt, was mit der niedrigsten Lohnstufe E1 gelöhnt wird..

Erst wenn diese Leiharbeiter-innen an Facharbeit disponiert werden, werden ihre Facharbeiterbriefe
mit Zuschlägen (bei mir war es 1 Euro pro h brutto (2015)) "anerkannt".

Habe die Tarifrunde nun so verstanden, das sich nun um Centstücke gestritten wird. Was ein Hohn,
zumal das Leben seid Corona (2019) mittlerweile im gesamten ca. 30% teurer geworden ist.

Tja, wo tagen die am 20.6. blos ?.. Besuch von Kritik könnten die echt gebrauchen und die Gewerkschaft
sollte endlich mal Leiharbeiterstreiks starten.
Jahre lang ist IGZ / BAP und die Gewerkschaft auf Schmusekurs hängen geblieben.

Es wäre doch nicht einfacheres als den Tarifvertrag zu kündigen, damit wenigstens a bissel der Geschmack
von Equal Pay aufkäme oder ? Ohne "schmerzhafte" Arbeitsniederlegungen glaube ich nicht daran..

E1 künftig bei 12,02 pro h brutto ?  ???

Gibt es dazu eine aktuelle Statistik, von wie viel Leiharbeiter_innen in welchen Lohngruppen schuften ?
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 14:11:33 Mi. 15.Juni 2022
Zitat von: Onkel Tom am 14:00:10 Mi. 15.Juni 2022Gibt es dazu eine aktuelle Statistik, von wie viel Leiharbeiter_innen in welchen Lohngruppen schuften ?
Firmenintern gibt es sowas vermutlich, firmenübergreifend ist mir nichts davon bekannt.
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 14:39:08 Mi. 15.Juni 2022
IGZ / BAP und der DGB sollten so was auch in ihrer Schublade haben aber Schweigen im Walde..  ::)
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Draisine am 20:06:25 Mi. 15.Juni 2022
Zitat von: Onkel Tom am 14:39:08 Mi. 15.Juni 2022
aber Schweigen im Walde..  ::)
Nö-nicht ganz.Ist nur eine andere Schublade ;D:
https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=1244296&topic_f=beschaeftigung-anue-anue

Allerdings-nur bis 2021
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 13:15:52 Do. 16.Juni 2022
Danke für den Link  :)

In der Tat interessant, um zu erfahren, in welchen Sparten sich Leiharbeit am meisten verbreitet hat..
Meine Frage kurzgefasst : Wie viel Fachkräfte in der Leiharbeit mit E1 "abgespeist" werden ?,
beantwortet die Statistik leider nicht oder hab was übersehen..

Ich glaube auch kaum, das der BA meine Frage interessiert, da sie ja meistens nicht mehr "zuständig"
sind und Differenzen zwischen Facharbeit und Entlohnung des Arbeiter_in "Problem sei".

Die Gewerkschaft könnte ihre Midglieder_innen befragen und auswerten, wie viele innerhalb der
Leiharbeit zu ihren Quallifikationen "unterbezahlt" werden..

Schönes (verlängertes) WE  8)
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 15:05:05 Do. 16.Juni 2022
Zitat von: Onkel Tom am 13:15:52 Do. 16.Juni 2022Wie viel Fachkräfte in der Leiharbeit mit E1 "abgespeist" werden ?
Gar keiner.
Die Leihfirmen sind ja schließlich alle hochseriös und wenden die Tarifverträge korrekt an.  :P
Für Fachkräfte also je nach Berufserfahrung ab E3 aufwärts.
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Draisine am 15:36:00 Do. 16.Juni 2022
Zitat von: Onkel Tom am 13:15:52 Do. 16.Juni 2022

Meine Frage kurzgefasst : Wie viel Fachkräfte in der Leiharbeit mit E1 "abgespeist" werden ?,
beantwortet die Statistik leider nicht oder hab was übersehen..

Doch, aber dann eine andere. Und das aktuell für das damalige EG1-nur bis 2019
https://www.personaldienstleister.de/destatis-ueber-14-millionen-jobs-mit-gesetzlichen-mindestlohn-in-2019

Die Verlinkung stammt ursprünglich von hier:
https://www.personaldienstleister.de/destatis-ueber-14-millionen-jobs-mit-gesetzlichen-mindestlohn-in-2019

Ab 2020 hat bei den Entgeltgruppen eine Veränderung stattgefunden;

https://arbeitswelt.eu/welche-entgeltgruppen-gibt-es-in-der-zeitarbeit/

Inkl. Erhöhung -ab 1.April 2022 auf 10,88 Euro pro Stunde:

https://www.dgb.de/tarifrunde-leiharbeit/++co++972724c0-217c-11ea-bd05-52540088cada

Für den Lohn gibt es in Hamburg sogar aktuelle Stellenangebote:

https://www.randstad.de/jobs/produktionshelfer-mwd_norderstedt_c00499967/

Und noch ein geballtes Werk, zu Entwicklungen in der Zeitarbeit bis Januar 2022:

https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Zeitarbeit/generische-Publikation/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf?__blob=publicationFile
Dir auch ein schönes WE.
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 07:40:31 Fr. 17.Juni 2022
Oki, lassen wir das und ich gehe davon aus, früher auf Schummelein herein gefallen zu sein..  :P

Wer führt schon Buch darüber  ::)
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 18:34:55 Fr. 17.Juni 2022
@Onkel Tom

Zitat

Habe die Tarifrunde nun so verstanden, das sich nun um Centstücke gestritten wird. Was ein Hohn,
Gibt es dazu eine aktuelle Statistik, von wie viel Leiharbeiter_innen in welchen Lohngruppen schuften ?


Dazu noch ein paar Hintergrundinformationen:

Bei verdi heißt es:
"Verhandlungen zur gesamten Entgelttabelle?
Die DGB-Tarifgemeinschaft hat angeboten, über die gesamte Entgelttabelle zu verhandeln, wenn uns ein Sonderkündigungsrecht des Tarifvertrages zum 30.06.2022 eingeräumt wird. Das wurde von der Arbeitgeberseite abgelehnt. Deshalb lehnt die DGB-Tarifgemeinschaft eine Verhandlung über die gesamte Entgelttabelle zum jetzigen Zeitpunkt ab und wir verhandeln nur die Anpassung aufgrund der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 01.10.2022"

Die DGB-TG hatte 2019 einen TV über ein Mindeststundenentgelt vereinbart:

Inhalt:  bundeseinheitlich
• EUR 10,88 in der Zeit vom 01.04.2022 bis zum 31.12.2022

siehe unter: https://www.dgb.de/tarifrunde-leiharbeit/++co++7e482d82-4466-11e7-8677-525400e5a74a

Mit dem gesetzl. Mindestlohn zum 01.10.22 erhöht sich das bis 31.12.22 vereinbarte Mindestentgelt von 10,88 (E1) auf 12 Euro also um ca. 10 %. Die E 2a erhöht sich von 11,60 ebenfalls auf 12 Euro. Was die DGB-TG da anpassen will ist mir nicht klar. Möglicherweise denken sie dabei auch an eine Erhöhung der E 2a von 11,60 Euro um ebenfalls 10 % also auf 12,76 Euro.

Bei der IGM heißt es ja: "Auch die höheren Entgeltgruppen sollen im gleichen Verhältnis steigen."
Zur Frage wieviele LAN in den diversen Entgeltgruppen eingestuft sind kenne ich nur die Meldung der Arbeitsagentur unter:
https://www.ig-zeitarbeit.de/sites/default/files/redaktion/artikel/2020/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf

Dort heißt es auf Seite 20: "So übt in der Zeitarbeit mehr als die Hälfte aller Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) eine Helfertätigkeit aus (53 Prozent).

Helfertätigkeiten umfassen die Lohngruppen 1, 2a und 2b.
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 09:35:05 Sa. 18.Juni 2022
Wie gut, das ich gerade nur mein Morgenkaffee und Fluppe intus habe..

Über die letzte Vereinbarung (https://www.dgb.de/tarifrunde-leiharbeit/++co++7e482d82-4466-11e7-8677-525400e5a74a) bin ich "entsetzt" und das die "Bulettengewerkschaft" auch in
der Runde waren erstaunt mich.. Buletten in Leiharbeit ?

Für die Leiharbeiter_innen letztendlich ein schwerer Verlust seiner Kaufkraft..  :Q

Da denke ich, "Die Bettelkommission" aus der Lektüre "Kampagnen organisieren" von
verdi Berlin - Erste Ausgabe vom Oktober 2004 = Missionieren und Soli-Knete sammeln..

muss außergewerklich organisiert werden, weil damit alles anfängt, das Gewerkschaft ihren
Mitglieder_innen zu folgen hat, statt sich mit der Arbeitgeberschaft fluffig zu einigen..

Leiharbeiter_innen sollten sich außerbetrieblich treffen, vernetzen und tausend kleine
Leiharbeiter_innen-Gruppen könnten wie Schwarmintilligenz ihren Equal Pay erkämpfen..

Sollen die beteiligten etablierten Gewerkschaften doch mal alle die letzten drei Monatsbeiträge
ihrer von AüG - Betroffenen in ein Found werfen und außergewerkschaftlichen (subversiven)
Unternehmungen überlassen. Wadn Traum  ::)

Mir schwirren Gedanken im Hirn, wie könnte man ein bundesweiten Leiharbeiter_innen-Streik
organisieren, der nicht von den Gewerkschaften abhängig ist..

Meine Meinung:  D braucht aufmüpfige Leiharbeiter_innen  ;)

Trotz allem schönes WE  ;)

Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 14:22:50 Sa. 18.Juni 2022
@ Onkel Tom

ZitatTja, wo tagen die am 20.6. blos ?..

Nach der letzten Verdi-Tarifinfo war das letzte Treffen in Frankfurt (vermutlich in der IGM-Zentrale). Das nächste lt. verdi in Berlin.

Üblicherweise laden die Tarifpartner abwechselnd ein. Dann ist jetzt am Montag 20.06. der Arbeitgeber an der Reihe. Der BAP (Zeitarbeitsverband) hat seine Büros in Berlin. Der IGZ in Münster. Es ist also zu vermuten, dass das Treffen beim BAP stattfindet.

Seine Büros:

Bundesarbeitgeber­verband der Personal­dienstleister e.V. (BAP)

Universitätsstraße 2-3a
10117 Berlin

(Haus Dorotheenstadt)
https://www.google.ch/maps/place/Bundesarbeitgeberverband+der+Personaldienstleister+e.V./@52.5197957,13.3899936,17z/data=!4m5!3m4!1s0x47a851d03d04519d:0x465dff79406f8542!8m2!3d52.5197957!4d13.3921823?hl=de

Aber alles wie beim Lotto ohne Gewähr.

Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Draisine am 14:52:32 Sa. 18.Juni 2022
Einen diesjährigen Arbeitgebertag Zeitarbeit des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) gab es bereits am 02.06. 22 -in Berlin:            https://www.personaldienstleister.de/gegen-den-fachkraeftemangel-hilft-nur-ein-kanon-aus-vielen-kleinen-loesungen

Interessante Erkentnisse gewann ich heute übrigens -beim Stöbern in den Angeboten der IGZ Seminare 2022, für die internen Mitarbeiter. Insbesondere dem Angebot auf Seite 19:

https://www.ig-zeitarbeit.de/sites/default/files/redaktion/seiten/2022/220217_Seminarprogramm_2022.pdf

Wobei da der Fokus auf Förderungen im SGB III gelenkt wird - für die, die Leute mit Vermttlungshemmnissen einstellen möchten, mt Verweis auf

https://mitteldeutsches-institut.de/qualifizierungschancengesetz/#voraussetzungen

ALG II Empfänger ??

Richtig erkenntnisreich ist auch die Definition von kranken Mitarbeitern und die Handhabung dessen, Seite 49:

" Grundlagen, um Unproduktivitäten dauerhaft im Griff zu halten."
Titel: Re: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 23:17:32 Di. 21.Juni 2022
Zitat von: Onkel Tom am 14:00:10 Mi. 15.Juni 2022Gibt es dazu eine aktuelle Statistik, von wie viel Leiharbeiter_innen in welchen Lohngruppen schuften ?
Infos gibt's nur häppchenweise ...  ;)
ZitatDer Tarifabschluss betrifft die Mehrheit der Leihbeschäftigten: Rund 70 Prozent arbeiten in Entgeltgruppe 1 bis 2b.
https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,331129.msg375986.html#msg375986
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 12:48:49 So. 18.September 2022
Zitat von: Onkel Tom am 09:35:05 Sa. 18.Juni 2022Mir schwirren Gedanken im Hirn, wie könnte man ein bundesweiten Leiharbeiter_innen-Streik
organisieren, der nicht von den Gewerkschaften abhängig ist..

Meine Meinung:  D braucht aufmüpfige Leiharbeiter_innen  ;)

Ein schöner Gedanke, doch entfernt von den momentanen Realitäten.

Die DGB unabhängigen Initiativen von IGL, über FAU oder Leihkeule kochen zur Zeit auf derart kleiner Flamme, daß sie für die Masse der Leiharbeiter unsichtbar sind.

Es gibt auch keine sonstige (unabhängioge) kämpferische Strömung in der Leiharbeit. Deshalb halte ich einen Streik in dem Sektor für unrealistisch, jedenfalls im Moment.

Ich sehe in diesen Zeiten nur 2 positive Tendenzen: Leiharbeiter versuchen individuell ihre Situation zu verbessern. Leiharbeitsjobs gibt es wie Sand am Meer, deshalb ist eine Kündigung keine Bedrohung. Man wählt die Abstimmung mit den Füßen. Man verläßt die Sklavenbude, wenn man eine bessere gefunden hat.

2. Leiharbeiter sehen sich behandelt wie Arbeiter 2.Klasse. Sie reagieren entsprechend und zeigen keinerlei Interesse, auch "gute Arbeit" abzuliefern. Es hat sich eine Scheißegalhaltung durchgesetzt. Ich hatte mal nen Kollegen, der sich nach Arbeitsbeginn in eine Abseite zurückgezogen hat, um auf dem dort gelagerten Dämmaterial zu pennen. Er wurde erst nach einer Woche erwischt und gefeuert. Es war ihm scheißegal. Hat dann bei einem anderen Sklavenhändler angeheuert.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 17:44:43 Di. 04.Oktober 2022
Zur Erinnerung:

"Tarifverträge der Leiharbeit angepasst

Dabei ging es um die Anpassung der unteren drei Lohngruppen. Dies war notwendig geworden, nachdem der Bundestag die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro beschlossen hatte, die ab 1. Oktober dieses Jahres greift."

Siehe: https://www.dgb.de/presse/++co++c82da370-f08f-11ec-a18c-001a4a160123

Wird zwar erst in der Abrechnung die im November rauskommt nachprüfbar sein. Die Kontrolle sollte man im Auge behalten.

Ab 01.10.2022 :

Beträgt das niedrigste Entgelt in der Branche (Entgeltgruppe 1) dann 12,43 Euro (bisher 10,88 Euro).
 
In der Entgeltgruppe 2a steigt der Lohn von 11,60 auf 12,63 Euro

Die Entgeltgruppe 2b bekommt künftig 12,93 statt bisher 12,20 Euro.

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 19:26:18 Mo. 05.Dezember 2022
Am 24.11.2022 fand die erste Verhandlung zur Erhöhung der Entgeltgruppen 3 bis 9 in der Leiharbeitsbranche statt. Die erste Runde der Tarifverhandlung zwischen der DGB-Tarifgemeinschaft und den beiden Arbeitgeberverbänden BAP und iGZ wurde ergebnislos abgebrochen. Die Verhandlung soll am 14.12.2022 in Berlin fortgesetzt werden.

Der DGB verhandelt da was zusammen, was nicht unbedingt im Interesse der Betroffenen liegt.

Es ist sicherlich auch ein Problem, daß die Leiharbeiter so gut wie nicht organisiert sind und ihre Stimme nicht erheben, wenn der DGB wieder bei Mauscheleien erwischt wird.

https://www.labournet.de/?p=201788
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 11:40:01 Di. 06.Dezember 2022
Da wird nichts bei rauskommen.
Viel spannender ist da aus meiner Sicht der 15.12.:
ZitatDie EuGH-Urteilsverkündung in der Klage auf equal pay in der Leiharbeit gegen TimePartner – und damit über den Gesamtschutz durch DGB-Leiharbeitstarife – findet am 15. Dezember 2022 statt!
https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/die-anstalt-prof-wolfgang-daeubler-und-labournet-germany-gesucht-leiharbeiterinnen-fuer-eine-klage-vor-dem-eugh-fuer-gleichen-lohn-und-gleiche-bedingungen-auch-in-deutschland/
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: admin am 20:02:53 Di. 06.Dezember 2022
Am 14.12. in Berlin aufschlagen am Hotel ABION Spreebogen

Klartext:

Equalpay statt Tarif!
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 14:38:46 Do. 15.Dezember 2022
Da dürfte jetzt wohl eine Generalrevision der Tarifverträge fällig sein.
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=381060
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 08:52:08 Do. 22.Dezember 2022
Zitat von: Kuddel am 19:26:18 Mo. 05.Dezember 2022Die Verhandlung soll am 14.12.2022 in Berlin fortgesetzt werden.

Der DGB verhandelt da was zusammen, was nicht unbedingt im Interesse der Betroffenen liegt.

Es ist sicherlich auch ein Problem, daß die Leiharbeiter so gut wie nicht organisiert sind und ihre Stimme nicht erheben, wenn der DGB wieder bei Mauscheleien erwischt wird.

Zitat von: admin am 20:02:53 Di. 06.Dezember 2022Am 14.12. in Berlin aufschlagen am Hotel ABION Spreebogen

Klartext:

Equalpay statt Tarif!

Zitat von: dagobert am 11:40:01 Di. 06.Dezember 2022Da wird nichts bei rauskommen.
Viel spannender ist da aus meiner Sicht der 15.12.


Das Leiharbeitsthema hat eine enorme Bedeutung, denn es betrifft nicht nur die Leihsklaven selbst, sondern das gesamte Lohngefüge im Land. Es ist ein Mittel zur Flexibilisierung der Arbeitswelt und zur Lohndrückerei.

Deshalb sollte man jedes Mittel nutzen, diese Branche zu bekämpfen. Dazu gehärt auch der juristische Weg.

Ich halte es für fatal, sich allein auf Gerichte zu verlassen.

Jeder auch noch so kleine Protest hat Bedeutung.

(https://abload.de/img/scheissefeoet.jpg)


Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 11:37:46 Do. 12.Januar 2023
ZitatEuropäischer Gerichtshof zu Leiharbeit
Schlechtes Zeugnis für Gewerkschaften

Alarmstimmung in Leiharbeitsfirmen. Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass Leiharbeiter per Tarif zwar schlechter bezahlt werden dürfen, aber einen Ausgleich bekommen müssen. Damit wären die aktuellen Tarifverträge rechtswidrig. Das ist eine Ohrfeige auch für die Gewerkschaften.
https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/615/schlechtes-zeugnis-fuer-gewerkschaften-8629.html

Ein "schlechtes Zeugnis" für die Gewerkschaften ist nix Neues. Es hat aber herzlich wenig Folgen. Innerhalb der Gewerkschaften bewegt sich wenig. Zitate dazu aus dem Artikel:
ZitatWarum die DGB-Gewerkschaften genau dasselbe taten und tun, erklärt sich Wolfgang Däubler damit, dass es bei ihnen "eine tiefsitzende Identifikation mit der bestehenden Ordnung" gibt. "Man empfindet sich nicht mehr als Gegenmacht."
ZitatInzwischen rangiert das Thema Leiharbeit im Arbeitskampf weit hinten.

Das ist schon hammerhart.
Es ist kein Gewerkschaftsbasching, wenn man feststellt, daß die Gewerkschaften in dieser Frage nicht die Interessen der Beschäftigten vertreten. Ehrlicherweise muß man feststellen, daß die Debatte um Leiharbeit auch außerhalb der Gewerkschaften auf niedrigem Niveau vor sich hindümpelt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 13:31:49 Di. 24.Januar 2023
In der "metall" 5/6 2022 hatte die IGM angekündigt:

" Die DGB-Gewerkschaften wollen die Leiharbeitstarife auf den neuen Mindestlohn anheben. Auch die höheren Entgeltgruppen sollen im gleichen Verhältnis steigen."

Das hieß der Lohngruppenschlüssel (prozentuales Verhältnis der Lohngruppen zueinander) sollte sich nicht verschlechtern.
Schaut man sich die Tarifergebnisse (gültig ab 01.04.2023) an stellt man fest für die Entgeltgruppen E3 und E4 wurde das erreicht.

Aber für alle folgenden Lohngruppen E5 bis E9 hat sich der Lohngruppenschlüssel verschlechtert (sprich es wurde eine Lohnsenkung vereinbart).

Siehe hier im Einzelnen:

E3 Schlüssel alt     94,60 %    Schlüssel neu 94,60 %

E4           alt     100 %                neu  100 %

E5           alt     112,93 %             neu  112,12 % (-0,81 %)

E6           alt     127,13 %             neu  124,50 % (-2.63 %)

E7           alt     148,37 %             neu  144,85 % (-3,52 %)

E8           alt     159,73 %             neu  155,09 % (-4.64 %)

E9           alt     168,47 %             neu  162,63 % (-5,84 %)


Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:13:46 Di. 24.Januar 2023
Zitat von: karl. am 13:31:49 Di. 24.Januar 2023Aber für alle folgenden Lohngruppen E5 bis E9 hat sich der Lohngruppenschlüssel verschlechtert (sprich es wurde eine Lohnsenkung vereinbart).

Das sollte maximal publiziert werden!
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: piet am 20:30:24 Di. 24.Januar 2023
Moin zusammen. Nach langer Zeit der Abwesenheit wollte ich mich mal wieder zu Wort melden.
Heute erreichte mich eine interessante Rundmail der IG Metall, die offensichtlich an die Abonnenten des Newsletters von "Gute Arbeit für Alle" ging.
Gute Arbeit für Alle (http://www.gute-arbeit-fuer-alle.de)

Darin wird selbstredend der Tarifabschluss 2022/23 gefei..., äh, erklärt.

Aber es wird auch darauf hingewiesen, das es noch eine sog. Erklärungsfrist bis zum 22.02.2023 gibt. Das heißt: Endgültig eingetütet wird dieser Tarifabschluss erst dann!

Unter der Zwischenüberschrift "Jetzt Diskussion über Tarifergebnis" ist folgendes zu lesen:
"Jetzt wird das Verhandlungsergebnis mit den Mitgliedern und in der zuständigen Tarifkommission der IG Metall diskutiert."

Mit den Mitgliedern steht da! Also mit den Mitgliedern der IG Metall.
Was der DGB, ver.di und andere Einzelgewerkschaften mit dem Tarifabschluss so veranstalten wollen, das  entzieht sich meiner Kenntnis.

Aber alle Mitglieder der IG Metall, die hier mitlesen, sollten sich aufgerufen fühlen, ihre Meinung und Verbesserungsvorschäge an folgende Mailadresse zu senden: leiharbeit@igmetall.de

Vielleicht geht ja noch was!
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 09:59:49 Do. 26.Januar 2023
Aus dem Labournet:

ZitatLeiharbeit unterstützt meiner Ansicht nach eine Mehrklassengesellschaft in den Unternehmen! Sie spaltet Belegschaften! Sie macht Menschen zu Waren!
Leiharbeit, auch ,,faire Leiharbeit", führt meiner Ansicht nach zum Gegenteil von Solidarität, weil so manche Betriebsräte und Belegschaften großer Betriebe doch gern einen Puffer von weniger Gleichen im Unternehmen akzeptieren.
Das ist meine Erfahrung und dies wird durch diesen Tarifabschluss erneut bekräftigt. Dem sollte unsere Gewerkschaft entgegentreten!
https://www.labournet.de/?p=201788

Tja, "sollte". Die fehlende innergewerkschaftliche Demokratie ist ein zentrales Problem. Es betrifft nicht nur die Leiharbeit, sondern die gesamte gewerkschaftliche Arbeit.

Die Leiharbeit ist aber ein Beispiel, das so offensichtlich, wie krass ist.
Da wird etwas von der Gewerkschaft nicht etwa zu wenig diskutiert oder schlecht kommuniziert. Es wird knallhart über den Kopf der Mitglieder hinweg entschieden und die Entscheidung ist nicht im Sinne der Beschäftigten.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: bernie von zoom am 19:19:50 Do. 26.Januar 2023
karl, dein Beitrag vom 24.1. 13:31
mit dem von dir geforderten Schlüssel geht die Schere zwischen zwischen den unteren und oberen Lohngruppen immer weiter auf. Tolle Gewerkschaft.
Nach dem EuGH Urteil vom 15.12. darf von EP nur abgewichen werden wenn es einen Ausgleich gibt. Das muss noch vor das BAG. Es zu verschweigen ist im Interesse der Leihgauner. Noch tollere Gewerkschaft.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 11:42:15 Fr. 27.Januar 2023
@ bernie
Zitatkarl, dein Beitrag vom 24.1. 13:31
mit dem von dir geforderten Schlüssel geht die Schere zwischen zwischen den unteren und oberen Lohngruppen immer weiter auf
Hallo bernie wenn ich dich richtig verstehe findest du die Absenkung des Schlüssels für die E5-E9 richtig weil damit die Schere zwischen unten und oben verringert wird.

Das teile ich nicht. Die Schere für die E1, E2a und E2b wurde veringert indem es der DGB-TG gelungen ist den alten Schlüssel für die 3 unteren Lohngruppen zu verbessern.

Siehe hier:

Schlüssel alt                          Schlüssel neu

E 1        77,27  %                              84,80  %

E 2a       82,39  %                              86,68  %

E 2b       86,65  %                              88,88  %

Mit der jetzigen Absenkung der oberen E5 - E 9 wurde die Schere  zwar weiter abgesenkt aber zu Gunsten der Leihunternehmen. Kein Leiharbeiter in den unteren Gruppen kann sich davon etwas kaufen.

Die billiger gemachten E5 bis E9 werden jetzt für die Stammarbeiter billigere Konkurrenten.
Wir wollen doch "Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit" und keine Umverteilung innerhalb der Leiharbeiter.

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 12:42:56 Fr. 27.Januar 2023
In Frankreich gibt es für Leiharbeiter nicht nur Equal Pay, sondern sie kriegen mehr als die Stammbeschäftigten. Die flexibel einsetzbaren Leiharbeiter sind immernoch wichtig und auch lukrativ für die Wirtschaft.

Inzwischen gibt es in Frankreich mehr Leiharbeiter als in Deutschland.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: piet am 11:35:08 Mo. 30.Januar 2023
Moin Kuddel. Du schreibst in deinem Beitrag vom 26.01. was von "fehlender innergewerkschaftlicher Demokratie". Dem kann ich so nicht zustimmen.
Das Hauptproblem ist meiner Ansicht nach das fehlende Bewusstsein, über das, was eine Gewerkschaft sein sollte. Eben keine Versicherung, sondern eine Organisation, die sich "Spielregeln" gegeben hat. Und jetzt kommt das einzelne Gewerkschaftsmitglied ins Spiel.
Diese "Spielregeln" sind nicht eben einfach. Aber wenn du wirklich etwas willst und genügend Kraft, Ausdauer und Mitstreitende hast, kannst du innerhalb einer (DGB-)Gewerkschaft einiges reissen. Es dauert aber - und das ist das nächste Problem.
Beschlüsse finden auf Gewerkschaftstagen statt. Dazu muss man (fristgerecht!) Anträge stellen. Diese Anträge sollten inhaltlich fundiert sein. Man muss sich innergewerkschaftlich einmischen und MitstreiterInnen für neue Überlegungen haben. Alleine läuft gar nix!
Ein Aufwand, der schwer an Kraft und Ausdauer geht.
Aber nur so lässt sich die Politik der (DGB-)Gewerkschaften ändern. Und solange es keine ernstzunehmende Alternative zu ihnen gibt, bleibe ich selbstreden Mitglied. Auch wenn ich immer wieder in die Tischkante beissen muss.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 18:11:53 Mo. 30.Januar 2023
Moin piet.

Wie das momentan bei der IGM-HH funzt, kann ich jetzt nicht mitreden, hatte im letzten
Jahrzehnt die Erfahrung gesammelt, das die IGM mehr hinter den Leiharbeiter_innen steht,
wie es bei verdi der Fall ist.

Wir kennen uns noch aus der Zeit, wo eine Frau Namens Alice und ich ein Zusammentreffen
ca.2007 organisierten, zwecks Brückenschlag zwischen Erwerbslosen und Leiharbeiter zu
wuppen, was in die Hose ging.

Anbei (Elos und Erwerbslose) in Hamburg sehe ich das so, das verdi erst Elos komplett
aufgegeben haben (2009), gar eigener Kreativitäten behindert hat.
Bei den Leiharbeitern nimmt es auch ab. Der DGB hüllt sich dazu in Schweigen..

Von daher neige ich eher dazu was außergewerkschaftlich ins Rollen zu bringen statt mit
der Gewerkschaft ab zu quasseln, was geht und was nicht ginge. Stichwort: FA Neupac..

Dort hat die Belegschaft gemacht, die Gewerksaft stand erst nicht dahinter und wie der
Streik bei Neupac größeres Interesse aus der Öffentlichkeit bekam, war die Gewerkschaft
plötzlich wieder da, um das Erfolgszepter der Belegschaft zu grabschen.
Den Kampf selbst haben Belegschaft (Innenkonzept) und unabhänige wie Elos etc.(Außenkonzept)
a la Streikbruch-Sabotage gestaltet. Im Einzelhandels-Streik gab es ähnliche Gemeinsamkeiten
zwischen Belegschaft und Außenstehende wie Erwerbslose (2008)

Die Option "Erst selber wuppen und wenn es außergewerkschaftlich fruchtet erst dann die
Gewerkschaft mit ins Boot holen aber nicht nach ihren Spielregeln sondern den Spielregeln
der Belegschaft" halte ich für besser und zielführender Gewerkschaftsbosse an die Wurzeln
der Gewerkschaft zu erinnern.

Das Däubler-Projekt ist ein schwieriger Weg gewesen und ich glaube mit Gewerkschaft hätte
es noch schwerer werden können, zumal man bedenke, das Gewerkschaft bisher durch
Tarifverhandlungen immer wieder hat die Leiharbeitsbosse profitabel durch flutschen lassen.

Die "Spielregeln" der Gewerkschaft waren bislang zu IGZ etc. zu "kuschelig" und da liegt
das Problem und ich bin ja mal gespannt, was nun zu dem "Ausgleich", der durch das EuGH
beschlossen wurde, heraus kommt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 19:08:52 Fr. 03.Februar 2023
N'Abend Piet,

du sagst
ZitatDu schreibst in deinem Beitrag vom 26.01. was von "fehlender innergewerkschaftlicher Demokratie". Dem kann ich so nicht zustimmen.
Das Hauptproblem ist meiner Ansicht nach das fehlende Bewusstsein, über das, was eine Gewerkschaft sein sollte. Eben keine Versicherung, sondern eine Organisation, die sich "Spielregeln" gegeben hat. Und jetzt kommt das einzelne Gewerkschaftsmitglied ins Spiel.

Ach nö. Ich habe das schon 1000x gehört, doch leider habe ich nicht gesehen, daß es sich so umsetzen läßt, wie von dir beschrieben. Ich rede nicht von der Letzten Zeit sondern von Jahrzehnten.
ZitatEin Aufwand, der schwer an Kraft und Ausdauer geht.
Aber nur so lässt sich die Politik der (DGB-)Gewerkschaften ändern. Und solange es keine ernstzunehmende Alternative zu ihnen gibt, bleibe ich selbstreden Mitglied. Auch wenn ich immer wieder in die Tischkante beissen muss.

Also demnach müßtest du ständig mit festem Biß an der Tischkante hängen. Gerade in dem Bereich der Leiharbeit fehlt mir etwas, was deine Hoffnung auf aufkeimende innergewerkschaftliche Demokratie rechtfertigt.
Die IGM hat dem tollen und wichtigen ZOOM Forum ohne Rücksprache und ohne Vorankündigung den Stecker gezogen. Und bitte, das was gerade im Bereich der Leiharbeit passiert, ist doch nicht im Geringsten ein Umsetzen des Willens seiner Mitglieder seitens der Gewerkschaft. Es ist das Gegenteil. Du weißt es ja selbst.

Ich war auch IGM Mitglied. Mit jugendlicher Naivität und großem Elan versuchte ich mich als Auszubildender bei der Gewerkschaftsjugend zu engagieren. Es gab aber kein Interesse daran. Man wollte nichts von neuen ideen und eigenem Engagement wissen. Man brauchte nur ein Paar Hampelmänner, die das umsetzen sollten, was man sich bei der Gewerkschaftsführung ausgedacht hat. Wir sollten deren Aktionen nur durchführen, die fertigen Transparente hochhalten und Flugblätter verteilen, an denen nicht ein Wort von uns stammte. Ich hatte nach einiger Zeit die Faxen dicke und bin nicht mehr hingegangen.

Heute schwärmen einige noch von den tollen Zeiten der gewerkschaftlichen Kämpfe für die 35 Stunden Woche. Meine Erinnerungen daran sind weniger positiv. Ich schrieb einen Leserbrief an die Mitgliederzeitung der IGM. Der wurde zwar abgedruckt, aber ziemlich verstümmelt. Die Lobenden Worte waren noch alle da, nur meine kritischen Bemerkungen waren herausgeschnitten. Und die Umsetzung der Arbeitsverkürzung war jedenfalls in dem Großbetrieb, in dem ich arbeitete, ziemlich für'n Arsch.

(Ich werde meine Bemerkungungen zu diesem Thema hier fortsetzen. Bitte gib mir etwas Zeit.)
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: piet am 12:01:20 Sa. 04.Februar 2023
Alles schön und gut, @ Onkel Tom und @ Kuddel.
Eine grundsätzliche Diskussion sollte besser in einem anderen Thread als in diesem zur Tarifrunde 2022/23 laufen. Vielleicht gibt es diesen Thread ja schon ... und ich kenne ihn nur nicht?
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: counselor am 13:07:22 Sa. 04.Februar 2023
Es gibt einen Thread über Gewerkschaften
https://forum.chefduzen.de/index.php?topic=80.0
Den Kurs der Gewerkschaftsführer kann man meiner Meinung nach nicht ändern. Man kann aber an der Basis Mitglieder für zB die MLPD werben und die Basis zum Streik anstacheln. Von Spaltergewerkschaften wie der FAU halte ich nichts. Diese zersplittern die Arbeiterschaft und schwächen damit die Gewerkschaftsbewegung.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 20:19:43 Sa. 04.Februar 2023
Noch eine weitere kritische Anmerkung zur Absenkung der Entgeltgruppen 5 - 9 über den Lohngruppenschlüssel.

Gewerkschaften kritisieren die Arbeitgeber die über den Mangel an Fachkräften jammern u.a. regelmäßig dass sie mehr ausbilden und besser bezahlen mnüssen.

Jetzt konterkarieren wir mit der Verbilligung der qualifizierten LAN unsere eigenen Argumente.

Solche Argumente müssen in die Gewerkschaften reingetragen werden und nicht sie damit verschonen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 14:28:10 Mi. 08.Februar 2023
ZitatHund verhandelt Wurstpreis

In der Leiharbeit warten alle auf den Mai. Dann wird das Bundesarbeitsgericht entscheiden, ob und wie geringere Löhne für Leiharbeiter:innen ausgeglichen werden müssen. Diese geringeren Löhne haben die Gewerkschaften ausgehandelt. /b]
https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/619/hund-verhandelt-wurstpreis-8689.html
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 15:21:26 Mi. 08.Februar 2023
Zitatob und wie geringere Löhne für Leiharbeiter:innen ausgeglichen werden müssen
Gar nicht ausgleichen, sondern höhere Löhne zahlen.

Mit dem Lohn bezahlen die Leute ihre Miete, evtl. fällige Reparaturen am Auto (welches die Leihbuden immer noch oft als vorhanden voraussetzen) und müssen sich davon auch was zu fressen kaufen. Und für die Rente vorsorgen sollen sie ja auch noch.
Wenn da Geld fehlt, lässt sich das nicht ausgleichen.
Ein paar Tage zusätzlicher Urlaub mögen angenehm sein, aber davon kann man sich nichts kaufen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: bernie von zoom am 14:38:50 So. 19.Februar 2023
Es gibt weiter einen Tarifvertrag in der Leiharbeit der die Öffnungsklausel im AÜG nutzt und gleichen Lohn verhindert, ausgehandelt von der DGB Tarifgemeinschaft.

verdi hat einen Bundeskongress, die IGM den Gewerkschaftstag.
Beide beschliessen Grundsatzpositionen, 2019 zur Leiharbeit diese:

ZitatVerdi Bundeskongress 2019   Antrag A 001
Gute Arbeit statt prekärer Beschäftigung

Equal Pay (gleiche Bezahlung) und Equal Treatment (gleiche Behandlung) für Zeit- und Leiharbeit vom ersten Einsatztag an: Wiederherstellung des Synchronisationsverbots, ein Arbeitsplatz- anstelle eines Personenbezugs bei der Höchstüberlassungsdauer, eine Flexibilitätszulage von zehn Prozent, die Berücksichtigung von Zeit- und Leiharbeiter*innen bei allen Schwellenwerten in Arbeits- und Mitbestimmungsgesetzen, und nicht zuletzt eine Abschaffung der Privilegierung der konzern- internen Verleihung. Im Falle unzulässiger Verleihung muss klargestellt werden, dass das Arbeitsverhältnis beim Entleiher unbefristet und unter Anrechnung der dortigen Vorbeschäftigung besteht. Langfristig jedoch muss auf eine Gesetzesänderung hingewirkt werden, die Leiharbeit abschafft;

IG Metall Gewerkschaftstag 2019    Antrag E2.059:
Wirksame Regulierung der Leiharbeit und Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes

Der 24. Ordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen: Die IG Metall wird sich für eine wirksame Regulierung der Leiharbeit sowie eine Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes mindestens in folgenden Punkten einsetzen: Leiharbeit darf nicht als dauerhaftes Instrument im Einsatzbetrieb legitimiert werden. Die Leiharbeit muss auf die Ursprünge zurückgeführt werden, um Auftragsspitzen im Unternehmen abzubauen.
Dementsprechend muss es eine Begrenzung von Leiharbeit im Betrieb geben. Eine maximale Einsatzdauer darf sich außerdem nicht auf den einzelnen Leiharbeitnehmer, sondern muss sich auf den Arbeitsplatz im Einsatzbetrieb beziehen.
Der Grundsatz ,,Gleiches Geld für gleiche Arbeit" (Equal Pay und Equal Treatment)muss ab dem 1. Tag des Einsatzes für alle Arbeitsbedingungen gelten.
Die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte bei der Leiharbeit müssen erweitert werden.
Betriebsvereinbarungen zur Regelung der Leiharbeit (u.a. Einsatzzweck, Einsatzbereich, Volumen, Höhe der Vergütung, Höchstdauer des Einsatzes, Übernahmeregeln) müssen erzwingbar sein.
Die Bundesagentur für Arbeit muss wirksame Instrumente erhalten, um ihre Aufgaben bei der Erteilung von Genehmigungen an Verleihfirmen und die regelmäßige Kontrolle auf Einhaltung der Vorschriften konsequenter wahrzunehmen.
Die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, die im April 2017 in Kraft getreten ist, hat den Trend nach immer mehr prekärer Arbeit nicht gebremst. Im Gegenteil: Die Leiharbeit ist auf einem Rekordhoch und wächst weiter. Durch den unbegrenzten Einsatz von Leiharbeitskräften werden weiterhin systematisch Tarifstandards unterlaufen und Stammbelegschaften reduziert. Die Arbeitgebersetzen die Leiharbeit strategisch ein, um Belegschaften zu spalten und zu disziplinieren. Die Leiharbeitnehmer werden nach wie vor diskriminiert und wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Das muss aufhören.
Beschlussdatum  23.02.2019


Beide sind nur mit gezielter Suche zu finden.
Was schert mich mein Beschluss von gestern wenn den morgen niemand findet.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Mathias23 am 10:54:20 Mi. 08.März 2023
Geld, Geld, Geld! Das ist ein leidiges Thema für die Menschen, denn sie wollen immer köstlich essen, Spaß haben und so weiter. Was wäre, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Sie Geld verdienen können, während Sie Spaß haben? Ja, das ist erstaunlich; ich spreche jetzt von Casinos, genauer gesagt von Online-Casinos. Es gibt viele Angebote auf verschiedenen Seiten mit Online-Casinos...

Spam für Onlinecasinos (https://forum.chefduzen.de/pix/werbepause-01.htm)
Die Ausgebeuteten brauchen kein Glücksspiel, sondern würdige Arbeits- und Lebensbedingungen.

Admin

Edit von Rocco (17.06.23)
Habe den Link mal chefduzenkonform restauriert..  ;D
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 11:06:32 Mi. 08.März 2023
Wie meinen?
Wäre es besser, wenn sich die Leute widerspruchslos ausbeuten ließen??
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:20:38 Sa. 17.Juni 2023
Es sei nochmal daran erinnert, daß gleicher Lohn für gleiche Arbeit (Equal Pay) schon seit Jahren Normalität sein könnte,

Tarifabschluss: Mehr Geld für Beschäftigte in der Leiharbeit – aber eben nicht Equal Pay! Den hätte es OHNE den Tarifvertrag gegeben!

Wie wir hier sehen, ist die IGM in der Lage zum Thema Leiharbeit zu mobilisieren. Die Unzufreidenheit unter Leiharbeitern ist riesig.

https://youtu.be/Zm7u-CB4uNA

Die IGM nutzt ihre Möglichkeiten eher zur Mitgliederrekrutierung, als zur Durchsetzung der Interessen der Leiharbeiter.

Nochmal: Equal Pay hätte ohne Zutun der IGM erreicht werden können. Die Forderung nach einer Abschaffung der Leiharbeit steht an, nicht die Floskel, Leiharbeiter "dürfen keine Kolleginnen und Kollgen 2.Klasse sein".
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 17:25:33 Sa. 17.Juni 2023
Zitat von: counselor am 13:07:22 Sa. 04.Februar 2023Von Spaltergewerkschaften wie der FAU

Frechheit ! Der einzige der da spaltet, bist DU.  >:(

Zitat von: ManOfConstantSorrow am 12:20:38 Sa. 17.Juni 2023Die IGM nutzt ihre Möglichkeiten eher zur Mitgliederrekrutierung, als zur Durchsetzung der Interessen der Leiharbeiter.

Sehe ich auch so und verdi ist da ja noch schlimmer drauf.

Ich glaube, da kann nur sowas wie FAU organisieren, den Sumpf von Leiharbeitsgebertum
aus zu trocknen  ;) Andere Möglichkeit fällt mir dazu nicht ein außer sich anbei zu
solchen Projekten zu beteiligen.

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Olvasratef am 21:22:16 Do. 09.November 2023
Ich hoffe, euch allen geht es gut! Habt ihr schon die neuesten Informationen zu den Tarifverträgen Leiharbeit 2022/23 durchgesehen? Es ist wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen.

Edit von Rocco :

Einen Tag später das hinzu gefügt:

Übrigens, wenn ihr mal eine Auszeit von Tarifen und Verträgen braucht, kann ich das rababa Casino wärmstens empfehlen!  Das beste Online-Casino Werbepause (https://forum.chefduzen.de/pix/werbepause-01.htm) hat blablabla rababa gute Abzocke drauf..

Das Du doch nicht ein an der Waffel hast.. = Rauswurf
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 02:35:30 Fr. 10.November 2023
Moin Olvasratef und willkommen im Club  ;) 

Zitat von: Olvasratef am 21:22:16 Do. 09.November 2023Ich hoffe, euch allen geht es gut!
Ich glaube schon, was dieser Thread betrifft.

ZitatHabt ihr schon die neuesten Informationen zu den Tarifverträgen Leiharbeit 2022/23 durchgesehen?
Habe da noch nicht rein geschaut. Hast Du ein Link dazu ?

ZitatEs ist wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen.

Ich glaube, das sehen hier viele (alle ?) auch so aber bei der rasannten Bewegung
von Neuigkeiten geraten Themen in Hintertreppchien, bis es dazu was neues gibt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 21:55:56 Sa. 11.November 2023
Zitat von: Onkel Tom am 02:35:30 Fr. 10.November 2023Habe da noch nicht rein geschaut. Hast Du ein Link dazu ?
Da wird kein Link kommen.
Er hat stattdessen seinen Beitrag nachträglich bearbeitet, um Werbung zu platzieren.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 22:56:58 Sa. 11.November 2023
Jo, schön, das sone Affen hier keine Chance haben und ihr unlauterer Wettbewerb
flott ein Ende hier hat.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 11:25:14 Sa. 02.Dezember 2023
Hallo,

bin zufällig hier gelandet und es gibt Neuigkeiten. Am 15.12 starten die Verhandlungen. IG Metall fordert 8,5% ab April 23 bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/forderung-tarifrunde-leiharbeit-2023-2024

Realistisch dürften wohl eher 4-5% sein. Dann läge die Unterste Lohngruppe immerhin bei über 14 Euro.

Was equal Pay angeht, ist das gar nicht so leicht, wie hier einige glauben. Es ist völlig unklar, ob man einfach den Tarifvertrag kündigen kann und dann automatisch Equal Pay greift. Denn Tarifverträge wirken nach. Außerdem kann laut AÜG die Anwendung eines Tarifvertrags auch per Arbeitsvertrag geregelt werden und das kann - so die Auslegung einiger Juristen - auch ein bloß nachwirkender Tarifvertrag sein. Selbst ein statischer Verweis (also die Inbezugnahme eines Tarifvertrag in einer ganz bestimmten Fassung) kann zulässig sein. Derartige Klauseln sind zumindest außerhalb von Leiharbeit nicht unüblich und zulässig.

Aufgrund der Unklarheit müsste dieser Anspruch erst einmal erfolgreich eingeklagt werden. Zu glauben, dass die Verleiher freiwillig zahlen, ist eher unrealistisch.

Eine weitere Gefahr ist, dass die Lücke dann wieder von irgendwelchen gelben Gewerkschaften ausgefüllt wird. Ich war bis 2005 Leih-AN und für mich galt damals der Fake-Tarif der christlichen Gewerkschaften. Zwar wurden die später als nicht tariffähig eingestuft, aber nachträglich die Differenz habe ich trotzdem nicht bekommen, da die alte Firma längst nicht mehr existiert hat.

Leider ist es mittlerweile auch so, dass viele ,,normale" Firmen gar keinen Tarifvertrag mehr anwenden und die Leiharbeitstarife die internen Löhne überholen. So zum Beispiel im Bereich Logistik. Ich bin selbst in diesem Bereich beschäftigt und es ist in der Tat so, dass die Arbeitgeber das Thema einfach aussitzen und erst dann die eigenen Löhne erhöhen, wenn der Leiharbeitstarif erhöht wird.

In IG Metall Bereichen mag das noch anders aussehen. Aber da ist der Organisationsgrad auch höher.

Mein Fazit ist daher: Das Problem ist das AÜG. Dort müsste Equal Pay ohne Ausnahmen geregelt werden. Leider mit der Folge, dass in meiner Branche (Logistik) sogar Nachteile entstehen würden. Aber insgesamt wäre dies wohl ein Verbesserung.

Letztendlich können wir Arbeitnehmer uns nur wehren, wenn wir uns gewerkschaftlich organisieren. Ich kann jedem nur empfehlen, einzutreten. Im Bereich der Leiharbeit gibt es das Geld ja quasi wieder zurück in Form von höherem Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zudem hat man dann Rechtsschutz und kann sich auch individuell besser wehren. Es sein zu lassen aufgrund von schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit spielt nur den Arbeitgebern in die Karten. Denn eines ist sicher: Als einzelner bist du nicht auf Augenhöhe mit dem Arbeitgeber. Und solange man dies nicht ist, solange wird ein Arbeitgeber diesen Vorteil auch gnadenlos ausspielen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 13:01:26 Sa. 02.Dezember 2023
8,5%?
Bei der Preisentwicklung wäre das Dreifache angemessen ...

Zitat von: Hans01 am 11:25:14 Sa. 02.Dezember 2023Was equal Pay angeht, ist das gar nicht so leicht, wie hier einige glauben. Es ist völlig unklar, ob man einfach den Tarifvertrag kündigen kann und dann automatisch Equal Pay greift. Denn Tarifverträge wirken nach. Außerdem kann laut AÜG die Anwendung eines Tarifvertrags auch per Arbeitsvertrag geregelt werden und das kann - so die Auslegung einiger Juristen - auch ein bloß nachwirkender Tarifvertrag sein. Selbst ein statischer Verweis (also die Inbezugnahme eines Tarifvertrag in einer ganz bestimmten Fassung) kann zulässig sein. Derartige Klauseln sind zumindest außerhalb von Leiharbeit nicht unüblich und zulässig.
Dazu hatte ich an anderer Stelle schon mal was geschrieben:
Zitat von: dagobert am 21:41:27 Di. 28.Juni 2022Laut AÜG ist Equal Pay die Regel und ein Tarifvertrag die Ausnahme.
Ob dieses gesetzliche Regel-Ausnahme-Verhältnis mit einem Tarifvertrag ausgehebelt werden kann welcher sich lediglich noch in der Nachwirkung befindet, halte ich für sehr zweifelhaft.

Zitat von: Hans01 am 11:25:14 Sa. 02.Dezember 2023Eine weitere Gefahr ist, dass die Lücke dann wieder von irgendwelchen gelben Gewerkschaften ausgefüllt wird.
Nachdem sie schonmal so auf die Mütze gekriegt haben?
Glaub ich nicht.
Zumal den Leiharbeitsverbänden daran gelegen ist, sich in der Öffentlichkeit als seriös zu präsentieren. Da werden die kaum die alte Platte neu auflegen, wo sie damit doch schonmal auf die Fresse geflogen sind.

Zitat von: Hans01 am 11:25:14 Sa. 02.Dezember 2023Letztendlich können wir Arbeitnehmer uns nur wehren, wenn wir uns gewerkschaftlich organisieren. Ich kann jedem nur empfehlen, einzutreten. Im Bereich der Leiharbeit gibt es das Geld ja quasi wieder zurück in Form von höherem Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zudem hat man dann Rechtsschutz und kann sich auch individuell besser wehren.
Oder man wird wegen der Gewerkschaftsmitgliedschaft erst gar nicht eingestellt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 14:19:38 Sa. 02.Dezember 2023
1. Wie realistisch ist es, dass sich die Gewerkschaften bei einer Forderung von 25% durchsetzen werden, wenn aufgrund einer geringen Mitgliederquote nicht wirklich ein Streik droht? Schon die 8,5% werden nicht eintreten. Es werden höchstens 5%. Erfolge kannst du nur erzielen, wenn im Hintergrund eine breite Basis vorhanden ist. Die gibt es nicht einmal im Ansatz.

2. Wo im AÜG steht was von dem Ausnahmeverhältnis? Da steht in §8 Abs. 2 BetrVG:

(2) Ein Tarifvertrag kann vom Gleichstellungsgrundsatz abweichen, soweit er nicht die in einer Rechtsverordnung nach § 3a Absatz 2 festgesetzten Mindeststundenentgelte unterschreitet. Soweit ein solcher Tarifvertrag vom Gleichstellungsgrundsatz abweicht, hat der Verleiher dem Leiharbeitnehmer die nach diesem Tarifvertrag geschuldeten Arbeitsbedingungen zu gewähren. Im Geltungsbereich eines solchen Tarifvertrages können nicht tarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung des Tarifvertrages vereinbaren.
[/i]

Da steht in dem Wortlaut leider nichts von Ausnahme. Es gibt faktisch keinerlei Einschränkungen. Dummerweise wird auch nicht zwischen noch aktiven und bloß nachwirkenden Tarifverträgen unterschieden.

3. Es ist der Arbeitgeberseite schlicht egal, ob sie schon mal auf die Mütze gekriegt haben. Mit einer neuen gelben Gewerkschaft hätte man solange Ruhe, bis erneut die ganzen Instanzen durchgeklagt wurden. Das dauert Jahre in denen man nur den Mindestlohn zahlen würde.

4. Dann wird man halt nicht eingestellt. Wir sind uns doch einig, dass Leiharbeit scheiße ist. Eine Sperre droht dann auch nicht, schließlich würde der Verleiher einen Rückzieher machen. Zudem wird man gegen der Verleiher wohl auch vorgehen können. Denn niemand darf wegen seiner Mitgliedschaft benachteiligt werden. Zudem kann die Mitgliedschaft auch erst später offengelegt werden.

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 18:56:00 Sa. 02.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 14:19:38 Sa. 02.Dezember 20231. Wie realistisch ist es, dass sich die Gewerkschaften bei einer Forderung von 25% durchsetzen werden, wenn aufgrund einer geringen Mitgliederquote nicht wirklich ein Streik droht? Schon die 8,5% werden nicht eintreten. Es werden höchstens 5%. Erfolge kannst du nur erzielen, wenn im Hintergrund eine breite Basis vorhanden ist. Die gibt es nicht einmal im Ansatz.
Womit mal wieder die Frage nach der Tarifmächtigkeit und damit generell nach der Gültigkeit der Tarifverträge gestellt wäre ...

Zitat von: Hans01 am 14:19:38 Sa. 02.Dezember 20232. Wo im AÜG steht was von dem Ausnahmeverhältnis? Da steht in §8 Abs. 2 BetrVG:

(2) Ein Tarifvertrag kann vom Gleichstellungsgrundsatz abweichen, soweit er nicht die in einer Rechtsverordnung nach § 3a Absatz 2 festgesetzten Mindeststundenentgelte unterschreitet. Soweit ein solcher Tarifvertrag vom Gleichstellungsgrundsatz abweicht, hat der Verleiher dem Leiharbeitnehmer die nach diesem Tarifvertrag geschuldeten Arbeitsbedingungen zu gewähren. Im Geltungsbereich eines solchen Tarifvertrages können nicht tarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung des Tarifvertrages vereinbaren.
[/i]

Da steht in dem Wortlaut leider nichts von Ausnahme. Es gibt faktisch keinerlei Einschränkungen.
§ 8 Absatz 1 AÜG definiert den Regelfall (Gleichstellungsgrundsatz), Absatz 2 ermöglicht die Ausnahme von der Regel, deshalb steht da auch "kann/können" und nicht "muss/müssen".
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 20:13:48 Sa. 02.Dezember 2023
Hinsichtlich der Tariffähigkeit geht es um die Gesamtmitglieder und nicht um die Mitglieder innerhalb einer Branche. Alle DGB Gewerkschaften sind groß genug, um Tarifverträge abschließen zu können.

Und ,,kann/können" bedeutet nunmal exakt das. Sie können davon abweichen. Und zwar zu den im AÜG definierten Bedingungen und die sind leider recht locker definiert worden. Ich finde das auch doof. Aber es ist leider so und somit ist es auch sehr risikoreich, einfach keine weiteren Verhandlungen zu führen. Dann gilt das ganze Pamphlet einfach statisch weiter. Oder aber eine gelbe Gewerkschaft senkt mal eben die Löhne ab.

Selbst wenn die Klage-Aussichten gut wären, müsste sich das jeder einzelne einklagen. Die Betroffenen trauen sich nicht einmal in die Gewerkschaft einzutreten. Es wären noch weniger, die den Mut hätten zu klagen (wenn sie sich überhaupt einen jahrelangen Rechtsstreit leisten können).

Ich sehe hier allein die Möglichkeit, dass der Gesetzgeber das AÜG ändert.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 19:37:27 So. 03.Dezember 2023
Hallo Hans,
willkommen im Forum. Schön, daß wieder etwas Leben in die wichtige Diskussion um die Leiharbeit kommt.

Es klingt bei dir ein wenig so, als sähst du die gewerkschaftliche Organisierung als das einzig heilbringendes Mittel. Mir kommt es ein wenig aus den Ohren heraus von Gewerkschaftern zu hören, man müsse erst einmal in die Gewerkschaft eintreten, erst dann könnten Verbesserungen erkämpft werden. Mehr als krampfhafte Mitgliederwerbung sehe ich da nicht.

Je prekärer die Arbeitsverhältnisse, desto weniger gewerkschaftliche Organisierung. Das ist ja einer der Gründe, warum diese ganzen Jobs jenseits der Stammbelegschaften geschaffen worden sind.

Die Gewerkschaften können Hochglanzbroschüren produzieren oder Organizer schicken, nichts ist so effektiv, wie praktische Kämpfe vor Ort. Wird irgendwo gestreikt, gibt es Eintrittswellen bei den jeweiligen Gewerkschaften.

Im Bereich Leiharbeit sind Gewerkschaften nicht nur ziemlich wenig engagiert, sie sind mit ihren Tarifverträgen, mit denen sie ein Equal Pay aktiv verhindern nun wirklich nicht auf Seiten der Leihsklaven.
Warum sollten die einer Organisation beitreten, in der sie nicht ihren Interessenvertreter sehen...?
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 22:11:40 So. 03.Dezember 2023
Welches Mittel, außer in die Gewerkschaft einzutreten, gibt es denn? Ich sehe nur diese einzige Möglichkeit, eine bessere Bezahlung zu erreichen. Und gerade in den Niedriglohnbereichen besteht doch auch Handlungsbedarf. Bei den Verleihern gibt es inzwischen, wenn ich mich nicht irre, 1.000 Euro Mitgliederbonus pro Jahr. Das wären dann um die 600-700 Euro netto. Im Prinzip zahlt somit der Verleiher die Beiträge und zusätzlich bleibt sogar noch Geld übrig. Neben besseren Tarifabschlüssen ist dann auch eine Rechtsschutzversicherung mit drin. Warum man dies trotz prekärer Lage dann nicht tut und weiterhin freiwillig als Einzelkämpfer hoffnungslos unterlegen bleibt, ist mir ein Rätsel.

Welche Alternative gibt es denn? Ich habe aufgezeigt, dass unklar ist, ob Equal Pay bei einem auslaufenden Tarifvertrag gelten würde. Die Verleiher würden dann einfach die zuletzt geltende Fassung in die Verträge mit aufnehmen und es müsste erst einmal Klagen dagegen geben. Mit ungewissem Ausgang. Der Däubler Ansatz ist ja auch gescheitert.

Ich habe auch aufgezeigt, dass es inzwischen Bereiche gibt, die gar nicht mehr bezahlen als der IGZ Tarif. Für meine Branche (Logistik) ist es leider umgekehrt. Wir haben nämlich auch das Problem, dass kaum jemand organisiert ist. Und das nutzen die Arbeitgeber zu ihren Gunsten aus. Wir erhalten nur dann eine Erhöhung, wenn die Verleiher erhöhen, nur um selbst nicht unter diesem Niveau zu sein. Im Klartext: Die Stammbelegschaft profitiert von den IGZ Tarifen. Es gibt ferner noch schlimmere Buden. Da werden Leiharbeitnehmer zum Teil gezwungen eine Übernahme zu unterschreiben, um dann den Lohn von 13 Euro auf 12 Euro absenken zu können.

Das ist alles in IG Metall Bereichen noch anders. Aber eben auch nur wegen den hohen Organisationsquoten. Die haben sich das alles erkämpft. Von alleine kommt leider nichts. Das muss jedem klar sein.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 22:54:06 So. 03.Dezember 2023
Wofür gibt es eigentlich zeitliche Befristungen von Tarifverträgen oder die Möglichkeit dieselben zu kündigen, wenn die Dinger doch sowieso ewig gelten?
Einen Unterschied zwischen aktiven und nachwirkenden Tarifverträgen gibt es laut dir ja nicht ...

Was die Mitgliedschaft in einer DGB-Gewerkschaft angeht:
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben Hartz IV mitgetragen, die haben die Ausweitung der Leiharbeit mitgetragen, die haben ohne Not in der Leiharbeit Tarifverträge unter dem gesetzlichen Standard abgeschlossen. Weniger Geld, weniger Urlaub, kürzere Kündigungsfristen, keine klaren Regelungen zu Fahrtkosten und -zeiten. Dazu die unsäglichen Arbeitszeitkonten.
Zeitweise haben die sogar eigene Leihfirmen betrieben (ist hier im Forum alles dokumentiert).
https://forum.chefduzen.de/index.php?topic=26616.0
https://forum.chefduzen.de/index.php?topic=26895.0
Zu nichts davon waren sie gezwungen.
Die haben die Leiharbeiter und die Erwerbslosen regelrecht verkauft, vermeintlich um damit die Stammbelegschaften zu schützen.
Und jetzt fahren sie auch noch den Kriegskurs der Bundesregierung mit.
Was soll ich in so einer Gewerkschaft? Die vertreten nicht meine Interessen.

Die gelben Leiharbeitsgewerkschaften hätte man auch ohne DGB-Tarifverträge wegklagen können.

Und der Mitgliederbonus bei den Leiharbeitstarifen beträgt derzeit maximal 850€ brutto, dafür musst du mindestens 4 Jahre bei der selben Leihfirma sein.
Aber wer schafft das schon, wenn die Zahl der Kündigungen pro Jahr fast doppelt so hoch ist wie die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten?
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=387747
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 08:10:19 Mo. 04.Dezember 2023
Ich denke schon, dass es dein Interesse ist mehr Geld zu verdienen und nicht einfach die 13,50 Euro ab Januar statisch weiter gelten.

Das Kind ist vor 20 Jahren in den Brunnen gefallen als man den gelben Gewerkschaften nicht das Feld überlassen wollte. Dass diese später als nicht tariffähig eingestuft wurden, war keine Garantie.

Es hat der Gesetzgeber verbockt. Man hätte im AÜG klarstellen müssen, dass nur aktive Tarifverträge etwas abweichendes regeln dürfen. Dann gäbe es diese Risiken nicht. Und nochmal: In meiner Branche ist der Tarifvertrag ein Goldsegen. Denn der zieht die Löhne der Festangestellten mit nach oben.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 10:10:52 Mo. 04.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 22:11:40 So. 03.Dezember 2023Welches Mittel, außer in die Gewerkschaft einzutreten, gibt es denn? Ich sehe nur diese einzige Möglichkeit...

Ich schätze den gewerkschaftlichen Gedanken: eine Organisation der Arbeiter, die sich um die Organisierung gemeinsamer Kämpfe kümmert, um mit ihnen eine Verbesserung der Arbeits- und Lebenssituation durchzusetzen.

Ich sehe eine solche Haltung in unseren DGB Gewerkschaften nicht. Sie sind nicht nur wenig kämpferisch und unflexibel, sondern sie verhalten sich bisweilen den Interessen der Leiharbeiter entgegengesetzt. Das nun damit zu rechtfertigen, daß sie von Gelben Gewerkschaften zu einer unsolidarischen Politik gezwungen worden sind, überzeugt mich nicht.

China hat die größten Gewerkschaften der Welt. Die verhalten sich ähnlich wie die DGB Gewerkschaften. Auf dem Papier sind sie die Vertretung der Beschäftigten, in der Praxis organisieren sie keine Kämpfe. Aber Chinesische Arbheiter kämpfen trotzdem, auch chinesische Leiharbeiter. Sie demonstrieren, sie streiken, sie blockieren und manchmal werden sie dabei auch militant. Sie haben es mit schwierigeren Bedingungen zu tun und der Staat ist wenig zimperlich, doch sie Kämpfen trotzdem.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 10:43:44 Mo. 04.Dezember 2023
Mal davon abgesehen, dass wir wohl kaum chinesische Verhältnisse haben wollen würden ist das ja gerade unser Problem: Wir demonstrieren nicht. In Deutschland dürfen nur Gewerkschaften zu einem Streik aufrufen. Das werden sie aber nicht tun, wenn nur eine einstelligen Prozentzahl der Leiharbeiter organisiert ist. Da lacht sich die Arbeitgeberseite doch kaputt.

Die Arbeitgeberseite lacht sich darüber auch kaputt, dass die Arbeitnehmerseite es nicht checkt. Deine Bedenken sind nämlich genau die Argumente, die die Arbeitgeberseite gezielt streut. Fakt ist: Solange es keine vernünftige Basis gibt, wird sich nicht viel tun. Dann ist das kollektives Betteln.

Es kann niemand gezwungen werden sich zu organisieren. Nur bringt dann weiteres Meckern nichts, schon gar nicht im Internet.

Und dass Gewerkschaften mit ausreichender Quote was erreichen, zeigt die IG Metall in vielen ihrer Bereiche. Davon willst du ja witzigerweise über equal pay partizipieren.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 17:11:47 Mo. 04.Dezember 2023
Zitat von: dagobert am 22:54:06 So. 03.Dezember 2023Wofür gibt es eigentlich zeitliche Befristungen von Tarifverträgen oder die Möglichkeit dieselben zu kündigen, wenn die Dinger doch sowieso ewig gelten?
Einen Unterschied zwischen aktiven und nachwirkenden Tarifverträgen gibt es laut dir ja nicht ...

Noch etwas hierzu. Der Unterschied ist der, dass in der Nachwirkungsphase eine neue Abmachung den nachwirkenden Tarifvertrag ablösen kann. Du könntest dann losgehen und einzelvertraglich etwas besseres verhandeln. Nur wirst du damit keinen Erfolg haben. Es wird keinen Verleiher geben, der dann nicht trotzdem auf eine Bezugnahmeklausel des abgelaufenen Tarifvertrags bestehen wird. Und dieses Risiko kann man doch nicht einfach ausblenden. Niemand wird dir dann freiwillig Equal Pay geben.

Die Kündigungsmöglichkeit ist erforderlich, um anschließend Verbesserungen verhandeln zu können. Oder möchtest du bis zur Rente nominal das gleiche verdienen und damit Jahr für Jahr weniger Reallohn bekommen?

Es leider so, dass es allein darauf ankommt, ob eine Gewerkschaft dazu in der Lage wäre, den Betrieb mittels Arbeitsniederlegung lahmzulegen. Ist das der Fall, sind die Abschlüsse besser als wenn dies nicht der Fall ist. Das sollte einfach jedem bewusst sein. Die Arbeitgeber geben einem nicht einfach so mehr. Das geht nur über Schmerzen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 17:47:44 Mo. 04.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 17:11:47 Mo. 04.Dezember 2023Der Unterschied ist der, dass in der Nachwirkungsphase eine neue Abmachung den nachwirkenden Tarifvertrag ablösen kann.
Das geht ohnehin jederzeit, sofern die Tarifparteien sich einig sind.

Zitat von: Hans01 am 17:11:47 Mo. 04.Dezember 2023Du könntest dann losgehen und einzelvertraglich etwas besseres verhandeln.
Auch das geht jederzeit, sofern die Vertragspartner sich einig sind.
Siehe § 4 Abs. 3 TVG:
Zitat(3) Abweichende Abmachungen sind nur zulässig, soweit sie durch den Tarifvertrag gestattet sind oder eine Änderung der Regelungen zugunsten des Arbeitnehmers enthalten.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 19:56:10 Mo. 04.Dezember 2023
Das stimmt. Dann verstehe ich dein Anliegen aber erst recht nicht. Dann kannst du es ja jetzt schon versuchen und musst nicht abwarten, bis ein Tarifvertrag in der Nachwirkungsphase ist. Es wird dir in beiden Fällen nicht gelingen. Der Verleiher wird dir einen solchen Vertrag nicht geben. Er wird sich auf die Rechtsprechung des BAG berufen laut der auch nachwirkende Tarifverträge in Bezug genommen werden können. Leider schränkt das AÜG die Möglichkeit nicht entsprechend ein. Und es gibt auch keine Ambitionen der Regierung, für Rechtsklarheit zu sorgen und das AÜG entsprechend zu ändern.

Eine realistische Chance hättest du wohl nur dann, wenn alle anderen potentiellen Kandidaten ihre Unterschrift ebenfalls verweigern würden und niemand mehr zu diesen Bedingungen anfangen würde. Da die Verleiher Leute benötigen, wären sie gezwungen Equal Pay zu zahlen. Aber auch das wird ja nicht passieren. Du bekommst dann einfach den Vertrag nicht und dafür rückt dann der nächste nach, der ihn unterschreiben wird. Man ist leider nur in der Gemeinschaft stark. Als einzelner gehst du baden.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 21:12:12 Mo. 04.Dezember 2023
Hier stehen übrigens die Beweggründe der DGB Gewerkschaften.

https://www.dgb.de/themen/++co++8d6910ac-951f-11e6-9048-525400e5a74a

Übrigens: Bei uns im Konzern gab es vor vielen Jahren mal eine konzerninterne Arbeitnehmerüberlassung. Da gilt ab Tag 1 Equal Pay. Was ist passiert? Selbst die konzerneigenen Leute sind mit juristischen Tricks über den Tisch gezogen worden. Dann waren die Arbeitsplätze plötzlich nicht miteinander vergleichbar, da die ausgeliehen Leute einzelne Tätigkeiten nicht machen durften. Das war dann laut Arbeitsplatzbschreibung ein niedriger bewerteter Arbeitsplatz und somit angeblich deutlich weniger wert.

Zudem gab es bei den Eingruppierungen immer Grundstufen, die mit minus 10% begonnen haben. Und erst nach nach zwei Jahren war man im tatsächlichen Zielentgelt drin. Dummerweise ist ein ausgeliehener Mitarbeiter nur maximal 18 Monate da. Er konnte somit niemals das Zielentgelt erreichen.

In einer Abteilung gab es eine bestimmte Anzahl an Festangestellten mit Sachbearbeitergehalt. Dann ist gesagt worden, dass es ab einem bestimmten Stichttag nur noch Datenerfassung ist und damit eine Stufe niedriger eingruppiert. Die Festangestellten hatten eine Besitzstandsregelung. Nur für neue Festangestellte, die man aber nicht mehr einstellt, hätte die niedrigere Stufe gegolten. Und somit auch für alle geliehenen Mitarbeiter.

Es gab nicht eine einzige Klage dagegen. Und es ist kein Trick billig genug, um Equal Pay zu umgehen.

Inzwischen (hatte ich ja bereits geschrieben) sind unsere Löhne nicht mehr über Leiharbeitniveau. Wir haben nämlich das gleiche Problem. Es ist niemand in der Gewerkschaft (bei uns Verdi) und der Arbeitgeber hat einfach stumpf keine oder nur noch sehr geringfügige Lohnerhöhungen umgesetzt. Ab dem 1. Januar werden wir drunter liegen (wir liegen unter 13,50 Euro) und ab April, wenn dann nochmal 5% draufkommen, sowieso. Hier wären wir froh, wenn wir dann wenigstens das gleiche verdienen. Die ersten Leuten sprechen schon von Equal Pay nur umgekehrt.

Aber leider bin ich auch Einzelkämpfer. Ich versuche die Leute zur Unterschrift zu bewegen. Aber sie suchen die gleichen Ausreden wie es auch die Leiharbeiter tun. Dabei könnte alles so einfach sein: Wenn einfach alle eintreten und den Laden lahmlegen würden, gäbe es ruckzuck wieder gescheite Löhne.

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 22:25:49 Mo. 04.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 21:12:12 Mo. 04.Dezember 2023Dabei könnte alles so einfach sein: Wenn einfach alle eintreten und den Laden lahmlegen würden, gäbe es ruckzuck wieder gescheite Löhne.
Träum weiter.

Durchsuch mal das Forum nach dem Poststreik von 2015, da hat verdi gezeigt wie sowas (nicht) gemacht wird.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Fritz Linow am 23:06:05 Mo. 04.Dezember 2023
Die Diskussion ist spannend, da es um den Konflikt zwischen gewerkschaftlicher Organisierung und der Realität der gewerkschaftlichen Organisierung geht.

Mich treibt dabei eine Frage um: Leiharbeit gibt es in allen Branchen. Normalerweise werden bessere Löhne ausgehandelt oder meinetwegen auch erstreikt, wenn die entsprechende Branche dieses Anliegen hat.
Leiharbeit gibt es aber nun in allen Branchen. Leiharbeit ist also so eine Art Beschäftigungskonstrukt und keine Branche. Mit welchem Argument kann man da Tarifverträge aushandeln wollen?
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 09:33:13 Di. 05.Dezember 2023
Mit dem Argument, dass Tarifverträge zwischen Arbeitgeber und Belegschaft vereinbart werden. Ich habe ja aufgezeigt, dass dadurch prinzipiell auch bessere Regelungen als Equal Pay möglich sind. Etwa dann, wenn der Entleiher gar keinen Tarifvertrag anwendet, oder aber indem sich die Mitgliederquote deutlich erhöht, analog zu den Quoten der gut zahlenden Entleiher.

Ich kann tatsächlich nicht nachvollziehen, sich gegen Gewerkschaften auszusprechen, gleichzeitig aber von den höheren Löhnen der Entleiher profitieren zu wollen, die allein wegen der starken Gewerkschaften diese hohen Löhne haben. Das ist alles nicht vom Himmel gefallen. Das musste man sich alles erkämpfen.

Das Problem entsteht an ganz anderer Stelle. Warum ist Arbeitnehmerüberlassung in der Form zulässig? Man könnte es anders regeln. Auch den Gewerkschaften stört die Bezugnahmemöglichkeit in den Arbeitsverträgen.

Zitat von: dagobert am 22:25:49 Mo. 04.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 21:12:12 Mo. 04.Dezember 2023Dabei könnte alles so einfach sein: Wenn einfach alle eintreten und den Laden lahmlegen würden, gäbe es ruckzuck wieder gescheite Löhne.
Träum weiter.

Durchsuch mal das Forum nach dem Poststreik von 2015, da hat verdi gezeigt wie sowas (nicht) gemacht wird.


Die letzte Tarifrunde war allerdings erfolgreich. Es nützt doch nichts, immer wieder in die Mottenkiste zu greifen und nach alten Dingen zu suchen. Übrigens glaube ich, dass der ein oder andere, der hier im Forum in der Vergangenheit Stimmung gegen Gewerkschaften gemacht hat, kein (Leih-)Arbeitnehmer ist. Denn all diese Gegenargumente höre ich vor allem von der anderen Seite. Wir sollten denen nicht in die Karten spielen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 13:51:54 Di. 05.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 22:11:40 So. 03.Dezember 2023Welches Mittel, außer in die Gewerkschaft einzutreten, gibt es denn? Ich sehe nur diese einzige Möglichkeit, eine bessere Bezahlung zu erreichen.

Du läßt ja gerade durchblicken, daß du nicht sonderlich viel Ahnung hast von den Ausbeutungsverhältnissen und den Möglichkeiten, sich dort durchzuschlagen und zu wehren. Ich habe mal in einem Großbetrieb gearbeitet, der gerade aufgehört hat mit Leiharbeitern zu arbeiten. Die identifizierten sich nicht mit dem Betrieb und sie arbeiteten nicht im Team. Ihnen war alles eher egal und es ging vieles kaputt. Das Unternehmen kam zu dem Schluß, daß der Versuch Geld zu sparen, nur zu höheren Kosten geführt hat.

Die Haltung von Leiharbeitern als Arbeiter 2. Klasse, auch nur zweitklassige Arbeit abzuliefern, ist eine völlig verbreitete Kampfform.

Ist dir mal aufgefallen, daß es zur Zeit einen Haufen Betriebe gibt, die eine ganze Ecke über dem Mindestlohn bezahlen, obwohl es garnicht gewerkschaftlich erkämpft worden ist? Sie mußten reagieren auf "die Abstimmung mit den Füßen" oder das "Jobhopping". Die konnten ihre Stellen nicht besetzen und/oder das Personal hat ständig gewechselt. Da haben sie dann mit Lohnerhöhungen reagieren müssen.

Ich war auch mal bei der Organisierung von Krankenhausbeschäftigten aktiv. Das lief über gemeinsame Treffen in einer Kneipe. Herausgekommen sind verschiedene Aktionen, eine große Demo und einen einwöchigen "Bummelstreik", also "Dienst nach Vorschrift.

Da war keine Gewerkschaft involviert. Es funktionierte einfach aus dem gemeinsamen Wunsch nach einer Verbesserung und dem Zusammenhalt. Dieser Kampf war sehr erfolgreich und hat mehr erreicht, als Verdi jemals.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 15:02:57 Di. 05.Dezember 2023
Aktionen außerhalb von Gewerkschaften durchzuführen hat zwei Nachteile. Zum einen bist du dann selbst mitverantwortlich für den Inhalt dieser Aktionen und kannst dich nicht auf die Gewerkschaft als Organ berufen. Zum anderen sind Streiks als effektiver Arbeitskampf nicht möglich. Nur der tut dem Betrieb ja wirklich weh.

Das klingt alles recht halbherzig und mit angezogener Handbremse, ist aber sicher besser, als gar nichts zu tun. Sicher performen viele Leiharbeiter nicht. Aber die sind dann auch schnell wieder ausgesiebt. Es gibt genügend Leiharbeiter, die mit der permanenten Drohkulisse im Hintergrund ordentlich arbeiten. Die werden dann auch vielleicht übernommen.

Mir geht es übrigens weniger um die, die dann ihre eigenen Methoden finden. Die finden meist auch schnell einen Job außerhalb der Leiharbeit und machen den Blödsinn nur vorübergehend. Es gibt leider genügend Leute, die jahrelang für solche Buden arbeiten, etwa weil sie ängstlich sind und sich in Vorstellungsgesprächen vielleicht nicht so gut verkaufen können. Die können alleine nichts erreichen. Gerade für die sind die Gewerkschaften gut. Unter den normalen Marktmechanismen gehen sie unter.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 15:27:17 Di. 05.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 15:02:57 Di. 05.Dezember 2023Zum anderen sind Streiks als effektiver Arbeitskampf nicht möglich.
Doch, siehe z.B. Gorillas in Berlin oder kürzlich die Hamburger Hafenarbeiter.
Nur nach der restriktiven Rechtsprechung deutscher Arbeitsgerichte nicht erlaubt. Aber möglich schon.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 17:18:16 Di. 05.Dezember 2023
Am Gesetz vorbei Protest auszuüben halte ich für eine wirklich schlechte Lösung. Denn auf der Ebene ist man erneut nicht auf Augenhöhe. Weder lassen sich dadurch verbindliche Regelungen im Sinne des TVG erzwingen, noch entsteht ein Anspruch auf Streikgeld. Noch schlimmer: Das ist dann sogar Arbeitsverweigerung und der Arbeitgeber hätte sogar das Recht, zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu greifen.

Mit anderen Worten: Auch damit geht man nur mit einem Messer zu einer Schießerei. Es ist dann schon sinnvoller, zu den richtigen Waffen zu greifen. Zu den Waffen, die das Grundgesetz den Leuten in die Hand drückt: Die Vereinigungsfreiheit (Gewerkschaften) inklusive des damit verbundenen Schutzes und das Recht zum Streik. Alles andere ist nichts weiter als ,,kollektives betteln" (Worte vom BAG).
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: counselor am 17:25:15 Di. 05.Dezember 2023
Gewerkschaftliche Organisierung ist erstmal ein Zeichen dafür, dass die Leute verstehen, dass sie alleine gegenüber ihrem Arbeitgeber in einer schlechten Position sind. Es macht schon einen Unterschied, ob eine Gewerkschaft in einem Betrieb aktiv ist oder ob ein Betrieb gewerkschaftsfrei ist. Der Unterschied fängt schon bei Fragen des Arbeitsschutzes an und endet bei der Höhe der Löhne und des Weihnachtsgeldes bzw Urlaubsgeldes.

Man kann den Gewerkschaften vorwerfen, dass sie in Tarifverhandlungen nicht die volle gewerkschaftliche Kampfkraft einsetzen und dass die bei Betriebsschließungen nicht um den Erhalt der Arbeitsplätze, sondern um Sozialtarifverträge kämpfen.

In den letzteren Fällen kann eine Belegschaft den gewerkschaftlichen Rahmen sprengen und selbstständig kämpfen (wilder Streik).

Die Gewerkschaften jedoch abzuschreiben, schwächt die Arbeiterbewegung und man überlässt die zahlreichen Gewerkschaftsmitglieder dem Einfluss der reformistischen Gewerkschaftsführung.

Anstatt die Gewerkschaften abzuschreiben, sollten wir innerhalb der Gewerkschaften durch Diskussionen mit den einfachen Gewerkschaftsmitgliedern darauf hinarbeiten, dass diese für die Durchsetzung ihrer Forderungen auch zum Mittel eines selbstständigen Streiks greifen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 18:10:18 Di. 05.Dezember 2023
Zitat von: dagobert am 15:27:17 Di. 05.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 15:02:57 Di. 05.Dezember 2023Zum anderen sind Streiks als effektiver Arbeitskampf nicht möglich.
Doch, siehe z.B. Gorillas in Berlin

Ist dann halt doof, wenn es dann zu einer Kündigung kommt.

Ein Streik, der ohne vorherigen Aufruf durch die Gewerkschaft erfolgt, ist nach geltender, aber umstrittener, deutscher Rechtsauffassung rechtswidrig, da er von keiner tariffähigen Partei geführt wird. Es handelt sich in solch einem Fall um eine bloße Arbeitsverweigerung, gegen die der Arbeitgeber individualrechtlich vorgehen kann (Abmahnung, Kündigung). Allerdings kann nach dem Bundesarbeitsgericht die Gewerkschaft einen solchen Streik nachträglich übernehmen und somit rechtfertigen.[8]

Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat, anders als die Vorinstanz, die fristlose Kündigung von Mitarbeitern des Essenlieferdienstes ,,Gorillas", die in einen solchen wilden Streik getreten waren, 2023 für wirksam erklärt und Revision zum Bundesarbeitsgericht nicht zugelassen.[9] Die gekündigten Mitarbeiter beabsichtigen, alle noch verfügbaren Rechtsbehelfe auszuschöpfen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilder_Streik#Rechtliche_Aspekte_in_der_Bundesrepublik_Deutschland
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 08:39:40 Mi. 06.Dezember 2023
Die Arbeiterbewegung hat schon immer mit unterschiedlichsten Mitteln gekämpft und ist schon immer dafür angegriffen worden. Es sind bei den Auseinandersetzungen Menschen umgekommen, in den Knast gegangen und viele haben ihren Job verloren.

Das ist alles nichts neues und es hätte nie Fortschritte gegeben, wenn man nicht auch mal weiter geht, als man "darf".

Wenn man als Fahrradkurier seinen Job verliert, nunja, es gibt schlimmeres.

Die beiden wichtigsten Streiks 2023 fanden auf der Raststätte Gräfenhausen statt. Es waren Wilde Streiks von Truckern. Sie gelten als erfolgreich beendet. Diese Streiks sind von Verdi und dem DGB unterstützt worden, obwohl sie außerhalb des deutschen Rechts stattfanden.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 14:15:32 Mi. 06.Dezember 2023
Und wie realistisch ist das in der Leiharbeitsbranche? Ich würde ja erstmal mit den legalen Methoden Druck aufbauen bevor ich mit illegalen beginne. Da gibt es mehr mehr zu gewinnen und weniger zu verlieren. Wenn du den Job verloren hast, helfen dir bessere Bedingungen auch nicht weiter.

Ich finde das wirklich seltsam. Die Waffen liegen doch auf dem Tisch. Abgesegnet vom Grundgesetz und vom BVerfG. Inklusive starkem Schutz. Muss man einfach nur nutzen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 16:28:42 Mi. 06.Dezember 2023
Zitat von: Hans01 am 14:15:32 Mi. 06.Dezember 2023ch würde ja erstmal mit den legalen Methoden Druck aufbauen bevor ich mit illegalen beginne.
Okay, d accord.

Zitat von: Hans01 am 14:15:32 Mi. 06.Dezember 2023Die Waffen liegen doch auf dem Tisch. Abgesegnet vom Grundgesetz und vom BVerfG. Inklusive starkem Schutz.
Das haben wir ja auch beim Däubler-Verfahren gesehen/erlebt.. Wann hatte dieses Projekt noch mal angefangen ?

Zitat von: Hans01 am 14:15:32 Mi. 06.Dezember 2023Muss man einfach nur nutzen.

Wie viel Kilos an kleingedrucktem auf Papier müssen dafür durch studiert werden, was viel
Zeit kostet und die Begabung, nicht an einem Hirnschwurbelwurm lauter §§ zu erliegen ?

Hüstel.. Ich habe volles Verständnis dafür, das sich die durch Arbeit produktive Masse ohne
seine vertretenen Buchgelehrten zusammen tut und wollen schnell Butter bei die Fische haben.

Der Griff zur kalten Jahreszeit nach einer Feuertonne scheint dann vom praktischen Nutzen
her einfacher und konkreter zu sein. Naja, fraglich, ob sich bei einem wilden Streik eine
Gewerkschaft anschließt und dann auch den Streikenden folgt.

IGZ und BAP kannste für solch Gedanken wohl in die Pfeife rauchen..

LAN bliebe anbei auch nur "subversive Unternehmungen" über.  ;D
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 19:36:36 Mi. 06.Dezember 2023
@Hans 01 22:11:40 So. 03.Dezember 2023

"Der Däubler Ansatz ist ja auch gescheitert."

Ja, aber warum?

Siehe hier unter: 

https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/bag-nichts-aendert-sich-in-der-leiharbeit-oder-doch-auch-wenn-ver-di-entschieden-hat-keine-verfassungsbeschwerde-einzulegen-die-klagekampagne-geht-weiter/ (https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/bag-nichts-aendert-sich-in-der-leiharbeit-oder-doch-auch-wenn-ver-di-entschieden-hat-keine-verfassungsbeschwerde-einzulegen-die-klagekampagne-geht-weiter/)

@Dagobert  22:54:06 So. 03.Dezember 2023

"Und der Mitgliederbonus bei den Leiharbeitstarifen beträgt derzeit maximal 850€ brutto, dafür musst du mindestens 4 Jahre bei der selben Leihfirma sein."

Nicht 4 Jahre, 6 Monate siehe:

https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/mitgliederbonus-sichern (https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/mitgliederbonus-sichern)

Diese Diskussionen drehen sich alle Jahre wieder im Kreis. Wer LAN außerhalb von Gewerkschaften organisieren will versucht das außerhalb. Wer das innerhalb will versucht es innerhalb. Ich mach das innerhalb (und ich verstehe unter organisieren nicht Werbung von Karteileichen). Obwohl selbst das auch kein Vergnügen ist. Die meisten LAN-Mitglieder werden in den Betrieben von den BR geworben. Oft haben die Betriebsvereinbarungen bei denen die LAN bei Einstellung ins Betriebsratsbüro geschickt werden und auch BV `s haben die weit besser sind als die LAN-TV (spreche hier aber nur über die IGM-Branche).

Organisation außerhalb halte ich noch für erfolgloser. Wenn sich LAN individuell wehren z.B. mittels Arbeitszurückhaltung ist das noch lange keine Organisierung.

Hält man sich aus den Gewerkschaften heraus verzichtet man auf jegliche Einflußnahme. Dazu gibt es ja den bösen Spruch: Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.

Dass das alles frustrierend sein kann damit haben die Kritiker aber schon recht.

Das neueste aus den Gewerkschaften hier unter:

https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/forderung-tarifrunde-leiharbeit-2023-2024 (https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/forderung-tarifrunde-leiharbeit-2023-2024)

"Die Tarifverhandlungen der Tarifgemeinschaft aller DGB-Gewerkschaften mit den Leiharbeitgebern starten am 15. Dezember 2023."

Weiß nicht wo. Aber selbst wenn ich es wüßte hätte ich bei dem Scheißwetter momentan keinen Bock darauf.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 19:52:28 Mi. 06.Dezember 2023
Zitat von: karl. am 19:36:36 Mi. 06.Dezember 2023@Dagobert  22:54:06 So. 03.Dezember 2023

"Und der Mitgliederbonus bei den Leiharbeitstarifen beträgt derzeit maximal 850€ brutto, dafür musst du mindestens 4 Jahre bei der selben Leihfirma sein."

Nicht 4 Jahre, 6 Monate siehe:

https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/mitgliederbonus-sichern (https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/mitgliederbonus-sichern)
Das wären für 2023 aber nur 350 Euro gewesen (100 Urlaubsgeld + 250 Weihnachtsgeld), egal ob IGZ oder BAP.
Den vollen Bonus gibt's erst nach 4 Jahren.
Nachzulesen in den Tarifverträgen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 21:00:17 Mi. 06.Dezember 2023
Zitat von: karl. am 19:36:36 Mi. 06.Dezember 2023@Hans 01 22:11:40 So. 03.Dezember 2023

"Der Däubler Ansatz ist ja auch gescheitert."

Ja, aber warum?

Siehe hier unter: 

https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/bag-nichts-aendert-sich-in-der-leiharbeit-oder-doch-auch-wenn-ver-di-entschieden-hat-keine-verfassungsbeschwerde-einzulegen-die-klagekampagne-geht-weiter/ (https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/bag-nichts-aendert-sich-in-der-leiharbeit-oder-doch-auch-wenn-ver-di-entschieden-hat-keine-verfassungsbeschwerde-einzulegen-die-klagekampagne-geht-weiter/)


Ich habe die BAG Entscheidung gelesen und fand die Begründung schlüssig. Man sollte bedenken, dass Däubler schon sehr einseitig argumentiert. Ich bin im BR und habe zwei Kommentierungen zum BetrVG (einmal Fitting und einmal Däubler). Fitting ist neutral, orientiert sich stark an das BAG. Däubler ist arbeitnehmernah und weicht gerne mit anderen Ansichten vom BAG ab. Das ist zwar hilfreich um Argumente aufzubauen, aber am Ende ist dann doch die Rechtsprechung entscheidend.

ZitatHält man sich aus den Gewerkschaften heraus verzichtet man auf jegliche Einflußnahme. Dazu gibt es ja den bösen Spruch: Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.

Genau darauf will ich hinaus. Letztendlich ist jeder an seiner eigenen Situation selbst schuld, wenn er sein Recht, sich zu organisieren, nicht wahrnimmt. Denn das bedeutet, dass man sich selbst den normalen Marktmechanismen überlässt und für sich selbst verhandeln muss, wenn man bessere Bedingungen möchte. Nur ist das nicht erfolgreich. Als einzelner Arbeitnehmer bist du nicht auf Augenhöhe mit dem Unternehmen. Und als Leiharbeitnehmer schon gar nicht. ,,Der Markt regelt das" funktioniert oft einfach nicht.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 12:09:15 Do. 07.Dezember 2023
@Hans01, ich habe den Eindruck, du hast in Bezug auf Gewerkschaften und auch auf die juristischen Möglichkeiten von Arbeitern, eine rosarote Brille auf.

ZitatWaffen, die das Grundgesetz den Leuten in die Hand drückt: Die Vereinigungsfreiheit (Gewerkschaften) inklusive des damit verbundenen Schutzes und das Recht zum Streik.
ZitatDie Waffen liegen doch auf dem Tisch. Abgesegnet vom Grundgesetz und vom BVerfG.

Natürlich sollte man alles nutzen, was einem helfen könnte. Die Gewerkschaften genauso wie die juristischen Möglichkeiten.

Doch ich sehe beide Möglichkeiten weitaus kritischer als Du. Ich sehe nicht, daß der Staat und seine Justiz dem Arbeiter Waffen in die Hand drücken, damit sie gegen die Kapitalisten kämpfen. Sie haben ein Feld eingerichtet, auf dem Konflikte in einem engem Spielraum ausgefochten werden können, ohne für die Kapitalisten und erst recht nicht für das kapitalistische System eine Gefahr zu werden. Auch bei diesem Rechtssystem bin ich nicht so optimistisch wie du. Klar, das kann man alles nutzen, doch mir kommt bei der Betrachtung dieser Möglichkeiten schnell der Begriff "Klassenjustiz" in den Sinn.

Ich war im Laufe meines Lebens in 3 verschiedenen sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften Mitglied, je nachdem wo ich gerade gearbeitet habe. Ich habe da auch Streiks erlebt, sowohl reguläre, alsauch "wilde".

Ich kann mich den Aussagen counselors weitgehend anschließen, doch meine Hoffnungen auf die Möglichkeiten, in und mit diesen Gewerkschaften etwas zu erreichen, sind noch geringer als seine.

Wenn ich mich bemühe, mich gegen dieses System der Ausbeutung aufzulehnen, dann tue ich es gemeinsam mit Leuten, die am gleichen Strang ziehen und es ist mir egal, ob es jemand ist, der/die darauf hofft, die Gewerkschaft von innen heraus verändern zu können, ob er/sie mit seiner/ihrer Gewerkschaftsmitgliedschaft nur eine Karteileiche ist, oder ob er/sie keiner Gewerkschaft angehört. Ich setze auch keine großartigen politischen Kenntnisse voraus. Wenn man mehr Geld, weniger Streß oder mehr Freizeit anstrebt, ist es bereits die richtige Grundlage. Dafür zu kämpfen ist Klassenkampf.

Ich betrachte Gewerkschaften und die Mitgliedschaft in ihnen nach zwei Gesichtspunkten. Einmal einem ganz persönlichen: Bringt es mir was? Gibt mir die Mitgliedschaft (kurzfristig oder auf lange Sicht) irgendwelche Vorteile? Und dann schaue ich mir die Rolle der Gewerkschaften an, die sie insgesamt gesellschaftlich spielen.

Mit beiden Herangehensweisen komme ich zumeist zu keinem guten Ergebnis.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 14:41:22 Do. 07.Dezember 2023
Ich befürchte, dass eher du die rosarote Brille auf hast. Du wirst außerhalb der Gewerkschaft keine nennenswerten Erfolge erzielen. Es fehlen dir die entsprechenden Schutzrechte, es fehlt dir das Recht auf Streik, du kannst keine wirksamen Tarifverträge abschließen. Du wirst höchstens ausgelacht. Vielleicht tut man so, als ob man dich ernst nimmt, mehr passiert da aber nicht.

Nicht ohne Grund kann sich nicht jeder Hans und Franz als Gewerkschaft deklarieren. Der Gesetzgeber will die Augenhöhe gewährleisten indem eine Gewerkschaft auch tatsächlich eine gewisse Durchsetzungsmacht haben muss.

Selbst Betriebsräte (die haben zumindest einen Kündigungsschutz und können sich mehr erlauben) sollten sich ihrer Rolle bewusst sein und die Finger davon lassen über die Löhne zu verhandeln. Denn auch ihnen fehlt aufgrund des fehlenden Streikrechts die Durchsetzungskraft. Wenn schon der Betriebsrat nicht auf Augenhöhe ist, wie sollen das dann einzelne Arbeitnehmer sein?

Ich kann mit diesen halbherzigen Ambitionen wirklich nichts anfangen. Entweder nutze ich die Mittel, die mich auf Augenhöhe hieven (und hierfür ist gerade das Streikrecht unerlässlich). Oder aber ich finde mich damit ab, dass für mich die normalen Marktgrundsätze gelten.

Letztendlich bedeutet die Mitgliedschaft vor allem Solidarität. Es ist schon der falsche Gedanke, auch hier wieder auf die individuellen Vorteile zu schauen. Denn genau diese Ebene will man ja mit der Mitgliedschaft verlassen Richtung kollektive Ebene. Dennoch hat die Mitgliedschaft auch individuelle Vorteile. Du musst zumindest im Arbeitsrecht und im Sozialrecht keine private Versicherung mehr abschließen. Zudem können die Beiträge steuerlich wieder abgesetzt werden.

Es geht auch überhaupt gar nicht darum, den Kapitalismus zu bekämpfen. Der Sozialismus führt nämlich nicht zu mehr Wohlstand. Es geht darum, ein angemessenes Stück vom Kuchen abzukriegen und gescheite Arbeitsbedingungen zu haben. Das zu erzwingen geht letztendlich nur über einen Streik. Denn der Arbeitgeber hat selbst eher wenig Interesse daran, die Löhne und die Bedingungen zu verbessern. So realistisch sollte man das einfach sehen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 14:54:22 Do. 07.Dezember 2023
Sorry, das hat immer weniger mit einer Diskussion zu tun.
Du siehst keine weiteren Möglichkeiten, als diese Gewerkschaften und die tolle deutsche Gesetzgebung inklusive Tarifeinheitsgesetz.

Statt auf meine Argumente und Beispiele einzugehen, sagst du einfach, wer nicht deiner Meinung ist, ist ein Neoliberaler, der alles vom Markt regeln läßt.

Sorry, auf einem solchen Niveau habe ich keinen Bock, weiterzureden.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 16:14:28 Do. 07.Dezember 2023
Nein, nicht ich, sondern das Gesetz sieht keine weiteren Möglichkeiten vor. Und das muss halt in die Köpfe rein, wenn man wirklich etwas nachhaltig verbessern möchte. Es gibt die kollektivrechtliche und die individualrechtliche Ebene. Die kollektivrechtliche Ebene kann man nutzen oder es bleiben lassen. Wer es bleiben lässt, der bleibt bei der individualrechtlichen Ebene mit dem damit verbundenen Nachteil, dass dann ,,der Markt regelt".

Kann man ja so sehen. Aber wer nicht gerade studiert hat oder ITler ist, wird in der Regel mit dem kollektivrechtlichen Schutz besser fahren.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 16:45:35 Do. 07.Dezember 2023
Na, da setzt das Gesetz deinem Denken klare Schranken. Darüber hinaus kannst du dir scheinbar nichts vorstellen.

In China gibt es eine weitaus größere Streikdichte/Streikhäufigkeit als in Deutschland. Es handelt sich zu 100% um wilde Streiks und viele davon sind erfolgreich. Es sind kollektive Kämpfe und sie haben kollektivrechtliche Folgen: Die Löhne werden für alle erhöht. (China hat ein recht fortschrittliches Arbeitsrecht, teilweise besser als in Deutschland. Das Problem ist, wer setzt es durch? Die Gewerkschaften nicht. Die werden erst tätig, wenn die Belegschaft auf den Barrikaden ist.)

Ich sage ja nicht, daß Aktionen außerhalb von Gewerksschaften die einzig richtigen sind. Sie sind jedoch möglich und es gibt sie, auch in Deutschland. Und einige von ihnen sind erfolgreich.

Ich habe nie gesagt, man sollte aus Gewerkschaften austreten und man solle das bestehende Streikrecht nicht nutzen.

Es gibt Gründe, warum es verschiedene Herangehensweisen bei betrieblichen Auseinandersetzungen gibt. Man sollte zumindest zuhören, wie und warum einige Kämpfe jenseits traditionellen Wegs geführt werden.

Deine Behauptung, es sei nicht möglich, ist schlichtweg unwahr. Dein Spruch, dann würden alle über einen lachen, ist einfach nur blöd.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: counselor am 17:55:47 Do. 07.Dezember 2023
Tatsächlich geht es bei gewerkschaftlichen Kämpfen nicht um den Sozialismus (obwohl Sozialismus eine Demokratisierung von Betrieb und Gesellschaft, sowie ein Leben im Einklang mit der Natur bedeutet).

Von den Gewerkschaften kann man keine Veränderung der Gesellschaft erwarten, da die Gewerkschaftsbürokratie inzwischen in das kapitalistische System integriert wurde und an die Stelle des Klassenkampfes Klassenversöhnung und eine Arbeitsgemeinschaft mit der kapitalistischen Klasse trat. Die Gewerkschaften führen nur ökonomische Streiks. Ihre Rolle im Klassenkampf ist beschränkt auf die Durchsetzung von ökonomischen Forderungen, das heißt von Tagesforderungen zur Verbesserung von Lohn- und Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Urlaubsregelungen usw., soweit sie Tariffragen berühren.

Der gewerkschaftliche Kampf endet also vor der Grenze des kapitalistischen Systems.

Es ist eine verbreitete Tendenz der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, nach Möglichkeit einen Streik zur Durchsetzung der Forderungen der Arbeiter zu vermeiden. Dagegen müssen sich die Arbeiter wehren und auf dem Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfmittel bestehen.

Eine zweite Tendenz der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie ist es, ausgebrochene Streiks (es handelt sich hier noch um gewerkschaftliche Streiks) möglichst rasch zu beenden.

Die Höherentwicklung des Klassenkampfes über den Kampf um Reformen hinaus kann nur erfolgen durch die Organisierung von selbständigen Kämpfen, ausgehend von ökonomischen Streiks zu politischen Streiks, von politischen Kundgebungen zu Massendemonstrationen in Verbindung mit politischen Massenstreiks. Solche Kämpfe können nur unter Führung einer revolutionären Arbeiterpartei geführt werden.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 19:36:36 Do. 07.Dezember 2023
Zitat von: counselor am 17:55:47 Do. 07.Dezember 2023Es ist eine verbreitete Tendenz der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, nach Möglichkeit einen Streik zur Durchsetzung der Forderungen der Arbeiter zu vermeiden. Dagegen müssen sich die Arbeiter wehren und auf dem Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfmittel bestehen.

Wobei das ein echtes Luxusproblem ist. Denn in der Situation (man ist streikfähig) herrscht ein hoher Organisationsgrad. Davon kann in vielen Bereichen gar keine Rede sein. Schon gar nicht bei den Leiharbeitern.

Ist man in einer solchen Situation, hat das den Vorteil, dass allein die potentielle Kampfbereitschaft oft schon ausreicht, um Druck aufzubauen. Zudem gibt es auch innerhalb der Gewerkschaft demokratische Spielregeln. Die Tarifkommission wird demokratisch gewählt. Innerhalb der Tarifkommission kann die Mehrheit eine Urabstimmung herbeiführen in der wiederum alle Mitglieder abstimmen. Es gibt nie diesen einen Gewerkschaftsboss, der alles alleine entscheidet. Alle Entscheidungen sind welche von den Mitgliedern.

Man sollte sich immer die Frage stellen: Wer ist ,,die Gewerkschaft". Das sind die Mitglieder in den Betrieben. Und nun stellen wir uns mal vor, die Leiharbeiter wären zu mehr als 50% organisiert und die Leute gehen dann in einen Streik. Das wird ja kein Verleiher lange durchhalten. Dann wird es auch ruckzuck Equal Pay geben oder auch mehr (+10% Aufschlag wären sicher angemessen für das höhere Risiko). Das passiert aber nicht. Den Verleihern droht kein Aufstand. Also wird es auch weiterhin eher mäßige Abschlüsse geben.

Alles weitere (wilde Streiks bis hin zum Systemumsturz) ist ja komplett unrealistisch. Dafür ist das alles nicht schlimm genug und dafür haben wir in Deutschland auch zu viel Schiss in der Buchse). Wer sich schon nicht traut, die rechtmäßigen Mittel zu nutzen, der wird wohl kaum draußen die Revolution anstoßen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 14:54:17 Fr. 08.Dezember 2023
@Hans01, kann es sein, daß du SPD-Wähler bist, wenn man fragen darf?

Zitat von: karl. am 19:36:36 Mi. 06.Dezember 2023Wenn sich LAN individuell wehren z.B. mittels Arbeitszurückhaltung ist das noch lange keine Organisierung.

@karl. Da hast du schon recht. Es handelt sich aber schon um einen Wandel in der Leiharbeitskultur und das ist in dem Sinne eine kollektive Sache, wenn auch nicht organisiert oder abgesprochen. Es gibt vereinzelt Absprachen zu gemeinsamer Krankmeldung als Reaktion auf ein bestimmtes Ärgernis. Das ist zumindest etwas, auch wenn nicht etwas wie eine Organisation dabei herauskommt.

In Autobetrieben, wo die Bedingungen überdurchschnittlich gut sind, erlebt man umgekehrtes. Da schleppen sich Kollegen auch krank hin in der Hoffnung, übernommen zu werden.

Insgesamt ist die Situation aber so, daß Leiharbeiter kaum organisierbar sind. Dazu sind sie auch zu versprengt, heute hier, morgen da. Das Jobhopping ist da recht verbreitet, man fängt bei einem anderen Verleiher an, wenn der letzte zu sehr genervt hat. Aber man bleibt im gleichen Kreis und wird oftmals in den selben Betrieben eingesetzt, wie zuvor.

Das war Thema bei der Gründung der Stadtteilinitiative "Solidarisch in Gröpelingen". Da sagte man, die Leihbuden wechseln ständig, der einzige Fixpunkt der prekären Beschäftigten ist ihr Wohnort. Deshalb versuchte man eine Organisierung von der Seite her. Man sprach von einer "Stadtteilgewerkschaft". Es gab mal eine Veranstaltung zur Leiharbeit im Laden der Ini und eine Kundgebung auf der Straße zum Thema. Aber dem Anspruch einer echten "Stadtteilgewerkschaft" ist man damit nicht gerecht geworden. Vielleicht entwickelt sich da noch was.

Die Tatsache der Unorganisierbarkeit (bzw. schwierigen Organisierbarkeit) von Leiharbeitern ist ein riesiges Problem.

Ich unterstütze die Forderung, all diese Zersplitterungen der Belegschaften insgesamt zu bekämpfen, mit Outsourcing, Zeitverträgen, Werkverträgen und was da da sonst noch gibt, von der Stammbelegschaft her. Die sind besser (gewerkschaftlich) organisiert und es gab bereits einige Kämpfe, bei denen die Übernahme aller Leiharbeiter gefordert worden ist.

Es gibt sogar einzelne Beispiele, in denen auch Leiharbeiter das kollektiv gefordert haben.
(https://www.hna.de/assets/images/28/14/28014986-protest-gegen-den-rauswurf-von-knapp-600-leiharbeitern-jens-reinhardt-links-und-esref-yilmaz-gehen-davon-aus-dass-bald-schon-wieder-fachkraefte-1Mfe.jpg)

Forderungen in Richtung von "ein Betrieb - eine Belegschaft" halte für sehr gut und sinnvoll. Bei der aktuellen Gewerkschaftsbewegung in den USA tauchen solche Forderungen auch verstärkt auf.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 15:37:25 Fr. 08.Dezember 2023
Ja, am ehesten würde ich zur SPD tendieren. Denn nur mit der SPD sind Dinge wie Bürgergelderhöhung und der Mindestlohn bzw. die Erhöhung möglich gewesen. Bei den Grünen habe ich nicht den Eindruck, dass bei ihnen diese Dinge Prio 1 sind. Die hätten auch mit der CDU ohne diese Dinge koaliert.

Und Parteien wie CDU, FDP und AfD kümmern sich schon gar nicht um das Fußvolk. Ganz im Gegenteil. Die würden die Bürgergelderhöhung am liebsten sogar stoppen.

Übrigens scheint das eine IG Metall Veranstaltung gewesen zu sein (im Hintergrund ist eine IGM Fahne sichtbar).

Natürlich ist es schwierig, Leiharbeiter zu organisieren. Allerdings ist die Mitgliedschaft mit dem Mitgliedervorteil auch finanziell erleichtert und gerade Leiharbeiter benötigen auch eine Rechtsschutzversicherung. Die ist dort mit drin und muss nicht teuer dazugekauft werden.

Ich halte es für falsch, auf alte Fehler herumzureiten. Die SPD ist damals für die Agenda 2010 bestraft worden. Und auch die Gewerkschaften tun manchmal Dinge, die für Unverständnis sorgen. Aber es gibt für uns einfache Arbeitnehmer keine Alternative. Schon gar nicht ist es die AfD. Man kann nur das beste daraus machen. Aber leider hat rechte Politik stimmungsmäßig gerade die Mehrheit in der Bevölkerung. Da wird dann eher noch geschaut, ob die unteren 10% nicht vielleicht noch um einen Euro zu gut bei wegkommen. Es wird fleißig nach unten getreten. Und diese Politik ist derzeit mehrheitsfähig.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: counselor am 15:53:32 Fr. 08.Dezember 2023
Die Ampel und damit die SPD steht derzeit vor der unlösbaren Aufgabe, im Interesse der Konzerne die Umverteilung von unten nach oben voranzutreiben, ohne dass die Menschen aufbegehren oder gar den Kapitalismus infrage stellen. Ab 2024 soll die Regierung ganz offen der Leitlinie folgen, den Industriestandort Deutschland auf Kosten sozialer Zugeständnisse im Konkurrenzkampf an die Spitze zu bringen.

Die Forderungen nach Neuwahlen von CDU und AfD folgen in dieser Situation der tiefen Vertrauenskrise dem Kalkül, eine neue Massenbasis für eine noch rigorosere Rechtsentwicklung aufzubauen.

Desto mehr die Regierung in die Krise kommt, umso mehr wächst aber auch unter den Industriearbeitern die Offenheit für den echten, den wissenschaftlichen Sozialismus.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 16:15:03 Fr. 08.Dezember 2023
Halte ich für utopisch. Man sieht es an den Umfragewerten bei den Linken. Die würden derzeit nicht einmal in den Bundestag reinkommen. Wer soll denn dann auch nur im Ansatz die Politik Richtung Sozialismus lenken?

Nein, die überwältigende Mehrheit will leider rechte Politik. Es wird gegen Flüchtlinge gehetzt und gegen Bürgergeldempfänger. Und das kommt gut an bei der Mehrheit, denn Union und AfD kommen zusammen auf über 50%.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 21:14:54 Fr. 08.Dezember 2023
Hans01  22:00:17 Mi. 06.Dezember 2023

"Ich habe die BAG Entscheidung gelesen und fand die Begründung schlüssig"

Habe das komplette Urteil jetzt auch gelesen:https://www.bundesarbeitsgericht.de/wp-content/uploads/2023/09/5-AZR-143-19.pdf (https://www.bundesarbeitsgericht.de/wp-content/uploads/2023/09/5-AZR-143-19.pdf)

Schlüssig finde ich da nichts. Werde das mal an zwei Punkten erklären warum. Es geht im wesentlichen um den Punkt verpflichtende Bezahlung in verleihfreien Zeiten.

Auf Seite 12 die letzten 3 Zeilen und auf Seite 13 die ersten 3 Zeilen heißt es in der Begründung:

""Wegen der ,,Gleichwertigkeit" der in Art. 5 Abs. 2 bis Abs. 4 RL 2008/104 vorgesehenen Ausnahmen vom Grundsatz der Gleichbehandlung kannder in Art. 5 Abs. 2 RL 2008/104 verlangte Vorteil - Vergütung in verleihfreien Zeiten - ein möglicher Ausgleichsvorteil auch für eine Ungleichbehandlung in Bezug auf das Arbeitsentgelt durch Tarifvertrag und damit geeignet sein, den Gesamtschutz iSd. Art. 5 Abs. 3 RL 2008/104 ausreichend zu achten."

Die von mir hervorgehobenen Begriffe (fettgedruckt) "kann, möglich,geeignet" sind gerade nicht schlüssig. Es kann also auch nicht möglich sein oder nicht geeignet sein. Es ist eine Bewertung die das BAG vorgenommen hat. Ein anders besetztes Gericht kann also auch sehr wohl zu einer anderen Bewertung kommen.

Zweiter Punkt Seite 15 RN 31:
"Ein Ausgleichsvorteil ist, dass Leiharbeitnehmer wie die Klägerin das tarifliche Entgelt auch in verleihfreien Zeiten ungeschmälert erhalten.....Der Verleiher trägt also das Wirtschaftsrisiko für verleihfreie Zeiten uneingeschränkt (Seite 16 RN 32).

Stimmt, aber nur auf dem Papier.
In der Praxis sieht es so aus: Die DGB-TV beinhalten zum einen AZK (Arbeitszeitkonten) die ziemlich regelmäßig in verleihfreien Zeiten angewandt werden. Außerdem kann man in der Probezeit (6 Monate) jederzeit ohne Angabe von Gründen gekündigt werden. Urlaub nehmen in verleihfreien Zeiten auch so eine Masche. Die verpflichtende Bezahlung in verleihfreien Zeiten ist für ZAF kein Problem sondern eine Herausforderung an ihre Kreativität. Aber das spielt bei BAG-Urteilen keine Rolle. Hauptsache man kann die Gesetzestexte lesen. Und selbst da läßt man sich Türchen offen mit "kann" und "möglich" etc.
 

Der DGB: "PM 025 - 31.05.2023
"DGB zum Urteil des Bundesarbeitsgerichts zu Tarifverträgen in der Leiharbeit.
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften bedauern, dass die Klägerin mit ihrem Begehren beim Bundesarbeitsgericht (BAG) gescheitert ist."

Immerhin der DGB sagt nicht schlüssig.

Warum die verdi keine mögliche Verfassubgsbeschwerde eingelegt hat ist bis heute nicht bekannt. Die Art und Weise wie verdi die Frist zur Einreichung der Beschwerde durch Nichteinbeziehung und Nichtaufklärung der klagenden Kollegin vorgenommen hat hinterläßt Fragen. Vielleicht hat verdi ja gute Gründe so vorzugehen aber wenn sie gut sind dann raus damit.
Mit der Kollegin ist verdi am Ende nicht wie mit einer Kollegin umgegangen sondern wie mit einer Geschäftsbeziehung.

"Zunächst gingen die mit der Angelegenheit befassten Gewerkschaftsjuristen davon aus, dass die Verfassungsbeschwerde eingelegt wird (...) Der Betroffenen wurde vorher mitgeteilt, dass das Verfahren nicht fortgesetzt werde. Man hat sie nicht etwa gefragt, wie sie die Dinge einschätze und ob sie gerne weitergemacht hätte. (...) Die Entscheidung durch Ver.di erging gegen Ende der Monatsfrist, so dass andere Leute nicht mehr in der Lage waren, mit der Betroffenen zu reden, sich eine Vollmacht zu holen und selbst einen Beschwerdetext zu erarbeiten.
Siehe unter
https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/bag-nichts-aendert-sich-in-der-leiharbeit-oder-doch-auch-wenn-ver-di-entschieden-hat-keine-verfassungsbeschwerde-einzulegen-die-klagekampagne-geht-weiter/ (https://www.labournet.de/politik/alltag/leiharbeit/arbed_leiharbeit/bag-nichts-aendert-sich-in-der-leiharbeit-oder-doch-auch-wenn-ver-di-entschieden-hat-keine-verfassungsbeschwerde-einzulegen-die-klagekampagne-geht-weiter/)
 

Das hinterläßt nicht einfach ein "Gschmäckle" das riecht übel.

Im Oktober war ich auf der Delegiertenversammlung unserer IGM-Geschäftsstelle. Hauptrednerin war die neue IGM-Vorsitzende. Ich ging ans Mikro und fragte warum es zum BAG - Urteil sowie zum Evaluierungsbericht des AÜG (das AÜG wurde 2017 geändert) der Bericht liegt seit 1 Jahr vor noch keine Aussagen gibt? Sie notierte sich das und versprach dies anzuleiern. Mal sehen ob es im neuen Jahr dazu mal eine Umsetzung gibt und das in der IGM diskutiert wird.
Wenn man sich aus dern Gewerkschaften ausklinkt machen die halt unwidersprochen was sie für richtig halten.

Wem das jetzt alles zu kurz war ich kanns auch länger.   :Q












Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: counselor am 22:07:21 Fr. 08.Dezember 2023
Diskussionen über den Sozialismus mit Industriearbeitern sind nicht utopisch. Sie finden schon statt. Das Ziel des Sozialismus ist aber in ferner Zukunft.

ZitatNein, die überwältigende Mehrheit will leider rechte Politik.

Die Entwicklung ist widersprüchlich. Einerseits kämpfen viele Arbeiter mit ihren Gewerkschaften für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, andererseits bahnt sich an der Wahlurne eine offene Rechtsregierung an.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 22:08:48 Fr. 08.Dezember 2023
Die Begriffe ,,kann, möglich, geeignet" sind doch aber genau richtig, um damit auszudrücken, dass die Bezahlung in verleihfreien Zeiten ein solcher Ausgleich sein kann. Du kannst daraus ja kein ,,muss" machen, da es sicherlich auch noch andere denkbare Ausgleichsmöglichkeiten gibt und man ja auch drauf verzichten kann (dann darf nur nicht weniger als Equal Pay tariflich geregelt werden). Also: Das kann man so regeln, es ist auch möglich das so zu regeln, muss es aber nicht zwingend tun.

Und dass die Verleiher ihre Leute bescheißen und sie dazu überreden, Urlaub oder Überstunden zu nehmen, das kann das BAG ja nicht berücksichtigen. Das BAG berücksichtigt Recht und Gesetz und nicht, ob sich die Betroffenen trauen, ihre Ansprüche auch tatsächlich einzufordern. Wir leben hier immer noch in einem Rechtsstaat. Dann müssen die Leute ihre Rechte einfordern, notfalls über einen Anwalt. Das mag unbequem sein, aber da muss man dann durch. Geht übrigens mit Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft einfacher, dann kümmern sich deren Anwälte drum.

Warum keine Verfassungsbeschwerde eingelegt wurde, weiß ich auch nicht. Ich vermute, dass die Anwälte die Erfolgsaussichten als schlecht eingestuft haben.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 22:16:44 Fr. 08.Dezember 2023
Zitat von: counselor am 22:07:21 Fr. 08.Dezember 2023Die Entwicklung ist widersprüchlich. Einerseits kämpfen viele Arbeiter mit ihren Gewerkschaften für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, andererseits bahnt sich an der Wahlurne eine offene Rechtsregierung an.

Die Mitgliederentwicklung der Gewerkschaften sind jedoch rückläufig. Zugleich profitiert nicht die Linke von der Unzufriedenheit der Ampel, sondern die AfD. Sprich: Den Leuten ist die Ampel viel zu links. Sie wollen rechte Politik. Und das macht mir Angst. Vor allem weil Merz, der immer noch im letzten Jahrtausend steckt, an der Spitze ist. Dazu kommen offen rechtsradikale AfD Leute. Eine Mehrheit will derzeit eine rechte bis rechtsradikale Regierung. Das ist ja exakt das Gegenteil von Sozialismus.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 11:05:59 Sa. 09.Dezember 2023
Gewerkschaftsmitgliedschaft schützt nicht vor rechten Einstellungen. Eine Studie zum Thema von Bodo Zeuner erlangte eine traurige Berühmtheit.

ZitatZeuner war Sprecher einer Forschungsgruppe, die sich mit Rechtsextremismus in den Gewerkschaften befasste. (...)  Die Ergebnisse der empirischen Studie, die mit der Befragung von über 4.000 Personen das bisher größte Forschungsvorhaben zu rechtsextremen Einstellungen in der Bundesrepublik darstellte, wurden auf einer Diskussionsveranstaltung im DGB-Haus des Bezirks Berlin-Brandenburg am 1. Juni 2005 präsentiert. Das Ergebnis dieser Prüfung wurde von den Auftraggebern als schockierend eingestuft. Es stellte sich nämlich heraus, dass gerade ausgebildete Facharbeiter (rund ein Viertel der Gewerkschaftsmitglieder) überproportional zu rechtsextremen Überzeugungen tendieren.
https://www.wikidata.de-de.nina.az/Bodo_Zeuner.html

Zitat von: Hans01 am 22:16:44 Fr. 08.Dezember 2023Den Leuten ist die Ampel viel zu links.

Diese Aussage halte ich für problematisch.
Für mich ist das ein Ergebnis von Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit.

Als Grundlage dafür sehe ich zwei Dinge:

In diesem Forum wurden viele Beispiele zusammengestellt, wie plump und dreist diese links-rechts Umkehrung stattfindet:

https://forum.chefduzen.de/index.php?topic=330274.0
https://forum.chefduzen.de/index.php?topic=9508.msg335512#msg335512

Daß der Regierungsblock neoliberal mit Rechtstendenzen ist, ist im Sinne der der Herrschenden Klasse.

Daß es dazu keine echte linke Opposition gibt, ist ein reales Problem. Die Linkspartei ist eine zahnlose sozialdemokratische Partei ohne Kraft und Glanz.

So können sich die Rechten als einzige Opposition gegen "die da oben" inszenieren.

Ihre wirkliche Position hinterfragt da keiner. Sie sind der militante Arm der Herrschenden Klasse und sie werden von den Reichen finanziert. All das, was die Regierung ("die Ampel") gerade macht, wollen sie mit Turbo durchsetzen, noch schneller und noch radikaler.

Italien ist ein gutes Beispiel dafür, daß die Rechten eben nicht die "Stimme der kleinen Leute" sind. Sie haben dort das Bürgergeld abgeschafft und nun einen Mindestlohn verhindert. Gleichzeitig werden die Reichen mit Steuersenkungen beschenkt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 12:34:15 Sa. 09.Dezember 2023
Ja, da gehe ich voll mit. Es wählen viele Menschen, denen es finanziell nicht besonders gut geht aus Protest AfD. Leider verstehen sie nicht, dass die AfD keine Partei des kleinen Bürgers ist. Ganz im Gegenteil fordern sie massive Steuererleichterungen für Gutverdiener und Unternehmen. Dinge wie Bürgergeld, Mindestlohn und Grundrente haben wir der SPD zu verdanken. Höhere Löhne sind dagegen Aufgabe der Gewerkschaften, die sie nur dann durchsetzen können, wenn sie mit ausreichenden Mitgliedern ausgestattet sind. Aber auch die Gewerkschaften sind auf dem Rückzug.

Es ist in der Tat wichtig, aufzuklären. Daher werde ich nicht müde zu betonen, dass man seine eigenen Arbeitsbedingungen nur im Kollektiv verbessern kann. Es funktioniert nicht als Einzelkämpfer, wenn man nicht gerade ITler ist.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 13:44:05 Sa. 09.Dezember 2023
Hans01 Gestern um 22:08:48

"Also: Das kann man so regeln, es ist auch möglich das so zu regeln, muss es aber nicht zwingend tun.

Das hört sich aber bei dir jetzt anders an. Zuerst war es für dich schlüssig. Bei meiner Argumentation war nicht die Rede von zwingend.

Aber vielleicht hat es bei dem einen oder anderen Leser klick gemacht. Die meisten lesen so ein Urteil sowieso nicht zu Ende.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 14:45:18 Sa. 09.Dezember 2023
Du missverstehst da was. Das Urteil ist schlüssig. Daran ändern die oben genannten Worte nichts.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 16:53:50 Di. 12.Dezember 2023
Das Labournet kommentiert die Tarifrunde Leiharbeit so:

ZitatDas gewerkschaftspolitische Grauen in 7 Worten: ,,Gute Arbeit. Gutes Geld. Tarifrunde Leiharbeit 2024" – am 15.12. starten die Verhandlungen für 8,5% statt equal pay
(,,gute Arbeit" und Leiharbeit in einem Satz, daran kann sich mensch nicht gewöhnen!)
https://www.labournet.de/?p=216416
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 09:24:44 Mi. 13.Dezember 2023
Das Labournet könnte aber auch langsam mal wach werden. Die haben doch wirklich alle Gründe und Risiken ausführlich dokumentiert, sie haben die Entscheidung des BAG mitbekommen, es werden weiterhin Leute für Klagen gesucht (aber offenbar nicht gefunden). Aber verstehen wollen, dass die Beendigung von Tarifverhandlungen eben nicht automatisch zu Equal Play führt und der Schuss nach hinten losgehen könnte, damit tun sie sich schwer.

Mich würde im übrigen mal eine Auswertung interessieren, wieviel Leiharbeiter inzwischen bessere tarifliche Regelungen als im Einsatzbetrieb haben. Ich hab das ja weiter oben nicht zum Spaß geschrieben. Im Bereich Logistik und Dienstleistungen ist es oft schon umgekehrt. Da ziehen die Leiharbeitstarife die nicht tarifgebundenen Einsatzbetriebe mit nach oben. Einige sind sogar so stumpf und lassen ihre Löhne konsequent auf 12 Euro. Da wird der Leiharbeiter dazu gedrängt, zu schlechteren Konditionen übernommen zu werden, obwohl er dies gar nicht möchte.

Ja, es ist im Metall Bereich noch anders, weil es dort noch gute Ig Metall Tarife gibt. Nur sind die auch nicht vom Himmel gefallen. Das musste man sich kollektiv erkämpfen. Etwas, wozu die Leiharbeiter nicht einmal im Ansatz zu bereit sind. Und deshalb werden dort am 15.12 auch keine 8,5% bei rumkommen. Eher so die Hälfte, weil die Arbeitgeber am längeren Hebel sitzen.

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 10:46:51 Mi. 13.Dezember 2023
Du scheinst mir schon ziemlich verwirrt zu sein.

Eine kritische Haltung den Gewerkschaften gegenüber (nicht zu verwechseln mit einer gewerkschaftsfeindlichen Haltung) scheint dir fremd zu sein.

Man sollte einfach nicht vergessen, daß die Gewerkschaften schon oft Dinge gemacht haben, die nicht im Interesse ihrer Mitglieder waren.

Zitat von: Hans01 am 15:37:25 Fr. 08.Dezember 2023Ich halte es für falsch, auf alte Fehler herumzureiten. (...) Und auch die Gewerkschaften tun manchmal Dinge, die für Unverständnis sorgen. Aber es gibt für uns einfache Arbeitnehmer keine Alternative.

Es geht nicht nur um einzelne Tarifauseinandersetzungen, es geht auch um gesellschaftliche Entwicklungen. Leihabeit als Solche z.B.: Sie war mal eine Randerscheinung mit wenig Bedeutung. Diesen ganzen Handel mit der Arbeitskraft über Zwischenhändler hätte unterbunden werden können. 1982 wurde ein gesetzliches Verbot für ,,Die Arbeitnehmerüberlassung in Betrieben des Baugewerbes für Arbeiten, die üblicherweise von Arbeitern verrichtet werden" durchgesetzt. An dieser konsequenten Haltung der IG Bau hätten sich auch die anderen Gewerkschaften ein Beispiel nehmen können. Aber das Gegenteil war der Fall. Sie sagten stets ja und amen zu allen Verschlimmbesserungen in der Arbeitswelt und der Sozialen Absicherung. Sie steckten bis zum Anschlag im Arsch der Schröder-SPD, nickten die radikale Ausweitung der prekären Arbeit und die Einführung der Hartz Gesetze ab. Die Maximaldauer der Leiharbeitseinsätze wurde immer weiter verlängert.

Der gewerkschaftliche Kurs ist oftmals überaus bedenklich. Ich möchte an Tarifabschlüsse unterhalb der Inflationsrate erinnern, an den vorzeitigen Abbruch von Arbeitskämpfen oder den Abschluß mehrjähriger Tarifverträge, was ein selbstgewähltes Streikverbot für die Laufzeit der Verträge bedeutet.

Das Labournet ist bei diesen Entwicklungen in Betrieb und Gewerkschaft immerhin eine kritische Stimme und sorgt für Gegendruck, wenn die Gewerkschaften ihre Verbindung zur Gewerkschaftsbasis verlieren.

Wenn dir die kritische Haltung des Labournet schon zuviel ist, haben wir wohl keine gemeinsame Diskussionsgrundlage.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 14:01:26 Mi. 13.Dezember 2023
Zitat von: Kuddel am 10:46:51 Mi. 13.Dezember 2023Du scheinst mir schon ziemlich verwirrt zu sein.

Es spricht nicht für dich, beleidigend zu werden.

Letztendlich hält Kritik an Gewerkschaften einige von einem Beitritt ab. Das stärkt die Arbeitgeberseite und sorgt für schwächere Tarifabschlüsse, die du dann kritisierst ohne selbst beizutreten. So wird sich nichts ändern. Da ist aktives handeln gefragt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 14:41:37 Mi. 13.Dezember 2023
Ich will dich nicht beleidigen, bin aber genervt, daß bei dir scheinbar keine Handlungsoptionen bestehen jenseits eines Gewerkschaftseintritts und dem bedingungslosen Folgen der Gewerkschaftspolitik.

Ich bin nicht gegen Gewerkschaften. Ich wünschte, wir hätten kämpferische Gewerkschaften.

Als Azubi (lang, lang ist's her) bin ich in die IGM eingetreten. Ich bin dann zur Gewerkschaftsjugend gegangen, weil ich da aktiv werden wollte. Aber solche Leute wie mich brauchte man da nicht. Es waren irgendwelche Aktionen von der Gewerkschaftsführung geplant und uns war zugedacht, deren Transparente hochzuhalten und ihre Hochglanzfaltblätter zu verteilen. Was die jungen Gewerkschaftsmitglieder dachten oder tun wollten, interessierte niemanden. Nach einigen Malen bin ich da nicht mehr hingegangen.

Auch noch während meiner Ausbildung habe ich einen Leserbrief für die Mitgliederzeitung geschrieben. Ich habe da geschrieben, was ich an der aktuellen Gewerkschaftpolitik gut und was ich schlecht fand. Der Leserbrief wurde auch veröffentlicht. Das Lob für die Gewerkschaft wurde abgedruckt, die Kritik fehlte.

Ich habe auch mal versucht, die Rechtsberatung der Gewerkschaft zu nutzen. Man war erstmal daran interessiert herauszufinden, ob ich meinen Mitgliedsbeitrag bezahlt habe. Der Anwalt redete mich die ganze Zeit mit "Kollege" an, doch er hatte null Ahnung und konnte und wollte mir nicht helfen. Es war Zeitverschwendung.

Nach ein paar miesen Jobs fand ich als Facharbeiter eine Anstellung in einem großen Industriebetrieb, der überduchschnittlich gut zahlte. Über Betriebsrat und Gewerkschaft habe ich mich pausenlos geärgert. Sie haben sich mehr um das Wohl des Betriebs gesorgt, als um die Interessen der Arbeiter.

Als ich aus dem Betrieb raus war, gab es für mich über Jahre nur noch Leiharbeit. Ich wurde teilweise auch in dem Betrieb eingesetzt, in dem ich zuvor zur Stammbelegschaft gehörte, nur meine Bezahlung war rund ein Drittel niedriger. In meinen Zeiten als Leiharbeiter war ich kein Gewerkschaftsmitglied mehr. Ich wüßte nicht, wozu es hätte gut sein können.

Würde ich heute bei Amazon arbeiten, würde ich bei Verdi eintreten. Dort würde es Sinn machen. Ich kenne einige, die bei Amazon sind und mit den Verdistrukturen Kämpfe gegen Amazon führen. Diese Amazonaktivisten stoßen da auch an ihre Grenzen, bzw. die von Verdi. Dann werden sie außerhalb der gewerkschaftlichen Strukturen aktiv.

Ähnliches habe ich bei der Krankenhausbewegung mitbekommen. Auch dort praktizieren Aktivist:innen den Spagat mit Aktivitäten innerhalb und außerhalb der Gewerkschaft.

Es nervt mich, wenn du von den Problemen mit den Gewerkschaften einfach nichts hören möchtest. Um sich mit den Ausbeutungsverhältnissen heutzutage auseinanderzusetzen, muß man kreativ sein. Ich sehe da keinen goldenen Weg. Ich bin neugierig auf alles, was den Beschäftigten nützt und bin offen für unterschiedliche Organisationen oder Kampfformen.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 21:55:24 Mi. 13.Dezember 2023
Glaube mir, dass die Arbeitgeber sich über jeden einzelnen freuen, der so denkt wie du. Denn das bedeutet ein Arbeitnehmer weniger im Organisationsgrad der Gewerkschaft und mehr Uneinigkeit innerhalb der Arbeitnehmer. Es gibt leider nur diesen einzigen Parameter (Organisationsgrad) der allein dafür entscheidend ist, ob und wieviel man ein Stück vom Kuchen abbekommt. Da müssen wir doch zusammenhalten, statt den Arbeitgebern den Gefallen zu tun, sich untereinander madig zu machen.

Die Dinge, die zu beschreibst, sollten einen nicht davon abhalten, dem Arbeitgeber den Gefallen zu tun, von einer Mitgliedschaft abzusehen. Das ist einfach unklug. Es ist dem Arbeitgeber auch scheißegal, ob ihre Mitarbeiter über die Runden kommen. Sie geben immer nur exakt soviel wie sie gemessen an dem Streikpotential geben müssen. Und das Risiko ist kleiner, je niedriger der Organisationsgrad ist.

Man darf auch nicht die Erwartungshaltung haben, dass innerhalb einer Gewerkschaft alles nach meiner (oder deiner) Pfeife tanzt. Das ist eine kollektive Gemeinschaft und die demokratische Mehrheit gibt eine Richtung vor. Du kannst andere versuchen zu überzeugen. Das ist immer mühselig und oft funktioniert das nicht. Dennoch ist es komplett falsch, dann von einer Mitgliedschaft abzusehen, da dies den Arbeitgeber stärkt.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Kuddel am 09:44:48 Do. 14.Dezember 2023
Dein Weltbild ist einfach.
Du siehst zwei Seiten, die sich unversöhnlich gegenüber stehen.
Auf der einen Seite die Unternehmer, auf der anderen die Gewekschaften.

So sollte es wohl auch sein.

Der Grundkonflikt ist der zwischen Kapital und Arbeit, auf der einen Seite der Kapitalist, auf der anderen die Arbeiter.

Eine Gewerkschaft sollte ein Werkzeug der Arbeiter sein, eine Organisation, die Arbeiter zusammenbringt zur gemeinsamen Gegenwehr.

Was aber, wenn die Gewerkschaft diese Aufgabe nicht erfüllt?

ZitatDie IG Metall und ihre Betriebsräte bei VW sind jederzeit bereit, die Arbeitsplätze, Löhne und Rechte der Belegschaft auf dem Altar der ,,Wettbewerbsfähigkeit" und der ,,Rendite" zu opfern. Geht es dagegen um ihre eigenen vier- oder fünfstelligen Monatsgehälter, verteidigen sie diese mit allen Mitteln.
https://www.wsws.org/de/articles/2023/10/03/vowa-o03.html

Ich rufe weder dazu auf, in eine Gewerkschaft ein- noch auszutreten.
Ich erwarte einfach nur ein waches, kritisches Auge bei der Beurteilung der gewerkschaftlichen Arbeit.

Ich wünsche mir, daß betriebliche Probleme auch in unabhängigen Zusammenhängen diskutiert werden. Es gibt heute nicht mehr so viele Betriebsgruppen wie noch vor einigen Jahrzehnten. Es gibt auch kaum noch unabhängige Betriebszeitungen. Ich weiß von Leuten, die in der Gewerkschaft (IGM) waren, doch als sie sich zu konsequent für die Interessen der Arbeiter eingesetzt haben, sind sie aus der Gewerkschaft ausgeschlossen worden.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 12:48:16 Do. 14.Dezember 2023
Mich erinnert das immer an die sogenannten ,,unabhängigen" Betriebsräte, die in Wahrheit arbeitgeberfreundlich agieren.

Wenn der Eindruck entsteht, dass die Gewerkschaft ihre Aufgabe nicht erfüllt, müsste man erst einmal klären, ob sie sie wirklich nicht erfüllt. Ich habe aufgezeigt, warum die Gewerkschaften im Bereich Zeitarbeit so agieren wie sie agieren. Zudem ist es deren Kernaufgabe Tarifverträge abzuschließen. Alle anderen Optionen sind schlechter, da mit enormen Risiken behaftet.

Morgen beginnen die Verhandlungen. Siehst du irgendwo Proteste oder Aktionen? Nein, es gibt weder innerhalb und schon gar nicht außerhalb der Gewerkschaften entsprechende Bewegungen. Sich in Foren auskotzen kann man machen, ist aber nicht sonderlich zielführend.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: karl. am 16:43:47 Sa. 16.Dezember 2023

Hans01 13:48:16 Do. 14.Dezember 2023
ZitatMorgen beginnen die Verhandlungen. Siehst du irgendwo Proteste oder Aktionen? Nein, es gibt weder innerhalb und schon gar nicht außerhalb der Gewerkschaften entsprechende Bewegungen.

1. Die DGB-TG hat gar nicht zu Protesten aufgerufen. Nur wenn man auf die homepage des DGB oder der IGM oder Verdi ging konnte man wissen, dass die TV gekündigt worden waren. Es war auch nicht bekannt wo die Verhandlungen stattfanden.

2. Letztes Jahr hat die DGB-TG zu Protesten zu den TV-Verhandlungen am 15.12.2022 in Berlin aufgerufen. Es waren wohl knapp 300 Menschen da.
Im Januar darauf waren dann die Verhandlungen in München. Dort waren es dann wohl knapp 1000.

3. Wenn die DGB-TG selber nichts organisiert und die Informationen z.B. noch nicht mal in den Entleihbetrieben an den "Schwarzen Brettern" bekannt geben läßt kann man nicht einfach nur die LAN selber verantwortlich machen.

4. Momentan ist auf der homepage des DGB noch nichts zu finden wie die Verhandlungen ausgingen. Vielleicht kommts ja noch vor Weihnachten.


Nochmals zu einem deiner Beiträge bezüglich "BAG-Urteil schlüssig"

Hans01  22:08:48 Fr. 08.Dezember 2023
ZitatAlso: Das kann man so regeln, es ist auch möglich das so zu regeln,..

Das hieße: Das BAG Urteil ist schlüssig wenn es zum Urteil kommt, dass es EuGH-konform ist. Und es ist auch schlüssig wenn es gegenteilig zum Urteil kommt, dass es nicht EuGH-konform ist.

Im Duden schreiben sie zu schlüssig folgendes:

"folgerichtig und den Tatsachen entsprechend aufgrund gesicherter Schlüsse; überzeugend, zwingend"

Stellt sich die Frage: Können Begründungen so oder so beide Male zwingend sein ?

Also ich bleib dabei "nicht schlüssig".

Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 15:28:16 Mo. 18.Dezember 2023
Tarifverhandlungen für die Leiharbeit 2024 sind gestartet. In der ersten Runde haben die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt. Die DGB-Gewerkschaften fordern 8,5 Prozent mehr Geld. Die nächste Verhandlung ist am 29. Januar. Doch zuvor wird noch eine weitere Tariferhöhung zum 1. Januar wirksam.

https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/leiharbeit/forderung-tarifrunde-leiharbeit-2023-2024
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Onkel Tom am 23:48:11 Di. 19.Dezember 2023
Okay.. 8,5%, bei der zum Abschluss 4% an realer Lohnerhöhung raus kommt ?
 ::)
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 23:58:08 Di. 19.Dezember 2023
Oder 0,85%.
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 09:30:21 Do. 21.Dezember 2023
Der VGZ-Verhandlungsführer Sven Kramer ordnet die Forderung wie folgt ein: "Diese Forderung lässt sich – auch angesichts der erneuten Lohnsteigerung in der Zeitarbeit zum 1.1.2024 – mit der aktuell höchst angespannten wirtschaftlichen Lage unter keinen Umständen vereinbaren."

https://ig-zeitarbeit.de/tarifverhandlungen-zeitarbeit-fuer-das-jahr-2024-sind-gestartet/
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: dagobert am 10:36:49 Do. 21.Dezember 2023
"aktuell höchst angespannten wirtschaftlichen Lage"

Dieselbe Platte wie jedesmal ...
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: counselor am 10:51:23 Do. 21.Dezember 2023
Richtig! Es ist immer die gleiche verlogene Leier! Die Wahrheit ist: Lohnerhöhungen schmälern die Profite!
Titel: Aw: Tarifverträge Leiharbeit 2022/23
Beitrag von: Hans01 am 12:05:51 Do. 21.Dezember 2023
Wobei ich mich frage: Kann das den Leihbuden nicht egal sein? Die müssen sich eh alle dran halten, es gibt keinerlei Kostenvorteile untereinander und die Stundenkalkulation wird ja fix sein, so dass auch der Stundensatz für den Entleiher entsprechend ansteigt. Kann mir nicht vorstellen, dass die Verträge nicht von vornherein auch die Tariferhöhungen mit einpreisen.

Ansonsten denke ich aber auch, dass die 8,5% nicht kommen werden. Allerdings muss man mehr fordern um wenigstens etwas zu erreichen. Wenn man direkt mit ,,etwas" startet, wird diese Summe runtergehandelt.