SPD 2007: Mit Volkshochschulkursen gegen Altersarmut

Begonnen von Kater, 22:07:32 Di. 21.August 2007

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Kater

Zitat»Müntes« Bildungsoffensive
SPD 2007: Mit Volkshochschulkursen gegen Altersarmut
Von Rainer Balcerowiak
 
Wenn man den meistens streng nach Urin riechenden U-Bahnhof Boddinstraße im Herzen von Berlin-Neukölln verläßt, denkt man wohl kaum an die »Riester-Rente«, sondern eher an »Hartz IV« und Alltagskriminalität. Auf der Ramschmeile Hermannstraße boomt der morgendliche Biergenuß und warten die Dealer, um die Kunden an den Ausgängen der als Lebensader des Berliner Drogenhandels bekannten Linie 8 zu empfangen.

Die SPD-Minister Franz Müntefering und Peer Steinbrück kamen am Dienstag nicht mit der U-Bahn, sondern entstiegen – gut abgeschirmt von etlichen Leibwächtern – ihren Dienstlimousinen, um die Volkshochschule (VHS) Neukölln in der Boddinstraße zu besuchen. Hintergrund ist eine vor einem halben Jahr gestartete Propagandaaktion mehrerer Bundesministerien zur Flankierung der bereits vollzogenen und noch bevorstehenden drastischen Rentenkürzungen. Zusammen mit dem DGB, der Unternehmervereinigung BDA, der Verbraucherzentrale und der Deutschen Rentenversicherung wurden bislang bundesweit 325 VHS-Kurse zur privaten Altersvorsorge veranstaltet. Knapp 3500 Teilnehmer bezahlten durchschnittlich 20 Euro, um sich von »unabhängigen Experten« zwölf griffig betitelte Lektionen rund ums künftige Rentnerleben erteilen zu lassen. »Wie könnte mein Leben im Alter aussehen?« ist das Motto der Eröffnungsstunde«, bevor es um existentielle Fragen wie »Wie wähle ich das Altersvorsorgeprodukt, das zu mir paßt? « oder »Betriebliche Altersvorsorge- der bessere Weg für mich? » geht.

Für Müntefering ist das Projekt natürlich ein »Erfolg«. Man müsse den Menschen die Angst vor Altersarmut nehmen. Die gesetzliche Rente bleibe das Fundament der Altersversorgung und sei durch die »Nachhaltigkeitsfaktor« genannten Absenkungen und das jüngst beschlossene höhere Renteneintrittsalter zukunftsfest gemacht worden, warb der Minister für seine antisoziale Politik. Deutschland habe »alles Potential, damit alle im Alter gut versorgt sind«. Er wies in diesem Zusammenhang auf die erweiterten Möglichkeiten zur betrieblichen Altersvorsorge und die staatlich geförderte private »Riester-Rente« hin. Besonders letztere sei eine »Erfolgsstory«, wie der unlängst abgeschlossene zehnmillionste Vertrage zeige.
Das sieht sein Kabinettskollege Steinbrück ähnlich. Er setzte sogar noch einen drauf, indem er die »Riester-Rente« als »wichtigste Reform seit der Bismarck'schen Sozialgesetzgebung« bezeichnete. Als Ziel der VHS-Kurse nannte der Minister, den Teilnehmern klarzumachen, daß »ein würdiges Altern allein durch die gesetzliche Renterversicherung nicht mehr möglich sein wird«.

Für das nächste Semester sind mehr als 500 Kurse geplant. Dabei wolle man bestimmte Zielgruppen – Müntefering nannte »Berufsanfänger, Gehörlose und Migranten« – direkt ansprechen. Auch die »vielen Soloselbständigen« und Bezieher von Niedrigsteinkommen sollten dazu motiviert werden, sich für die eigene private Altersabsicherung zu engagieren. Warum eigentlich, fragt sich der Betrachter. Wer kaum genug Geld hat, um die nackte Existenz einigermaßen fristen zu können, dem nutzen weder Modelle der betrieblichen Altersversorgung noch die staatliche Förderung der »Riester-Rente«. Für Müntefering ist das aber kein großes Problem. Man werde auch für »Hartz IV-Empfänger« bei der Rente »was machen«. Was genau, ließ er allerdings offen.

Im Windschatten der beiden Minister nutzten anschließend auch VHS-Funktionäre, Rentenversicherungsmanager und Provinzpolitiker die Gelegenheit für ein paar nicht sonderlich erhellende Statements. Dabei wurde eine Art Generallinie erkennbar. Mit Angeboten wie den VHS-Kursen zur Alterssicherung soll offenbar der Boden bereitet werden, um den armen Alten von morgen dereinst vorwerfen zu können, sie seien selbst Schuld an ihrem Schicksal, weil sie sich nicht um ihre Zukunft gekümmert hätten.

Zurück auf der Hermannstraße, vergißt man das alles recht schnell. Hier konkurrieren »Schnäppchen-Kiste« und »McGeiz« um Anteile an ALG-II- oder »Altersgrundsicherungs«- Budgets, und wer sich nicht mal dieses Level leisten kann, durchwühlt die Papierkörbe nach Verwertbarem. Anmeldeformulare für VHS-Kurse gehören sicherlich nicht dazu.

Franz Müntefering und Peer Steinbrück brauchen sich um ihre Altersbezüge definitiv keine Sorgen zu machen

http://www.jungewelt.de/2007/08-22/055.php

Eivisskat

ZitatOriginal von Kater
Mit Angeboten wie den VHS-Kursen zur Alterssicherung soll offenbar der Boden bereitet werden, um den armen Alten von morgen dereinst vorwerfen zu können, sie seien selbst Schuld an ihrem Schicksal, weil sie sich nicht um ihre Zukunft gekümmert hätten.


Und gleichzeitig die Einheitsrente aus dem Sack zu lassen!
Imho dauert das nicht mehr lange.
LG

Eivisskat

...für die private ,,Riester-Rente".
Hinzu kommen noch Steuermindereinnahmen durch die Möglichkeit von Steuerersparnissen für den Aufbau der Riester-Rente von derzeit jährlich maximal 1.575 Euro. Mit Riesensummen subventionieren also die Steuerzahler damit gleichzeitig auch das Zusatzgeschäft der Versicherungswirtschaft.
 Sozialminister Müntefering feiert die Abschlusszahlen für die Riester-Rente als Riesenerfolg. Dabei sind es gerade mal ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die einen solchen Vertrag abgeschlossen haben – nämlich 9 von 27 Millionen.
 Dieses Drittel gehört jedoch gewiss nicht gerade zu denjenigen ErwerbsTätigen, die das größte Armutsrisiko im Alter tragen....

...Dazu werden die Arbeitnehmer auf ihre ,,Selbstverantwortung", d.h. auf die private Vorsorge bzw. auf die Riester-Rente verwiesen. Was dabei unterschlagen wird, ist die Tatsache, dass selbst mit der staatlich subventionierten Riester-Rente - und zwar ausschließlich von den Arbeitnehmern alleine - schon jetzt längst mehr Geld für die Altersvorsorge aufgebracht, werden muss, als durch eine Beitragssteigerung für die gesetzliche Rente, die ein auskömmliches Renteneinkommen sicherte...
...
http://www.nachdenkseiten.de/?p=2575

Stoppelhopser323

Ich kann nur sagen das industrie,wirtschaft und politik dafür sorgen sollen das jeder ne vernünftige arbeit bekommt die anständig bezahlt wird dann klappts auch mit der privaten altersvorsorge die ja immer gefordert wird.

Meine wenigkeit hatte auch schon nen paar jahre da eingezahlt aber mit einführung von HarzIV wars dann essig, denn wir wissen ja alle was der mist kostet und mit damals 345 ökken wars ned mehr möglich zu zahlen also Riesterrente adee.Also kann man ja sagen das die politk daran schuld ist das man im alter arm ist X(
Nur wenn alle gemeinsam etwas tun wird sich was ändern

alfred

ZitatDer Mitgliederschwund bei den großen Volksparteien hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Den größten Aderlass mussten wieder die Sozialdemokraten verkraften - 20.000 Genossen gaben ihr Parteibuch zurück. SPD und CDU sind jetzt fast gleich groß.

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edit: sorry, falsche Rubrik...
To be is to do (Socrates), To do is to be (Sartre), Do be do be do (Sinatra)

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