Leiharbeit kackt medial ab!

Begonnen von Kuddel, 18:31:24 Mi. 09.August 2017

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Kuddel

Bisher ließen sich die Medien die Propagandatexte der Branche unterjubeln und veröffentlichten diesen Dreck.
Der Bogen wurde überspannt. Es hatte keinerlei Bezug zur Wirklichkeit.

Je mehr die Gewerkschaften versprachen die Branche zu regulieren und einzudämmen, desto mehr weitete sich diese Pest aus. Noch nie arbeiteten so viele in der Sklavenbranche wie heute.

Die Leiharbeiter haben die Hoffnung verloren, den 2. Arbeitsmarkt als Übergang in halbwegs erträgliche Arbeitsverhältnisse zu sehen. Sie sehen sich in dem erniedrigenden Sektor gefangen und äußern sich klipp und klar: Die Leiharbeit muß weg!

Die Leihkeule No.5 schlägt hohe Wellen.

Jetzt beschreiben auch die Mainstreammedien die Situation in der Branche überraschend realistisch:

ZitatLeiharbeit
Die hässliche Fratze der "Sharing Economy"

Die Leiharbeit sei ein Albtraum für Beschäftigte, sie frustriere und mache krank, kommentiert Sina Fröhndrich. Außerdem sei sie keinesfalls Brücke für Langzeitarbeitslose in reguläre Beschäftigung, sondern eher eine Falle für oftmals gut Qualifizierte. Höchste Zeit, sie abzuschaffen.


Von Sina Fröhndrich

Der erste Tag bei einem neuen Arbeitgeber. Unbekannte Kollegen, unbekanntes Umfeld. Das ist aufregend, kann aber auch nervenaufreibend sein. Es gibt Menschen in Deutschland, die erleben das alle paar Monate. Leiharbeiter wechseln den Arbeitgeber wie andere ihre Zahnbürste. Jeder zweite Leiharbeiter bleibt nicht länger als drei Monate bei einem Unternehmen. Ein Albtraum für einen Beschäftigten.

Es gibt keine Sicherheit, keine Wertschätzung, und er ist der erste der gehen muss, wenn es schlecht läuft. Zuletzt gesehen bei Volkswagen. Die Leiharbeit schafft eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in einem Unternehmen. Gleiches Gehalt für gleiche Arbeit - das gibt es erst nach neun Monaten- und damit für die wenigsten Leiharbeiter. So ein Job macht nicht glücklich, im Gegenteil: Er frustriert und macht krank.

Milliardengewinne auf dem Rücken "atypisch Beschäftigter"


Es ist traurig, dass ausgerechnet Deutschland, das Land der erfolgreichen Exporteure, sich fast eine Million Leiharbeiter leistet. Haben wir das nötig? Meine Antwort lautet: Nein. Und es steht uns noch weniger gut zu Gesicht, dass es wirtschaftlich immer weiter nach oben geht - und es zugleich auch mehr Leiharbeiter gibt. Arbeitgeber betonen immer wieder, dass Leiharbeiter eine wichtige Stütze für deutsche Unternehmen sind. Aber wer stützt die Leiharbeiter?

Deutsche Firmen fahren teils Milliardengewinne ein. Sie können es sich eigentlich leisten, auf atypische Beschäftigte wie Leiharbeiter zu verzichten. Und genau das sollten die Gewerkschaften mit noch mehr Vehemenz fordern - und dabei nicht nur ihre Stammklientel, die feste Belegschaft, im Blick behalten.

Arbeitsagenturen befeuern die Entwicklung

Sicher, seit diesem Frühjahr ist die Arbeitszeit für Leiharbeiter begrenzt - auf 18 Monate. Danach müssen sie übernommen werden oder gehen. Aber kaum beschlossen, vereinbart die Metallbranche eine Ausnahmeregel. Mit dem Segen der IG Metall dürfen Leiharbeiter bis zu vier Jahre lang beschäftigt werden. Konsequent im Sinne der Beschäftigten ist das nicht.

Leiharbeit sei eine Brücke in eine reguläre Beschäftigung, argumentieren Befürworter - nur lässt sich das kaum belegen. Viele neue Leiharbeiter kommen aus dem ersten Arbeitsmarkt, sie hatten also eine reguläre Beschäftigung und waren nur kurz arbeitslos. Die Leiharbeit ist also keine Brücke für Langzeitarbeitslose, sie ist eine Falle für oftmals gut Qualifizierte. Und die Arbeitsagenturen befeuern diese Entwicklung auch noch. Jeder dritte Job, den sie vermitteln, ist ein Leiharbeitsjob.

Das Leihen und verleihen ist ein Wirtschaftstrend. Die "Sharing Economy" hat viele Gesichter, die Leiharbeit ist eine hässliche Fratze davon. Es wird Zeit, sich davon zu trennen.
http://www.deutschlandfunk.de/leiharbeit-die-haessliche-fratze-der-sharing-economy.720.de.html?dram:article_id=393027

ZitatLeiharbeit
Billige deutsche Wertarbeit

Fast eine Million Menschen sind in Deutschland als Leiharbeiter beschäftigt: Auf wessen Rücken Deutschland boomt – und was die Politik nicht dagegen tut.


Statistiken gelten als langweilig, aber manchmal erzählen sie spannende Geschichten. Beispiel Leiharbeit: Dass heute die Rekordzahl von fast einer Million Menschen in solchen Arbeitsverhältnissen steht, ist mehr als eine Zahl. Die Statistik erzählt sogar zwei Geschichten. Eine über Wirtschaft und eine über Politik.

Die Zahlen zur Leiharbeit wurden gleichzeitig mit den neuesten Exportsteigerungen bekannt. Das passt zu dem Befund, dass der Überschuss der Ausfuhren in der deutschen Handelsbilanz nicht zuletzt von einem Teil der Arbeitnehmerschaft bezahlt wird: Der Durchschnittsverdienst in Leih-Jobs liegt mehr als 40 Prozent unter dem Lohn von regulär Beschäftigten. So verbilligt man deutsche Wertarbeit.

Und die Politik? Die Bundesregierung rühmt sich, den Missbrauch der Leiharbeit eingedämmt zu haben. So soll nach 18 Monaten eine Festanstellung erfolgen. Allerdings: Nicht einmal jeder siebte Leiharbeiter darf überhaupt so lange bleiben.

So erzählt eine simple Statistik, auf wessen Rücken Deutschland boomt – und was Politik nicht dagegen tut.
http://www.fr.de/politik/meinung/kommentare/leiharbeit-billige-deutsche-wertarbeit-a-1328618

ZitatAnstieg um 4,4 Prozent
Linke kritisiert Zunahme der Leiharbeit

Dumpinglöhne, schlechte Arbeitsbedingungen und eine hohe Wahrscheinlichkeit auf erneute Arbeitslosigkeit - Leiharbeit sei prekäre Beschäftigung, kritisierte die Linke. Neue Zahlen zeigen: Es gibt immer mehr davon.


Die Leiharbeit hat nach Zahlen der Bundesregierung in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. Im Dezember 2016 gab es mit 993.000 fast eine Million Leiharbeitskräfte, 4,4 Prozent mehr als 2015. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im Vergleich zu 2013 sei das ein Anstieg um 16,4 Prozent. Und seit 2003 habe sich die Zahl sogar verdreifacht.

Leiharbeit sei vor allem durch sehr kurze Arbeitsverhältnisse geprägt, erläuterte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Klaus Ernst. 54 Prozent der Arbeitsverhältnisse waren spätestens nach drei Monaten beendet. Und lediglich 22,3 Prozent dauerten länger als neun Monate. Länger als 15 Monate dauerten demnach nur 14,1 Prozent.

Der Anteil von Leiharbeitskräften ist den Angaben zufolge in Bremen und Thüringen besonders hoch. Während der Anteil bundesweit bei 2,7 Prozent liege, werde er in diesen Bundesländern mit 4,7 Prozent und 3,9 Prozent ausgewiesen, sagte Ernst.

Ab dem 1. April müssen Leiharbeitsfirmen aufpassen: Ein und derselbe Leiharbeiter darf dann maximal 18 Monate im selben Unternehmen arbeiten. Wer dann nicht zu einem anderen Unternehmen wechselt, hat Anspruch auf eine Anstellung durch den Arbeitgeber. Außerdem müssen Unternehmen den Leiharbeitern nach neun Monaten das gleiche Gehalt zahlen wie der Stammbelegschaft. Arbeitgeber und Gewerkschaften können allerdings Ausnahmen vereinbaren.

Er kritisierte: ,,Leiharbeit ist organisierte Lohndrückerei, die mittlerweile eine fatale Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielt. Die einzigen, die davon profitieren, sind Arbeitgeber." Der Durchschnittslohn in der Leiharbeit liegt den Angaben zufolge bei gerade einmal 58 Prozent des allgemeinen Durchschnittslohn. 1816 Euro pro Monat bei Leiharbeit stünden 3133 Euro bei Vollzeittätigkeit gegenüber.

Fast die Hälfte der Leiharbeitskräfte, deren Arbeitsverhältnis beendet wurde, war nach 30 Tagen immer noch ohne Beschäftigung. 26 Prozent hatten nach 30 Tagen ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis außerhalb der Leiharbeit gefunden. Jeder Fünfte hatte wieder ein Leiharbeitsverhältnis.

Von einer Brücke in reguläre Beschäftigung könne bei der Leiharbeit also keineswegs die Rede sein, so Ernst. ,,Vielmehr handelt es sich um eine Form prekärer Beschäftigung, die durch kurze, sich aneinander reihende Arbeitsverhältnisse mit niedrigen Löhnen geprägt ist." Leiharbeiter würden mit Dumpinglöhnen abgespeist, hätten schlechtere Arbeitsbedingungen und eine hohe Wahrscheinlichkeit, nach kurzer Zeit erneut arbeitslos zu sein.

Die SPD habe 2016 die Chance gehabt, Leiharbeit schärfer zu regulieren. Stattdessen habe sie die Lage per Gesetz noch verschlechtert, kritisierte der Linken-Politiker. ,,Leiharbeit gehört mindestens so reguliert wie in Frankreich: Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit plus ein zehnprozentiger Flexibilitätszuschlag. Wenn es die SPD mit sozialer Gerechtigkeit ernst meint, darf sie nicht ständig vor der Arbeitgeberlobby einknicken."
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/anstieg-um-4-4-prozent-linke-kritisiert-zunahme-der-leiharbeit/20158914.html

ZitatUnsicherheit ist Trend:
Leiharbeit in Deutschland weiter auf dem Vormarsch


Von Tobias Elsaesser


Es ist ein beunruhigender Trend: Die Leiharbeit nimmt in Deutschland immer weiter zu. Das belegen aktuelle Zahlen der Bundesregierung: Im Dezember 2016 gab es mit 993.000 fast eine Million Leiharbeitskräfte. Das sind 4,4 Prozent mehr als 2015, 16,4 Prozent mehr als 2013 und eine Verdreifachung seit dem Jahr 2003. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linken hervor.

Übergang oder Durchhangeln?


Hinter der Leiharbeit stand einmal der Gedanke, sie solle einen Übergang in eine reguläre Beschäftigung bieten. Die steigenden Zahlen lassen zwei Schlüsse zu. Böte sie tatsächlich einen Übergang in eine reguläre Beschäftigung, hieße das, dass immer mehr Menschen diesen Übergang suchen. Der zweite Schluss: Leiharbeit etabliert sich als Dauerlösung.

Für die meisten ist Leiharbeit nur ein Durchhangeln von Job zu Job: Fast die Hälfte der Leiharbeitskräfte, deren Arbeitsverhältnis beendet wurde, war nach 30 Tagen immer noch ohne Beschäftigung. 20 Prozent begannen ein erneutes Leiharbeitsverhältnis. Der Anteil derer, die ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis außerhalb der Leiharbeit gefunden haben, lag bei etwas mehr als einem Viertel (26 Prozent).

Was ist eigentlich 'prekär'?

Politiker und Arbeitgeber benutzen für das Phänomen der Leiharbeit und der Mini-Jobs gerne den Begriff 'Prekäres Arbeitsverhältnis'. Was zunächst einmal griffig und interessant klingt, sagt zugleich eine Menge über die Art des Arbeitsverhältnisses aus – denn der Normalbürger kennt eher den Begriff der 'prekären Lage'. Was immer das genau heißt, jeder bringt damit eine Lage in Verbindung, in der er nicht sein möchte. Wer möchte also in einem 'prekären Arbeitsverhältnis' sein?

Prekär – so offenbart der Duden – heißt so viel wie schwierig, heikel oder misslich. Und das trifft es: Was anderes ist ein Arbeitsverhältnis als misslich, wenn es meist nach weniger als neun Monaten beendet ist und bei dem man gerade einmal 58 Prozent des allgemeinen Durchschnittslohn verdient?

Bei dem Wort prekär schwingt auch schon gleich eine negative Prognose mit, denn es bedeutet laut Duden auch so viel wie "in einer Weise geartet, die es äußerst schwer macht, (...) aus einer schwierigen Lage herauszukommen", im Grunde – und das bestätigen die Zahlen – ein Teufelskreis.

Arbeiter, die Angst haben, mucken nicht auf

Die Wurzel des Wortes prekär liegt weit zurück, sie findet sich zum Beispiel in dem lateinischen Wort precarius, das so viel bedeutet wie erbettelt, aus Gnade erlangt, unsicher, auf Widerruf gewährt. Es setzt den Arbeitnehmer in die Rolle des Bittstellers herab. Jemanden, dem man die Gnade einer schlecht bezahlten Beschäftigung zu Teil werden lässt. Und er möge sich bitte nicht beschweren.

Denn bereits vor über 20 Jahren, im Februar 1997, sagte der damalige Vorsitzende der amerikanischen Notenbank 'Fed' vor dem amerikanischen Kongress, dass die Unsicherheit des Arbeitsverhältnisses eine treibende Kraft in der Wirtschaft sei und Wachstum beschere. Der Arbeitnehmer hält seinen Mund und fordert keinen höheren Lohn. Aus Angst, den Job zu verlieren. Und das hält auch die Inflation niedrig. Unterdurchschnittliche Bezahlung und eine hohe Wahrscheinlichkeit, gleich wieder arbeitslos zu sein sind im Grunde nichts anderes als positive Wirtschaftsfaktoren - was zu denken geben sollte.
http://rtlnext.rtl.de/cms/unsicherheit-ist-trend-leiharbeit-in-deutschland-weiter-auf-dem-vormarsch-4122523.html

Fritz Linow

Der aschenbecherartige Werner Stolz vom iGZ steuert prompt gegen:
Zitat9.8.17
iGZ-Hauptgeschäftsführer kommentiert Entwicklung der Zeitarbeitsbranche / Zeitarbeit: Chancengeber und Konjunkturmotor

(Münster) - Analog zur Gesamtheit aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im letzten Jahr auch die Zahl der Zeitarbeitskräfte gestiegen. "Das beweist, dass die Wirtschaft Zeitarbeit braucht, um flexibel auf schwankende Auftragslagen reagieren zu können", bestätigt Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Statt eigenes Personal ständig auf- und abzubauen, hilft die Branche solche Puffer durch unternehmensübergreifende Einsatzwechsel sozialadäquat auszugleichen. Insoweit sei die Zeitarbeit auch eine unverzichtbare Säule in der sozialen Marktwirtschaft. "Keine andere Branche bietet so viele diskriminierungsfreie Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt", erinnert Stolz daran, dass zwei Drittel der Zeitarbeitnehmer zuvor beschäftigungslos waren. Und dies alles zu Mindest-Tarifkonditionen, die unter anderem mit IG Metall, IG BCE und ver.di abgeschlossen wurden und keinen Branchenvergleich mehr scheuen müssen. Und auch in der Integration von Flüchtlingen sei die Branche Vorreiter: Jeder fünfte Flüchtling fand einen Job in der Zeitarbeit - und das obwohl die Branche nur 2,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland zählt. "Ob sich die Kritiker dessen bewusst sind, wenn sie in monotoner Dauerschleife die Beschränkungen der Branche fordern?", fragt Stolz.
http://verbaende.com/news.php/iGZ-Hauptgeschaeftsfuehrer-kommentiert-Entwicklung-der-Zeitarbeitsbranche-Zeitarbeit-Chancengeber-und-Konjunkturmotor?m=117256

Kuddel

Fortsetzung:

ZitatZeitarbeit in der Pflege
Ohne Leiharbeiter läuft nichts mehr

Leiharbeit ist in der Industrie üblich. Wegen schlechter Bezahlung und der ständigen Unsicherheit hat sie aber keinen guten Ruf. Jetzt gibt es diese Beschäftigungsform auch in der Pflege. Dort liegt die Leiharbeit zunehmend im Trend.
https://www.swr.de/landesschau-rp/zeitarbeit-in-der-pflege-ohne-leiharbeiter-laeuft-nichts-mehr/-/id=122144/did=19744086/nid=122144/7f76mr/index.html

ZitatGewerkschaften beklagen Negativrekord bei Beschäftigung





42 Prozent der Arbeitnehmer haben Minijobs oder arbeiten in Teilzeit oder Leiharbeit. Studie sieht ein Fünftel der Arbeitsplätze bedroht

Rund 17 100 Menschen in Bottrop arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Damit ist der Anteil der so genannten atypischen Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen 2016 auf einen Rekordwert von 42 Prozent gestiegen.
IG Bau spircht von Alarmsignal

Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Bottroper Arbeitsmarkt seit 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 32 Prozent. IG BAU-Bezirkschef Georg Nießing spricht von einem ,,Alarmsignal an die Politik": ,,Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten", sagt Nießing. Hier sei ,,grundsätzlich etwas in Schieflage geraten". Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat in Bottrop besonders die Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 4500 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 8100 – ein Anstieg von 79 Prozent. ,,Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpause enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit", sagt Nießing.

8000 Minijobs

Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 8000 Menschen in Bottrop waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt. In der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus, berichtet Nießing. Auch hier seien es insbesondere Frauen, die nach einem Jobverlust oder einer Trennung oft schnell in Hartz IV abrutschten. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September fordert die IG BAU Emscher-Lippe-Aa von den Parteien klare Konzepte ,,gegen die Unwucht am Arbeitsmarkt".

Kritik an Leiharbeit

Der DGB setzt einen anderen Schwerpunkt. Er kritisiert die hohe Zahl von Leiharbeitsverträgen, die bundesweit im Juni erstmals die Millionenschwelle überschritten hat. ,,Der aus unserer Sicht missbräuchliche Einsatz von Leiharbeitern betrifft zur Hälfte Produktionsberufe und zu einem Viertel Speditions- und Logistikberufe. Längst werden nicht nur Produktionsspitzen oder Krankheitsfälle damit abgedeckt, sondern systematisch Lohn- und Sozialdumping betrieben", sagt DGB-Regiongeschäftsführer Josef Hülsdünker. Beide Gewerkschafter fordern Nachbesserungen beim neuen Gesetz, das im April in Kraft getreten ist.
https://www.waz.de/staedte/bottrop/gewerkschaften-beklagen-negativrekord-bei-beschaeftigung-id211527703.html

ZitatHintergrund:
Leiharbeits-Verbot für Flüchtlinge wurde 2015 gelockert

Seit Gerhard Schröders Agenda 2010 ist die Zahl der Leiharbeiter kontinuierlich gestiegen. Auch Flüchtlinge dürfen seit 2015 als Leiharbeiter eingesetzt werden.
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/leiharbeits-verbot-fuer-fluechtlinge-wurde-2015-gelockert-15523978.html

ZitatLinkspartei fordert die Abschaffung der Leiharbeit

Die Linkspartei sieht die Vielzahl der unsicheren Jobs als Spätfolge der "Agenda 2010".


Die Linkspartei sieht den Anstieg unsicherer und oftmals schlecht bezahlter Arbeitsverhältnisse als eine Spätfolge der Agenda 2010 an, die von der rot-grünen Regierung Schröder umgesetzt wurde. Es sei die Möglichkeit geschaffen worden, Sozialleistungen im Rahmen der Harz-IV-Sanktionen zu kürzen, so der Bundestagskandidat Holger Onken in einer Pressemitteilung.
http://www.wzonline.de/nachrichten/aktuelles/artikel/linkspartei-fordert-die-abschaffung-der-leiharbeit.html

ZitatPrekär im Hamsterrad
Immer mehr Leiharbeit in Deutschland. Linke-Politiker Klaus Ernst kritisiert Praxis der »organisierten Lohndrückerei«


Die Leiharbeit boomt. In den vergangenen Jahren hat der »staatlich geförderte Menschenhandel«, wie ein Gewerkschafter einst die damals neue Praxis nannte, rasant zugenommen.

Im Dezember 2016 registrierten die Behörden 993.000 Arbeitskräfte, die in Leiharbeitsverhältnissen ihr Dasein fristeten. Das waren 4,4 Prozent mehr als 2015. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag hervor.

Deutlich wird: Unternehmer greifen gerne zu. Im Vergleich zu 2013 stieg der Leiharbeitsanteil unter den Beschäftigten um 16,4 Prozent. Und seit 2003 hat sich die Zahl sogar verdreifacht.

»Leiharbeit ist organisierte Lohndrückerei.« Sie spiele »mittlerweile eine fatale Rolle auf dem Arbeitsmarkt«. »Die einzigen, die davon profitieren, sind die Arbeitgeber«, so der frühere Gewerkschaftsfunktionär.
https://www.jungewelt.de/artikel/315974.prek%C3%A4r-im-hamsterrad.html

ZitatStaatsversagen Leiharbeit

Die Regierung müsste Leiharbeiter schützen, lässt aber Unternehmen freie Hand, urteilt Florian Haenes


Unternehmen müssen flexibel sein. Menschen brauchen Stabilität. Für Leiharbeit müssten sie deshalb eigentlich entschädigt werden. Doch Leiharbeiter verdienen fast immer weniger als fest angestellte Kollegen. Die Zeitarbeit könnte ein erträgliches Instrument der Wirtschaftspolitik sein, würde den Leiharbeitern für die erduldete Unsicherheit eine satte Entschädigungsprämie ausgezahlt. Der Staat müsste die Unternehmen dazu zwingen.

Für Leiharbeiter hat sich die Stellung im Unternehmen seit April scheinbar verbessert: Nach neun Monaten erhalten sie das übliche Tarifgehalt, nach achtzehn Monaten werden sie in eine Festanstellung übernommen. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen der Bundesregierung entlarven die Neureglungen jedoch als bloße Symbolik: Nach nicht einmal neun Monaten sind Dreiviertel der Leiharbeiter schon wieder entlassen. Das neue Gesetz ist für sie wirkungslos.

Auf die Unternehmen zu schimpfen, weil die sich der Leiharbeiter rechtzeitig entledigen, wäre wohlfeil. Von ihnen kann man erwarten, sich an Gesetze zu halten, nicht mehr.

Es ist der Staat, der einen grundsätzlich neuen Gesetzesrahmen für die Leiharbeit schaffen müsste, inklusive einer »Unsicherheitsprämie«. Zwar preisen CDU/CSU und SPD in ihren Wahlprogrammen die soziale Marktwirtschaft, doch was die Bundesregierung beim Thema Leiharbeit umgesetzt hat, fügt sich zu nichts als dem Zerrbild einer Ordnung, in der auch die Wirtschaft den Menschen dient.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1060021.staatsversagen-leiharbeit.html

Fritz Linow

Zitat von: Kuddel am 19:00:55 Mi. 09.August 2017
ZitatZeitarbeit in der Pflege
Ohne Leiharbeiter läuft nichts mehr

Leiharbeit ist in der Industrie üblich. Wegen schlechter Bezahlung und der ständigen Unsicherheit hat sie aber keinen guten Ruf. Jetzt gibt es diese Beschäftigungsform auch in der Pflege. Dort liegt die Leiharbeit zunehmend im Trend.
https://www.swr.de/landesschau-rp/zeitarbeit-in-der-pflege-ohne-leiharbeiter-laeuft-nichts-mehr/-/id=122144/did=19744086/nid=122144/7f76mr/index.html

Ich lese bei diesem Artikel nicht heraus, dass die Leiharbeit medial abkackt. Das ist eher ein Schurkenstück der Sklavenhalterlobby, die neuerdings ganz gezielt die Pflegebranche als Leuchtturm herausstellt, um zu zeigen, wie toll die Leiharbeit ist. Das wird genauso auf den entsprechenden Verbandsseiten, in internen Xing-Gruppen und anderen Strategiepapieren kommuniziert. Bei Artikeln über Pflege und Leiharbeit muss man vorsichtig sein.

Kuddel

Schon richtig.
Ich habe diesen knappen fettgedruckten Anteil des Artikels eingestellt, weil es im krassen Gegensatz zur gewerkschaftlichen Ankündigung steht, der Leiharbeit Einhalt zu gebieten.

Leiharbeit in der Pflege, könnten und sollten wir gesondert in einem eigenen Thread behandeln.

Fritz Linow

Und hier nun ein Interview pro Leiharbeit ebenfalls auf DFL. Die Gegenpropaganda läuft an und es ist wohl eher so, dass der Ball hin- und hergespielt wird. Damit Leiharbeit medial abkackt, müssten erstmal viel mehr Leiharbeiter den Mund aufmachen. Wo sind die alle? Auf Facebook?

Außerdem könnten die Journalisten auch mal gerne wesentlich stärker Position für die Schwächeren beziehen. Klassenstandpunkt wagt man ja gar nicht mehr zu fordern. Und wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen die selber oft arbeiten, ist es eigentlich absurd, dass sie unter dem Deckmantel journalistischer Sorgfaltspflicht ihren eigenen Gegnern in den Arsch kriechen:

Zitat
9.8.17
Ökonom zur Leiharbeit: Keine organisierte Lohndrückerei

Leiharbeiter würden schlechter bezahlt, weil sie zum Teil schlechter qualifiziert seien, sagte Lars Peter Feld im Dlf. Außerdem sei Leiharbeit für Steuerzahler sinnvoll, weil die finanzielle Aufstockung des Lohns durch den Staat weniger kostet als die volle Zahlung des Arbeitslosengeldes, so der Ökonom.

Lars Peter Feld im Gespräch mit Christiane Kaess

Lars Peter Feld, Leiter des Walter Eucken Instituts, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und einer der fünf Wirtschaftsweisen (dpa)
Bricht eine Lanze für die vielfach kritisierte Leiharbeit: Lars Peter Feld, Leiter des Walter Eucken Instituts, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und einer der fünf Wirtschaftsweisen (dpa)
(...)
http://www.deutschlandfunk.de/oekonom-zur-leiharbeit-keine-organisierte-lohndrueckerei.694.de.html?dram:article_id=393057

Rudolf Rocker

Naja, diese neoliberalen Ekeltypen werden wohl auch dafür bezahlt, das sie so einen Scheiß erzählen. :(

counselor

Leiharbeit ist auch eine Methode zur Spaltung der Belegschaften.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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