Kacksack-Thread...wenn alle Stricke reißen...hier auskotzen

Begonnen von Hedgegina, 21:41:48 Mi. 28.April 2010

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Kuddel

Boah! Ich wurde oft als Radikalinski gesehen, als ein Schwarzmaler und ähnliches.

Sorry, ich hatte wohl ne rosaroten Brille auf und habe nicht gesehen, wie sehr die Kacke am Dampfen ist. Die Realität ist ja um ein vielfaches radikaler und bösartiger, als ich es geahnt habe. Durchgeknallte multimilliardenschwere Oligarchen regerieren die Welt, Kriegstreiber sind am Drücker, X und meta übertrumpfen die russischen Trollfarmen, was wahr und wirklich ist kann man sich aussuchen je nach Gusto. Mit ungeheurer Dreistigkeit kommen die Ausbeuter und ihre Handlanger aus ihren Löchern gekrochen und fordern, wir sollten uns krank zur Arbeit schleppen, Kosten der Gesundheitsversorgung selbst übernehmen, uns keine Hoffnung mehr auf eine Rente machen, also alles in allem: malochen oder abkratzen.

Sowas hätte kein Satiriker gewagt zu bringen. Das ist das neue Normal.

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Boah! Ich wurde oft als Radikalinski gesehen, als ein Schwarzmaler und ähnliches.
Das finde ich schon ziemlich krass. Lag wohl daran, dass oftmals nicht zwischen einem Realist und einem Schwarzmaler unterschieden wird.

Wobei ich die Zuschreibung "Schwarzmaler" generell schon für äußerst problematisch halte. Damit wird letztendlich doch nur suggeriert, dass alles nicht so schlimm sei, wie man es selbst wahrnimmt und empfindet.

Als Radikalinski gesehen zu werden, könnte man doch irgendwie auch als Kompliment auffassen, finde ich. Doch da gehen die Meinungen wohl auseinander.

Wie dem auch sei:

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Sorry, ich hatte wohl ne rosaroten Brille auf und habe nicht gesehen, wie sehr die Kacke am Dampfen ist. Die Realität ist ja um ein vielfaches radikaler und bösartiger, als ich es geahnt habe.
Ja, so ist sie, die Realität. Eine Realität, die nichts mit dem gemein hat, wie ich mir früher unsere Zukunft vorgestellt hatte.

Eine rosarote Brille? Nein, sehe ich nicht so. Woher soll man es auch wissen. War doch früher nicht so. Zumindest nicht so wie jetzt. Und ja, es gab Zeiten, da war alles noch sehr viel schlimmer.

Ich dachte immer, unsere Gesellschaft entwickelt sich weiter, in eine bessere, positivere Zukunft. Davon ging ich aus und hielt es für selbstverständlich. Ich hatte das vorausgesetzt. Einfach, weil der Mensch die Fähigkeit besitzt, zu lernen. Und ja, zeitweilig sah es ja auch ganz danach aus.

Ich hätte nie damit gerechnet, dass all das, was wir mittlerweile hier in Deutschland und anderswo vorfinden, jemals Realität werden könnte. Tja, so kann man sich täuschen. Es ist einfach nur krass:

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Durchgeknallte multimilliardenschwere Oligarchen regerieren die Welt, Kriegstreiber sind am Drücker, X und meta übertrumpfen die russischen Trollfarmen, was wahr und wirklich ist kann man sich aussuchen je nach Gusto. Mit ungeheurer Dreistigkeit kommen die Ausbeuter und ihre Handlanger aus ihren Löchern gekrochen und fordern, wir sollten uns krank zur Arbeit schleppen, Kosten der Gesundheitsversorgung selbst übernehmen, uns keine Hoffnung mehr auf eine Rente machen, also alles in allem: malochen oder abkratzen.
Was soll man von solchen Menschen halten? Unfassbar sowas! Ihnen gehört nicht die Welt.

Es ist so schlimm, wenn eine Minderheit meint, die Mehrheit der Menschen für ihre eigenen egoistischen Interessen schikanieren zu können. Sie meinen tatsächlich, ihr Reichtum und ihre Macht gebe ihnen das Recht, über andere zu bestimmen. Und die Medien spielen vielerorts mit.

Doch vielleicht beginnt das Problem schon sehr viel früher. Nämlich dort, wo man meint, dass Reichtum und Status schon per se Anerkennung verdient hätten.

Man hat eine Leistungsgesellschaft aufgebaut, die nur von sehr wenigen Menschen in Frage gestellt wird.

Die möglichen Folgen sehen wir jetzt:

Zitat von: Kuddel am 17:07:54 Mi. 08.Januar 2025Sowas hätte kein Satiriker gewagt zu bringen. Das ist das neue Normal.
Warum lässt man sich all das gefallen!!!

BGS

Das frage auch ich mich schon lange. "Leever duad as slaaf" hiess es früher, in den Zeiten Störtebekers (Lieber tot als ein Sklave).

Das sollen angeblich finstere Zeiten gewesen sein, doch heute? Da werden die Ausbeuter und Menschenfeinde quasi angebetet vom verblödeten Volk.

Den "Reichen" gehört nur so lange etwas wie sie am Leben sind und ihre Schergen manipulieren und betrügen können.

Die "Leistungsgesellschaft" ist, schaut man genauer nach, eine Chimäre.

Solidarität ist wichtiger denn je.

Der Hafen ruft... .

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Du hast ja recht. Es ist eigentlich so einfach. Der zerstörerische Wahnsinn der Superreichen und des Kapitalistischen Systems könnte durch Solidarität der einfachen Menschen zu Fall gebracht werden.

Eigentlich wäre es eine Aufgabe der linken Bewegung, beim Aufbau von Solidarität und Zusammenhalt zu helfen.

Leider ist die linke Bewegung untauglich für so eine Aufgabe.

Man kann mit dem Proletariat nichts anfangen und hält es für sexistisch. Es gibt Konflikte von akademischen Linken mit Menschen, die Ausdrücke wie "heteronormative cis-Männer" nicht verstehen.

Es ist ziemlich trostlos.

Hartzhetzer

ZitatDie "Leistungsgesellschaft" ist, schaut man genauer nach, eine Chimäre.

Leistungsgesellschaft bedeutet das ganz viele Menschen täglich ganz viel leisten müssen, damit sich einige wenige Menschen ganz viel leisten können.

Zitat.Es gibt Konflikte von akademischen Linken mit Menschen, die Ausdrücke wie "heteronormative cis-Männer" nicht verstehen.

Sind ja auch nur Kasperbegriffe die von Pseudolinken entwickelt wurden die schon lange ihren Frieden mit dem Kapitalismus und diesem System gemacht haben. Wenn sie für solche begriffe kämpfen müssen sie wenigsten nicht für eine bessere Welt ohne Kapitalismus kämpfen. Außerdem ist es ungefährlicher für so einen Ruß zu kämpfen, dafür braucht man sich nicht mit den Herrschenden Verhältnissen anzulegen.

ZitatWas soll man von solchen Menschen halten? Unfassbar sowas! Ihnen gehört nicht die Welt.
Doch wenn man die von den Nationalstaaten durchgesetzte globale Kapitalistische Rechts- und Eigentumsordnung ernst nimmt dann gehört denen die Welt.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

ZitatKasperbegriffe die von Pseudolinken entwickelt wurden

1. Sie definieren sich aber lautstark als links und so werden sie auch wahrgenommen.

2. Sie haben nahezu ein Monopol an Räumen und technischen Mitteln zur Organisierung: Politische Zentren, Treffpunkte, Infoläden, die technischen Fähigkeiten Plakate, Flyer und Sticker zu produzieren.

Hinzu kommt noch das Unwesen der Antideutschen in solchen Kreisen.

Eine neue angesagte politische Parole ist: "Raus aus der Szene, rein in die Klasse!"

So lange man keine Ahnung von der "Klasse" hat, sich vor der Kultur der Prolls fürchtet, sind solche Sprüche einfach nur heiße Luft.

counselor

Es ist eine Spielerei mit Identitäten, die da von den Pseudolinken betrieben wird.

Statt gegen die Ausbeutung im Kapitalismus soll sich der Kampf um Befreiung gegen eine vermeintliche Diktatur der "Heteronormativität" richten. Das verdrängt die klassenmäßige Orientierung.

Dort, wo Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrückt werden, sollten wir aber solidarisch sein. Meiner Meinung nach ist die sexuelle Orientierung eines Menschen das Ergebnis von Kampf und Einheit der Gegensätze im Körper eines Menschen und keineswegs alleine durch das "biologische" Geschlecht vorgegeben.

Es gibt eine gesellschaftliche Diskriminierung und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Und das sollten wir nicht hinnehmen.

Es ist aber falsch, wenn Menschen die sexuelle Orientierung ins Zentrum der Identität - des Denkens, Fühlens und Handelns - stellen. Denn nicht die Empfindungen und Definitionen sind primär, sondern die objektive Wirklichkeit der Klassengesellschaft und die bürgerliche Staats- und Familienordnung sind primär.

Die Selbstbeschäftigung mit der eigenen Identität lenkt davon ab, dass Menschen ihr Bewusstsein in der Wirklichkeit der Klassengesellschaft bilden. Statt gegen den Kapitalismus für eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreite Gesellschaft zu kämpfen, wird der Kampf in systemkonforme ungefährliche Bahnen gelenkt.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Manchmal frage ich mich, warum das Offensichtliche oftmals nicht verstanden wird. Warum es oftmals so schwierig ist. Warum die banalsten linkspolitischen Ziele schlichtweg nicht umgesetzt werden können. Obwohl doch nahezu jedem klar sein sollte, dass es so, wie es jetzt ist, nicht weitergehen kann. Und doch ändert sich nicht allzu viel.

Zitat von: Kuddel am 13:44:36 Do. 09.Januar 2025Es ist eigentlich so einfach. Der zerstörerische Wahnsinn der Superreichen und des Kapitalistischen Systems könnte durch Solidarität der einfachen Menschen zu Fall gebracht werden.

Eigentlich wäre es eine Aufgabe der linken Bewegung, beim Aufbau von Solidarität und Zusammenhalt zu helfen.

Leider ist die linke Bewegung untauglich für so eine Aufgabe.

Man kann mit dem Proletariat nichts anfangen und hält es für sexistisch.
Es ist auch meine Meinung, dass eine fehlende Solidarität ein großes Problem darstellt. Man kann nämlich noch immer an der gegenwärtigen Situation was ändern. Auch wenn zur Zeit alles recht festgefahren scheint.

Ich frage mich so oft, warum das, was eigentlich so einfach ist, nicht klappt. Und das finde ich besonders frustrierend an der Situation, gerade weil es so einfach ist.

Das Problem ist halt, dass auch diejenigen, die die Macht haben, genau wissen, dass alles so einfach ist. Und somit alles dafür tun, dass sich an der gegenwärtigen Situation nichts ändert. Deswegen ist ja auch die Gesetzgebung und die parlamentarische Demokratie für uns oftmals so ein großes Problem.

Und wenn dann noch die akademische Linke meint, Solidarität mit der Arbeiterklasse hätte man nicht nötig, dann hat man erst recht ein Problem. Man kann dann nämlich an der gegenwärtigen Situation nicht mehr allzu viel ändern.

Wenn ein Großteil der Linken der Meinung ist, dafür nicht mehr zuständig zu sein, freuen sich die Rechten.

Solidarität und Zusammenhalt sind nunmal Grundvoraussetzungen, wenn man ein anderes System möchte. Was das Ziel linker Politik doch eigentlich sein sollte.

Zitat von: Kuddel am 13:44:36 Do. 09.Januar 2025Es gibt Konflikte von akademischen Linken mit Menschen, die Ausdrücke wie "heteronormative cis-Männer" nicht verstehen.
Das ist schon krass. Da hat man wohl Grundsätzliches nicht verstanden.

Ich könnte mir vorstellen, dass es sich bei "heteronormative cis-Männer" um einen soziologischen Fachbegriff handelt. Der vielleicht auch in akademischen Kreisen nur dann bekannt ist, wenn man vom Fach ist. Oder politisch "links" ist!

Warum akademische Linke meinen, mit solchen Wörtern um sich werfen zu müssen, kann ich nicht nachvollziehen. Man könnte es nämlich auch viel einfacher sagen, so dass es jeder versteht. Ging früher doch auch! Ich finde, man sieht hier sehr deutlich, dass es nicht um die Sache an sich geht. Sondern um Wichtigtuerei oder darum, sich als etwas Besseres zu fühlen. Im besten Fall wird einfach irgendein Begriff unreflektiert übernommen. So zumindest mein Eindruck!

Zumal hier zudem die Gefahr besteht, dass Themen der Arbeiterklasse schlichtweg ignoriert werden. Man darf nämlich nicht das große Ganze aus den Augen verlieren. Es geht bei linker Politik nämlich um sehr viel mehr.

Zitat von: Hartzhetzer am 10:44:45 Fr. 10.Januar 2025Sind ja auch nur Kasperbegriffe die von Pseudolinken entwickelt wurden die schon lange ihren Frieden mit dem Kapitalismus und diesem System gemacht haben.
Zitat von: Kuddel am 11:20:29 Fr. 10.Januar 20251. Sie definieren sich aber lautstark als links und so werden sie auch wahrgenommen.
Mag ja sein, dass es sich hierbei um Pseudolinke handelt, was aber nichts an dem Problem ändert, dass sie sich selbst als politisch links definieren und somit auch als solche wahrgenommen werden.

Schon allein deswegen sollte man das alles sehr ernst nehmen. Es ist nämlich genau das, was sich sehr viele Menschen unter linker Politik vorstellen.

Meiner Meinung nach geht es hierbei nämlich in eine ähnliche Richtung, wie wenn man behauptet, SPD und die Grünen seien politisch links. Die Folgen sind zumindest ähnlich. Linke Politik wird auf Grund dessen bei vielen Menschen als etwas Negatives wahrgenommen, womit man nichts zu tun haben möchte.

Die Menschen werden schlichtweg getäuscht. Egal, ob das nun Absicht ist oder nicht. Das Resultat scheint aber nahezu dasselbe zu sein.

Zitat von: Kuddel am 11:20:29 Fr. 10.Januar 20252. Sie haben nahezu ein Monopol an Räumen und technischen Mitteln zur Organisierung: Politische Zentren, Treffpunkte, Infoläden, die technischen Fähigkeiten Plakate, Flyer und Sticker zu produzieren.

Hinzu kommt noch das Unwesen der Antideutschen in solchen Kreisen.

Eine neue angesagte politische Parole ist: "Raus aus der Szene, rein in die Klasse!"

So lange man keine Ahnung von der "Klasse" hat, sich vor der Kultur der Prolls fürchtet, sind solche Sprüche einfach nur heiße Luft.
Ich sehe darin auch ein großes Problem. Ich frage mich, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Das mit den Antideutschen überrascht mich nicht in diesem Zusammenhang. Passt schon irgendwie, wenn auch sonst alles Mögliche durcheinander gerät und somit voller Widersprüche steckt. So zumindest mein Eindruck!

Besonders problematisch ist halt auch, dass diese Gruppen die meisten Ressourcen besitzen. Das, gepaart mit ein paar unbedachten politischen Parolen, macht alles nur noch schlimmer.

Zitat von: Hartzhetzer am 10:44:45 Fr. 10.Januar 2025
ZitatWas soll man von solchen Menschen halten? Unfassbar sowas! Ihnen gehört nicht die Welt.
Doch wenn man die von den Nationalstaaten durchgesetzte globale Kapitalistische Rechts- und Eigentumsordnung ernst nimmt dann gehört denen die Welt.
Ja, wenn man sie ernst nimmt, was man meiner Meinung nach jedoch nicht tun sollte. Die Welt gehört nämlich allen Menschen oder niemandem. Je nachdem, wie man es sieht.

Denn letztendlich geht es auch hier wieder nur darum, dass den Reichen und Mächtigen und somit nur sehr wenigen Menschen, angeblich die Welt gehört.

Wenn man alles ernst nimmt, was so gesagt und beschlossen wird, dann kann man es auch gleich sein lassen. Denn das käme einer Kapitulation gleich. Doch ohne mich!

Was ist, kann auch (wieder) anders sein.

Kuddel

ZitatEs ist auch meine Meinung, dass eine fehlende Solidarität ein großes Problem darstellt.

Solidarität ist leichter gesagt als gelebt. Das wirkliche Leben funktioniert nicht so wie die politische Theorie.

In den Unterschichten spiegeln sich auch die Konflikte und Widersprüche dieser Gesellschaft. Unter armen Menschen gibt es auch Konkurrenz und Gewalt. Arme beklauen auch Arme. Es gibt häusliche Gewalt, es gibt Suchtprobleme. Es gibt Migranten, die sind rechts. Es gibt migrantische Rassisten.

Man muß lernen mit der schwierigen Situation umzugehen. Man muß nicht alles hinnehmen.

counselor

ZitatSolidarität ist leichter gesagt als gelebt. Das wirkliche Leben funktioniert nicht so wie die politische Theorie.

Am einfachsten ist es noch, Solidarität mit einem Kollegen zu üben, der von den Vorgesetzten ungerechtfertigt angegriffen wurde.

Ansonsten hängt es sehr von den eigenen Moralvorstellungen ab, mit wem man solidarisch ist.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Wenn es Konflikte mit dem Vermieter oder dem Ausbeuter gibt, bin ich auf Seiten des Betroffenen, auch wenn er mir nicht sympathisch ist, nicht meine moralischen und politischen Ansichten teilt.

counselor

Gegen die Visagen der Klassengesellschaft (Arbeitgeber, Vermieter, Bullen etc.) sollten wir natürlich solidarisch sein.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 09:31:31 Sa. 11.Januar 2025Solidarität ist leichter gesagt als gelebt. Das wirkliche Leben funktioniert nicht so wie die politische Theorie.

In den Unterschichten spiegeln sich auch die Konflikte und Widersprüche dieser Gesellschaft. Unter armen Menschen gibt es auch Konkurrenz und Gewalt. Arme beklauen auch Arme. Es gibt häusliche Gewalt, es gibt Suchtprobleme. Es gibt Migranten, die sind rechts. Es gibt migrantische Rassisten.

Man muß lernen mit der schwierigen Situation umzugehen. Man muß nicht alles hinnehmen.
Ja, leider ist das mit der Solidarität oftmals nicht so einfach. Was auch eine Ursache dafür sein könnte, warum es so schwierig ist, die politische Theorie in der Praxis anzuwenden.

Ich muss zugeben, dass mir Solidarität ja auch nicht immer so leicht fällt. Ist halt schon ab und an sehr schwierig, finde ich.

Ja, Konflikte und Widersprüche findet man leider auch in der Unterschicht. Sonst hätte man ja nicht die Probleme mit Mobbing und so. Kommt leider überall vor! Menschen sind nunmal nicht perfekt.

Die politische Theorie aber auch nicht, sonst wäre sie an das wirkliche Leben angepasst. Wenn das überhaupt möglich ist. Sie ist halt nur eine Theorie.

Die Frage ist, wie kann man lernen, mit der schwierigen Situation umzugehen.

Zitat von: Kuddel am 14:38:43 Sa. 11.Januar 2025Wenn es Konflikte mit dem Vermieter oder dem Ausbeuter gibt, bin ich auf Seiten des Betroffenen, auch wenn er mir nicht sympathisch ist, nicht meine moralischen und politischen Ansichten teilt.
Ich finde, das ist doch genau das, worauf es ankommt. Denn genau das macht ein Klassenbewusstsein aus. Wenn man das erstmal kapiert hat, dann ist es vielleicht nicht mehr ganz so schwierig mit der Solidarität.

Wenn man es nämlich schafft, selbst dann solidarisch zu sein, wenn man jemanden nicht sympathisch findet.

Sich für jemanden einzusetzen, den man sympathisch findet, das habe ich schon so oft gemacht, war überhaupt kein Problem. Sehr viel schwieriger ist es doch, wenn man sein eigenes Verhalten eben nicht davon abhängig macht.

Kuddel

Eingentlich ist das hier ein Thread, um sich auszukotzen. Nun ist es wieder eine politische Diskussion.

"Solidarität" ist leicht gesagt, sie aber zu leben heißt, zu lernen und mit Widersprüchen umzugehen.

Wenn ich die Hausbesetzungen Anfang der 80er erinnere, war es ein entscheidendes Problem, daß wir eine egalitär anarchistische Einstellung hatten. Man war handlungsunfähig, wenn Leute die einfachsten Regeln des Zusammenlebens gebrochen haben. Man hielt Maßregelungen bis hin zum Rausschmiß für autoritär und das wollte man ja nicht sein. So ließ man sich von egoistischen Arschlöchern auf der Nase herumtanzen. Die Engagierten und sozial und politisch Aktiven zogen deshalb nach und nach aus.

Hinzu kam, wir hatten wenig Ahnung von psychischen Krankheiten. In den 70er und 80er Jahren war es ein Tabuthema. In den Familien hatte man ein simples Bild, es gab die Normalen und die Verrückten. So war es jedenfalls in meiner Verwandschaft, alles andere wurde verschwiegen und verleugnet.

Man hatte es massiv mit psychischen Problemen in den besetzten Häusern zu tun. Ich hatte keine Ahnung, was eine Psychose ist. Auch heute stehe ich der Krankheit recht hilflos gegenüber, aber mir ist sie nicht mehr unbekannt. Damals schwappten die Ideen der Antipsychiatrie zu uns herüber mit der Folge, daß jegliche Psychopharmaka radikal abgelehnt wurden.

Es brauchte keine Bullen mehr. Die Leute mit politischen Ambitionen haben die Häuser verlassen und es blieben die Dickfelligen, Egoistischen und psychisch Gestörten. Da war nix mehr mit "Häuserkampf". Bei uns hat diese Entwicklung knapp 3 Jahre gebraucht. 10 Jahre später hatte ich Kontakt zu einem besetzten Haus in Ostdeutschland. Da lief alles im Schnelldurchlauf. Dort schaffte man diese Entwicklung in weniger als einem Jahr.

Arbeitskämpfe.
Ich habe Arbeitskämpfe erlebt, in denen einzelne Streikende T-Shirts rechter Bands getragen haben. Linke Unterstützer, die das sahen, bekamen eine Krise. Ich fand es nicht schlimm, denn dieses Streik- und Protestaktionen vermittelten das starke Gefühl der Solidarität und jeder wußte, daß das nicht von rechts kam.

Migranten. Auch hier gibt es etwas zu lernen. Ich habe eine Zeit in London gelebt. Ein Busfahrer hat sich jemandem gegenüber wie ein Arsch verhalten. Mein Londoner Kumpel hat die Fahrer gleich angeblafft und nach Strich und Faden zusammengeschissen. Ich kam damit nicht klar, weil es ein schwarzer Busfahrer war. Ich mußte darüber nachdenken. Auf ein Arschlochverhalten wurde angemessen reagiert. Ich kam damit nicht klar wegen der Hautfarbe. Rassismus übewindet man erst, wenn man Migranten nicht anders behandelt als die Einheimischen. Wenn Migranten oder nicht-Weiße sich daneben benehmen, sollte man genauso reagieren wie bei jedem anderen. Als ein schwarzafrikanischer Gast einer Besetzerkneipe trotz Ermahnung Frauen blöd anmachte und angrabschte, hat er aufs Maul gekriegt und ist rausgeflogen. Das war richtig so.

Stadtteilarbeit. Wenn man in einem "Problemviertel" aktiv wird, wird man es als Linker mit schwierigen Situationen zu tun bekommen. Gerade ein linksakademisches Milieu ist oftmals den sozialen und kulturellen Problemen nicht gewachsen, mit denen man konfrontiert ist. Es gibt dort Drogenprobleme, mafiöse Strukturen, Gewalt, reaktionäre Ideologien und Organisationen unter Migranten. Dort muß man lernen sich zu bewegen und sich eine Anerkennung zu erarbeiten. Absolut problematisch ist, wenn die gebildenten weißen linken Aktivisten ihren Lifestyle als richtig heraushängen lassen und andere Verhaltens- und Lebensweisen als reaktionär und sexistisch abtun. Die Menschen spüren, wenn sie von oben herab behandelt werden, sei es von deutschen Institutionen oder von deutschen Linken.

Sicherlich sind Frauenrechte ein Thema. Da wäre es wichtig, migrantischen Frauen eine Stimme und ein Forum zu geben, damit sie selbst formulieren können, was ihre Probleme und ihre Forderungen sind. Das letzte was sie brauchen, sind deutsche Feministinnen, die ihnen sagen, wie sie zu denken und zu handeln haben.

Das wachsende Problem mit fiesen Drogen ist auch voller Widersprüche. Die Kommune und der Staat reagieren mit polizeistaatlichen Mitteln. Das sind Mittel, die selbst oftmals rassistisch sind und Mittel, die sich gegen die Armen als solche wenden. Wenn wir uns gegen die Besetzung von Stadtteilen durch Bullen wehren, ist es keine Solidarität mit Mafiastrukturen.

Ich sehe das größte Problem darin, daß deutsche, gebildete Linke es nicht schaffen, sich mit Menschen in Armut (egal ob migrantisch oder nicht) auf Augenhöhe zu treffen. Erst wenn man ein Vertrauensverhältnis und persönliche Freundschaften hat, hat man ein Chance sich auch über andere Themen auseinanderzustzen.

Ich denke, man sollte Solidarität als Symbol der gemeinsamen Selbstverteidigung nach außen (also gegen Bullen, Spekulanten, Ausbeuter, Naziangriffe) zeigen, auch wenn es untereinander diverse Unterschiede und Konflikte gibt.

Soweit meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema SOLIDARITÄT.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am Gestern um 13:08:47"Solidarität" ist leicht gesagt, sie aber zu leben heißt, zu lernen und mit Widersprüchen umzugehen.

Vielen Dank für deine Gedanken  :)

Solidarität ? Ja, wirklich leicht gesagt und gerade in der Hausbesetzerscene in praktischer
Anwendung (Tag und Nacht) bringt viel aber fordert den einzelnen genau so viel ab.

Deine Erfahrungen zum Häuserkampf haben mich sehr berührt, weil meine Erfahrungen sehr ähnlich
sind, allerdings hatten wir irgendwie ein anderen Umgang mit Drogenabhängigen und Gemütserkrankten
u.s.w. Im SSK gab es eine Plenumsmäßig ausentwickelte Hausordnung und ein geregelten Tagesablauf.

Morgens 9 Uhr mussten alle im Gemeinschaftsraum vertreten sein, es sei denn Mitbewohner waren krank.
Da wurde dann die Tätigkeiten ausgelotet und vergeben.. Sozi oder Arbeitsamt ? Nö, auf Staatskram
wenig Bock aber alle Konzentration gegen den Landschaftsverband Rheinland, die für die
Landeskrankenhäuser und Landesjugendheime zuständig waren.

Die waren Anfang der 80ziger echt übel drauf.."Was nicht funktioniert, wird entweder bearbeitet
a la Erziehungsmaßnahme oder wer nun als Schwererziebarer "gestempelt" war, konnte durchaus in
die Klapse abgeschoben werden, was dann garantiert einer sogenannten "Chemokeule" nach sich zog..

Damals wurden in den Landeskrankenhäusern E-Schocks als "Disziplinierungsbehandlung" eingesetzt
oder medikamentös überdosiert, das man an Nebenwirkungen zu leiden hatte.

Ich lebte 2 Jahre im SSK, war vom Heim abgehauen und fand da Unterkunft und mit 15 war das natürlich
voll spannend Leute gefunden zu haben, die den Hauptverantwortlichen für die Missstände auf dem
Kieker hatten, die mir in der Heimerziehung auch Leid angetan haben.

Mensch war beim LVR nur ein Aktenzeichen..

Überlebt haben wir durch Umzüge Renovierung Entrümpelung und Gebrauchtmöbelverkauf.
Weiter gabs ja noch Tätigkeiten im Hause und da ich eine Zeit lang vor Buletten
aufpassen musste also mich weniger draußen bewege, habe ich "Telefondienst" gemacht.

Naja, stink langweilig, den Morgen bis Nachmittag "den Graul machen", sprich wenn
das Telefon klingelte wurde es richtig spannend. Anrufer_innen waren dann meistens
frisch aus dem Heim oder Klapse abgehauen und mussten unverzüglich abgeholt werden.

Zum Thema Klapse gab es auch Todesfälle (Überdosis etc.), was ganz schön an die
Nieren ging und nur noch mit der Beurteilung "LVR sind auch für Mord verantwortlich"
ertragbar war. Ein Opfer Namens Peter Adler lernte ich im SSK kennen, geistig fit,
geht in die Stadt, Polizeikontrolle, zurück in die Klapse. 2 Tage später war er tot
Todesursache: Überdosis Halloperidol und an Längstmuslkelkrampf qualvoll verreckt.

Wir Hausbesetzer_innen sind zwar lose zusammen gekommen und Außenstehende laberten immer von den
"Anarchos" aber wenn ich heute so darüber nachdenke, habe ich das ganz anders erlebt, wie es
uns nach gesagt wurde. Disziplin, Eine Hand für den SSK und eine Hand für sich und millitant
wurde es auch manchmal (Mögliche Räumung etc..).

Zitat von: Kuddel am Gestern um 13:08:47Solidarität als Symbol der gemeinsamen Selbstverteidigung
Jo, damit kann man echt was anfangen.. Sorry für mein Laberflasch. ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

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