Radkuriere

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 13:49:12 Fr. 28.Februar 2003

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Nikita

Die Party hinter einer neuen Art Geld zu verbrennen scheint ein Ende zu nehmen.

Zitat
Gorillas entlässt Hunderte Mitarbeiter und verkleinert Geschäft

Der Express-Lieferdienst Gorillas trennt sich von rund der Hälfte seiner Beschäftigten in der Zentrale. Das Unternehmen will sein Geschäft auf fünf Länder konzentrieren, um Kosten zu sparen.

Die Schnelllieferdienste für Lebensmittel in Deutschland liefern sich seit Jahren einen erbitterten Wettbewerb. In diesem Kampf hat Gorillas nun wegen explodierender Kosten die Reißleine gezogen – und entlässt 300 Beschäftigte in der Verwaltung. Betroffen sind damit die Hälfte der dort tätigen Mitarbeiter.

Zudem würden alle strategischen Optionen für das Geschäft in Italien, Spanien, Dänemark und Belgien geprüft, gab das erst vor zwei Jahren gegründete Berliner Start-up bekannt. Was genau das heißt, ließ Firmenchef Kağan Sümer offen.

»Seit Oktober haben wir unser Geschäft verdreifacht und die Effizienz verneunfacht. Aber mit Blick auf die Kapitalmärkte im Moment müssen wir weitere Schritte unternehmen, um den Weg zur Profitabilität zu beschreiten«, sagte Sümer. Inzwischen steht für Sümer nicht mehr rasantes Wachstum an erster Stelle, sondern die Vorgabe, in die schwarzen Zahlen zu kommen: »Das ist der nächste Meilenstein. Wenn wir an die Börse gehen, wollen wir das als profitables Unternehmen tun.«

860 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt
Lange Zeit ging es in dem Wettbewerb darum, in mehr Länder zu expandieren und möglichst viele Kunden zu gewinnen, die möglichst viele Supermarktartikel über die App ordern und sich innerhalb kürzester Zeit aus den Minilagern von Gorillas nach Hause liefern lassen. Allerdings ist die Konkurrenz groß, und in Städten wie Berlin bieten auch Flink, die Doordash-Tochter Wolt  und Getir ähnliche Dienste an . Nun will sich Gorillas auf Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und die USA konzentrieren, um Kosten zu sparen. Laut Sümer machen diese Länder aktuell rund 90 Prozent des Geschäfts aus.

Im Oktober hatte Gorillas bei einer Finanzierungsrunde noch rund 860 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt und war dabei mit 2,5 Milliarden Euro bewertet worden – ähnlich hoch wie der ebenfalls aus Berlin stammende Konkurrent Flink, aber deutlich weniger als Getir aus der Türkei. Damals kam auch der weltweit tätige Essenslieferdienst Delivery Hero als Investor mit einer Kapitalspritze von 200 Millionen Euro an Bord.

Unklar ist, wie lange das Geld angesichts der hohen Ausgaben reicht, um den Betrieb zu sichern. Sümer sagte: »Wir sind hier, um zu bleiben. Wir haben genug Puffer.« Aber er ist sich auch sicher: »Risiko ist inzwischen irritierend für Investoren, und niemand will im Moment Unsicherheit. Das macht es aktuell ziemlich schwer, Geld einzusammeln.« Deswegen müssen die Fixkosten sinken, und die Berliner Zentrale soll zum Dreh- und Angelpunkt werden.

Die rund 14.000 Fahrer sollen von den angekündigten Entlassungen nicht betroffen sein.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/lieferdienst-gorillas-entlaesst-hunderte-mitarbeiter-und-verkleinert-geschaeft-a-a9fb2eb3-d1be-47a3-99f3-c17b9bc08f06

dagobert

Ich halte dieses Geschäftsmodell grundsätzlich nicht für profitabel.

Schnelle Lieferung heißt kleines Einzugsgebiet für die einzelnen Versandlager, entsprechend geringe Zahl an potentiellen Kunden pro Lager.
Will man trotzdem in einem größeren Gebiet (wie z.B. Berlin) flächendeckend tätig sein, braucht man eine entsprechend große Zahl an Versandlagern.
Die Räumlichkeiten gibt's nicht umsonst, die Belieferung der Lager erfordert Fahrzeuge und Personal, Personalverwaltung und Einkaufsabteilung braucht es auch noch, die Rider wollen verständlicherweise auch nicht umsonst arbeiten ...

Der logistische Aufwand ist zu hoch, die daraus resultierenden (kostendeckenden) Preise zahlt kein Kunde.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

ManOfConstantSorrow

Diese Branche ist übel.
Spekulanten investieren in falsche Versprechen, Aufschneider, Raubritter, und Zocker fühlen sich angezogen, das Personal stellt ein Heer von Arbeitsarmeisen, die man notfalls zertritt, wenn man sie nicht mehr braucht.

Doch in diese Branche kommt mehr und mehr Unruhe. Weltweit. Es entwickeln sich allmählich auch internationale Netzwerke jenseits der traditionellen Gewerkschaften.



Die nicht gewerkschaftlich organisierten Lieferarbeiter von FoodPanda in Myanmar streiken am 6. Juni und fordern eine Gewerkschaft und eine Lohnerhöhung.

Unterstützt sie, verbreitet die Meldung und boykottiert FoodPanda, bis sie ihre Gewerkschaft und den Wert ihrer Arbeiter anerkennen.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Der russische Kurierfahreraktivist Kirill Ukraintsev ist weiter in Haft. Seine russischen Kollegen rufen auf, eine internationale Solidaritätskampagne zu starten nach Vorbild der "Free Mengzhu"(Mengzhu ist der Spitzname von Chen Guojiang) Kampagne.

https://twitter.com/IrateBen/status/1521215652702343168
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Ab heute Riders Strike in Myanmar



Aufruf an FoodPanda Kunden



Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Der Streik









Internationale Soliaktionen:


Türkei:

https://twitter.com/ChefDuzen/status/1533862188645064704

Griechenland

https://twitter.com/pandaMMriders/status/1533866791495077888

Public gathering for international solidarity outside the offices of efood (subsidiary of Delivery Hero in Greece), on Monday 6th of June 2022, at 10.30 am, L. Irakliou 409.

https://sveod.gr/?p=4402


Deutschland

Workers from Gorillas, Getir, Dropp, JustEat and more stand in solidarity with myanmar couriers.
DeleteFoodpanda!
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Etwa 10.000 Radkuriere in Myanmar befinden sich im Streik.

Harte Bedingungen, in dem Land herrschen eine Militärdiktatur und Bürgerkrieg.

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Protest in Griechenland:


https://youtu.be/qFb44IB-xsQ

Während die Fahrer von Foodpanda Myanmar immer noch streiken, mobilisieren die efood-Fahrer in Athen, weil das Unternehmen angekündigt hat, Beschäftigten mit 4-Stunden-Verträgen die Möglichkeit zu nehmen, ihre Arbeitszeit selbst zu wählen, um sie in die Selbständigkeit zu drängen.
Für weitere Details: https://globalmayday.net/2022/06/18/efood-riders-mobilize/
https://globalmayday.net/deliveryheroridersunited/

Forderungen der efood riders:
1. Das Unternehmen muss den Beschäftigten mit 4-Stunden-Verträgen das Recht zurückgeben, die Arbeitszeiten selbst zu wählen.
2. Das Unternehmen muss wieder Arbeiter mit Arbeitsverträgen einstellen und gleichzeitig aufhören, sie als Freiberufler zu beschäftigen.
3. Das Unternehmen muss den Mitarbeitern mit 4-Stunden-Verträgen die Möglichkeit geben, in einen Vollzeitvertrag zu wechseln, wenn sie dies wünschen.
4. Das Unternehmen muss die Benzinkosten auf der Grundlage der tatsächlich gefahrenen Kilometer vergüten, wie es das Gesetz bereits vorschreibt, anstatt die Vergütung auf eine andere Berechnung zu stützen.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Fritz Linow

Zitat1.7.22
"Wir schuften und ihr kultet das ab"
Von Lieferando-Party ausgeladen: Fahrer protestieren

Lieferando veranstaltet eine hippe Poolparty für Mitarbeiter, die Fahrer müssen draußen bleiben – und protestierten deshalb vor dem Berliner Club.
Einen Pool haben sie beide, für dasselbe Unternehmen arbeiten sie auch: Lieferando. Da enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Die einen, das sind die Büro-Mitarbeiter des Lieferriesen. Sie feiern an diesem Freitagabend eine Party im angesagten Berliner Beachclub Haubentaucher in Friedrichshain. Der Pool dort ist 240 Quadratmeter groß.
Und da sind noch die anderen: die, die nicht rein dürfen. Fahrerinnen und Fahrer von Lieferando. Sie protestieren vor dem Club gegen die Veranstaltung. Und haben einen aufblasbaren Pool dabei.
(...)
https://www.t-online.de/region/berlin/id_100025376/von-lieferando-party-ausgeladen-fahrer-protestieren-am-eingang.html

Fritz Linow

Zitat2.7.22
Mjam-Rider entlassen: ,,Wir werden behandelt wie der letzte Dreck"

Ohne Angabe von Gründen und mutmaßlich rechtswidrig hat Mjam 150 Fahrer:innen entlassen. Gleichzeitig brüstet sich das Unternehmen medial, bald 1.000 Fahrer:innen einstellen zu wollen.
(...)
https://www.arbeit-wirtschaft.at/150-mjam-fahrer-entlassen-freie-dienstnehmer/

ManOfConstantSorrow

tweet aus Myanmar:

foodpanda Myanmar Riders' Collective

Unser Kampf gegen foodpanda @foodpandaglobal @deliveryherocom wird nicht aufhören, bis wir unsere Forderungen durchgesetzt haben.



Von einer Website von Riders in Griechenland:

Vom fernen Myanmar bis zum Süden des Balkans,
gemeinsamer Kampf gegen die Ausbeutung und die Geringschätzung unseres Lebens und unserer Arbeit
durch Delivery Hero und seine Unternehmen.

SOLIDARITÄT MIT UNSEREN KOLLEGEN IN MYANMAR















https://sveod.gr/?p=4526
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Nao

ZitatIn Myanmar nehmen es Arbeiter und Aktivisten mit einem Essenslieferanten-Giganten auf
Wenn die Revolution gewinnt, wird Foodpanda verlieren.



Als sie nicht in der Lage waren, einen Streik aufrechtzuerhalten, riefen Arbeiter und Aktivisten zu einem Kundenboykott auf.

Als sich die Temperaturen in Yangon im Frühjahr der 40°C-Marke näherten, fuhr Ko Kyaw* jeden Tag bis zu 12 Stunden mit dem Fahrrad. Der 34-Jährige lieferte als einer von Tausenden von Mitarbeitern des in deutschem Besitz befindlichen Lieferriesen Foodpanda Mahlzeiten an die Einwohner der größten Stadt Myanmars aus.

Ko Kyaw hatte zwei Jahre lang für das Unternehmen gearbeitet. Doch als die Armut nach dem Militärputsch im letzten Jahr immer größer wurde, war er bestürzt, als er feststellen musste, dass seine harte Arbeit und Loyalität mit niedrigeren Gebühren für jede Lieferung belohnt wurde.

Am 16. März trat Ko Kyaw in den Streik, zusammen mit der Mehrheit der 7000 Foodpanda-Kuriere in Myanmar, wie die Organisatoren behaupten. Da sie sich weigerten, ihre Schichten anzutreten, sah sich das Unternehmen veranlasst, eine Störung des "normalen Betriebs" einzuräumen und sich bei den Kunden zu entschuldigen.

Fünf Monate später geht der Kampf der Zusteller weiter. Da das Militärregime des Landes mehr an der Unterdrückung abweichender Meinungen als an der Verteidigung der Arbeitnehmerrechte interessiert ist, haben die Kuriere stattdessen die Unterstützung von Studentengewerkschaften und Untergrundgruppen gesucht, die sich zum Widerstand gegen den Staatsstreich gebildet haben.

Gescheiterte Verhandlungen lösten im Juni eine neue Runde von Streiks aus, zusammen mit einer Kundenboykottkampagne, die online von Anti-Putsch-Aktivisten verstärkt wird, von denen einige Zehntausende von Anhängern in den sozialen Medien haben. Foodpanda weigert sich jedoch nach wie vor, sich zu bewegen, so dass den verbleibenden Streikenden das Geld ausgeht und sie keine Hoffnung mehr haben.

Eine Lohnkürzung um 60 %.

Foodpanda - eine asiatische Tochtergesellschaft des in Berlin ansässigen Unternehmens Delivery Hero, das in mehr als 50 Ländern tätig ist - hat seit seinem Eintritt in das südostasiatische Land Ende 2019 ein schnelles Wachstum in Myanmar verzeichnet. Wie in vielen anderen Ländern der Welt hat die Covid-19-Pandemie die Nachfrage nach Hauslieferungen im Jahr 2020 in die Höhe schnellen lassen.

Aber das Unternehmen hat seinen Erfolg nicht mit seinen Mitarbeitern geteilt, die entweder mit dem Fahrrad oder mit dem Motorrad ausliefern. Die Grundgebühr, die den Lieferfahrern pro Lieferung gezahlt wird und die mit der Entfernung und leistungsbezogenen Leistungen steigt, betrug im März 2020 1.010 Kyat (damals etwa 60 Pence). In den folgenden zwei Jahren sank diese Gebühr langsam, selbst als der Wert des birmanischen Kyat abstürzte. Im Dezember 2020 lag sie bei etwa 600 Kyat, und im März dieses Jahres war sie auf fast 400 Kyat gesunken (zu diesem Zeitpunkt nur noch 17 Pence wert). Ko Kyaw hatte plötzlich Mühe, seine Frau und sein dreijähriges Kind zu ernähren, und er musste sogar bei lebenswichtigen Gütern wie Reis und Speiseöl auf dem lokalen Markt Abstriche machen.

Während sein Lohn gesunken war, stiegen die Preise in die Höhe. Die gewaltsamen Auswirkungen des Staatsstreichs und die Misswirtschaft der neuen Militärjunta haben den weltweiten Preisdruck, einschließlich der durch den Ukraine-Krieg verursachten Rohstoffknappheit, noch verstärkt. Nach Schätzungen der Weltbank hat sich die Armut in Myanmar in den letzten zwei Jahren verdoppelt, so dass inzwischen 40 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben.

Die Beschwerden der Arbeitnehmer gehen über die reine Bezahlung hinaus. Foodpanda weigert sich, die Verantwortung für verletzte Fahrer zu übernehmen (abgesehen von einer Haftpflichtversicherung, für die die Arbeitnehmer selbst aufkommen müssen), und sein digitales Rankingsystem kann Fahrer zurückstufen, wenn sie eine Auszeit nehmen. Diese Degradierung führt zu niedrigeren Gebühren und weniger Aufträgen, obwohl das Unternehmen behauptet, flexible Arbeitsbedingungen zu bieten. Zu den weiteren Forderungen gehört die Umstellung auf die Nutzung von Google Maps anstelle eines Systems, das nach Ansicht der Beschäftigten die Entfernung ungenau misst, was ebenfalls zu niedrigeren Gebühren für Lieferungen führt.

Von Hongkong bis Dubai schlagen die Arbeiter zurück.

Foodpanda und sein Hauptkonkurrent Deliveroo haben den Zustellern in ganz Asien Gebührenkürzungen auferlegt, die angesichts der weltweit steigenden Kosten ein leichtes Ziel für Sparmaßnahmen darstellen. Doch in mehreren Ländern haben sich die Beschäftigten gewehrt. Die Streikenden in Myanmar haben sich von den Erfolgen ihrer Kollegen in Hongkong und Dubai im letzten Jahr inspirieren lassen, die schnell Zugeständnisse von den Lieferfirmen erlangt haben, auch bei der Bezahlung.

Gig-Economy-Unternehmen haben in ihrem Streben nach Marktdominanz das Geld der Investoren verbrannt - Delivery Hero verzeichnete 2021 einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. In der Zwischenzeit haben Aufsichtsbehörden und Gerichte in westlichen Ländern zunehmend die Einstufung von Arbeitnehmern als unabhängige Auftragnehmer in Frage gestellt und die Unternehmen gezwungen, einen Mindestlohn und Sozialleistungen wie Rentenversicherungen und bezahlten Urlaub anzubieten.

Die Radkuriere in Myanmar können von den Behörden unter einem Militärregime, das mit der Unterdrückung abweichender Meinungen beschäftigt ist, keine derartige Hilfe erwarten, aber - wie in Hongkong und Dubai - führte der Streik nach drei Tagen zu einer Verhandlung mit dem Unternehmen. Man einigte sich auf eine Grundgebühr von 580 Kjat, aber die Arbeiter, die am nächsten Tag ihre Lieferungen wieder aufnahmen, behaupteten, sie bekämen immer noch weniger als diesen Betrag, was sie dazu veranlasste, vor dem Büro des Unternehmens in Yangon zu protestieren. Dies erregte sofort die Aufmerksamkeit des Militärs, das im Jahr zuvor Proteste gegen den Putsch brutal niedergeschlagen hatte.

"Wir erklärten geduldig, dass wir nichts Politisches tun, sondern nur unsere Arbeitsrechte einfordern", sagte Maung Maung Oo*, ein Lieferarbeiter, der an der Demonstration teilnahm. Die Soldaten befahlen ihnen, nicht zu protestieren, sondern stattdessen das formelle System für Arbeitskonflikte zu nutzen. Da die Streikenden wussten, dass das Militär für die Ermordung von Demonstranten bekannt ist, hatten sie keine andere Wahl, als sich aufzulösen, und in den folgenden Wochen fanden fünf Gesprächsrunden mit dem Unternehmen statt, die von den Arbeitsbeauftragten der Junta vermittelt wurden. Den Streikenden zufolge führten die Gespräche zu keiner Einigung, während Foodpanda es ablehnte, sich zu äußern oder auf Fragen von Novara Media zu antworten. 

Da ihre Forderungen immer noch nicht erfüllt wurden, begannen die Zusteller, Geld zu sparen, um sich auf einen weiteren Streik vorzubereiten, der am 6. Juni begann. Diesmal weigerte sich das Unternehmen jedoch zu verhandeln, und es begann eine lange Untätigkeit. Nach Angaben der Streikenden beteiligten sich 70 % der Belegschaft in der ersten Woche am Streik, aber die meisten kehrten inzwischen zur Arbeit zurück, weil sie ohne Einkommen nicht überleben konnten. Unter ihnen ist Ko Kyaw, der bis zum 31. Juli ausharrte.

Ein Kundenboykott.

Dieser Druck veranlasste die Streikenden, sich auf eine zweite Strategie zu konzentrieren: einen Kundenboykott. Um die so genannte Null-Kunden-Kampagne zu fördern, kombinierten sie Nachrichten in den sozialen Medien mit direkteren Formen der Öffentlichkeitsarbeit. Thar Nge*, ein streikender Lieferarbeiter in Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, sagte, dass er und seine Kollegen Textnachrichten an ihre früheren Kunden schickten, deren Nummern auf ihren Handys gespeichert waren. In den Nachrichten wurden diese Kunden aufgefordert, aus Solidarität mit ihrem Streik keine Bestellungen bei Foodpanda aufzugeben und gleichzeitig ihre Dienste als unabhängige Zusteller anzubieten, damit sie einen Teil ihres entgangenen Einkommens ausgleichen können.

"Die meisten Fahrer müssen zurück zur Arbeit gehen, weil sie in Not sind, aber die Kunden spielen eine wichtige Rolle, weil das Unternehmen sich tatsächlich um sie kümmert", sagte Maung Maung Oo. Foodpanda hat seine Verkaufszahlen nicht veröffentlicht, so dass es schwierig ist, festzustellen, wie weit verbreitet der Boykott war, aber seit der Rückkehr zur Arbeit sagt Ko Kyaw, dass die Zahl der Bestellungen, die er jeden Tag erhält, drastisch zurückgegangen ist, obwohl viele Arbeiter weiterhin streiken.

Thin Thin*, ein weiterer streikender Zusteller in Mandalay, sagte, die Boykottkampagne sei durch die Unterstützung von Studentengewerkschaften und Widerstandsgruppen beflügelt worden. Mehrere dieser Gruppen haben Solidaritätsaufrufe an ihre Zehntausende von Anhängern in den sozialen Medien gerichtet, während Mitglieder einer Jugendgruppe in der nordwestlichen Stadt Monywa kurzzeitig verhaftet wurden, weil sie am 6. Juni an einer Verkehrsinsel ein Transparent entrollt hatten, auf dem die Unterstützung des Streiks erklärt wurde.

Aung Kaung Sett, Vorsitzender der Studentengewerkschaft der Universität Yangon, sagte, dass die Unterstützung des Streiks durch seine Gewerkschaft von der langen Tradition der Beteiligung von Studenten an Arbeiterbewegungen in Myanmar inspiriert sei, die bis in die britische Kolonialzeit zurückreiche. Er sagte, dass der Foodpanda-Streik in der Öffentlichkeit auf Resonanz stoße, weil "sie während der Pandemie von [den Zustellern] abhängig waren und ihre Situation kennen", und fügte hinzu, dass die Teilnahme der Arbeiter an den Anti-Putsch-Protesten ihnen zusätzliche Sympathie einbringe.

Trotz dieses öffentlichen Drucks hat das Unternehmen jedoch nur einer der geringeren Forderungen des Streiks nachgegeben, nämlich der Forderung nach einem Ausweis, der die Zusteller bei Kontrollen durch Polizei und Armee schützen würde. In einer Erklärung vom 6. Juli erklärte Foodpanda, dass die Karten im September ausgegeben würden. Als Antwort auf die anderen Forderungen verteidigte das Unternehmen den Status quo und betonte, dass es sich bei den Beschäftigten um freiberufliche Auftragnehmer handele. Den Arbeitnehmern, die sich Sorgen um Verkehrsunfälle machen, bot das Unternehmen Schulungen in defensivem Fahren und Warnkleidung an, und diejenigen, die unter den Lebenshaltungskosten leiden, erhielten Versorgungspakete mit Lebensmitteln und Medikamenten. In der Zwischenzeit scheint sich das Unternehmen gegen den Boykott zu wehren, indem es auf seiner Facebook-Seite regelmäßig Rabatte von bis zu 50 % auf Bestellungen ankündigt.

"Der Streik ist hart für uns", sagte Pyae Phyo Aung*, ein Zusteller in Yangon, nach Monaten eines Streiks, dessen Ende nicht in Sicht ist. Er war pessimistisch, was die Verhandlungsbereitschaft von Foodpanda angeht, und wie viele andere in Myanmar setzt er nun seine Hoffnungen auf die landesweite Widerstandsbewegung, die sich eines Tages gegen die Junta durchsetzen und eine gerechtere Gesellschaft schaffen wird. "Wenn die Revolution gewinnt, wird Foodpanda verlieren", sagte er.
https://novaramedia.com/2022/08/15/in-myanmar-workers-and-activists-take-on-a-food-delivery-giant/

Kuddel

In Hongkong hat der nächste Ridersstreik begonnen!

https://twitter.com/RRCG_HK/status/1580906148206903296

Auch in Hongkong ist ein Großteil der Fahrer migrantisch, oft aus dem arabischen Raum.

Nao

ZitatHongkonger Foodpanda-Kuriere streiken für "bessere und gerechtere Bezahlung", da das neue Kartierungssystem die Löhne geschmälert hat
   
  • Kuriere streiken von 18 Uhr am Samstag bis Mitternacht am Sonntag
  • Von Montag bis Freitag werden sie keine Bestellungen von Foodpandas Lebensmitteldienst Pandamart annehmen



Hunderte von verärgerten Foodpanda-Kurieren sind in Hongkong in den Streik getreten. Sie werfen dem Online-Lebensmittellieferdienst vor, sein neues Landkartensystem manipuliert zu haben, um weitere Gehaltskürzungen durchzusetzen und andere Unannehmlichkeiten einzuführen.

Die Zusteller wollen von Samstag 18 Uhr bis Sonntag Mitternacht streiken, gefolgt von einem fünftägigen Arbeitskampf, in dem sie Bestellungen bei Foodpandas On-Demand-Lebensmitteldienst Pandamart ablehnen würden.

Während Foodpanda argumentierte, dass sein neues System eine genauere und gerechtere Messung der tatsächlich zurückgelegten Strecke seiner Kuriere gewährleiste, drohten die Zusteller damit, die Aktionen fortzusetzen, falls das Unternehmen sich weigere, zu verhandeln oder ihre Forderungen zu erfüllen.
(...)
Lebensmittelkuriere gelten als Freiberufler und werden in der Regel nicht nach einem Stundensatz, sondern nach der geschätzten Dauer und Entfernung einer Fahrt bezahlt. (...)

Foodpanda ist eine der beiden dominierenden Online-Plattformen für Essenslieferungen in Hongkong, obwohl das chinesische Unternehmen Meituan Interesse daran bekundet hat, sich auf dem Markt zu etablieren.
https://www.scmp.com/news/hong-kong/society/article/3196101/hong-kong-foodpanda-couriers-go-strike-demand-better-and

Nao









Hunderte hongkonger foodpanda Fahrer streiken mit Streikposten bei Pandamart Niederlassungen. In einigen Zonen wurde der Pandamart oder der gesamte Betrieb vollständig eingestellt.
Der Arbeitskampf wird nicht aufhören, bis foodpanda auf unsere Forderungen eingeht und die Lohnkürzung stoppt!

Fritz Linow

Wien:

https://twitter.com/LinkswendeJetzt/status/1581614354327547906

ZitatWilder Streik bei Mjam: Heute wird kein Essen ausgeliefert
Etwas mehr als einhundert Arbeiter_innen von Mjam versammelten sich heute um 12 Uhr am Christian-Broder-Platz um gegen den steigenden Arbeitsdruck zu demonstrieren. Für erbärmlich Löhne leisten die Arbeiter_innen Höchstleistung. Jetzt versucht der Konzern die Arbeitsbedingungen weiter zu verschlechtern und stärker auf Provisionen zu setzen. In einer Stunde vier Lieferungen in ganz Wien dafür gibt es extra Provision. Diese Regelungen führen zu steigenden Arbeitsdruck und erhöhen das Risiko von Unfällen. Dagegen wird sich jetzt gewehrt.
Ausgehend vom Christian Broda Platz formierten sich die Arbeiter_innen zu einem Protestzug über die Mariahilferstraße. Immer wieder schlossen sich vorbeifahrende Arbeiter_innen dem Streik an. ,,Heute wird kein Essen ausgeliefert".
Die Polizei demonstrierte, auf welcher Seite sie steht und löste den Protest mit dem Argument, der Versammlungsort wurde verlassen auf. Daraufhin zogen die Streikenden zurück zum Christian-Broda-Platz und setzten ihren Protest fort.
In der kommenden Woche werden wir ein Interview mit einem Mjam Fahrer veröffentlichen.
Weitere Proteste sind geplant, zeigt euch solidarisch und kommt zu weiteren Aktionen.

Fritz Linow

Zitat17.10.22
Mjam-Lieferanten protestierten in Wien

Rund Hundert Mjam-Rider haben sich Sonntagmittag am Christoph-Broda-Platz versammelt, um auf Fahrrädern und Mopeds gegen die derzeitigen Arbeitsbedingungen zu protestieren. Mjam selbst wundert sich über die Demo.
(...)
Seit 2012 ist Mjam Teil des Berliner Unternehmens Delivery Hero SE. Tochtergesellschaften des Berliner Unternehmens sind u. a. Foodpanda, Foodora und Glovo. Zuletzt geriet Delivery Hero in Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass das Unternehmen unter fragwürdigen Bedingungen Essen in den Vereinigten Arabischen Emiraten liefern soll. Angeblich hat das Tochterunternehmen Talabat in dem Golfstaat etwa Pässe von Fahrern konfisziert und soll von ihnen mehrere Tausend Euro für ihr Arbeitsvisum verlangt haben, was nach emiratischem Recht verboten ist.
https://www.meinbezirk.at/neubau/c-wirtschaft/mjam-lieferanten-protestierten-in-wien_a5655172

Fritz Linow

Auch heute protestierten die Raider von Mjam in Wien:





Streikbrecher werden überzeugt:


Nao

Die Riders von Foodpanda in Hongkong sind soeben wieder in den Streik getreten.






Nao

Der Ausstand bekam eine ungeahnte Dimension: 1600 Beschäftigte beiteiligten sich.



https://globalmayday.net/2022/11/04/self-organized-foodpanda-strike-hongkong/


Nikita

Gorillas wurde an den türkischen Dienst Getir verscherbelt. Daraufhin wurde Getir abgewertet. Auch Getir ist stark defizitär und verbrennt Start-Up-Kapital. Die Investoren von Gorillas bekamen Anteile an GEtir.

Bewertung eingebrochen
Getir übernimmt Gorillas zum Discountpreis

https://www.spiegel.de/wirtschaft/getir-uebernimmt-gorillas-zum-discountpreis-a-7ba6e622-32b6-4150-b633-75d88ad9c32f

dagobert

Dieses Geschäftsmodell wird niemals profitabel sein, egal ob da Gorillas oder Getir draufsteht.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Hat wohl mit dem tendenziellen Fall der Profitrate zu tun. Wenn die Profitrate in der Produktion zu gering wird, investiert man lieber auf dem Finanzmarkt, dem großen Börsencasino.

Man setzt auf Start-ups, obwohl man weiß, daß sie alles andere als profitabel sind. Das ist reinste Zockerei in der Hoffnung, auf die Bude gesetzt zu haben, die sich am Ende gegen die anderen durchsetzt.

Die Medien quatschen diesen Scheiß nach, von wegen "Geld einsammeln". Dabei liegt draußen kein Geld rum, ich hätte nämlich auch gern was "eingesammelt", nee, da liegt nix. Die Spekulanten haben so viel auf die Gorillas gesetzt, daß die blöde Fahrradbude plötzlich einen Wert von einer Milliarde Euro hatte. Gorillas-Chef Kagan Süme mischte sich mal unter die Streikenden, zog sein Hosenbein hoch, zeigte ein Tatoo und meinte, "ich bin doch einer von euch!" Tja, der eine hat nie Milliarde hinter sich, die anderen strampeln sich ab.

Das Start-up Spiel im Reich der Spekulanten ist, sich gegenseitig zu kannibalisieren. Es geht nur darum, wer zuletzt noch übrigbleibt.

Für Kagan Süme dürfte genug abgefallen sein, auch wenn seine Gorillas geschluckt wurden. Der wird für seine Miete nicht radeln müssen.


Kuddel

Zitat

Am vergangenem Samstag waren knapp 35 Leute auf unserer Kundgebung vor der Firma VeloCarrier in Stuttgart. Diese hat unseren aktiven Gewerkschafter, FAU Mitglied und Kollegen Felix gefeuert.

https://stuttgart.fau.org/felix-ist-nicht-alleine/


Kuddel

Bei den Riders ist wieder ne Menge los. Auch in Deutschland:

Die Riders und andere Beschäftigte von Gorillas Berlin Moabit haben heute einen Betriebsrat gewählt 💪



Die lokale Community unterstützt die Betriebsratswahl und hat ihren Spielplatz und Räumlichkeiten für die Wahl zur Verfügung gestellt.

https://twitter.com/FAU_Berlin/status/1626274548659154944

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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