Wie weiter... leben... kämpfen...?

Begonnen von Kuddel, 14:49:50 Sa. 09.November 2013

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Kuddel

Zitat von: Eivisskat am 18:39:43 Fr. 08.November 2013
Irgendwelche Zukunftsvisionen, wie es denn sein könnte in einer zivilisierten Welt, vermisse ich - neben der bekannten Nabelschau - allerdings schon lange...

Dieses Thema könnte man hier beackern.
Theorie und Praxis liegen nicht unbedingt weit voneinander entfernt. In Auseinandersetzungen/Kämpfen entsteht oftmals ein Ausblick auf eine neue Welt/Gesellschaft.

Hier kann man auch ruhig halbgare Gedankenspiele zum besten geben.

Rudolf Rocker

Aber bitte keine Endzeitprophezeiungen und -visionen!
Davon gibt es hier schon genug Threads! ;D

Strombolli

Meine Zukunftsprognose ist realtiv kurz zusammenzufassen: Keine Globalisierung sondern sehr regionales Wirtschaften. Schaffung der für ein Leben notwendigen Sachen in unmittelbarer Umgebung. Kein Drang zur Überproduktion und Profit/Mehrwert sondern Bedarfsdeckung.

Alles andere ergibt sich dann von selbst. Keine Geschäfte mit Geld um des Geldes willen. Der Mensch steht im ultimativen Mittelpunkt.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

Rudolf Rocker

Na bitte!
Es geht doch! ;D

Das ist doch mal eine Aussage auf die wir aufbauen können.
Dezentralisierung der Versorgung ist ein ganz wichtiger Punkt!
Da gebe ich Strombi voll und ganz recht.

Tiefrot

Die Menschheit sollte mal langsam klug genug werden, sich nicht mehr verblenden zu lassen.
Schließlich entsteht Krieg im Wesentlichen dadurch, daß einer erzählt, die Anderen wären
auf deren Land, auf deren Futter oder sonstwas scharf. Der Planet hat für jedermanns Bedürfnisse genug.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

dagobert

Zitat von: Strombolli am 15:20:04 Sa. 09.November 2013
Keine Globalisierung sondern sehr regionales Wirtschaften. Schaffung der für ein Leben notwendigen Sachen in unmittelbarer Umgebung. Kein Drang zur Überproduktion und Profit/Mehrwert sondern Bedarfsdeckung.

Alles andere ergibt sich dann von selbst. Keine Geschäfte mit Geld um des Geldes willen. Der Mensch steht im ultimativen Mittelpunkt.
Das würde ich gerne noch erleben.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Zitat von: Strombolli am 15:20:04 Sa. 09.November 2013
Meine Zukunftsprognose ist realtiv kurz zusammenzufassen: Keine Globalisierung...

Ich bin da völlig anderer Meinung. Ich bin kein Gegner der Globalisierung, im Gegenteil, ich begrüße jede Entwicklung, die nationale Grenzen niederwalzt. Ich sehe das Problem darin, daß die Entwicklungen allein von Kapitalinteressen gesteuert sind. Profitmaximierung um jeden Preis. Die Interessen der Menschen und die Umwelt (Natur) bleiben dabei auf der Strecke. Da sehe ich das Problem.

Eivisskat

Zitatim Gegenteil, ich begrüße jede Entwicklung, die nationale Grenzen niederwalzt

Wenn wir endlich ver-innerlichen würden, dass wir Menschen alle gleich/alle eins sind, dass die Grenzen "gemacht" sind und zwar zu unserem Nachteil , nur zum Vorteil einiger Weniger und nur zwecks Machterhalt

wenn wir einsehen würden, dass es völlig egal ist, ob einer als "Pole", als "Thai" oder sogar als "Afrikaner" etc. bezeichnet und beschimpft wird, obwohl er haargenau die gleichen Interessen und Gefühle hat wie wir,

wäre sicher auch schon viel gewonnen.

Rudolf Rocker

Eine Globalisierung der Menschen nicht der Konzerne!
So könnte man es, glaube ich zusammenfassen.
(So hatte es Strombi wohl auch gemeint)

Strombolli

Na klar bin ich für eine Globalisierung, also eine Welt ohne Nationalismus, ohne Grenzen ... ohne Ausländer. Die ganzen Differenzen aus denen Neid, Mißgunst, Kriege usw. herrühren, aus denen der Kapitalismus seine Kraft bezieht, bräuchte es meiner Meinung nach nicht zu geben. Wir müssen eben ablegen, durch irgendwelches äussere Eigentum besser als ein anderer sein zu wollen.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

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BGS

Das ist die Sache.  Wir ändern uns und wenden uns ab von Gier und Neid, ganz konkret, im täglichen Leben. Halten noch mehr zusammen, solidarisieren uns mit den anderen Ausgebeuteten und nehmen uns die uns zustehende Freiheit.

Ohne unsere Mitwirkung fällt das jetzige Kartenhaus in Nullkommanix zusammen, daher Montag als ersten Schritt alle, die noch Geld auf Bankkonten haben sollten, dies bis zum mindestmöglichem abheben. Dann schließen diese "Institute" ganz schnell, und ein großes Problem hat sich quasi von selbst erledigt.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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Troll

Zitat von: Kuddel am 14:50:49 Sa. 09.November 2013
Zitat von: Eivisskat am 18:39:43 Fr. 08.November 2013
Irgendwelche Zukunftsvisionen, wie es denn sein könnte in einer zivilisierten Welt, vermisse ich - neben der bekannten Nabelschau - allerdings schon lange...

Ich halte diesen Einwurf für absolut berechtigt. Aber an dieser Stelle würde es arg vom Thema ablenken und den Strang zerfleddern.
Deshalb habe ich dazu einen neuen Thread eröffnet:

http://www.chefduzen.de/index.php?topic=27644.0#new

Ok, ich bin mittlerweile ein absoluter Pessimist was eine positive Weiterentwicklung und somit einer Lösung der derzeitigen Probleme angeht. Kämpfe, Aufstände, Streiks und Demonstationen halte ich trotzdem für richtig und wichtig, allerdings bekomme ich immer mehr das Gefühl es wird nur noch zum Schein wahren toleriert, zu regelmäßig werden Proteste jenseits der Rechtsstaatlichkeit niedergeschlagen bzw. bestenfalls, für die Protestierenden, ignoriert und übergangen.

Es liegt wohl an meinem persönlichen "Schicksal", ich kann mich auf den Kopf stellen und es ändert sich nichts grundsätzliches, nein, langsam aber sicher wird es schlecher, da sehe ich einfach sehr viele Parallelen zur derzeitigen allgemeinen Entwicklung, so wie ich mich über eigene ruhige Zeiten freue so freue ich mich auch über einzelne Erfolge des Widerstands, nichtsdestotrotz bleibe ich Pessimistisch.

Ich weiß das solche Schwarzmalerei nicht sonderlich beliebt ist und daraus wohl nichts gutes entstehen kann, ich mags eigentlich auch nicht, es ist so entgültig schlecht, aber ich kann nicht raus aus meiner Haut, ich hänge fest und sehe keine Beispiele die mir wirklich Erleichterung oder Perspektive geben könnten.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Nelson Mandela war widersprüchlicher, als der jetzige Medienhype glauben macht. Es gab vieles, was ich an seiner Politik nicht mochte.

Es hat mich aber in einigen Dingen schwer beeindruckt. Seine Erkenntnis, daß die ihn bewachenden Gefängniswärter letztendlich auch nur Ausgebeutete und Unterdrückte sind und seine Konsequenzen daraus, sind für mich umwerfend. Das ist undogmatisch und im Wortsinne klassenkämpferisch.

ZitatSeine Einsicht, den Feind wenn auch nicht unbedingt lieben so doch mindestens verstehen zu müssen, hatte sich bereits in den Gefängnisjahren angebahnt und war eher kühlem Kalkül als moralischen Grundsätzen zuzuschreiben. Aus purem Selbsterhaltungstrieb lernte Häftling Nummer 46664 Afrikaans, die Sprache der Gefängniswärter, und machte sich einige der Schließer zu regelrechten Vertrauten. Noch im Gefängnis begannen auch die ersten Gespräche mit höchsten Vertretern des Rassistenregimes, die Mandela ohne das Wissen selbst seiner besten Freunde führte: Er riskierte damit, von seiner eigenen Organisation als Verräter abgestempelt zu werden.
http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/nelson-mandela-ist-tot-trauer-weltweit--78059393.html

ZitatMandelas Empathiefähigkeit, die Freunde und Gegner in Bann gezogen hatte, blieb ihm auch während der schlimmsten Jahre der 27-jährigen Gefangenschaft erhalten. Der Häftling 466/46, der auf der Gefangeneninsel Robben Island zur Arbeit in einem Kalksteinbruch gezwungen wurde, behandelte die weissen Gefängniswärter mit Respekt. Wenn frische Beamte der Gefängnisbehörde auf die Insel versetzt wurden, sahen sie der Begegnung mit dem «Staatsfeind» nervös entgegen. Aber Mandela lud sie in seine Zelle ein, bereitete ihnen Tee zu und servierte Kekse.
http://www.nzz.ch/aktuell/international/uebersicht/ein-leben-fuer-sein-volk-1.18104673

Ich erinnere auch gehört zu haben,  daß er im Knast eine selbstorganisierte Weiterbildung vorangetrieben hat, nicht nur für dei Gefangenen, sondern auch für Schließer. Dafür finde ich gerade keine Quelle.

Diese Grundhaltung halte ich für vorbildlich.
Die Ausgebeuteten stellen die absolute Mehrheit. Die Herrschaft funktioniert nur dadurch, daß sie sich gegeneinder ausspielen und sich selbst zum Werkzeug der herrschenden Ordnung machen lassen.

admin

Die Gründe zu Verzweifeln sind allgegenwärtig.

Die von oben geplante Entsolidarisierung scheint erfolgreich und man hat den Eindruck einer komplett vollzogenen Vereinzelung.
Aber der Wunsch nach Solidarität und Gemeinsinn ist nicht ausgelöscht und entflammt immer wieder bei unerwarteten Anlässen.
Im Moment ist die massenhafte Unterzeichnung der Petition gegen den verdummenden Medien- und Kulturbetrieb am Beispiel Lanz die große Überraschung.
Es hatte auch niemand mit 15000 Demonstranten gegen die rassistische Politik des Hamburger Senats ("Lampedusa in Hamburg") letzten November gerechnet.
Ebenso aus scheinbar heiterem Himmel kam die überwältigende Ablehnung der Olympiabewerbung von München und die Ablehnung kam selbst aus den Wintersportorten, die finanziell hätten profitieren können.

Zum Glück ist ist nicht alles plan- oder vorhersehbar.
Wir werden unberechenbar bleiben.

Rudolf Rocker

ZitatWir werden unberechenbar bleiben.

Jupp, und das ist gut so!

Daran werden auch keine Totalüberwachung, keine Killerdrohnen, keine Lanz-Propaganda, keine Knüppelbullen, keine Merkel und kein Gabriel etwas ändern.

Politiker kommen und gehen, aber wir sind immer noch da! ;)


Venceremos!

BGS

Und wir sind überall ;D.

Wir sehen und hören.

Wir sind wach.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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NachbarArsch

Hehe, voll der Mutmacher Threat...
schön so was zu lesen.

Ansonsten seh ich das leider eher so wie Troll
Zitat
Ok, ich bin mittlerweile ein absoluter Pessimist was eine positive Weiterentwicklung und somit einer Lösung der derzeitigen Probleme angeht. Kämpfe, Aufstände, Streiks und Demonstationen halte ich trotzdem für richtig und wichtig, allerdings bekomme ich immer mehr das Gefühl es wird nur noch zum Schein wahren toleriert, zu regelmäßig werden Proteste jenseits der Rechtsstaatlichkeit niedergeschlagen bzw. bestenfalls, für die Protestierenden, ignoriert und übergangen.

Deswegen wird auch immer in gute und böse Demonstranten unterschieden und werden ja auch immer engagierte Leute als Gutmenschen, oder schwarz gekleidete Demonstranten als jugendliche Krawalltouristen ohne Hobby dargestellt.

Aber darin das "der Schein gewahrt werden muss" liegt auch ne riesen Chance. Denn das wird bei fortschreitenden Protest und Wiederstand immer schwieriger. Irgendwann passt die Propaganda nicht mehr, dann können Dämme brechen bzw Mauern in den Köpfen unserer Gesellschaft eingerissen werden.
Das macht mir Mut...
Ist zumindest besser als wenn nur kleine Teile der Gesellschaft (Polizei und verschiedene Gruppen von Systemkritikern) sich hochschaukeln und eine "irgendwann müssen wir schiessen" Rhetorik (Indymedia) Realität wird.


Kuddel

Ich bin ziemlich verwundert, bzw. genervt, wie kleine Brötchen gerade gebacken werden.

Das gilt für die Linke und für dieses Forum.
Es ist ja unglaublich öde, wie klein und harmlos die Gedanken sind, die man äußert. Hier ein bißchen Kritik, da ein wenig Unzufriedenheit. Dann ein paar Vorschläge, die man schon 1000x gehört hat. Aber letztendlich kann sich keiner etwas anderes als den Kapitalismus vorstellen und die Probleme muß stets der Staat irgendwie lösen. Jaja, der Staat macht hier und da Sachen mit denen man nicht zufrieden ist, die wohl irgendwie reformiert werden müßten. Es müßten einfach mehr Leute wählen gehen und es müßten viel mehr Leute die Linkspartei wählen und dann ist alles wieder in Butter.

Ich bin fassungslos über die Naivität oder die Feigheit vor grundlegenderen Gedanken.

Die Faschos haben sich nicht einlullen lassen von der Vorstellung, es gäbe keine andere Gesellschaft als die gerade existierende. Sie bereiten sich auf den Umsturz der bürgerlich parlamentarischen Demokratie vor und sie tönen davon, daß der "Tag X" bald gekommen ist. Sie haben sich bewaffnet und setzen ihre Vernetzung fort. Sie haben Vorstellungen von kommenden politischen Verhältnissen und beginnen Bündnisse mit Teilen der herrschenden Klasse zu schmieden. Höcke wendet sich bereits an Polizisten, Soldaten und Geheimdienstler und fordert sie auf, überzulaufen. Man hat in diesen Bereichen schon eine ansehnliche Vorarbeit geleistet,  es gibt ein rechtes Grundrauschen unter einem Teil der Staatsdiener.

Wo entwickeln wir Möglichkeiten unsere Interessen durchzusetzen, ohne das Pochen auf bestehende Regeln und Gesetze und ohne die Hoffnung, daß uns Paragraphen und Gerichte uns zu unserem Recht verhelfen und die Polizei unser Recht durchsetzt?

counselor

Nun, seit dem Mauerfall vor 30 Jahren verbinden die Leute mit Alternativen zum Kapitalismus Bespitzelung, verfallene Häuser, löchrige Straßen und Mangelwirtschaft.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

"Ich hasse die Gleichgültigen. Ich glaube, dass Leben bedeutet, Partei zu ergreifen."

(Antonio Gramsci)

Kuddel

Nochmal der gute Gramsci:

"Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens."


Kuddel

ZitatIn einer Rede vor der Progressiven Internationale erklärt Jeremy Corbyn, warum wir uns in diesen Zeiten nicht zurückziehen können. Jetzt ist der Moment gekommen, um eine Alternative zu dem zerstörerischen System des Kapitalismus aufzubauen.
(...)
Es ist bekannt, dass das vorherrschende Wirtschaftsmodell mit seiner Umweltverschmutzung, seinem Raubbau und seiner eingeplanten Obsoleszenz wenig Rücksicht auf unsere Umwelt nimmt. Aber seine Arterien, die globalen Lieferketten, die die Minen, Fabriken, Schifffahrtswege, Häfen, Lagerhäuser, Liefernetzwerke und Verbraucherinnen und Verbraucher miteinander verbinden, sind bereits massiv gestört, noch bevor die Auswirkungen des Klimakollaps überhaupt in vollem Umfang zu spüren sind. In der stark vernetzten kapitalistischen Weltwirtschaft, insbesondere nachdem der IWF die Länder jahrzehntelang gezwungen hat, ihre Produktion für den heimischen Markt aufzugeben, bedeuten Störungen zwangsläufig eine Katastrophe. Schon jetzt gehen über 800 Millionen Menschen – jeder Zehnte der Weltbevölkerung – hungrig zu Bett.
(...)
Das wird nicht einfach sein. Rüstungsunternehmen verdienen extrem gut am Krieg. Sie finanzieren im Gegenzug Politikerinnen, Politiker und Think Tanks. Sie haben ihre vielen Sprachrohre in den Medien. Diejenigen, die sich für echten Frieden einsetzen, werden diffamiert, denn hinter kriegerischen Konflikten stehen die Interessen der Kriegsmaschinerie und der Rüstungsindustrie.

Das ist auch der Grund, warum Aktivistinnen und Aktivisten, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, so hart angegriffen werden: Sie sind eine Bedrohung für den unrechtmäßig erworbenen Reichtum und die Macht der Wenigen. Wir erleben das immer wieder. Ihre Interessen sind nicht die Interessen der Allgemeinheit. Dies sind nicht eure Interessen.

Derweil beobachten wir mit schmerzlicher Klarheit in der Pandemie, wie die Pharmaindustrie sich weigert, Impfstofftechnologien zu teilen, die hauptsächlich mit öffentlichen Geldern entwickelt wurden. Wer profitiert davon? Die Führungskräfte und Aktionäre der Pharmaindustrie.
(...)
Die Peripherie ist die Zukunft, nicht die Vergangenheit: Immer wieder wurde uns gesagt, die Industrieländer seien für die Entwicklungsländer ein Vorbild für deren eigene Zukunft. Doch nun steht die Peripherie an der vordersten Front der Geschichte – dort, wo die Krisen des Kapitals am härtesten zuschlagen, die Folgen der Klimakatastrophe am ehesten eintreffen und der Ruf nach Widerstand am lautesten zu hören ist. Dieser Widerstand ist kraftvoll und inspirierend. Es gibt viel, wirklich viel, was uns Hoffnung schenkt.
(...)
Wenn das System zusammenbricht, werden wir es mit den Verfechtern der Reaktion zu tun haben und mit der Elite, die alles so belassen will, wie es ist. Mit Trump, Bolsonaro, Modi, Erdoğan, Putin und Duterte haben wir bereits einen Vorgeschmack bekommen.

Um diese Monster unserer Zeit und die neuen, die noch kommen werden, zu besiegen, müssen wir eine Macht der Menschen aufbauen. Wir müssen den Kampf gegen das Ende der Welt mit dem Kampf zum Ende des Monats vereinen. Unsere Bewegungen müssen dafür sorgen, dass das Leben der meisten Menschen besser wird: mit einem sicheren Lebensunterhalt, Wohnraum, Gesundheitsversorgung, mehr Zeit für Freunde und Angehörige, Selbstbestimmung über ihr Leben und einer sauberen, sicheren und nachhaltigen Umwelt.

Wenn wir das tun, werden wir Hoffnung statt Verzweiflung wecken. Und wir werden eine neue Welt aus der Asche dieser alten Welt erschaffen.

Deswegen rufe ich Euch heute auf: Verdoppelt eure Bemühungen in den Kämpfen, an denen Ihr beteiligt seid. Macht mit bei dieser oder jener Kampagne, an die Ihr schon lange denkt und glaubt. Zeigt echte Solidarität. Setzt Euch gegen Tyrannen zur Wehr. Baut Gewerkschaften auf. Seid Teil von Bewegungen. Und helft mit, sie zusammenzubringen, wie wir es heute in der Progressiven Internationale tun.

Es ist an uns, eine neue Welt aufzubauen. Tu es für Dich selbst. Tu es für Deine Familie. Tu es für Deine Gemeinschaft. Tu es für die Menschheit. Es wird niemand kommen, um uns zu retten. Nur wir selbst.
(...)
Kann nur empfehlen, den kompfetten Text zu lesen: https://jacobin.de/artikel/jeremy-corbyn-eine-andere-wirtschaft-ist-moglich-progressive-internationale-imperialismus-krieg-klimakrise/

Kuddel

Zitat von: Hartzhetzer am 07:18:17 Di. 05.März 2024
ZitatDa sprichst Du ein wichtiges Thema an. Es gibt Regionen in Deutschland, in denen Rechte dominieren. Meist haben Faschisten in diesen Gegenden auch organisierte Strukturen.
Das schlimme ist das die meisten Leute die Rechte Meinungen vertreten und gutheißen nicht Rechte im klassischen Sinne sind.
(...)
Die meisten sind Arbeiterklasse und Kleinunternehmer, Menschen die täglich hart Arbeiten um ihren Lebensstandart zu halten und weiterhin Teil des sogenannten Mittelstandes zu bleiben. Aber auch für Sie wird die Luft dünner was den relativ sorgenfreien finanziellen Alltag betrifft.
Jedoch egal wie schlecht es ihnen geht dem Kapitalismus, allen voran seiner Ideologie und geistigen Idealen gegenüber sind sie loyal und überzeugt eingestellt.
(...)
Ihr eigenes Schlechtgehen und die Verschlechterung ihrer Lage geht auch solange als OK durch wie andere die ihrer Meinung nach unter ihnen stehen weil sie von staatlichen Geldzahlungen leben oder schlimmer noch nicht hier geboren wurden spürbar wahrnehmbar schlechter dran sind. Umso schlechter es ihnen geht, umso mehr Peitsche soll es dann gefälligst auch für die anderen geben.
(...)
Aber auf die Idee zu kommen  sich zu sagen wir wollen lieber in einer Welt leben wo unser Leben nicht mehr aus diesen ganzen täglichen, kleinen Widerlichkeiten, Schikanen, Sorgen und Nöten besteht kommen sie halt nicht.

Ich persönlich finde das unlogisch und kann egal wie viel ich lese und mich schlau mache das ganze nicht komplett kapieren. (...)

Ich finde es gut, den ist-Zustand erst einmal so zu beschreiben, wie man ihn wahrnimmt. Wenn irgendwelche Politgruppen die Verhältnisse mit rosa Brille betrachten, halte ich es für wenig hilfreich. Politische Aktivitäten sollten auf realistischen Einschätzungungen aufbauen, um die Menschen zu erreichen.

Im "Deutschen Herbst" (1977), der Zeit der Terroristenhatz, war ich Schüler. Es war ein Ausnahmezustand, von dem sich die Mehrheit der Bevölkerung scheinbar mitreißen ließ und jeder Langhaarige als Staatsfeind und Terrordächtiger galt. So habe ich es jedenfalls wahrgenommen. Es waren von dieser Identifikation mit dem Staat und der denunziantorischen Stimmung nicht nur irgendwelche Spießbürger betroffen, sondern auch Mitschüler, selbst einige der besten Kumpel.

Es ging wohl nicht nur mir so. Sehr treffend nannte man diese Zeit die "bleierne Zeit". Alles erschien so grau, unveränderbar und die eigenen Sehnsüchte erstickend. Meine Seele reagierte mit Depressionen.

Es gab auch in den Zeiten ein paar helle Köpfe, die wußten, daß nichts für immer ist und auch die "bleierne Zeit" ein Ende findet. Selbst in finsteren Zeiten gibt es brauchbare Ansätze für Widerstand und dann sind sie besonders wichtig und sinnvoll. Aber zu solchen Leuten hatte ich keinen Kontakt.

counselor

Es gibt materielle Grundlagen dafür, dass der Einfluss der AfD im Osten stärker ist, als im Westen. Dazu zählt,  dass die Renten und Löhne im Durchschnitt niedriger sind und die Arbeitszeiten länger sind als im Westen. Die Arbeitslosigkeit ist oft höher als im Westen.

Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie beurteilen die Leute im Osten ihre Lage und was sehen sie als Grund dafür an? (Das Denken wurzelt immer im Materiellen und die Leute suchen Lösungen für die skizzierten Probleme). Warum stoßen die Leute beim Nachdenken nicht auf die tieferliegenden Ursachen der Probleme im kapitalistischen System?

Folgendes könnte eine Rolle spielen:

1) Oberflächliche Verarbeitung der Erfahrungen mit "real existierenden Sozialismus" der DDR
2) Antikommunismus
3) Verbitterung über den Widerspruch zwischen den früheren Versprechungen der bürgerlichen Politik und der Lebensrealität
4) Missachtung der Lebensleistung
5) Negativismus und Skeptizismus
6) Suche nach einfachen Antworten auf neue Entwicklungen und Erfahrungen
7) Deutschtümelei und Einflüsse des Rassismus
8 ) Der Wunsch nach Frieden mit Russland und die taktische Ablehnung der Waffenlieferungen an die Ukraine durch die AfD werden als positiv wahrgenommen, während die faschistischen Teile der Politik der AfD ausgeblendet werden
9) negativer Einfluss der bürgerlichen Massenmedien

Was können wir tun, um gegen die faschistische Tendenz vorzugehen und das Denken der Menschen im Osten zu ändern?
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Es ist zu einfach, jetzt alle als Faschos hinzustellen. Es gibt irre viele, die haben immer die Linkspartei gewählt, jetzt wählen sie die AfD.

Deutschland hatte mal die stärkste Arbeiterbewegung der Welt, doch die Nazis haben die Führungen von KPD, SPD und Gewerkschaften festgenommen oder ermordet. Es ist ihnen gelungen, viele, die zuvor links organisiert waren, in ihre Reihen zu bekommen.

Ich versuche zu verstehen, wie das möglich ist und was in diesen Menschen vor sich geht.

Die von counselor genannten Punkte halte ich für treffend, obwohl ich Punkt 5 nicht verstehe.

Die politische Selbstdefinition scheint mir nicht unbedingt mit Logik zu tun zu haben. Es ist wohl gleichzeitig sehr emotional. Es geht weniger darum, was richtig und falsch ist, sondern darum, wo man sich zuhause fühlt, wo man eine Gruppe mit Zugehörigkeitsgefühl findet.

Plötzlich ist es egal, wieviel ein Argument taugt, hinter einem Argument muß eine Kraft, eine starke Organisation, Gruppe oder Bewegung stehen.

Ich kenne eine LKW Fahrerin, die sich in ihrem Leben stets auf harte Art durchschlagen mußte, mehrfach vor Gericht stand und auch im Knast saß. Sie zeigte sich in ihrem nicht einfachen Alltag kämpferisch, bewunderte die RAF, kannte sich gut aus in der Geschichte der Hamburger Hafenstraße und sympathisierte mit vielen militanten linksradikalen Aktionen.

Vor ein paar Jahren fand sie Initiativen von links einfach zu klein, schwach und "lächerlich". Sie fing an, sich nach rechts zu orientieren, da sah sie Massen und echten politischen Druck. Die Einschätzung, daß die Linken kaum politischen Einfluß haben, wogegen die Rechten sich als politische Kraft mausern, ist ja nicht verkehrt.

Ich halte sie für keine Faschistin.

Ich bin relativ hilflos, denn ich halte viele, die rechts wählen und zu rechten Themen auf die Straße gehen, noch nicht für verloren. Der umgekehrte Weg, der von rechts nach links, müßte auch möglich sein. Wenn diese verirrten Menschen aber länger in dem Millieu bleiben, dort auch kulturell ein zuhause finden, in dem sie sich wohl fühlen, haben wir ein echtes Problem.

counselor

ZitatDie von counselor genannten Punkte halte ich für treffend, obwohl ich Punkt 5 nicht verstehe.

Mit Punkt 5 meine ich, dass über vieles negativ gedacht wird und die Leute alles anzweifeln.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 10:27:14 Mi. 06.März 2024Ich bin relativ hilflos, denn ich halte viele, die rechts wählen und zu rechten Themen auf die Straße gehen, noch nicht für verloren. Der umgekehrte Weg, der von rechts nach links, müßte auch möglich sein.

Klar halte ich die Kehrtwende von rechts nach links für möglich aber wofür
soll das gut sein ? Sobald die Schwelle Links/Rechts das erste Mal überwunden
wurde, wird es auch künftig kein Problem sein, die Seite zu wechseln.

Braucht doch nur die gegenwärtig bevorzugte zu schwächeln, schon ist der
nächste Seitenwechsel angedacht.. Und dazu zählen "echte" Linke oder Rechte
nicht, da sie meist an ihrer politischen Richtung gebunden bis verheiratet
sind/bleiben.

Wechselkanidaten sind wohl eher eine Strönung, die sich nur nach ihrem
möglichen persönlichen Vorteil orientieren. Erwartest Du von denen was, sind
sie gleich wieder wech, wenn denen nicht z.B. ein Euro mehr die Arbeitstunde
versprochen wird..  ::)
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

ZitatKlar halte ich die Kehrtwende von rechts nach links für möglich aber wofür
soll das gut sein ?

Ich halte das für entscheidend. Historisch gesehen haben damals die Nazis es geschafft, eine Massenbasis aufzubauen. Wenn die Rechten heute in irgendeinem Zusammenhang (wie Corona) massenhaft Menschen mobilisieren, dann müssen wir ihnen diese Leute so schnell wie möglich wieder klauen. Man sollte es keineswegs achselzuckend hinnehmen, weil man diese Leute eh doof findet.

Wenn man sie lange in dem Dunstkreis der Rechten läßt, prägt es sie und aus Suchenden und Verwirrten werden Faschisten. Ich halte es für wichtig, sich um diese Leute zu kümmern, auch wenn sie anders gestrickt sind, weder "alternativ" sind, noch zu einer Subkultur gehören.

ZitatWechselkanidaten sind wohl eher eine Strönung, die sich nur nach ihrem
möglichen persönlichen Vorteil orientieren.

Aber so schlimm finde ich die Haltung, einen persönlichen Vorteil ergattern zu wollen, nicht. Zu linken Initiativen gehören Streiks für einen besseren Lohn, Proteste gegen Mieterhöhungen, Beratungen gegen überhöhte Nebenkosten.

Sicherlich wäre es schön, wenn man ständig auf Menschen stoßen würde, die Politisch gefestigt sind, die wissen, warum Kapitalismus ein Problem ist und daß Solidarität nötig ist.

Solche Menschen kann man sich aber nicht backen. Auch einige von denen, die sich als superradikale Kämpfer aufführen, im Mittelpunkt jeder Veranstaltung stehen, echte Platzhirsche der Politszene, fallen von einem Tag auf den anderen um, interessieren sich plötzlich nicht mehr für Politik, oder sie laufen über zur Gegenseite, werden Unternehmer, Reaktionäre oder Antideutsche.

Wenn diejenigen, die mal bei den Rechten mitlaufen, mal bei anderen, zumindest als politisch flatterhaft gesehen werden, wäre das ein großer Fortschritt.Teile der Antifa meinen ja, das seien alles Faschisten.

Eine brauchbare Antifa, bzw. Linke,  muß darauf abzielen, möglichst große Teile der "unpolitischen" Menschen in soziale Auseinandersetzungen einzubinden und auch aus den Fängen der Rechten zurückzuholen.

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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