LA USA Polizei Geht gegen iranischen Studenten Brutal vor Film)

Begonnen von Klassenkämpfer, 20:02:02 Sa. 18.November 2006

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Klassenkämpfer

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Quelle: Spiegel Online
(pi)

POLIZEI-BRUTALITäT IN DEN USA
Rodney-King-Ermittler soll Misshandlungsfälle untersuchen

Elektroschocker, Prügel, Pfefferspray- heimlich aufgenommene Videos zeigen wie brutal die Polizei in Los Angeles vorgeht. Der jüngste Fall - die Misshandlung eines iranischen Studenten in der Uni-Bibliothek - soll jetzt von unabhängiger Seite untersucht werden. Uni und Polizei befürchten Unruhen.

Jenseits der schönen Klischees von Hollywood und Mulholland Drive ist Los Angeles ein ethnisches Pulverfass, eine Stadt mit enormen Kriminalitäts- und Drogenproblemen - und einer Polizei, die immer wieder in Verruf gerät, weil sie gegen all das mit überzogener Brutalität vorgeht. In diesen Tagen erleben die Stadtväter ein Deja vu der unangenehmsten Sorte: Gleich mehrfach wurde der Vorwurf des exzessiven Gewalteinsatzes gegen die Polizeibehörden laut.

Und wie im Jahre 1991, als ein Amateurfilmer die Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King mit Elektroschockern und Schlagstöcken mitschnitt, gibt es Videobeweise, die die Behörden schlecht aussehen lassen. Vor 15 Jahren verursachte der King-Film im Verbund mit dem Freispruch der involvierten Beamten im April 1992 die schlimmsten Rassenunruhen, die LA je erlebt hatte. Am Ende billanzierte die Stadtverwaltung Schäden in Höhe von rund einer Milliarde Dollar, mehr als 50 Tote, über 2000 Verletzte und rund 8000 Verhaftungen. In einem Berufungsverfahren wurden die Polizeibeamten schließlich zu Haftstrafen verurteilt, King bekam ein Schmerzensgeld in Höhe von 3,8 Millionen Dollar zugesprochen.

Dass die Polizeibehörden von Los Angeles in Anbetracht dieser Vorgeschichte zu den jungsten Fällen schweigen, kommt in der Öffentlichkeit nicht gut an. Fatal schon das Echo auf die beispiellos brutale Behandlung eines Verhafteten, die vor rund einer Woche bekannt wurde. Ein Video des Übergriffes auf den wehrlosen Mann gehört seitdem zu den meistgesehenen Filmen bei YouTube, der weltweit führenden Videoplattform im Internet. Kurz darauf gelangte der Mitschnitt einer weiteren Polizeibrutalität in Umlauf. Zwei Beamte misshandeln dabei einen Mann mit Pfefferspray - nachdem er verhaftet wurde und mit Handschellen im Polizeifahrzeug ruhiggestellt wurde.

Elektroschocks gegen Studenten

Das Fass endgültig zum Überlaufen brachte nun die Misshandlung des Studenten Mostafa Tabatabainedschad mit einer Elektroschockwaffe ("Taser-Gun"). Nach heftigen Protesten von Studenten, Eltern und Ehemaligenverbänden kündigte die Universität Los Angeles UCLA nun eine unabhängige Untersuchung des Vorfalles an.

Dabei hatten zwei Mitglieder der für den Uni-Campus zuständigen Polizei einen Studenten, der nach Augenzeugenberichten bereits der Aufforderung der Campuspolizei, sich aus der Uni-Bibliothek zu entfernen, nachgekommen war, mit einem Elektroschocker misshandelt (siehe Video). Der iranisch-stämmige Student glaubt, der Übergriff habe einen ethnischen, anti-muslimischen Hintergrund.

Am Freitag protestierten rund 200 Vertreter und Unterstützer ethnischer Minoritätengruppen und muslimischer Verbände vor dem Polizeihauptquartier von LA. Uni-Direktor Norman Abrams kündigte kurz darauf die Untersuchung des Falles an, seiner Auskunft nach auf Zuraten des Chefs der Campuspolizei UCPD Karl Ross, der bislang alle Vorwürfe kategorisch zurückweist.

Untersuchen soll den Fall Merrick Bobb, der bei der Polizeiaufsichtsbehörde des Bezirks Los Angeles in Lohn und Brot steht und sich seine Meriten in dieser Hinsicht durch seine Arbeit an einem anderen Fall verdiente: Der Untersuchung des Falles Rodney King, die schließlich zum Schuldspruch gegen die Polizeibeamten führte.

Die Untersuchung wird sich unter anderem an der Frage aufhängen, ob der Schockereinsatz gegen Mostafa Tabatabainedschad gerechtfertigt und zudem durch gültige Bestimmungen zum Einsatz von Elektroschockwaffen sanktioniert war.

In dieser Hinsicht konnte die "Los Angeles Times" ihre Leser am Samstag bereits schocken: Während es den normalen Polizeibehörden im Bezirk Los Angeles wie den Angehörigen des Sheriffs Department nur erlaubt ist, Taser-Waffen einzusetzen, wenn ein Verdächtiger eine physische Gefährdungsquelle für die Beamten darstellt oder sich gewalttätig verhält, gehen die Bestimmungen für die Campuspolizei weiter. Ihnen ist es erlaubt, die Elektroschocker als Schmerz induzierendes Mittel einzusetzen, um Verdächtige, die sich "passiv widersetzen" unter Kontrolle zu bekommen - im Klartext: um Bockige zu brechen.

Genau das sei im Fall Mostafa Tabatabainedschad der Fall gewesen, behaupten die Beamten. Der "zweihundert Pfund schwere Mann" habe sich einer Abführung widersetzt, indem er sich schlaff durchhängen und auf den Boden fallen ließ. Die Beamten hätten ihm daraufhin Elektroschocks von mehreren Zehntausend Volt verabreicht, "um ihn auf die Füße zu bekommen".

Tabatabainedschads Schmerzensschreie kann man sich seitdem bei YouTube anhören. Ein heimlich gedrehtes Handy-Video des Übergriffs verzeichnet dort Abrufrekorde und wurde mittlerweile auf allen Fernsehsendern gezeigt. Der Film lässt die Wut wachsen - wie einst im Fall Rodney King. Ermittler Merrick Bobb soll nun dafür sorgen, dass nicht mehr daraus wird.
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