Ex-Bundeswehrsoldat erhebt schwere Vorwürfe zu Afghanistan-Einsatz

Begonnen von Kater, 17:34:15 Mi. 09.Januar 2008

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Kater

ZitatEx-Soldat erhebt schwere Vorwürfe zu Afghanistan-Einsatz

Berlin (AFP) - Mehrere Elitesoldaten der Bundeswehr sollen 2002 in Afghanistan mit Wissen ihrer Vorgesetzten außerhalb des vorgeschriebenen Mandatsgebietes operiert und damit gegen Vorgaben des Bundestages verstoßen haben. Dies behauptet der frühere Bundeswehr-Elitesoldat Achim Wohlgethan, aus dessen Buch das Magazin "Stern" vorab berichtete. Das Verteidigungsministerium zweifelte den Bericht des Mannes an und wertete die Angaben eher als "Erlebnisbericht". Die Angaben würden aber überprüft, sagte ein Sprecher.

Wohlgethan, ein Fallschirmjäger aus der "Division Spezielle Operationen" der Bundeswehr, sei im Jahr 2002 bei der Kabul-Brigade der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF für Sonderaufgaben eingesetzt worden, berichtete der "Stern". Der heute 41-Jährige, der im Januar 2006 aus dem Militärdienst ausgeschieden sei, habe selbst "mindestens ein Dutzend Mal" außerhalb der so genannten Area of Responsibility operiert. Dazu sei er etwa von einem Bundeswehr-Major der Abteilung J2 aufgefordert worden, die bei ISAF für militärisches Nachrichtenwesen zuständig war. Der "Division Spezielle Operationen" (DSO) ist auch das 1996 gegründete Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr zugeordnet.

Weitere Einsätze außerhalb des Mandatsgebiets hätten Wohlgethan und andere Bundeswehrsoldaten an der Seite der niederländischen "Korps Commandotroepen" (KCT) gehabt. Zu dieser Spezialeinheit wurden laut "Stern" der Fallschirmjäger Wohlgethan und deutsche Fernspähsoldaten abgestellt. Dies belegten Dokumente der Bundeswehr und des niederländischen Heeres. Wohlgethan bestätige demnach überdies, dass er mit niederländischen Spezialkräften vor Ort war, als Anfang August 2002 südlich von Kabul zwölf Afghanen unter ungeklärten Umständen erschossen wurden. Wolgethan berichtete demnach auch von Minenüberprüfungen im Gelände, indem afghanische Kinder auf ein Feld gelockt werden sollten.

Zudem berichtet der Ex-Stabsunteroffizier, wie er in Afghanistan für den Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr eingesetzt wurde. MAD-Operationen im Ausland seien aber erst seit 2004 gesetzlich erlaubt. Wohlgethan arbeitet dem Magazinbericht zufolge heute als Sicherheitsberater. Er ist Autor eines Buches mit dem Titel "Endstation Kabul", das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin zweifelte die Vorwürfe in dem Bericht an, machte aber zugleich deutlich, dass der Einsatz des Mannes geprüft werde.

http://de.news.yahoo.com/afp/20080109/tde-d-afghanistan-verteidigung-bundesweh-a4484c6_1.html

Eivisskat

ZitatBier und Bomben
http://www.jungewelt.de/2008/01-10/061.php

Was machen die derzeit über 3000 deutschen Soldaten in Afghanistan? Verteidigen Sie das Vaterland am Hindukusch? Glaubt man den Aussagen des Elitesoldaten Achim Wohlgethan, dann stehen sie vor allem in einem verzweifelten Abwehrkampf gegen den Teufel Alkohol.
    So sah das Militärlager Warehouse in Kabul nach einem Angriff desselben in der Nacht des 1. Mai 2002 aus wie »nach einem Artillerieschlag«, berichtet der Fallschirmjäger in seinem Buch »Endstation Kabul«, das am heutigen Donnerstag in Berlin vorgestellt wird. »Auf meinem Weg zum Waschcontainer bot sich mir ein Bild wie nach einem Mörserangriff. Überall, wirklich überall, lagen Soldaten auf Bierzeltbänken, Sandsackstellungen und sogar auf Straßen und Wegen. Sodom und Gomorrha!« Auch Wohlgethan selber war schwerstens lädiert: »In meinem Zustand hätte mich wahrscheinlich ein Dreijähriger, bewaffnet mit einem trockenen Handtuch, erschlagen!«

Weniger bedrohlich für den deutschen Soldaten war, zumindest im Jahr 2002, die Gefährdung durch islamistische Terroristen. Wohlgethan schildert Patrouillenfahrten durch den Bezirk Paghman nordwestlich von Kabul, wo die Gruppe Abu Sayyaf unter ihrem Anführer Khaddafy Janjalani das Sagen hatte. Abu Sayyaf wird gemeinhin dem Netzwerk Al-Qaida zugerechnet. »Wir genossen dieses Dorfidyll, das wie eine Mischung aus Toskana und Tausendundeiner Nacht anmutete. Augenscheinlich sorgte Khaddafy Janjalani sehr gut für die Menschen in seinem Bezirk.« Im Vergleich dazu wird die Hauptstadt Kabul, die unter Kontrolle der prowestlichen Regierung steht, als stinkender Sumpf geschildert. Wohlgethan konnte mit einem Nachtsichtgerät beobachten, daß in der Armee von Präsident Hamid Karsai regelmäßig Gruppenvergewaltigungen junger Soldaten durch ihre Vorgesetzten stattfanden.

Über weite Strecken ist das Buch im Landserstil geschrieben – es geht um Männer, die weinen müssen, wenn sie beim Zapfenstreich Lilly Marleen hören. Dazwischen finden sich aber Informationen von erheblicher Brisanz: So haben Wohlgethan und andere deutschen Elitesoldaten im Jahr 2002 mit Wissen ihrer Vorgesetzten außerhalb des vorgeschriebenen Mandatsgebietes operiert und damit gegen Vorgaben des Bundestages verstoßen. Dies sei »mindestens ein Dutzend Mal« vorgefallen. Weitere Vorstöße außerhalb des Mandatsgebiets habe er an der Seite der niederländischen »Korps Commandotroepen« (KCT) durchgeführt. Im August 2002 nahm Wohlgethan südlich von Kabul an einem Einsatz teil, bei dem zwölf Afghanen unter ungeklärten Umständen erschossen wurden. Zudem berichtet der Ex-Stabsunteroffizier, wie er in Afghanistan für den Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr aktiv wurde. Dabei seien er sowie deutsche Fernspähsoldaten gegen angebliche Waffenhändler und -labors vorgegangen. MAD-Operationen im Ausland sind aber erst seit 2004 gesetzlich erlaubt.

Wohlgethan berichtet auch, wie menschenverachtend sich Soldaten der sogenannten Schutztruppe ISAF gegenüber der Zivilbevölkerung verhielten. Wenn sie überprüfen wollten, ob in einem Feldstück noch versteckte Minen lagen, warfen sie vor den Augen hungriger Kinder Äpfel hinein. »Wenn die Kinder losliefen, um sich die Äpfel zu holen, und es keinen Knall gab, wurde dieses Feld als geklärt und unvermint betrachtet.« Und wenn es doch knallte, hatte das Kind eben Pech gehabt.

Hexenbändiger

ZitatOriginal von Eivisskat
ZitatBier und Bomben
http://www.jungewelt.de/2008/01-10/061.php


Wohlgethan berichtet auch, wie menschenverachtend sich Soldaten der sogenannten Schutztruppe ISAF gegenüber der Zivilbevölkerung verhielten. Wenn sie überprüfen wollten, ob in einem Feldstück noch versteckte Minen lagen, warfen sie vor den Augen hungriger Kinder Äpfel hinein. »Wenn die Kinder losliefen, um sich die Äpfel zu holen, und es keinen Knall gab, wurde dieses Feld als geklärt und unvermint betrachtet.« Und wenn es doch knallte, hatte das Kind eben Pech gehabt.

Mir war klar, dass die Deutschen Soldaten dort sich nicht grade rosig verhalten, aber dass schießt den Vogel ab. Genau wegen so ner scheiße bin ich der Meinung, dass ALLE Soldaten den Tod verdient haben. Ganz unabhängig davon, aus welchen Gründen (wie z.b. Armut) sie sich rekutieren lassen.
Ihr Beruf ist es nunmal Leid zu verbreiten und zu töten. Dass unser Drecksland sich wieder einmal daran beteiligt ist inakzeptabel. Und WIR finanzieren diese Scheiße.
JAAAA DEUTSCHLAND HAT SCHULDEN, DEUTSCHLAND HAT KEIN GELD. DEUTSCHLAND MUSS EINSPARUNGEN VORNEHMEN, RENTEN KÜRZEN, WIR SIND JA SOO ARM. -> und die geißtigen Kleingärtner glauben es <-
ABER FÜR EINES HABEN WIR IMMER GELD. FÜR DIE BUNDESWEHR, ÜBERWACHUNG, UNTERDRÜCKERLAKEIEN ALLER ART UND NICHT ZULETZT DIE POLIZEI
Es kotzt mich an.  :evil: Ich kann & will es nicht mehr hinnehmen.
Doch was kann man dagengen machen? Demonstrieren? Wählen gehen?
Natürlich macht man es, aber ändern wird es nichts, solange das Volk nicht aufwacht (und dass wird es nicht) werden diese Imperialistischen Blutsauger immer oben bleiben, und so verliert das Leben mehr und mehr an Qualität. Unaufhaltsam. Und für eine Revolution hatten die Deutschen noch nie den Arsch in der Hose. Hier lautet die Devise "jeder gegen jeden". Aber sich gemeinsam für etwas wirklich wichtiges einzusetzen, würde den geißtigen Krüppeln nie in den Sinn kommen.

naja..*hust* bin wohl etwas ausgeschweift..
sorry, aber bei sowat krieg ich immer n raster  :rolleyes:

Kritisch

....oder sollte man nicht vielleicht ersteinmal die Person des selbsternannten "Elitekämpfers" unter die Lupe nehmen?

Kommt es denn niemandem seltsam vor, daß jemand, der sämtlicher Höhen und Tiefen durchlebt haben will, sein Glück bei der Bundeswehr sucht? Nachdem er beim damaligen BGS den Hubschrauberschein und beim britischen SAS die Scharfschützenausbildung absolviert hat? Zahlt die Bundeswehr wirklich so gut? Wie kommt es dann, daß ein so guter und harter Kerl nur den Dienstgrad eines Stabsunteroffiziers inne hat? Müsste er denn nicht längst im Bereich der Spitzendienstgrade sein?

Ich selbst habe fast 500 Tage Afghanistan hinter mich gebracht. Die Schilderungen kann ich nicht nachvollziehen. Vor allem die Berichte von Operationen außerhalb des Mandates. Auch zur damaligen Zeit ein völlig undenkbares Unterfangen. Geheime Operationen gab und gibt es innerhalb der Armee nicht. Ebensowenig ist glaubwürdig, daß die ISAF Kinder zur "Minensuche" herangewunken hätten. So blöd ist wirklich kein Soldat. Dafür gibt es entsprechende Gerätschaften, die effektiv die Landstriche säubern.

Daß die Soldaten mit zehn und mehr Personen innerhalb eines Zeltes wohnten ist richtig. Immerhin ist der Platz innerhalb der Camps sehr begrenzt. Die Beschreibung, daß auf einmal nur noch zwei innerhalb eines solchen Zeltes zur Schaustellerzwecken einquartiert wurden muss ganz klar als falsch bezeichnet werden. Wo bitte schön sollten die vielen Zelte denn herkommen? Vielleicht per Flugzeug abgeworfen? Gleiches gilt für die Möbel? Klar. Kann man sicherlich in Kabul an jeder Ecke kaufen.

Es ist mir schleierhaft was dieser Mensch mit diesen Berichten bezweckt. Wohl in erster Linie seinen finanziellen Interessen nachzukommen. Mit "Enthüllungen" oder gar wahren Berichten hat das ganze nichts zu tun. Er selbst schreibt daß er gerne Berufssoldat geworden wäre. Warum wurde er es denn nicht? Bei der Vorausbildung und dem Erfahrungsschatz im Auslandeinsatz. Resultiert dieses Buch vielleicht eher aus der Enttäuschung daß ein Leben in einer Traumwelt nicht mit der Urkunde eines Berufssoldaten belohnt wird?

Ich weiß nicht was erschreckender ist. Die Tatsache, daß solche Menschen ihren kranken Wahn in Buchform veröffentlichen können, oder die Reaktion der Bevölkerung. Es wird einfach alles hingenommen und jeder glaubt, dass die Schilderungen den Tatsachen entsprechen. Fakt ist, daß ein Soldat der über die beschriebenen Qualifikationen des "Herrn" Wohlgethan verfügt sofort und unmittelbar eine entsprechende Förderung erfahren hätte. Warum nicht in diesem Fall? Leidet da jemand an einem übersteigerten Selbstwertgefühl?

Fakt ist ebenfalls, daß nun wieder einmal Diskussionen über die Soldaten im Auslandeinsatz losgetreten werden. Am besten die gesamte Armee abschaffen. Aber was passiert, wenn es wieder einmal zu Katastrophen kommt? Hochwasser oder ähnliches? Dann wird wieder sofort lauthals nach den Soldaten gerufen. Diejenigen, welche am heftigsten gegen das Militär geschossen haben sind dann auch wieder die lautesten Stimmen dafür.

Mir selbst sind jedenfalls Menschen zu wider. Sie versuchen auf Kosten aller, die im Auslandeinsatz einen harten Job erledigen, Geld zu verdienen. Daß der Einsatz der Bundeswehr bereits positive Spuren hinterlassen hat, kann nur der beurteilen, der aus dem warmen und sicheren Deutschland mal seinen Hintern an den Hindokusch bewegt hat. Aller anderen sollten - bis zu einem persönlichen Aufenthalt vor Ort - sämtliche Äußerungen überdenken und sich vielleicht einmal fragen ob man gleich auf jeden neuen Zug aufspringen muss.

Kater

hier noch ne Buchbesprechung. Es wird sicher bald noch weitere erhellende Informationen über die Glaubwürdigkeit des Buches geben, wo jetzt der Verfasser namentlich bekannt geworden ist: Er heißt Klaus Fennek.

ZitatIn der Truppe
Ein junger Soldat hat ein Buch über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan geschrieben. Er spricht von mangelnder Sicherheit, schlechter Organisation und Alkoholexzessen
Andreas Förster

BERLIN. Dieses Buch dürfte die Diskussion um die Auslandseinsätze der Bundeswehr neu beflügeln. Erstmals schildert ein deutscher Soldat, unter welchen Bedingungen er und seine Kameraden am Hindukusch ihren Dienst absolvieren und wie sie dort nicht zuletzt durch Versäumnisse der politischen und militärischen Führung unnötigen Gefahren ausgesetzt sind.

Der junge Mann namens Klaus Fennek, über den erst mit dem heutigen Erscheinen des Buchs mehr zu erfahren sein wird und der von seinem Verlag Econ bislang nur als "Klaus F." bezeichnet wurde, hatte sich 2002 freiwillig zu seinem Afghanistan-Einsatz gemeldet. Im Buch "Endstation Kabul", schrieb der einstige Fallschirmjäger nun auf, was er während seines ersten Kampfeinsatzes zwischen April und Oktober 2002 erlebt hat.

Offiziell zählte der damals 27-Jährige zum Isaf-Kontingent der Bundeswehr. Seine Einsätze gingen jedoch deutlich über den offiziellen Aufgabenbereich der Isaf-Soldaten hinaus. So wurde Fennek - wie andere seiner Kameraden auch - auf Grund seiner Spezialausbildung in Afghanistan auch in international geführten Sondereinheiten eingesetzt. Diese Einheiten operierten mit Wissen der Militärführung vor Ort zum Teil außerhalb des eigentlichen Isaf-Einsatzgebietes und verstießen damit gegen das Mandat der Truppe. Fennek war unter anderem an Einsätzen gegen Waffenhändler beteiligt. Darüber hinaus musste er geheimdienstliche Aufgaben erfüllen und war unter anderem zur Informationsgewinnung auf afghanische Politiker angesetzt.

Deutliche Kritik äußert Fennek an der Bundeswehrführung, die durch Versäumnisse und Fehleinschätzungen deutsche Soldaten in Afghanistan in Lebensgefahr bringe. So seien bis Juni 2003 die in Kabul eintreffenden Bundeswehrangehörigen mit einem ungepanzerten Zivilbus quer durch die Stadt in ihre Unterkunft im "Camp Warehouse" transportiert worden. Erst als bei einem Anschlag vier Soldaten starben und 29 Menschen verletzt wurden, setzte das deutsche Militär gepanzerte Fahrzeuge für den Transport seiner Soldaten ein.

Unzureichend seien laut Fennek bis heute auch die Evakuierungspläne für das inzwischen auf mehrere Tausend Mann angewachsene deutsche Kontingent in Kabul. Dieses Versäumnis bezeichnet der Ex-Soldat als Verstoß gegen das Bundestagsmandat, nach dem zum militärischen Auftrag auch die Möglichkeit der Selbstevakuierung der Truppe gehört. Nach Fenneks Einschätzung ist zudem die Struktur des deutschen Isaf-Kontingents nicht den Bedürfnissen vor Ort angepasst. So überwiege deutlich die Masse des Führungs- und Logistikpersonals, was zur Folge habe, dass die relativ wenigen Soldaten mit militärischer Kampfausbildung durch Wachdienste und Patrouillen eine bis zu dreifach höhere Dienstbelastung zu bewältigen hätten.

Hinzu komme, dass sich viele Offiziere aus Karrieregründen nur zu einem kurzzeitigen Einsatz zum Hindukusch abkommandieren ließen. Der Grund sei, dass man schon nach dreißig Tagen Dienst in Afghanistan eine Einsatzmedaille erhalte, die für den weiteren Aufstieg "mehr als hilfreich" sei, wie Fennek schreibt. Diese "Dreißig-Tage-Offiziere" würden aber mangels Verwendungsfähigkeit oftmals nur "zur besonderen Verfügung" eingesetzt, zur eigentlichen Aufgabenerfüllung der Truppe trügen sie kaum bei.

Für schlechte Stimmung sorge laut Fennek auch der "Gefechtsfeldtourismus" von Politikern, Generälen und Obristen aus der Heimat, die oftmals nur für einen Tag nach Kabul kämen. Der organisatorische Aufwand für solche Besuche sei enorm. So beschreibt Fennek, dass in dem Militärlager extra Wege für die Besucher angelegt werden mussten, damit sie sich trockenen Fußes bewegen können. Auch mussten Soldaten tagelang schicke Präsentationen erstellen und Befehlsausgaben regelrecht inszenieren, um den Besuchern militärische Korrektheit vorzugaukeln.

Zu den Folgen all dieser dienstlichen Probleme gehöre laut Fennek, dass es unter den deutschen Soldaten - anders als bei ihren Kameraden aus anderen Nationen mit mehr Auslandserfahrung - immer wieder zu Alkoholexzessen komme. Die militärische Führung vor Ort schreite dagegen kaum ein. "Sie hätte ansonsten nämlich gut ein Drittel der Truppe, wenn nicht noch mehr, nach Hause schicken müssen", schreibt der Buchautor.

In Fenneks Insiderbericht erfährt man auch ein bemerkenswertes Detail über Traditionspflege in der Bundeswehr.

Jeden Tag "Lili Marleen"

So spielt jeden Abend um 21.55 Uhr der deutsche Lagerfunk in Kabul das alte Landserlied "Lili Marleen", das schon während des Zweiten Weltkriegs die Wehrmachtssoldaten bei Laune halten sollte. Das tägliche Abspielen dieses "sehr geschichtsträchtigen Liedes" sei das "absolute Highlight" für die Truppe, erinnert sich Fennek. Doch auch "Lili Marleen" konnte offenbar nichts daran ändern, dass Fennek immer weniger Sinn in seinem Einsatz in Afghanistan sah. "Hatte ich mir noch zu Beginn meine Verantwortung gegenüber meinem Heimatland und der Bundeswehr auf die Fahnen geschrieben, so bröckelte diese Haltung mehr und mehr", schreibt er. "Mittlerweile sorgte ich mich primär darum, (...) wie wir heil aus dem Einsatz nach Hause kommen." Er hat es geschafft.

 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/seite_3/715641.html

Regenwurm

Wie deutsche Soldaten im Jahr 2002 festgestellt haben, ob Gelände, auf denen sie Ausrüstung lagern wollten, vermint ist, beschreibt der KSK-Soldat Achim Wohlgethan in seinem gerade erschienenen Buch "Endstation Kabul. Als deutscher Soldat in Afghanistan - ein Insiderbericht" angeblich wie folgt:

Die Soldaten hätten Äpfel ins Gelände geworfen. ,,Dann warteten sie ab, was passierte. Wenn die Kinder losliefen, um sich die Äpfel zu holen, und es keinen Knall gab, wurde dieses Feld als geklärt und unvermint betrachtet. Sollte keines der Kinder auf das Gelände mit den Äpfeln laufen, markierten sie diesen Bereich rot..."

Auch wenn jeder weiß, dass in einem in Deutschland erschienenen Buch wegen der in Deutschland herrschenden Zensur nicht damit gerechnet werden darf, dass ein Soldat der KSK nach der gerichtlich als verfassungsmäßig umdefinierten Operation Enduring Freedom wirklich das niederschreibt, was er denkt, so zeigt die obenstehende Passage doch, dass ein kritisches Buch von einem Insider den sauberen, hehren Krieg in Afghanistan etwas anders darstellt, als man das sonst so von den deutschen Medien gewohnt ist.

Wie die Meinungsbildung von Politikern und Journalisten vor Ort in Aghanistan üblicherweise abläuft, erklärt Achim Wohlgethan übrgens bei der Erläuterung des Begriffes Monkey Show in einem Video vom Stern. Das erklärt dann auch, wie es kommt, dass Politiker und Journalisten den Krieg im Gegensatz zur Mehrheit der Bevölkerung - selbst bei der nicht gerade für ihre linken Positionen bekannten Welt spricht sich die Mehrheit in einer Umfrage für den sofortigen Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan aus - den Krieg fortsetzen wollen und wirklich an den Endsieg glauben.

Wer sich wirklich die Frage stellt, wie der Krieg in Afghanistan zu gewinnen ist, dem sei gesagt, dass dazu nicht nur Waffen, sondern vor allem Glaubwürdigkeit, mit der eine breite Akzeptanz in der afghanischen Bevölkerung erreicht wird, vonnöten sind.

Glaubwürdigkeit ist der deutschen Politik jedoch offenbar egal. So wurde beispielsweise die von Marcel Bartels eingereichte Petition mit der Bitte zur genaueren Untersuchung des Casus Belli vom deutschen Bundestag weder umgesetzt noch der Öffentlichkeit zur Mitzeichnung vorgelegt. Eine nicht representative Online-Umfrage hier im Parteibuch zeigt jedoch, dass 78% der abstimmenden die Untersuchung von 9/11,also die Untersuchung des Kriegsgrundes, für manipuliert halten.

Als deutscher Soldat in Afghanistan - ein Insiderbericht

Quelle
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