DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!

Begonnen von BGS, 00:13:51 Mo. 14.Juni 2010

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BGS

Trotz allem allen Ausgebeuteten friedliche angenehme Feiertage aus dem Norden!

Weihnachten 2024.jpg

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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Wanderratte

Dankeschön, das wünsche ich Dir auch.

Das Foto ist sehr schön. Ich liebe diese Farben.  :) 

In Deutschland vermisse ich den Schnee. Zumindest dort, wo ich wohne.

BGS

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BGS

Warum ist "Finnland das glücklichste Land der Welt"?

Weil die Menschen mit so wenig zufrieden sind.

MfG

BGS
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BGS

Das Leben im Norden ist in gewisser Weise paradox. Wie schon andere hunderte Jahre vor mir begebe ich mich auf Abruf in den Polarhafen. Mit einer alten Limousine, denn hier gibt es die am häufigsten in Europa und somit auch halbwegs erschwingliche Ersatzteile ;D. Mid Kleinwagen war es im Winter einfach zu gefährlich... .

Alleine, da wir hier verstreut + weit auseinander leben.

Die wenigen Kollegen und Chefs sind alle schweigsamer Natur und es herrscht an der Basis eine Art Grundsolidarität ohne grosse Worte.

Letztes Jahr während der langen UPM-Streiks [Papierindustrie] gab es in einem Zeitraum einen jungen Sohn von einem höherem Cheffe, der Streikbrecher wurde. Als der Streik dann vorbei war hatte er im Frühstücksraum Kaffe gekocht, Tisch gedeckt u.s.w. Ein Vorarbeiter kam rein, goss die Kaffekannen aus und sagte: "Wir trinken keinen Kaffe von Streikbrechern!"

Der Junge kam nie wieder. Es gibt, falls Interesse, noch eine weitere Story von zwei anderen Streikbrechern im vergangenen Jahr. Es waren die einzigen im gesamten Hafen.

MfG

BGS   
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Wanderratte


Kuddel

Zitat von: BGS am 00:49:18 So. 09.Februar 2025"Wir trinken keinen Kaffe von Streikbrechern!"

Das klingt nach einem ausgeprägterem Klassenbewußtsein, als man es hierzulande kennt. Es mag hier auch Betriebe geben, an denen es vorkommen könnte, aber wohl eher als Ausnahme.

BGS

Letztes Jahr um diese Zeit streikten mehr als 130.000 Arbeiter... .

Auch vor etwa zweihundert Jahren gab es in Sägewerken und andernorts massive Proteste gegen miese Arbeitsbedingungen und eine Absenkung der ohnehin kärglichen Löhne.

Gegen die Arbeiter wurden Soldaten eingesetzt um sie zurück in die Maloche zu zwingen. Sie wurden mit Gefängnis bedroht und aus den dem Unternehmen gehörenden Häusern geschmissen. Am Ende nahmen die meisten die Lohnsenkung in Kauf und gingen zurück zur Schicht. Die Anführer des Streiks wurden gekündigt und auf Schwarze Listen gesetzt [gibt es heute noch in z. B. Kiel].

Auch im November 1917 (14. -20.11.) brach ein Streik aus, diesmal mit klar revolutionärem Charakter. Hauptziel war es während der "Bolschewisierung" in Petrograd zu verhindern, dass die Interimsregierung Verstärkung erhielt, z. B. durch lojale Truppen von in Finnland wohnenden Kosacken. Bei jenem Streik wollte man gleichzeitig ein innenpolitisches Programm durchsetzen, welches die Sozialdemokraten vorgelegt hatten. Darin enthalten u.a. max. 8 Stunden Arbeitszeit und neue Kommunalgesetze.

Die Bürgerlichen konnten zu jenem Zeitpunkt den Forderungen nichts konkret entgegen setzen. Es fanden Strassenkämpfe zwischen "Roter Garde" und "Weissen" statt, bei denen 27 "Rote" in dieser Streikwoche ihr Leben liessen, abgesehen von etlichen weiteren Beteiligten.

Innerhalb der Arbeiterbewegung kämpften ein revolutionärer und ein parlamentarischer Flügel um die Macht. Nach Verabschiedung der neuen Arbeitszeit- und weiterer sozialer Gesetze am 15. November gewannen die "Parlamentarier" schliesslich die Oberhand.

1917 riss eine Kluft zwischen Sozialisten und Bürgerlichen ["Bürgerwehren"], welche unüberbrückbar war. Die gegensätzlichen Ziele mündeten in einen Bürgerkrieg.




Als Streikwache im Winter draussen zu verhindern, dass z. B Streikbrecher, Waren oder Dienstleistungen in einen Betrieb gelangen kann echt hart sein [Wetter]. Es kommt naturgemäss zu Auseinandersetzungen und Gemurre an den Eingangstoren und Einfahrten. "Es macht keinen Spass wenn du in deine Tache greifst und nur noch die Knochen spürst".

Während eines Streiks könnten Gewerkschaftsmitglieder auch zu Hause bleiben.

2024 während des Grossen Papierstreiks hatten sich zwei Kollegen während der Arbeit zum Streikbruch entschieden. Sie wurden fortan komplett ignoriert, niemand sprach mit ihnen, nahm sie mit, half oder gab ihnen Werkzeug u.s.w.

Als der Streik beendet war blieb es dabei mit der Folge, dass einer nach zwei Monaten und der andere nach drei kündigte.

MfG

BGS   




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counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

BGS

Die hiesigen Streiks und damit zusammenhängende Dinge betreffen alle Arbeitnehmer, auch Leiharbeiter.


Wer als Leihsklave arbeiten muss darf -wenn in einem bestreiktem Unternehmen tätig oder dorthin delegiert- gleichfalls streiken. Dies gilt auch falls jemand an einem Streiktag dorthin zur Arbeit geschickt wird.


"Denn Streiks sind gesetzlich grundsätzlich zulässig um die Arbeits- und Anstellungsbedingungen zu verteidigen", so Risto Kalliorinne (PAM).


Jeder Leiharbeiter hat das Recht, jede Arbeit zu verweigern, welche die Festangestellten im Streikfall unterlassen.


Ein gemieteter Arbeitnehmer soll nicht die Streikenden ersetzen können.

Auch Leiharbeiter, die in einer Gewerkschaft Mitglied sind können Streikgeld beantragen.

MfG

BGS
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BGS

Die hiesige ungehemmte, stupide "Austeritätspolitik" [griechisch αὐστηρότης = "Disziplin, Entbehrung, Sparsamkeit"] der Faschoregierung
wirkt ausgesprochen gut: Reiche werden schnell reicher, wachsende Armut bei so gut wie allen Anderen. Fast wie keine neuen Immigranten mehr, "Minuswachstum" und noch schneller wachsende Staatsschulden, steigende Arbeitslosigkeit und oft sich verschlechternde Arbeitsverhältnisse.

Im Hafen ist schon länger davon die Rede, dass man endlich sich mal hinsetzen müsste um den Punkt auszurechnen, an dem es schlicht keinen Zweck mehr hat, noch zur Arbeit zu gehen.* Denn der ist nicht mehr fern.

Finnland ist m. E. inzwischen  zum Schandfleck von Skandinavien geworden.Vereinsamung gepaart mit Verblödung und Entsolidarisierung feiern ihre grössten Triumphe, gepaart mit Enttäuschung der frustrierten Bevölkerung.

Es gibt derzeit keine Hoffnung oder glaubhafte Alternativen, von Visionen ganz zu schweigen. Angesichts der miesen Aussichten wenden sich Viele gegen die Bevölkerungsgruppen, die sich nicht wehren können.

Jeder geht inzwischen davon aus, dass die Zukunft noch beschissener sein wird, wobei ich persönlich mich nicht beklagen kann, da früher mit der ARGE zu tun.


Am Beispiel Finnland kann jeder sehen, was folgt, wenn radikale Rechte das Sagen hat: Die schon katastrophale "Gesundheitsfürsorge" ist nun derart optimiert, dass ich persönlich davon ausgehe, nie wieder einen Arzt zu Gesicht zu bekommen, wenn nötig. Ausser ich zahle alles selbst oder nehme irrsinnige Wartezeiten in Kauf - z. B. muss man hier jetzt im Schnitt min. 16 Monate auf einen Zahnarzttermin warten, egal ... . Kürzlich zweimal Zahnarzt privat bezahlt mit der Folge dass eine lang geplante Reise nach Europa erstmal nicht mehr stattfinden kann.

Von den ganzen weiteren Verschlechterungen durch rechtslastige Reformen des "Arbeitsmarktes" und Kürzungen bei der Sozialversicherung etc. ganz abgesehen. Galoppierende Preise durch Steuererhöhungen, z. B. Mwst. ... .

Am Beispiel Finnland kann wirklich JEDE/R klar und deutlich sehen, wie ein Land ruiniert bzw. komplett an die Wand gefahren wird durch Nazis in der Regierung.


MfG

BGS

* Dann wird es interessant.
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Wanderratte

Das ist alles richtig krass.

Was macht denn dann jemand mit Zahnschmerzen, der aber kein Geld hat, die Zahnarztrechnung selbst zu bezahlen?

Kuddel

Ich danke dir für deine Berichte.
Solche Infos sind in den Medien nicht zu finden.
Solidarische Grüße in den Norden!

BGS

Gern geschehen. Die Vorteile des Auswanders überwiegen noch immer bei weitem die Nachteile, ohne jetzt auf Details eingehen zu wollen.

Zitat von: Wanderratte am 18:48:36 Do. 13.Februar 2025Das ist alles richtig krass.

Was macht denn dann jemand mit Zahnschmerzen, der aber kein Geld hat, die Zahnarztrechnung selbst zu bezahlen?

Es existieren in Krankenhäusern Notaufnahmen, an die man sich von 17 Uhr bis 8 früh einfinden kann. Reformbedingt las ich in der Zeitung im Leserbrief eines Mitarbeiters von Wartezeiten im Dezember < 12 Stunden, Personalmangel u.s.w.

Zahlen muss man auch ordentlich im öffentlichen Gesundheitswesen, bei Geldmangel ist Ratenzahlung angesagt.

Werde heute in der Wildnis skifahren :) Auch hier waren die winterlichen Temperaturen echt wechselhaft. Gerade -10 Grad, Nachts um die -14.

MfG

BGS



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