Demokratie

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 09:20:17 Mo. 24.Juni 2013

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Kuddel

Es ist so offensichtlich und krass:

Die Bezahlschranken der Onlinemedien zeigen, daß dem Pöbel, dem einfachen Volk, nicht einmal die Grundlagen gegeben werden, um über gesellschaftliche Fragen zu entscheiden. Notwendige Informationen bleiben im Giftschrank und sind nur denen zugänglich, die es sich leisten können. Die Armut ist so weit verbreitet, daß auch arbeitende Menschen gerade so über die Runden kommen und Medienabos ein Luxus sind, der in ihrem Leben keinen Platz hat.

Wenn die uninformierten Menschen nun nach einem Bauchgefühl wählen, wird ihnen vorgeworfen, daß sie zu doof sind. Man gibt der Bevölkerung nicht einmal die einfachsten Voraussetzungen, die für demokratische Entscheidungen notwendig wären. Und dann beschimpft man sie wegen des Mangels an Bildung.

Mir fiel dazu ein Text von Brecht ein:


Sie sind ein Plattkopf!


Setzen Sie sich!
Sitzen Sie?
Lehnen Sie sich bequem zurück!
Sie sollen bequem und leger sitzen.
Rauchen können Sie.
Wichtig ist, daß Sie mich ganz genau hören.
Hören Sie mich genau?
Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen, was Sie interessieren wird.

Sie sind ein Plattkopf.
Hören Sie auch wirklich?
Es besteht doch hoffentlich kein Zweifel darüber, daß Sie mich klar und deutlich hören?
Also:
Ich wiederhole: Sie sind ein Plattkopf.
Ein Plattkopf,
P wie Paul, l wie Ludwig, a wie Anna, zwomal t wie Theodor
Kopf wie Kopf.
Plattkopf.

Bitte unterbrechen Sie mich nicht.
Sie sollen mich nicht unterbrechen!
Sie sind ein Plattkopf.
Reden Sie nicht. Machen Sie keine Ausflüchte!
Sie sind ein Plattkopf.
Punkt.

Ich sage das doch nicht allein.
Ihre Frau Mutter sagt das doch schon lang.
Sie sind ein Plattkopf.
Fragen Sie doch Ihre Angehörigen
Ob Sie kein P sind.
Ihnen sagt man das natürlich nicht
Denn da werden Sie doch wieder rachsüchtig wie alle Plattköpfe.
Aber
Ihre ganze Umgebung weiß seit Jahr und Tag, daß Sie ein P sind.

Es ist ja typisch, daß Sie leugnen.
Das ist doch die Sache: es ist typisch für den P, daß er es ableugnet.
Ach, es ist schwer, einem Plattkopf beizubringen, daß er ein P ist.
Es ist direkt anstrengend.

Sehen Sie, das muß doch einmal gesagt werden
Daß Sie ein P sind.
Das ist doch nicht uninteressant für Sie, zu wissen, was Sie sind.
Das ist doch ein Nachteil für Sie, wenn Sie nicht wissen, was alle wissen.
Ach, Sie meinen, Sie haben auch keine anderen Ansichten als Ihr Kompagnon
Aber das ist ja auch ein Plattkopf.
Bitte, trösten Sie sich nicht damit, daß es noch mehr P'e gibt.
Sie sind ein P.

Ist ja auch gar nicht schlimm
Damit können Sie Achtzig werden.
Geschäftlich ist es direkt ein Vorteil.
Und politisch erst!
Nicht mit Geld zu bezahlen!
Als P brauchen Sie sich um nichts zu kümmern.
Und Sie sind ein P
(Das ist doch angenehm?)

Sie sind immer noch nicht im Bilde?
Ja, wer soll's Ihnen denn noch sagen?
Der Brecht sagt's ja auch, daß Sie ein P sind.
Also bitte, Brecht, sagen Sie ihm doch als Fachmann Ihre Ansicht.

Der Mann ist ein P.
Na also.

Kuddel

Mit dem Begriff "Demokratie" wird ohne Sinn und Verstand umgegangen.

Bei den Thüringen/Sachsen Wahlen redet man davon, daß auf der einen Seite BSW und AfD stehen und auf der anderen die "demokratischen Parteien".

Jetzt mal ehrlich, was ist das für eine Wahl? Ich habe die Möglichkeit, mit den traditionellen Parteien den 3.Weltkrieg zu wählen und die einzigen Ukraine-Kriegsgegner sind AfD und BSW. In diesem Zusammenhang habe ich mehrfach mit dem Gedanken gespielt, diverse Kröten zu schlucken und BSW zu wählen. Die Wagenknecht ist jedoch derart widerlich, nicht nur wegen ihrer rassistischen Sprüche, sondern auch wegen ihrer Wirtschaftspolitik. Von Trump abgekupfert, nationalistisch und völlig daneben.

Diese Demokratie bietet im Moment tatsächlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

ManOfConstantSorrow

In dieser Demokratie spielen die Interessen der Bevölkerung und Mehrheiten kaum eine Roille. Oft kommt die Ausrichtung des politischen Kurses von der Mini-Partei FDP.

Und wenn es um Krieg und Frieden geht, hat die Bevölkerung eh nix zu melden.

Über 68% der Deutschen finden Waffenlieferungen nach israel nicht richtig, jetzt kündigt der Bundeskanzler eine neue Welle an Lieferungen an Israel an. Ach ja, Scholz sagt auch Selenskij milliardenschwere neue Waffenlieferungen zu.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Ich bin kein Freund der herrschenden parlamentarischen Demokratie.
Den demokratischen Grundgedanken finde ich gut, aber auch da sehe ich Grenzen. Es braucht dazu eine gewisse Basis. Wenn eine Kultur so kaputt ist, daß die Menschlichkeit sich verflüchtigt hat, will ich mich nicht dem Mehrheitswillen unterwerfen. Es ist für mich keine akzeptable demokratische Entscheidung, wenn die Mehrheit Minderheiten entrechten, angreifen oder vertreiben will. Wenn eine Mehrheit gegen Umweltschutz oder auf Kriegskurs ist, bleibt es für mich, Mehrheit hin oder her, bekämpfenswert.

In Zeiten, in denen es keine nennenswerte Linke gibt, halte ich dieses politische System beinahe für ein kleineres Übel. Aber die bürgerlichen "Mitte"-Parteien sind auf einem hardcore antidemokratischen und menschenverachtenden Kurs. Wer Israels mörderische Politik kritisiert, bekommt es mit Repression zu tun, und Migranten, die nicht zum Bedarf der Ausbeuter gehören, sollen abgeschoben werden.

Es gibt aber rund um den Erdball einen Angriff von unzähligen Melonis und Trumps auf diese bereits furchtbaren "Demokratien", um sie durch noch brutalere autoritäre Regime zu ersetzen.

Es wird rumgeheult, wie sehr "unsere" Demokratien wackeln, hat es aber nie für nötig gehalten, die mediale Machtkonzentration (durch wenige reiche Familien, Oligarchen und Techmilliardäre) zu bekämpfen.

Man schimpft zurecht auf die Macht der Asozialen Medien, doch bei youtube, X oder Tiktok sind Fake News das geringste Problem. Man hat sich zu wenig mit der Wirkung dieser digitalen Medien auseinandergesetzt. Die Bilder erzeugen weitaus stärkere Emotionen, als jedes Argument es kann. Die Mehrheit der Menschen ist sowieso politisch ungebildet. Aber auch diejenigen, die politische Zusammenhänge ein wenig verstehen, sind nicht immun. Die in den neuen Medien erzeugten Gefühle reißen mit. Ein kollektiver Rausch gegen "die da oben" ohne zu merken, daß die Alternative eine noch radikalere Durchsetzung der Intessen der Eliten bedeutet.

Kuddel

Noch ein paar Gedanken zum Thema.

Unsere Vorstellungen von der Welt sind erstaunlich fest, da vieles unveränderbar schien. Es blieb alles weitgehend bei den Regeln, die wir kennen.

Daß diese Regeln stets Verhandlungssache und Spiegel der Kräfteverhältnisse sind, hat man verdrängt. Ehrlichgesagt ich auch.

Achja, das Ende der Atomkraft, flächendeckende Gesundheitversorgung, Frauenrechte und so'n Zeug hält man für Selbstverständlichkeiten. Aber daran rüttelt inzwschen nun nicht nur die AfD, sondern auch die traditionellen "Volksparteien".

Noch krasser: Krieg als Form der politischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzung war undenkbar. Doch nun wird ein Krieg auf westeuropäischen Boden vorbereitet und da ziehen CDU,SPD und Grüne an einem Strang.

Und jetzt mal im Ernst, wenn plötzlich all diese Rechte und Sicherheiten zur Dispositon stehen, auch die bürgerliche parlamentarische Demokratie (die ich für ein kleineres Übel gegenüber offen diktatorischer Verhältnisse halte), wer würde sich dem entgegenstellen?

Der Kapp-Putsch (1920) war ein Versuch reaktionärer Kräfte, die Weimarer Republik zu stürzen. Er wurde zurückgeschlagen. Bei Wikipedia heißt es:
ZitatEinen großen Anteil am Scheitern des Putsches hatte, neben der Verweigerung der Regierungsbürokratie und der Uneinigkeit der Militärs über die eigentliche Zielsetzung des Putsches, der folgende Generalstreik, der größte in der deutschen Geschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapp-Putsch

Gestern wurde die Aushebelung der parlamentarischen Demokratie in Südkorea durch Einsatz des Kriegsrechts, zurückgeschlagen. Trotz Demonstrationsverbot wurde demonstriert und die Gewerkschaften riefen einen Generalstreik aus. Das hat funktioniert.

Was würde in Deutschland passieren? Auf welche Seite würden sich die Bullen und die Bundeswehr stellen? Wie würden sich die DGB Gewerkschaften verhalten? Was für Zusammenhänge gibt es, in denen Menschen sich kollektiv verhalten? Belegschaften von Betrieben? Kegelvereine? Kirchengemeinden?

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 10:05:33 Do. 05.Dezember 2024Unsere Vorstellungen von der Welt sind erstaunlich fest, da vieles unveränderbar schien. Es blieb alles weitgehend bei den Regeln, die wir kennen.

Daß diese Regeln stets Verhandlungssache und Spiegel der Kräfteverhältnisse sind, hat man verdrängt. Ehrlichgesagt ich auch.
Auch ich hätte nicht damit gerechnet. Auch ich habe all das verdrängt und ging davon aus, dass alles so bleibt wie es ist.

Man rechnet einfach nicht damit, dass Rechte und Sicherheiten wieder rückgängig gemacht werden könnten. Sie galten halt irgendwie als unumstößlich und sicher.

Zitat von: Kuddel am 10:05:33 Do. 05.Dezember 2024Achja, das Ende der Atomkraft, flächendeckende Gesundheitversorgung, Frauenrechte und so'n Zeug hält man für Selbstverständlichkeiten. Aber daran rüttelt inzwschen nun nicht nur die AfD, sondern auch die traditionellen "Volksparteien".

Noch krasser: Krieg als Form der politischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzung war undenkbar. Doch nun wird ein Krieg auf westeuropäischen Boden vorbereitet und da ziehen CDU,SPD und Grüne an einem Strang.
Ich verstehe die aktuelle Situation nicht. Ab und an denke ich, dass sehr viele Menschen scheinbar keine Vorstellung von dem haben, was Krieg usw. in der Realität bedeuten. Ich kann es jedenfalls nicht nachvollziehen.

Zitat von: Kuddel am 10:05:33 Do. 05.Dezember 2024Und jetzt mal im Ernst, wenn plötzlich all diese Rechte und Sicherheiten zur Dispositon stehen, auch die bürgerliche parlamentarische Demokratie (die ich für ein kleineres Übel gegenüber offen diktatorischer Verhältnisse halte), wer würde sich dem entgegenstellen?
Also, ich gehe leider davon aus, dass sich dem nur sehr wenige Menschen entgegenstellen würden.

Wenn man bedenkt, welchen Einfluss Medien und "Politik" haben, muss man wohl davon ausgehen.

Vielleicht erkennen die meisten Menschen den Ernst der Lage anfangs noch nicht. Wenn sie ihn dann irgendwann erkennen, könnte es möglicherweise schon zu spät sein.

Zitat von: Kuddel am 10:05:33 Do. 05.Dezember 2024Was würde in Deutschland passieren? Auf welche Seite würden sich die Bullen und die Bundeswehr stellen? Wie würden sich die DGB Gewerkschaften verhalten? Was für Zusammenhänge gibt es, in denen Menschen sich kollektiv verhalten? Belegschaften von Betrieben? Kegelvereine? Kirchengemeinden?
Ich denke, es kommt darauf an. Wer schon immer repressiv war, wie die Bullen und die Bundeswehr, wird wohl auch weiterhin daran festhalten wollen. Dass einzelne Mitglieder dennoch dagegen sein könnten, kann ich mir jedoch schon vorstellen.

So wie ich die Situation in Deutschland sehe, denke ich nicht, dass allzu viel passieren würde. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit passiert in Deutschland weitestgehend genau das, was die Medien vorgeben. Und die werden meiner Meinung nach größtenteils so tun, als sei alles nicht so schlimm.

Ich denke aber, dass Belegschaften, die bereits wilde Streiks oder andere Formen des kollektiven Handelns kennengelernt haben, nicht alles hinnehmen werden.

Bezüglich der DGB Gewerkschaften möchte ich mir kein Urteil erlauben, habe aber große Zweifel daran, dass diesbezüglich etwas passiert. Okay, man weiß es nicht so genau. Es hängt wohl auch von den einzelnen Mitgliedern ab.

Zudem frage ich mich in dem Zusammenhang, wie linke Parteien und linke Organisationen sich gegebenenfalls verhalten werden.

Ob man Schulklassen und Fachbereiche an Hochschulen als kollektiven Zusammenhang bezeichnen kann? Mitunter vielleicht schon! Wie sich die Menschen dort verhalten werden? Das hängt wohl von den einzelnen Individuen und deren Interessen ab.

Kegelvereine und Kirchengemeinden? Ich weiß es nicht. Ich denke, es kommt auch hier darauf an. Ich muss zugeben, insgesamt sehe ich die Situation recht pessimistisch. Selbstständiges Denken scheint in Deutschland leider nicht so gefragt zu sein.

Ich hätte früher nie gedacht, dass selbst länger bestehende Rechte und Sicherheiten einfach so wieder eingestampft werden.

Mittlerweile nimmt das alles Ausmaße an, die schlichtweg Angst machen. Das ging schon mit "Corona" los. Ausgangssperren? Die kannte ich nur aus Ländern, die weit weg waren. Hier in Deutschland? Niemals!

Krieg? Hier doch nicht! Mittlerweile schließe ich einen Krieg, auch in Deutschland, leider nicht mehr aus.

Auch die Meinungsfreiheit galt in Deutschland bislang als gesichert.

Wenn bestehende Rechte und Sicherheiten nicht mehr als gesichert gelten, bedeutet das im Umkehrschluss aber auch, dass positive Veränderungen vorstellbar wären. Denn Veränderungen sind nunmal in beide Richtungen möglich. Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass die meisten Menschen leider nicht dazu bereit sind, sich für positive Veränderungen einzusetzen. Doch auch das kann sich ändern. Die Frage ist nur, wie.

counselor

ZitatAuch ich hätte nicht damit gerechnet. Auch ich habe all das verdrängt und ging davon aus, dass alles so bleibt wie es ist.

Damit muss man aber rechnen. Bisher geschah die Rücknahme von demokratischen Rechten und Freiheiten nur scheibchenweise. Ich erinnere an die Auseinandersetzungen um die Verschärfung Polizeigesetze vor ein paar Jahren.

Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Herrschenden ihre Ziele (zB Krieg und Angriffe auf die Arbeiterklasse) nur noch mit Mitteln der Diktatur durchsetzen können.

ZitatAb und an denke ich, dass sehr viele Menschen scheinbar keine Vorstellung von dem haben, was Krieg usw. in der Realität bedeuten.

Haben die Deutschen auch nicht. Vor allem die jüngere Generation nicht. Wie sonst können die davon reden, dass die Ukraine die verlorenen Gebiete zurückerobern muss?

ZitatSo wie ich die Situation in Deutschland sehe, denke ich nicht, dass allzu viel passieren würde. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit passiert in Deutschland weitestgehend genau das, was die Medien vorgeben.

Das fürchte ich auch.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

ZitatBill Gates
"Trump gab mir seine Nummer. Ich werde anrufen, wenn ich verhindern kann, dass Millionen sterben"
https://www.zeit.de/2025/06/bill-gates-microsoft-usa-technologie-entwicklung

Millionen Wähler sind scheißegal. Entscheidungen über das Überleben von Millionen Menschen werden kurz mal zwischen zwei mächtigen Männern geklärt.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Projekt Unsinn

Zitat von: ManOfConstantSorrow am 12:55:34 Mi. 05.Februar 2025
ZitatBill Gates
"Trump gab mir seine Nummer. Ich werde anrufen, wenn ich verhindern kann, dass Millionen sterben"
https://www.zeit.de/2025/06/bill-gates-microsoft-usa-technologie-entwicklung

Millionen Wähler sind scheißegal. Entscheidungen über das Überleben von Millionen Menschen werden kurz mal zwischen zwei mächtigen Männern geklärt.

Hab diesen Artikel nicht gelesen, aber woanders: Weil die USA aus der WHO (Weltgesundheitsorganisation) ausgetreten sind, rückt damit die BillGatesStiftung auf an die erste Stelle der Beitragszahler*innen der WHO.

ManOfConstantSorrow

Ich verstehe nicht, was du sagen willst.
Bill Gates braucht nicht Trump anzurufen, wenn er mit der Stiftung Geld bei der WHO investiert.

Und: Du kannst dir sicher sein, die Investitionen der Bill & Melinda Gates Foundation sind weitaus weniger humanitär oder mildtätig als man die Öffentlichkeit glauben läßt.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Hartzhetzer

ZitatUnd: Du kannst dir sicher sein, die Investitionen der Bill & Melinda Gates Foundation sind weitaus weniger humanitär oder mildtätig als man die Öffentlichkeit glauben läßt.
Der Hauptsinn dieser Stiftungen für die Reichen Schweine besteht darin ihr Geld an der Steuer vorbei in Sicherheit zu bringen. Denn als Kapital in ihrer Stiftung bleibt es ihr Geld.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Kuddel

@Hartzhetzer, so ist es.

Diese Stiftungen gelten meist als philantropisch, als menschenfreundlich und sozial ausgerichtet.

Auch bei der Bill & Melinda Gates Foundation ist es Kohle, die man an der Steuer vorbei zur Machtausübung einsetzt.

Es genügt bei Wikpedia vorbeizuschauen:

ZitatEine andere Kritik bezieht sich auf die enge Verknüpfung der Stiftung mit dem Agrochemiekonzern Monsanto, der (...) die angestammte Landwirtschaft in Afrika [bedroht] und vor allem über die Patentierung von Saatgut in wirtschaftlicher Abhängigkeit [hält].
Zitat2016 kritisierte die britische NGO Global Justice Now, dass die Stiftung intransparent und bürokratisch sei; außerdem soll sie eine ,,neoliberale Wirtschaftspolitik und eine konzernfreundliche Globalisierung" fördern.
Zitat...wirft der Stiftung vor, das TRIPS-Abkommen zu unterstützen, welches (...) Medikamente in Entwicklungsländern verteuern und die Herstellung von Generika erschweren könnte.
ZitatIm Energie- und Industriebereich investierte die Stiftung nach Angaben der deutschen Publizistin Kathrin Hartmann aus dem Jahr 2015 ,,in Konzerne der Öl-, Kohle-, Chemie- und Bergbauindustrie (...) Das sind Unternehmen, denen nicht nur Umweltzerstörung, sondern auch Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden." Hartmann nannte speziell die Unternehmen BP, ExxonMobil, Eni, Shell, Glencore, Rio Tinto, Dow Chemical, Coca-Cola und Monsanto.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gates_Foundation

Ach ja, die Stiftung hat bereits Land in der Ukraine gekauft.

Kuddel

Ich glaube, es war der Regiesseur Helmut Käutner, der gesagt hat, "Demokratie funktioniert nur, wenn die Menschen eine menschliche Haltung haben". Oder so etwas ähnliches.

Angesichts der Wahlergebnisse in einigen Regionen, in denen die Kandidaten offen faschistisch auftraten, frage ich mich, wieso viele Leute so total kaputt sind, daß sie sich ernsthaft die Vertreibung und Ermordung von Menschen, die sie nicht einmal kennen, vorstellen können und sich das auch wünschen.

Es gibt immer ein paar Menschen, die sadistisch sind, die eine Mordlust in sich tragen, aber das sind Einzelne, absolute Minderheiten. Hier rotten sich aber Mehrheiten zusammen. Historisch haben wir sehen können, daß sie auch zur Tat schreiten.

Noch einmal: Warum sind so kaputt? Was hat sie so verletzt? Warum fühlen sie sich so erniedrigt, daß sie es der Welt heimzahlen wollen?

Ich kann nichts damit anfangen, "gegen Haß" zu demonstrieren. Ich will wissen, was diese Leute zu Monstern macht. Ihr Haß ist real. Tragen sie die Gewalt von Jahrhunderten in sich, von der gewalttätigen europäischen und deutschen Geschichte? Es gibt solche Theorien. Es gibt auch die Theorie, daß in Ostdeutschland der fittere, lebendigere und weibliche Teil der Bevölkerung abgewandert ist und ein Männerüberschuß stets zu Frustration und rechter Haltung führt. Ich will hier nicht psychologisieren. Ich will es verstehen.


Hartzhetzer

ZitatIch kann nichts damit anfangen, "gegen Haß" zu demonstrieren. Ich will wissen, was diese Leute zu Monstern macht. Ihr Haß ist real. Tragen sie die Gewalt von Jahrhunderten in sich, von der gewalttätigen europäischen und deutschen Geschichte? Es gibt solche Theorien. Es gibt auch die Theorie, daß in Ostdeutschland der fittere, lebendigere und weibliche Teil der Bevölkerung abgewandert ist und ein Männerüberschuß stets zu Frustration und rechter Haltung führt. Ich will hier nicht psychologisieren. Ich will es verstehen.

Diese Gesellschaft, insbesondere ihr Hierarchie Prinzip ist ein gigantischer emotionaler Blitzableiter.
Genauso wie Schulden will auch niemand negative Gefühle haben und jeder der die Macht dazu hat gibt beides an Menschen ab die unter ihm stehen. Das abgeben der Schulden und negativen Emotionen findet so lange statt bis es die Menschen erreicht hat die niemanden mehr unter sich haben um ihren Ballast abgeben zu können.

Die Menschen die ihren Ballast nirgendwo mehr abgeben können machen dann meist folgendes:
  • Amoklauf, ja nach Art des eigenen Ballastes politisch oder unpolitisch
  • Depressionen bis hin zum Selbstmord, der Aufgestaute Hass lähmt, macht unglücklich und entlädt sich letztendlich gegen einen selbst
  • Sich einer Menschengruppe anschließen, beziehungsweise zugehörig fühlen die einem Elitär über die andern Menschen am Boden erhebt. Dadurch schafft man sich ein neues Untertanenfeld innerhalb und außerhalb seiner Gruppe an dem man seine negativen Emotionen abbauen kann. Zum Beispiel religiöse Gemeinschaften und politische Gruppierungen.
  • Nicht zu vergessen Gewalt in Familien an Frau und Kindern oder auch seltener von Frauen an Männern und ihren Kindern. Wobei es das auch in Schwulen, Trans- und sonstigen Beziehungen geben wird. Die Grundfunktion ist ja die gleiche, den Ballast den man von der Gesellschaft zugefügt bekam an andere Menschen erfolgreich abgeben zu können.

Wichtig für dieses erfolgreiche abgeben von Schulden und negativen Emotionen ist das der andere Mensch schwächer ist und weniger Macht hat. Sonst müsste man ja damit rechnen das man das was man an den anderen Menschen zwangsabgeben hat doppelt zurück bekommt.

Daher erlebt man ja auch immer das sich der Erfolg der Herrschenden gewünscht wird. Das deren Untaten immer relativiert und gerechtfertigt werden. Man immer auf die Meinung stößt die dürfen das, sie haben ja hart dafür gearbeitet und arbeiten hart dafür.
Darum ist der Rechte Hass auch so Attraktiv sowohl für seine Anhänger als auch für die Herrschenden, da er sich garantiert immer gegen schwächere richtet.

Ich denke dieses Prinzip ist besonders bei der Europäischen Kultur sehr stark ausgeprägt und im laufe der Kolonisierung am ende des Mittelalters überall hin auf der Welt exportiert wurden.
Inzwischen ist es ja global das dominierende Prinzip wie Menschen miteinander umgehen. Denn dieses Prinzip hat ja alle Kulturen die anders waren fast vollständig vernichtet. Bezeichnend dafür finde ich das:

ZitatAuszüge aus den Tagebuch von Christoph Kolumbus

https://www.swisseduc.ch/geschichte/entdeckungen/docs/tagebuch_columbus.pdf

Dort erblickten wir alsogleich nackte Eingeborene. Ich begab mich, begleitet von Martin Alonso Pinzon und dessen Bruder Vicente Yanez, dem Kapitän der «Nina», an Bord eines mit Waffen versehenen Bootes an Land.
Dort entfaltete ich die königliche Flagge [...] Unseren Blicken bot sich eine Landschaft dar, die mit grün leuchtenden Bäumen bepflanzt und reich an Gewässern und allerhand Früchten war.
Ich rief die beiden Kapitäne und auch all die anderen, die an Land gegangen waren, [...] zu mir und sagte ihnen, durch ihre persönliche Gegenwart als Augenzeugen davon Kenntnis zu nehmen, dass ich im Namen des Königs und der Königin, meiner Herren, von der genannten Insel Besitz ergreife, [...] Sofort sammelten sich an jener Stelle zahlreiche Eingeborene der Insel an. In der Erkenntnis, dass es sich um Leute handle, die man weit besser durch Liebe als mit dem Schwerte retten und zu unserem Heiligen Glauben bekehren könne, gedachte ich sie mir zu Freunden zu machen und schenkte also einigen unter ihnen rote Kappen und Halsketten aus Glas und
noch andere Kleinigkeiten von geringem Wert, worüber sie sich ungemein erfreut zeigten. [...] Sie erreichten schwimmend unsere Schiffe und brachten uns Papageien, Knäuel von Baumwollfaden, lange Wurfspiesse und viele andere Dinge noch, die sie mit dem eintauschten, was wir ihnen gaben, wie Glasperlen und Glöckchen [...]
Sie haben dichtes, struppiges Haar, [...] das über der Stirne kurz geschnitten ist bis auf einige Haarsträhnen, die sie nach hinten werfen und in voller Länge tragen, ohne sie jemals zu kürzen. Einige von ihnen bemalen sich mit grauer Farbe, [...] andere wiederum mit roter, weisser oder einer anderen Farbe; einige bestreichen damit nur ihr Gesicht oder nur die Augengegend oder die Nase, noch andere bemalen ihren ganzen Körper.
Sie führen keine Waffen mit sich, die ihnen nicht einmal bekannt sind; ich zeigte ihnen die Schwerter, und da sie sie aus Unkenntnis bei der Schneide anfassten, so schnitten sie sich. Sie besitzen keine Art Eisen. Ihre Spiesse sind eine Art Stäbe ohne Eisen, die an der Spitze mit einem Fischzahn oder mit einem anderen harten Gegenstand versehen sind. [...]
Ich beobachtete alles mit grösster Aufmerksamkeit und trachtete herauszubekommen, ob in dieser Gegend Gold vorkomme. Dabei bemerkte ich, dass einige von diesen Männern die Nase durchlöchert und durch die Öffnung ein Stück Gold geschoben hatten. Mit Hilfe der Zeichensprache erfuhr ich, dass man gegen Süden fahren müsse, um zu einem König zu gelangen, der grosse goldene Gefässe und viele Goldstücke besass. [...]
[...] Sollten Eure Hoheiten den Befehl erteilen, alle Inselbewohner nach Kastilien zu schaffen oder aber sie auf ihrer eigenen Insel als Sklaven zu halten, so wäre dieser Befehl leicht durchführbar, da man mit etwa fünfzig Mann alle niederhalten und zu allem zwingen könnte. [...]
[...] Dagegen konnte ich feststellen, dass sie [Eingeborene] sehr fügsam und ohne jeden Harms sind und über keinerlei Waffen verfügen. Sie töten niemand und berauben auch niemand seiner Freiheit; ja sie sind alle so furchtsam und scheu, dass hundert von ihnen vor einem einzigen der Unseren die Flucht ergreifen, [...] [Die Eingeborenen] sind felsenfest davon überzeugt, dass wir vom Himmel herabgestiegen sind. Sie wiederholen eifrigst die Gebete, die wir verrichten, und machen das Kreuzeszeichen. Daher müssen Eure Hoheiten den Entschluss fassen, aus ihnen Christenmenschen zu machen. Wenn einmal der Anfang gemacht ist, so werden binnen kurzer Zeit eine Unmenge von Völkern unserem Glauben gewannen sein, während gleichzeitig Spanien grosse Gebietsteile und ansehnliche Reichtümer erwerben wird. [...] Die Behauptung meiner Indianer, dass es auf diesen Inseln Gegenden gibt, wo sie das Gold gewinnen, mit dem sie dann ihren Hals, ihre Ohren, Arme und Beine schmücken, ist durchaus stichhaltig. Ausserdem gibt es hier sicherlich auch Edelsteine, Perlen und zahllose Gewürzarten. [...]
[Hispaniola], wie auch alle anderen Inseln, gehören zum Besitz Eurer Hoheiten, [...] Ich habe feststellen können, dass allein drei meiner an Lang gegangenen Matrosen nur durch ihr Auftreten einen ganzen Haufen Eingeborener in die Flucht geschlagen hatten, obwohl sie ihnen nichts anzutun beabsichtigten. Sie besitzen keine Waffen, sind unkriegerisch, harmlos, nackt und so feige, dass tausend von ihnen drei meiner Leute nicht an sich herankommen lassen würden. Dafür sind sie bereit, zu gehorchen, zu arbeiten und alles Nötige zu vollführen. Mithin wäre es angezeigt, sie dazu zu verwenden, Städte und Ortschaften zu errichten, und ihnen unsere Kleidung und Gebräuche beizubringen.

Diesen Auszug hier habe ich immer im Hinterkopf wenn Faschos, die Nachkommen der Vernichter anderer Kulturen darüber jammern das die eigene Kultur durch Fremde vernichtet wird.
Außerdem habe ich diese Auszüge immer Hinterkopf wenn ich begreifen will welch ein zynischer Witz das Privateigentum an Grund und Boden ist und wie ein solches Zustande kommt.
Aber auch wenn Politiker von unseren Werten reden weiß ich dank dieses Auszuges sofort um welche Werte es sich handelt.

Da es auf diesen Planeten inzwischen keine Regionen und Menschengruppen mehr gibt die man sich so bequem wie damals Untertan machen, beziehungsweise ohne Widerstand annektieren und ausbeuten kann, bleibt in einer Kultur die nach so einem Prinzip funktioniert nur noch das Gegenseitige Unterdrücken und Auslöschen. Zumindest bei denen die in der Hierarchie niemanden mehr unter sich haben. Früher sind halt viele von den untersten als Kolonisten und Missionare in die Welt gezogen und haben so ihre negativen Emotionen und Schulden die so von den mächtigen zugefügt bekamen anderen Menschen aufgezwungen. Heute wählt der gleiche Menschschlag AfD, macht Jagd auf Transpersonen und jammert etwas von der Auslöschung der eigenen Kultur.

Zum Schluss noch ein kleiner Exkurs in Masse und Macht von Elias Canetti:
ZitatIn einem der wichtigsten Kapitel von "Masse und Macht", "Der Befehl", zeigt Canetti am "Fluchtbefehl" die Todesandrohung als innerste Substanz jeden Befehls. Der Befehl war in seiner Urform ein Todesurteil, das das Opfer zur Flucht zwang. Indem man dem Befehlenden jedoch gehorcht, wendet man die Drohung von sich ab. Canetti unterteilt den Befehl in den Antrieb, der den Empfänger zum Ausführen zwingt, und den Stachel. Bei der derart erzwungenen Annahme des Befehls entsteht die Distanz zwischen dem Handelnden und der unter Befehl ausgeführten Handlung. Der Stachel, der von jedem ausgeführten Befehl zurückbleibt, bleibt im Menschen stecken; um sich davon zu befreien, muss er ihn umkehren, an einen Dritten weitergeben - ein circulus vitiosus. Hierher gehört auch das Phänomen des die Massen erregenden und sie damit als Masse konstituierenden Redners, das Canetti an Hitler untersucht. Was vom einzelnen bei der Lektüre von "Mein Kampf" nicht ernst genommen wurde, das grotesk aggressive Schlagwort als (den Tod androhender) Befehl, fand spätestens dann seine Wirkung, sobald der Massenredner es ausstieß und damit die vielen isolierten einzelnen in den Körper der Masse verwandelte, der sie momentan aus dieser Isolierung befreite. In "Masse und Macht" ist der Befehl und seine Ausführung, die Scheidung in "Befehlshaber" und "Befehlsempfänger", Mächtige und Ohnmächtige, ein schlechthin destruktiver Aspekt sozialer und politischer Ordnung, denn der Stachel des Befehls bedeutet die deutlichste Erfahrung menschlicher Ungleichheit. Nun kann keine Gesellschaft ohne eine Form von Machtbesitz und Befehlsstruktur auskommen. Aber es geht Canetti weniger um utopisch perfekte Emanzipation als um den Versuch, Phänomene totaler Herrschaft des 20. Jahrhunderts in ihren verschiedenen Schichten und Verwandlungen aufzudecken. "Masse und Macht" kann daher auch als ein Versuch gelesen werden, durch das Studium archaischer Mythen und Überlieferungen Aufschluss über die tiefsten anthropologischen Wurzeln der Grausamkeiten seiner eigenen Zeit zu erhalten. Ohne Canettis zentrale Begriffe - Masse, Macht, Überleben und Befehl - kann vermutlich kaum etwas Substantielles über den Faschismus, diesen Inbegriff formierter Massen, gesagt werden. Sicherlich nicht zufällig beendet Canetti seine Studie mit folgenden Worten: "Der Tod als Drohung ist die Münze der Macht. Es ist leicht, hier Münze auf Münze zu legen und enorme Kapitalien anzusammeln. Wer der Macht beikommen will, der muß den Befehl ohne Scheu ins Auge fassen und die Mittel finden, ihn seines Stachels zu berauben."
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

Wanderratte

Ich finde, das mit dem Hass ist ein wichtiges, aber auch ein sehr kompliziertes Thema.

Doch irgendwelche pauschalen Antworten scheint es wohl nicht zu geben. Das Thema an sich ist schon sehr komplex und die Menschen sind zu verschieden. Sie reagieren halt auch sehr unterschiedlich auf ein und dieselbe Situation.

Zitat von: Kuddel am 11:03:01 Fr. 28.Februar 2025Angesichts der Wahlergebnisse in einigen Regionen, in denen die Kandidaten offen faschistisch auftraten, frage ich mich, wieso viele Leute so total kaputt sind, daß sie sich ernsthaft die Vertreibung und Ermordung von Menschen, die sie nicht einmal kennen, vorstellen können und sich das auch wünschen.
Ich stelle auch immer wieder fest, dass viele Menschen sehr kaputt sind. Ich weiß leider auch nicht, woran das liegt.

Andererseits denke ich aber auch, dass einige Menschen das, was sie sagen, vielleicht gar nicht so ernst meinen. Es ist auch der Herdentrieb, der dabei möglicherweise eine große Rolle spielt.

Und "Politik" und Massenmedien, die meinen, permanent andere diffamieren zu müssen.

Wenn selbst Journalisten und Redakteure der Meinung sind, sie müssten ständig gegen andere hetzen, dann kann solch ein Verhalten einen sehr großen Einfluss auf das Denken und Fühlen der Menschen haben. Dasselbe gilt leider auch für die "Politik"

Und die sozialen Massenmedien darf man anbei selbstverständlich auch nicht vergessen.

Man ist ja mittlerweile einer ständigen Reizüberflutung ausgesetzt, wenn man sich nicht bewusst dagegen abgrenzt. Und mitunter ist es sehr schwer, zu erkennen, was wahr ist und was nicht.

Vielleicht können manche Menschen Realität und Fiktion nicht mehr so richtig unterscheiden.

Doch Medien und "Politik" sind nicht die alleinigen Ursachen für die ganzen Probleme:

Zitat von: Kuddel am 11:03:01 Fr. 28.Februar 2025Hier rotten sich aber Mehrheiten zusammen. Historisch haben wir sehen können, daß sie auch zur Tat schreiten.
Man weiß ja, dass es früher auch nicht anders war. Es gab schon immer Hass und Gewalt. Man muss dabei nur an die beiden Weltkriege denken.

Ich denke, das Problem mit dem Hass hängt auch damit zusammen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Ein Herdentier sozusagen.

Das klingt zwar erstmal sehr widersprüchlich. Denn Hass ist schließlich alles andere als sozial.

Es ist aber nunmal so, dass der Mensch zumeist irgendwo dazugehören möchte. Und sich an seine Gruppe (Herde) anpasst. Man möchte halt unbedingt dazugehören. Zumindest die meisten Menschen.

Und man möchte sich gegen andere Gruppen abgrenzen. So nach dem Motto, wir sind die Guten, ihr die Bösen. Und gemeinsam fühlt man sich stark, oftmals sehr stark sogar.

Irgendwie erinnert mich diese Situation auch daran, dass man Zäune um seine Häuser baut. Wehe, jemand betritt das eigene Grundstück.

Zäune sind halt auch Grenzen. Man könnte auch sagen: Wehe, jemand ignoriert die Grenze nach Deutschland.

Man möchte ja auch diejenigen Menschen, die man nicht kennt, nicht auf dem eigenen Grundstück haben. Zumindest denken und fühlen sehr viele Menschen so.

Ich finde, so sehr groß sind die Unterschiede nicht. Zäune sind auch Grenzen.

Doch wenn dann, wie in der letzten Zeit, die politisch Rechten immer beliebter werden, dann hat man ein riesengroßes Problem.

Zitat von: Kuddel am 11:03:01 Fr. 28.Februar 2025Noch einmal: Warum sind so kaputt? Was hat sie so verletzt? Warum fühlen sie sich so erniedrigt, daß sie es der Welt heimzahlen wollen?
Was hat sie so verletzt? Ich finde, das ist eine sehr gute und wichtige Frage.

Ich denke halt auch, dass Hass sehr viel mit "verletzt sein" und Erniedrigung zu tun hat. Dennoch sollte das selbstverständlich keine Entschuldigung sein.

Warum sie sich so fühlen? Man könnte sie fragen. Doch werden sie das wohl nicht beantworten können. Oder nicht wollen.

Ich denke, es hat auch sehr viel mit dem Kapitalismus zu tun, der die Menschen so kaputt macht. Es geht ja immer um die Macht des Stärkeren.

Doch ich meine, der Mensch hat normalerweise die Möglichkeit, sich selbst und seine Umwelt zu reflektieren. Er ist ein Kulturwesen. Man muss nicht mehr rücksichtslos seinen Instinkten folgen.

Zitat von: Kuddel am 11:03:01 Fr. 28.Februar 2025Ich kann nichts damit anfangen, "gegen Haß" zu demonstrieren. Ich will wissen, was diese Leute zu Monstern macht. Ihr Haß ist real. Tragen sie die Gewalt von Jahrhunderten in sich, von der gewalttätigen europäischen und deutschen Geschichte? Es gibt solche Theorien. Es gibt auch die Theorie, daß in Ostdeutschland der fittere, lebendigere und weibliche Teil der Bevölkerung abgewandert ist und ein Männerüberschuß stets zu Frustration und rechter Haltung führt. Ich will hier nicht psychologisieren. Ich will es verstehen.
Ich kann auch nichts damit anfangen. Hass ist ein Gefühl. Wie will man gegen ein Gefühl demonstrieren?

"Gegen Hass" zu demonstrieren, was will man damit bezwecken? Kann man was damit bezwecken? Ich denke, eher nein. Es kann nämlich nicht funktionieren.

Man sollte vielmehr gegen die Verursacher demonstrieren. Und das dann aber auch klar benennen.

Es kann durchaus sein, dass "Hass" auch mit der Evolution im Zusammenhang steht.

Vielleicht diente dieses Gefühl früher irgendwie dem Selbstschutz. Ein Notprogramm sozusagen.

Ich weiß nicht, ob Tiere in der Lage sind, zu hassen. Doch "Gewalt" kennen sie durchaus.

Man kann z.B. öfter beobachten, dass Stubenfliegen auf andere Stubenfliegen draufspringen. Oder drauffliegen? Wenn sie irgendwo sitzen. Keine Ahnung, warum sie das tun. Keine Ahnung, ob es nur ein Spiel ist, was einfach Spaß macht. Oder ob es darum geht, die andere Stubenfliege zu ärgern oder um Macht zu demonstrieren. Sie wissen es vielleicht selbst nicht.

Die Stubenfliegen springen bzw. fliegen aber auch ständig auf die noch sehr viel kleineren Fruchtfliegen drauf. Ich habe mich schon sehr oft gefragt, was soll das.

Warum machen sie das?

Doch nun zurück zu den Menschen. Scheinbar ist es sehr anstrengend und schwierig, gegen ein Gefühl anzukommen.

Aber, wenn es schon ohne Hass nicht geht, man könnte doch genauso gut die AfD hassen. Oder die Unternehmer, die andere ausbeuten. Und den Kapitalismus.

Doch warum gerade Hass gegen die Menschen, welche keine Deutschen sind.

Ich will es auch verstehen. Ich weiß nur nicht, ob man es verstehen kann. Das Thema ist einfach zu komplex.

Kuddel

Wanderratte, du hast recht. Es ist ein schwieriges Thema.

Wenn wir etwas gegen die Ausbreitung faschistischer Ideologie machen wollen, müssen wir begreifen, was die Menschen dahin treibt, was sie daran attraktiv finden.

Deshalb halte ich Parolen wie "Nazis raus" oder "gegen Haß" für hilf- und wirkungslos. Ok, das "Nazis raus!" macht Sinn, wenn es um Fußballstadien und andere Veranstaltungsorte geht. Ansonsten bleibt die Frage, wo sie denn hin sollen.

Ich glaube, in dieser Gesellschaft hat der Glaube an das Individuum und den Individualismus eine enorme Bedeutung, ohne hinterfragt zu werden.

Der einzelne Mensch ist meist nicht so souverän, um sich seine Werte und sein Weltbild ganz allein zu bilden. Man orientiert sich an anderen, z.T. an Einzelpersonen, auch an Gruppen.

Das Individuum ist nicht so stark wie man behauptet. Der Mensch ahnt, daß er allein hilflos ist, deshalb gibt es den Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit. Du sagtest "Herdentier". Das gehört wohl auch zur menschlichen Natur. "Tribalismus", ein Stammesverhalten. Das kann man ausleben als Fußballfan.

Diese Sehnsucht nach einer Gruppenzugehörigkeit findet man bei Jugendsubkulturen, die sich nach außen durch ein bestimmtes Outfit abgrenzen. Die Reichen haben auch ihre Dresscodes und diejenigen, die wir "Spießer" nennen, auch. Wenn Söder sich eine Trachtenjacke anzieht, ist es auch ein Statement.

Nach Auflösung der christlich faschistischen Sekte Colonia Dignidad in Chile, versuchten Psychologen den Mitgliedern und Mißbrauchsopfern zu helfen und stellten fest, daß sie zu ihnen und ihrer Denkweise nicht durchdringen konnten.

Sie haben dann versucht, mit ihnen als Gruppe zu arbeiten und berichteten, daß es funktionierte, sie kollektiv zu behandeln. Leider weiß ich nicht, wie das in der Praxis aussieht. Ich finde es aber sehr interessant.


BGS

- Psychologische Ursachen von Hass


Wer als Kind weder Geborgenheit bzw.  Liebe oder Anerkennung erfährt kann wohl ziemlich leicht eine destruktive Sicht auf die Dinge entwickeln. Das angeborene Bedürfnis nach Zuwendung + Nähe könnte so später zu Hass werden. Weil diese Menschen kaum in der Lage sind erfüllende Beziehungen zu etablieren.

Kränkungen, Grenzüberschreitungen, Mangel an Respekt, Demütigung oder fehlende Liebe, Vernnachlässigung u.s.w. verletzen die menschliche Seele zutiefst und führen zu einem Gefühl der tiefen Ohnmacht, des Ausgeliefertseins. Destruktive Emotionen könnten die Folge sein.

Möglicherweise spielen auch Gefühle, z. B.  Neid, empfundene Minderwertigkeit, ein sich ungerecht behandelt fühlen etc. eine Rolle beim Entstehen des Wunsches nach Rache.


- Soziale und kulturelle Lebensbedingungen

Ständige Unterdrückung zieht Frustration und letzten Endes den Hass des Unterdrückten nach sich. Falls man dem Unterdrücker nicht beikommen kann könnte der Hass sich auf leichter erreichbare, wehrlosere Ziele richten.

Die sog. "sozialen Medien" verstärken negative Gefühle durch Anonymität und die dort herrschende Gruppendynamik. In der scheinbaren Menge hasst es sich vermutlich leichter.

Durch das Schüren von Hass werden die vielen Armen und Ausgebeuteten überall gezielt entzweit / vereinzelt. So können unaussprechliche gesellschftliche Verhältnisse weiter bestehen, man hat ja Sündenböcke oder pflegt seinen ideologisch motivierten Hass gegen Schwächere. An den Machtverhältnissen jedoch wird nicht gerüttelt.

Man könnte Hass auch als primitive Antwort auf echte / scheinbare Bedrohungen und Traumata sehen. Als Stütze bzw. Schutzmechanismus bei einem Gefühl des Ausgeliefertseins.

In einer Demokratie?

MfG

BGS




"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Wanderratte

Je mehr und länger ich mir zu dem Thema Gedanken mache, desto schwieriger finde ich es. Die Thematik "Hass gegen Nichtdeutsche" hat einfach zu viele Facetten. Man kann sich einer Erklärung dafür wohl lediglich annähern. Denn eine allgemeingültige Antwort scheint wohl nicht zu existieren.

Zitat von: Kuddel am 10:08:00 Di. 11.März 2025Deshalb halte ich Parolen wie "Nazis raus" oder "gegen Haß" für hilf- und wirkungslos. Ok, das "Nazis raus!" macht Sinn, wenn es um Fußballstadien und andere Veranstaltungsorte geht. Ansonsten bleibt die Frage, wo sie denn hin sollen.
Ja, genau, wo sollen sie denn hin? Eine sehr interessante Frage, die sich wohl kaum jemand stellt.

Und da man nicht weiß, wohin mit ihnen, sollte man sich besser darüber Gedanken machen, was man tun könnte, damit die Rechten weniger attraktiv sind. Die Frage ist doch, was macht die Rechten so attraktiv. Was haben sie (scheinbar) zu bieten, was die Linken nicht haben.

Zitat von: Kuddel am 10:08:00 Di. 11.März 2025Ich glaube, in dieser Gesellschaft hat der Glaube an das Individuum und den Individualismus eine enorme Bedeutung, ohne hinterfragt zu werden.
Es kann ja auch erstmal eine Zeit lang recht gut funktionieren. Solange, bis dann halt doch irgendwann irgendwelche Probleme auftauchen. Ich glaubte auch an die Möglichkeiten des Individuums und des Individualismus. Doch dann musste ich feststellen, dass es so nicht funktioniert.

Ich denke, dass "der Glaube an das Individuum und den Individualismus" mit dem Kapitalismus im Zusammenhang steht. Ansonsten könnte er wohl nicht so gut funktionieren.

Andererseits gab es aber auch Zeiten, wo der Individualismus noch nicht so extrem war wie jetzt. Trotz Kapitalismus. Vielleicht wussten die Menschen früher einfach noch, dass es ohne andere Menschen nicht funktionieren kann.

Würde man den Glauben "an das Individuum und den Individualismus" ernsthaft hinterfragen, käme man zu dem Schluss, dass es so nicht funktioniert. Denn in letzter Konsequenz hieße Individualismus konsequente Selbstversorgung.

Und wie soll das denn mit dem Individualismus überhaupt funktionieren, wenn der Mensch doch auf andere angewiesen ist:

Zitat von: Kuddel am 10:08:00 Di. 11.März 2025Der einzelne Mensch ist meist nicht so souverän, um sich seine Werte und sein Weltbild ganz allein zu bilden. Man orientiert sich an anderen, z.T. an Einzelpersonen, auch an Gruppen.
Genau, so sieht es aus. Das ist die Realität. Daran sieht man ja schon, dass der Individualismus nicht funktionieren kann. Er ist nichts anderes als eine Illusion.

Man könnte auch sagen: Individuum versus Herdentier.

Dennoch gehe ich davon aus, dass der Mensch mittlerweile beides ist. Das eine schließt ja das andere nicht aus. Und das ist auch gut so. Denn wie so oft hängt es auch hier davon ab, was man draus macht.

Zitat von: Kuddel am 10:08:00 Di. 11.März 2025Das Individuum ist nicht so stark wie man behauptet. Der Mensch ahnt, daß er allein hilflos ist, deshalb gibt es den Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit. Du sagtest "Herdentier". Das gehört wohl auch zur menschlichen Natur. "Tribalismus", ein Stammesverhalten. Das kann man ausleben als Fußballfan.
Ich finde das mit dem Tribalismus sehr interessant. Davon wusste ich bisher noch nichts. Ich kannte den Begriff nicht. Doch irgendwie ist es auch sehr verwirrend. Vor allem wenn ich das hier lese:

ZitatTribalismus, Begriff für die Tendenz, der Stammeszugehörigkeit eine höhere Bedeutung für das soziale, politische, kulturelle und wirtschaftliche Leben beizumessen als der Staatszugehörigkeit. [...]
Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/tribalismus/8258#:~:text=Tribalismus .

Okay. Ich weiß aber nicht so recht, was ich jetzt davon halten soll. Sich vorwiegend auf das Eigene zu fokusieren, könnte ja schon mitunter dazu führen, dass Nichtdeutsche eher abgelehnt werden. Ich finde aber, das müsste so nicht sein. Und irgendwelche Vorlieben, die man so hat, sollten sowieso nicht zu Hass führen.

Und auch wenn ich das mit dem Tribalismus jetzt schon irgendwie doof finde, so könnte ja doch was dran sein. Denn genau das konnte ich sehr gut an der Uni beobachten. Und ich fragte mich immer, warum. Zumeist war es so, dass die Deutschen unter sich blieben. Dasselbe galt aber auch für diejenigen, die einen Migrationshintergrund hatten. Ich war da wohl eher eine Ausnahme. Ich hatte nur sehr wenig Kontakt zu den Deutschen.

Ich erinnere mich noch sehr gut an bestimmte Situationen, wo wir vielleicht mit zehn Leuten zusammensaßen. Wo wir mit Karten gespielt oder einfach nur miteinander gequatscht haben. Und ich war der einzige Deutsche. Ich fand Menschen mit Migrationshintergrund oftmals viel offener. Die Deutschen waren meist eher distanziert. Manche vielleicht sogar arrogant.

"Tribalismus" kann aber auch erklären, warum für sehr viele Menschen die Zugehörigkeit zu einem Fußballverein von so großer Bedeutung ist. Denn eines sollte man dabei bedenken, letztendlich sind Fußballvereine doch auch nichts anderes als irgendwelche kapitalistische Unternehmen. Mal ehrlich, was soll daran so toll sein.

Ich habe da früher aber auch mitgemacht. Damals, als ich noch selbst Fußball gespielt habe. Und ja, auch für mich hatte die Zugehörigkeit zu einem Fußballverein eine große Bedeutung. Das ging ja schon bei den Klamotten los. Doch warum ist für manche Menschen der Fußballverein nicht genug?

Denn der Tribalismus könnte tatsächlich eine Erklärung dafür sein, warum man Menschen mit Migrationshintergrund hasst. Ich wusste nicht, dass dafür ein Wort existiert. Das ist schon irgendwie krass. Ich finde das alles sehr verwirrend. Und ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.

Dann doch besser ab ins Fußballstadion.

Denn dort kann man sein Stammesverhalten, seine diesbezüglichen Bedürfnisse ausleben. Zumeist ohne irgendwelchen Schaden zu verursachen. Und im besten Fall gemeinsam mit Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. Sehr viele Fußballmannschaften zeigen ja schon wie es funktionieren kann. Gemeinsam zum Erfolg.

Doch auch beim Fußball geht es nicht immer ohne Hass. Das Derby "FC Schalke 04 gegen den BVB" ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Auch hier finde ich das Verhalten so mancher Fans mitunter schon sehr besorgniserregend. Es geht dabei nämlich um sehr viel mehr als nur um ein Spiel. Dennoch immer noch besser als der Hass gegen Nichtdeutsche, für den ich überhaupt kein Verständnis habe.

Und das mit dem Tribalismus sehe ich auch sehr kritisch. Mir gefällt das nicht. Warum kann man nicht einfach mit anderen Menschen zusammenleben? Warum muss der Andere unbedingt so sein wie man selbst? Ich möchte das so nicht akzeptieren.

Dennoch sehe ich es so, dass das Bedürfnis nach einer Gruppenzugehörigkeit erstmal ein ganz normales menschliches Verhalten ist. Und nicht ein Problem an sich.

Hat man jedoch "Politik" und Medien, die dieses Bedürfnis (Tribalismus) bedienen wollen, dann kann man, je nachdem worum es im Einzelnen geht, sehr schnell ein riesengroßes Problem bekommen. Was man zur Zeit sehr gut beobachten kann.

Die AfD und nahezu alle etablierte Parteien nutzen nämlich dieses Bedürfnis rigoros aus. Und die Medien heizen all das noch zusätzlich an.

Ich frage mich, wissen die das? Spielen die ganz bewusst mit dem Tribalismus?

Doch meiner Meinung nach erklärt der Wunsch nach einer Gruppenzugehörigkeit die aktuelle politische Situation nur sehr marginal. Es geht nämlich noch um sehr viel mehr. Es ist scheinbar alles politisch gewollt. Und die Medien machen mit. Einfach so.

Ich denke, das, was die politisch Rechten so attraktiv macht, hat sehr viel mit Information und Wissensvermittlung zu tun, die nicht der Wahrheit und Realität entsprechen.

Denn was erwarten die Arbeiter überhaupt von der AfD? Ich verstehe es nicht. Die AfD vertritt nicht ihre Interessen.

Ich denke, vor allem die (sozialen) Massenmedien sind das Problem.

Und fragt man z.B. einige Menschen, was sie sich unter Sozialismus vorstellen, so kann man mitunter zu hören bekommen, dass der Staat dann alles bestimmt.

Doch wenn ich daran denke, dass der Staat alles bestimmt, dann denke ich vor allem an DIE GRÜNEN. Und die halte ich für politisch rechts, neoliberal und äußerst reaktionär.

Allein schon wenn man sagt, DIE GRÜNEN und die SPD seien politisch links, so könnte das meiner Meinung nach bereits dazu führen, dass sich die Wähler eher zu rechten Parteien, wie die AfD, hingezogen fühlen. Weil man meint, linke Politik sei scheiße. Also ganz klar eine Folge der Fehlinformation.

Hinzu kommt, dass es die AfD irgendwie hinbekommt, mit den Ängsten und Sorgen der Menschen umzugehen. Man muss dabei nur an die "Corona" Politik denken. Oder auch daran, dass die AfD als einzige größere Partei sich eindeutig gegen Krieg positioniert. Ich denke, das alles sind Faktoren, die anbei eine größere Rolle spielen könnten. Ich kann mir halt durchaus vorstellen, dass einige Menschen auch wegen der ansonsten allgemeinen Kriegsgeilheit dann doch lieber die AfD gewählt haben.

Und die AfD nimmt dann den regen Zulauf und das vermehrte Interesse an ihr zum Anlass, so richtig Stimmung gegen Nichtdeutsche zu machen. Und das funktioniert leider sehr gut.

Denn hier zeigt sich dann auch wieder, dass der Mensch ein Herdentier ist. Zudem kann der Tribalismus ausgelebt werden. Geschürt von "Politik" und Medien. Denn mit kritischem Denken hat man es dann nicht mehr so.

Es steckt nämlich leider noch viel mehr dahinter als "nur" die AfD. Also alles äußerst schwierig.

Zitat von: Kuddel am 10:08:00 Di. 11.März 2025Diese Sehnsucht nach einer Gruppenzugehörigkeit findet man bei Jugendsubkulturen, die sich nach außen durch ein bestimmtes Outfit abgrenzen. Die Reichen haben auch ihre Dresscodes und diejenigen, die wir "Spießer" nennen, auch. Wenn Söder sich eine Trachtenjacke anzieht, ist es auch ein Statement.
Oh ja, das mit der Jugendsubkultur kenne ich auch noch sehr gut von früher. Damals war die Welt noch so schön einfach. Es war so leicht, zu erkennen, wer so ähnlich tickt wie man selbst. Manchmal vermisse ich diese Zeit.

Mittlerweile denke ich aber auch, dass somit ein gewisses Schwarz-Weiß-Denken gefördert werden könnte. Es ist halt doch nicht immer alles so eindeutig wie es oftmals erstmal scheint.

Zitat von: Kuddel am 10:08:00 Di. 11.März 2025Nach Auflösung der christlich faschistischen Sekte Colonia Dignidad in Chile, versuchten Psychologen den Mitgliedern und Mißbrauchsopfern zu helfen und stellten fest, daß sie zu ihnen und ihrer Denkweise nicht durchdringen konnten.

Sie haben dann versucht, mit ihnen als Gruppe zu arbeiten und berichteten, daß es funktionierte, sie kollektiv zu behandeln. Leider weiß ich nicht, wie das in der Praxis aussieht. Ich finde es aber sehr interessant.
Ich finde es auch sehr interessant.

Doch vielleicht haben sie gar nicht so viel anders gemacht wie mit den Menschen allein.

Die traumatisierten Menschen fühlten sich gemeinsam in der Gruppe vielleicht einfach sicherer und stärker. Möglicherweise haben sie sich irgendwie bedroht gefühlt, wenn sie allein mit den Psychologen waren.

Zitat von: BGS am 12:12:04 Di. 11.März 2025Durch das Schüren von Hass werden die vielen Armen und Ausgebeuteten überall gezielt entzweit / vereinzelt. So können unaussprechliche gesellschftliche Verhältnisse weiter bestehen, man hat ja Sündenböcke oder pflegt seinen ideologisch motivierten Hass gegen Schwächere. An den Machtverhältnissen jedoch wird nicht gerüttelt.
Dabei wäre es so notwendig, an den Machtverhältnissen zu rütteln.

Möglicherweise sind sehr viele Menschen aber auch einfach desillusioniert und können sich nicht vorstellen, dass man an den Machtverhältnissen was verändern könnte.

Vielleicht ist es tatsächlich Resignation. Was dann dazu führen könnte, dass man beginnt, Menschen mit Migrationshintergrund zu hassen. Einfach, weil es so viel einfacher ist.

Zitat von: BGS am 12:12:04 Di. 11.März 2025Man könnte Hass auch als primitive Antwort auf echte / scheinbare Bedrohungen und Traumata sehen. Als Stütze bzw. Schutzmechanismus bei einem Gefühl des Ausgeliefertseins.

In einer Demokratie?
Naja, unter einer (echten) Demokratie stelle ich mir aber schon was anderes vor, als das, was wir hier so haben.

Deine Gedanken zu den Ursachen von Hass finde ich sehr interessant. Sie können aber meiner Meinung nach noch nicht erklären, warum sich der Hass gegen Menschen mit Migrationshintergrund richtet.

Hass kann ja auch in eine ganz andere Richtung gehen. Und es könnte sogar was sehr Positives entstehen. Ich denke, Hass ist erstmal nur ein Gefühl. Die Frage ist, wie geht man mit ihm um.

counselor

ZitatJa, genau, wo sollen sie denn hin? Eine sehr interessante Frage, die sich wohl kaum jemand stellt.

Ganz einfach: Wir weisen den Faschisten ein Gebiet zu, das "Faschisdistan" heißt. Dort sollen sie hinziehen und ihre faschistische Art zu leben ausleben.

ZitatVielleicht wussten die Menschen früher einfach noch, dass es ohne andere Menschen nicht funktionieren kann.

Wir Menschen müssen zusammenarbeiten, um unsere Lebensmittel, Wohnungen etc zu produzieren. Es funktioniert nicht anders. Der Fehler im Kapitalismus ist, dass Dir das Ergebnis Deiner Arbeit vom Kapitalisten gestohlen wird und Du nur soviel von ihm erhältst, dass Du am nächsten Tag wieder zur Arbeit erscheinen kannst.

ZitatDennoch sehe ich es so, dass das Bedürfnis nach einer Gruppenzugehörigkeit erstmal ein ganz normales menschliches Verhalten ist.

Freundschaftliche Beziehungen zu anderen Menschen zu haben, ist wohl ein menschliches Bedürfnis.

ZitatUnd fragt man z.B. einige Menschen, was sie sich unter Sozialismus vorstellen, so kann man mitunter zu hören bekommen, dass der Staat dann alles bestimmt.

Der kapitalistische Staat mischt sich heute schon in alles mögliche ein. Sozialismus bedeutet dagegen breiteste Demokratie für die Mehrheit der Bevölkerung. Und eine planmäßige Produktion zur Deckung der Bedürfnisse der Menschen.

ZitatIch kann mir halt durchaus vorstellen, dass einige Menschen auch wegen der ansonsten allgemeinen Kriegsgeilheit dann doch lieber die AfD gewählt haben.

Meine Erfahrung in Diskussionen mit Kollegen im Bundestagswahlkampf war, dass einzelne Forderungen der AfD gut ankamen (wie zB die Streichung der Erbschaftssteuer).

ZitatMöglicherweise sind sehr viele Menschen aber auch einfach desillusioniert und können sich nicht vorstellen, dass man an den Machtverhältnissen was verändern könnte.

Ich schwanke auch immer zwischen Desillusionierung und dem Willen, doch etwas an den Grundfesten der kapitalistischen Gesellschaft zu rütteln.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Zitat von: BGS am 12:12:04 Di. 11.März 2025Gefühl des Ausgeliefertseins

Ich glaube, das trifft den Nagel auf den Kopf.

Irgendwie erscheint der Lauf der Dinge, was Politik und gesellschaftliche Änderungen angeht, wie etwas, was uns unaufhaltsam überrollt und keinerlei Einfluß darauf zuläßt.

Bei den Wahlen unterscheiden sich die Parteien kaum, egal wie die Mehrheiten sein mögen, es ändert nichts an den Verhältnissen und an unserer Beteutungslosigkeit.

Die Faschos sind als einzige Fundamentalopposition aufgetreten. Das ist zwar nur Theatralik, denn sie wollen im Wesentlichen das Selbe, wie die anderen Parteien, nur noch radikaler. Aber im Moment haben sie das Image, als seien sie gegen "die da oben", als wollten sie den Stall mal richtig ausmisten und all die korrupten Sesselfurzer feuern, vielleicht sogar sich an ihnen rächen. Mit solchen Versprechen haben auch Milei und Trump gepunktet.

Und tatsächlich wirkte der Aufstieg der AfD (und der Straßenfaschos) wie ein Erdbeben und es sieht aus, als würden "die da oben" sich bedroht fühlen. Politiker aller Couleur, nahezu alle Medien und die Linken (zu denen ein Großteil der Bevölkerung eh keinen Draht hat), reagierten nahezu hysterisch. Ja, im Zusammenhang mit den Rechten erschien es plötzlich möglich, das herrschende System zu erschüttern. Das hat etwas attraktives, sogar rauschhaftes. Und es bildete sich eine Art "Wir-Gefühl". Man fühlt sich als Vorhut auf dem Weg in eine neue Gesellschaft.

Politisch dürfte so gut wie kein Versprechen eingehalten werden. Die gesellschaftlich Abgehängten werden abgehängt bleiben, doch man gibt ihnen den Stolz des Deutschseins, der nichts kostet, und man gibt ihnen Prügelknaben, die noch ärmer dran sind als sie selbst und an denen kann man seinen Haß auslassen.

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