Solidarischen Landwirtschaft

Begonnen von Kuddel, 10:07:38 Di. 14.Januar 2025

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Kuddel

Nach den Bauernprotesten im letzten Jahr gibt es nun Versuche die öffentliche Diskussion über notwendige Veränderungen auch mit den Konsumenten zu führen.

In Kiel gibt es eine Veranstaltungsreihe zur Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi).

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Hintergrundinfos zur Solidarischen Landwirtschaft

https://www.solidarische-landwirtschaft.org/das-konzept/was-ist-solawi/

https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarische_Landwirtschaft

Wie sich die Informationen unter den Landwirten verbreiten: Z.B., ein Artikel im Bayrischen Landwirtichen Wochenblatt:

ZitatUnabhängig vom Markt werden

Wie kann man erreichen, dass Landwirte für ihre Produkte fair bezahlt werden? Indem man sie zu Mitgliedern eines Bauernhof-Vereins macht.


Solidarische Landwirtschaft (Solawi) ist eine neue Form der Landwirtschaft. Hier wird nicht das einzelne Lebensmittel finanziert, sondern die Landwirtschaft als Ganzes. Weil diese Idee immer mehr Landwirtinnen und Landwirte interessant finden, bot das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gemeinsam mit dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft ein Web-Seminar für Einsteiger an.
https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/betriebsfuehrung/unabhaengig-markt-569322

Wanderratte

Ich finde das mit der Solidarischen Landwirtschaft von der Idee her sehr gut. Es ist immer von Vorteil, regionale und saisonale Produkte zu konsumieren, die wohnortnah produziert werden. Doch es geht bei der Solidarischen Landwirtschaft noch um sehr viel mehr:

ZitatDer Solawi-Betrieb ist geschützt vor Veränderungen des Marktes, kann Produkte verwerten, die normalerweise aufgrund von Marktnormen im Müll landen würden. Durch Solawi wird bei den Verbrauchern ein entsprechendes Bewusstsein geschaffen und somit werden weitaus weniger Lebensmittel weggeworfen. Der Betrieb kann eine größere Vielfalt, zum Beispiel seltene Gemüsesorten oder bedrohte Haustierrassen, anbieten.
Quelle: https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/betriebsfuehrung/unabhaengig-markt-569322 .

Was ich alles für sehr unterstützenswert halte. Dennoch sehe ich das Ganze auch ein wenig kritisch. Bei der Solidarischen Landwirtschaft mitzumachen, ist halt schon recht teuer:

ZitatWir zahlen ab dem Wirtschaftsjahr 2025/2026 monatlich je Ernteanteil 238 Euro und 16 Euro Liefer- und Verwaltungskosten.
Außerdem wird in einigen Depots ein sogenanntes ,,Depotgeld" an die Depotgeber bezahlt als Beteiligung an den entstehenden Kosten für z.B. Strom und Wasser. Die Höhe ist unterschiedlich und vom Depot abhängig.
[...]
In der Praxis hat sich gezeigt, dass ein Anteil in der Regel für zwei Personen oder kleine Familien reicht.
Quelle: https://www.schinkeler-hoefe.de/?page_id=230 .

Hier https://wurzelhof-schinkel.de/solawi (Informationsfaltblatt) erfährt man zwar, dass es "einen solidarischen Zuschuss für einkommensschwächere Personen" geben soll, doch frage ich mich, ob dieser ausreicht, damit man z.B. auch als Bürgergeldempfänger bei der Solidarischen Landwirtschaft mitmachen kann. Man muss ja auch bedenken, dass mit einem "Ernteanteil" nicht der gesamte Lebensmittelbedarf abgedeckt ist.

Es ist aber ein grundsätzliches Problem, dass Bio-Lebensmittel meist recht teuer sind. Nicht nur im Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft, die ja an sich ein tolles Projekt ist. Ich bin aber der Meinung, dass gute Lebensmittel für jeden erschwinglich sein sollten. Wenn etwas gut ist, dann sollte das für jeden möglich sein.

Die Idee hinter der Solidarischen Landwirtschaft ist super, doch sollte man überlegen, wie man sie so organisieren könnte, dass jeder dabei sein kann. Eine Möglichkeit wäre z.B., die Höhe des monatlichen Beitrags vom Einkommen abhängig zu machen. Je mehr man verdient, desto höher ist der monatliche Beitrag. Denn echte Solidarische Landwirtschaft bedeutet nunmal, dass jeder mitmachen kann.

Keine Ahnung, aber vielleicht existieren ja schon irgendwo Betriebe, die genau das oder ein ähnliches Konzept umgesetzt haben.

Kuddel

Viele gesellschaftliche Probleme gehören zusammen und sind kaum einzeln zu lösen.

Es gibt einen Preisdruck auf landwirtschaftlich Produkte, so daß Bauern kaum kostendeckend produzieren können. Deshalb gibt es ein Höfesterben. Kleinbauern können bei dem Konkurrenzkampf nicht mithalten. Das Produzieren guter, gesunder Lebensmittel hat seinen Preis und den müssen Bauern bekommen.

Die soziale Situation im Land ist jedoch so, daß der ärmere Teil der Bevölkerung sich gute Lebensmittel nicht leisten kann.

Vielleicht könnte man das bei der Soldiarischen Landwirtschaft etwas abfedern mit einem Sozialrabatt für Leute, die knapp bei Kasse sind.

Einen Schritt weiter war die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft). Die hat Proteste gemeinsam der Erwerbslosenini ALSO gemacht, um nicht nur höhere Preise für landirtschaftliche Produkte zu fordern, sondern auch höhere Leistungen für Erwerbslose, damit sie sich die Lebensmittel auch leisten können.

Ich denke, genau das müssen wir lernen: Forderungen über den eigenen Tellerrand hinaus stellen und gemeinsam mit anderen Interessengruppen kämpfen.

Wanderratte

Landwirtschaft und gesamtgesellschaftliche Situation bedingen sich gegenseitig.

Zitat von: Kuddel am 09:08:47 Fr. 17.Januar 2025Viele gesellschaftliche Probleme gehören zusammen und sind kaum einzeln zu lösen.
Ja, so sehe ich das auch. Man benötigt dafür aber sehr viel Geduld, die ich oftmals einfach nicht habe. Mir geht das alles irgendwie nicht schnell genug. Nicht nur deswegen interessiert mich, was man sonst noch so tun könnte, auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft. Man darf dabei die gesamtgesellschaftliche Situation jedoch nicht aus den Augen verlieren. Das sollte bei all dem, was man so macht, schon selbstverständlich sein.

Zitat von: Kuddel am 09:08:47 Fr. 17.Januar 2025Es gibt einen Preisdruck auf landwirtschaftlich Produkte, so daß Bauern kaum kostendeckend produzieren können. Deshalb gibt es ein Höfesterben. Kleinbauern können bei dem Konkurrenzkampf nicht mithalten. Das Produzieren guter, gesunder Lebensmittel hat seinen Preis und den müssen Bauern bekommen.
Das ist auf jeden Fall für die Bauern sehr schwierig. Besonders problematisch scheinen ja vor allem die Konzerne zu sein, von denen die Bauern oftmals abhängig sind. Ich finde, der folgende Comic verdeutlicht die Zusammenhänge am Beispiel der Milchproduktion recht gut. Da der Comic jedoch aus dem Jahre 2015 stammt, weiß ich nicht, ob sämtliche Infos noch aktuell sind:

https://www.abl-ev.de/fileadmin/Dokumente/AbL_ev/Neu_Themen/Tierhaltung/2016_Milchcomic_web.pdf .

Besonders schwer ist die Situation für Kleinbetriebe. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es wohl politisch gewollt, dass milchproduzierende Betriebe immer größer werden. Darunter zu leiden haben dann die Bauern, die Verbraucher und vor allem auch die Kühe.

Das Thema "Landwirtschaft" an sich ist schon äußerst komplex. So viel hängt miteinander zusammen. Auch ökologische Zusammenhänge müssen Berücksichtigung finden. Umwelt- und Tierschutz sind in Gefahr, gerade wenn kleine Betriebe keine Chance mehr haben.

Zitat von: Kuddel am 09:08:47 Fr. 17.Januar 2025Die soziale Situation im Land ist jedoch so, daß der ärmere Teil der Bevölkerung sich gute Lebensmittel nicht leisten kann.

Vielleicht könnte man das bei der Soldiarischen Landwirtschaft etwas abfedern mit einem Sozialrabatt für Leute, die knapp bei Kasse sind.

Einen Schritt weiter war die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft). Die hat Proteste gemeinsam der Erwerbslosenini ALSO gemacht, um nicht nur höhere Preise für landirtschaftliche Produkte zu fordern, sondern auch höhere Leistungen für Erwerbslose, damit sie sich die Lebensmittel auch leisten können.

Ich denke, genau das müssen wir lernen: Forderungen über den eigenen Tellerrand hinaus stellen und gemeinsam mit anderen Interessengruppen kämpfen.
Was die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) macht, ist absolut unterstützenswert. Ich finde das sehr gut.

Genau darauf kommt es nämlich an, "gemeinsam mit anderen Interessengruppen" zu kämpfen. Ich denke, nur so kann es funktionieren. Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge muss aber oft erst noch geschaffen werden.

Wenn nämlich jeder Bereich nur für sich was tut, dann kann es gesamtgesellschaftlich nicht funktionieren. Dann können nur sehr wenige Menschen von irgendwas profitieren.

Dennoch halte ich es für sinnvoll, sich darüber Gedanken zu machen, was man sonst noch so tun könnte.

Fest steht, dass im Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft nicht nur die Bauern, sondern auch die Konsumenten profitieren. Allein schon, was die Frische und Regionalität der Lebensmittel angeht. Der Transport wird auf ein Minimum reduziert. Man spart Kosten, da zudem Groß- und Einzelhandel wegfallen.

Es existieren aber auch noch weitere Möglichkeiten, die vor allem dann besonders interessant sind, wenn das Geld knapp ist. Ich kaufe öfter auf dem Wochenmarkt ein. Dort finde ich Klein- bzw. Kleinstbetriebe, die zwar nicht bio-zertifiziert sind, jedoch quasi Bio-Produkte anbieten. 50 Cent für eine große Zucchini, das war schon cool.

Oder Obst und Gemüse einfach selbst anbauen. Dafür werden aber viel mehr städtische Gärten benötigt. Hier wäre die Stadtplanung gefragt. Zur Zeit haben leider nur sehr wenige Menschen diese Möglichkeit.

Oder "Urban Gardening", was ich richtig cool finde:

ZitatUrban Gardening heißt frei übersetzt urbanes Gärtnern. Die Idee dahinter ist gemeinschaftliches Gärtnern auf Brachflächen oder Dachgärten mitten in der Stadt, die in Zusammenarbeit wiederbelebt und in grüne Oasen verwandelt werden. Die urbanen Gemeinschaftsgärten sind für alle Menschen offen zugänglich, sodass jede Person auf freiwilliger Basis mitwirken kann. Urban Gardening bildet eine Alternative zur konventionellen Stadtplanung. Die Urban Gardening Definition kann aber auch das Anbauen von Pflanzen im urbanen privaten Raum beinhalten, z.B. auf dem Balkon oder der eigenen kleinen Terrasse. Alle Urban Gardening Projekte haben jedoch in der Regel eins gemeinsam: eine limitierte Fläche für den Anbau aufgrund der dichten Besiedelung.
Quelle: https://www.swb.de/ueber-swb/swb-magazin/nachhaltigkeit/urban-gardening .

Gesamtgesellschaftliche Probleme, die mit dem Kapitalismus im Zusammenhang stehen, lassen sich somit selbstverständlich nicht lösen. Es geht aber darum, sich Nischen zu suchen, um mit einer prekären finanziellen Situation zumindest ein wenig besser klarzukommen. Es sind zumindest Möglichkeiten, die auch Menschen mit wenig Geld nutzen können.

Die Solidarische Landwirtschaft hingegen scheint wohl vorrangig für die sogenannte Mittelschicht von Interesse zu sein:

Zitat,,Das typische Mitglied ist zwischen 30 und 49 Jahren alt, besitzt eher einen Hochschulabschluss und wohnt im städtischen Raum. Die Mehrheit ist weiblich und lebt in einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von vier Personen", schildert Strüber.
Quelle: https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/betriebsfuehrung/unabhaengig-markt-569322 .

Die Frage ist, woran liegt das. Das Finanzielle allein kann es ja nicht sein. Auch wenn es vermutlich eine große Rolle spielen wird.

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