Massiver Druck vom Arbeitgeber

Begonnen von Bigbigcool, 14:32:50 Di. 04.März 2008

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Bigbigcool

Guten Tag an die Leidensgenossen,

ich bin ein Auszubildender zum Elektriker und somit auf der Baustelle beschäftigt. Die Zustände dort erinnern mich stellenweise an die damalige Industrialisierung erinnern.

Die Beschreibung von der Arbeit soll nur Stichpunktartig sein, mein Berichtsheft ins Internet zu stellen wäre zu viel des guten.
Ich befinde mich in einem 70 Mann Betrieb in denen es keinen Betriebsrat gibt. Die Firma hat einen Chef und einen Meister. Vor Ort haben wir dann 2 Vorarbeiter die für 3 zusammenhängende Baustellen zuständig sind. Die Struktur im Betrieb stellt sich aus 1/4 Gesellen, 1/4 Zeitarbeitern und 2/4 Lehrlingen zusammen. Extra Ausbilder gibt es dort nicht und so werden durchaus auch Lehrlinge alleine gelassen um zu arbeiten oder mit Zeitarbeitern mitgeschickt um denen beim arbeiten zu helfen. Ausbildung findet so nicht statt und ständige ausbildungsfremde Tätigkeiten sind die Regel. Ich wurde schon vom Vorarbeiter als Arschloch und Anderen beleidigt. Gewaltandrohungen sind ebenfalls Alltag genauso wie die Forderungen nach Überstunden. Die UnfallVerhütungsVorschriften werden ebenfalls oftmals bis täglich verstoßen und selbst bei darauf aufmerksam machen wird daran nichts geändert. In der Firma herrscht ein schlechtes Betriebsklima der der Druck von Oben ziemlich stark ist.

Nachdem die Gewerkschaft IGM seit einem halbem Jahr intensiven Kontakt immer noch nicht fähig war mir zu helfen außer einem Paar (falscher) Sicherheitsschuhe vom Arbeitergeber bezahlt zu bekommen und die Berufsgenossenschaft sich ebenfalls sehr schwerfällig gibt, so musste ich zu anderen Mitteln greifen.

Ich habe mich vor kurzem von meinem Hausarzt wegen (um es einfach ausdrücken) Mobbing vom AG für eine Woche krank schreiben lassen. Somit ist der erste Schritt zum sich wehren getan. In dieser Woche habe ich endlich viele organisatorische Dinge erledigen können die ich während der Arbeit nicht machen konnte. Unter anderem 5 Termine bei anderen Ärzten für die ich sonst wegen der Arbeit nie Zeit hatte. Diesen Montag hatte ich frei wegen Wahlhelfertätigkeiten und heute hatte ich den wichtigsten Arzttermin beim Psychater um das Problem mit dem Mobbing in der Arbeit zu lösen.
Dieser Arzt sagte dann das er nicht für mich zuständig sei und mir nicht helfen könne. Auch auf die Frage ob er mir für den heutigen Tag eine Krankschreibung geben könnte, da ich sonst einen unentschuldigten Tag in der Arbeit fehle und somit mein verschulden wäre, hat er verneint.
Er hat mir aber 2 Nummern von Psychatern gegeben bei denen ich mich melden könne. Diese habe ich dann angerufen. Nummer 1 nahm garkeine Patienten mehr an, Nummer 2 hatte für einen dringenden Fall erst in einem Monat Zeit. Letztere aber haben mir dann eine weitere Nummer gegeben bei der ich es versuchen solle. So habe ich dann da angerufen und als dringlichen Fall diesen Freitag einen Termin bekommen.
So bin ich wieder zu meinem Hausarzt gegangen und habe gesagt das es mit dieser Geschichte nur schlimmer werden würde und das ich ohne eine Krankschreibung nur noch mehr Ärger bekommen würde (was die Realität ist) und ja auch nichts vorweisen könnte wo ich diesen Tag gewesen bin. So hat er mich auch diese Woche noch krank geschrieben.

Denn es kann nicht sein das mein Arbeitgeber mir die Arbeitszeit und auch meine Freizeit zur Hölle macht.

Freizeit deswegen weil ich wirklich versuche etwas bei dem Thema zu bewegen und die ganzen Treffen mit den zuständigen Stellen (Arbeitsamt, Gewerkschaft, Berufsgenossenschaft, Ärzte, Berufsschule und etliche andere Stellen die erklärt werden müssten) in meiner Freizeit stattfinden. Von meinen Handyrechnungen die mittlerweile doppelt so hoch sind wegen meiner Arbeit möchte ich garnicht näher erzählen.

So soll mein Arbeitgeber merken das er nicht uneingeschränkt Druck bei uns aufbauen kann und das es dann früher oder später auch rechtliche Folgen haben wird das er uns wie Dreck behandelt.

Abschießend möchte ich Menschen die unter ihrer Arbeit leiden, und viele merken nicht einmal wie sehr sie unter ihrer Arbeit leiden, ein wenig Mut machen:
Es gibt eine Gewerkschaft die FAU die macht sich für uns stark, aber leider fehlen denen noch die Mitglieder.
Ihre Werbesticker mit den Sprüchen: >Stress auf der Arbeit? Widerstand anwenden!< und >Schalt mal ab! Für miese Arbeitsbedingungen nur schlechte Arbeit!< haben mir persönlich einigen Mut gemacht den ich durchaus brauchen kann.

Mit roten solidarischem Gruß
Biggy
Nach unten solidarisieren und nach oben Druck machen!

Irrlichtprojektor

Hallo Bigbigcool , (glatt den Namen verwechselt -> edit)
deine Schilderung kann ich recht gut nachvollziehen. Ich bin ebenfalls Elektriker  und auf dem Bau tätig. Nach meiner Einschätzung hast du da ne en richtigen Klogriff gemacht mit deiner Bude. Ich kenne viele andere Elektrik-Firmen die mit ihren Lehrlingen "normal" umgehen. Was nicht bedeutet das da alles in Butter ist aber zumindest wird in aller Regel da Niemand runter gemacht.
Allein schon die Zusammenstellung der Belegschaft bei dir lässt auf nichts Gutes schließen. Grundlage für dich dürfte der Ausbildungsvertrag sein, was für den Arbeitgeber bedeutet das er diesem auch gerecht werden muß im gesetzlichem Rahmen. Er also Pflichten hat und nicht willkürlich "seine" Lehrlinge nach belieben verheizen kann. Ich schätze das ihr dies in der FAU sicherlich schon besprochen habt. Aus dem Handwerk sind in der FAU nicht allzu viele organisiert. Vielleicht ist es sinnvoll wenn wir hier Kontakt halten können. Aus Erfahrung weiß ich das für viele Fauistas unsere Arbeitsbedingungen nicht leicht nachvollziehbar sind. Eben ein anderes Gewerke unter anderen Bedingungen.

Pn mich einfach an bei Interesse.

gruß irrlicht

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