Antisemitismus

Begonnen von Kuddel, 15:18:57 Mi. 25.April 2018

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Kuddel

Ich bin absolut gegen Antisemitismus und fragte mich, warum mir so unwohl ist, bei der momentanen Antisemitismuskampagne.

Der erste Grund ist natürlich, daß für mich ein Schulterschluß mit Typen wie Thomas de Maizière, Horst Seehofer oder den Antideutschen nicht in Frage kommt.

Und sowieso: mich kotzen alle Religionen an, besonders ihre orthodoxen und fundamentalistische Auslegungen.

Zum Anderen sollten weder Menschen, Religionen noch Staaten unterschiedlich bewertet werden. Ausbeutung, Unterdrückung, Entrechtung sind fürn Arsch, egal von wem sie angewandt werden. Ich sehe keinen Grund für besondere Behandlung oder Bewertung bestimmter Menschen oder Staaten. Einerseits halte ich Nationen und Grenzen für Konzepte, die überwunden werden müssen. Andererseits sollte man erst einmal Staaten und Grenzen anerkennen, weil man sonst Tür und Tor für kriegerische Auseinandersetzungen öffnet. Das gilt für den Staat Israel, wie für jeden anderen. Israel hat damit keine Sonderrechte und es ist mir unverständlich, wieso das israelische Militär ohne weitere Kritik westlicher Staaten damit durchkommt, völkerechtswidrige Luftschläge gegen Syrien, den Iran oder im Gazstreifen durchzführen. Es gibt keine Ausnahmen im internationalen-, im Völker- oder Menschenrecht. Es gilt oder es gilt nicht. Das ist ein ernstes Problem, wenn die Einhaltung nicht mehr durgesetzt oder nicht einmal mehr angemahnt wird.

Wenn in punkto Imperialismus, Militarismus oder kolonialistischem Gebaren, die USA, Israel oder Saudi Arabien sich besonders schweinisch aufführen, dann muß man das auch öffenlich kritisieren. Genauso sind innenpolitische Entwicklungen gruselig in China, Polen, Israel, Rußland, USA oder Ungarn. All das darf man nicht einfach hinnehmen.

Ja, es gibt eine Zunahme an antisemitischen Sprüchen und auch offenem Haß von arabischstämmigen Jugendlichen in Deutschland. Das darf man weder schönreden, noch ignorieren. Man sollte aber versuchen zu verstehen, woher das kommt, und wie man gegen diese Entwicklung wirkungsvoll gegenanarbeiten kann. Ein Problem ist, daß im arabischen Raum die sozialen und politischen Bedingungen absolut katastrophal sind. Der Staat Israel führt sich in diesem Rahmen unangenehm auf und scheint dieses Unrecht zu zementieren. Das Problem liegt aber nicht allein in der Israelischen Politik, sondern genauso darin, daß als wichtigste Gegenkräfte die PLO und Hamas gesehen werden. Deren Position gegen Israel, den Zionismus oder "die Juden" zu kämpfen, ist genauso für'n Arsch. Es gibt scheinbar noch keine starke organisierte Kraft, die sich gegen Verarmung, Unterdrückung und Gewalt wendet. Gäbe es eine solche Organisation oder Bewegung, dann würden nicht so viele arabische Jugendliche reflexhaft Sprüche gegen "die Juden" bringen. Der Antisemitismus kann nicht bekämpft werden, ohne gleichzeitig zu versuchen, die sozialen und politischen Probleme im arabischen Raum zu lösen.

Wenn ich mir ansehe, was für Arschlöcher diese Antisemitismuskampagne mittragen, dann erinnert es mich schwer an die Zeiten, in denen man Argumente gegen "die Moslems" in Deutschland suchte und sie darin fand zu sagen, die Moslems würden die Rechte der Frauen nicht akzeptieren und Schwule verachten. Das laberten dann begeistert diejenigen nach, die gegen Frauenrechte sind und auch auf Demos gegen Schwule gehen. Genauso scheint es sich wieder zu entwickeln. Man hat wieder einen hervorragenden Vorwandt, um auf Muslimische Migranten mit dem Finger zu zeigen, sie anzugreifen und aus dem Land zu schmeißen.

Massenhaft Menschen sind aus dem arabischen Raum geflüchtet wegen der sozialen Probleme, der politischen Unterdrückung, wegen Gewalt und Krieg. In Deutschland werden sie erneut ausgegrenzt, erniedrigt und angegriffen. Wenn die deutschen Autoritäten ihnen gegenüber als Feind und Unterdrücker auftreten, dann ist es kein Wunder, wenn migrantische Jugendliche mit einer Antihaltung zu provozieren wollen. Im Moment funktionert das wohl am besten über antisemitische Scheiße. In den 60ern/70ern hat man eine Antihaltung in linken Gegenkulturen ausdrücken können, dann in der Metall- und Punkszene. Wenn man heute so richtig "Anti" sein will, dann muß man schon als Fascho, Judenhasser oder Islamist auftreten. Ein IS Beitritt ist eine Alternative zur Junkiekarriere. Es sind einige auch aus der Faschoszene direkt zum IS übergelaufen. Das gibt sich nicht viel.

Wollte man ernsthaft etwas gegen antisemitische Tendenzen unter jungen Migranten machen, dann müßte man sich gegen deren soziale Schlechterstellung und Ausgrenzung wenden. Die Momentane Antisemitismuskampagne halte ich nicht nur für durch und durch verlogen, sie ist kontraproduktiv und gleichzeitig eine Rechtfertigung für die Verschäfung der Ausgrenzung muslimischer Migranten.

Tiefrot

Lass es mich einfacher fassen: Wie kann man Menschen hassen, die man nicht mal kennt ?
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Fritz Linow


Rappelkistenrebell

Man bekämpft Antisemitismus auch nicht mit Islambashing





so wie man zwischen Islam und Jihadismus,Christentum und KuKluxklan unterscheidet,so sollte man auch zwischen Judentum und Zionismus unterscheiden.Zionismus selbst ist eine nationalistische und rassistische und antikommunistische und faschistoide politische Ideologie.Das Judentum
ist eine Religion.

Antisemitismus wie auch andere Formen des Rassismus sind selbstverständlich abzulehnen und wenn zB Muslime oder Juden sich rassistisch äußern ist das genauso abzulehnen wie wenn es Christen machen.

Sowas ist immer lobenswert


OFFIZIELLE STELLUNGNAHME

Mormonen treten Antisemitismus entgegen

Die Ereignisse der letzten Wochen haben eine breite Diskussion über den Antisemitismus entfacht.

Mitmenschen jüdischen Glaubens fühlen sich verunsichert und bedroht. Vorurteile, Ausgrenzung und Übergriffe im Alltag geben Anlass dazu. Mitten in Deutschland. Diese Umstände sind unerträglich. Wir nehmen sie nicht hin.

Wer in der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der Straße aufgrund seines Glaubens verächtlich gemacht wird, dem stehen wir bei.

Wer Angst hat, in der Öffentlichkeit die Kippa zu tragen, dem sprechen wir Mut zu.

Wer nur unter Polizeischutz oder hinter hohen Zäunen eine Synagoge besuchen oder sich am jüdischen Gemeindeleben beteiligen kann, dem sichern wir auch unseren Schutz und unsere tiefe Verbundenheit zu.

Wer sich hingegen feindselig gegenüber dem jüdischen Glauben äußert, der muss mit unserem entschiedenen Widerspruch rechnen.

Wer aus religiösen Gründen oder welchen Gründen auch immer Menschen einschüchtert oder angreift, dem stellen wir uns entgegen.

Daran muss sich jedes Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage messen lassen, deren Stifter Joseph Smith sagte: Freundschaft ist einer der großen und grundlegenden Leitgedanken des Mormonismus.

Elder Wolfgang Pilz, Gebietssiebziger

Quelle

https://www.presse-mormonen.de/artikel/mormonen-treten-antisemitismus-entgegen
Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Kuddel

Antisemitismus ist ein Problem. Ein reales Problem.
Aber Antisemitismus ist auch ein Kampfbegriff, mit dem rassistische und antiislamische Vorurteile gegen Migranten geschürt werden.
Antisemitismus ist ein politisch so aufgeladener Begriff, der keinen Widerspruch duldet. Oft reicht der Vorwurf und man prüft weder Zweifel noch Gegenrede.
Der Antisemitismusvorwurf gegen die Documenta mündete in einen Generalangriff auf die Kunstfreiheit und man verlangte Absetzungen von Veranstaltern und die Einführung staatlicher Kontrollgremien für die Kunst.
In Israel ist gerade die Hölle los, es gibt massive Gewalt israelischer Sicherheitsbehörden gegen palästinensische/arabische Menschen, wie seit langem nicht mehr. Die Situation ist derart aufgeladen, sie könnte explodieren und in eine neue Intifada, einen Bürgerkrieg führen. Es traut sich hierzulande kaum jemand, darüber zu berichten. Noch weniger traut man sich zu sagen, was Sache ist. Die israelische Armee verhält sich brutal und menschenverachtend wie Kolonialherren. Eine solche Kritik würde den Stempel "Antisemitismus" aufgedrückt kriegen. Es ist aber notwendig, gegen Gewalt und Unterdrückung die Stimme zu erheben, egal wo sie in der Welt geschieht.

Und noch ein Wort zum BDS (Boycott, Divestment and Sanctions). Diese NGO wird hierzulande mit dem Begriff "antisemitsch" gleichgesetzt. Das ist schlichtweg nicht wahr, eine ekelhafte Propagandalüge. Das scheint in der Öffentlichkeit und in allen bedeutenden Deutschen Medien aber als Tatsache gesehen zu werden.

Ich finde die Politik des BDS nicht gut, ich unterstütze sie nicht, aber sie ist NICHT antisemitisch.

Übrigens, Pink Floyd Günder Roger Waters ist BDS Unterstützer, Annie Ernaux, die frisch gekürte Literaturnobellpreisträgerin, auch. Haha!



Kuddel

Die Süddeutsche über Roger Waters:
ZitatEin Putin-Versteher und Antisemitismus-Ranschmeichler in einer städtischen Veranstaltungshalle?
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-roger-waters-olympiahalle-1.5672299?reduced=true

Kritiker der Politik Israels und der Nato sollten nicht kommunalen Gebäuden in Deutschland auftreten dürfen, oder wie soll man das verstehen?

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Eine vergiftete oder nicht vorhandene Debatte.

ZitatDie anwesenden Abwesenden der deutschen Israel-Debatte
BDS. Kerem Schamberger und Ramsis Kilani schrieben einen Text über den Ausschluss palästinensischer Perspektiven aus dem Diskurs. Er sollte im Sammelband ,,Frenemies" erscheinen. Protest gegen die Autoren verhinderte dies.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/bds-die-anwesenden-abwesenden-der-deutschen-israel-debatte
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

counselor

ZitatAntisemitismusbeauftragter des Berliner Senats fordert Zensur von Roger-Waters-Konzert

Die Hetz- und Verleumdungskampagne gegen den britischen Rockmusiker Roger Waters hat auch Berlin erreicht. Vergangene Woche forderte Samuel Salzborn, der Antisemitismusbeauftragte des rot-rot-grünen Senats, ein geplantes Konzert des Mitbegründers der Band Pink Floyd in der Hauptstadt abzusagen.

Quelle: https://www.wsws.org/de/articles/2022/11/06/wate-n06.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Der Umgang mit der BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) Bewegung belegt die Uninformiertheit und politische Dummheit deutscher Mainstreamjournalisten.

ZitatInspiriert vom Kampf der Südafrikaner*innen gegen Apartheid ruft die palästinensische Zivilgesellschaft zu Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel auf, bis dieses internationalem Recht und den universellen Prinzipien der Menschenrechte nachkommt.
http://bds-kampagne.de/

Die BDS Kampagne kann man kritisieren. Ich halte ihre Politik nicht für unbedingt unterstützenswert, ich ziehe Widerstand gegen die Politik der Israelischen Regierung vor, die sich nicht an nationaler Zugehörigkeit formiert, sondern unterdrückte vereint, egal ob israelisch, palestinensisch oder migrantisch.

Über die BDS Politik kann man streiten und muß es wohl auch. Eines ist sie jedoch nicht: Antisemitisch.

Aber genau das versucht nahezu die gesamte Journallie durch ständige Wiederholung zur Wahrheit zu machen.

Mit der dummen wie falschen Gleichung BDS = antisemitisch wird zur Zeit sehr viel Unheil angerichtet und kritische Stimmen werden denunziert und mundtot gemacht.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Es ist unglaublich, wie der Antisemitismusvorwurf zur Allzweckwaffe gegen politische Gegner geworden ist. Die Definition des Begriffs ist abhanden gekommen.

Die Antideutschen haben im Schulterschluß mit der CDU ganze Arbeit geleistet. Antisemitismus und Kritik an der Regierungspolitik Israels werden in einen Topf geworfen.

ZitatIn Israels Verteidigungsministerium entsteht eine neue Verwaltung für die besetzten Gebiete. Knesset-Mitglied Bezalel Smotrich ist ihr vorgesehener Direktor. Smotrich, ein nationalreligiöser Extremist, bekannt für rassistische, homophobe Rhetorik, verfolgt den Plan, das gesamte palästinensische Gebiet israelischer Souveränität zu unterstellen, ohne den dort lebenden Palästinensern die Staatsbürgerschaft zu geben.
(...)
Falls Europa Israel einen Schutzschirm gegenüber internationalen Rechtsinstitutionen verleiht, sich ihnen widersetzt oder sie sogar daran hindert, sich mit Israels Aktionen und Politik zu befassen, wird es nicht nur seine eigene Glaubwürdigkeit beschädigen.
https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/europas-stunde-der-wahrheit-91986919.html

Deutschland hat gerade einen drastischen Schritt zur Kriminalisierung von Palästina-Aktivismus unternommen
https://www.972mag.com/germany-interior-ministers-report-palestinians/


ManOfConstantSorrow

Mit den Antisemitismusvorwurf gegen Jerry Corbyn hat man in UK einen (Labour)Parteilinken mundtot gekriegt.
ZitatKen Loach: "The BBC's role in the destruction of Jeremy Corbyn's leadership has been absolutely shameless"

In Deutschland hat nun eine solche Kampagne gegen Fridays for Future begonnen.
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Frauenpower

Nach der documenta fifteen  in Kassel gab es inzwischen ein Symposium
https://www.hna.de/kassel/endlich-wurde-geredet-92065359.html

ManOfConstantSorrow

Die Diskussion um die Dokumenta ist in meinen Augen damit nicht abgeschlossen. Für mich war die "Debatte" nur ein Spiegelbild der Machtverhältnisse und der Deutungshoheit, wer definiert, was Antisemitismus ist.
ZitatSie sind Ausdruck einer politischen Protestkultur, oder wie es jetzt Taring Padi formuliert, ,,Teil einer Kampagne gegen Militarismus und die Gewalt, die wir während der 32-jährigen Militärdiktatur Suhartos in Indonesien erlebt haben und deren Erbe, das sich bis heute auswirkt".

Suharto kam 1965/66 mit einem Blutbad an die Macht, bei dem rund eine Million Menschen getötet wurden. Westliche Regierungen einschließlich der Deutschen haben dies geduldet und Suharto (Helmut Kohl: ,,mein Freund") jahrelang unterstützt.
,,Die Darstellung von Militärfiguren auf dem Banner ist Ausdruck dieser Erfahrungen", erklärt Taring Padi. ,,Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, zum Beispiel für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren."
https://taz.de/Kuenstlerkollektiv-Taring-Padi/!5859643/

Die Debatte um koloniale Herrschaft und das Blutbad in Indonesien fand nicht in vergleichbaren Maße statt.

Sehr, sehr wichtig erscheint mir das Beispiel Jeremy Corbyn. Ein aufrechter linker Politiker der britischen Labour Party. Er wurde mit den fälschlichen Vorwurf des Antisemitismus politisch kalt gestellt.  The killing of Jeremy Corbyn https://www.middleeasteye.net/opinion/killing-jeremy-corbyn
So ließ sich ein Rechtsruck der Partei durchsetzen.

Jüdische Verbände, die sich für Corbyn einsetzten und klarstellten, daß der Antisemitismusvorwurf unhaltbar sei, wurden nicht gehört.

Es gibt nun eine Gegenbewegung, die für die Rehabilitierung von Corbyn kämpft.
https://twitter.com/JamesEFoster/status/1621822355835129857

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Kuddel

ZitatDer jüdische Fotokünstler  wurde vom Hamburger Antisemitismusbeauftragten in die Nähe von Antisemiten gerückt. Hier reagiert er auf die Vorwürfe.
https://www.zeit.de/hamburg/2023-02/adam-broomberg-kuenstler-bds-antisemitismus

https://artreview.com/artist-adam-broomberg-says-inflammatory-allegations-by-german-antisemitism-chief-put-him-in-danger/

Kuddel

Die Unfähigkeit auf die Gewalt der rechtsradikalen israelischen Regierung angemessen zu reagieren und gleichzeitig Israelkritik mit Antisemitismus gleichzusetzen, ist ein echtes Problem.

ZitatMesse soll Frankfurt-Konzert von Roger Waters absagen

"Waters ist ein schlimmes Beispiel für aggressiven, israelbezogenen Antisemitismus, und er sollte daher in Hessen keine künstlerische Plattform erhalten", sagte Uwe Becker (CDU), der auch Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung ist.
https://www.hessenschau.de/kultur/antisemitismus-vorwurf-messe-soll-frankfurt-konzert-von-roger-waters-absagen-v5,absage-roger-waters-100.html

Israelbezogener Antisemitismus. Aha.

Kuddel


Kuddel

ZitatAchter Samstag in Folge
Zehntausende Israelis demonstrieren gegen Schwächung der Justiz




Zehntausende Israelis haben am Samstagabend erneut in mehreren Städten gegen die geplante Justizreform im Land demonstriert. In der Küstenmetropole Tel Aviv zogen zahlreiche Menschen mit israelischen Flaggen durch die Straßen.

Kritiker sehen die demokratische Gewaltenteilung in Gefahr und warnen, dass sich das Land in eine Diktatur verwandeln könnte.
https://www.spiegel.de/ausland/zehntausende-israelis-demonstrieren-gegen-schwaechung-der-justiz-a-9f6d06bd-3480-481d-a528-f7c4d018455c

Ist das jetzt auch israelbezogener Antisemitismus?

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Nochmal ein Blick auf den Antisemitismus.

Ich sehe eine wichtige Ursache im Scheißchristentum. Das grenzte den jüdischen Bevölkerungsteil aus und Juden war es verboten, bestimmte Berufe auszuüben. Geldverleihen gehörte zu den Berufen, die ihnen erlaubt waren. Diese Branche war hauptsächlich in jüdischer Hand. Gerade in Krisenzeiten, in denen die Menschen Probleme hatten, ihre Schulden zu begleichen, wuchs die Wut gegen Geldverleiher, die sich mit den Zinsen an der Not der anderen bereicherten. Die Wut wurde ausgeweitet und traf Juden im Allgemeinen, egal wie sie ihr Geld verdienten.

Den Haß auf Juden gab es nicht nur in Deutschland, es kam auch in anderen europäischen Staaten zu Pogromen gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung.

Die Kirche schürte den Haß. Martin Luther war ein schlimmer antisemitischer Hetzer. https://www.tagesspiegel.de/wissen/luthers-bose-schriften-5257855.html

https://www.giordano-bruno-stiftung.de/sites/gbs/files/download/2017luther-broschuere-web.pdf

Hitler hat daran angeknüpft:
ZitatLuther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach der die Dämmerung; sah er den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.
Hitler 1924

Es gab dann die Reichskristallnacht, die Judenverfolgung und Arisierung, die KZs, den Holocaust.

Das dürfte so grob allen bekannt sein.

Es gibt heute nicht mehr das Verbot für bestimmte Berufe. In Deutschland gibt es sowieso kaum noch Juden.

Es gibt aber noch heute einen erstaunlich ausgeprägten Antisemitismus. 27 Prozent aller Deutschen und 18 Prozent einer als "Elite" kategorisierten Bevölkerungsgruppe hegen antisemitische Gedanken, 41 Prozent der Deutschen sind gar der Meinung, Juden redeten zu viel über den Holocaust. (Die neuen Zahlen stammen aus einer repräsentativen Umfrage des Jüdischen Weltkongresses.) Am 9. Oktober 2019 gab es den Versuch eines Massenmordes an Juden an Jom Kippu an der Synagoge in Halle (Saale).

Es gibt nicht mehr die Voraussetzungen wie vor (mehr als) hundert Jahren, es gibt keine echten Konflikte zwischen jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerungsteilen.

Es ist mir ein Rätsel, wie sich dieser Scheiß in der Gesellschaft und in so vielen Köpfen hat festsetzen können. Diese Vorstellungen gibt es nicht nur im Rechtsradikalen Sumpf, sondern in der "Mitte der Gesellschaft". Und die Schwurbler sind wohl besonders anfällig für diesen Mist.

Ich verstehe es wirklich nicht. Ich verdränge aber die Tatsache nicht.

Aber auf dieser Tatsache wird so manches Süppchen gekocht, das ungenießbar ist. Man nutzt es für einen Rundumschlag gegen Migranten und Linke.

Dazu ein andermal mehr.

Kuddel

ZitatDie jüdische US-Philosophin Susan Neiman über Antisemitismus, den Umgang der Deutschen mit Kritik an Israel...

Ich finde diese Debatte geradezu irre. Wissen Sie, es ist doch absolut identitäres Denken, wenn man glaubt, nur die Juden und Jüdinnen dürften die Regierung in Israel kritisieren. Das sollten viel mehr Leute tun, wenn es nach mir ginge.

Ich weiß, die Deutschen haben eine unglaubliche Angst, nur einen kritischen Satz zu Israel zu sagen. Aber da spricht nicht die Vernunft, sondern ihr schlechtes Gewissen wegen des Nazi-Opas. Seien wir ehrlich: Die Blut-und-Boden-Ideologie ist immer noch da. Es gibt eine tiefe Befürchtung, dass die Eltern oder Großeltern aus einem sprechen, wenn man etwas ,,gegen die Juden" sagt. Was zählt in der Diskussion über Israel, ist aber nicht Blut, sondern Vernunft und Argumente. Jeder demokratisch gesinnte Mensch, der auch nur ein bisschen über den radikalen Rechtsruck in Israel weiß, wird seine Vernunft dazu gebrauchen, diesen Staat zu kritisieren.
...
http://www.fr.de/kultur/gesellschaft/israel-susan-neiman-interview-deutschland-juden-kritik-antisemitismus-fabian-wolff-92449062.html

Kuddel

ZitatReden über Israel: Der deutsche Diskurs

Die Diskussionskultur hierzulande über Antisemitismus verweigert sich der Realität in Israel und den besetzten Gebieten.


(...) PCCF ist eine der beeindruckendsten NGOs der Region. Sie seien, sagen sie, vermutlich die einzige Organisation der Welt, die auf keine neuen Mitglieder hoffe. Denn: In ihr sind mehr als sechshundert jüdische und palästinensische Familien versammelt, die alle als Folge des Konflikts Angehörige verloren haben. Doch anstatt zu hassen, haben sie sich entschlossen, Seite an Seite für Frieden und Aussöhnung zu kämpfen. (...)

Vor fünf Jahren hielt der Schriftsteller und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, David Grossmann, selbst Vater eines gefallenen Sohns, dort eine Rede. Man findet sie leicht im Netz, und wer kein Herz aus Stein hat, dem treibt die Lektüre Tränen in die Augen.

Diese Organisation, und die wahrlich großen Menschen, die sie tragen, widersprechen den Werten des Erziehungsministeriums.

Keiner Zeitung in Deutschland war diese traurige Nachricht eine Meldung wert. (...)

Wie weit die Gesellschaft durch die Besatzung korrumpiert und zugleich radikalisiert wurde, mag ein Blick in die Geschichte illustrieren. Als der rechtsextreme Nationalist Meir Kahane 1984 einen einzelnen Sitz in der Knesset errang, wurde er von allen Parteien boykottiert. Kontakt oder gar irgendeine Form der Zusammenarbeit mit ihm waren ein absolutes Tabu, auch für den Likud unter dem damaligen Ministerpräsidenten Itzchak Shamir. 2023 ist ein Politiker, der sich selbst in der Nachfolge Kahanes versteht, als Minister der Regierung für die nationale Sicherheit des Landes verantwortlich. Bis vor einigen Jahren hatte Itamar Ben-Gvir sogar ein Bild des Siedlers Baruch Goldstein in seinem Büro hängen, der 1994 in Hebron 29 betende Palästinenser erschoss.

Die Sicherheit eines demokratischen Israels sollte Deutschlands Staatsraison sein. Dies setzt einen konsequenten Einsatz für das Ende der Besatzung voraus.
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/reden-ueber-israel-der-deutsche-diskurs-92473205.html?itm_source=story_detail&itm_medium=interaction_bar&itm_campaign=share

Kuddel


ManOfConstantSorrow

In einer vom Internationalen Zentrum für Gerechtigkeit für Palästinenser organisierten Veranstaltung zum Krieg gegen Gaza erklärt Professor Avi Shlaim, ein britischer Historiker irakisch-jüdischer Abstammung, den Unterschied zwischen Antizionismus und Antisemitismus (leider nur auf Englisch).

https://x.com/MiddleEastEye/status/1719125300821295415
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counselor

ZitatDie Reichspogromnacht 1938 und die rassistische Hetze heute

85 Jahre nach der Reichspogromnacht werden in Deutschland wieder pogromartige Stimmungen geschürt. Nur dass sie sich vordergründig nicht gegen Juden richten, sondern gegen Muslime und alle, die sich dem Genozid an den Palästinensern im Gazastreifen widersetzen. Doch niemand sollte sich täuschen: Wo Fremdenhass gedeiht, ist auch der Antisemitismus nicht weit.

Quelle: https://www.wsws.org/de/articles/2023/11/08/kris-n08.html
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ManOfConstantSorrow

Es gibt Antisemitismus in dieser Gesellschaft und das nicht zu knapp.

Was im Moment Politik und Medien dominiert, hat nichts mit einem Kampf gegen Antisemitismus zu tun.

Antisemitsche Gewalt kommt zum größten Teil aus der Rechten Szene (siehe #23). Antisemitische Ideologie gibt es in der Mitte der Gesellschaft und in der Wirtschaft. Die Esoszene hat viele antisemitische Strömungen. Bei den Querdenkern gibt es antisemitische Redner und Vordenker. In Bundeswehr und Polizei häufen sich Berichte über antisemitische Chatgruppen und Vorfälle. All das wird nicht bekämpft.

Zur Zeit wird jedoch jede Meinungsäußerung gegen die Politik der rechtsradikalen Israelischen Regierung als antisemitsch bezeichnet. Die Reden von Typen wie Merz und Steinmeier halte ich für keinen Kampf gegen Antisemitismus, sondern eine offen migrantenfeindliche Kampagne. Antisemiten wie Aiwanger oder Klaus-Michael Kühne sind für sie kein Problem.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

counselor

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Kuddel

Es sind üble Zeiten.

Es herrscht ein schlimmes Blutvergießen ungeheuren Ausmaßes im Nahen Osten und weltweit gibt es riesige Proteste, die einen Waffenstillstand fordern und praktische Aktivitäten, die Produktion und den Transport von Waffen in die Region blockieren.

Nur in Deutschland bleibt es weitgehend still, weil niemand das Falsche sagen will.

Was gerade von Politik und Medien als Kampf gegen Antisemitismus verkauft wird, ist ein Angriff auf kritische Stimmen gegen die Politik Israels, der USA und der BRD.

Es gibt ein Antisemitismusproblem in Deutschland. In der Mitte der Gesellschaft! In einer Umfrage fand man eine weite Verbreitung antisemitscher Klischees, wobei diese bei den Besserverdienenden weiter verbreitet waren:  28 Prozent behaupten, Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft, 26 Prozent attestieren ihnen "zu viel Macht in der Weltpolitik".

Will man die jetzt alle abschieben?

Eine "Judensau" als Schmähfigur gibt es nicht allein an der Stadtkirche Wittenberg. Googelt das mal und ihr werdet staunen. Die Deutsche Justiz hat keine Probleme damit. Der schlimme antisemitische Hetzer Martin Luther (selbst Hitler berief sich auf ihn) wird mit einen Feiertag geehrt.

Kanzler Scholz rollt dem Antisemiten Erdoğan den roten Teppich aus. Die faschistischte Terrororganisation "Graue Wölfe" ist in Deutschland legal, sie hat 700 Menschenleben auf ihrem Gewissen.

Die Bundesregierung macht mit diversen islamofaschistischen Regierungen Deals, auch Waffendeals. Chanukka Leuchter und Scholz am Brandenburger Tor, ein Medienspektakel, eine Farce.



Ich möchte nochmal auf den Umgang mit der BDS Kampagne ansprechen. Es handelt sich um den Versuch, den Befreiungskampf der Palästinenser von der Intifada in eine gewaltfreie Form zu bringen. Vorbild ist die Antiapartheidbewegung von Südafrika. Dort hieß es, "Kauft keine Früchte aus Südafrika", um den Kampf gegen die Rassentrennung zu unterstützen. Jetzt will man mit Boykottaktionen gegen die Unterdrückung von Palästinensern kämpfen. Ich unterstütze diese Politik zwar nicht, doch ist es mir wichtig klarzustellen, daß es sich um keine antisemitische Kampagne oder Organisation handelt.

Diese dreiste Behauptung hat sich in die Köpfe deutscher Journalisten eingebrannt, und irgendeine Verbindung mit der BDS Kampagne, und sei es nur das Teilen oder Liken eines Tweets, bedeutet das Ende der Karriere im Kultur- oder Medienbereich.

Ach, es reichen Beschuldigungen und Unterstellungen und alle ziehen den Kopf ein.

FFF Deutschland hat sich selbst halbwegs kaltgestellt.

Die CDU ist ganz begeistert, wie gut das funktioniert und will nach Muslimen nun Linke und Intellektuelle aufs Korn nehmen.

Die NZZ schlägt vor, man könnte nun auch Black Lives Matter durch Antisemitismusvorwürfe atomisieren. 


ManOfConstantSorrow

Aus einem Kommentar der Los Angeles Times:

ZitatEs hat den Anschein, dass in Deutschlands berühmter "Erinnerungskultur" etwas furchtbar schief gelaufen ist.

In Deutschland ist es praktisch unmöglich geworden, sich gegen die gewaltsamen Angriffe der IDF auf die Zivilbevölkerung des Gazastreifens auszusprechen, ohne sich dem Verdacht des Antisemitismus auszusetzen. Berichten zufolge hat die in Deutschland ansässige Heinrich-Böll-Stiftung ihre Unterstützung für die Verleihung des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken an die Journalistin Mascha Gessen zurückgezogen, weil diese in diesem Monat einen Essay im New Yorker geschrieben hat, in dem sie Parallelen zwischen Gaza und einem jüdischen Ghetto gezogen hat.

Obwohl dies schon vor dem 7. Oktober geschah, ist es bemerkenswert, wie viele Juden und Israelis in Deutschland jetzt angegriffen werden, weil sie sich gegen die Tötung von Zivilisten in Gaza ausgesprochen haben. (...)

In den letzten zwei Jahren wurden beispielsweise Demonstrationen zum Gedenken an den Jahrestag der Nakba, der Vertreibung der Palästinenser und der Gründung Israels im Jahr 1948, weitgehend untersagt. Von denjenigen, die sich diesem Verbot widersetzten, waren viele Mitglieder der Jüdischen Stimme", einer Gruppe jüdischer Aktivisten, die sich mit den Palästinensern solidarisch erklärt. Bei der Nakba-Demonstration im letzten Jahr waren die meisten Verhafteten jüdische Mitglieder der Gruppe.

Seitdem ist die Lage nur noch weiter eskaliert. Ein führendes Mitglied der Jüdischen Stimme, das in Israel geboren und aufgewachsen ist, wurde kürzlich wegen eines einsamen Protestes festgenommen, bei dem sie auf einem öffentlichen Platz in Berlin ein Schild mit der Aufschrift: "Als Jüdin und Israelin: Stoppt den Völkermord in Gaza". Wir können den Wert des Begriffs, den die Demonstrantin auf ihrem Schild verwendete, um zu beschreiben, was in Gaza geschieht, in Frage stellen, aber diese Debatte müssen wir führen. (...)
https://www.latimes.com/opinion/story/2023-12-17/germany-israel-gaza-antisemitism-holocaust-genocide-palestinians-solidarity
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