Das Krankenhaus als Callcenter und der Chefarzt verdient mit

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 00:40:19 Di. 23.September 2008

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Wilddieb Stuelpner

NDR, Sendung "Markt" vom 22.09.2008: Abkassiert in der Klinik - Anrufe am Krankenbett, die schmerzen

Videopodcast: Abkassiert in der Klinik: Anrufe am Krankenbett, die schmerzen.

Einige Klinikbetreiber haben einen guten Geschäftssinn.

Länge: 05:36 Minuten

In dem Videopodcast werden auch die speziellen Monatsprovisionen der Kliniktelefonanbieter an Klinikdirektoren, Geschäftsführer und Chefärzte genannt - jeden Monat über 5.000 Euro extra. Davon hat kein Patient eine blassen Ahnung, dafür aber eine fette Telefonrechnung.

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Die meisten Menschen fürchten den Aufenthalt in einem Krankenhaus: Die Schmerzen und die Sorgen, die Arztvisiten und das Klinik-Essen bescheren oft unangenehme Tage. Dazu kommt die ungewohnte Umgebung ohne die Nähe zu Freunden und Verwandten. Gut, wenn da ein Telefon am Bett steht, das oftmals sogar die einzige Verbindung zu Angehörigen ist.

Die Not der Patienten haben einige Krankenhäusern offenbar als Einkommensquelle entdeckt. Sie wollen mit ihren Telefongebühren Profit machen. Markt hat eine Stichprobe gemacht und testete 15 Kliniken in Norddeutschland - von Cuxhaven bis Anklam, von Göttingen bis Sylt. Ergebnis: Die täglichen Gebühren für ein Telefon liegen im Durchschnitt bei 1,50 Euro. Bei einem zweiwöchigen Aufenthalt im Krankenhaus können so allein 21 Euro zusammen kommen - nur für die Bereitstellung des Telefons am Bett.

Telefonkosten bis zu 2,26 Euro - in der Minute!
Bei den Gesprächsgebühren wird den Patienten oft noch tiefer in die Tasche gegriffen. Den Spitzenwert entdeckten wir bei der Asklepios Nordseeklinik auf Sylt: 2,26 Euro kostet eine Minute in ein Mobilfunknetz. Das Siebenfache von einem normalen Gespräch zum Handy.Trotz mehrfacher Anfragen von Markt war die Klinikleitung zu keiner Stellungnahme bereit.

Abkassieren auch bei den Angehörigen
Der Geschäftssinn scheint bei der Asklepios Nordseeklinik besonders ausgeprägt zu sein. Sie kassiert auch bei Anrufen von Verwandten oder Freunden in der Klinik - mit speziellen 0180er-Nummern. Sie kassiert auch bei Anrufen von Verwandten oder Freunden der Patienten in der Klinik - mit speziellen 0180er-Nummern. 14 Cent pro Minute zahlen die Angehörigen aus dem deutschen Festnetz, wenn sie im Krankenhaus anrufen - und sind dabei oft völlig ahnungslos. Denn eine Ansage, dass höhere Kosten entstehen, muss nach Angaben der Verbraucherzentrale von den Anbietern nicht freigeschaltet werden. Auch Billig-Vorwahlen, mit der das Telefonieren in die Klinik günstiger wäre, können von den Krankenhäusern unterdrückt werden.

Handy im Krankenzimmer: Immer öfter erlaubt
Immerhin haben einige Kliniken das jahrelang geltende Handy-Verbot auf den Krankenzimmern aufgehoben. Die Ergebnisse der Markt Stichprobe zeigt: Knapp zwei Drittel der Krankenhäuser akzeptieren das Telefonieren auf den Zimmern. Die anderen Häuser halten allerdings noch immer an den Verboten fest, das heißt, die Patienten müssen die Apparate des Krankenhauses nutzen, wenn sie telefonieren wollen. Oder sie verlassen mit ihrem Handy das Klinikgelände - und telefonieren draußen.

Autorin:
Gudrun Kirfel

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