Demonstration für eine Agrarwende in Hannover

Begonnen von xyu, 00:35:24 Sa. 03.November 2012

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

xyu

Zitat10.11.2012 - ab 11 Uhr - Hannover, Steintor
Demonstration für eine Agrarwende – mit libertärer Beteiligung

Laut dem Ankündigungsflyer für die Demonstration ,,Wir haben es satt" am 10.11.2012 in Hannover fordern die bisherigen aufrufenden Initiativen und Verbände unter anderem: ,,soziale Arbeitsbedingungen in der Ernährungsbranche" und ,,Mindestlöhne und Sozialhilfesätze für bezahlbare gesunde, regionale Lebensmittel". Nicht nur, aber insbesondere diese zwei Forderungen ermöglichen es uns, der FAU als Basisgewerkschaft, auf der Demo präsent zu sein.

Gleichzeitig fordert der Flyer dieses auch konkret ein und fordert uns sogar auf, eigene Standpunkte einzubringen: ,,Kommt zahlreich! Bringt bunte Banner, eigene Forderungen, Nachbarn und Freunde mit".

Aber gerne doch...und vielleicht sogar mit eigenem schwarz-roten Block.

Schon zum 1. Mai 2011 reagierte die FAU Berlin auf das alte DGB-Motto für Mindestlöhne ,,Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" mit einem eigenen Aufruf, der das Auseinanderklaffen der Löhne von Stammbelegschaften und Leiharbeiter_innen thematisierte: ,,Denn heute werden wieder immer mehr Menschen als ArbeiterInnen zweiter Klasse behandelt: Man arbeitet für 30% oder 50% weniger Lohn als die KollegInnen, obwohl man die gleiche Leistung bringt, hat weniger Rechte und kann willkürlich vom Arbeitgeber wieder entlassen werden. Für derzeit fast eine Millionen LeiharbeiterInnen ist das Alltag"(1). Schlussendlich forderte damals die FAU die ,,Abschaffung der Leiharbeit" und ,,Übernahme aller LeiharbeiterInnen, die es wünschen in die Entleihbetriebe"(2).

Ähnliches lässt sich auch für die Landwirtschaft formulieren. Wobei in der Landwirtschaft weniger Leiharbeit das Problem für die Lohnabhängigen darstellt, da vielmehr auf ErntehelferInnen zurückgriffen wird. Was aber nicht weniger Ausbeutung bedeutet.

Die FAU Münsterland hat im letzten Jahr polnische ArbeiterInnen unterstützt, um ihre Lohnforderungen gegenüber einem Gärtnerei-Großbetrieb durchzusetzen. Und auch im Umland von Berlin scheint sich ein Arbeitskampf um ausstehenden Lohn auf einem Bauernhof abzuzeichnen.

Aber es kann nicht nur um die korrekte Bezahlung gehen. Auch die Sinnhaftigkeit der Arbeit steht für uns im Mittelpunkt. Wir wollen nicht jeden Arbeitsplatz verteidigen. Schließlich kann der Erhalt von miesen Arbeitsplätzen in der Massentierhaltung kein Argument sein, diese zu erhalten.

Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird, wie jede Änderung deren Kosten sich nicht durch die Ausbeutung von Mensch, Tier oder Natur abfedern lassen, auf die Preise niederschlagen. Aber wie bereits die MilchbäuerInnen auf einer Demonstration gegen gegen Hartz IV 2010 in Oldenburg (3) festgestellt haben, lassen sich faire Preise für die ErzeugerInnen nur dann durchsetzen, wenn auch die VerbraucherInnen diese Preise zahlen können. HartzIV und Niedriglöhne müssen daher Vergangenheit werden. Eine ausgewogene Ernährung mit ökologisch und sozial nachhaltig erzeugten Lebensmitteln muss für alle Menschen finanziell möglich sein.

Viele landwirtschaftlichen Produkte werden aber nicht in Europa produziert, sondern in den Ländern des globale Südens. Dort werden Menschen z.B. in der Baumwollproduktion ausgebeutet oder für Soja- und Palmöl-Plantagen von ihrem Land vertrieben.

Auch der Ankündigungsflyer fordert daher zurecht nicht weniger als ,,Solidarität mit den Kleinbauern in Afrika". Der mit unterzeichnende BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) berichtet hierzu: ,,Immer mehr Hosen, T-Shirts oder Schuhe kommen heute aus Billiglohn-Ländern, nur noch zehn Prozent werden im Inland gefertigt. Je niedriger der Preis, desto wahrscheinlicher ist: Bei der Herstellung des Kleidungsstückes wurden ökologische und vor allem soziale Standards missachtet – wie Mindestlöhne, der Schutz vor Chemikalien oder der Verzicht auf Kinderarbeit" und weiter: ,,Dass zum Schutz vor Schädlingen immer mehr Gentech-Baumwolle angebaut wird, macht die Umweltbilanz nicht besser [...]Dann aber ist die gentechnische Veränderung nicht mehr völlig aus der Welt zu schaffen, und die Bauern sind abhängig von den Saatgutkonzernen geworden".(4)

Insbesondere hier ist die FAU Hannover seit eigener Aussage bereits seit 2007 aktiv, um Abhilfe zu schaffen: ,,In den vergangenen Monaten hat sich die anarchosyndikalistische Gewerkschaft Freie ArbeiterInnen Union Hannover verstärkt mit den weltweiten Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auseinandergesetzt. Auf der einen Seite unterstützen wir, soweit es unsere Möglichkeiten erlauben, seit Jahren Ansätze gewerkschaftlicher Organisierung, die nach Art und Zielen den unseren gleichen oder ähneln"(5). Denn bereits damals wollte die Lokalförderation Hannover nicht nur aufklären, sondern praktisch etwas entgegensetzen und organisierte einen Vertrieb von ökologisch und fair gehandelten Produkten: ,,Andererseits reifte in uns der Wunsch, der massiven Ausbeutung der lohnabhängig beschäftigten TextilarbeiterInnen und ihrer prekären, gefährlichen und entwürdigenden Situation sehr direkt etwas Praktisches entgegenzusetzen".(6)

Nicht vergessen werden darf auch, dass der bereits erwähnte Soja-Anbau zu 80-90% in den Futtertrögen des Nordens landet. Zusammen mit einem Großteil (40-60%) des importierten Getreides, dient es damit der Massentierhaltung und nicht dem Stillen des Hungers. Ein Umstand, der auch eine andere Ausrichtung der Ernährung fordert. Jeden Tag Fleisch zu essen ist nur durch die Ausbeutung der Menschen im globalen Südens möglich. Eine drastische Reduzierung des Konsums tierischer Produkte ist daher unabdingbar.

Als ob dies nicht genug wäre, landen viele Nahrungsmittel noch nicht einmal mehr im Futtertrog. Immer mehr Ackerfläche wird für Energieversorgung verbraucht. In den USA werden mittlerweile 40% der Maisernte für ,,Bio"-Kraftstoff verbraucht. Hier wird wieder einmal deutlich: eine sinnvolle Energiewende darf nicht zu Lasten der globalen Ernährungslage ausgebaut werden. Hier ist Umdenken gefragt. Anstatt die Beibehaltung des motorisierten Individualverkehrs mit ,,Bio"-Sprit aufrecht zu erhalten, müssen hier andere Wege gegangen werden.

Ein weiteres Problem ist der Neo-Kolonialismus, dieser zeigt ein weiteres Problem einer Landwirtschaft, die sich an der freien Marktwirtschaft orientiert. Es ist bereits problematisch, wenn BäuerInnen ihr Land an Agro-Großkonzerne verkaufen, weil Exporte aus dem Norden ihre Landwirtschaft unrentabel machen. Wahnsinnig wird es, wenn sie dann als ErntehelferInnen unter miserabelnen Bedingungen für ebendiese Konzerne arbeiten, um sich dann die importierten Lebensmittel doch nur mit Mühe leisten zu können.

Für uns FAUistas ist aber auch klar, dass wir nicht nur auf solch einer Demo mitlatschen und dazu aufrufen einen mehr oder weniger verantwortlichen Konsum zu pflegen. Wir wollen die bestehende kapitalistische Ökonomie der Überproduktion, Massentierhaltung und zentralistischer Energieversorgung überwinden. Wir wollen die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur zugunsten einiger Weniger beenden – besser früher, als später.

Es reicht aber nicht, ein schickes Ökolabel auf Produkte zu kleben, wenn die Produkte doch eigentlich gar kein Mensch braucht. Auch die Verschwendung ist ein Ausdruck der freien Marktwirtschaft – fast die Hälfte der Lebensmittel in Europa landen auf dem Müll, obwohl sie noch genießbar sind.

Eine zu diskutierende Alternative könnten Kollektivbetriebe darstellen, in denen mit Ressourcen verantwortungsvoll umgegangen wird, in denen nach einem tatsächlichen Bedarf produziert wird und in denen nicht nur Geld die einzige Währung zur Entlohnung und Begleichung von Forderungen darstellt. Eine gegenseitige Hilfe und Übernahme von ,,Arbeiten und Dienstleistungen" kommt den tatsächlichen Bedürfnissen von Menschen vielleicht viel näher – Gefühlslosigkeit untereinander und gegenüber allen anderen Individuen, Konkurrenz und Rassismus könnten so überwunden werden.

Für eine Wirtschaft, die sich am Bedarf und nicht am Markt orientiert!
Für eine Gesellschaft, deren Grundlagen Freiheit, Gleichheit und Solidarität sind!
Für libertären Kommunismus und politische Anarchie!

Kommt zur Demonstration ,,Wir haben es satt!"
Samstag 10.11.2012 ab 11 Uhr am Steintor, Hannover

Mehr Infos auf "Wir haben es satt" Hannover.

Antifaschistischen Selbstschutz nicht vergessen – auch Nazis könnten zur Demonstration kommen!

http://www.fau.org/ortsgruppen/hannover/art_121028-101224

Similar topics (10)

  • Chefduzen Spendenbutton