Der BuMi für Gesundheit denkt ausnahmsweise mal mit!

Begonnen von Spätlese, 07:45:48 Fr. 18.November 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Spätlese

Die alte und neue BuMi für Gesundheit, Ulla Schmidt, denkt sogar mal mit:

1. Die Zahl der Krankenkassen sei mit ca. 270 viel zu hoch, man müsse bedenken, die Vorstände, Aufsichtsräte, Geschäftsführer verdienen alle sehr gut - man müsse sich kostensparend zusammenschliessen auf etwa zunächst nur noch 50 Krankenkassen - das bringt Einsparungen.

2. Krankenkassen-Mitglieder, die wegen Nichtzahlung von Beiträgen ihre Mitgliedschaft bei den KK´s verlieren (und von diesen im Regelfall nicht wieder aufgenommen werden), sollen per Gesetzesänderung dazu verpflichtet werden ehemalige Mitglieder wieder aufnehmen zu müssen.

3. Einzusehen ist auf einmal (geordneter Rückzug des BuMi?) nicht mehr die Zweiklassengesellschaft von gesetzlich versicherten Kassenpatienten und Privatpatienten mit unterschiedlichen Behandlungsstandards und Abrechnungshöhen. Dies soll, lt. angeblicher Initiative von Ulla Schmidt, vereinheitlicht werden, da es diese Unterschiede nicht geben darf.

Nun, was von diesen noblen Vorsätzen am Ende tatsächlich verwirklicht wird (und vor allem WANN) - das bleibt weiter offen ... aber ...

... genau diese Grundsatzgedanken hatten z. B. hier bei chefduzen mindestens 4 Kommentatoren - und ich denke, die Referendare von Ulla lesen hier mit und haben dies (wegen fehlender Eigenintelligenz) weitergleitet! :-) ... so, da sollte man doch eigentlich mal als Art "Unternehmensberater" ... (die sich ja im Auftrag der Bundesregierung mit irgendwelchen Studien, Entwürfen und Analysen für gewöhnlicherweise dumm und dämlich verdienen) ... dem BuMi (... nur so aus Jux - bezahlt wird das sicher nicht) eine Kostennota, sprich Rechnung für die erfolgte Beratung übermitteln - ich dachte so an z. B. 30 Millionen Euro ... wäre doch ein "Schnappersupersonderaktionspreis"?
Alle von mir getätigten Aussagen/Antworten/Kommentare entsprechen lediglich meiner persönlichen Meinung und stellen keinerlei Rechtsberatung dar.

Wilddieb Stuelpner

Haste auch das Feuerwehrmeldergesicht des Chefs vom Bundesverbands der privaten Krankenversicherer gesehen. Er drohte dann mit der Nichtbezahlung der bisherigen Krankenkassenbeiträge von 8,7 Mio. aus seiner Zunft ans Gesundheitswesen.

Ich bin der Meinung, der privaten Halsabschneiderkrankenkassenvereinigung mitsamt der zahnarztkassenärztlichen und kassenärztlichen Bundesvereinigung (Mafiaverband der Ärzte) zwangsauflösen und in die gesetzliche Krankenversicherung überführen. Das gleiche gilt für Sonderversorgungswerke unserer Politiker, Unternehmer, bestimmter Berufsstände und Zwangsbeitragserhebung von Beamten, Freiberuflern und Selbstständigen.

Die elektronische Gesundheitskarte mit allen Daten der Diagnostizierung und Therapierung ist schnellstmöglich einzuführen, damit man aus flächendeckenden Erhebungen und Auswertungen die Kostentreiber ausfindig und zur Verantwortung ziehen kann.

Wer profitiert an der Ware Gesundheit?

Vornehmlich die Pharmaindustrie, die Medizintechnik, die Ärzteschaft, die Apotheker. Alle was überflüssigerweise verordnet und verabreicht wird, ist nicht anzuerkennen. Die kostentreiber sollen dann auf diesen Posten sitzenbleiben und noch strafrechtlich verfolgt werden.

Spätlese

Zitat:
"Haste auch das Feuerwehrmeldergesicht des Chefs vom Bundesverbands der privaten Krankenversicherer gesehen. Er drohte dann mit der Nichtbezahlung der bisherigen Krankenkassenbeiträge von 8,7 Mio. aus seiner Zunft ans Gesundheitswesen."

=

nun, schlussendlich gäbe es bei Zahlungsunwilligkeit ja das allseits beliebte und erprobte Mittel der Zwangsvollstreckung bzw. Pfändung. (Wird ja bei unsereins gerne genau so gemacht.) Die blocken - logisch - es geht ja hier um Millionengewinne dieser ganzen sinnlosen privaten Krankenversicherer, die alles nur verteuern.

---

Ich persönlich bin für 1 (EINE) staatliche Pflichtkrankenkasse. Den Vorständen, Aufsichtsräten und Geschäftsführern der heutigen ca. 270 Krankenkassen würde die Entlassung nicht wirklich weh tun - sie hatten ja Jahrzehnte die Möglichkeit pro Kopf wenigstens 2-3 Millionen Euro abzufassen, das reicht bis ans Lebensende. (Die heutigen Niedriglohn-Sachbearbeiter können auch als genau solche für die staatliche Einheitskasse tätig sein, tut denen also wahrscheinlich auch nicht weh.)

Zitat:
"Die elektronische Gesundheitskarte mit allen Daten der Diagnostizierung und Therapierung ist schnellstmöglich einzuführen, ..."

=

von mir aus ja - aber Datenschutz sollte gewährleistet sein.
Und was weg muss: diese lächerliche Budgetierung der Ärzte, die auf Dauer nur noch höheren Krankenstand und somit Kosten verursacht.

Die Preistreiberei muss gebremst werden: Während Pharmahersteller teilweise 2000 oder 5000% Gewinn mit ihren Medikamenten machen - wird z. B. in D Zahnlaboren, Masseuren, Therapeuten, Kurkliniken das Überleben durch gestrichene Zuzahlungen erschwert. Was jedoch bei allen gleich sein muss: Kostentransparenz ... und damit werden wohl vor allem die großen Pharmakonzerne (besonders die im Ausland) nicht einverstanden sein.

Es besteht ja bei "übertriebener staatlicher Preiskontrolle für Medikamente" zudem auch die Gefahr eines Qualitätsabfalls - Spätfolgen durch fehlerhafte bzw. ungenügend erprobte Präparate treten ja mitunter erst in der nächsten Generation auf - dann weiss man das, nur dem Patienten mit mißgebildeteten Gliedmaßen (s. Contergan) oder nicht funktionierenden Körperorganen nutzt das nichts mehr.

---

Beiträge müssen sie alle bezahlen. Freiberufler und Selbsttändige sind ja dann heutezutage freiwillig privat krankenversichert - die zahlen dann eben künftig in die Pflichtversicherung ein. Beamte zahlen heute auch direkt den kompletten KV-Beitrag bei der Kasse ihrer Wahl ein, der von ihrem Gehalt abgebucht wird - nämlich direkt soviel wie sonst Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeitrag zusammen (z. B. bei 2100 Euro brutto rund rd. 470 Euro Krankenkasse, die Beitragshöhe wird 2x im Jahr geprüft bzw. angeglichen - je nach Gesundheitsverlauf, Aufwendungen, Verdienst und Privatvermögen!.) Die zahlen dann auch in diese eine staatliche "Einheitskrankenkasse" ein.
Alles in allem darf es aber nicht dahin gehen, dass letztendlich die Arbeitgeber in den übrigen Bereichen vollständig von ihrem Krankenkassenarbeitgeberanteil befreit werden.
Alle von mir getätigten Aussagen/Antworten/Kommentare entsprechen lediglich meiner persönlichen Meinung und stellen keinerlei Rechtsberatung dar.

Wilddieb Stuelpner

Eine Einheitskasse hätte man ab der Wiedervereinigung von der DDR übernehmen können. Da gab es im wesentlichen nur die Kranken- und Rentenversicherung der Verwaltung der Sozialversicherung beim FDGB für Arbeiter und Angestellte und die Kranken- und Rentenversicherung der der Staatlichen Versicherung der DDR

Für die medizinische, technische, wissenschaftliche, pädagogische und künstlerische Intelligenz gab es noch die AIV - Altersintelligenzversorgung, für die Post, die Reichsbahn, für die Handelsmarine, die staatlichen und Kommunalorgane, für die Staatssicherheit, Angehörige des Ministeriums des Innern, der Volkspolizei und des Zolls gab es eigene Versorgungssysteme. Und das wars dann auch.

Wettbewerb, besser Konkurrenzkampf und die Herausbildung der Ware Gesundheit ist im Bereich der medizinischen und sozialen Betreuung überhaupt nicht angebracht.

Die Erhebungen über die Gesundheitskarte sollten natürlich in anonymisierter Form gemacht werden. Es geht ja darum, nach dem Verursachungsprinzip die Kostentreiber für unwirksame und überflüssige Behandlungen zu ermitteln und ihre Handlungsfreiheiten einzuschränken. oder zu unterbinden. Das kommt den einzelnen Versicherten wie auch dem Gesundheitsbudget entgegen.

Solange aber jede Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung mit eigener Technik und Software für Erhebungen, Aufbereitungen, Gruppierungen und Auswertungen im eigenen Saft schmort, kommt nichts Gescheites dabei heraus. Da bedarf es einer einheitlichen Technik, Methodik, Software, auswertendem Fachpersonal, um einheitliche und volkswirtschaftliche Planungen im gesundheitswesen treffen zu können.

Die Privatsierung des Gesundheitswesens, der Kranken-, Pflege, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung ist der völlig falsche Weg. Es führt zur Verantwortungslosigkeit und ins Chaos, weil jeder nur seine unternehmerischen Partikularinteressen und nicht gesellschaftliche Interessen verfolgt.

LinksDenker

Bei den klau-O-kraten und Nazi-Nachfolgepolitikern werden wohl er Schnellvergasungsgruppen für Kranke kommen als ein Gerechtes und Soziales Gesundheitswesen.

Troll

@joachimkuehnel
ZitatAlle was überflüssigerweise verordnet und verabreicht wird, ist nicht anzuerkennen.

Wer legt das fest?

ZitatVornehmlich die Pharmaindustrie, die Medizintechnik, die Ärzteschaft, die Apotheker.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Wilddieb Stuelpner

Gab es nicht mal ein Positiv- und eine Negativlististe gegen die Pharmaindustrie?

Die elektronische Gesundheitskarte ist lediglich ein erneuter Versuch die Bereicherungsinteressen der Pharmaindustrie, der Ärzte und Apotheker zu durchkreuzen.

Die Positivliste verschwand sehr schnell wieder in den Schubladen des Bundesgesundheitsministeriums, nachdem 400 Mio. Schmiergeld in besagtes Ministerium von der Pharmazeutischen Industrie flossen.

BAYER verhindert "Positivliste" - Ellis Huber: "Pharmakapital-Monopoli"

Mit deren Hilfe könnten im Gesundheitswesen jährlich bis zu 10 Milliarden Mark eingespart werden. Wie das ARD-Magazin Monitor berichtet, zog Bundesgesundheitsminister Seehofer die von ihm selbst in Auftrag gegebene Liste nach einer Intervention der Pharmalobby wieder zurück. Ein Lehrbeispiel, wie die Politik von großen Industriekonzernen in die Knie gezwungen wird.

... Von den über 50.000 in der BRD erhältlichen Medikamenten blieb nur noch rund die Hälfte übrig. Doch kaum war die Positivliste fertig, da wurde sie schon wieder einkassiert - vom selben Minister, der sie in Auftrag gegeben hatte.

Beim Geburtstag des Verbandspräsidenten der Pharmaindustrie, Hans-Rüdiger Vogel, kam es zu einer einmaligen Geste der Unterwerfung: Der Staatssekretär des Gesundheitsministers, Baldur Wagner, übergab dem Pharmapräsidenten die Positivliste in zerschreddertem Zustand.

Papierschnipsel, das war von ihr übrig geblieben. Die Pharmaindustrie hatte den ersten großen Sieg gegen eine Positivliste errungen. Ellis Huber, Präsident der Berliner Ärztekammer: "Horst Seehofer ist angetreten mit einem Gerechtigkeitsethos, das von den innerärztlichen Reformern auch unterstützt worden ist.

... Im August '95 erfolgte dann der nächste Versuch. Die Berliner Ärztekammer erstellte eine eigene Positivliste mit 600 Arzneimitteln. Das hätte wohl für alle notwendigen Behandlungen gereicht. Die Reaktion kam prompt. BAYER und die Pharmaindustrie zogen vor Gericht und erwirkten einstweilige Verfügungen. Das finanzielle Risiko wurde zu groß, deshalb mußte sich die Ärztekammer der Übermacht der Pharmaindustrie beugen. Ihre Positivliste darf sie bis zum heutigen Tag nicht mehr verbreiten. Ellis Huber: "Die juristischen Gründe sind die, daß Landesärztekammern und ihre Präsidenten nicht das Recht haben, in den freien Markt einzugreifen. Es fehlt ein schlichter Satz in einem Bundesgesetz, etwa: 'Die Landesärztekammern sind berechtigt, Positivlisten, im Sinne der Qualitätssicherung für die Phamakotherapie zu erarbeiten und zu veröffentlichen.' Aber genau diesen Satz verweigert uns der Bundesgesundheitsminister und er hat - ähnlich wie mit den Schnipseln, die beim Geburtstag des Verbandsvorsitzenden der Pharmaindustrie überreicht worden sind - auch hoch und heilig einer Runde von Phamavertretern versprochen, er werde gesetzestechnisch sicherstellen, daß Landesärztekammern wie die Berliner solche Positivlisten künftig nicht machen können."

Der dritte Versuch: Der Bundesverband der Kassenärzte veröffentlichte Anfang November '96 seine Positivliste. Man erstellte eine abgeschwächte Version, das Berliner Beispiel war ja bekannt. Trotzdem gab es massiven Ärger. Dr. Winfried Schorre von der 'Kassenärztlichen Bundesvereinigung': "Die pharmazeutische Industrie hat, wie nicht anders zu erwarten war, sauer reagiert und setzt alle juristischen Mittel ein, die Verbreitung zu verhindern. Gegen einen ersten Entwurf haben sie vielfach geklagt. Wir haben diese Verfahren gewonnen. Und gegen eine endgültige Fassung, die wir bereits an die deutschen Ärzte verschickt haben, haben sie jetzt bereits wieder zwei Klagen eingelegt." Nur wenige Tage nach diesem Interview bekamen die Kassenärzte die nächste einstweilige Verfügung. Unter Strafandrohung von 500.000 Mark ist es ihnen jetzt verboten, ihre Liste zu veröffentlichen.

Die Pharmalobby argumentiert, Positivlisten brächten die Therapiefreiheit der Ärzte in Gefahr. Tatsache ist jedoch, daß Ärzte und Ärztinnen auch mit Positivlisten im Hintergrund jedes Medikament verschreiben dürfen. Nur: Bestimmte Medikamente wird es dann nicht mehr auf Kassenrezept geben. Wenn ein Patient die sogenannten "unwirksamen Medikamente" dennoch haben möchte, kann er sie auf ein Privatrezept bekommen. Allerdings muß er sie dann auch selbst bezahlen. Auch die Behauptung von Pharma-VertreterInnen, die Preise für Medikamente müßten so hoch sein, um die teure Forschung finanzieren zu können, ist nur vorgeschoben. Lediglich 10 % der Ausgaben fließen in die Forschung, stolze 25 % werden für Werbung ausgegeben.

Ellis Huber: "Man forscht ja nicht für bessere Krankenversorgung, man forscht im wesentlichen für bessere Absätze. Längst haben die Profitinteressen der Unternehmen die Gesundheitsinteressen überwuchert und das internationale 'Pharmakapital-Monopoli' bestimmt. Umsatz über alles, ist die Devise. Es geht aber darum, sozialen Gewinn wieder höher zu bewerten, als individuelle Profitinteressen. Wir müssen die industriellen Verwertungsinteressen im Markt der Gesundheitsdienste zurückdrängen zugunsten des Allgemeinwohls. Wir benötigen eine Gesundheitsversorgung, die soziale Gesundheit, sozialen Frieden schafft. Das ist für mich, frei nach Ludwig Erhardt, ein Produktivfaktor für eine gesunde Volkswirtschaft und nicht deren Abfallprodukt. Aber: Eine solche Philosophie schadet natürlich den Interessen, die heute das Gesundheitssystem regieren."

Drei Positivlisten - und noch keine konnte der Pharmaindustrie etwas anhaben. Dabei bewegt sich ihr Umsatz mit Arzneien, die die Kassen zahlen müssen, in der schwindelerregenden Höhe von 33 Milliarden Mark. Mit den Positivlisten ließen sich nach ExpertInnenmeinung bis zu 10 Milliarden Mark einsparen - fast ein Drittel. Pillen ohne Ende - zu Preisen, die das Gesundheitssystem in den Ruin treiben. Nur die großen Pharmakonzerne haben Grund zum Jubeln: Sie verzeichneten 1996 Gewinnsteigerungen von 10 bis 30 Prozent.

ZDF, Sendung "Frontal 21": Teure Pillen - Pharmalobby blockiert Gesundheitsreform

besorgter bürger

Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

Similar topics (10)

  • Chefduzen Spendenbutton