Experte: Hartz IV konsequent umsetzen

Begonnen von Kater, 13:39:01 Do. 25.Mai 2006

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Kater

Hilmar Schneider mal wieder:

ZitatExperte: Hartz IV konsequent umsetzen
Die Diskussion um die Arbeitsmarktreform reißt nicht ab. Am Sonntag (28.05.2006) will sich der Koalitionsausschuss mit der Reform befassen. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann hält Hartz IV für gescheitert. wdr.de sprach mit Hilmar Schneider, dem Direktor Arbeitsmarktpolitik beim Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, über die umstrittene Reform.

wdr.de: Halten auch Sie Hartz IV für gescheitert?
 
Hilmar Schneider: Es ist das Gegenteil von dem eingetreten, was beabsichtigt war. Aber ich warne davor, deshalb jetzt die Reform wieder rückgängig zu machen. Denn vieles von dem, was man mit Hartz IV erreichen wollte, ist absolut richtig und notwendig, insbesondere die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Das Kernproblem unseres Arbeitsmarktes besteht doch darin, dass die Erwerbsanreize für wenig qualifizierte Menschen einfach zu gering sind. Das ist leider durch einen handwerklichen Fehler in der Reform noch verschlimmert worden, aber deswegen muss man nicht die ganze Hartz-IV-Reform wieder einstampfen, sondern man muss nur die Fehler reparieren.

wdr.de: Wo liegt denn das Problem bei Hartz IV?

Hilmar Schneider: Sozialhilfe wurde früher nachrangig gewährt, sie sollte erst dann in Kraft treten, wenn ein Bedürftiger keine anderen Einkommensquellen hat. Das bedeutete in der Praxis, dass erst einmal auf nahe Verwandte zurückgegriffen wurde. Bedürftige Kinder mussten also damit rechnen, dass man ihre Eltern zur Kasse bittet. Oft haben sie sich daher lieber um Arbeit gekümmert. Das ist nun weggefallen, und damit wurden quasi alle Scheunentore geöffnet. Und so lässt sich erklären, warum die Zahl der Bedarfsgemeinschaften seit Inkrafttreten von Hartz IV drastisch nach oben gegangen ist.

wdr.de: Muss denn Ihrer Meinung nach mehr Druck auf die Hartz-IV-Empfänger ausgeübt werden, damit diese sich auch wirklich um Arbeit bemühen?

Hilmar Schneider:Auf jeden Fall! Wenn man eines lernen kann aus den sozialen Reformen der Nachbarländer, die alle vor zehn bis fünfzehn Jahren in einer ähnlichen Situation waren wie wir heute und ihre Hausaufgaben gemacht haben, dann dass es ohne Leistung und Gegenleistung nicht geht. Jemand, der Leistungen vom Staat verlangt, sollte dafür eine Gegenleistung in Form von Arbeit erbringen. Ob das gemeinnützige Arbeit ist oder Arbeit im privaten Sektor, ist zweitrangig. Sonst haben auch Geringqualifizierte kaum Anreiz zum Arbeiten, weil es sich für sie finanziell kaum lohnt. Außerdem treibt der Staat die Menschen heute in die Schwarzarbeit, weil das für Hartz-IV-Empfänger die einzige Möglichkeit ist, das verfügbare Einkommen zu erhöhen.

wdr.de: Der Rechnungshof rügt Mängel bei Hartz IV, so müssen Erwerbslose monatelang auf Vermittlungsgespräche warten. Gibt es nicht auch organisatorische Fehler?

Hilmar Schneider:Wenn die Zahl der Bedürftigen ansteigt, weil man es falsch angepackt hat, steigt natürlich auch die Belastung der Sachbearbeiter. In dem Moment, wo eine konsequentere Sozialpolitik betrieben wird nach dem Prinzip Leistung und Gegenleistung, sinkt natürlich auch die Zahl der Bedürftigen, weil viele dann einen starken Anreiz haben, eine Arbeit aufzunehmen. Damit hat man einen viel größeren Effekt als mit einer Verwaltungsreform.

wdr.de: Sie sehen also auch kein Problem darin, dass die Zuständigkeiten für Hartz IV - wie so oft beklagt - sowohl bei Kommunen als auch bei Arbeitsagenturen liegen?

Hilmar Schneider: Das ist ein absolutes Randproblem. Die Kommunen haben immer vehement gefordert, Zuständigkeiten zu bekommen. Das hat aber mit der Effizienz der Arbeitsmarktpolitik eher am Rande was zu tun.

wdr.de: Halten Sie es denn für wahrscheinlich, dass die Bundesregierung künftig stärker auf das Prinzip Leistung und Gegenleistung setzen wird?

Hilmar Schneider: Grundsätzlich haben wir gar keine andere Wahl. Das ist nur eine Frage der Zeit. Man muss sich aber Gedanken darüber machen, wie das besser umgesetzt werden kann auf der operativen Ebene. Viele Sachbearbeiter sind gar nicht qualifiziert genug. Sie müssen für ihre Aufgabe besser vorbereitet werden. Damit sie den Betroffenen auch besser erklären können, warum es richtig und gerecht ist, für eine Leistung des Staates auch eine Gegenleistung zu verlangen.

http://www.wdr.de/themen/politik/deutschland/bundestag/hartz/060524.jhtml

Troll

Immer das Gleiche in derartigen Interviews.

Man geht davon aus das es für ALLE Arbeitslosen freie Stellen gibt.
Eine Neue Wirtschaftswissenschaft ist geboren, die Sinnologie.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Magnus

Genau, und die ist trefflich als Sinnlosologie zu bezeichnen.

Troll

ZitatOriginal von Magnus
Genau, und die ist trefflich als Sinnlosologie zu bezeichnen.

 :D
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Torsten

ZitatOriginal von Troll
Man geht davon aus das es für ALLE Arbeitslosen freie Stellen gibt.

Gibts doch. Man traut sich aufgrund von verbreiteten Vorurteilen nur noch nicht, sie öffentlich auszuschreiben. Z.B. könnte der verantwortungsvolle Beruf des Blockwarts wiederbelebt werden. Eine Ausbau der Überwachungs- und Rüstungsindustrie ist ja schon in Arbeit; leider ist die EU-Verfassung, welche z.B. die ständige Aufrüstung vorschreibt, vorerst u.a. an ewiggestrigen friedensbewegten Betonköpfen gescheitert, welche Rüstung und Krieg noch nicht als CHANCE verstehen.

Ein wenig mehr politischer Mut könnte dem schnell abhelfen. Ihre Unterbringung in Wirtschaftsförderungszentren (den unschönen Namen Konzentrationslager muß man ja nicht unbedingt verwenden) würde sie mehrheitlich wohl schon bekehren; zugleich könnte man die in der Nähe von Rüstungsbetrieben ansiedeln und 1-€-Jobs auf den Wachtürmen einrichten.

Sollten dann immer noch Arbeitslose übrig sein, kann man sie ja in eine Uniform stecken und ein paar "humanitäre Einsätze" mehr beginnen.

Schwierige wirtschaftliche Verhältnisse (also Verhältnisse, welche die Erzielung von Maximalprofiten nicht ausreichend beschleunigen) erfordern neue Ideen. Die Anfänge sind mit dem Sozialkahlschlag und Zwangsarbeit gemäß Hartz IV ja schon gemacht. Die Fortsetzung dieses erfolgreichen Kurses erfordert aber kreative Nutzung der Erfahrungen aus der Geschichte, in welcher ähnlich schwierige Situationen gemeistert wurden und sowohl Maximalprofite der Großkapitalisten als auch Beseitigung des Arbeitslosenheeres (mittels Vernichtung) sowie Schaffung neuer Aufschwungmöglichkeiten (durch Zertrümmerung Europas) erreicht werden konnten.

Hail Zukunft!
Wer freiwillig kriecht, spürt nicht den Druck, der ihn zum Kriechen zwingt. Friede sei mit Euch.

Torsten

Magnus

Zitat.......
Jemand, der Leistungen vom Staat verlangt, sollte dafür eine Gegenleistung in Form von Arbeit erbringen.
....



Aha, Experten äussern sich.

Gegenleistungen für staatliche Zahlungen verlangen ausgerechnet  endgelagerte Ex-Direktoren (einschl. Florian Gerster) von einem idylisch gelegenen Forschungsinstitut, die sich fürstlich auf Staatskosten honoriert noch wichtig machen dürfen - und en passent die Sklaverei wieder einführen wollen, obwohl insbesondere ein Hilmar Schneider selbst noch nie richtig gearbeitet hat.

Dabei müsste jedem klar denkenden Menschen seit dem Untergang der DDR einleuchten, dass durch künstlich geschaffene Arbeitplätze die Volkswirtschaft unverhältnismäßig mehr belastet wird und damit schädlicher sind als jeder Lebenskünstler, der mit wenig zufrieden ist.

Aber der alte Populismus lässt sich wohl besser verkaufen:

Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen.
Arbeit macht frei.
Faulpelze ab ins Arbeitslager.

Das leuchtet allen Spiessern sofort ein. Bringt aber volkswirtschaftlich nur Nachteile, weil es bei dem ganzen hierfür erforderlichen Zwangs- und Kontrollapparat ebenfalls um künstliche Arbeitsplätze handelt, die nichts und wieder nichts zur Volkswirtschaft beitragen und auch wiederum viel teurer als ein unbehelligter Arbeitsloser sind.

besorgter bürger

ZitatMan geht davon aus das es für ALLE Arbeitslosen freie Stellen gibt.

das eigentliche übel der ganzen unsinnstheorien ist folgendes:

Zitat1. Die Urschuld (oder Subsistenzpflicht) bezeichnet die Pflicht des Einzelnen, zur Selbsterhaltung zu konsumieren. Sie kann durch Produktion und anschließendem Selbstverbrauch des Produzierten getilgt werden. Die Urschuld entspricht den vom Marxismus definierten Reproduktionskosten der Arbeiterklasse, während die neoklassische Theorie keinen notwendigen Mindestkonsum des Einzelnen definiert.

http://de.wikipedia.org/wiki/Debitismus

deswegen können die "experten" auch nicht anders. sie müssten sonst zugeben das sie jahrelang nur schwachsinn studiert und gelehrt haben.
Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

Carsten König

ZitatEine Neue Wirtschaftswissenschaft ist geboren, die Sinnologie.

Zuviel der Ehre für den Kerl. Aber hat der einmal aus seinen Statistiken heraus in das Leben geblickt?

Troll

ZitatOriginal von Carsten König
ZitatEine Neue Wirtschaftswissenschaft ist geboren, die Sinnologie.

Zuviel der Ehre für den Kerl. Aber hat der einmal aus seinen Statistiken heraus in das Leben geblickt?

Eigentlich glaube ich, daß er nicht mal die Statistiken anblickt, bzw. nur diese die sein Ifo-Institut für ihn anlegt.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Carsten König

ZitatOriginal von Troll
ZitatOriginal von Carsten König
ZitatEine Neue Wirtschaftswissenschaft ist geboren, die Sinnologie.

Zuviel der Ehre für den Kerl. Aber hat der einmal aus seinen Statistiken heraus in das Leben geblickt?

Eigentlich glaube ich, daß er nicht mal die Statistiken anblickt, bzw. nur diese die sein Ifo-Institut für ihn anlegt.

Zum Sinn und anderen Apologeten dieses Systems hat in klugen Voraussicht abschließend und richtig geurteilt Churchill:

Zitat»Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.« Winston Churchill (1874-1965)

Klassenkampf

ZitatAber hat der einmal aus seinen Statistiken heraus in das Leben geblickt?

Sinn und Statistiken, man möchte meinen, dies gehört zusammen. Man irrt sich aber, wenn man glaubt, Sinn habe innerhalb seiner Statistiken den Durchblick und seine Wirtschaftstheorien seien wenigstens innerhalb von Statistiken schlüssig. Sinns These von der "Basarökonomie" wurde von renommierten Ökonomen bereits zurückgewiesen. Keineswegs ist es so, daß hierzulande nur mehr zusammenmontiert wird, was man im Ausland fertigt.

Lediglich auf subjektive Erfahrungen kann diese These bauen, da allerort die Menschen das Gefühl haben, dies wäre wirklich so. Aber die Statistiken sprechen auch hier eine andere Sprache, wie im August 2004 das Statistische Bundesamt darlegte.

Aber nicht nur dies, auch in seinem Buch "Ist Deutschland noch zu retten?" wurde fehlinformiert. Auf der Seite 71 präsentiert er die Kurve des Welthandelsanteils der USA, im Vergleich zu dem der Bundesrepublik. Im Text dazu wird abgehandelt, daß der Anteil der USA (in den letzten zehn Jahren) von 15 auf 19 Prozent stieg, während die BRD von 11 hinunter auf 8 Prozent fiel. "Von den Weltmärkten verdrängt" kann man über dieser Grafik lesen, gemeint ist damit natürlich Deutschland.

Nochmal: Text, Überschrift und Grafik paßten zueinander. Alleine aus diesem Buch informiert, wären keine Bedenken entstanden.

Nun wurde Sinn darauf aufmerksam gemacht, daß diese Grafik falsch sei, schließlich hatte Deutschland 2004 und 2005 den höchsten Welthandelsanteil und in den Jahren zuvor sank die Kurve nicht, sondern stieg kontinuierlich. Des Rätsels Lösung lieferten die Kritiker gleich mit: Sinn hatte Export und Import verwechselt und darauf seine These begründet.

Eine neue Auflage folgte und der Professor machte seinem Namen alle Ehre, wollte diesem Kapitel den Sinn belassen. Anstatt also zu schreiben, daß Deutschland nicht von den Weltmärkten verdrängt wurde, lautet die neue Überschrift, über einen neuen Grafik, "Wieder von den Weltmärkten verdrängt".
Warum? - Er hatte vorher die Welthandelsanteile aus den Jahren 1991 bis 2002 präsentieren wollen, was aber ja die Importe waren. Nun handhabte er es nicht so, daß er die Grafik des Exporte 1991 bis 2002 darlegte, sondern die Welthandelsanteile des Jahre 1960 bis 2002. Und betrachtet man den Graphen der BRD dort, so ist ein Abfall zu verzeichnen, da man in den Siebziger und Ende der Achtziger Jahren, weitaus höhere Anteile hatte (um die 12,5 bis 13 Prozent). Wahr ist aber auch, daß die BRD 2002, mit fast 10 Prozent Anteil dennoch Spitzenreiter war, als Primus in dieser Kategorie.
Weshalb als dann verdrängt?

Raffiniert ist er ja, er mußte sein Kapitel kaum umschreiben und seine These blieb standfest, zumindest in Augen des Laien oder Halbinteressierten. Das dieser Irrtum natürlich nie offen wurde, niemals ein Wort Sinns zu vernehmen war, ist Ehrensache.
Man mag ihm eine Verwechslung zweier Grafiken verzeihen, mag man als Einwand von sich geben: Doch wenn ein Ökonom ein Buch schreibt, zu Grafiken eine längere Passage abliefert und darauf eine These manifestiert, sollte eine Verwechslung dieser Art ausgeschlossen werden.

Das Münchner ifo-Institut war und ist immer wieder in der Kritik. Ernstzunehmende Ökonomen fallen nicht auf die Irrlehren Sinns herein, sondern enttarnen ihn als zynischen Scharlatan. Erst kürzlich wurde dies Institut in einem Zeitungsartikel kritisiert, das Medienecho allerdings blieb aus - nicht das Sein ist der Elite wichtig, sondern der Schein der vermittelt wird.
Und es fruchtet: Kürzlich konnte man hier beinahe Respektsbekundungen vernehmen, basierend auf der Vita dieses Herrn. es ist zu kurz gegriffen, sich an Lebensläufen und Auszeichnungen zu orientieren, oberflächlich außerdem. Doch Oberflächlichkeit ist der rote Faden dieser Gesellschaft, insofern ist der Verfechter der Sinnschen Vita ein Kind seiner Zeit.

Informationen bezüglich Sinns "Fehlgriff", entnommen Albrecht Müllers Buch "Machtwahn - Wie eine mittelmäßige Führungselite uns zugrunde richtet", Seite 249 ff, nachlesbar als Veröffentlichung der NachDenkSeiten
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

Carsten König

ZitatErnstzunehmende Ökonomen fallen nicht auf die Irrlehren Sinns herein, sondern enttarnen ihn als zynischen Scharlatan.

Wahre Worte wohl... ansonsten, ich eingeschlossen, widmen wir diesem Kerl zuviel der Zeit und Mühen.

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